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[Schreibstube] (Officium) * Zivilverwaltung *
09-10-2024, 09:17 PM,
Beitrag #91
RE: [Schreibstube] (Officium) * Zivilverwaltung *
Einen Tag hatte ich mir noch gegönnt, um anzukommen und auszuruhen. Ich entspannte mich in den Thermen, entfernte meinen inzwischen gewachsenen Bart und kürzte mein Haar auf eine akzeptable Länge. 
Frisch eingekleidet in eine Tunika und eine Toga verließ ich am Morgen meine Wohnung, um nach so langer Zeit wieder zur Arbeit in die Provinzialverwaltung zu gehen.
Die Stadt und ihre Bewohner hatten sich kaum verändert. Lediglich der Brunnen vor dem Verwaltungsgebäude war neu. Drei fast nackte Damen aus Bronze schienen um ein Wasserbecken zu tanzen. Ich konnte mir schon denken, wem die Stadt dieses Denkmal zu verdanken hatte und grinste ein wenig in mich hinein, als ich zum Eingang eilte. Tatsächlich musste ich gestehen, dass mir die Verwaltung, meine Kollegen und sogar Furius Saturninus ein wenig gefehlt hatten. Daher war es nicht verwunderlich, dass ich den Wachen am Eingang mit einem Lächeln entgegentrat. Wie immer wurde ich sofort durchgelassen und so eilte ich leicht beschwingt meinem Arbeitsplatz entgegen.
"Salvete, ich bin wieder da!" rief ich meinen Kollegen freundlich zu, die mich anstarrten, als hätten sie gerade einen Toten gesehen. Nun gut, ich war fast drei Monate nicht hier gewesen. Andererseits hatte ich doch aber angekündigt, dass ich mehrere Wochen unterwegs sein würde. Also war das doch kein Grund, mich schon im Tartarus zu vermuten.
Ich ging direkt zu meinem Schreibtisch und erwartete, dass sich dort bereits meine Aufgaben bis zur Decke stapelten. Doch nichts dergleichen. Mein Schreibtisch war wie leergefegt. Das war doch ungewöhnlich. Plötzlich machte sich in mir ein beklemmendes Gefühl breit und ich stellte mir die Frage, was ich tun sollte, wenn man mir auf die Schliche gekommen war? Aber dann schob ich diesen Gedanken wieder zur Seite. Woher sollte hier jemand wissen, was ich tatsächlich in den letzten Wochen getan hatte? Ich lief weiter, um mich bei dem Furius zurückzumelden. Dort würde ich schon sehen, dass meine Sorgen ganz unbegründet waren.

"Salve, edler Furius Saturninus! Ich bin wieder zurück! Gibt es Aufgaben für mich?"
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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09-11-2024, 10:27 AM,
Beitrag #92
RE: [Schreibstube] (Officium) * Zivilverwaltung *
Wenn Saturninus überrascht war, so gelang es ihm, seine Überraschung gut zu verbergen; stattdessen setzte er eine freundliche und heitere Miene auf:
"Aaah, der werte Tarutius Corvus nach so langer Abwesenheit. Setz dich doch bitte. Etwas Posca oder Wasser? Wie geht es dem werten Occius Exoratus, deinem .. Stiefvater? Ziehvater? Ich hoffe doch, viel besser"
er lächelte und stellte eigenhändig Corvus einen Becher hin. Ein Verwaltungsssklave erwartete den Getränkewunsch des Römers.
"Valentinus!", sagte er dann zu seinem immer liebenswürdigen Schreiber: "Hole doch bitte noch den Sciba Provincialis Philus her. Sag ihm, dass unser guter Corvus wieder hier ist!"
Er wandte sich an seinen Angestellten:
"Machen wir doch gleich ein Arbeitstreffen daraus. Es sind neue Aufgaben hinzugekommen. Während wir warten - was gibt es Neues aus Londinium?"
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Honoratior von Iscalis
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09-12-2024, 09:08 PM,
Beitrag #93
RE: [Schreibstube] (Officium) * Zivilverwaltung *
Als Valentinus ihn verständigte, spie Philus beinahe seinen Wein aus. Er war tatsächlich zurückgekommen? Nachdem was Saturninus erzählt hatte, hätte es ihn schwer gewundert. Es klang nämlich, als habe der gute Corvus Dreck am stecken.
Natürlich handelte er entsprechend und ließ die Wachen kommen. Er war jedoch nicht voreilig und da kein Geschrei und kein fliehender Corvus ihnen entgegenkamen, unterhielten sie sich wohl noch.
"Bleibt hier und wachsam", hielt er die Wachmänner an. "Zwei andere sollen sich an den Hintereingang stellen."
Mit diesen Worten begab er sich in das Officium und fand Saturninus gemeinsam mit Corvus vor, die sich angeregt unterhielten.
"Corvus! Mensch, ich dachte, du tauchst gar nicht mehr auf", sagte er verwundert.
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09-14-2024, 09:10 AM,
Beitrag #94
RE: [Schreibstube] (Officium) * Zivilverwaltung *
Furius’ freundliche Begrüßung hatte etwas Beruhigendes, beinahe Heimeliges, als er mich erblickte. Ich spürte, dass seine Freude aufrichtig war. Bevor ich Iscalis verlassen hatte, stand ich bei ihm hoch im Ansehen, denn ich verkörperte scheinbar genau das, was der Furier sich für die Zukunft dieses Landes erhoffte: Ein junger Römer mit britannischen Wurzeln, der zum Aufblühen der römischen Provinz beitrug. Es fühlte sich fast so an, als würde ich nach Hause zurückkehren – wäre ich tatsächlich jener Römer gewesen. Doch leider war die Realität eine andere. Trotzdem genoss ich diesen Moment. Vielleicht lag es einfach an seinen warmen Worten und dem gutmütigen Lächeln. Die letzten Wochen waren voller Anspannung gewesen, und kein einziger Mensch hatte ein Lächeln für mich übrig gehabt. Unter meinen Brüdern herrschte nur Unmut.

"Oh, etwas Posca bitte," sagte ich lächelnd, als Furius mir einen Becher anbot. "Den Göttern sei Dank, meinem Ziehvater geht es wieder besser. All meine Gebete und Opfer haben gewirkt… und natürlich auch die Künste des Medicus." Vielleicht hätte ich bemerken sollen, wie vertraut ihm der Name meines Ziehvaters noch war. Aber in diesem Moment fiel es mir nicht auf. Die Freundlichkeit des Römers umhüllte mich wie ein wärmender Mantel und machte mich unachtsam. So wunderte es mich auch nicht, als er Valentinus losschickte, um Nautius Philus zu holen. Ein Arbeitstreffen, wie er es nannte, war nichts Außergewöhnliches. Ich nahm einen Schluck Wasser und verschluckte mich beinahe, als Furius Saturninus plötzlich nach Neuigkeiten aus Londinium fragte. "Oh, nicht viel", antwortete ich rasch. "Ich habe die ganze Zeit im Haus meiner Zieheltern verbracht und kaum etwas mitbekommen."

Kurze Zeit später erschien Nautius. Er schien überrascht, wie lange ich fort gewesen war. "Ja, ich war lange weg", meinte ich grinsend. "Aber nun bin ich wieder hier!"
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
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Falke
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09-16-2024, 05:47 PM,
Beitrag #95
RE: [Schreibstube] (Officium) * Zivilverwaltung *
"Es gibt nichts Wichtigeres als Treue und Ergebenheit gegenüber seinen Leuten, da stimme ich dir zu. Deine Ziehltern werden sehr froh gewesen sein, dich so lange bei sich gehabt zu haben...", erwiderte Saturninus und hob den Becher, um mit Corvus auf das Wohl des genesenden Occius Exoratus zu trinken.
Dann trat Philus ein, der die Eingänge hoffentlich abgesichert und die Wachen mitgebracht hatte. Saturninus warf ihm einen Blick zu und nickte. Zu seiner Überraschung fühlte der Furius tief im Herzen Bedauern. Er schätzte Tarutius Corvus wirklich. Er war ihm ein guter Angestellter gewesen, und er als sein Vorgesetzter hatte ihn gefördert und ihm  früh Verantwortung übertragen. Sogar als Verteidiger vor dem Statthalter hatte sich Corvus bereits Aufmerksamkeit verdienen dürfen. 
Warum log der junge Mann ihm, Saturninus, dann so dreist ins Gesicht?
 Vielleicht steckte wirklich nicht mehr dahinter als Pflichtvergessenheit und ein Weiberrock, vielleicht aber auch viel mehr. 
Saturninus würde Corvus so lange festsetzen, bis er die Wahrheit herausgefunden hatte. So oder so war der Junge eine Enttäuschung. War er jedoch nur eine menschliche Enttäuschung, würde er lediglich seinen Posten verlieren. War er aber für Rom eine Enttäuschung, so würde man ihn mit aller Härte bestrafen. 
"Alles bereit, Philus?", fragte Saturninus seinen Stellvertreter. Der grüßte Corvus wie einen guten Bekannten, was sie auch waren, denn sie hatten ihr Büro miteinander geteilt.
Saturninus Stimme war immer noch freundlich: "Trinke ruhig noch deine Posca zu Ende, Bürger Lucius Tarutius Corvus. Ich nenne dich Bürger und nicht mehr Offizieller Dolmetscher. Vorläufig bist du deines Amtes enthoben. Und dann muss ich dich bitten, Dich ohne Widerstand zu leisten, unter Arrest stellen zu lassen. 
Bist du erstaunt? Verlangst du eine Begründung? So höre: Wir wissen, dass du keinen Moment lang in Londinium warst. Du hast deine Vorgesetzten und Kollegen schändlich belogen, und du lügst immer noch. Wir werden also eine Wahrheit herauszufinden haben und solange wir das tun, bleibst du hier in der Provinzialverwaltung unter Aufsicht"
Es war keine Verurteilung, das römische Recht kannte keine Gefängnisstrafen, sondern es war die Festsetzung eines Verdächtigen, bei dem Fluchtgefahr bestehen konnte. Corvus war lange weggeblieben, er musste also Freunde in Britannien haben. Freunde oder Spießgesellen, das wusste Saturninus noch nicht. 
Wäre Tarutius höherrangig gewesen, hätte Saturninus ihn zuhause bewachen lassen. Aber der junge Dolmetscher lebte bescheiden in einer Insula.
"Philus -  lass bitte unverzüglich Bürger Tarutius festnehmen und in den Kerker bringen" 
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Honoratior von Iscalis
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