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In dem kleinen Dorf Cheddar nahe von Iscalis befindet sich das eher modern anmutende Neubauhaus, das Furius Saturninus für mich gekauft hatte. Es war zwar keine römische Villa, aber es hatte mehr als einen Raum - im Gegensatz zu vielen anderen keltischen Rundhütten hier im Dorf. Mein Häuschen war rechteckig und hatte zwei kleinere, abgetrennte Zimmer sowie einen großzügigen Aufenthaltsraum, in dem sich auch der Herd befand. Das Licht war in der hinteren Ecke beim Fenster besonders gut und ich hatte mir einen bequemen Sessel dort hingestellt, damit ich dort nähen konnte.

Dazu hatte ich ein wenig Land, das ich als Küchen- und Kräutergarten benutzen konnte und der von einem Holzzaun eingefasst war sowie einen kleinen Schuppen, wo mein Badezuber und die Gartengeräte waren und ein hölzernes Aborthäuschen. Mein eigener Brunnen am Rande des Gartens machte mein neues Reich komplett. Auch wenn es mir vielleicht nicht gehörte, so fühlte ich mich doch wie eine kleine Königin. Ich bekam sogar ein wenig Wirtschaftsgeld für Lebensmittel und Haushaltsgegenstände, aber alleine brauchte ich nicht viel.
Ich war bereits drei Tage in meinem neuen Zuhause und hatte mich bereits eingerichtet, als die erste Besucherin an meine Tür klopfte. Die Geste war eher symbolisch, da ich gerade alles durchfegte und die Vordertür ohnehin offen war. Die Frau blickte mich eher neutral, aber ein wenig argwöhnisch an und in schlechtem Latein begrüßte sie mich. Ich winkte lachend ab und antwortete auf keltisch, was der Frau direkt ein Schmunzeln aufs Gesicht zauberte. 

Anscheinend hatte sie gedacht, dass hier eine Römerin eingezogen war, was die verhaltenen Blicke und die Reserviertheit der anderen Dorfbewohner erklärte. Ich bot der Frau den besten Sitzplatz auf der bequemen Liege nahe des Herds an und setzte mich dann ebenfalls um ein wenig zu plaudern. Ich hatte ohnehin geputzt bis mir das Kreuz krachte und brauchte eine Pause. Nach einiger Zeit stellte sich meine Besucherin als die lokale Hebamme Gwendolyn vor. 

Bei einer Tasse Kräutertee also ließ ich mir ein wenig über die Bewohner des Dorfes Cheddar erzählen und Gwendolyn versprach, dass sie bald wieder kommen würde, da es wohl nur noch Tage dauern würde, bis das Kind geboren wird. Ich nahm die bevorstehende Geburt mit Gelassenheit, da es in der Hand der Göttin lag, wie es ausgehen würde.
Nur in Begleitung von Seasnán hoch zu Pferd kam Saturninus zu Besuch. Es konnte sein, dass man ihn erkannte, aber er selbst hatte in Bezug auf die Kelten sich anfürsich nichts vorzuwerfen. Das er auf seinem Landgut Unterworfene als Skllaven arbeiten ließ, das war das gute Recht des Siegers, und auch die keltischen Stämme untereinander hielten es nicht anders. Daher war Saturninus einfaches Auftreten keine Tarnung, sondern eher ein Zeichen dafür, dass er ganz privat unterwegs war.

Er stieg vom Pferd und warf seinem Sklaven die Zügel zu: "Warte auf mich", befahl er.
Dann blieb er vor der Tür stehen. Deirdre war immer noch seine Sklavin, denn er hatte vor, dem Rat des Plautius Seneca zu folgen, sie beide nach der Geburt freizulassen und das Kind anzuerkennen. Er hätte also einfach in sein Eigentum eintreten können. Aber das tat Saturninus nicht, denn das hier war nichts weniger als  Deirdres Haus. 
Nur ab und zu nannte er sie noch Brigantia. Doch aus keinem anderen Grund, als dass ihr Name für ihn schwer aussprechbar war.
Saturninus befahl nicht seinem Sklaven, anzuklopfen, er selbst klopfte an. Und hätte man ihm zuvor gesagt, dass er aufgeregt sein würde, hätte er es nicht geglaubt, doch so war es.
Ich hatte Saturninus schon eine Weile nicht mehr gesehen mit dem Umzug und der Einrichtung des Hauses, aber jedes Mal wenn es an der Tür klopfte, dann flatterte mein Herz. Meistens waren es nur andere Frauen aus dem Dorf, aber als ich heute die Tür öffnete, stand tatsächlich Saturninus vor der Tür. Schnell zog ich ihn in mein kleines Häuschen und schloss dann wieder die Tür. Es war schön langsam Frühling, aber es war alles noch feucht und kühl und in der Hütte brannte ein wohliges Feuer im Herd, das für Wärme und Trockenheit sorgte. 

"Ich freue mich so sehr, dass du da bist." Ich fiel ihm direkt in die Arme, was mit dem dicken Bauch gar nicht so leicht war. "Komm zum Feuer....du bist ja ganz feucht" sagte ich, während ich ihn zur Liege zog, die nahe des Herdfeuers stand und wo es am wärmsten und bequemsten war.
"Ich freue mich auch", sagte Saturninus bewegt und bückte sich etwas, um sich die Schuhe auszuziehen, bevor er sich ans Feuer ziehen ließ. Deirdre hatte noch mehr um die Mitte herum zugelegt; daher übernahm er das Schuhausziehen selbst, anstatt es seine Sklavin machen zu lassen. Nun küsste er sie zuerst,  dann aber streichelte er ihren Bauch: "Geht es ihm dadrinnen gut?", fragte er: "Und kommst du zurecht? Habt ihr beide alles, was ihr braucht?"
Er ließ sich auf der Liege nieder und hoffte, dass sich Deirdre neben ihn setzen würde. Ihr rotes Haar glänzte im Schein des Feuers. 
"Es hat genieselt, und ich bin ja geritten", sein Haar war wie schwarz vom Regenwasser. 
Er konnte nicht so oft zu Deirdre kommen, wie er eigentlich wollte, da gab es zu viel zu tun. An manchen Tagen dachte er nicht einmal mehr als sie, als hätte die räumliche Trennung auch zu einer seelischen geführt. Dann erinnerte er sich aber wieder und wollte nichts lieber, als sofort sein Pferd satteln lassen. Immer wenn er Deirdre wieder sah, flammte die liebevolle Zuneigung für sie erneut auf.  Und sie trug sein erstes Kind - das erste Kind, von dem er bewusst Kenntnis hatte und das er als Seines betrachtete:
"Hättest du etwas zu Trinken für mich?", bat er und dann holte er das heraus, was er mitgebracht hatte. Es war ein Beißring aus Elfenbein.
"Es war meiner, als ich selbst klein war", sagte Saturninus fast schon entschuldigend dafür, dass er so sentimentale Anwandlungen hatte:
"Ich finde, er sollte ihn haben" 
Mit dem Ausziehen konnte ich Saturninus derzeit wirklich nicht helfen, da ich selbst schon Mühe hatte meine eigenen Schuhe an- und auszuziehen. Aber ich konnte ihm etwas von dem britannischen Bier holen, das ich im Haus hatte. Ich reichte ihm den Becher und kuschelte mich dann zu ihm auf die Liege. "Ihm? Denkst du denn es wird ein Junge? Es könnte ja auch ein Mädchen werden..." warf ich spielerisch ein und massierte mir ein wenig den Leib. Den Beißring nahm ich gerne entgegen und küsste ihn zärtlich. "Dein Kind wird sich sehr darüber freuen."

Ich hätte stundenlang so mit ihm kuscheln können, aber ein lautes Brummen brachte mich zum Lachen. "Ich glaube, ich sollte etwas essen. Möchtest du auch etwas? Es ist nur Gemüseeintopf, aber es gibt frisches Brot dazu, das ich heute gebacken habe." Der warme Eintopf blubberte in einem Kessel auf dem Herd und würde ihn bestimmt gut aufwärmen.
"Ein Tochter wäre mir auch recht", erwiderte Saturninus, obwohl er lieber einen Sohn gehabt hätte. Doch Deirdre sollte sich keine Vorwürfe machen, falls sie wirklich nur Mädchen gebären konnte. Wieder küsste er sie:
"Ein Gemüseeintopf wäre bei dem Sauwetter wirklich das Richtige", sagte er. Wie friedlich hier alles war. Er schaute Deirdre gerne zu, wie sie sich bewegte, auch wenn sie gerade etwas schwerfällig war. Es war, als wäre das alles hier sein Zuhause:
"Du wirst Hilfe brauchen. Hast du eine Frau aus dem Dorf anstellen können? Und eine Hebamme? Ganz gleich, was es sei, ich möchte, dass Du es hast" Er legte ein Geldsäckchen mit Sesterzen auf den Tisch. Es waren wirklich Sesterzen, keine Goldmünzen, aber er glaubte nicht, dass Deirdre etwas mit einem Aureus anfangen konnte.
Dankbar nahm er die Schale mit der Gemüsesuppe: "Es riecht köstlich", sagte er: "Isst du bitte mit mir?"
Es war für einen Sklaven normalerweise eine Auszeichnung, wenn er mit seinem Herren essen durfte. Aber daran dachte Saturninus nicht. Er dachte daran, dass Deirdre seine Frau war und dass er in ihrer Gesellschaft essen wollte. Und sie sollte ihm von ihrem Tag erzählen. Und er würde ihr erzählen, was er dachte, dass es sie interessieren konnte. Es war nicht wie mit Lucretia Serena, mit der er sich wünschte, seine innigsten und geheimsten Gedanken zu teilen. Es war schlichter und doch schön. Wäre er nicht Furius Saturninus, hätte er Deirdre als Freigelassene geheiratet.
"Hauptsache stark und gesund..." beendete ich die Diskussion bezüglich des gewünschten Geschlechts. Schmunzelnd erhob ich mich von der Liege und holte uns zwei Schalen von dem Eintopf, den ich vormittags angesetzt hatte. Es war nur einfaches Essen, aber herzhaft und wärmend, während es draußen immer noch nieselte und der kalte Wind wehte. In diesem Moment war die Welt in Ordnung mit dem prasselnden Feuer hinter uns, das uns wärmte und ein wenig simplem Geplauder. Es war leicht und einfach die Gesellschaft zu genießen und die Welt draußen außerhalb der vier Wände zu vergessen. Wenn nur immer alles so einfach wäre...aber das waren die Pläne der Götter meist nicht. 

Ich kletterte zurück auf das Lager, wo Saturninus sich ausgestreckte hatte und reichte ihm die Schale mit einem deftigen Kanten Brot und setzte mich daneben und begann selbst meinen Eintopf zu löffeln. "Bisher konnte ich noch keine Frau aus dem Dorf anstellen, aber ich bin dabei Kontakte zu knüpfen. Die lokale Hebamme habe ich bereits kennengelernt. Aber ein wenig mehr Hilfe wäre wirklich nicht schlecht, sobald das Kind da ist." Das Geld, das er mir mitgebracht hatte, würde auf jeden Fall dabei helfen. Die Hebamme würde ohnehin morgen wieder vorbeischauen und ich würde sie fragen, ob eines der jungen Mädchen im Dorf eine Anstellung suchte.

"Wir haben noch nicht über Namen gesprochen...wie wollen wir unser Kind nennen?" warf ich die Frage mit einem Grinsen in den Raum, während ich noch einen Bisschen Brot nahm. Ehe ich aber noch mehr essen konnte, musste ich erst mal tief durchatmen. Das Kind trat gerade heftig aus.
"Ich kann dir jede meiner Sklavinnen schicken. Wie wäre es mit Batrachis oder Rhea? Oder Sarapion?", zählte Saturninus auf: 
"Oder auch einen der Männer, wenn du tatkräftige Hilfe brauchst. Meinst du denn, dass eine gewöhnliche Dorfhebamme genügt?", der Furius sah nun besorgt aus:
"Ich kann auch den griechischen Medicus anweisen, dass er zu Dir kommt" 
Er legte den Arm um Deirdre, als er fertig mit dem Essen war. Er schaute ins Feuer, bis ihm fast die Augen tränten. Draußen rauschte der Regen. Es gab gar kein Draußen, das war eine Illusion:
"Er wird nach der Geburt freigelassen und anerkannt. Also wird sein Gentilname Furianus sein", sagte Saturninus und: "Äh ja, oder Furiana. Hauptsache stark und gesund", da er sich wohl fühlte, sprach er aus, was er dachte, ohne zu wissen, ob Deirdre ihm folgen konnte:
"Mein Vater hieß Aulus Furius Saturninus. Es wäre richtig, meinen Sohn nach ihm zu benennen, nicht wahr? Mein Vater und meine Mutter haben sich gemeinsam mit Otho umgebracht. Es gilt als eine bewundernswerte große Tat, denn wären sie zu Tode verurteilt worden, hätte der Staat das Furiervermögen eingezogen. So haben sie es mir hinterlassen können. All mein Reichtum....", er machte eine Geste:
"Doch weißt du, Deirdre, ich bin mir nicht sicher, ob das der wirkliche Grund war.  Weil sie nicht mit Otho herrschen konnten, haben sie nicht mehr leben wollen", und auch ihm zu Liebe nicht, dachte er. Stolz und anmaßend war sein Vater gewesen. Und Fabia Paullina war so sehr auf ihn bezogen gewesen, dass sie ihren Sohn nie wirklich gesehen hatte. Sie hatten einen Sohn gehabt, weil man Söhne hatte, aber aus keinem anderen Grund. Zu hoch flogen ihre persönlichen Ambitionen. Saturninus selbst war in jener patrizischen Härte erzogen worden. Einen einzigen Menschen aus der Familie gab es, an den er sein Herz gehängt hatte. Das war seine Cousine Stella. Doch auch sie hatte ihn verlassen.
Saturninus atmete tief durch: "Aulus Furianus Saturninus wenn es ein Junge wird. Furiana Paullina wenn es ein Mädchen wird. Doch er wird auch einen keltischen Namen tragen, und ich möchte, dass Du ihn auswählst", er lächelte sie an:
"Wie würdest du dein Kind nennen wollen?"
Ich schmiegte mich wieder an Saturninus, nachdem das Treten des Kindes ein wenig nachgelassen hatte und ich die leeren Schalen weggeräumt hatte. Das Knistern des Feuers hinter uns im Herd und der Regen, der aufs Dach prasselte waren die einzigen Geräusche außer unseren Stimmen. "Ich finde schon ein lokales Mädchen, keine Sorge. Du musst mir keine deiner Sklavinnen schicken. Aber die Hilfe des Medicus nehme ich gerne in Anspruch." Die lokale Hebamme Gwendolyn erschien mir nett, aber sie war keine Priesterin und ich war mir nicht sicher, wie gut sie wirklich war. 

Dann erzählte mir Saturninus die Geschichte vom Tod seiner Eltern und auch wenn ich nicht wusste, wer Otho war, so nahm ich an dass es ein König oder Kaiser war, wenn sie nicht mit ihm herrschen konnten. "Reichtum ist schön. Meine Eltern haben mich verkauft, weil sie arm sind und ich viele Geschwister habe. Deine Eltern haben sichergestellt, dass es dir gut geht." Liebe war natürlich auch wichtig, aber die ließ sich viel leichter finden, wenn man nicht verhungerte oder erfror. Da musste man leider pragmatisch und realistisch sein, wie ich im Laufe meiner Schwangerschaft lernte. 

"Aulus Furianus Saturninus....Furiana Paullina..." Ich ließ die Namen über meine Zunge rollen und flüsterte dann dem Kind zu. "Hörst du das, mein Liebes?" Ich lachte leise, als ich über meinen Bauch streichelte. "Wenn es ein Junge wird, dann soll er Aidan heißen und ein Mädchen würde ich Orla nennen. Es sind starke und noble Namen, die zu unserem Kind passen werden. Wie auf ein Zeichen hin, begann das Kind wieder zu treten und dieses Mal legte ich Saturninus Hand auf meinen Bauch, damit er es auch fühlen konnte. "Stark und gesund.."
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