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Vier Wochen waren seit der Geburt vergangen und Aidan hatte sich bereits an seine Geschwisterchen gewöhnt. Wann immer die Zwillinge wach waren, krabbelte er neugierig zu ihnen und griff nach ihnen. Es war schon niedlich zu beobachten, auch wenn drei kleine Kinder im Haus mittlerweile schon eine Herausforderung waren selbst mit Rheas Hilfe. 

Aidan aß immerhin schon seit einer Weile Brei und feste Nahrung, aber die Zwillinge brauchten natürlich Milch und es fühlte sich so an, als ob ständig einer der beiden Hunger hatte. Ich hatte den beiden bereits ihre bestimmten Namen gegeben - Ruairí und Ronán - auch wenn ihr Vater sie vielleicht anders nennen würde. 

Ich genoss den friedlichen Augenblick, als sie beiden aneinander gekuschelt zusammen in ihrem Babybettchen lagen. Sie würden noch schnell genug größer werden. Ich beschloss die Gelegenheit für ein Nickerchen zu nutzen, um meine Kräfte zu schonen. Ich hatte die Geburt zwar sehr gut überstanden, aber das Stillen strengte mich an.
Manches Mal hatten die Götter einen eigenen Sinn für Humor, einen daran zu erinnern, dass sie in anderen Maßstäben dachten als man selbst. Vielleicht war ich ja zu übermütig gewesen oder hatte nicht genau genug hingehört. Das war durchaus möglich. Aber das löste mein Problem nicht.

Seit ich nach Cheddar zu Deirdre gekommen war, nachdem ich mich den letzten Monat wohlweislich ferngehalten hatte, saß ich jetzt in der Hocke vor diesen zwei kleinen Wesen und versuchte, herauszufinden, welcher von beiden meine Mühen, die cih zu investieren gedachte, wert war, und welcher nicht. Es hätte mich nicht überraschen dürfen, dass sie Zwillinge bekommen hatte. Ehrlich, bei meinem letzten Besuch war sie schon fast durch die Gegend gerollt, und sowohl sie als auch ich waren Zwillinge. Das war so schon selten genug, denn normalerweise starb einer der Zwillinge bei oder kurz nach der Geburt. Oder die Mutter. Oder alle drei. Aber hier waren wir nun, mit zwei gesunden Babys, die sich nicht voneinander unterscheiden ließen. Keiner hatte irgendwas bemerkenswertes an sich. Beide hatten die richtige Anzahl Zehen und Finger, beide einen überdimensional wirkenden Penis auf einem unterdimensional wirkenden Körper, beide blaue Augen, die beide gleich dumm dreinschauten. Beide müffelten sogar gleich. Es gab schlicht nichts, was auf ein außergewöhnliches Schicksal hinwies, und das war schwer frustrierend.
Und deshalb saß ich vor ihnen in der Hocke und kam nur zu dem einen Schluss, den das hier zuließ: Die Götter hatten mich echt verarscht. Ich konnte nicht einfach eines in ein, zwei Jahren mitnehmen und ihm alles beibringen.

Mist.
Ich hatte mit Aidan zusammen auf dem Bett ein Nickerchen gemacht, als ich durch das Glucksen der Babies aus meinem Schlummer gerissen wurde. Als ich vom Bett hinüber zur Krippe der Zwillinge blickte sah ich Ciaran dort in der Hocke, wie er die beiden untersuchte und sogar an ihnen roch. Erfreut schien er nicht, aber ich wusste ohnehin nicht, was in diesem Kopf vorging. Ich streckte mich und setzte mich im Bett auf, während Aidan nach wie vor fest schlief. Aber nun ja, diese spontanen Besuche von Ciaran waren ja nichts außergewöhnliches. 

"Na du" sagte ich leise um Aidan nicht zu wecken, aber durchaus gut gelaunt. Ich erwartete nicht viel vom Vater meiner Zwillinge, aber ich hoffte, dass wir uns wenigstens gut verstehen würden. Aber nicht einmal das war garantiert. Ciaran und ich hatten eine sehr aufregende Zeit miteinander gehabt, aber nun da die Kinder geboren wurden...was würde daraus werden? Wahrscheinlich nichts. Ich wollte zwar nicht heiraten und mich an einen Mann binden, aber manchmal waren die Nächte doch schon einsam.
Ich hatte noch immer keinen Unterschied entdecken können, als Deirdre erwachte und mich grüßte. Ich hob die Hand und winkte, zum Zeichen, dass ich sie gehört hatte, ohne meinen Blick aber von den beiden Säuglingen abzwenden. Es war wie verhext, ich konnte nicht erkennen, wer davon mein Drache sein würde.
“Bist du sicher, dass die beide aus dir rausgekommen sind?“ fragte ich sicherheitshalber, nur um keine Möglichkeit außer acht zu lassen. Vielleicht war einer ja ein Wechselbalg, der sich dazugeschummelt hatte. Was die Sache interessanter und schwieriger machen würde, aber eine Erklärung bieten würde.
Kein "Hallo", "gut gemacht" oder so, aber gut was erwartete ich von Ciaran. Ich musste trotzdem schmunzeln, als er mich fragte, ob ich sicher war, dass beide aus mir herausgekommen waren. "Natürlich bin ich sicher. Hier gibt es keine Feen, die Kinder rauben. Dafür habe ich gesorgt" sagte ich und deutete auf die Eisenstangen über dem Türsturz und auch die eisernen Zierleisten an den Kinderbetten. In mein Haus kamen keine Sidhe oder sonstige Wesen. Jeder wusste, dass Eisen gegen die Biester half und das nicht nur bloßer Aberglauben war. 

"Ich habe den Kindern bereits Namen gegeben - Ruairí und Ronán." Eine weitere Sicherheitsmaßnahme, damit die Götter die Kinder nicht einfach davontragen konnten oder sie von bösen Wesen ausgetauscht wurden. Unbenannte Kinder würden sonst als klagende Geister an die Erde gebunden sein und einen verhexen, wenn ihnen etwas zustieß. "Was hältst du von den Namen?" Ich zeigte zuerst auf das rechte und dann das linke Baby. "Ruairí wurde zuerst geboren und Ronán einige Minuten später." Es war nicht leicht die Babies auseinander zu halten, aber es gab subtile Unterschiede - zumindest momentan noch. Das mochte sich allerdings bald ändern, da die beiden ja rasant wuchsen.
Ruairi und Ronan also. Ich wollte kurz auflachen. Der eine hieß roter König und der andere kleine Robbe. Es könnte natürlich ein Zeichen sein, welcher von beiden derjenige war, dem meine Vision gegolten hatte, denn welcher König hieß schon kleine Robbe? Allerdings hatte ich Deirdre von meiner Vision schon vor der Zeugung erzählt und es mochte sein, dass sie einfach die falsche Entscheidung getroffen hatte und mich in eine Richtung lenken wollte, die so von den Göttern nicht vorgesehen war. Oh, ich glaubte durchaus, dass sie im Kleinen das zweite Gesicht hatte. Vorahnungen, Verständnis für das Göttliche, solche Dinge. Aber Frauen waren heikel in ihren Ambitionen und ließen sich leicht von den Fae verwirren. Da konnte es gut sein, dass sie die Stimme eines Formori mit der eines Tuatha de Danan verwechselte.

Ich nickte also und besah mir die zwei schlafenden Knirpse noch ein wenig. Aber so sehr ich über dieses Rätsel nachdachte, ich fand keine eindeutige Antwort. Und die göttlichen Bastarde schwiegen sich natürlich auch aus. Das taten sie meistens und eigentlich immer dann, wenn man etwas von ihnen wollte. Laut und aufdringlich waren sie nur, wenn man eigentlich gerade seine Ruhe haben wollte. Dann straften sie mich mit Unruhe und Lust und Träumen. Das taten sie nie in den ruhigen Momenten, wenn ich ihre Zeichen herbeisehnte.

Aber gut, es nützte nichts. Ich erhob mich aus meiner hockenden Stellung und streckte mich.
“Es nützt wohl nichts. Wäre es nur einer, hätte ich dir angeboten, ihn mitzunehmen, sobald er verständig ist. Aber so weiß ich nicht, welchen, und zwei sind mir zuviel“, erzählte ich ganz offen, was ich mir überlegt hatte. “Ich werd also beide hier unterrichten müssen, bei dir. Das heißt dann aber auch, dass ich oft vorbeikommen muss, nicht nur an Vollmond. Das Dorf wird wissen, dass ich hier bin. Das geheimnisvolle Spielchen ist dann vorbei.“ Sie hatte zwar mitunter angedeutet, dass sich das bei ihr ändern könnte, aber bisher hatte sie keine ernsthaften schritte unternommen, mich öfter und weniger heimlich zu sich einzuladen, also nahm ich ihre Entscheidung da als gesetzt an.
“Natürlich werden wir dann nicht jedes Mal miteinander vögeln. Wenn du nicht mehr willst, geht es auch völlig ohne.“ Ich hatte jetzt, was ich wollte. Sex war durchaus sehr angenehm, aber ich war da bei weitem nicht so versessen darauf wie viele andere Männer. Ehrlicherweise wusste ich nicht einmal, warum die sich deshalb teilweise dermaßen verrückt machten. Wenn ich Lust hatte, hatte es mir nie an Partnerinnen gemangelt. Aber vielleicht hatte ich einfach seltener Lust als manch anderer.
Der knapp eineinhalbjährige Aidan war mittlerweile aufgewacht und nach einem kurzen Knuddeln auch ganz interessiert an Ciaran und krabbelte zum Rand des Bettes und stakste in seiner Babysprache plappernd auf ihn und das Bettchen der Zwillinge zu. Auch wenn er nun schon ein paar Monate herumwanderte und mittlerweile herausgefunden hatte, wie er sich an meinem recht niedrigen Bettlager hochziehen konnte und auch wieder runterkam, waren seine Schritte noch nicht sehr sicher und ein bisschen wackelig. Ich ließ das Kind aber lächelnd gewähren. Ich liebte meine drei Söhne sehr und es würde mir wahrscheinlich das Herz brechen, dass ich sie über kurz oder lang an ihre Väter verlieren würde. 

Ciaran schien mittlerweile zu einer Entscheidung gekommen zu sein dem Ausdruck in seinem Gesicht nach zu urteilen, auch wenn mir seine Gedanken ein Rätsel waren. Als wir uns das erste Mal vereinigt hatten, war es als ob die Götter über uns gekommen waren. Es war eine absolut magische Nacht gewesen, in der die Zwillinge gezeugt wurden und ich würde den Anblick des Vollmondes immer damit verbinden. Aber Romantik gab es nicht wirklich zwischen Ciaran und mir. Ich liebte ihn nicht und er mich nicht und das bereitete mir auch keinen Kummer, aber manchmal waren die Abende schon lang und einsam. "Ich habe nichts dagegen, wenn du deine Kinder besuchen kommen möchtest. Du weißt ja, wo du mich und deine Söhne findest. Bis du ihnen aber etwas beibringen kannst, wird noch ein Jahr oder zwei vergehen" sprach ich. 

"Das mit dem Sex weiß ich aber noch nicht...." fuhr ich fort. Wie das in Zukunft alles funktionieren sollte, musste ich mir noch überlegen und sehen wie sich das alles hier entwickelte. Ciaran war ein ausdauernder Liebhaber und sein Speer mehr als adäquat für eine Nacht voll Spaß, aber ich sehnte mich auch nach einem romantischen Wort und einer warmen Umarmung und nichts davon konnte mir der Vater meiner Zwillinge bieten. Auch Saturninus war zwar ein etwas romantischerer Liebhaber, aber am Ende ging dieser heim zu seiner Frau und ich war wieder alleine. Aktuell war Sex sowieso noch kein großes Thema, da noch alles wund war und heilte, aber auf kurz oder lang wollte ich eigentlich nicht auf männliche Gesellschaft verzichten. Aber nur die Götter wussten, wo das hinführen würde...
“Zwei Jahre….“ murmelte ich leise vor mich hin. Das war eine verdammt lange Zeit, in der ich zum Nichtstun verdonnert sein würde. Naja, nicht nichts, ich würde eine ganze Menge tun und dafür Sorgen, dass mein Sohn diese Zeit auch sicher überlebte. Und dass er nicht mit zu viel Unfug in Berührung kam. Und da ich nicht wusste, welchen es betraf, würde ich bei beiden dafür sorgen. Vielleicht war das auch nicht so schlecht, wie ich fürchtete. Cinead war mir immerhin auch sehr nah und eine große Hilfe, auch wenn er weder sehen konnte, noch meine anderen Gaben teilte. Ich war nicht so vermessen wie Cathbad, alles gleich als unnütz zu betiteln, nur weil es meinen Plänen nicht exakt entsprach.

Gegen meinen Anteil an der Erziehung hatte Deirdre auch nichts, aber vielleicht etwas gegen den Sex. Ich schaute nur kurz zu ihr, zuckte dann mit den Schultern. “Überleg es dir in Ruhe. Ich bin nicht enttäuscht, wenn du einen anderen willst.“ Ich hatte ja auch andere. Naja, auf meine Art eben. Sex an sich war zwar ganz nett, aber kein Vergleich zu den anderen Dingen, die mir eine viel tiefere und längere Befriedigung verschafften. Und die ich mit Deirdre nicht zu tun gedachte. Sie gehörte zu den wenigen Menschen, die sich deshalb keine Sorgen machen mussten.
“Aber vielleicht ziehe ich mit meinem Bruder dann doch noch in dieses Dorf. Mal sehen. Ich muss es mit ihm besprechen. Er ist da manchmal…. seltsam.“ Oder wahrscheinlich war er normal und ich seltsam, das konnte gut sein. Auf jeden Fall verstand ich nicht immer seine Gründe.

Schließlich stand ich auf und warf einen letzten Blick auf meine zwei Söhne, von denen einer für Großes bestimmt war.
Er nahm die einstweilige Ablehnung von weiteren Intimitäten eher gelassen, was nicht bei allen Männern so war. Den meisten Kerlen war Sex sehr wichtig und sie verzichteten nicht freiwillig darauf, wenn sich die Möglichkeit ergab. "Derzeit habe ich ja keinen anderen Mann..." sagte ich nur und zuckte neutral mit den Achseln. Vielleicht würde sich das ändern, vielleicht auch nicht. Wer wusste das schon.

Was mich aber mehr verblüffte war die Ansage, dass Ciaran daran dachte hier ins Dorf zu ziehen. Ich wusste nicht so recht, wo er wohnte und was er machte, aber er erschien mir immer wie ein junger Druidenschüler, so wie er über Götter und dergleichen sprach und daher ging ich davon aus, dass er im Untergrund versteckt lebte. Ich hatte nie wirklich Fragen gestellt, da zu viel Wissen nur belastend ist in so einer Situation und ich ja nichts verraten konnte, was ich nicht wusste. 

"Wenn du denkst, dass das das Beste ist, dann freuen sich deine Söhne in Zukunft bestimmt darauf, dass du sie oft sehen wirst." Aber ob sich Ciaran und Aidans römischer Vater dann nicht über kurz oder lang ins Gehege kommen würden?
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