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Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
05-29-2023, 08:09 PM,
Beitrag #31
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
(05-28-2023, 11:25 PM)Calum schrieb: Calum konnte sich an Zeiten erinnern, in denen sie wirklich so etwas wie Brüder gewesen waren. Heute jedoch war Dunduvan wie sein General, nicht wie sein Bruder. Gleichwohl war er, Calum, wohl kein guter Soldat mehr. Sie hätten ihm nie erlauben dürfen, die Römer kennenzulernen…
Doch wann hatten sie begonnen, sich gegenseitig zu betrügen?
Calum kam es vor, als ob er und Dunduvan mit ihren Blicken einen stummen Kampf ausfochten, ehe er sich den anderen zuwandte.
„Tut mir Leid, Alun, kanntest du ihn? Er stellte sich den Römern an Samhain entgegen, als sie die Feiernden überfielen. Doch er interpretierte noch die Prophezeiung der Göttin, die er mir weitergab. Einige von uns“ Er warf Dunduvan erneut einen Blick zu, „denken, er habe sich geirrt oder sei ein Verräter gewesen.
Caradoc sagte, dass Cathbad sich geirrt hat. Dass das Römische Reich noch lange nicht am Ende ist und unser Kampf nichts als Leid bringt und wir ihn nicht gewinnen können. Er sagte auch, dass ein Kind der Liebe kommen würde, aber die genaue Bedeutung ist mir nicht ganz klar.
Es scheint sich ja mit dem zu decken, was du zu berichten hattest: Dass die Römer zahlreich sind wie die Sterne. Wie soll eine Bande Falken das ändern? Sie überschwemmen uns wie eine Flut. … Ich hoffe, diese Worte waren zuversichtlich genug für dich, Bruder“, sagte er noch giftig zu Dunduvan, ehe er fortfuhr:
„Dieser neue Statthalter scheint ja gut dazu zu passen. Wenn er wirklich derart ehrgeizig ist, wie du sagst, Alun, dann könnten wir mit unseren Aktionen am Ende noch seine Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Es bringt uns nichts, für die Freiheit zu kämpfen, wenn unsere Landsleute dafür zahlen müssen. Wie seht ihr das?“
Die Frage war eigentlich eher an Alun gerichtet als an Ciaran, denn dessen Meinung konnte er sich schon fast denken. Der Mann war einfach nicht zufrieden, wenn er nicht Unruhe stiften konnte und eine friedvolle Lösung würde ihm einfach nicht gefallen.

(05-29-2023, 04:56 PM)Dunduvan Deimos schrieb: "Cathbad hat sich nicht geirrt!", rief Dunduvan aus. Früher war Calum immerzu der ergebenste der Brüder gewesen. Seit wann war er so auf Krawall gebürstet?

Dunduvan musste dagegen sprechen. Selbst auf die Gefahr hin, dass die Druidenmeister ihn noch viel schlimmer bestraften, als das erste Mal, da er seine Verfehlung wiederholte:
"Cartivel hat mich mit einem Geis belegt, als ich es ausgesprochen habe: Cathbad lebt, und Caradoc ist tot! Wer also steht in der Gunst der Götter? Wer wurde bestraft?", er strich sein langes dunkles Haar aus seiner Stirn und sah nacheinander jeden mit funkelnden Augen an:

"Wir sind keine Bande von irgendwelchen Jungen. Wir sind die Rache der Götter. Auch du hast
einst geschworen, Calum , erinnere dich bitte: 

Ich schwöre, Rom immerdar hassen.
Zu Land und zu Wasser werde ich die Römer bedrängen.
Sie sollen unsere heilige Insel verlassen und nie wieder kehren.
Und ihre Seelen sollen nie wieder geboren werden.


Wenn es ihr Schicksal ist, werden die Römer verschwinden, ja. Was gibt mir nur das Gefühl, dass du dich zu ihnen mehr hingezogen fühlst, als es gut für dich ist ?! Hast du denn deine Mutter vergessen?!",

Er schluckte.  Er musste sich beherrschen. Beherrschen, bevor alles den Bach hinunterging. 
Flüchtig dachte er an Niamh, als sie in seinen Armen aufgewacht war. Suileabháin hatte sie ihn genannt. Wie war es wohl, auf diese Weise angesehen zu werden wie sie jenen Suileabháin ansehen wollte?
Er verstand nicht, warum er gerade die Beherrschung verloren hatte. Vielleicht weil er sich immer noch sehnte? 

Dunduvan grub sich seine eigenen Fingernägel in seine Handflächen, bis Blut kam. Das brachte ihm seine Gelassenheit zurück:

"Verzeih mir Calum, Bruder, meine harten Worte. Die Deutung eines Druiden für das Neue Jahr darf natürlich nicht unterschlagen werden. Jeder von uns ist frei, seine Schlüsse zu ziehen. Ich hatte... ich hatte einfach eine miese Nacht"

Das stimmte nicht. Nur das Aufwachen war verdammt mies gewesen.

^^^                                                    

Draußen auf dem Platz erhoben sich Stimmen. * 
Sie klangen ärgerlich oder ängstlich. Es war Dunduvan, als wäre die Stimmung von Beltane urplötzlich gekippt. Als hätte sich eine dunkle Wolke vor die Sonne geschoben.
Er hob die Hand: "Einen Moment bitte. Etwas geschieht gerade"

Dunduvan schaute durch den Eingang des Gemeinschaftshauses nach draußen. Auf dem Platz hatte sich alles um einen gerade eingetroffenen Reiter versammelt. Dunduvan kannte ihn vom Sehen. Es war einer der jüngeren Männer von Cheddar und ein Enkel von Boduognatus. Viele Tage hatte ihn das Sumpffieber an sein Lager gefesselt.
Man merkte ihm die Erkrankung und die Anstrengung eines scharfen Ritts an. Er zitterte und konnte sich kaum im Sattel halten. Das Fell seines Pferdes dampfte förmlich, und weiße Flocken stoben von seinen Nüstern zu Boden.
 Langsam verstand Dunduvan, um was es ging.  Die Wortfetzen formten sich zu einer Botschaft:

"Römische Soldaten haben Cheddar überfallen. Sie haben geraubt. Sie haben Frauen geschändet"

Dunduvan drehte sich um, die Tür hielt er offen. Die Falken mussten hören, was der Reiter berichtete.

"So also sieht der Römische Frieden aus", sagte er spöttisch, aber blass war er geworden. 



* Sim off: Das geschieht dann, wenn es passt  


(05-29-2023, 05:35 PM)Calum schrieb: "Mein Schwur? Mein SCHWUR?", rief Calum Dunduvan hinterher. "Wir waren sieben Jahre alt! Wir hatten keine Ahnung, was man uns da schwören ließ und haben nur das nachgeplappert, was man uns vorgegeben hat! Was schulde ich meiner Mutter? Sie hat mich gehasst, wie alle anderen auch. Sie hat mich so sehr gehasst, dass sie nicht einmal mehr leben wollte. DAS war meine Mutter. Und Cathbad soll sich nicht geirrt haben!? Denk an deine Schwester, Dunduvan, und dann an Raven, und dann sag mir, dass Cathbad in deinen Augen unfehlbar ist! Du kannst mir nicht sagen, dass du gutheißt, was er tut!"
Calum konnte seinen Ärger und diese unbändige Wut nicht mehr verbergen. Die Selbstverständlichkeit, mit der Dunduvan auf ihm herumtrampelte und alles verleugnete, was er sagte, brachte ihn an die Grenzen seines Charakters. Warum nur machte ihn Dunduvan so wütend?

Einen Dämpfer in seiner rechtschaffenden Wut erhielt Calum nach dem Auflauf, der draußen geherrscht hatte und von dem Dunduvan nun zurückkam.
Die Römer hatten Cheddar überfallen? Aber warum? Warum taten sie das jetzt? Cheddar? Was sollte da passiert sein? Mit welchem Grund...?
"Aber Cheddar hatten sie doch längst erobert... Warum sollten sie das Dorf angreifen?", fragte er mit einer blassen Miene wie ein Geist. "Außer, wenn sie dachten, dort gebe es Gefahr oder dass das Dorf rebellieren würde... Ich frage mich... wussten sie davon, dass wir dort waren? Aber das kann ich mir nicht vorstellen...
Ich sollte mich in der Castra umhören. Ich habe ein paar Gegenstände mit meinem Meister geschmiedet, die dorthin geliefert werden sollten. Alltagsdinge, Töpfe, Hufeisen und so. Vielleicht erfahre ich was. Gut, dass ich die Lieferung noch nicht gemacht habe."
Caradoc hatte sich den Römern an Samhain entgegengestellt und war getötet worden. So weit so gut. Das war sehr bedauerlich. Aber ja, damit mussten wir alle rechnen, wenn wir uns dem Feind entgegenstellten. Aber der zweite Teil der Botschaft verwirrte mich ganz und gar! Cathbad habe sich geirrt. Das Imperium wäre noch lange nicht am Ende  und wir würden darin scheitern, wenn wir sie weiter bekämpften, denn unser Kampf brächte nur Leid über die Stämme Albions. Das klang in meinen Ohren nach Verrat! Nein, Blasphemie!
 
"Ja, sie sind zahlreich wie die Sterne, aber das ist kein Grund, sie gewähren zu lassen. Sie nennen sich überheblich die Herren der Welt! Doch ich sage dir, Hochmut kommt vor dem Fall! Wir dürfen und nicht mit dem Gedanken begnügen, den Kampf aufzugeben, weil wir ja eh nichts ausrichten können. Nein Calum! Ich bitte dich, denke nicht so! Noch haben wir die Chance, etwas gegen sie zu unternehmen! Die Römer sind in ihrem Tun sehr pragmatisch! Nur wenn sie  Sinn und Zweck in einer Sache sehen und ordentlich Profit machen können, realisieren sie sie. Wir müssen ihnen klarmachen, dass es nicht lukrativ ist, weiter in den Norden vorzudringen, oder gar Iwwerdon zu überrennen. Darin sehe ich unsere Aufgabe! Nur wenn wir etwas tun, können wir auch etwas bewirken!"

Dunduvan war auch aufgebracht darüber und erinnerte Calum an unseren Schwur! Ja, wie alle hatten geschworen die Römer dort zu bekämpfen, wo wir sie trafen! Das war damals kein Klein-Jungen-Spiel gewesen! Spätestens als damals unsere Mütter starben, war unsere Kindheit zu Ende gewesen. Und ja bei allen Göttern, ich würde nicht ruhen, bis ich den Mann gefunden hatte, der sich hinter dem Kürzel MAF versteckte, damit ich ihm sein verfluchtes Leben nehmen konnte. Albions Erde musste mit dem Blut der Römer getränkt werden, damit sie endlich verstanden, dass wir sie hier nicht wollten!
Meine finsteren Gedanken wurden von dem Tumult um ins herum für einen Moment ausgeblendet. Ein Reiter aus Cheddar sei eingetroffen hieß es, der mit seinen letzten Kräften diesen heiligen Ort erreicht hatte. Die Römer hätten Cheddar überfallen, hieß es weiter. Ich war nicht der Einzige, der nicht begriff, warum. Aber Ciarans Erklärung schien mir die plausibelste zu sein. "Nun seht ihr, wie Rom ist. Sie suchen nach einen Grund, uns weiter zu schwächen. Hier müssen wir ansetzen und ihnen klarmachen, dass sie uns noch lange nicht bezwungen haben!"

Ich erhob mich und blickte noch einmal zu meinen Brüdern. "Also ich weiß nicht, was ihr machen wollt. Aber ich werde jetzt nach Iscalis reiten! Aber vorher muss ich noch etwas erledigen!" Damit ließ ich die anderen zurück und begab mich zu jener Hütte, in der nun Niamh wohnte. Ich wollte mich von ihr verabschieden und sie fragen, ob ich Louarn eine Nachricht überbringen sollte. Seltsamerweise war sie nicht da. Auch ihr Bett schien nicht angerührt zu sein. Luoarn konnte sie nicht mitgenommen haben. Zu der Zeit war sie noch mit Dunduvan zu Gange gewesen. Etwas musste passiert sein. Hatte sie nicht erwähnt, dass dieser Gallier aus Iscalis nach ihr suchen ließ? Ich hatte ein ganz dummes Gefühl bei dieser Sache! Ich eilte wieder zu meinen Brüdern zurück. "Niamh ist weg! Sie ist verschwunden! Aber all ihre Sachen sind noch da!"
Ich verlor keine Zeit mehr, holte meine Sachen und mein Pferd und ritt so schnell es ging nach Iscalis.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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05-29-2023, 09:32 PM,
Beitrag #32
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Einen Moment lang war Dunduvan froh. Da war er wieder, der Geist der Falken, wie Cathbad ihn gewollt hatte. Ein Pfeil, welcher von seiner Hand vom Bogen schnellte, mitten ins Herz des Feindes.
Dunduvans Blick fiel auf Calum.  Calum war der Einzige, der von Frieden gesprochen hatte. Aber was in Cheddar geschehen war, musste ihn doch ernüchtert haben. Es konnte keinen Frieden geben. Nicht solange die Römer waren, was sie nun einmal waren. Räuber und Menschenschlächter. Doch  Dunduvan wusste sehr gut, wie es sich anfühlte, wenn ein Traum zerplatzte.
Er lächelte Calum düster an. Sachte legte ihm eine Hand auf die Schulter, ließ sie dann wieder fallen:
"Wir sind zusammen angekommen, lass uns auch zusammen zurück wandern", bat er: 
" Es würde mir gefallen, wenn du an meiner Seite kämpfst, Calum" ....

Es war Ciaran, der sich um den Boten aus Cheddar kümmerte. Dunduvan wusste, was für ein hervorragender Heiler er war - wenn er denn heilen wollte. Er hatte einen untrüglichen Instinkt für die Natur der Dinge. Das wenigste Wissen stammte aus Schriftrollen. 

Dann kam Alun, der kurz draußen gewesen war, zurück und verkündete, dass Niamh fort war. War sie einfach so davon gelaufen? Etwa Lou hinterher? 
Aber es war ein Unterschied, ob ein Druidenschüler und Krieger aufbrach oder eine junge Frau, die zumal in Albion eine Fremde war? 
"Ich werde auf dem Weg Ausschau nach Niamh halten", sagte Dunduvan. Der Gedanke, dass ihr etwas passiert sein könnte, behagte ihm nicht. Vor ihm war sie geflohen, vor ihm. Ach, Dunduvan schüttelte sich, um die unangenehmen Gedanken zu vertreiben. Der Gedanke an Niamh durfte ihn nicht ablenken.

Die Bruderschaft schien es jetzt eilig zu haben, aufzubrechen. Ciaran und dann vermutlich auch sein unzertrennlicher Zwilling würde wohl erst den Umweg zur Falkenhöhle reiten, um das Pyr Automaton zu untersuchen und dann  nach  Iscalis kommen. 
Alun, dessen Rede etwas Aufpeitschendes gehabt hatte, wollte nachforschen, was mit Niamh geschehen war. Er, Dunduvan ,wollte nach Cheddar und nach Iscalis. Er hoffte dass Calum zumindest ein Stück des Weges mit ihm käme. Was Fintan tun wollte, hatte er noch nicht gesagt.

Dennoch würden die Brüder wohl früher in Iscalis ankommen als er selbst. Sie hatten Pferde, Calum und er hatten keine.

Dunduvan trat vor das Gemeinschaftshaus. Die Luft war überraschend mild, ein warmer Wind war von Süden aufgekommen,  trieb Wolkenfetzen vor sich her und riss ab und zu ein Stück blauen Himmel auf. Ein Schwarm Krähen ließ sich von ihm treiben und flog von Süden nach Norden. Sie kommen von Andraste!  dachte er. Die Götter blicken auf uns. 
Was er gestern von Ciaran bekommen hatte, kreiste immer noch in seinen Adern.

Dunduvan  hob den Kopf, als er in der Ferne das leise Heulen einer Hundemeute zu hören glaubte. Beim nächsten Beltane Fest werden nicht mehr alle von uns dabei sein, dachte er

Nach Iscalis......"Wir sehen uns bald wieder !", rief er und hob eine Hand zum Abschied.
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05-29-2023, 11:00 PM,
Beitrag #33
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Alun preschte gleich los und wartete auf keinen von uns. Kopfschüttelnd schaute ich ihm nach. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob ich der einzig normale hier war. Vermutlich, denn diese Welt war verrückt.

Dunduvan verneinte meine Frage nach einem Pferd und schien mit Calum zu Fuß zurückgehen zu wollen. Fintan fragte ich gar nicht erst, der würde sich ein Pferd klauen, wenn er keines hatte, außerdem war er für mich unerheblich. Dunduvan interessierte mich viel mehr, und noch mehr, dass er nach Niamh Ausschau halten wollte.
Ich grinste schief und begab mich in die Richtung, wo ich Cinead vermutete, und eben auch sein und mein Pferd. Im Gehen drehte ich mich zu Dunduvan um. “Nehmt die beiden Pferde, die Niamh gehören, Dunduvan.“ Ich lachte, laut, auch wenn die anderen auf dem Platz, die sich um den kranken Jungen kümmerten und sich mit gedämpften Stimmen über die Geschehnisse in Cheddar austauschten, mich wieder komisch ansahen. Aber ich sah im Moment sehr klar. Und das hier war so klar, dass man es nicht übersehen konnte. “Zwei Pferde, Dunduvan! Sie hat zwei Pferde zurückgelassen! Zweifle nie wieder am Willen der Götter, wo sie ihn dir doch so deutlich entgegenschreien.“
Ich drehte mich noch einmal zu ihm um und verneigte mich spöttisch tief, wie es ein Barde am Hof eines Fürsten nach gelungener Darbietung wohl tun würde. “Gern geschehen“, wiederholte ich noch einmal meine Worte vom Morgen, als er mich mit seiner Schleuder bedroht hatte, weil ich ihn und Niamh zusammengeführt hatte. Aber noch deutlicher konnten die Götter doch gar nicht mit ihm sprechen als jetzt. Noch deutlicher konnten sie nicht sagen, dass ich ihren Willen getan hatte.

Sehr mit mir zufrieden suchte ich also meinen Bruder, damit wir uns auf den Weg machen konnten zu meinem neuesten Spielzeug. Und ich brannte darauf, es brennen zu sehen.
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05-31-2023, 10:58 AM,
Beitrag #34
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Fintan konnte den Aufriss nicht wirklich verstehen. Sie hatten eine Aufgabe und die konnten sie auch seinetwegen weitermachen. War nicht so als hätte er irgendwelche anderen Pläne. Natürlich konnte man sich das Leben nebenher was schön machen, aber im Großen und Ganzen hatte er wenig Lust, sich jetzt mit "Alternativen Philosophien" auseinanderzusetzen.
Calum war in Schweigen verfallen und wirkte ein wenig geschockt. Also zog Fintan eine Münze hinter seinem Ohr hervor. Er hatte es schon immer besser gefunden, gespannte Situationen aufzulockern, doch diesmal schien es nicht zu helfen.
"Ach komm, jetzt hör auf zu schmollen."
"Lass mich", sagte der nur - was für Fintan natürlich eine Aufforderung war, eben dies nicht zu tun. Doch Dunduvan kümmerte sich jetzt um Prinzessin Calum, der vollkommen dicht machte. Ach also schön.
"Iscalis klingt gut. Nimmt mich wer mit? Ich schaue mal, wo ich mich einquartiere. Irgendwo, wo es nicht zu langweilig ist, wäre super."
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06-01-2023, 05:54 PM,
Beitrag #35
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
(05-29-2023, 11:00 PM)Ciaran schrieb: Alun preschte gleich los und wartete auf keinen von uns. Kopfschüttelnd schaute ich ihm nach. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob ich der einzig normale hier war. Vermutlich, denn diese Welt war verrückt.

Dunduvan verneinte meine Frage nach einem Pferd und schien mit Calum zu Fuß zurückgehen zu wollen. Fintan fragte ich gar nicht erst, der würde sich ein Pferd klauen, wenn er keines hatte, außerdem war er für mich unerheblich. Dunduvan interessierte mich viel mehr, und noch mehr, dass er nach Niamh Ausschau halten wollte.
Ich grinste schief und begab mich in die Richtung, wo ich Cinead vermutete, und eben auch sein und mein Pferd. Im Gehen drehte ich mich zu Dunduvan um. “Nehmt die beiden Pferde, die Niamh gehören, Dunduvan.“ Ich lachte, laut, auch wenn die anderen auf dem Platz, die sich um den kranken Jungen kümmerten und sich mit gedämpften Stimmen über die Geschehnisse in Cheddar austauschten, mich wieder komisch ansahen. Aber ich sah im Moment sehr klar. Und das hier war so klar, dass man es nicht übersehen konnte. “Zwei Pferde, Dunduvan! Sie hat zwei Pferde zurückgelassen! Zweifle nie wieder am Willen der Götter, wo sie ihn dir doch so deutlich entgegenschreien.“
Ich drehte mich noch einmal zu ihm um und verneigte mich spöttisch tief, wie es ein Barde am Hof eines Fürsten nach gelungener Darbietung wohl tun würde. “Gern geschehen“, wiederholte ich noch einmal meine Worte vom Morgen, als er mich mit seiner Schleuder bedroht hatte, weil ich ihn und Niamh zusammengeführt hatte. Aber noch deutlicher konnten die Götter doch gar nicht mit ihm sprechen als jetzt. Noch deutlicher konnten sie nicht sagen, dass ich ihren Willen getan hatte.


(05-31-2023, 10:58 AM)Fintan schrieb: "Iscalis klingt gut. Nimmt mich wer mit? Ich schaue mal, wo ich mich einquartiere. Irgendwo, wo es nicht zu langweilig ist, wäre super."

Dunduvan musterte mit zusammengekniffenen Augen Ciaran, der ihm bei jeder Begegnung wieder aufs Neue unheimlich war. Immer wenn er glaubte, dass er keine Überraschung mehr erwarten durfte, war sie da, eine neue Überraschung. Ciaran hatte eine starke Verbindung zu den Göttern, vielleicht solch eine, die nur alle Jahrhunderte mal vorkam.  Hätte das Schicksal es ihm nicht auferlegt, ein Falke zu sein, wäre er vielleicht zu einem der ganz großen Druiden geworden. Einer von denen, um die es noch in Jahrhunderten Legenden geben würde. Aber das hatten die Götter nicht gewollt.

Fast unwillig sagte er es: 
"Danke", und er wandte sich um zu Calum: "Lass uns nach Niamhs Pferden sehen"

Er hatte wirklich vor, sie Niamh oder auch Louarn, so genau kannte er die Eigentumsverhältnisse nicht, zurückzugeben. Und mit Niamh zu reden. Und mit Louarn.

"Ich würde erst zur Hütte von Boduognatus nach Cheddar  reiten. Du kannst du gerne hinten aufsitzen",  sagte Dunduvan dann zu Fintan. Er schüttelte leicht den Kopf, als Fintan plötzlich eine Münze hinter Calums Ohr hervorholte. Das war dessen Art, den Bruder aufzumuntern, aber es schien seine Wirkung zu verfehlen:

"Oder du zauberst gleich noch einen Gaul für dich herbei"
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04-10-2024, 02:52 PM,
Beitrag #36
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
>>>

Ein wenig früher als gefordert erreichten Ciaran und ich nach einem kleinen Intermezzo die Heilige Quelle. Ich hatte noch keine der Priesterinnen gesehen, aber es war auch spät abends bei unserer Ankunft und die Weiber lagen bestimmt schon in ihren Kojen. Auch Cathbad sah ich nirgends, aber so wie ich den Alten kannte, hatte er es sich irgendwo bequem gemacht, wo es warm und gemütlich war. Ich warf einen Blick auf das Gemeinschaftshaus am anderen Ende des Platzes und nahm die Zügel unserer beiden Pferde. 

"Ich geh mal die Pferde anbinden und absatteln. Du kannst ja schonmal Feuer machen" sagte ich leise zu Ciaran, ehe ich die Pferde wegführte. Es gab eine große Feuerstelle vor dem Gemeinschaftshaus, wo man kochen und zusammen sitzen konnte und jeder von den Falken hatte immer mal wieder die Axt geschwungen, damit immer genügend Brennholz da war.
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04-12-2024, 07:05 PM,
Beitrag #37
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Als wir ankamen, war es schon dunkel und das Dorf wirkte still. Gut, ich hatte nämlich absolut keine Lust darauf, jetzt mit irgendwem in Kontakt zu treten, erst recht nicht mit Cathbad oder einer Priesterin. Meine Laune war mörderisch und meine Instinkte rieten mir, mich auf höheres Terrain zu begeben, um die Lage besser kontrollieren zu können. Und meine Instinkte hatten immer recht.
Daher gefiel es mir auch nicht, dass Cinead mich in die Abendplanung mit einbezog, wie es schien. Er wollte Cathbad sehen und mit ihm sprechen. Ich nicht. Ich wollte ihn einfach nur töten. Oder nein, nicht töten. Ich wollte ihm die Augen öffnen, wie ich dem reichen, römischen Schnösel vor ein paar Monaten die Augen geöffnet hatte. Ich wollte, dass er sah, was aus mir geworden war und wie sehr ich die Grenzen seiner närrischen Ideen gesprengt hatte und wie viel mehr ich war, als er je sein würde. Ich wollte, dass die Angst, die in seinen Augen immer wieder mir gegenüber aufblitzte, begründet war, und dass er erkannte, dass er mich nicht aufhalten konnte.

Das, und ich wollte ihm nichts von meinem Sohn erzählen. Er sollte gar nicht erst auf blöde Gedanken kommen.

Ich übergab Cinead also die Zügel meines Pferdes. "Ich mach Feuer, aber dann geh ich.“ Das wie und wieso erklärte ich nicht. Brauchte ich Cinead gegenüber auch nicht. Er würde es wissen. Das war der große Vorteil an einem Zwilling, dass man dem so gut wie nichts erklären musste, da er wusste, wie man war. Oder er nahm es einfach hin, dass ich selten etwas erklärte.

Ich ging also zu dem Gemeinschaftshaus und machte dort aus den bereitstehenden Zweigen und Holzscheiten schnell ein Feuer. Sobald ich mir sicher war, dass es nicht gleich ausgehen würde, sondern brannte, machte ich mich dann auch erstmal davon. Ich kannte mein Glück und wusste, dass das Feuer die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Und diese wollte ich jetzt nicht. Ich hatte kein Problem damit, im freien zu schlafen oder mir eine Höhle zu finden, die mich vor Wind und Wetter schützte. Und das war mir lieber als eine ungewollte Begegnung mit Cathbad.
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04-21-2024, 05:01 PM,
Beitrag #38
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Als ich vom Treffen mit den anderen Falken und Cathbad zurückkam, brannte das Feuer gut und ich legte noch einen Scheit auf, damit es eine Weile hielt und ich ein wenig mehr Licht hatte. Ich sortierte durch meine Sachen für mein Jagdzeug, da ich noch vor Sonnenaufgang losgehen wollte um nach Fleisch zu suchen, das wir für die Reise mitnehmen konnten. Bis dahin rastete ich am Feuer. 

Bereits gegen Mittag kam ich erfolgreich mit einem Reh zurück. Es war als ob mir die Göttin das Vieh direkt vor die Nase gesetzt hatte. Es hatte länger gedauert zum Revier der Rehe zu kommen und das Tier zum Abtransport fertig zu machen, als es zu finden und erlegen...als hätte es nur auf mich gewartet. 

Ich schürte das Feuer, das nur noch aus ein wenig Glut bestand und machte mich dann daran das Tier zu zerlegen, damit ich es haltbar machen konnte. Falls ich dann noch Zeit hatte vor der Abreise, konnte ich vielleicht noch ein bisschen fischen oder im Wald sammeln gehen. Na mal schauen. Wo Ciaran bloß steckte? Seit der Ankunft hatte ich ihn nicht mehr gesehen.
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05-04-2024, 07:45 PM,
Beitrag #39
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Ich hielt mich von dem ganzen Zirkus fern. Naja, nicht zu fern, von meinem Platz aus bekam ich durchaus mit, wie Calum sich mit Cathbad anlegte und dann wütend davonstapfte, während der Rest noch eine ganze Weile miteinander redete. Um zu hören, worum es ging, waren sie zu weit weg, und ich wollte weder durch Zauber oder Nähe riskieren, von Cathbad bemerkt zu werden. Ich hatte wirklich keinerlei Lust, mich mit ihm zu unterhalten, wo er ohnehin nichts verstand. Wenn er von meinen Söhnen wüsste, würde er versuchen, sich einzumischen, aber sie waren nicht sein, um darüber zu bestimmen. Nein, sie gehörten den Göttern, und ich würde nicht zulassen, dass der dumme Druide im göttlichen Willen mal wieder herumstümperte in seinem kläglichen versuch, ihren Willen zu seinen Gunsten zu lenken. Nein, sollte er denken, dass mein kleiner Feuerzauber der Drache war, so wie Dunduvan es immer und immer wieder falsch bezeichnet hatte, und dadurch blind für die Wahrheit bleiben.

Ich hielt mich außer Sicht, auch als Cinead auf Jagd war und anschließend Fleischstreifen dörrte, und als die anderen aufbrachen, was auch immer zu tun. Ich wusste, dass der Tag der Abreise näher rückte, also wartete ich geduldig bis tief in der Nacht vor dem Aufbruch. Erst da ging ich zu meinem Bruder, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Cathbad meine Anwesenheit nicht bemerken würde und meine Magie hinter dem subtilen Zauber von Fuchsschuh und Schlüsselblume verborgen blieb.
Ich schlich zu der Schlafstätte meines Bruders und stieß ihn leicht an und wartete, dass er wach wurde. Das Feuer war heruntergebrannt und warf keine Schatten mehr, nur das Mondlicht brachte leise Helligkeit in das Haus. Ich wartete also, dass in Cineads Augen Erkenntnis einkehrte und legte den Kopf schief.
“Ich gehe nach Cheddar“, sagte ich leise. Ich wusste, dass mein Bruder und ich uns nun mehrere Monate nicht sehen würden, und allein der Gedanke war seltsam. So lange waren wir noch nie getrennt gewesen. “Ich nehme mir dort eine Hütte. Die Höhle ist keine Lösung für immer.“ Ich wusste ja, dass es Cinead gestört hatte, in der Höhle zu hausen. “Ich erwarte dich dann dort.“

Für gefühlsduselige Worte fehlte mir die Kunst, mich zu verstellen. Ich wusste, dass viele Leute bei Abschieden heulten und seltsame Dinge, die sie nicht meinten, sagten. Aber ich fand das ziemlich dumm. Dinge zu sagen, die ich nicht meinte, und Gefühle zu heucheln, die ich nicht fühlte, war nichts, das ich bei dem einen Menschen, zu dem ich ehrlich sein wollte, vorspielen wollte, also ließ ich es bleiben. Ich wartete also nur auf ein erkennendes brummen oder ein anderes Zeichen, ehe ich dann genauso lautlos ging, wie ich gekommen war, ehe Cathbad doch noch etwas davon mitbekam..
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05-08-2024, 12:11 PM,
Beitrag #40
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Ich lag schon hundemüde im Halbschlaf auf einer der harten Pritschen im Gemeinschaftshaus, aber trotz allem konnte ich noch nicht richtig einschlafen. Es war wie ein Kratzen oder Scharren von einer Maus, die mich wach hielt. Nachdem ich mich mehrfach herumgewälzt hatte, offenbarte sich endlich der Grund meiner Unruhe...Ciaran natürlich. Ein kaum merklicher Stoß und ich schlug meine Augen auf und starrte direkt in das Gesicht meines Zwillings. 

Ciaran war zwar mit zur Quelle gekommen, aber er hatte nur beobachtet und nicht eingegriffen. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem, was er nun sagte. Eine Hütte in Cheddar? Warum gerade da? Wegen seinem Drachen? Langsam nickte ich ihm zu, dass ich die Worte verstanden hatte und ich würde ihn ohne Probleme nach meinem Ausflug in den Norden wiederfinden können. Mehr musste man nicht sagen, aber in einem Anflug von Abschiedsweh klopfte ich meinem Zwilling zum Abschied auf die Schulter, ehe er in die Nacht verschwand und ich endlich schlafen konnte.
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