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Normale Version: Die Domus und das Ladengeschäft des Tuchhändlers Erwan
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FANAL


Die Straßen waren sehr leer, als ich mich fernab des Forums in Richtung des Tuchhandels machte. Es kam mir zu gute, so sah mich niemand und ich musste mir über Zeugen keine Gedanken machen. Ich fühlte das Gewicht meiner Waffen schwer an mir hängen, aber dieses Gefühl gab mir auch Zuversicht. Heute würde ein schöner und ein schrecklicher Tag werden. Schön, weil Niamh wieder frei sein würde. Selbst wenn sie nichts mehr von mir wollte, selbst wenn sie mit Dunduvan geschlafen hatte. Aber wenigstens das konnte ich tun und es würde richtig sein. Es würde gut sein. Oder zumindest mein schlechtes Gewissen wieder beruhigen.
Und schrecklich, weil ich ziemlich viele Leute töten würde. Nicht nur Erwan, der auf jeden Fall sterben würde. Aber auch den Schrank von einem Mann, der in seinem Laden gearbeitet hatte. Denjenigen, der Niamh gefangen hatte, sobald sie mir sagte, wer das war. Jeden, der ihr weh getan hatte. Aber auch das Mädchen, mit dem ich geflirtet hatte, um herauszubekommen, ob sie von Niamh sprach und die den Medicus geholt hatte. Und auch gewiss Unschuldige, die genauso gefangen waren, wie Niamh es war. Aber jeder, der nicht angekettet an einer Wand hing, war ein Zeuge, jemand, der uns verraten konnte. Und wir konnten uns so etwas nicht leisten. Oh Götter, ich betete nur, dass keine Kinder da waren, denn das könnte ich nicht. Ich betete zu Dana, dass es keine Kinder im Haus gab.

An der letzten Ecke blieb ich stehen und sah mich um. Ich hatte auch eine Säge mitgebracht, da Dunduvan ja durch das Dach hindurch wollte und meinte, wir sollten uns den Weg hineinsägen. Alan würde mir sicher verzeihen, dass ich sie genommen hatte, solange ich sie zurückbrächte.
Die Straße lag völlig verlassen da. Von meinen Brüdern war keine Spur zu sehen, aber das hieß nicht, dass sie nicht da waren. Ich spitzte die Lippen und machte einen Vogelruf nach. Unser Zeichen.
Ich erwiderte den Pfiff und löste mich aus den Schatten. Mit schiefgelegtem Kopf betrachtete ich Louarn. Er sah jetzt anders aus. Die meisten würden es nicht sehen, aber ich sah es, das Blut, dass bald seine Hände rot färben würde. Den Tod, der ihn schon jetzt umgab. Das war interessant. Wie ein Schatten. Ich fragte mich, ob ich so etwas auch hatte. Und wenn ja, welcher Meiner Brüder das wohl sehen konnte. Ich sollte Cinead bei Gelegenheit fragen.
“Bereit, dein Vögelchen aus seinem Käfig zu holen?“, fragte ich Louarn und grinste dabei schief. “Hach, es wird wunderschön, das alles brennen zu sehen“, philosophierte ich und stellte es mir schon vor. Nicht mehr lange. Rauf aufs Dach, von dort hinein und dann… bumm. Es würde ein Meisterstück werden, wie eine Sinfonie. Da war es mir sogar egal, dass wir dafür das kleine Vögelchen erst suchen mussten. Oder naja, Louarn würde suchen. Ich würde Spaß haben. Ich hatte meine Messer in dem Gurt an meiner Brust schon präpariert und hatte noch mehr Mittelchen dabei. Eigentlich hätte cih auch meinen Bogen mitgenommen, aber beim Häuserkampf… eher unbrauchbar. Die Messer waren besser und vielseitiger.
Verdammt, ich hatte die Zeit vollkommen aus den Augen gelassen! Aber meine Brüder würden sicher nicht ohne mich anfangen. Trotzdem rannte ich schließlich, bis ich mich endlich dem vereinbarten Treffpunkt genähert hatte. Ich blieb stehen und horchte, ob ich etwas verdächtiges hörte. Von meinen Brüdern war nichts zu sehen. Aber das beunruhigte mich nicht. Ich ahmte einen Vogelruf nach, der unser Zeichen war und ging langsam weiter.  Kurze Zeit später entdeckte ich Louarn und einen der Zwillinge. "Ah, da seid ihr noch! Ich dachte, ich sei zu spät!" begrüßte ich die beiden erleichtert. "Wo sind die anderen?", fragte ich, als ich plötzlich feststellte, dass ich völlig unbewaffnet war! Ich hatte den Dolch meines Ziehvaters im Stall vergessen, ich Idiot! 
"Hat zufälliger Weise noch jemand ein Messer übrig? Ich habe meinen Dolch vergessen!" Das konnte ja echt heiter werden! Das passierte eben, wenn noch zu viel Blut in anderen Regionen des Körpers unterwegs war, statt im Kopf!
Einer der Zwillinge schälte sich aus den Schatten. Ich hatte Ciaran in Verdacht, weil er mich nach meinem Vögelchen fragte. Ganz ehrlich, wäre er keiner von uns Falken, ich hätte wahrscheinlich schiss vor ihm, weil er immer so.. merkwürdig war. Aber im Moment waren meine Gedanken wo anders.
Ein Vogelruf ertönte und ich antwortete entsprechend und Alun kam um eine Ecke. Er sah ein wenig abgehetzt aus und war ein bisschen verschwitzt. Und hatte seine Waffe vergessen. Ich schüttelte leicht den Kopf, weil ich dafür jetzt keine Gedanken frei hatte. Ein Griff zu meinen Stiefeln und ich zog einen Dolch hervor, den ich ihm gab. 2Den hatte ich für Niamh dabei für den Weg nach draußen. Verlier ihn nicht“ sagte ich und reichte die gut ausbalancierte Waffe an meinen Bruder weiter. Vielleicht hätte ich doch das Schwert mitnehmen sollen, falls noch jemand seine Sachen vergaß.
“Ich hoffe, Dunduvan kommt auch gleich“, sagte ich und schaute schon an der Wand hoch, wo wir gleich hinaufklettern wollten. Mit Räuberleiter würde ich meine Brüder schon hochkriegen. Wie ich selbst danach dann aber hochkam… Ich hoffte, Dunduvan hatte ein Seil mit. Immerhin war das alles sein Plan.
Dunduvan hatte nur getrunken, nichts gegessen, und seine Laune war noch auf einem tieferen Tiefpunkt als gewöhnlich. Jetzt trug er ein Bündel, das er vorhin unter Steinen versteckt gehalten hatte. Darin befanden sich ein Seil, und mehrere Werkzeuge, wobei er hoffte, dass Calum auch etwas aus der Schmiedewerkstatt mitbringen würde - falls er die Nachricht erhalten hatte. Vielleicht lag Niamh ja in Ketten.
In Dunduvans Gürtel steckte seine Schleuder, und ein paar fast runde Steine hatte er bei der Hand. Er mochte diese Waffe am liebsten. Sie war unauffällig, sie war hinterhältig - und sie wurde gerne unterschätzt. 
Als sich der Falke zu Erwans Wohnsitz durchschlängelte,  hatte er den Eindruck, dass das Fest sich in Teilen zu einer Art Beltanefeier entwickelte, ohne dass es jedoch um göttliche Fruchtbarkeit zu gehen schien.
Die dunkleren Seitengassen waren mit Pärchen und einzelnen Männern auf Suche bevölkert. Ab und zu spürte er sogar eine Hand an seinem Hintern, und einen aufdringlichen Betrunkenen stieß er so heftig gegen die Brust, dass der Mann in den Unrat fiel - dort schlief der allerdings sofort ein. 

Alun, Ciaran (oder war das Cinead?) und Louarn warteten schon. Auf zufällige Passanten wirkten sie wie junge Burschen, die sich gerade getroffen hatten.  Das war nicht auffällig - Gruppen von befreundeten Jungen zogen überall durch die Stadt, tranken mehr als es ihnen gut tat und ließen den Kaiser hochleben. Wenn jemand die Falken zufällig sehen sollte, konnten sie so tun, als hätten sie ebenfalls tief in ihre Becher geschaut.
Dunduvan pfiff leise den Vogelpfiff, dann holte er sein Seil aus seinem Rucksack und hing es sich über eine Schulter:
"Guten Abend die Herren", sagte er spöttisch: "Auch hier, um Vespasian zu huldigen?" Er maß das Haus kurz mit Blicken:
"Wenn dieses Haus genauso ist, wie alle ihre Häuser, dann könnten wir durch die rechte Ala einsteigen. Auf diese Weise müssen wir keine Tür aufbrechen und haben das Atrium gleich im Blick", sagte er.
Im Atrium stand bei Wohlhabenden der Tresor. Der Tuchhändler hatte dort bestimmt einen Wächter gelassen. Einer der Brüder würde den erledigen müssen, bevor er dazu kam, Alarm zu schlagen.

"Louarn, du wirst sicherlich... ", einen Moment zögerte er. Er dachte daran, wie Niamh so lieblich und vertrauensvoll in seinem Arm geschlafen hatte. Er hätte sie gerne selbst befreit, erlebt, wie sie ihn dafür anlächelte... Aber nein, sie gehörte zu Lou. Er hatte dem Bruder versprochen, ihm zu helfen, um seine eigene Tat wieder gut zumachen. Außerdem würde sie bei seinem Anblick alles andere als lächeln. Eher weinen oder schreien. Trotzdem war es ein feiner, kleiner Schmerz, wie wenn man etwas verlor, von dem man nicht einmal gewusst hatte, dass man es besitzen wollte:
"... gleich Niamh suchen und befreien wollen", beendete er den Satz:
"Wenn mir einer hilft, werde ich das Seil schon anbringen. Alun, kommst du mit?" Ciaran und Louarn waren schwerer als sie beide. 
Es war gut, dass es so lange nicht geregnet hatte. So würden die Ziegel trocken und nicht rutschig sein. Trotzdem musste er  daran denken, nicht auf die oberen, instabilen Teile der Ziegel, sondern nur auf den unteren Bereich, wo sie sich mit der nächsten Reihe überlappten, zu treten. 
Dunduvan zog seine Schuhe aus und hing sie sich an seinen Gürtel.
Loarn war ungefähr so gesprächig wie seine tierischen Namensvettern. Alun kam und hatte seine Waffen vergessen. Ich grinste leicht vor mich hin. Hach, die Falken waren schon ein erhabener Haufen, was? Alun bekam von Louarn einen Dolch. Ich nahm eines meiner Messer und reichte es ihm ebenfalls. “Es wäre besser, dich nicht daran zu schneiden. Ich würde Stunden damit verschwenden, dich wieder wach zu kriegen“, meinte ich als kleine Warnung an ihn und bemerkte erst jetzt den Geruch, der von ihm ausging. Ich schnüffelte einmal wie ein Spürhund. Er roch nach Pferd, nach Leder, nach Schweiß – und nach Sex mit einer Frau. “Kenne ich sie?“ fragte ich neugierig nach dem Mädchen, wurde aber dann gleich von Dunduvans Ankunft unterbrochen.

“Ich werde ihm so sehr huldigen, dass er es bis Rom noch hören wird“, versicherte ich ihm mit einem Grinsen und hörte mir dann an, was er so erzählte. Im Grunde war es Blabla, denn wären wir erst einmal drinnen, würde sowieso alles durcheinander gehen. Alles würde durcheinanderrennen, bis wir sie ausschalteten, und unsere einzige Aufgabe bestand darin, nicht eher zu sterben. Ich hatte das schon öfter gemacht. Cinead war etwas besser darin als ich, aber es war nicht der erste gute, alte, feine, kleine Mord.
Die Pause, die er vor Niamhs Namen einlegte, war das interessanteste. Ich sah ihn an und lächelte. Fühlte Dunduvan die Fäden, die ich gewoben hatte? Fühlte er die Götter daran zupfen?

Warum er Alun mit als erstes aufs Dach nehmen wollte, erschloss sich mir nicht, aber meinetwegen. Ich stellte mich bereit und formte mit meinen Händen die Räuberleiter, um Alun hochzuhelfen. Ich selber käm da mit etwas Anlauf hoch, aber wie gesagt, es war nicht mein erster Mord und nicht mein erstes Haus. Und so ging es schneller.
Fintan konnte es nicht fassen. Warum zum Teufel war er so geil als habe er das Regal einer Kräuterhexe vor Beltane leergetrunken? Da musste doch einer der Zwillinge die Finger im Spiel haben. Wenn er sich nicht irrte, hatten auf der Feiergesellschaft so einige Blicke geglüht. Warum zum Orkus musste er gerade heute zur Mission antanzen? Verflucht, dabei wäre er zu gern diesem blonden Kurtisan in die Hose gesprungen…

Auf dem Weg fort vom Fest war ihm dann tatsächlich noch Calum über den Weg gelaufen. Er war also wohl nicht der letzte.
„Heda, mein Bruder“, grinste Fintan und schloss zu seinem römisch aussehenden Genossen auf, ehe er ihm einen Arm um die Schulter legte. War eigentlich auch hübsch der Knabe. Ob er… Ach, sie hatten keine Zeit verdammt. „Hab dich auf der Feier gar nicht gesehen. Sag, welcher gesunde Bursche lässt sich die Chance entgehen, Weiber und Alkohol auf einmal um sich rum zu haben?“
Calum reagierte verhalten.
„Bist du betrunken?“, wollte er wissen. Fintan kicherte, als ihm das Bündel in den Armen des Bruders auffiel. Der hatte wohl Waffen dabei. „Wir müssen bei klarem Kopf bleiben, du Vollidiot!“
„Ach komm, sei nicht so. Wann haben wir je versagt, Bruderherz?“
„Heißt nicht, dass heute nicht das erste Mal sein kann“, konterte dieser. Fintan musterte Calums angespanntes Gesicht. Viel von der früheren Sorglosigkeit und seiner liebenswerten Art war aus dem Gesicht seines Bruders verschwunden. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, was in der Zeit geschehen war, als dieser und Dunduvan hier allein die Stellung gehalten hatten.
„Du bist wirklich verklemmt geworden, weißt du das? Vielleicht sollten die Zwillinge dich mal mit auf Tour nehmen und dir ihre magischen Mittelchen kredenzen.“
„Damit ich ich zum Trottel mache wie Dunduvan? Das hat ihn und Louarn fast kaputt gemacht“, entgegnete Calum, abermals und wirkte noch aufgebrachter.
„Ist ja gut. Ist ja gut, Freund. Aber sag, wo warst du eigentlich die letzten Tage? Hab dich vermisst.“ Oh je, errötete Calum etwa? Hatte der etwa eine Liebschaft am Laufen?
Dann jedoch entkam Calum der Frage noch einmal, als er mit dem Finger nach vorn deutete und sie dort tatsächlich die übrigen Falken erblickten. So diskret es ging, hielten sie auf die Gruppe zu.
„Sind wir zu spät?“, wollte Calum wissen, während Fintan selbst nervös hin und her wippte. Götter, er musste sich konzentrieren, damit ihm kein drittes Bein zwischen den beiden übrigen wuchs. „Ich habe Waffen, falls wir noch benötigen. Sie sind nicht besonders, aber für unsere Zwecke reichen sie. Konnte unter den Augen meines Meisters nicht zu viele Waffen schmieden.“
(07-15-2023, 06:01 PM)Dunduvan Deimos schrieb: [ -> ]Dunduvan pfiff leise den Vogelpfiff, dann holte er sein Seil aus seinem Rucksack und hing es sich über eine Schulter:
"Guten Abend die Herren", sagte er spöttisch: "Auch hier, um Vespasian zu huldigen?" Er maß das Haus kurz mit Blicken:
"Wenn dieses Haus genauso ist, wie alle ihre Häuser, dann könnten wir durch die rechte Ala einsteigen. Auf diese Weise müssen wir keine Tür aufbrechen und haben das Atrium gleich im Blick", sagte er.
Im Atrium stand bei Wohlhabenden der Tresor. Der Tuchhändler hatte dort bestimmt einen Wächter gelassen. Einer der Brüder würde den erledigen müssen, bevor er dazu kam, Alarm zu schlagen.

"Louarn, du wirst sicherlich... ", einen Moment zögerte er. Er dachte daran, wie Niamh so lieblich und vertrauensvoll in seinem Arm geschlafen hatte. Er hätte sie gerne selbst befreit, erlebt, wie sie ihn dafür anlächelte... Aber nein, sie gehörte zu Lou. Er hatte dem Bruder versprochen, ihm zu helfen, um seine eigene Tat wieder gut zumachen. Außerdem würde sie bei seinem Anblick alles andere als lächeln. Eher weinen oder schreien. Trotzdem war es ein feiner, kleiner Schmerz, wie wenn man etwas verlor, von dem man nicht einmal gewusst hatte, dass man es besitzen wollte:
"... gleich Niamh suchen und befreien wollen", beendete er den Satz:
"Wenn mir einer hilft, werde ich das Seil schon anbringen. Alun, kommst du mit?" Ciaran und Louarn waren schwerer als sie beide. 
Es war gut, dass es so lange nicht geregnet hatte. So würden die Ziegel trocken und nicht rutschig sein. Trotzdem musste er  daran denken, nicht auf die oberen, instabilen Teile der Ziegel, sondern nur auf den unteren Bereich, wo sie sich mit der nächsten Reihe überlappten, zu treten. 
Dunduvan zog seine Schuhe aus und hing sie sich an seinen Gürtel.

Da war ich beruhigt, dass ich doch nicht zu spät war Nur Lou und einer der Zwillinge war da. Aber dass ich nicht an den Dolch gedacht hatte, fuchste mich schon! Louarn aber half mir aus. Er hatte einen Dolch, den er eigentlich Niamh geben wollte. Ich sollte ich nicht verlieren, mahnte er mich."Nein, nein, ich pass drauf auf!" versicherte ich ihm. 

Kurze Zeit später erklang ein weiterer Vogelruf, mit dem sich Dunduvan zu erkennen gegeben hatte. Nun wurde es langsam ernst. Ich spürte die Anspannung in mir aufsteigen. Ich war froh, als mich Dunduvan fragte, ob ich mitkäme. "Na klar!" antwortete ich und kam ihm zu Hilfe.
(07-15-2023, 06:38 PM)Ciaran schrieb: [ -> ]Loarn war ungefähr so gesprächig wie seine tierischen Namensvettern. Alun kam und hatte seine Waffen vergessen. Ich grinste leicht vor mich hin. Hach, die Falken waren schon ein erhabener Haufen, was? Alun bekam von Louarn einen Dolch. Ich nahm eines meiner Messer und reichte es ihm ebenfalls. “Es wäre besser, dich nicht daran zu schneiden. Ich würde Stunden damit verschwenden, dich wieder wach zu kriegen“, meinte ich als kleine Warnung an ihn und bemerkte erst jetzt den Geruch, der von ihm ausging. Ich schnüffelte einmal wie ein Spürhund. Er roch nach Pferd, nach Leder, nach Schweiß – und nach Sex mit einer Frau. “Kenne ich sie?“ fragte ich neugierig nach dem Mädchen, wurde aber dann gleich von Dunduvans Ankunft unterbrochen.

“Ich werde ihm so sehr huldigen, dass er es bis Rom noch hören wird“, versicherte ich ihm mit einem Grinsen und hörte mir dann an, was er so erzählte. Im Grunde war es Blabla, denn wären wir erst einmal drinnen, würde sowieso alles durcheinander gehen. Alles würde durcheinanderrennen, bis wir sie ausschalteten, und unsere einzige Aufgabe bestand darin, nicht eher zu sterben. Ich hatte das schon öfter gemacht. Cinead war etwas besser darin als ich, aber es war nicht der erste gute, alte, feine, kleine Mord.
Die Pause, die er vor Niamhs Namen einlegte, war das interessanteste. Ich sah ihn an und lächelte. Fühlte Dunduvan die Fäden, die ich gewoben hatte? Fühlte er die Götter daran zupfen?

Warum er Alun mit als erstes aufs Dach nehmen wollte, erschloss sich mir nicht, aber meinetwegen. Ich stellte mich bereit und formte mit meinen Händen die Räuberleiter, um Alun hochzuhelfen. Ich selber käm da mit etwas Anlauf hoch, aber wie gesagt, es war nicht mein erster Mord und nicht mein erstes Haus. Und so ging es schneller.

Erst beim zweiten Blick war ich mir sicher, dass das Ciaran war, der hier war. Allein schon der dezente Hinweis auf das Messer, dass er mir anbot, ließ kein Zweifel übrig. Dementsprechend vorsichtig nahm ich auch dieses Messer und überlegte, wie ich es am Besten verstaute.

Die Gerüche, die von mir ausgingen, hatte ich im eifer des Gefechtes nicht wahrgenommen. Aber Ciarans Nase konnte man nicht so schnell täuschen. er zählte eins und eins zusammen und fragte, ob er sie kenne. "Hä?" fragte ich erst irritiert. "Ah, äh nein! Die kennst du nicht!"  Bei der Gelegenheit fiel mir ein, dass ich Louarn später noch erklären  musste, warum eine Römerin auf den Heuboden lag und hoffentlich noch schlief. Aber jetzt musste ich all meine Gedanken für unser gemeinsames Unternehmen zusammennehmen. Ciaran kam und formte seine Hände zu einer Räuberleiter, damit Dunduvan und ich hochsteigen konnten, um dann das Seil befestigen zu können, was wir dann auch taten.
Dunduvan kam und umriss noch einmal kurz den Plan. Er und Alun sollten zuerst aufs Dach, und den Göttern sei Dank hatte er auch ein Seil dabei.
Calum und Fintan kamen auch an, und Calum hatte Waffen dabei. Wenigstens einer, der nicht alles vergaß, sondern mitdachte. Bei Fintan war ich mir nicht sicher, ob er überhaupt dachte, Alun war heute etwas abgelenkt und die Zwillinge… da dachte lieber ich nicht drüber nach, was die so dachten.
“Bin versorgt“, schüttelte ich zu Calum den Kopf. Ich rechnete es meinem kleinen Bruder hoch an, dass er hier war, obwohl er wusste, was wir vorhatten, und obwohl er das alles als so sinnlos betrachtete. Vielleicht sah er es ja anders, wenn wir Niamh erst retten würden. Denn ich fand das ganz und gar nicht sinnlos.

“Ich helf euch rauf, und ihr lasst mir dann das Seil runter“, gab nun auch ich Anweisungen, denn wir sollten hier wirklich nicht länger als nötig unten herumstehen. Nicht auszudenken, wenn ausgerechnet jetzt die Römer auf die Idee kämen, hier eine Legionspatrouille durchzuschicken. Ich machte also ebenso wie Ciaran eine Räuberleiter und half einem Bruder nach dem anderen nach oben.
Zum Schluss stieg ich selbst die Wand mit Hilfe des Seils hinauf, bis wir schließlich alle auf dem Dach waren. Ich gab Handzeichen, dass die anderen etwas zurückbleiben sollten und kletterte vorsichtig über das Dach, so dass ich in das Loch in der Mitte spähen konnte. Es schien alles ruhig zu sein, also zog ich mich zurück. “Alles ruhig“ meldete ich und begab mich in die Hocke. Ich nahm die von Alan geborgte Säge und gab sie einem meiner Brüder weiter, während ich mir Mantel und Oberteil schnell auszog und die in Alans Stall hergestellte, blaue Paste hervorzog.
“Wenn schon, dann auch richtig“, meinte ich und tauchte meine Finger in den Beutel, um mir ein altes Zeichen erst auf die Brust, und dann vier Striche wie von einem Klauenhieb einmal schräg über das Gesicht malte und den Beutel meinen Brüdern anbot, damit die sich auch in echte Kelten im Krieg verwandeln konnten.
Calum und Fintan kamen auch noch an. Calum hatte Waffen dabei. Ich brauchte zwar keine, ich hatte noch abzüglich des einen Messers für Alun fünf weitere in meinem Gurt an der Brust und zwei an wesentlich intimeren Stellen. Trotzdem nahm ich eine Klinge, die etwa so lang war wie mein Arm, und balancierte eben den Schwerpunkt aus. Nicht ganz perfekt, aber dicht dran. Würde man Calum vernünftige Zeit und Werkzeug geben, er würde wundervolle Waffen schmieden, mit denen man herrlich töten konnte. Ich adoptierte die Klinge kurzerhand.
Fintan wirkte nervös. Er überspielte es mit dieser nervigen Art der Albernheit, die er andauernd an den Tag legte, aber die Art, wie er nicht ruhig stehen konnte, wie er immer wieder konzentriert irgendwohin schaute, mochte den meisten Menschen nicht auffallen, aber mir schon. Sowas machte mich unruhig. Die meisten Menschen versuchten stets, zu verhindern, dass ich unruhig wurde. “Nervös, Fintan?“ fragte ich direkt, nachdem ich Aluns dünnen Arsch nach oben gehievt hatte. Der war meiner Frage nach dem Mädchen auch nur sehr geschickt ausgewichen.
Louarn wollte mir auch nach oben helfen, aber ich grinste ihn nur an, nahm einmal kurz drei schritte Anlauf und nutzte den Schwung, um die Wand weit genug hochzulaufen, um die mir entgegengestreckten Hände zu ergreifen und mich das letzte Stück unterstützend ziehen zu lassen. Ich hätte auch die Dachrinne nehmen können, die wie alles in dieser Stadt ekelhaft neu war, aber so war es komfortabler.
Oben angekommen half ich, das Seil mit unseren Körpern zu sichern, damit der rote Riese hochkommen konnte. Dabei wandte ich mich an Alun. “Du hättest warten sollen bis nach dem Kampf hier. Es gibt nichts besseres als ein williges Mädchen, nachdem man getötet hat. Wenn das Blut noch in den Ohren rauscht und alles in dir nach Gewalt schreit, dann ein süßes, zartes Mädchen, dass seine weichen Schenkel um deine Hüfte schmiegt und bei jedem einzelnen Stoß stöhnt, das ist näher an der Göttlichkeit als alles andere. Dann fühlst du dich lebendig wie nie sonst in deinem Leben. Hab ich nicht recht, Fintan?“ fragte ich denjenigen von uns, der mit seinen wechselnden Sexpartnern anzugeben pflegte. “Aber vielleicht lässt sie dich ja nochmal ran, Alun. Ansonsten kannst du ja auch Niamh fragen.“
Ja, so viel ärgern musste sein. Wie gesagt, Nervosität in meinem Umfeld machte mich unleidlich. Außerdem wollte ich dieses verdammte Haus endlich sprengen.

Louarn war schließlich auch oben und gab dann bescheid, dass wir loslegen konnten. Und zauberte blaue Farbe herbei, mit der er sich auch gleich in einen keltischen Daimon verwandelte. Ich grinste. “Wenn du dich dann besser fühlst“, meinte ich und nahm etwas Farbe. Ich malte mit einen geraden Strich von der Stirn über den Nasenrücken, die Lippe und bis über meinen Kinnbart. Wahrscheinlich sah ich leicht zweigeteilt aus, aber das schien mir auch sehr passend zu sein.
“So, macht euch nützlich, ich will was in die Luft jagen“, trieb ich die anderen zu etwas Eile an.
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