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Normale Version: Taberna "Zum Weißen Pferd"
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Ich hielt wenig davon, dass Frauen berufstätig waren. Ihre Bürgerinnenpflicht war es, treue Matrona und aufopferungsvolle Mutter zu sein. Ich missbilligte es zutiefst, dass sich ein heiratsfähiges römisches Mädchen in einer Schankstube herumtrieb. Doch auf der anderen Seite schien sie Familiensinn zu besitzen, wenn sie, wie sie sagte, die Tante unterstützte
"Salve junge Bürgerin Iuventia", sagte ich und starrte sie an. Sie erinnerte mich an jemanden, doch ich kam nicht darauf:
"Was sagt dein Vater dazu, dass du in einer Taberna arbeitest?!" Meine Frage war militärisch direkt. Wahrscheinlich zu direkt für eine junge Bürgerin. Daher fügte ich etwas abmildernd dazu:
"Auch wenn es für die Frau Tante ist" 
Vielleicht ging ihr Vater einem ehrenvollen Beruf nach und war kein Wirt. Trotzdem erlaubte er,  dass Iuventia Helena gerade hier war. Das war so typisch für den Schlendrian, der in dieser Stadt vorherrschte. Weder Standesbewusstsein noch Sittlichkeit hatten ihren Platz.
Ihr Vater, Helena musst sich schon sehr beherrschen um nicht zu lachen. 
Ihr Vater war ein genauso eingebildeter Schnösel wie der Tribun hier, für den war ihre Mutter ja nur ein Mittel zum Zweg gewesen. Ein Gefäß um seinen Samen loszuwerden. 
Ihr Ziehvater war da schon anders gewesen, wobei er vielleicht auch nicht ganz so begeistert gewesen wäre.

„Mein Vater hat mich zu meiner Tante geschickt um ihr zu helfen, sie hat gerade erst Zwillinge bekommen. Er ist ein ehrbarer Mann und er hält viel von Familie. Arbeiten würde ich es nicht nennen, ich delegiere eher, nur bei euch mach ich heute eine Ausnahme. So ein würdiger Mann wie ihr sollte nicht von einer einfachen Schankmagt bedient werden. Also was darf ich euch nun bringen.“

Vielleicht war es etwas zu frech doch was hätte sie antworten sollen. Es gab einen Grund warum sie gerade hier war, sie war zwar eine Römerin doch keine aus höherer Geburt, da war es auch mal normal das man sich untereinander half.
Sie lächelte ihn wieder an 
„Wenn ihr euch um meine Sittlichkeit sorgt, niemand hier würde es wagen mich anzurühren. Meine Tante weiss sehr gut mit dem Fleischmesser umzugehen.“
Iuventia Helena brachte mich tatsächlich dazu, meine Mundwinkel nach oben zu ziehen:
"So, so, mit einem Fleischermesser die Ehre verteidigen? Gesprochen wie eine wahre Römerin“, goutierte ich ihren Mut. Dazu war sie wirklich hübsch. Dunkle Augen, ordentlich hochgestecktes Haar, ein kleidsames Gewand.
Sie gestand mir auch gleich, dass sie nur wegen mir an den Tisch gekommen war. Ansonsten führte sie nur die Aufsicht über ihre Sklavinnen:
„Dann sollte dennoch ein Mann hier sein. Sklaven brauchen eine harte Hand“, sagte ich. Frauen waren entweder zu milde oder zu grausam mit dem Sklavenpack. Um Maß zu halten, fehlte ihnen die männliche Durchsetzungskraft.

„Nein, bringe mir nichts von diesem Barbarenbräu aus Weizen“, sagte ich: „Bitte einen Wein vom Besten“

Diesmal lächelte ich sogar: "Und wenn du Zeit findest, Iuventia Helena: Hole dir einen Becher und leiste einem einsamen Militärtribunen, der alles dafür tut, Iscalis zu einem besseren Ort zu machen, ein wenig Gesellschaft“
Er hatte fast schon ein liebevolles Gesicht wenn er lächelte aber Helena lies sich nicht von so etwas täuschen.
Es gab Gründe warum es so ruhig heute in der Taverne war und das lag ganz sicher nicht am Wetter sondern an diesem Mann und seinen Leute.

„Wir haben ein paar kräftige Männer an der Tür und mein Onkel ist auch noch hier irgendwo.“ 
Werte sie seinen Einwurf in Punkto ein Mann vor Ort. 
Wo ihr Onkel sich wirklich rumtrieb wusste sie nicht, der war mehr abwesend als jemals da und wenn war er auch nur am trinken mit seinen Kumpanen.

„Einen wirklich guten roten hab ich für euch, der kommt aus der besten Gegend Hispania oder einen klaren weißen aus dem ager Falernus, der hat natürlich seinen Preis.“

Sie richtet sich in ihrer ganzen Größe auf, was bei ihr wohl so knapp über einem passus (1,5m) war und schmunzelte.

„Was soll man von mir denken wenn ich einfach so bei einem fremden Mann sitze und dazu noch Wein trinke. Ich kenn ja noch nicht mal euren Namen und was ihr hier macht.“
Es war reizend, wie sie versuchte, mich von der Wehrhaftigkeit ihrer Familie zu überzeugen. Sie glaubte wirklich, was sie sagte. 
Ich wusste jedoch, dass im Falle eines Barbarenüberfalls weder ihr Onkel noch seine Leute eine Chance hätten. Druiden würden Gefangene in Käfige sperren, sie zu Ehren ihrer Götter foltern und sie bei lebendigem Leib anzünden.  Das waren wilde Bestien, keine Menschen. 
Und dann die römische Jungfrauen, die in ihre Hände fielen. In mir stieg gerechter Zorn auf, wenn ich daran dachte, was diese Kelten unschuldigen Mädchen antun konnten.

 Aber Iuventia Helena musste sich keine Sorgen mehr machen. 
Ich war jetzt hier, um auf sie aufzupassen. Sie wusste zwar noch nichts von ihrem Geschick. Doch sie würde sich fügen, da es ihr Schicksal war.

"Ich bin Militärtribun Ovidius Decula. Ich hätte auch nicht zugelassen, dass Du Wein trinkst, Iuventia Helena", sagte ich streng und behielt sie im Blick:
"Nimm dir Wasser oder Saft. Schreibe alles auf meine Rechnung.
Und sage der Schankmaid, sie soll mir einen Krug Falerner bringen. Nein, nicht du gehst. Bleibe bitte hier bei mir."

Ich lächelte wieder und legte eine Hand auf den Tisch. Natürlich nicht auf ihre Hand, das war zu früh. 

Wusste Iuventia Helena beim Mühlenspiel, was eine Zwickmühle war? Oder ein Netz, was sich zusammenzog?
Hopla, was passiert hier gerade.

Helena wollte im ersten Impuls ihre Hand schon wegziehen, doch dann liess sie sie doch liegen. Seine Hand lag so nah vor ihrer das sich fast schon ihre Finger berührten, es fühlte sich so an als ob ein stätiger Fluss zwischen ihnen floss.
Seine Finger waren feingliedrig, sauber manikürt und doch sah man ihnen an das sie gewohnt waren auch zuzupacken.
Auch ihre Fingernägel waren sauber, nur nicht so fein manikürt wie seine.

Sein Ton hatte etwas von Härte angenommen, man merkte das er gewohnt war Befehle zu geben.
Helena stoss das etwas auf, sie war es gewohnt selbst zu entscheiden was sie tat oder eher nicht doch jetzt war sie nicht die junge, selbständige, keltische Priesterin sondern eine junge, unschuldige und gut erzogene Römerin, die im normalen Leben nie etwas selbst entschied und es den Männern überlies zu entscheiden.
Gehorsam setze sich zu ihm, rückte soweit von ihm ab das es nicht abweisend war aber der Schicklichkeit diente.

Sie winkte dem Mädchen und trug ihr auf den Falerner zu bringen, aber nicht dem vom Ausschank sondern den aus dem Keller im obersten Regal. Sie solle aber achtgeben das sie ihn nicht fallen lies und ihr solle sie etwas vom verdünnten Apfelsaft bringen.

„Also Ovidius Decula, was tut ihr hier in der hintersten Provinz Britanniens. Da ich euch noch nie hier gesehen habe seit ihr sicher noch nicht so lange in Iscalis. Wo stammt ihr ursprünglich her.“ 

Etwas schüchtern senkte sie ihren Blick. 

„Entschuldigt wenn ich euch etwas neugierig erscheine, aber so oft sieht man nicht neue, hübsche Gesichter hier.“ Das „hübsch“ hatte sie eher gehaucht als gesagt, es war ihr anzusehen das es ihr etwas peinlich zu sein schien.

Helena war eine gute Schauspielerin, sie konnte von einer Minute zur anderen in ihre Rolle schlüpfen den sie fühlte sie dann auch genau so.
Jetzt bekam sie sogar, ungewollte, etwas Hitze in die Wangen und ihre Hände, sie sie sittsam in den Schoss gelegt hatte spielten mit einer Falte ihres Kleides.

Zu ihrer aller Glück kam genau in diesem Augenblick das Schankmädchen mit den Bechern und dem Krug Falerner.
Helena bedankte sich bei ihr und füllte den Becher des Tribun selbst mit dem ausgelesenen Wein.
„Soll sie noch etwas frisches Wasser bringen?“ fragte sie ihn und sah ihm ins Gesicht.
Nachdem ich Helena, so nannte ich sie bereits bei mir, deutlich gemacht hatte, wer das Sagen hatte, wurde mein Ton milder. Ich durfte sie nicht gleich erschrecken. Zuckerbrot und Peitsche. Jetzt kam das Zuckerbrot. Früh genug würde sie schon merken, was mir gefiel und wenn sie nicht mehr wollte, würde ich damit drohen, alles ihrem Vater zu verraten. Es gab Gesetze, die die Bürgerinnen schützten. Aber waren wir einmal ehrlich: Jeder ging davon aus, dass die Frau die Schuld trug. Ein Mädchen, das in einer Taberna saß? Ich bitte euch, das war nicht so unschuldig wie es tat. 
Vorfreude. Das Gefühl vor einer Schlacht. Vor einer Plünderung. Vor einer Hinrichtung. Und dass ich Helena gerade als meine Geliebte auserkoren hatte.
"Ursprünglich komme ich aus der Hauptstadt", erzählte ich: "Ein ritterlicher Militärtribun durchläuft drei Ämter in drei Jahren. Im ersten Jahr war ich in Iudäa in Flavia Neapolis als Kohortenführer stationiert" Syrerinnen. Falsche orientalische Schlangen, die nur kuschten, wenn sie die Peitsche spürten:
" Flavia Neapolis wurde von unserem Kaiser nach dem Sieg von Prinz Titus neu gegründet. Drumherum nur Wüste, werte Iuventia. Für mein zweites Jahr als Tribunus Angusticlavius wurde ich nach Britannien versetzt. Hier ist es weit grüner und lieblicher. Grüner, weil es häufiger regnet. Lieblicher, weil du mir gegenüber sitzt", ich tat so, als sei ich über meine Aussage erschrocken. Ich senkte den Blick. Unter meinen Lidern beobachtete ich die Wirkung auf meine Helena:
"Entschuldige diesen letzten Satz. Doch du kannst dir nicht vorstellen, was es bedeutet, einmal wieder mit einer echten jungen Römerin zu reden. Du erinnerst mich an meine jüngere Schwester Ovidia"
Ich hatte gar keine Schwester. Aber das Erwähnen von weiblichen Verwandten schuf eine Atmoshäre des Vertrauens. Zuckerbrot sage ich nur:
"Ich hoffe sehr, dass ich nach diesem Posten zum Hilfstruppenpräfekt befördert werde. Iscalis gefällt mir als Ort. Wenn erst einmal Ordnung herrscht, kann man bestimmt gut leben. Ich möchte mich gerne hier endgültig niederlassen. Heiraten"
Wir höheren Militärs durften heiraten. Heiraten war der Köder. Ich kostete vom Wein. Er war hervorragend. Ich goss nur wenig Wasser dazu:
"Hmm Falerner. Deine Tante hat einen guten Weinkeller. Erzähle mir doch ein wenig von dir, werte Iuventia. Was machst du gerne?"
Leider hatte sie ihre Hände gerade sittsam in den Schoß gelegt. Sonst hätte ich sie zufällig berühren können. Ein wenig rot war sie geworden, das stand ihr gut.
Ich war gerade auf dem Weg hinab in den Schankraum mit den Kindern und Samira im Schlepptau, als gerade ein Bote die Schankstube betrat. "Eine Nachricht vom Stadtrat für den Wirt und die Wirtin, Domina" rief mir der Jüngling entgegen, der einen titulus um den Hals und eine tabula in der Hand trug. Ich war einen kurzen Blick zu dem Soldaten und Helena, die da wie Bekannte zusammen am Tisch sitzen und runzelte die Stirn. Helena war eigentlich immer so ein anständiges Mädchen und die Männer, die öfters hierher kamen, hatten schnell gelernt, dass mit dem Mädchen nicht gut Kirschen essen war was unziemliches Benehmen anging. 

Bevor ich mich allerdings noch weiter mit dem Thema befassen konnte, musste ich mich erst einmal mit dem Boten beschäftigen. "Ich bin die Wirtin, Iuventia Fabata. Du kannst mir die tabula geben. Wenn du Durst hast, dann hol dir ruhig noch einen Schöpfer Wasser beim Ausschank, während ich die Nachricht lese." Der Sklave schaute mich dankbar an und nahm das Angebot entgegen, da es heute sehr heiß war und der Arme bestimmt den ganzen Tag in der prallen Sonne herumhetzte. Schnell überflog ich den Text der tabula und kritzelte dann eine kurze Antwort darunter, die ich dem Boten wieder mitgeben würde. 

Die Nachricht umfasste einen Auftrag für den Ausschank von gratis Bier und Wein und die Ausrichtung eines kleinen Festes zum Jubiläum unseres Kaisers Vespasian, welches am ersten Juli stattfinden sollte. Uns blieben nur vier Tage um genügend Getränke zu besorgen und Tische vor der Taverne aufzustellen. Es würde knapp werden, aber es würde sich ausgehen. Meine knappe Antwort war nur eine Bestätigung des Auftrags an den Stadtrat, dem ich die Kosten in Rechnung stellen würde. Ich wies Samira an die Kinder mitzunehmen und schickte dann eines der Schankmädchen zu Helena, damit diese sich auch wieder um die Arbeit kümmerte. Es gab tonnenweise Zeug zu planen, bestellen und Botengänge zu erledigen. Vielleicht könnten wir auch Hasani einspannen, falls dieser zur Zeit nicht in Helenas Diensten unterwegs war.
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DER STADTRAT VON ISCALIS

Werter Bürger Octavius Commodus

In diesen Tagen jährt sich das Regierungsjubiläum
 unseres verehrten  und gnädigen Caesar Augustus Vespasianus. 
Wir, der Stadtrat von Iscalis,
 haben beschlossen und freuen uns,
den Großauftrag der

- Bürgerspeisung am 1. Juli -

an deinen Geschäftsbetrieb zu vergeben.

- Anzahl der Gäste: etwa M 
- Erbetene Getränke: Cervisia und
Wein ( einfache bis höchstens 
mittlere Qualität)
- Mittagessen: bodenständig
- Ort: In der Straße vor der Taberna
Für den Aufbau des Standes und zur
Unterstützung am Feiertag schicken wir
die Stadtsklaven.
 
Aufwandsentschädigung: Eintausend ( M) Sesterzen
Mit kaisertreuen Grüßen

[Bild: 3_11_05_23_10_15_39.png]









* Hier ist der Brief der Stadtverwaltung verehrte Fabata Big Grin 

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Dunduvan und Frowin sahen die Taberna und  traten auch ein. Es war voll. Auch hier gab es Soldaten, die die meisten Plätze belegten.
Ganz in einer Ecke wurden zwei Hocker frei. Dunduvan ergatterte sie und schob einen davon Frowin hin. Während sie auf Bedienung warteten, erzählte er:
"Bonni ist eine alte Bekannte von mir. Ich traf heute zufällig ihren Bruder Tristram, der sich tierisch Sorgen macht. Sie war erst verschwunden und tauchte heute plötzlich auf dem Forum wieder  auf. Aber sie steht unter Bewachung“, versuchte er es mit der Wahrheit, die in diesem Fall keinen Schaden anrichtete:
"Tristram wollte mit ihr sprechen, um zu fragen, was sie denn angestellt hat. Das ist der Grund, warum ich sie von den Soldaten losweisen wollte. Ich dachte, dass du einer Kollegin vielleicht helfen möchtest. Sie ist bestimmt unschuldig ganz gleich an was. Sie ist doch nur ein junges Mädchen"
er lächelte Frowin an:
"Normalerweise hätte ich dich vorher gefragt. Aber du siehst doch ein, dass mir keine Zeit blieb. Dafür muss ich mich entschuldigen. Du hast etwas gut bei mir"
Dunduvan malte mit seinen Fingern auf dem Tisch:
"Das ich dein Können bewundere, war kein Trick. Du fährst sehr gut", sagte er und schaute mit seinen dunklen Augen hoch. Die Kelten hatten die Rennwägen erfunden. Die Römer hatten zuvor nicht einmal ein eigenes Wort dafür gehabt, weshalb sie sogar das keltische Wort benutzten. Sein Volk - und auch das Frowins - verstand etwas von Pferden und Wägen.
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