06-08-2023, 07:44 PM,
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RE: Tablinium
"Dann sei es so! Wir sehen uns morgen! Vale", sagte ich und nickte ihm wohlwollend zu. Alles, was nun eventuell noch unklar war, konnte morgen geklärt werden. Ich gab Midas ein Zeichen, damit er Tarutius zur Tür brachte.
Als die beiden dann das Tablinum verließen, sah ich, das Beatus bereits draußen wartete. Ich winkte ihn herein und der Junge gehorchte.
| Beatus
Beatus war sofort zur Casa zurückgekehrt, nachdem er seinen Auftrag in der Praxis des Medicus erledigt hatte. Als der Dominus ihn zu sich ins Tablinum winkte, folgte er sofort.
"Und? " fragte ihn der Sabinier.
"Dominus, der Medicus könnte den Eingriff heute in drei Tagen vornehmen. Nach dem Ende der Vestalia. Aber zuvor schickt er seine Gehilfen, um den Operationsraum vorzubereiten." Beatus hatte sich alles gut merken können. Der Dominus würde bestimmt zufrieden mit ihm sein. Vielleicht kam dann auch Louarn hierher um zu helfen. Dann konnte er ihm auch zeigen, wo er lebte.
Ich nickte. In drei Tagen schon! Nun, da der Tag des Eingriffes feststand, wurde alles viel greifbarer für mich. "Das hast du gut gemacht, mein Junge! Geh und lass dir von Domina Calida eine Münze geben!" Der Junge bedankte sich und lief freudestrahend aus meinem Tablinum. Ich hatte Aratas derweil ein Zeichen gegeben, damit er mir beim Aufstehen half. Ich war müde und wollte mich etwas zurückziehen.
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11-26-2023, 12:56 AM,
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RE: Tablinum
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Ein Sklave brachte den Brief aus Ostia insTablinum und legte ihn dort auf den Schreibtisch des Hausherrn.
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Ad
Marcus Sabinius Merula
Casa Sabinia
Iscalis
Britannia
Mein lieber Marcus,
Ich hoffe, dieser Brief findet dich in bester Gesundheit und
guter Stimmung. Ich schreibe dir heute mit einer Nachricht,
die sowohl überraschend als auch hoffnungsvoll ist.
Dein Vater, mein geliebter Bruder, hatte einen weiteren Sohn.
Ja, du hast richtig gelesen. Du hast einen Bruder. Sein Name
ist Lucius Sabinius Belenus. Er kam im Alter von fast
sechs Jahren zu deiner Tante Clara und mir
und ist in meinem Haus aufgewachsen.
Dein Vater wollte damals deine Mutter nicht brüskieren.
Inzwischen ist dein Bruder zu einem feinen jungen Mann
herangewachsen, voller Energie und Begeisterung, genau
wie dein Vater in seinenjungen Jahren.
Belenus hat immer davon geträumt, dich einmal zu treffen
und mehr über seinen Vater durch dich zu erfahren. Deshalb
hat er sich entschieden, nach Britannia zurückzukehren, um
seinen Bruder kennenzulernen. Wenn du diesen Brief erhältst,
ist er bereits aufdem Weg zu dir.
Ich weiß, dass diese Nachricht überraschend für dich sein mag,
aber ich hoffe, dass du deinen Bruder mit offenen Armen und
einem offenen Herzen empfangen wirst. Ich bin sicher, dass ihr
beide gut miteinander auskommen werdet, wenn ihr euch erst
einmal kennengelernt habt.
Mögen die Unsterblichen stets über dich und die Deinen wachen!
Vale bene,
Dein Onkel Quintus
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05-10-2024, 08:41 AM,
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RE: Tablinum
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| Beatus
"Bitte folge mir, Dominus!" sagte der junge Beatus mit seiner piepsigen Stimme und brachte den Furius zunächst ins Atrium, um dann seinen Herrn von dessen Besuch zu informieren. Der Sabinius, der sich für gewöhnlich um diese Tageszeit im Tablinum aufhielt, trug dem Jungen auf, den Princeps officii eintreten zu lassen, was dieser dann auch tat. Ausnahmsweise war heute auch noch der junge Verwandte des Dominus anwesend, der erst vor wenigen Tagen in Iscalis eingetroffen war.
"Bitte folge mir ins Tabinum, Dominus, " piepste Beatus erneut und führte den Furius hinein.
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Ich hatte mich inzwischen von meinem Stuhl erhoben, um Furius Saturninus entgegenzutreten, als er das Tablinum betrat. "Salve, verehrter Princeps Officii Tiberius Furius Saturninus!" rief ich lächelnd und deutete dann kurze Zeit später auf meinen Vetter, der erst wenige Tage zuvor angekommen war. "Darf ich dir den Sohn meines Onkels Quintus aus Ostia vorstellen? Dies ist mein Vetter Lucius Sabinius Bellus! Er ist erst vor einigen Tagen hier eingetroffen." Für Bellus war das die Gelegenheit, erste wichtige Kontakte in der Stadt zu knüpfen, denn der Furier war einer der angesehensten Bürger der Stadt und als Leiter der Provinzverwaltung genoss er auch einen gewissen Einfluss.
Ich befahl Beatus, noch einen weiteren Stuhl hereinzubringen und uns mit Getränken zu versorgen, was der Junge dann auch sofort machte.
[b]"Bitte nimm doch Platz!" [/b]bat ich den Princeps Officii mit einer einladenden Geste.[b] "Was führt dich zu mir, verehrter Princeps Officii Furius Saturninus?" [/b]Denn es gab gewiss einen guten Grund, weshalb der Furius persönlich erschien, statt eine Nachricht zu schicken.
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05-10-2024, 04:01 PM,
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RE: Tablinum
Ein junger Sklave, der Saturninus ein wenig an Spiros erinnerte, führte ihn und seinen Sekretär Scaevus, der ihm mit den Unterlagen folgte, bis zum Tablinum der recht gediegenen Casa. Ein Veteran war ein geachteter und nicht armer Mann. Merula, der wie Saturninus fand, gut aussah; seit der gelungenen Operation schien es mit seiner Genesung nur noch aufwärts zu gehen, erhob sich, um ihm entgegen zu gehen. Saturninus schätzte den Excenturio sehr und umfasste seine beiden Unterarme:
"Nicht so förmlich, mein werter Sabinius Merula, nenne mich einfach Furius Saturninus. Schließlich sind wir beides Honoratioren unserer Stadt, mit unserem Landbesitz fast Nachbarn und unsere Frauen Serena und Accia Prisca sind gute Freundinnen, weshalb ich auch auf deiner Hochzeit gewesen bin",
sagte der Furius freundlich - nicht, dass er das alles - außer dass Merula auch Honoratior war - im Kopf gehabt hätte, aber sein tüchtiger Sklave Scaevus hatte ihn auf dem Weg ausführlich gebrieft. Er nahm Platz:
"Wir Römer müssen doch zusammenhalten. Es gibt zu wenige von uns in dieser Provinz...", er sah den Verwandten des Excenturios wohlwollend an:
"Salve Sabinius Bellus und willkommen in der Provinz Britannia. Es ist ein großer Gewinn, noch mehr Männer aus deiner Familie hier bei uns zu haben. So wie deinen Cousin. Hast du dich schon etwas in Iscalis eingelebt?"
Der junge Sklave brachte Getränke herbei, und Saturninus nahm einen Becher mit einem Teil Wein und acht Teilen Wasser.
"Auf die tatkräftige Gens Sabinia, mögen die Unsterblichen ihr stets gewogen sein", sagte er und hob den Becher.
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05-11-2024, 03:18 PM,
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RE: Tablinum
Es war erst wenige Tage her, dass ich in Iscalis in der Casa Sabinia bei meinem Vetter Marcus Sabinius Merula eingetroffen war, und vieles war natürlich noch zu besprechen, zu planen und zu regeln oder überhaupt erst einmal kennenzulernen. Zu einem solchen Kennenlernen bot sich nun unverhofft eine außergewöhnliche Gelegenheit, als ich bei meinem Cousin im Tablinum weilte und der Sklave Beatus uns den Besuch den Princeps Officii Tiberius Furius Saturninus ankündigte. Noch sagte mir persönlich dieser Name nichts, doch ein Blick in das Gesicht meines Vetters klärte mich sogleich darüber auf, dass es sich bei diesem Würdenträger um eine herausgehobene Persönlichkeit in Iscalis handeln musste. Wie Merula selbst, stand auch ich von meinem Sitzplatz auf, um den hohen Gast gebührend zu begrüßen.
Begleitet von einem jungen Mitarbeiter, wahrscheinlich einem Sklaven, trat der Angekündigte bald darauf ins Tablinum ein. Mit ausgesuchter Freundlichkeit hieß Merula ihn willkommen, was der Princeps Officii ebenso formvollendet erwiderte. Dass er dabei verschiedene Beziehungen benannte, in denen er und mein Cousin bzw. seine Familie und die Gens Sabinia zueinander standen, war für mich sehr erhellend, denn noch war ich über die Verhältnisse im gesellschaftlichen Leben hier in Iscalis nur vage unterrichtet.
Ein gewisser Schrecken überkam mich allerdings, als der Princeps Officii sich bald schon direkt an mich wandte, nachdem Merula mich vorgestellt hatte. Nicht ganz ohne Nervosität antwortete ich: "Salve, verehrter Princeps Officii Tiberius Furius Saturninus!" Damit war mein Gruß ein Echo derjenigen Worte, die mein Vetter eingangs an unseren Gast gerichtet hatte. Ich wagte es also nicht, bei der Anrede den Titel des Furius auszulassen, denn dieses Privileg hatte der Princeps Officii strenggenommen nur Merula als Honoratior von Iscalis gewährt.
Auf die wohlwollende Ansprache unseres Gastes an mich entgegnete ich schon mit etwas festerer Stimme: "Ich danke Dir für Deine freundliche Begrüßung. Wie mein Vetter schon sagte, bin ich ja erst seit wenigen Tagen hier, und alles ist noch sehr neu für mich. Aber ich könnte hier ja keinen besseren Ratgeber haben als ihn und bin deshalb guten Mutes, dass ich mich hier schon bald nützlich in die Bürgerschaft einbringen kann."
Dabei richtete ich meinen Blick lächelnd auf Merula und hob nun auch meinen Becher, als der Princeps Officii auf das Heil unserer Gens anstieß.
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05-18-2024, 08:49 PM,
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RE: Tablinum
Lächelnd nickte ich dem Furius zu, der meine Begrüßung auf solch herzliche Weise erwiderte und noch einmal die Berührungspunkte hervorhob, die uns verband. Dann sprach er von der Verbundenheit der Römer, denn es gab noch sehr viel zu tun in dieser Provinz!
"Du sprichst von Zusammenhalt, mein lieber Furius Saturninus. Und du hast Recht," entgegnete ich. "In dieser Provinz, fern von Rom, ist es unsere Pflicht, die Traditionen und Werte, die uns geprägt haben, aufrechtzuerhalten." Ich deutete auf Bellus, der sich erhoben hatte, um den Furius ebenfalls zu begrüßen. Er nutzte sogleich die Gelegenheit, um von seinem Tatendrang zu berichten und dass er gewillt war, auch seinem Beitrag zum Fortschritt unserer Stadt zu leisten.
"Mein Vetter Bellus sagte mir, er möchte in Iscalis eine Fleischerei aufbauen," erklärte ich unserem Gast. "Das korrespondiert hervorragend mit meinen Plänen, die ich mit dem Grundstück vorhabe, das ich erhalten habe. Wir werden dort eine Schweinezucht aufbauen und es mit einer Imkerei versuchen", berichtete ich dem Furius. Vielleicht würde ich dem Furius später auch noch von meinen eigenen Geschäftsplänen erzählen, wenn sich die Gelegenheit dazu bot.
Furius Saturninus hatte inzwischen Platz genommen und gab dem jungen Beatus Anweisungen, wie er seinen Wein wünschte. Der Sklave tat, wie ihm befohlen und versorgte unseren Gast mit seinem bestellten Getränk. Der Furius erhob nun seinen Becher und trank auf das Wohl und Gedeihen unserer Gens. Ich tat es ihm und meinem Vetter gleich. "Auf Iscalis! Mögen die Götter über uns alle wachen!" entgegnete ich und nahm nun auch einen Schluck vom Wein.
"Aber sag mir, verehrter Furius Saturninus, was führt dich zu uns?" fragte ich, denn es war offensichtlich, dass er in seiner Amtstracht erschienen war, was auf einen besonderen Anlass hindeutete.
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05-22-2024, 11:37 AM,
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RE: Tablinum
" Eine Fleischerei und eine Schweinezucht aufzubauen, ist etwas sehr Gutes für Iscalis, seine Bürger und deren Mägen", sagte Saturninus, der sich mit den Niederungen der Schweinezucht natürlich nicht aufhielt. Schweine hatten Rüssel und fraßen alles Mögliche, das war, was er darüber wusste. Aber Würste - besonders Lucanerwürste - aß er wie die meisten Römer gerne:
" Und sich an das Beispiel und den Rat von verdienten Älteren wie deinen Cousin Sabinius Merula zu halten, zeugt von Weisheit trotz deiner Jugend, werter Sabinius Bellus. Nenne mich doch bitte Furius Saturninus. Dies ist nur ein informeller Besuch unter Freunden. "
Dagegen sprach die äußerst formelle Dienstkleidung. Doch nun waren alle Höflichkeiten und Lob ausgetauscht, da wollte Saturninus zum Grund seines Besuches kommen. Sabinus fragte ihn auch nach direkter militärischer Art danach.
Da flüsterte ihm Scaevus zu: "Accia Prisca" , ach ja, die Frage nach der Familie - und da es um eine Matrona ging, die noch keine Kinder hatte - dann eher nicht allzu tiefschürfend , gehörte zum Auftakt von Verhandlungen dazu:
" Ich hoffe doch, dass sich die werte Accia Prisca wieder wohl befindet nach ihrem schweren Verlust. Serena lässt sie herzlich grüßen"
Tatsächlich hatte Saturninus nicht persönlich kondoliert, als Accius Florus verstorben war. Das lag aber nicht daran, dass er etwas gegen den Acciusbruder gehabt hätte, sondern an den Begleitumständen dessen Todes. Vielleicht hätte er bei einem Besuch darüber sprechen müssen, dass er den Ermordeten entdeckt hatte, als er gerade in weiblicher Begleitung in einer anrüchigen Gasse zu einer noch anrüchigeren Taberna unterwegs gewesen war.* Der Furius hielt Prisca für sehr sittenstreng, und er hatte gefürchtet, sie könne etwas davon gegenüber Serena äußern. Serena wie gesagt, wollte er niemals kränken.
Saturninus fuhr also fort, indem er beide Männer anblickte:
" Der Grund meines Besuches ist folgender. Wir hatten in den letzten Monaten einige Hausbrände und auch andere Brände hier am Ort. Natürlich ist es nicht wie in Rom, doch auch in Iscalis wird auf offener Flamme gekocht, und der Umgang mit Feuer ist oft leichtsinnig. Dazu kommen die vielen Kohlebecken gegen die britannische Kälte.
Nun hat die Provinzialverwaltung beschlossen, eine freiwillige Feuerwehr, ein Collegium von Vigiles in Iscalis zu gründen. Ein Aufruf an die Bevölkerung ist schon ergangen"
Der Furius legte eine Kopie dieses Aufrufs vor:
EINWOHNER VON ISCALIS!
Die Provinzverwaltung hat mit der fürsorglichen Erlaubnis des edlen Statthalters Lucius Petilius Rufus
zum Schutz aller Einwohner beschlossen,
der Stadt Iscalis die
Errichtung eines
FREIWILLIGEN FEUERWEHR - COLLEGIUMS
zu genehmigen.
Es werden Freiwillige jedes Standes, Geschlechtes und Alters gesucht,
auch Sklaven mit Erlaubnis ihres Herren.
Militärische oder administrative Erfahrung für die Stellung des Brandmeisters besonders
erwünscht.
Aber auch Erfahrung mit Feuerlöschpumpen, Feuerpatschen, Wasserschläuchen,
Syphonen, Einreißhaken, Wollfdecken, Leitern, Äxten und Beilen sowie Spenden
all dieser Gegenstände sind sehr willkommen.
Die Mitglieder der Feuerwehr werden jeweils von den Steuern befreit.
Das Collegium gibt sich seine Satzung
bei seinem ersten offiziellen Treffen.
Bitte alle Freiwilligen bei mir in der Provinzverwaltung
melden. Danke
Im Auftrag Ti. Furius Saturninus
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Er ließ Zeit, dass die Sabinier sich den Text durchlesen konnten, und dann sagte er:
" Es wird auch nicht so sein, dass unsere Vigiles in Kasernen leben. Hier geht ein jeder noch seinem Beruf nach, so wie es in anderen Provinzstädten ebenfalls der Fall ist. Ich denke, dass die Steuerbefreiung sehr attraktiv sein wird, auch um so manchen Sklaven zu stiften"
Da Sklaven keine Rechtspersonen waren, bekamen ihre Herren alle Benefits ihrer Arbeit, das verstand sich:
"Besondere Sorgfalt möchte ich jedoch bei der Besetzung der Position des Brandmeisters walten lassen. Es sollte ein Mann sein, der gut organisieren kann, ja vielleicht auch Erfahrung hat in Führung von Einsatzkräften. Aber noch wichtiger ist: Das er ein römischer Bürger ist, der treu zu Rom und dem Kaiser steht und die Pietas in Leben, Worten und Taten verkörpert ",
Saturninus richtete seinen dunklen Blick auf Sabinius Merula:
"Auch wenn wir Kelten und Sklaven zum Dienst zulassen....", auch Frauen durften Mitglieder werden, aber eine Frau kam nach Saturninus Verständnis für eine Leitung ohnehin nicht in Frage:
"...darf niemand anders in eine Führungsposition kommen als solch ein Römer.
Ich habe daher sofort an dich gedacht, werter Sabinius Merula, und wollte Dich bitten, diese Position zu besetzen. Als ehemaliger Centurio bist du nicht nur charakterlich, sondern auch durch deine Erfahrung prädestiniert.
Was meinst du dazu?"
* Sim off: Diese Geschichte wird hier erzählt
** Sim off: Historisch belegter für den Zusammenschluss einer freiwilligen Feuerwehr in einer Provinzstadt außerhalb Italias ist die Bezeichnung Collegium (Verein), doch wir können gerne bei "Vigiles" bleiben
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