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Normale Version: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
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Als Niamh erzählte, was ihr passiert war, hätte ich sie beinahe fallen gelassen. Ich musste mich anstrengen, ruhig zu bleiben und einfach nur zuzuhören, ohne etwas dazu zu sagen. Aber was hätte ich auch sagen sollen? Dass es mir leid tat? Dass ich es hätte verhindern wollen? Dass ich die Männer alle töten und ihre Leichen ihr zu Füßen legen würde? All das stimmte, und es alles nützte nichts und würde nichts davon ungeschehen machen, was ihr passiert war. Und ich kam mir dumm und nutzlos vor, wie ich hier herumlief und sie nach unten trug.
“Du bist nicht gestorben, und du wirst noch ein langes Leben haben, aber sie werden alle heute sterben“, sagte ich reichlich dumm und reichlich ruhig, da mir wirklich nichts besseres einfiel, ehe ich sie absetzte und zu meinen Brüdern hinüber ging.

Dunduvan hatte irgendwen geköpft, aus seinem Beutel schaute noch ein paar dunkle Haare raus. Er versprach mir auch Erwans Kopf, aber ich wusste gar nicht, ob ich den haben wollte. Ich sah ihn nicht als ehrbaren Feind an. Sein Kopf versprach weder guten Rat, noch große Weisheit. Er war niemanden, den ich ehren könnte. Wahrscheinlich würde ich den Kopf in den Fluss werfen, damit er von Wasser umschlossen gebannt sein würde, damit dieser Kerl nie wieder Unheil anrichten würde und nicht wiedergeboren würde. Ich wusste es nicht und hatte grade echt andere Dinge im Kopf.

Ciaran schaute Niamh an, was mir nicht gefiel, und fragte, ob sie kaputt sei. Wieder einmal murmelte ich nur “Halt die Klappe, Ciaran“, wie schon oben auf dem Dach, da ich jetzt grade wirklich nicht mit ihm streiten wollte. Und erst recht war es nicht an mir, Niamhs Zustand zu erklären. Keinem von ihnen. Sie sollten sie nicht so ansehen. Es reichte, dass ich es jetzt wissen musste und wohl immer daran würde denken müssen, wenn ich sie ansah. Die Schuld darüber lastete schwer auf mir, denn all das hätte anders sein können, wenn ich nur nicht als der geboren worden wäre, als der ich geboren worden war. Wenn ich ihr ihren Wunsch nach Sicherheit und Familie hätte erfüllen können.
Wenn das hier vorbei wäre, würde ich sie fragen, ob ich sie zu ihrem Suileabhain zurück wollte, und sie hinbringen, wenn sie ja sagte. Vielleicht konnte sie dann noch ein friedliches Leben führen, fernab von all dem Chaos hier.
Aber Ciaran gab sich erstaunlich kooperativ und bot ihr Kräuter an. Instinktiv trat ich vor und halb zwischen ihn und sie, um ihn einmal anzusehen, aber er schien es ehrlich zu meinen. Dieses Mal zumindest. Ein Blick zwischen uns reichte, und er wusste, dass es böse enden würde, wenn er ihr weh täte. Aber er wirkte ganz ungerührt davon und redete nur von seiner Bombe. Niamh nahm die Kräuter an und cih hoffte, dass sie ihr helfen würden.

Wer mich dann aber wirklich überraschte, war Calum. Kreideweiß war er zu uns getreten und kündigte Dunduvan die Zusammenarbeit auf. Verdammt, ich wusste, er war sensibel, aber dass es ihn so mitnahm, hätte ich nicht gedacht. Wenn ich das auch nur geahnt hätte, hätte ich ihn von vornherein gebeten, besser nicht mitzukommen.
“Calum...“, fing ich an, wusste dann aber nicht so recht weiter. Außerdem war ich blutverschmiert, ebenso wie der grade reinkommende Alun. Eine Umarmung wäre da wohl wenig hilfreich. “Das hier ist jetzt grade kein guter Ort und Zeitpunkt. Bruder… ich danke dir wirklich, dass du hier geholfen hast. Aber das folgende wird blutig werden. Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst und dir ein Alibi verschaffst. Und wir reden morgen wieder. Ich muss sowieso noch mit dir reden. Aber nicht hier und jetzt.“ Ich hoffte, dass dann die Gemüter wieder abgekühlt waren und Calum auch mit sich reden lassen würde. Aber hier und jetzt machte das alles wenig Sinn.
Auf Louarn achtete ich gar nicht erst. Er war so einfach zu ärgern, dass es schon fast keinen Spaß machte, das zu tun. Nein, ich beobachtete sein Vögelchen, wie sie schwankte und zögerte. Beinahe hätte ich ihr gesagt, dass wenn ich sie umbringen wollte, ich das nicht vor so vielen Zeugen tun würde, aber das gehörte auch zu den Dingen, die ich nicht sagen sollte. Also hielt ich die Klappe und wartete, bis sie die Kräuter nahm und sich hoffentlich nicht damit vergiftete. Auch wenn es unwahrscheinlich war, aber sie war so schwach, dass die Dosierung vielleicht zu stark war. Aber nein, ein weiterer Blick, sie hatte genug Fleisch auf den Rippen. Es würde stimmen. Ich irrte mich selten.

Calum kam und war einfach Calum: Sensibel, zerbrechlich, fatalistisch. Ich fragte mich, ob er noch leben würde, wenn er keiner von uns wäre, denn die Welt da draußen war weit grausamer als das hier drinnen. Aber auch dazu hielt ich meine Klappe.
Louarn war natürlich gleich dabei, den nächsten verletzten Vogel zusammenflicken zu wollen. Das war einfach seine Natur. Es war faszinierend zu beobachten, aber nicht so faszinierend, dass ich dabei verweilen musste. Ich schaute Dunduvan noch einmal kurz genau an, nicht um mir sein Einverständnis zu holen, denn das hatte ich nicht nötig, sondern nur, damit er mich registrierte. “Ich mach dann mal weiter“, meinte ich nur und ging durch den Seiteneingang dieses Hauses, indem ich einfach die Tür öffnete, als wäre es das normalste der Welt. Erst da fielen mir meine blutigen Hände auf, die vielleicht auf der Straße für Unmut sorgen könnten. Also stiefelte ich nochmal zurück zu dem praktischen Becken mitten im Raum, um mir die Hände schnell zu waschen und ging dann, diesmal aber wirklich, durch diesen schmalen Seitengang nach draußen, wo Cinead freundlicherweise das Pferd gelassen hatte, und holte nach und nach die Satteltaschen rein. Dann suchte ich mir eine ruhige ecke und fing an, die Mixtur vorzubereiten, schön weit weg von dem Waschbecken im Atrium, um nicht versehentlich das Feuer schon zu entfachen, und fing an, nach und nach meine Päckchen in Töpfen und Tiegeln, die dieses Haus freundlicherweise zur Verfügung stellte, abzufüllen und sie strategisch zu platzieren. Es würde wundervoll werden!
"Nein, ich bin nicht gestorben," atwortete sie Louarn. Wie lebenswert ihr Leben würde, musste sich noch herausstellen. Aber ja, eines war sicher, Erwan und alle, die mit ihm waren, würden heute nur noch den Tod finden. Doch diese Erkenntnis löste in ihr keine Befriedigung aus.

Sie ließ sich auf Ciarans Mittel ein und nahm dann etwas davon, in der Hoffnung, dass es bald Wirkung zeigen würde.  Ein weiterer von Lous Brüdern betrat das Atrium. Sie beachtete ihn kaum. Auch dann nicht, als ihr auffiel, dass er kreidebleich im Gesicht war. Offenbar hatte er das Blutbad nicht verkraftet, welches seine Brüder angerichtet hatten. Vielleicht verachtete er sie, weil all die Bewohner dieses Hauses wegen ihr gestorben waren.  Doch das interessierte sie nicht! Niamh war im Augenblick nur von einer Sache getrieben. Sie löste sich aus Louarns Dunstkreis, um sich die Toten auf dem Boden genauer anzuschauen. Dabei scheute sie sich auch nicht, die blutverschmierten Leichen anzufassen und umzudrehen. Als sie die Toten im Atrium betrachtet hatte, arbeitete sie sich von Raum zu Raum vor und begann mit der Küche. 
Unbeeindrückt kam sie nach einer Weile wieder heraus. Das Mittel, das Ciaran ihr gegeben hatte, schien schnell Wirkung zu zeigen. Sie spürte kaum noch Schmerzen und war viel sicherer auf ihren Beinen.

Sie ging weiter und sah sich die Toten in jedem Raum des Erdgeschosses an. Am Ende jedoch musste sie sich eingestehen, dass sich die drei Gesuchten nicht unter den Toten befanden. Für einen Momentüberlegte sie, ob sie hinunter in den Keller steigen sollte. Doch sie verwarf den Gedanken wieder. Nie wieder würde sie dort hinuntergehen!

Nach einer Weile kehrte Niamh wieder ins Atrium zurück. "Sie waren nicht unter den Toten!", stellte sie enttäuscht fest. "Sie müssen noch am Leben sein!" schlussfolgerte sie. Kaum hatte sie das gesagt, schien sich jemand sich jemand an der Haustür bemerkbar zu machen. Niamh hielt gespannt den Atem an und starrte zum Eingangsbereich des Hauses.
[Bild: Erwan-klein.jpg] Erwan

Der gallische Tuchhändler hatte breits am Nachmittag das Haus mit Modestus, seinem Freigelassenen und seinen drei Sklaven Corax, Brigo und Divico verlassen. Die drei Letzteren hatten es sich redlich verdient, ihren Herrn auf das Fest zu Ehren des Kaisers begleiten zu dürfen. Schließlich hatten sie das fertig gebracht, wobei zwei professionelle Sklavenjäger auf ganzer Linie versagt hatten! Dass sie die Hibernierin dabei leicht beschädigt hatten, spielte keine große Rolle. Das hatte sie sich selbst zuzuschreiben! Es hätte nicht so enden müssen, sagte er immer wieder zu sich selbst, wenn er an die junge rothaarige Frau dachte, die ihn einst so sehr an seine verstorbene Tochter erinnert hatte. Doch sie hatte sich seinem Willen widersetzt und war mit diesem rothaarigen Barbaren durchgebrannt!

Erwan und seine Begleiter hatten ordentlich auf das Wohl des Kaisers getrunken. Der Eintopf war auch nicht übel gewesen! Der Gallier war sogar so sehr spendabel gewesen, dass er seinen drei Sklaven eine Lupa bezahlt hatte, als diese sich plötzlich verstärkt für das weibliche Geschlecht interessiert hatten. 

Als es schließlich dunkel wurde machten sich die fünf Männer recht angeheitert  und ausgelassen auf den Heimweg.Heute Abend kümmerte es niemanden, wenn ein paar Männer ein Lied gröhlend durch die Straßen der Stadt schwankten.

Erwan, der als vollem Halse ein gallisches Lied angestimmt hatte, trat an die Tür und klopfte. Doch nichts geschah. "Corax, mach die Tür auf!", schrie er, als niemand auf sein Klopfen reagierte. "Cooo-aaax!", schrie Erwan.

Corax, der seinen Herrn begleitet hatte, schwankte nach vorne. "Ich bin hier, Dominus! Du has mich doch mit... mit... mitgenomm'n!"  Der Gallier kräuselte die Stirn, als er Corax erblickte. "Ach ja, tatsäschlch!" antwortete er ein wenig ratlos. "Ich hab den Schlüssel!" verkündete Modestus stolz und versuchte die Tür aufzuschließen, was ihm aber erst beim dritten Anlauf gelang.  Schwankend betraten die fünf Männer das Haus.
(07-23-2023, 07:07 PM)Calum schrieb: [ -> ]Für Calum war all dies ein wahrgewordener Alptraum. Er hatte bereits getötet. Mehrfach. Und durch seine geheimen Informationen, die er den Römern gestohlen hatte, waren noch viel mehr Menschen gestorben. Er hatte Blut an den Händen, wie all seine Brüder.
Doch nie hatte es Spaß gemacht. Und es war etwas gänzlich anderes, einen Bogen von der Sehne zu lassen, als auch noch eine Leiche zu köpfen, nur um ein Zeichen zu setzen. Und nur die Götter wussten, was Ciaran in der Küche getan hatte.
Monster… Er sah kaum noch seine Brüder vor sich als blutrünstige Bestien. ‚Der Kampf der Falken wird viel Leid verursachen.‘ Caradoc hatte Recht behalten. Wäre es nur um den Verräter gegangen, er hätte es ja verstanden. Doch da hätte es andere Wege gegeben. Die hätte es sicherlich.
Wie erstarrt stand der Junge im Atrium inmitten von Fremden. Dass sie Niamh lebend gerettet hatten, registrierte er kaum. Die Miene blass, die Haltung starr. Er wusste nicht, was er fühlte. Ekel. Verachtung. Hass vielleicht. Er war fassungslos, dass er derartig über seine Brüder dachte. Doch die Hausdiener und Sklaven waren nicht einmal in Würde gestorben. Sie waren hingeschlachtet worden wie Vieh.
„Ich weiß nicht, wer ihr seid“, sagte er mit einer Miene so bleich wie der Tod. Seine Schritte lenkten ihn zu Dunduvan. Das Sinnbild all dessen, vor dem er sich fürchtete. Dunduvan schien längst nicht mehr sein Bruder zu sein. Er war wie die Marionette Cathbads. Doch wenn dies Cathbads Vorstellungen waren, dann war der Druide wahnsinnig.
Er sah Dunduvan in dessen Gesicht und atmete tief durch.
„Wenn das hier vorbei ist, sind wir geschiedene Leute“, sagte er nur. Ciaran würdigte er keines Blickes. Fintan, der sich offenbar an den Reichtümern des Hauses vergriffen hatte, wirkte zum ersten Mal erschreckt. Alun und Louarn ernteten flüchtige Blicke von ihm. Doch wenigstens Louarn hatte heut an andere Dinge zu denken. Nur wegen Niamh hatte er schließlich all dies getan.

(07-23-2023, 07:50 PM)Louarn schrieb: [ -> ]Dunduvan hatte irgendwen geköpft, aus seinem Beutel schaute noch ein paar dunkle Haare raus. Er versprach mir auch Erwans Kopf, aber ich wusste gar nicht, ob ich den haben wollte. Ich sah ihn nicht als ehrbaren Feind an. Sein Kopf versprach weder guten Rat, noch große Weisheit. Er war niemanden, den ich ehren könnte. Wahrscheinlich würde ich den Kopf in den Fluss werfen, damit er von Wasser umschlossen gebannt sein würde, damit dieser Kerl nie wieder Unheil anrichten würde und nicht wiedergeboren würde. Ich wusste es nicht und hatte grade echt andere Dinge im Kopf.

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Wer mich dann aber wirklich überraschte, war Calum. Kreideweiß war er zu uns getreten und kündigte Dunduvan die Zusammenarbeit auf. Verdammt, ich wusste, er war sensibel, aber dass es ihn so mitnahm, hätte ich nicht gedacht. Wenn ich das auch nur geahnt hätte, hätte ich ihn von vornherein gebeten, besser nicht mitzukommen.
“Calum...“, fing ich an, wusste dann aber nicht so recht weiter. Außerdem war ich blutverschmiert, ebenso wie der grade reinkommende Alun. Eine Umarmung wäre da wohl wenig hilfreich. “Das hier ist jetzt grade kein guter Ort und Zeitpunkt. Bruder… ich danke dir wirklich, dass du hier geholfen hast. Aber das folgende wird blutig werden. Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst und dir ein Alibi verschaffst. Und wir reden morgen wieder. Ich muss sowieso noch mit dir reden. Aber nicht hier und jetzt.“ Ich hoffte, dass dann die Gemüter wieder abgekühlt waren und Calum auch mit sich reden lassen würde. Aber hier und jetzt machte das alles wenig Sinn.

(07-23-2023, 08:09 PM)Ciaran schrieb: [ -> ] Ich schaute Dunduvan noch einmal kurz genau an, nicht um mir sein Einverständnis zu holen, denn das hatte ich nicht nötig, sondern nur, damit er mich registrierte. “Ich mach dann mal weiter“, meinte ich nur und ging durch den Seiteneingang dieses Hauses, indem ich einfach die Tür öffnete, als wäre es das normalste der Welt. Erst da fielen mir meine blutigen Hände auf, die vielleicht auf der Straße für Unmut sorgen könnten. Also stiefelte ich nochmal zurück zu dem praktischen Becken mitten im Raum, um mir die Hände schnell zu waschen und ging dann, diesmal aber wirklich, durch diesen schmalen Seitengang nach draußen, wo Cinead freundlicherweise das Pferd gelassen hatte, und holte nach und nach die Satteltaschen rein. Dann suchte ich mir eine ruhige ecke und fing an, die Mixtur vorzubereiten, schön weit weg von dem Waschbecken im Atrium, um nicht versehentlich das Feuer schon zu entfachen, und fing an, nach und nach meine Päckchen in Töpfen und Tiegeln, die dieses Haus freundlicherweise zur Verfügung stellte, abzufüllen und sie strategisch zu platzieren. Es würde wundervoll werden!

Calum war weiß wie eine Wand. Er war nie ein Feigling gewesen, aber die Schlacht - oder war es eher ein Schlachten? - die machte dem Schmied offensichtlich zu schaffen. 
Dunduvan dachte daran, dass auch Raven, wenn sie hier gewesen wäre, vermutlich dagegen gewesen wäre, dass die Sklaven sterben mussten. Sie hatte auch damals dagegen gesprochen, die Minenarbeiter einfach zu töten,
Dunduvan hörte nun Calums Worte "Wenn das hier vorbei ist, sind wir geschiedene Leute", und dann sagte er fast sanft: "Das geht nicht, Calum, das weißt du doch" Als Falke wurde man geboren. Durch Gewalt waren sie ins Leben gekommen, und Gewalt war ihr Lebensweg. Deshalb hatte Dunduvan einmal zu Louarn gesagt, dass sie, die Falken, die neue Welt zwar schaffen, doch ihre Früchte nie genießen würden. Um der Gerechtigkeit Willen mussten sie fallen. 

Louarn versuchte auf seine vernünftige Art Calum zu überzeugen, dass er Morgen mit ihm reden würde. Auch Louarn verstand nicht, was geschah, dachte Dunduvan.. Aber dass Calum jetzt ging, das fand auch Dunduvan gut, wenn auch aus anderen Gründen als Louarn, vermutlich.
Er sagte: "Niemand ist gezwungen zu bleiben", und er sagte das ins Leere. Und dann sagte er etwas, das niemand verstand außer Dunduvan Deimos dunkle Seele:
"Calum, es wird eine andere Welt geben, in der du dich freuen kannst" Er blickte den Bruder an, und dann legte er ihm die Hand - seine Hand, mit der er den Nubier erledigt hatte- kurz auf die Schulter. Cathbad würde schon entscheiden, was geschehen sollte.Es war ein Abschied, und er war bitter wie alle Abschiede, die er immerzu hingenommen hatte ohne mit der Wimper zu zucken. Doch in seinem Inneren heulte etwas auf. Er verlor das Letzte, das ihm geblieben war, den guten, immer mitfühlenden Calum. Warum hatte nicht wenigstens Calum so gut bleiben dürfen wie er war?

Dann aber sagte Ciaran, dass er nun die Materialien zusammen mischen würde, und  das war etwas, was Dunduvan gerne sehen wollte. Er selbst hatte damals das Pyr Automatón aus Gallien besorgt. Ciaran musste damit weiter gekommen sein, und vielleicht waren sie die ersten Lebenden unter der Sonne, die so etwas sahen:
"Lass mich zusehen", sagte er. 


Und dann..nach einer Weile.... dann kratzte es an der Haustür, und ein Schlüssel bewegte sich im Schloss. 

Dunduvan machte nur eine Handbewegung: Versteckt euch. Die Feinde sollten eintreten, einer nach dem anderen. So würde die Falle zuschnappen. 
Ich hatte kein Problem damit, dass Dunduvan mir zusehen wollte, wie ich die Bomben mischte. In dem Punkt waren wir beide nicht so unterschiedlich, auch er wollte verstehen, wie Dinge funktionierten, nur dass seine Neugierde in engeren Grenzen verlief als meine. Er würde nie einem Tier oder einem Menschen so unter die Haut sehen wollen wie ich, um zu begreifen, wie die Dinge funktionierten. Aber Feuer und Werkzeuge, da war er mir ähnlich.

Ich erklärte wenig, während ich konzentriert arbeitete, und hatte so nach und nach eine hübsche Menge zusammengerührt. Nur bei der Entdeckung, die ich gemacht hatte mit dem Stoff, der später mal Magnesium heißen würde, da erklärte ich etwas mehr über das weiße Feuer, dass es auslöste, und die Sprengkraft, die das ganze Gebäude hier zum Einsturz bringen würde.
Ich war gerade fertig geworden und bemerkte, wie das kleine Vögelchen schon recht munter durch die Gegend flog. Sie war aus der Küche gekommen, sah aber nicht so aus, als hätte sie sich übergeben. Interessant. Entweder war mein Kunstwerk nicht so gut, wie ich dachte, oder der kleine Vogel war kaputter, als ich dachte. Interessant.
Viel Zeit, nachzugrübeln, bekam ich aber nicht, denn an der Tür entstand Radau. Offensichtlich kam dieser Erwan wieder zurück und so, wie es sich anhörte, war zumindest einer von ihnen sehr betrunken.
“Bitte tötet sie nicht gleich“, meinte ich noch, ehe ich mich versteckte, wie Dunduvan wollte. Die Männer sollten sehr leicht zu überwältigen sein, und sie lebend zu fangen würde viel mehr Spaß machen als einfach nur grob auf sie einzustechen, bis sie tot waren.
Niamh zog los, und mir blieb im Moment nichts anders übrig, als sie gehen zu lassen. Calum wollte nicht gehen, obwohl ich ihm versucht hatte, gut zuzureden, und Dunduvan war auch etwas weniger hilfreich, fand ich, verkrümelte sich dann aber bald mit Ciaran, um irgendwas zusammenzubauen, von dem ich ohnehin keine Ahnung hatte.
Ich beschloss, es Ciaran nachzumachen und wusch mich in dem Regenwasserbecken in der Mitte des Raumes ein wenig, ehe das Blut eingetrocknet wäre. Die blaue Farbe ging natürlich auch weitestgehend mit ab und zog im Becken leichte, lila Schlieren, die sich nach und nach am Boden absetzten. Vielleicht sollte ich die Zeichen nachbessern, aber erst einmal folgte ich Niamh. Im Eingang zur Küche blieb ich stehen und schluckte erst einmal, als ich erkannte, was Ciaran getan hatte. Ich war mir relativ sicher, dass das Mädchen auf dem Küchentisch dasjenige war, das in die Praxis des Medicus’ gekommen war, aber ganz sicher konnte ich mir in ihrem Zustand nicht sein. So oder so war es kein schöner Tod, den ich da sah, und ein Teil von mir bedauerte wirklich, was wir hier taten, auch wenn ich wusste, welchem Zweck es diente und dass es sein musste.
Niamh schien gänzlich ungerührt von dem Anblick. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie es wirklich wahrnahm. Sie ging von einem Mann zum anderen und ignorierte die toten Frauen völlig, als wären sie gar nicht da. Jeden sah sie sich an. Auch den Typen im Garten, den ich durch das Geländer getreten hatte. Einfach jeden. Ich ahnte, was und wen sie suchte, und sie bestätigte es mir auch etwas später, als sie wieder ins Atrium kam und sagte, dass sie sie nicht gefunden hätte. "Sie werden sterben“, sagte ich einfach nur ruhig und hoffte, dass sie damit erst einmal zufrieden war. Ich hatte keine Ahnung, wie sie sich gerade fühlte, und noch weniger Ahnung, wie ich das wieder in Ordnung bringen sollte. Also hielt ich erst einmal ein wenig Abstand und blieb im Hintergrund, nur mit einem wachsamen Blick zu ihr, falls sich etwas bei ihr änderte.

Vom Eingang her kam Lärm. Ich erkannte Erwans Stimme, die aber schwer und betrunken klang, und hörte, wie er krakeelte, weil er ins Haus wollte. Ich schnappte mir gleich Niamh und zog sie um die Ecke, dorthin, wo wir ins Haus eingedrungen waren, in die sichtgeschützte Nische, und deutete ihr mit einem Finger, still zu sein. Ciaran meinte noch, wir sollten die Kerle nicht töten, aber versprechen wollte ich nichts. Ich hielt Niamh mit einer Hand schützend hinter mir, während ich in das Atrium spähte, wo Erwan mit seinen Begleitern gleich auftauchen musste.
Was war mit Calum los? Störte ihn das viele Blut? Oder, dass heute Abend auch jene sterben mussten, die unschuldig waren? Ich war auch kein Freund des großen Gemetzels. Aber heute Abend durfte es keine Zeugen geben, die morgen noch lebten, um gegen uns aussagen zu können! Vielleicht war Louarns Rat, nun zu gehen, bevor es noch blutiger wurde, das Beste, was Calum nun tun konnte. Doch es war seine eigene Entscheidung, ob er blieb oder ging.  Ciaran auf jeden Fall, zog es vor, sich zurückzuziehen, um die Bombe zu bauen, wie er sagte. Dunduvan begleitete ihn. Niamh hatte inzwischen Ciarans Kräuter eingenommen und fühlte sich bald schon besser. Zumindest hatte ich diesen Eindruck, denn sie zog plötzlich los, um sich die Toten anzuschauen. Suchte sie jemand? Nur die Götter wussten, warum sie das tat. Manchmal war die kleine Irin schon etwas eigenartig. Aber das behielt ich besser für mich.

Und was machte ich? Mich nervte das Blut an meiner Tunika einfach. Drum zog ich sie aus und stieg dann ebenso, wie manche meiner Brüder, ins Impluvium und wusch mir das Blut und die blaue Farbe vom Gesicht und meinen Händen. Später, wenn Erwan tot war und ich wieder zurück zu Alans Stall lief, sollte Prisca von alledem hier nichts mehr sehen oder riechen können. Ich hoffte, sie lag immer noch im Stroh und schlief. Dann könnte ich mich einfach wieder zu ihr legen und wir könnten noch eimnal… Was war das?

Ein Geräusch, das von Eingang herrührte, riss mich aus meinen Gedanken. Dunduvan, Ciaran Lou und Niamh waren inzwischen wieder zurück im Atrium. Offenbar kehrten Erwan und seine Leute gerade  vom  Fest zurück. Nun stand also das große Finale unmittelbar bevor. Wer jetzt noch hier war, konnte sich nicht einfach unbemerkt zurückschleichen! Ich zog mein Messer, versteckte mich in einer Nische und wartete dort, bis Erwan und seine Leute in die Falle tappten.
(07-24-2023, 12:25 PM)Louarn schrieb: [ -> ]Niamh zog los, und mir blieb im Moment nichts anders übrig, als sie gehen zu lassen. Calum wollte nicht gehen, obwohl ich ihm versucht hatte, gut zuzureden, und Dunduvan war auch etwas weniger hilfreich, fand ich, verkrümelte sich dann aber bald mit Ciaran, um irgendwas zusammenzubauen, von dem ich ohnehin keine Ahnung hatte.
Ich beschloss, es Ciaran nachzumachen und wusch mich in dem Regenwasserbecken in der Mitte des Raumes ein wenig, ehe das Blut eingetrocknet wäre. Die blaue Farbe ging natürlich auch weitestgehend mit ab und zog im Becken leichte, lila Schlieren, die sich nach und nach am Boden absetzten. Vielleicht sollte ich die Zeichen nachbessern, aber erst einmal folgte ich Niamh. Im Eingang zur Küche blieb ich stehen und schluckte erst einmal, als ich erkannte, was Ciaran getan hatte. Ich war mir relativ sicher, dass das Mädchen auf dem Küchentisch dasjenige war, das in die Praxis des Medicus’ gekommen war, aber ganz sicher konnte ich mir in ihrem Zustand nicht sein. So oder so war es kein schöner Tod, den ich da sah, und ein Teil von mir bedauerte wirklich, was wir hier taten, auch wenn ich wusste, welchem Zweck es diente und dass es sein musste.
Niamh schien gänzlich ungerührt von dem Anblick. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie es wirklich wahrnahm. Sie ging von einem Mann zum anderen und ignorierte die toten Frauen völlig, als wären sie gar nicht da. Jeden sah sie sich an. Auch den Typen im Garten, den ich durch das Geländer getreten hatte. Einfach jeden. Ich ahnte, was und wen sie suchte, und sie bestätigte es mir auch etwas später, als sie wieder ins Atrium kam und sagte, dass sie sie nicht gefunden hätte. "Sie werden sterben“, sagte ich einfach nur ruhig und hoffte, dass sie damit erst einmal zufrieden war. Ich hatte keine Ahnung, wie sie sich gerade fühlte, und noch weniger Ahnung, wie ich das wieder in Ordnung bringen sollte. Also hielt ich erst einmal ein wenig Abstand und blieb im Hintergrund, nur mit einem wachsamen Blick zu ihr, falls sich etwas bei ihr änderte.

Vom Eingang her kam Lärm. Ich erkannte Erwans Stimme, die aber schwer und betrunken klang, und hörte, wie er krakeelte, weil er ins Haus wollte. Ich schnappte mir gleich Niamh und zog sie um die Ecke, dorthin, wo wir ins Haus eingedrungen waren, in die sichtgeschützte Nische, und deutete ihr mit einem Finger, still zu sein. Ciaran meinte noch, wir sVöllig teilnahmslos war Niamh zwischen den toten umhergestiegen und hatte dabei nur den männlichen Leichen ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Nichts konnte sie dabei schrecken. auch dann nicht, wenn sie richtig übel zugerichtet waren. Umso größer war ihre Enttäuschung gewesen, als sie nicht die gefunden hatte, die sie gesucht hatte. Doch Louarns ruhige Stimme schmälerte ihre Enttäuschung sofort und sie lächelte zuversichtlich. „Ja, das werden sie!“ sagte sie nickend und in ihrem Blick lag so eine seltsame kindliche Vorfreude auf eine besondere Überraschung. Den  anderen von Louarns Brüdern schenkte sie kaum Beachtung, da im Grunde jeder von ihnen mit sich selbst beschäftigt war. Erst als Geräusche von der Tür und Stimmen von draußen zu hören waren, lag für wenige Sekunden ein Schrecken in ihrem Blick, der sich aber schnell wieder verflüchtigte. „Sie kommen!“ flüsterte sie und ließ sich dann von Louarn in eine Ecke ziehen. er bedeutete ihr, still zu sein. Sie sah zu ihm auf und wusste, dass er sie beschützen würde. Dennoch holte sie wieder das Messer hervor, das er ihr nach ihrer Befreiung gegeben hatte.  Er lugte um die Ecke und hielt sie dabei schützend hinter sich. Niamh spürte ihren Herzschlag, der viel schneller als sonst war. Die Spannung stieg ins unermessliche!ollten die Kerle nicht töten, aber versprechen wollte ich nichts. Ich hielt Niamh mit einer Hand schützend hinter mir, während ich in das Atrium spähte, wo Erwan mit seinen Begleitern gleich auftauchen musste.

Völlig teilnahmslos war Niamh zwischen den Toten umhergestiegen und hatte dabei nur den männlichen Leichen ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Nichts konnte sie dabei erschrecken. Auch dann nicht, wenn sie richtig übel zugerichtet waren. Umso größer war ihre Enttäuschung gewesen, als sie nicht die gefunden hatte, die sie gesucht hatte. Doch Louarns ruhige Stimme schmälerte ihre Enttäuschung sofort und sie lächelte zuversichtlich. 
"Ja, das werden sie!" sagte sie nickend und in ihrem Blick lag so eine seltsame kindliche Vorfreude auf eine besondere Überraschung. 
Den  anderen von Louarns Brüdern schenkte sie kaum Beachtung, da im Grunde jeder von ihnen mit sich selbst beschäftigt war. Erst als Geräusche von der Tür und Stimmen von draußen zu hören waren, lag für wenige Sekunden ein Schrecken in ihrem Blick, der sich aber schnell wieder verflüchtigte. 
"Sie kommen!" flüsterte sie und ließ sich dann von Louarn in eine Ecke ziehen. Er bedeutete ihr, still zu sein. Sie sah zu ihm auf und wusste, dass er sie beschützen würde. Dennoch holte sie wieder das Messer hervor, das er ihr nach ihrer Befreiung gegeben hatte. Er lugte um die Ecke und hielt sie dabei schützend hinter sich. Niamh spürte ihren Herzschlag, der viel schneller als sonst war. Die Spannung stieg ins Unermessliche!
[Bild: Erwan-klein.jpg] Erwan


Endlich öffnete sich die Tür durch Modestus' Hand. Der freigelassene ließ seinem Patron den Vortritt. Erst nach ihm betrat er das Haus, gefolgt von den drei Sklaven.
Erwan wankte durch das Vestibulum in Richtung Atrium, musste sich aber immer wieder an der Wand festhalten, da er sonst fürchten musste, das Gleichgewicht zu verlieren.

"Occellus, Nicon, Corinna! Wo sindenn alle?", rief er nach einigen seiner Sklaven. Aber niemand kam und auch sonst war es ungewöhnlich still im Haus. Aber das fiel Erwan in seinem Zustand gar nicht auf. Er wandte sich zu Modestus und zuckte mit den Schultern. "Keiner da! Sin alle schoschlafn!" meinte er und bewegte sich weiter zum Atrium hin.

Modestus, der etwas weniger intus hatte, als sein Patron, sah sich nach den Sklaven um. "Geht, helft dem Dominus!" sagte er und ließ die drei an sich vorbei schreiten.  Brigo und Divico  kümmerten sich darum, damit der Gallier nicht doch noch am Ende stolperte und hinfiel. Corax begann, Erwans  Schuhe zu öffnen, damit er ihm anschließend dessen Hausschuhe überstreifen konnte.

Modestus war schließlich der Erste, der den Eingang zum Atrium erreichte. Im Halbdunkel fiel ihm die Verfärbung des Impulviumwassers zunächst gar nicht auf. Er schaute sich noch einmal zu den Sklaven um. Corax hatte seinem Herrn die Hausschuhe angezogen, so dann der schließlich auch mit Hilfe der anderen beiden Sklaven ebenfalls das Atrium erreichte. "Lassuns weiter feiern! Mehr Wein!" rief Erwan und wollte sich schon dem Triclinium zuwenden, als ihn irgendetwas zum Innehalten brachte. Etwas war anders als sonst!
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