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Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
05-22-2023, 04:15 PM,
Beitrag #21
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Natürlich ignorierte Dunduvan meine Frage, ob Niamh sein erstes Mädchen war, und bot dem hinzukommenden Fintan lieber auch etwas von meinem Reh an. Der natürlich fing an, anzugeben, mit wie vielen Mädchen und Jungen er alles gevögelt hatte, und ich verdrehte nur leicht die Augen. Mir war es gleichgültig, wie, wo und wie oft Fintan seinen Samen verteilte. Die nüchterne Wahrheit war, dass ich mit ihm noch weniger anfangen konnte als mit den meisten anderen meiner Brüder. Louarn konnte man immerhin aufziehen, Dunduvan verstand meistens, worüber ich redete, Alun… gut, den hatte ich länger nicht mehr gesehen. Aber immerhin hatte er so etwas wie ein Ziel, ein Feuer, das ihn antrieb, wenngleich ich den Inhalt desselben nicht begreifen konnte. Mir war mein Vater vollkommen egal. Aber Fintan war schlicht beliebig, beim Vögeln, im Leben. Und damit konnte ich nicht viel anfangen.
Fintan fragte, wo der Rest wäre. “Cinead wollte noch etwas wegen seines Pferdes schauen, Alun meinte, Louarn wäre abgereist und wo Calum steckt, weiß ich nicht.“ Ich lächelte ihn auf die Art an, von der ich wusste, dass die meisten Leute sie schwer beunruhigend fanden, weil meistens etwas für sie sehr unangenehmes folgte, auch wenn ich gerade zu friedlich war, um Fintan ernsthaft zu vergiften. Ein anderes Mal, vielleicht.

Dunduvan meinte dann auch gleich, dass der Name ganz normal sei, und beklagte seinen eigenen. Ich legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. Ciaran bedeutete im Grunde das selbe wie sein Name – nur ohne Verniedlichungsform. Und ich fand meinen Namen sehr richtig und bezeichnend. Cinead hingegen… der Hübsche, ja ne, is klar. Von uns beiden sah ich eindeutig besser aus. Cinead achtete nicht genug auf sich.
Aber Dunduvan versöhnte mich quasi sofort wieder mit allem, als er mir anbot, die Paste zu untersuchen. “Ja. JA! Wirklich, Dunduvan, wenn du genug hast, damit ich den Stoff auseinandernehmen und neu zusammenfügen kann, mache ich das liebend gerne. Alles, was ich brauche, ist ein Ort, an dem es möglich ist.“ Also einen Ort, der zur Not auch in die Luft fliegen und verbrennen durfte, ohne dass es auffiel. Aber allein bei der Aussicht darauf, dieses Geheimnis zu erkunden, zu verstehen, und noch mehr, zu verbessern, zu perfektionieren, das löste einen ganz anderen Drang in mir aus, der dem anderen, gestillten, fast gleich kam. Er würde ihn nie ersetzen können, aber er war definitiv das zweitbeste. Und weit besser als Sex.

Und wo ich gerade darüber nachdachte, ließ Dunduvan auch eine Bemerkung fallen, die mich kurz stutzen, und dann in wildes Gelächter ausbrechen ließ. Oh Götter, konnte dieser Tag noch besser werden? Die Priesterin mehrfach gevögelt, dann das Mädchen mit der Zahnlücke gefunden, Dunduvan und Niamh scheinbar magisch miteinander verbunden, und jetzt erzählte mir Dunduvan, dass Louarn diese Raven gevögelt hatte? Ich lachte Tränen, das war zu gut.
Kichernd bekam ich kaum Luft und wischte mir die Lachtränen aus den Augen. “Du meinst, Louarn, unser rechtschaffener, edler Retter von Jungfern in Nöten, hat seine Schwester gepoppt? Eine Priesterin?“ Nein, der Tag heute konnte nicht mehr besser werden. Ich musste nochmal lachen und es brauchte eine Weile, bis ich mich wieder ganz im Griff hatte. Das war einfach zu gut.
“Oh, das ist herrlich. Wo ist sie denn? Auch hier?“ Vielleicht wollte sie ja alle Brüder mal ausprobieren, und ich war grade in guter Stimmung. “Cathbad hat uns einen Monat allein gelassen. Ich wusste nicht, dass er ein Mädchen in der Zeit holen wollte.“
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Falke
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05-23-2023, 11:22 PM,
Beitrag #22
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
(05-21-2023, 09:30 AM)Dunduvan Deimos schrieb: Dunduvan erhob sich und holte sich einen Teller voll vom Reh. Er hatte immer noch einen Brand und Hunger, was wohl die Nachwirkung des Gesöffs war, dass ihm Ciaran verabreicht hatte. Also trank er auch noch einmal zwei Becher Wasser. Dann drückte ihn die Blase. Er verabscheute es, an seinen Körper erinnert zu werden. Aber heute war er da. Beim Pissen schmerzte ihn der Penis. Das kam vom vielen.... Dunduvan kam zurück und bemühte sich, all das auszublenden. Ciaran hat mir nicht den Geist geöffnet, dachte er, sondern er konfrontiert mich gerade mit meinem Leib.
Dunduvan behandelte sich generell nicht achtsam, vergaß das Essen, weil er keinen Hunger hatte. Aber jetzt war jedes Bedürfnis stark. Er hatte sich noch nie so lebendig gefühlt wie mit Niamh. 

Alun erwähnte sie gerade: Apropos Astloch.
"Sprich nicht so von ihr", brauste Dunduvan auf, und dann griff er sich an den Kopf. Scheiße, was war das nur? Außerdem: Sie hasste ihn. 
"Sie ist eine Keltinfürstin von hoher Geburt, die nach Britannia geflohen ist", schob er als Begründung nach und wusste selbst, wie lahm das klang. Als ob sich die Falken je um so etwas geschert hatten. Er fragte sich aber einen Moment selbst, wo Niamh, die weinend fort gelaufen war, steckte. 
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zu. 
Cathbad war also übel gelaunt wie sonst auch und noch undurchsichtiger war als sonst. Doch seine Zögerlichkeit diente zweifellos einer höheren Absicht. Wieder einmal merkte Dunduvan, wie er für Cathbads Handeln gute Gründe suchte:

"Ich war im letzten Jahr bei den carnutischen Druiden in Gallien. Dort verbrachte ich einige Monde und kehrte dann mit Pyr Automaton zurück, das ich in der Falkenhöhle versteckt habe. 
Das Pyr Automaton ist eine Paste, die sich durch einen Tropfen Wasser selbst entzündet und selbst Steine zum Bersten bringen kann. Warum ich es holen sollte, besprechen wir noch. Ich wollte aber gerade von Gallien erzählen. 
Die Gallier waren immer Kelten wie wir, wenn auch mit etwas anderen Gebräuchen. Heutzutage ist es ganz anders: In wenigen Jahrzehnten sind die Meisten von ihnen Römer geworden. Seit Kaiser Claudius sitzen sogar welche im Senat in Rom. Sie haben auch ihren alten Glauben vergessen oder den Römern angepasst. Ein Teil ihrer Druiden ging in den Untergrund, aber es gibt auch Druiden, die sich so weit erniedrigen und nun in ihren Tempeln dienen. In Tempeln, in denen man tausend Mal ein Ritual wiederholen muss, wenn man sich in einem Wort geirrt hat, doch die Götter geben nicht einmal je Antwort, weil sie dort gar nicht lebendig sind. 
Was ich allerdings in Gallien begriffen habe: Die Römer sind zahlreich wie die Sterne. Es sind viel mehr als nach Britannien gekommen sind,  und ihnen stehen viele Völker, die sie unterworfen haben und die für sie Kriegsdienst leisten, zur Seite. So ähnlich wie die germanischen Hilfstruppen hier, ohne die auch die Eroberung nicht gelungen wäre. Für jeden, den wir töten, können sie fünfzig andere schicken. 
Kein Wunder, dass Cathbad genau abwägt, wie wir am effektivsten angreifen.
Und hier kommt dem Willen der Götter äußerste Priorität zu. Cathbad selbst hat die Prophezeiung empfangen, dass das Ende des Imperiums nahe ist. Es ist dieser Moment, den wir ergreifen müssen, und keinen früher oder später. Den kairos"

Dunduvan, der von Cathbad unterrichtet worden war, benutzte das griechische Wort für "den richtigen Zeitpunkt".
Gignōske kairon. Den richtigen Zeitpunkt erkennen. Wenn man die Römer vertreiben wollte, kam es darauf an:
"Alles andere sind nur Wespenstiche, die man einem Bären versetzt, ihn damit reizt und nicht mehr"

Er sah besonders Ciaran an. Die Zwillinge schienen nie so erpicht auf den Unterricht gewesen zu sein, der der reinen Wissensvermittlung diente, fand Dunduvan.  Cathbad hatte allerdings nie jemanden gezwungen.

"Aber kryptisch ist der Alte bis ins Mark, da habt ihr Recht. Wisst ihr eigentlich wie viele wir sind? Wusstet ihr von Raven?", brachte er die Sprache auf die Falkin.

(05-21-2023, 05:28 PM)Ciaran schrieb: Dunduvan verteidigte Niamh. Mein Kopf ruckte leicht hoch und ich grinste wissend. Das Mädchen musste einen ziemlichen Zauber an sich haben, dass gleich zwei Falken sich zu ihr hingezogen fühlten. “War sie deine erste, Dunduvan?“ fragte ich neugierig nach. Ich hatte Dunduvan noch nie mit einem Mädchen gesehen. Auch nicht mit einem Jungen. Oder ich hatte es schon wieder vergessen. In jedem Fall war es interessant, zu hören, dass er das Mädchen nun in Schutz nahm. Vielleicht gestand er es sich nicht ein, aber sie bedeutete ihm dadurch nun etwas. Aber vermutlich würde er mir dafür nicht dankbar sein.
“Und Louarn ist schon fortgeritten?“ fragte ich Alun. Das war schade. Ich hätte dem roten Riesen gerne unter die Nase gerieben, welchen Namen sein Vögelchen so stöhnte, wenn ihr Geist offen war. Das sollte ihm die Augen öffnen. Aber vermutlich wäre auch er dafür nicht dankbar.

Dunduvan fing an, zu Erzählen. Im Carnutenwald? Angeber. Dann aber sagte er ein paar sehr interessante Dinge. “Weißt du, wie man es herstellt?“ fragte ich nach dem selbstentzündenden Feuer, denn ja, solche Dinge interessierten mcih außerordentlich. Alle Dinge, die man mischen, verbinden, herstellen konnte, die dann entweder giftig, belebend, entzündlich oder anderes waren. Darin war ich gut. Das faszinierte mich. Und da würde ich nur zu gerne lernen, wie das ging.
Aber natürlich bestand auch Dunduvan darauf, die Füße stillzuhalten und nicht die Dinge zu tun, in denen ich nunmal verdammt gut war. Ich rollte mit den Augen und warf die Hände in die Luft. “Ich verspreche, keine Bären zu stechen“, sagte ich theatralisch, damit er beruhigt war. Zumindest fürs Erste war der Drang ohnehin befriedigt.

Dann fragte er nach einem Raven. “Was ist denn das für ein bescheuerter Name?“ fragte ich missbilligend zurück. “Bald haben wir alle Viecher zusammen.“ Immerhin hatten wir mit Louarn schon einen roten Fuchs und mit Fintan einen weißen Stier, und schließlich mit Calum eine Taube. Vielleicht kam demnächst noch eine Feldmaus dazu, wenn das so weiterging. “Und wo war er und warum war er nicht bei uns?“

Wie? Was? Hatte ich da etwas verpass?  Dundi fuhr mich an, als ich Ciarans Astloch wieder aufgriff. Er hatte das anscheinend aud Lous kleine Irin bezogen. Aber nein! So langsam begann ich ztu verstehen! Dundi und Niamh? Er hatte Lous kleinen irischen Rotschopf gesegtnet? Jetzt begriff ich auch langsam, warum er so aufgebracht gewesen war, als er letzte Nacht davongeritten war.
"Aha, dann hat sich die Keltenfürsten dir an den Hals geworfen, oder was?" Von selbst ware Dundi doch niemals auf die Idee gekommen!
Offenbar hatten die Anderen auch nicht mitbekommen, dass Lou abgehauen war. Aber jetzt setzte sich das Bild Stück für Stück zusammen. "Also ihr wusstet gar nicht, dass Lou heute Nacht weggeritten ist? Er war total durch den Wind! Aber jetzt wird mir langsam klar, warum!"

Dundi begann dann noch von seiner Zeit in Gallien zu sprechen. Offenbar hatte er etwas Interessantes mitgebracht, das er Pyr Automaton nannte. Seiner Beschreibung nach zu urteilen, würde es einen herrlich lauten Rums geben, wenn man dieses Zeug mit Wasser in Verbindung brachte. Na ja, Wasser hatten wir hier genug!
Aber ja, er teilte auch seine Erkennis über die Gallier und Römer mit uns. Da fiel mit auch wieder dieser Erwan ein, von dem Lou gesprochen hatte. Der war doch auch Gallier!

"Ja, das stimmt! Die Römer sind zahlreicher als die Sterne," bestätigte ich Dundis Rede. "Ihr habt sicher mitbekommen, dass im letzten Sommer ein neuer Statthalter in Albion Einzug gehalten hat," Ich schaute in die Runde, ob jeder wusste, wen ich meinte. "Ein gewisser Caius Claudius. Ich habe ihn bei seiner Ankunft in Londinum gesehen. Man sagt, er sei gekommen, um sich hier endgültig unsterblich zu machen. Es gibt sogar Gerüchte, er wollte noch weiter in den Norden vordingen. Bis ins Hochland! Stellt euch das nur einmal vor! und auf Hibernia ... äh Iwerddon soll er auch ein Auge geworfen haben!" Das würde Niamh ganz bestimmt nicht gefallen! Vielleicht sollte ich später einmal nach ihr schauen. Dann kam ich womöglich auch noch zum Zug!

(05-21-2023, 09:24 PM)Fintan schrieb: Nachdem ihn seine Brüder eben so gekonnt ignoriert hatten, hatte sich Fintan Zeit gelassen bei der Suche nach seinen Kleidern.
Die Suche führte ihn über Berge und über Täler, wurde jedoch bald zu langweilig und so bediente er sich am nächstbesten Kleiderhaufen irgendeines Jungen, der jetzt zusehen musste, was er sich überzog. Sein Würfelset jedoch fand er wieder, denn dieses entfernte sich wie durch Magie nie weit weg von ihm. Er ließ sich bei all dem Zeit, da er nicht wusste, ob sich Ciaran und Dundi nun gegenseitig abstachen und machte lieber noch einen Rundgang, auf dem er ein paar Leckereien mitgehen ließ und noch mehrmals Hose und Oberteil austauschte, weil ihm andere besser gefielen, als jene die er anhatte.

Als er schließlich in das Haus eintrat und dort einige seiner Brüder vorfand, grüßte er sie erneut:
"Ciaran! Dundilein! Lange nicht gesehen!", rief er als habe die vorherige Interaktion nicht stattgefunden. "Und Alun, wie läufts bei dir? Hast auch Spaß gehabt beim Fest? Meine Güte, was für eine Nacht... Ich fürchte, vier von den Mädels haben sich ernsthaft in mich verknallt... und zwei von den Kerlen, aber die kann ich ja Calum vorstellen..." Er war nämlich überzeugt, dass der andersrum war.
"Also, ihr lebt ja beide noch. Alles geklärt? Alles wieder gut? Ich sag euch, bei Problemen mit Frauen löst ein Dreier die meisten Probleme. Apropos Probleme, wo ist der Rest von uns dysfunktionalen Arschlöchern?"

Fintan tauchte dann plötzlich auf. Es war schön, ihn wieder zu sehen, auch wenn er gelegentlich ganz schön nerven konnte. Aber das schob ich jetzt einfach mal zur Seite! "Hey, ich hab mich also doch nicht verguckt, gestern Abend! Schön, dich zu sehen!" begrüßte ich ihn. "Bei mir ist alles im grünen Bereich," meinte ich, was nicht unbedingt der Wahrheit entsprach. Jetzt fehlte eigentlich nur noch Cinead und Calum. Dundi aber sprach plötzlich von einem Raven. Sollte es etwa einen achten Falken geben?

(05-22-2023, 11:41 AM)Dunduvan Deimos schrieb: "Willkommen, Fintan, möchtest du etwas vom Wildbret? Die Zwillinge haben es mitgebracht. Du hast doch bestimmt Hunger nach dieser aufreibenden Nacht? ", sagte Dunduvan mit dünnem Lächeln. Mehr Kritik wagte er nicht. In seinen Augen nahm Fintan nichts ernst und neigte zu Spott. In alter Zeit maß man dem Spott jedoch eine gewisse Wirksamkeit zu, fast wie einem Fluch. Die früheren Könige hatten sogar berufsmäßige Spotter oder Spotterinnen am Hof gehabt, um sie gegen ihre Feinde zu verwenden. Von Flüchen hatte Dunduvan aber so etwas die Nase voll. 
"Wir sprachen gerade über Raven. Du weißt von Raven, Fintan?
Es ist doch eine gute Tradition, einem Kind den Namen eines Krafttieres zu geben. Meine Mutter hielt freilich nichts davon. Dunduvan ist nicht einmal ein richtiger Name" 
Er bedeutete: Der Kleine, Dunkle. Mehr hatte Siofra die Ältere vermutlich auch nie von ihm mitbekommen, denn sie hatte ihn nie angeschaut. Wenn sie mit ihm sprach, dann meist mit abgwandtem Kopf: "Geh spielen, Dunduvan. Ich möchte jetzt hier sein"  Aber die Erinnerung an das  Rundhaus seiner Mutter lag ohnehin irgendwie im Nebel. Viel wichtiger waren ihm Cathbad und die neuen Brüder gewesen, die er nach und nach kennen gelernt hatte:
"Und ich habe  Alun und Ciaran schon  erzählt, dass ich mehrere Monate in Gallien gewesen bin und dort eine Art Sprengstoff abgeholt habe. Es ist in der Falkenhöhle gut versteckt. Ich weiß ungefähr, was rein kommt, aber nicht alles, denn das und die genaue Rezeptur halten die Hersteller im Orient streng geheim", ihm kam eine Idee, denn er kannte Ciarans tiefgreifendes Interesse an allen Substanzen und Mischungen:
"Wenn du möchtest, Ciaran,  hole dir etwas davon und mache ein paar Experimente. Vielleicht kriegst du mehr Wumms hin", jetzt grinste er, denn der Gedanke, was man mit einem noch effektiveren selbstentzündlichen Feuer alles anstellen könnte, entzückte ihn. 
Man könnte noch mehr in die Luft jagen. Vielleicht sogar so etwas wie den Stadthalterpalast. Dumm nur, dass die anderen Brüder nichts von Kollateralschäden hielten. Du würdest doch auch keltische Sklaven töten, war ihr Argument. Sie begriffen nicht so recht, dass man groß denken musste. Dunduvan wusste nicht, wie Ciaran das sah. Er tötete, aber soweit er wusste, keine Landsleute. Fintan fragte er nicht. Er würde nach seiner Meinung nach das Pyr Automaton für irgendwelche Mogeleien zweckentfremden. Er konnte es sich schon  vorstellen: "Guckt mal, ein Feuer!", und während seine Opfer noch die Köpfe wandten, hatte er sie abgezogen:
"Also wir waren bei Raven stehengeblieben. Sie ist kein Bruder, sondern ein Mädchen. Cathbad hat ihre Existenz geheim gehalten und die Priesterinnen haben sie ausgebildet. Dann hat er sie beim letzten Treffen in die Falkenhöhle mitgebracht. Und vorher....", er kämpfte mit sich, wie weit er offen sein sollte:
"...ist sie ohne dass sich beide kannten, halt Louarn über den Weg gelaufen" 
Louarn mit dem großen Herzen.

Dundi klärte uns schließlich auf. Raven war ein Mädchen! Warum auch nicht! Und sie war Lou zuerst über den Weg gelaufen! Ach herrje, dachte ich. Ciaran sprach dann das aus, was ich gerade dachte!
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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05-25-2023, 08:21 PM,
Beitrag #23
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Calum hatte überlegt, einfach zurück in die Stadt zu reiten. Das Beltane-Fest war ihm jedenfalls nicht wirklich günstig gelegen und Stimmung war bei ihm ebenso wenig aufgekommen. Er hatte jedoch nicht erwartet, hier all seine Brüder zu erblicken - jedenfalls, bis Louarn verschwunden war. Wenn etwas dafür sorgte, dass der Große die Flucht ergriff, dann war das keine Kleinigkeit.
Er hatte also die Nacht in einer der Hütten verbracht und versucht, zu schlafen. Erst jetzt, bei der Versammlung, bot sich die Gelegenheit, sie alle zu sprechen und zu grüßen.
Er kam gerade rechtzeitig, als Dunduvan die letzten Ereignisse schilderte und versteifte sich direkt. Natürlich, die unangenehmen Details ließ er natürlich aus... Wobei, die Existenz Ravens war vermutlich unangenehm genug.
"Ihr seid alle hier", sagte er erfreut und gleichzeitig zurückhaltend, denn obwohl Ciaran sein Bruder war, fand er ihn doch leicht unheimlich.
Er umarmte Alun, grüßte auch Ciaran und Fintan, der ihn mit einem herzlichen "Mann, du siehst scheiße aus. Gehts dir gut?" empfing.
"Ich hoffe, euch geht es allen gut", eröffnete Calum. "Götter, ist das lang her. Ich hab mir schon sonst was ausgemalt! Und im Bilde seid ihr wohl auch schon. Hat Dunduvan euch auch von Caradocs Prophezeihung zu Samhain erzählt?"
Für Dunduvan hatte er einen unauffällig stechenden Blick übrig. Es hatte harmlos geklungen, doch die Botschaft für ihn war eindeutig: Er würde nicht zulassen, dass er die Wahrheit auslassen würde, nur weil es bequemer war. Er würde ihn nicht ihre Brüder manipulieren lassen.
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05-26-2023, 09:20 AM,
Beitrag #24
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
"Raven ist nicht ...so ein Mädchen", erklärte Dunduvan: "Sie ist eine jungfräuliche Priesterin. Es war anscheinend wirklich Liebe. Raven und Louarn haben jedoch das getan, was ihrer Stellung entspricht und richtig war: Sie sind sich zukünftig aus dem Weg gegangen. Louarn hat sich dann mit Niamh über Raven hinweggetröstet", er warf nochmals Ciaran einen Blick zu: "Was ich jetzt dank einer gewissen Droge kaputt gemacht habe" Dunduvan litt darunter. Bei klarem Bewusstsein hätte er niemals eine Frau begehrt, die ein Bruder wollte. Bei klarem Bewusstsein überhaupt keine Frau, verbesserte er sich. Niamh war sein erstes Mädchen gewesen. Wie passend, dass sie ihn hasste. Damit bestätigte sie seinen Blick, den er auf die Welt und ihren Menschen hatte.
Alun fand es nicht schlimm, dass es einen weiblichen Falken geben sollte. Dunduvan konnte selbst nicht erklären, was ihn daran so störte. Zumindest rational nicht:
"Wenn Töchter hätten leben dürfen, hätte auch Siofra weiterleben können", sagte er bitter:  "Sie war meine Zwillingsschwester"
Er sagte nicht dazu, was er mit diesem Wort verband. Siofra war sein Sonnenschein gewesen. Sehr keltisch im Aussehen, und ihre gemeinsame Mutter ertrug ihren Anblick weit mehr als den von Dunduvan. Sie hatte sie auch nach sich selbst benannt.  Den einzigen Menschen, den er geliebt hatte, und der ihn wieder liebte. Seine Mutter hatte Siofra an der Hand genommen, und war mit ihr in den Tod gesprungen. Siofra hatte nicht gewusst, was sie vorhatte. Sie hatte Dunduvan fröhlich zugewinkt...doch eine Siebenjährige hatte gar keine Chance gegen eine erwachsene Frau. 
Raven lebte und Siofra nicht. DAS war es, was Dunduvan an Raven störte.

Eigentlich hatte er halbwegs gehofft, dass Calum heute nicht mehr auftauchen würde. Calum, der Träger der Deutung der Prophezeiung, die ihm der halbsenile Caradoc auf den Weg gegeben hatte.* Das die Götter selbst Caradoc daraufhin mit dem Tod bestraft hatten, durfte ja keiner andeuten. Er selbst hatte es getan, und war von einem anderen Druidenmeister, Cartivel, mit einem Schweigezauber belegt worden. 
Doch  zu früh gehofft, denn da kam der Bruder schon: Calum, der hübsche sanfte, milchgesichtige Jüngling. 
Er hatte schon bei der letzten Versammlung eine Sprengkraft in seinen Worten bewiesen, das die von Pyr Automaton übertraf. Beinahe wäre die Bruderschaft schon damals zerfallen. 

"Willkommen Calum", sagte Dunduvan gemessenen Tons, aber seine dunklen Augen funkelten wie Irrlichter über einem Morast:
"Dies hier ist ein Kriegsrat. Ich hoffe, du hast etwas beizutragen, was den Kampfgeist stärkt und uns mit Zuversicht erfüllt. Von Meister Caradocs Tod habe ich noch nicht gesprochen, das hätte ich schon noch"
Und das wirst du jetzt wohl unternehmen. Und die Aussage, dass Cathbad sich geirrt hat,wirst du auch allen reindrücken, dachte Dunduvan. 
Weshalb kann Ciaran diesem höchst destruktivem Calum nicht irgendeinen Trank verpassen, der einfach mal sein Gedächtnis löschte?
 Er blieb aber äußerlich ruhig, obwohl er ihn gerade weit wegwünschte. 


* Das wird hier und hier berichtet  

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05-26-2023, 10:58 AM,
Beitrag #25
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Natürlich ignorierte Dunduvan Alans Frage gekonnt. Aber ich war ja ein hilfreicher Bruder, also lehnte ich mich zu Alan hinüber und klärte ihn auf: “Die beiden hatten einen Moment göttlicher Klarheit und sind übereinander hergefallen wie die Kaninchen. Ganz so, wie es an Beltane sein sollte.“ Und ja, das war ein kleiner Seitenhieb gegen Alun, der, sollten wir nächstes Beltane wieder zusammen hier sein, ganz sicher von mir auch ein wenig Starthilfe bekommen würde. Immerhin konnte ich nicht allein für ein gutes Erntejahr hier sorgen.
Wenn Louarn so hastig aufgebrochen war und durcheinander war, hieß das wohl, dass er die Neuigkeiten schon kannte. Ich fand das gut, so entstand nicht einmal die Versuchung, alles einfach zu vergessen und so zu tun, als wäre es nie geschehen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass das Dunduvans Plan gewesen war. So musste ich ihn nicht ärgern und gefährdete also auch nicht meinen Zugang zu dem magischen Feuer, welches ich wirklich gerne untersuchen wollte.

Calum kam hinzu und grüßte etwas verhalten. Ich legte meinen Kopf leicht schief wie ein Rabe, der ein Stück Tier betrachtete und gerade überlegte, ob es schon tot war oder sich noch wehren würde. Vielleicht musste ich ihm auch einmal einen göttlichen Funken gewähren, wobei ich ziemlich sicher war, dass er selbst dann kein Mädchen segnen könnte, wenn man ihm eins nackt auf den Bauch band. Eigentlich war er eher selber eins. Was es noch lustiger machte, dass Dunduvan sich beschwerte, dass nicht alle Mädchen tot waren, sondern diese Raven lebte.
Als Dunduvan meinte, Raven wäre nicht so ein Mädchen, erhielt er von mir den Blick, der zuvor Calum gegolten hatte. “Dunduvan, alle Mädchen sind solche Mädchen. Besonders die, die Louarn gefallen.“ Wobei es da tatsächlich kleine Nuancen gab. Die einen Mädchen warfen sich ihm einfach an den Hals, weil sie den roten Riesen gutaussehend fanden und ihn gerne zwischen ihren Schenkeln haben wollten, und die anderen waren verletzte kleine Vögelchen, die sich von ihm retten lassen wollten. Wobei das eine das andere nicht ausschloss. Und beides auf so ziemlich jedes Mädchen zutraf. Ich hatte zumindest noch keine wirkliche Ausnahme gefunden.

Calum warf Dunduvan einen interessanten Blick zu. Ich deutete ihn als Wut, aber ich wusste nicht, warum. “Caradoc ist tot?“ fragte ich kurz verwundert, weil niemand das bislang erwähnt hatte. War jetzt nicht unbedingt wichtig für mich, aber doch interessant zu wissen. “Was hat er denn prophezeit? Ich nehme mal an, vor seinem Ableben..“
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05-27-2023, 09:59 AM,
Beitrag #26
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Dunduvan würdigte meiner Frage keiner Antwort, was ich dann also für ein Ja interpretierte. Aber Ciaran klärte mich dann tatsächlich auf, was passiert war und nun verstand ich auch Louarns Reaktion darauf. Aber mal ehrlich, wenn Lou auch lieber auf seinem Baum sitzen wollte, statt bei seiner kleinen Irin zu bleiben, war er doch selbst Schuld. Warum sie sich dann ausgereichnet Dundi ausgesucht hatte, gehörte wohl sicher auch zu den Mysterien des Lebens. Statt sich darüber zu freuen, gab sich Dundi lieber dem verdammten allgemeinen Weltschmerz hin und trauerte um irgendwelche toten Mädchen. Nicht irgendwelche Mädchen. Ach ja, seine Zwillingsschwester! Ich erinnerte mich dunkel. Vielleicht sollte er lieber davon zehren, dass die kleine Irin ihn ausgesucht hatte, um sich segnen zu lassen. Denn ja, alle Mädchen waren so, mehr oder weniger ausgeprägt. Ess lag einfach in der Natur der Dinge, dass sie so waren. Und diese Raven war da sicher keine Ausnahme. Auch wenn Dundi sie nun als eine Art Heilige darstellte, weil sie Louarns Annäherungen offenbar widerstanden hatte. "Vielleicht lag es ja an etwas ganz anderem, " mutmaßte ich und sprach meine Gedanken laut aus. "Manche Mädchen sind eben auch harte Nüsse, an denen man sich die Zähne ausbeißt." Nicht dass ich da aus Erfahrung sprach, denn das weibliche Geschlecht hatte mich in den letzten zwei Jahren nur peripher tangiert.

Nach Fintan fand dann auch noch Calum den Weg zu uns. Er umarmte mich, wie es Brüder nun einmal taten, wenn sie sich lange nicht mehr gesehen hatten. Es stimmte schon, was manche sagten. Wir sahen uns auf eine gewisse Weise ähnlich. Ich fragte mich manchmal, ob auch MAF bei Calums Entstehung seine Finger im Spiel hatte. Überhaupt schienen die Brüder von den neuesten Entwicklungen in Londinum keine große Notiz nehmen zu wollen. Vielleicht waren sie auch nur nicht so interessant, wie manch andere Neuigkeiten. Etwa die von Caradocs Prophezeiung zu Samhain und seinem Ableben. "Caradoc ist tot?" entfuhr es auch mir. Und nun wurde es zur Gewissheit. Die Gerüchte, die es um einen Driuden in Iscalis gegeben hatten, waren wahr und sie betrafen einen der Meinen, im weitesten Sinne.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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05-28-2023, 11:25 PM,
Beitrag #27
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Calum konnte sich an Zeiten erinnern, in denen sie wirklich so etwas wie Brüder gewesen waren. Heute jedoch war Dunduvan wie sein General, nicht wie sein Bruder. Gleichwohl war er, Calum, wohl kein guter Soldat mehr. Sie hätten ihm nie erlauben dürfen, die Römer kennenzulernen…
Doch wann hatten sie begonnen, sich gegenseitig zu betrügen?
Calum kam es vor, als ob er und Dunduvan mit ihren Blicken einen stummen Kampf ausfochten, ehe er sich den anderen zuwandte.
„Tut mir Leid, Alun, kanntest du ihn? Er stellte sich den Römern an Samhain entgegen, als sie die Feiernden überfielen. Doch er interpretierte noch die Prophezeiung der Göttin, die er mir weitergab. Einige von uns“ Er warf Dunduvan erneut einen Blick zu, „denken, er habe sich geirrt oder sei ein Verräter gewesen.
Caradoc sagte, dass Cathbad sich geirrt hat. Dass das Römische Reich noch lange nicht am Ende ist und unser Kampf nichts als Leid bringt und wir ihn nicht gewinnen können. Er sagte auch, dass ein Kind der Liebe kommen würde, aber die genaue Bedeutung ist mir nicht ganz klar.
Es scheint sich ja mit dem zu decken, was du zu berichten hattest: Dass die Römer zahlreich sind wie die Sterne. Wie soll eine Bande Falken das ändern? Sie überschwemmen uns wie eine Flut. … Ich hoffe, diese Worte waren zuversichtlich genug für dich, Bruder“, sagte er noch giftig zu Dunduvan, ehe er fortfuhr:
„Dieser neue Statthalter scheint ja gut dazu zu passen. Wenn er wirklich derart ehrgeizig ist, wie du sagst, Alun, dann könnten wir mit unseren Aktionen am Ende noch seine Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Es bringt uns nichts, für die Freiheit zu kämpfen, wenn unsere Landsleute dafür zahlen müssen. Wie seht ihr das?“
Die Frage war eigentlich eher an Alun gerichtet als an Ciaran, denn dessen Meinung konnte er sich schon fast denken. Der Mann war einfach nicht zufrieden, wenn er nicht Unruhe stiften konnte und eine friedvolle Lösung würde ihm einfach nicht gefallen.
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05-29-2023, 04:56 PM,
Beitrag #28
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
"Cathbad hat sich nicht geirrt!", rief Dunduvan aus. Früher war Calum immerzu der ergebenste der Brüder gewesen. Seit wann war er so auf Krawall gebürstet?

Dunduvan musste dagegen sprechen. Selbst auf die Gefahr hin, dass die Druidenmeister ihn noch viel schlimmer bestraften, als das erste Mal, da er seine Verfehlung wiederholte:
"Cartivel hat mich mit einem Geis belegt, als ich es ausgesprochen habe: Cathbad lebt, und Caradoc ist tot! Wer also steht in der Gunst der Götter? Wer wurde bestraft?", er strich sein langes dunkles Haar aus seiner Stirn und sah nacheinander jeden mit funkelnden Augen an:

"Wir sind keine Bande von irgendwelchen Jungen. Wir sind die Rache der Götter. Auch du hast
einst geschworen, Calum , erinnere dich bitte: 

Ich schwöre, Rom immerdar hassen.
Zu Land und zu Wasser werde ich die Römer bedrängen.
Sie sollen unsere heilige Insel verlassen und nie wieder kehren.
Und ihre Seelen sollen nie wieder geboren werden.


Wenn es ihr Schicksal ist, werden die Römer verschwinden, ja. Was gibt mir nur das Gefühl, dass du dich zu ihnen mehr hingezogen fühlst, als es gut für dich ist ?! Hast du denn deine Mutter vergessen?!",

Er schluckte.  Er musste sich beherrschen. Beherrschen, bevor alles den Bach hinunterging. 
Flüchtig dachte er an Niamh, als sie in seinen Armen aufgewacht war. Suileabháin hatte sie ihn genannt. Wie war es wohl, auf diese Weise angesehen zu werden wie sie jenen Suileabháin ansehen wollte?
Er verstand nicht, warum er gerade die Beherrschung verloren hatte. Vielleicht weil er sich immer noch sehnte? 

Dunduvan grub sich seine eigenen Fingernägel in seine Handflächen, bis Blut kam. Das brachte ihm seine Gelassenheit zurück:

"Verzeih mir Calum, Bruder, meine harten Worte. Die Deutung eines Druiden für das Neue Jahr darf natürlich nicht unterschlagen werden. Jeder von uns ist frei, seine Schlüsse zu ziehen. Ich hatte... ich hatte einfach eine miese Nacht"

Das stimmte nicht. Nur das Aufwachen war verdammt mies gewesen.

^^^                                                    

Draußen auf dem Platz erhoben sich Stimmen. * 
Sie klangen ärgerlich oder ängstlich. Es war Dunduvan, als wäre die Stimmung von Beltane urplötzlich gekippt. Als hätte sich eine dunkle Wolke vor die Sonne geschoben.
Er hob die Hand: "Einen Moment bitte. Etwas geschieht gerade"

Dunduvan schaute durch den Eingang des Gemeinschaftshauses nach draußen. Auf dem Platz hatte sich alles um einen gerade eingetroffenen Reiter versammelt. Dunduvan kannte ihn vom Sehen. Es war einer der jüngeren Männer von Cheddar und ein Enkel von Boduognatus. Viele Tage hatte ihn das Sumpffieber an sein Lager gefesselt.
Man merkte ihm die Erkrankung und die Anstrengung eines scharfen Ritts an. Er zitterte und konnte sich kaum im Sattel halten. Das Fell seines Pferdes dampfte förmlich, und weiße Flocken stoben von seinen Nüstern zu Boden.
 Langsam verstand Dunduvan, um was es ging.  Die Wortfetzen formten sich zu einer Botschaft:

"Römische Soldaten haben Cheddar überfallen. Sie haben geraubt. Sie haben Frauen geschändet"

Dunduvan drehte sich um, die Tür hielt er offen. Die Falken mussten hören, was der Reiter berichtete.

"So also sieht der Römische Frieden aus", sagte er spöttisch, aber blass war er geworden. 



* Sim off: Das geschieht dann, wenn es passt  

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Falke
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05-29-2023, 05:35 PM,
Beitrag #29
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
"Mein Schwur? Mein SCHWUR?", rief Calum Dunduvan hinterher. "Wir waren sieben Jahre alt! Wir hatten keine Ahnung, was man uns da schwören ließ und haben nur das nachgeplappert, was man uns vorgegeben hat! Was schulde ich meiner Mutter? Sie hat mich gehasst, wie alle anderen auch. Sie hat mich so sehr gehasst, dass sie nicht einmal mehr leben wollte. DAS war meine Mutter. Und Cathbad soll sich nicht geirrt haben!? Denk an deine Schwester, Dunduvan, und dann an Raven, und dann sag mir, dass Cathbad in deinen Augen unfehlbar ist! Du kannst mir nicht sagen, dass du gutheißt, was er tut!"
Calum konnte seinen Ärger und diese unbändige Wut nicht mehr verbergen. Die Selbstverständlichkeit, mit der Dunduvan auf ihm herumtrampelte und alles verleugnete, was er sagte, brachte ihn an die Grenzen seines Charakters. Warum nur machte ihn Dunduvan so wütend?

Einen Dämpfer in seiner rechtschaffenden Wut erhielt Calum nach dem Auflauf, der draußen geherrscht hatte und von dem Dunduvan nun zurückkam.
Die Römer hatten Cheddar überfallen? Aber warum? Warum taten sie das jetzt? Cheddar? Was sollte da passiert sein? Mit welchem Grund...?
"Aber Cheddar hatten sie doch längst erobert... Warum sollten sie das Dorf angreifen?", fragte er mit einer blassen Miene wie ein Geist. "Außer, wenn sie dachten, dort gebe es Gefahr oder dass das Dorf rebellieren würde... Ich frage mich... wussten sie davon, dass wir dort waren? Aber das kann ich mir nicht vorstellen...
Ich sollte mich in der Castra umhören. Ich habe ein paar Gegenstände mit meinem Meister geschmiedet, die dorthin geliefert werden sollten. Alltagsdinge, Töpfe, Hufeisen und so. Vielleicht erfahre ich was. Gut, dass ich die Lieferung noch nicht gemacht habe."
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Falke
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05-29-2023, 06:47 PM,
Beitrag #30
RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
Da dachte man, der Tag könne nicht unterhaltsamer werden, da wurde er unterhaltsamer. Ich lehnte mich bequem zurück, bis ich auf meinen Ellenbogen halb zum Liegen kam, und genoss einfach das gebotene Spektakel. Calum wollte uns überzeugen, aufzuhören und führte Caradocs Prophezeiung als sein Argument an. Eine Prophezeiung, die ich jetzt nur als seine Interpretation zu hören bekam und von der ich wusste, dass sie nie und nimmer so eindeutig gewesen war, da Prophezeiungen immer schwammig genug waren, damit der Druide, der sie interpretierte hinterher sagen konnte, er habe es doch so gemeint, egal was auch passierte. Und auf der anderen Seite Dunduvan, der geradezu explodierte, als er merkte, wie ihm alles um die Ohren flog und der den Sinn seines Lebens in Frage stellte, wenn wir tatsächlich aufhörten.
Ich lehnte mich zu Alan hinüber. “Sollte ich geehrt oder eifersüchtig sein, dass Dunduvan mich heute morgen mit einer Schleuder bedroht hat, Calum aber nur anschreit?“ fragte ich ehrlich interessiert, da mir das normale Maß bei solchen Sachen fehlte – wobei ich mein Maß sehr wohl normal fand, nur eben die Gesellschaft die Regeln für ihr Maß dauernd änderte.

Und Calum schrie sogar zurück. Oh, verdammt, ich hätte jetzt gerne ein paar Nüsse zum Knabbern gehabt. Ich musste mich beherrschen, nicht wieder loszulachen. Es war einfach herrlich.
“Als ob es einen Unterschied machen würde“, lachte ich dann doch amüsiert, als Dunduvan schließlich meinte, jeder müsse eigene Schlüsse ziehen. “Hat er sich geirrt, hat er recht, verschwinden alle Römer, bleiben sie… Es wird nichts daran ändern, dass ich sie töten und jeden einzelnen Tod genießen werde. Es wird nichts daran ändern, dass Dunduvan mir magisches Feuer aus dem Osten gebracht hat und ich sehen will, was es kann. Es wird nichts daran ändern, wer und was wir sind.“
Ich schaute einmal Dunduvan an. “Wird es deine Pläne ändern, Dunduvan?“ Ich wusste, dass es das nicht würde. Ich warf den Kopf in die andere Richtung und blickte zu Alun. “Oder deine? Wirst du aufhören, den Mann zu jagen, den du tot sehen willst?“ Ich zweifelte sehr stark daran.
“Ich werde nach Iscalis gehen und Römer töten. Cinead wird mich begleiten und mir helfen. Egal, was ein toter Mann prophezeit hat.“ Ja, für mich war die Sache so einfach. Ich hatte nicht die hohen Ansprüche an höher geordnete Ziele. Ich wollte einfach nur das tun, zu dem ich geboren war. Ein Werkzeug interessierte sich nicht dafür, ob es den Amboss letzten Endes zerbrechen würde.

Ein Reiter kam und fiel fast vom Pferd, und es wurden stimmen laut, Cheddar wäre überfallen worden. Ich stand auf. “Siehst du, Calum, selbst die Römer tun, was sie tun wollen, und achten nicht auf Prophezeiungen“, sagte ich und kramte ein wenig in meinen Taschen.
Calum meinte auch gleich, dass es etwas mit uns zu tun haben könnte, was mich wieder zum lachen brachte. “An Samhain haben sie hier alle abgeschlachtet, an Beltane alle in Cheddar, und du denkst, das hat was mit uns zu tun?“ Ich hatte schließlich das Fläschchen gefunden, das ich gesucht hatte, und stand richtig auf. “Die haben einfach nur gewartet, bis die kräftigen Männer weg sind und sich dann über die Schwachen hergemacht. Und du denkst wirklich, wir sollten uns lieber ergeben?“ Es war nicht vorwurfsvoll, eher amüsiert. Denn auch die Römer würden eben das tun, was Römer taten, und sich nicht um Prophezeiungen scheren.

Ich ging zu dem jungen Mann hinüber und fragte noch ein wenig, was er gesehen hatte, zog ihn halb vom Sattel, weil er nicht absteigen wollte, sondern wieder zurückreiten. Verrückter Bengel. Als ich mir sicher war, nichts nennenswert neues zu erfahren, schüttete ich ihm den Inhalt des Fläschchens in den Rachen und fing ihn auf, als er ohnmächtig wurde.
“Legt ihn in ein Bett und lasst ihn schlafen“, sagte ich dem nächstbesten, der herumstand. Und wie immer starrten mich alle seltsam an, argumentierten aber nicht mit mir, sondern fügten sich. Warum guckten die so? Der Kerl war krank gewesen und die Nacht durchgeritten und viel zu aufgeregt, den Schlaf, den er brauchte, jetzt anzutreten. Immer, wenn ich nett war, sahen mich alle nur an, als wäre ich der Verrückte hier und nicht sie!
“Habt ihr Pferde dabei? Wir sollten wohl los und ich sollte dringend dieses magische Feuer untersuchen. Die Römer brauchen glaube ich ein Zeichen.“
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Falke
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