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[Frowin]

Frowin hatte den ganzen Weg hierher gelacht, gelallt und ein paar Lieder gesungen, die sie bereits auf der Feier geschmettert hatten. Den Arm seines Herrn um seine Schultern hätte man meinen können, er feiere immer noch weiter. Tatsächlich war er freudig erregt, denn das Haus des Roten Monds rief und er freute sich schon auf... was immer sie dort anstellen würden. Er war erst einmal dort gewesen, vor einer ganzen Weile. Er kicherte, als er die Stimme von Saturninus in seinem Ohr hörte und bekam eine Gänsehaut.
"Wärme? Vielleicht, weil meine Haare rot sind?", witzelte er und fragte ganz unverblühmt: "Nimm mich doch einmal mit dorthin! Nur wir beide."
Götter, das würde eine Reise werden, die denkwürdig war, doch danach hatte er gewiss Erholung nötig.

Der Türsteher öffnete die Tür. Seine Miene war unbeeindruckt ob der späten Stunde, denn viele diskretere Kunden kamen um diese Zeit. Als er jedoch einen Stammkunden erkannte, machte er den beiden unverzüglich Platz.
"Guten Abend, Furius Saturninus", grüßte er respektvoll und nickte auch dem Rothaarigen zu, den er ein, zwei Sekunden im Vorbeigehen neugierig musterte. Hach, manchmal tauchten hier wirklich Leckerbissen auf. Schade, dass er hier Wache zu stehen hatte.
Ein paar der Mädchen - Frowin hing schon halb die Zunge raus - grüßten im Vorbeigehen schnurrend, ein paar weitere und auch Jungen kümmerten sich hie und da um Gäste. Inmitten des Raumes bewegte sich der wohl hübscheste Mann, den Frowin je im Leben erblickt hatte. Blond, gut gebaut und bekleidet nur mit einem Chiton, der keinen Raum für Fantasie ließ. Als er sie beide erblickte, lächelte der Jüngling sofort.
"Furius!", raunte er, als er nähergekommen war, denn er musste nicht alle aus ihrer satten Glückseligkeit reißen. "Schäm dich, so lang wie du nicht mehr da warst. Hält Kiki dich so auf Trab? Und wer ist der Hübsche? Doch nicht etwa Frowin, der Wagenlenker?"
Frowin war von Narcissus' Aussehen so verdattert, dass er eine Sekunde brauchte.
"Äh, ja. G-Genau der bin ich!"
"Hah, wollt ihr was trinken? Und was verschlägt euch hierher, hm?"

[Tiberius Furius Saturninus]

"Salve Narcissus!", rief Saturninus erfreut aus und wandte sich an Frowin: "Das ist er, der fleischgewordene Apoll, der Meister der Venuskünste, der Feldherr der Erotik. Auf Knien bitte ich dich um Verzeihung, dass ich so lange nicht mehr hier war, mein goldener Imperator.  Doch Kiki ist verreist, abgehalten hat sie mich nicht. Viel Arbeit um die Ohren, sage ich nur, zu viel. Aber nun sind wir hier. Lass bitte Wein...noch mehr Wein auffahren und vielleicht einen Würfeltisch?" 
Würfelspiele, bei denen bestimmte Aufgaben zu erledigen waren, mochte der Furius gerne - besonders wenn die Aufgaben mit anmutigen jungen Männern wie Narcissus und Frowin zu tun hatten. Da er schon ganz schön angeschickert war, ging er auch, um Narcissus um Verzeihung wegen der langen Abwesenheit zu bitten, etwas schwankend auf die Knie...

[Frowin]

Frowin folgte jedem Wort seines Herrn, das er über den schönen Jüngling verlor, der bei jedem davon breiter lächelte. Und dann, mit Verblüffung, sah er wie der Furier auf die Knie ging, was dem Blonden natürlich sehr zu schmeicheln schien. Frowin selbst fand den Anblick sehr außergewöhnlich. Und vielleicht ein wenig erregend. Sollte er auch ...?
Narcissus lachte. Es klang nicht böse oder hämisch. Es klang wunderschön.
"Na toll. Ich wollte eigentlich Abrechnungen machen, aber nun muss ich mich wohl um meinen Lieblingskunden kümmern, wo du schon so schön bittest. Und um seinen unglaublichen jungen Freund."
Frowin wurde rot. Der unglaubliche Freund, das war er!? Und jetzt... berührte ihn Narcissus noch. Lächelte. Oh, wie er lächelte.
"Nun kommt schon, hier lang. Den Wein sollt ihr bekommen, aber es ist nur fair, wenn Saturninus ihn heute serviert, nicht wahr?"
Er machte eine lockende Handgeste und deutete zu einer breiten Nische, von der aus man das übrige Treiben im Atrium sehen konnte und wo man doch etwas mehr Ruhe hatte. Narcissus setzte sich als erster auf das breite Polster, das neben ihnen sicher noch mehr Leuten Platz geboten hätte. Frowin setzte sich neben ihn, ließ sich dessen Spielen mit seinen roten Haaren gefallen.
"Mein... Mein Dominus hatte gänzlich Recht mit dir", sagte er verdutzt. Narcissus zwinkerte ihm zu.
"Ach, wirklich? Und was wirst du dann für mich tun?" Mit undurchdringlicher und doch belustigter Miene musterte er den Auriga. Und Frowin, so schön dösig und erregt wie er war, fiel nichts ein, was er nicht tun würde.
"Alles", seufzte er.
"Heh", machte Narcissus, kam ganz nah und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. "Das nehme ich beim Wort... Das siehst du auch so, oder Saturninus? Glaub nicht, ich vergesse dich, mein schöner Furius! Seht, da kommt die Weinamphore. Lasst uns anstoßen."

[Licinianus Owain]

Nur wenige Tage nach der Brunneneinweihung kehrte ich nach Iscalis zurück. Doch diesmal war ich nicht wegen eines Auftrags hier. Es gab nichts auszuliefern, und kein neuer Auftrag wartete auf mich. Daher trug ich an diesem Tag nicht meine schlichte Arbeitskleidung, sondern meine beste Hose, eine neue karierte Tunika aus Wolle und den blauen Umhang. Mein Weg führte mich mitten ins Wohnviertel von Iscalis, zur Casa Liciniana. Den Pfad dorthin kannte ich gut, ich war ihn schon oft geritten oder gegangen. Doch bevor ich zur Tür trat, spürte ich den fahlen Geschmack in meinem Mund. Es fiel mir schwer, hierher zurückzukehren. Zu viele böse Erinnerungen waren mit diesem Ort verbunden. Trotzdem klopfte ich an und wartete.

[Narcissus]

Die Tür öffnete sich und ein altbekanntes Gesicht stand bereit, den Besuch zu begrüßen.
Egon machte große Augen, denn der blonde Kelte war ihm bekannt, wohl aber niemand, den er hier nochmals erwartet hätte. Nicht nach... Nun ja.
"Salve", grüßte der Türsteher. Seine verblüffte Miene ließ er rasch fallen und grüßte Owain wie einen alten Bekannten. "Mensch, dich hatte ich hier nicht mehr erwartet. Wie kann ich dir helfen? Bist du auf der Suche nach Abwechslung?"

[Licinianus Owain]

Egon machte große Augen, als er die Tür öffnete und mich dabei erblickte. Doch kaum war das erste Erstaunen verflogen, begrüßte er mich wie einen alten Bekannten, den er lange nicht mehr gesehen hatte. Auch mir kam es so vor, als lägen inzwischen Jahre zwischen meinem letzten Besuch und diesem Moment, in dem ich wieder die Schwelle zur Casa Liciniana überschreiten würde.
Egon fragte mich, ob ich nach Abwechslung suche, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Nein, ich möchte gerne zu Narcissus. Ich habe mit ihm etwas zu besprechen. Ist er da?"

[Narcissus]

"Narcissus?"
Egon dachte nach. Seit wann fischte Owain denn auf diesem Ufer? Oh, was zu besprechen. Klar, das machte Sinn. Na schön.
"Ich rufe ihn. Bitte komm doch rein. Er wird nichts dagegen haben. Du weißt ja, wo es lang geht. Gehab dich wohl."