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Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
09-27-2022, 11:51 AM,
Beitrag #11
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Ich kam hinter Linos her und verbeugte mich tief in Richtung der Klinen. Dabei erhaschte ich einen Blick auf die claudischen Herrschaften. Die Dame, die ich bereits im Atrium gesehen hatte, war dabei. Und mein neuer Herr, der Togaträger, für dessen Haushalt ich gekauft worden war. Linos hatte mir gesagt, dass er ein ....Consul wäre. Nein, Consular war das Wort. Auf jeden Fall hochvornehm.

Dominus Claudius Menecrates war älter, grauhaarig und sah meiner Meinung nach nicht so aus, als würde er sich von jemandem auf der Nase herumtanzen lassen. Nicht das ich das vorhatte. Im Gegenteil. 

Ich dachte mir nämlich, dass ich in der Villa Claudia ein gutes Leben haben könnte. Es gab reichlich zu essen. Saubere Kleidung, wenn sie gebraucht wurde. Der Hausverwalter war freundlich und hatte mich meinen eigenen Namen behalten lassen. Und bisher hatte ich nicht mitbekommen, dass Sklaven groß geschlagen wurden. Arbeiten hätte ich überall müssen, aber die  geplante Arbeit hier im Cubiculum des Herren war zwar anspruchsvoll, jedoch körperlich nicht schwer. Kein Vergleich mit einem Schicksal in den Minen. Ich wollte hier bleiben.

Ich richtete mich auf, senkte den Blick und legte meine Hände auf den Rücken. Ich war beschäftigt, einen guten Eindruck zu machen.
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09-27-2022, 07:34 PM,
Beitrag #12
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Als Serena vom Verlust des Vaters sprach, dämmerte es Menecrates. Die Nachricht hatte ihn zwar noch in Rom erreicht, es wurde auch ein Kondolenzschreiben abgeschickt, aber im Trubel der Vorbereitungen für den Umzug in die neue Provinz war der Schicksalsschlag untergegangen, was der Claudier - unangenehm berührt - registrierte. Er richtete sich auf, nahm die Beine von der Kline und folgte den Ausführungen im Sitzen weiter. Die Notwendigkeit eines passenden und förderlichen Vormunds leuchtete ihm ein, daher nickte er, hob aber im nächsten Augenblick erstaunt die Brauen, als er vernahm, dass Serena der Besuch bei ihm nahegelegt wurde.
In diesem Moment trat Linos mit einem Sklaven ein, doch die Angelegenheit musste warten, denn der Hausherr hatte noch einiges zu sagen.
 
"Nahegelegt wie Abschiebung, oder nahegelegt wie eine wohlgemeinte Empfehlung?" Er wartete die Antwort nicht ab, weil sie nicht von Belang war, und zum Zeichen dessen schüttelte er den Kopf. "Hin wie her, selbstverständlich bist du mir herzlich Willkommen. Ich werde dafür sorgen, dass es dir an nichts fehlt, und für eine gute Zukunft werde ich auch sorgen. Auf das Vermögen deines Vaters bist du jedenfalls nicht angewiesen.“ Eine Tochter des Hauses auszustatten, damit sie standesgemäß auftreten und in eine gute Familie einheiraten konnte, stellte kein Problem für die wohlhabenden Claudier dar, auch wenn sie nur Teile des Vermögens nach Britannia mitgenommen hatten und der Hauptbesitz in Rom verblieb.

"Fangen wir an, einen Schritt vor den anderen zu tun, und beginnen mit deiner kulinarischen Versorgung." Er lächelte und streckte sich wieder aus, bevor er sich Linos zuwandte. Im Normalfall gehörte dessen Mitteilung weder in die Essenszeit noch in einen Besuchstermin, aber was war schon normal am Folgetag eines großen Umzugs mitsamt den anstehenden Regelungen, um schnellstmöglich zu einem geregelten Alltag zu finden.
 
"Ein neuer Sklave, das ist gut", antwortete Menecrates zeitverzögert. "Du hättest ruhig mehrere erwerben können, oder hast du das?" Erwartungsvoll lag der Blick des Claudiers auf seinem Verwalter. Den neuen Sklaven würdigte er bislang keines Blickes.
"So lange wir nicht ausreichend Sklaven haben, muss jeder überall einspringen. Versteht er unsere Sprache? Kann er servieren? Falls ja, dann gleich mal ab mit ihm in die Küche, und du kannst dich zu uns setzen." Das Ungewöhnliche der Einladung erklärte sich durch das verspätete Aufstehen des Hausherrn und den vielen anstehen Aufgaben für den geschrumpften Rest des Tages. Erst jetzt musterte Menecrates den neuen Sklaven, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Er wirkte jung und willig.
 
Menecrates' Blick wanderte zu Serena. "Das ist unser Verwalter Linos. Ganz gleich, was du brauchst oder wonach dir ist, er wäre auch dein Ansprechpartner."
Zurück zu Linos fragte er: "Was konntest du bereits erledigen? Haben wir schon Lieferanten für die Lebensmittel? Wir brauchen auch Futter für die Pferde, aber zunächst sollten wir unseren eigenen Hunger stillen. Greift zu!"
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]
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09-28-2022, 02:09 AM,
Beitrag #13
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Ich hatte es befürchtet die lange Reise, der Einzug, es war zu viel für einen älten Herrn. Oder doch eine normale Alterserscheinung, ich hatte davon gehört. An lange vergangene zeiten erinnerte sie sich gut. Was vor kurzer Zeit geschah verschwand. So war es wohl auch mit meiner Antwort zum Thema Sklaveneinkauf geschehen.
doch vorher kurz ein Wort zur Sklavenfrage. Wie du schon ahntest ist das Angebot hier mehr als gering. Einen einzigen Sklaven konnte ich erstehen. Er scheint ein guter, sehr williger Bursche zu sein. Bei entsprechender Anleitung könnte er mehr als in der Feuerkammer, das Hypocaustum (Unterfeuer) mit Brennmaterial versorgen. Auch wenn er nicht lesen kann, spricht er Latein. Bran ist sein Name und er könnte sich um dein persönliches Wohlergehen sorgen, dein Leibsklave sorgen und Christina hätte freie hand für andere Angelegenheiten
Deshalb überging ich die Beantwortung der Frage in der Hoffung sie würde ebenso vergessen. „Bestimmt kann er servieren und mehr als arbeitswillig ist er auch. Ich wünschte einige der altgedienten Sklaven hätten je soviel arbeitswillen gezeigt.“ Ich ließ mich dankend auf eine Kline nieder, denn inzwischen hatte ich großen Hunger, seit Sonnenaufgang wirbelte ich ich in der Villa und auf den verschiedenen Märkten herum. "Die Lieferungen rollen an, auch das Futter für die Pferde. Für den morgigen Tag haben ein paar Händler mir zugesagt, mir weitere Angebote zu zeigen. Was ich sagen muss, viele Sachen sind hier wesentlich frischer als in Rom. Zum Bespiel ist es kein Problem die Milch hier fast Melkwarm auf den Tisch zu bringen. Ob wir uns ein Gut in der Nähe der Stadt zulegen sollen? Damit wäre wir zu einem großen Teil Selbstversorger.“
Mit großer Mühe konnte ich meinen Blick, der zwischendurch immer wieder bei der wunderschönen Lucretia Serena verweilte, abwenden und mich auf meinen Arbeitgeber konzentrieren.
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09-29-2022, 01:55 PM,
Beitrag #14
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Ich saß stocksteif auf der Kline bei dem Kommentar meines Onkels, der das Problem direkt im Kern erfasst hatte. Meine eigene gens hatte mich an die Verwandten meiner Mutter abgeschoben und gönnte mir das bisschen Erbschaft nicht, dass es zu holen gäbe. Wäre ich ein Sohn und nicht eine Tocchter, dann würde vieles ganz anders aussehen, aber es war nun einmal wie es war. "Ich danke dir für Obdach und Schutz, werter Onkel." erwiderte ich eher formell. 

Bevor wir unsere Diskussion weiterführen konnten, trat der Verwalter Linos ein, den ich bereits kennengelernt hatte an der Tür. Ich schaute recht verwirrt drein, als dieser sich zu uns setzte und anscheinend nun mit uns essen würde? Das hatte ich nicht erwartet und bei meinem Vater hätte es das nicht gegeben. Vater war herrisch und grob gewesen und hätte sich nie mit einem Diener an einen Tisch gesetzt. Mein Onkel schien ein wesentlich pragmatischerer Mann zu sein auf den ersten Blick. 

Ich lächelte Linos freundlich zu, der meinem Blick anscheinend auswich. Vielleicht war er noch ein wenig angesäuert über mein gereiztes Benehmen an der Tür? Nunja, das konnte ich nun nicht rückgängig machen. So überließ ich die Männer ihrer Diskussion und schwieg. Vater hatte es gehasst, wenn ich sprach, wenn Männer sprachen. Ich beschäftigte mich daher mit dem Essen und aß ein kleines Häppchen.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund: Ihr Ehemann Tib. Furius Saturninus
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09-29-2022, 06:21 PM,
Beitrag #15
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Menecrates fiel nicht auf, dass Linos sich wunderte, denn die längst erhaltenen Informationen über den Sklaven lagen in irgendeiner Ablage seines Gehirns - dauerhaft archiviert, aber leider auch versiegelt. "Das klingt doch gut", erwiderte er erfreut. "Wie ist sein Name?"
Anschließend lauschte er dem Bericht, der ihn froh stimmte. Da der alte Mann statt Händler zunächst Hühner verstand, was sich aber schnell auflöste, denn Hühner gaben gewiss keine Angebote ab, kam ihm eine neue Idee. Bevor er antwortete, schüttelte er aber unwillkürlich den Kopf, was keine Verneinung darstellte, sondern einem Ekelgefühl entsprang. Er fand Milch generell und insbesondere melkwarme widerlich. Er hielt sich seit langem für alt genug, um ohne Säuglingsnahrung auszukommen.

"Bitte jetzt vor dem Essen keine Erwähnungen von ekelhaften Nahrungsmitteln. Mir vergeht sonst der Appetit." Er wusste, dass Linos ein Lob für die schnelle Organisation der notwendigen Versorgungsmittel verdiente, konnte sich aber aktuell nicht dazu durchringen, weil sich seine Lippen immer noch angewidert kräuselten, daher schwenkte er auf ein anderes Thema um.
"Apropos Hühner", wahrscheinlich hatte außer ihm niemand Hühner verstanden, aber für ihn klang das Wörtchen 'apropos' stimmig, "ich möchte - das siehst du ganz richtig - ein Landgut erwerben, möglichst zeitnah und außerdem ganz in der Nähe, und zwar so nah, dass wir die frisch gelegten Eier auf dem Frühstückstisch bringen können. Natürlich abgekühlt, versteht sich. Wenn alle lebensnotwendigen Besorgungen erfolgt sind, sieh dich doch diesbezüglich einmal um. Du bekommst eine Kaufvollmacht von mir, das kürzt das Prozedere ab."
Zwar stand bereits Brot, Käse und ein Quarkaufstrich auf dem Tisch, aber der Hausherr wartete noch auf ausgefallenere Speisen, die möglicherweise auch hier in Britannia zu Tisch kommen konnten und der Sklave Bran bringen könnte.

"Natürlich, mein Kind", erwiderte Menecrates, als Serena sich für etwas Selbstverständliches bedankte. "Bist du denn ausreichend versorgt, was Kleidung, Schmuck und Schminke betrifft?" Er kannte nicht den Umfang des Reisegepäcks, daher fragte er sicherheitshalber nach.
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]
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10-03-2022, 03:21 PM,
Beitrag #16
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Die Unterhaltung lief gerade an mir vorbei. Ich konnte nicht anders und starrte Lucretia Serena unentweg an. Meinen Augen erfassten nicht nur ihr Gesicht, nein sie glitten über ihren Körper. Mühsam riss ich mich von dem Anblick los, schloss meine Augen um meine Gedanken von ihr zurückzuholen. Ich musste mich Ablenken unbedingt. Ein Gedanke kam mir und unvermittelt sprang ich auf. „Entschuldigt bitte. Bran kommst du mit. es gibt noch Speisen die aufgetragen werden sollten.“ Was für ein Glück das mir noch dieser Ausweg in den Sinn kam. So eilte ich vor Bran in zur Küche >>>
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10-05-2022, 10:40 PM,
Beitrag #17
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Von den schmachtenden Blicken des Verwalters hatte ich nichts mitbekommen. Ich konzentrierte mich auf mein Essen und nahm kleine, gezierte Bissen und lauschte der Unterhaltung nur am Rande. Von vielen dieser Dinge verstand ich so gut wie nichts, da es mir nie beigebracht wurde. Erst als Linos plötzlich fast schon die Flucht ergriff, um mehr Speisen zu organisieren, blickte ich ein wenig verwirrt fragend auf. 

"Ich habe genügend Kleidung, Schmuck und persönliche Utensilien aus Dumnonia mitgebracht für den Winter, Onkel. Du musst dir daher keine Gedanken machen." Den einzigen Schmuck, den ich mitnehmen konnte, war der Schmuck meiner Mutter, den sie in die Ehe mitgebracht hatte. Ihre Gewänder und Wertgegenstände waren schon längst veräußert worden und der claudische Schmuck wäre dem wohl auch zum Opfer gefallen, wenn sie ihn nicht versteckt hätte. Die Stücke waren überaus wertvoll und hervorragend gearbeitet.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund: Ihr Ehemann Tib. Furius Saturninus
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10-07-2022, 03:27 PM,
Beitrag #18
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Menecrates schaute seinem Verwalter verwundert hinterher, weil er anstelle einer Reaktion auf seinen Wunsch nach Landerwerb, dessen Flucht erlebte, denn er konnte Linos‘ unerwartetes Verschwinden nicht anders bezeichnen. Ohne die Ursache thematisieren zu wollen, tippte er auf Durchfall, daher wandte er sich Serena zu, die ihn über das Ausmaß ihrer Habseligkeiten ins Bild setzte.
"Das freut mich", erwiderte er, stutzte und schob eine Erklärung hinterher. "Also, es freut mich für dich, weil ich annehme, dass sowohl Erinnerungsstücke als auch die persönliche Garderobe dazu beitragen, sich weniger bedürftig zu fühlen. Meine Freude sollte nicht suggerieren, dass ich erleichtert wäre, keine Ausstattung kaufen zu müssen." Er lächelte, bevor er fortfuhr. 
"Ich hätte das gern gemacht, zumal mir nicht mehr viel Zeit bleibt, das über Jahrzehnte verdiente Geld auszugeben. Wie du weißt, benötigt die Überfahrt nur eine Münze." Wieder lächelte er, denn er dachte nicht daran, in Kürze diese letzte Fahrt anzutreten. Serena erkannte hoffentlich den Scherz, denn im Nachhinein fiel ihm ein, dass für die junge Hinterbliebene der Tod als Thema aktuell kein geeignetes wäre.
Um abzulenken, wies er auf eine - auch für ihn ungewohnte - Käsesorte. „Wie findest du diese Konsistenz?“ Er sparte sich das Wörtchen schmierig.
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]
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10-07-2022, 06:01 PM,
Beitrag #19
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Ich hatte auch ein Stück Brot mit diesem weißen Quarkzeug probiert und war mir noch nicht wirklich sicher, ob ich das nun mochte oder nicht. Vielleicht sollte ich ein paar Kräuter draufstreuen oder sowas? Kritisch beäugte ich das Stück Brot, als würde das den Geschmack beheben. Ich war eigentlich nicht viel Konversation gewohnt. Für meinen Vater sollten Frauen und Kinder weder sichtbar noch hörbar sein und so ignorierte er uns meistens, wenn wir einmal ein Mahl zusammen gegessen hatten. 

Mein Lächeln war eher blass, aber ich dachte, dass es vielleicht doch recht schön wäre ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. "Vielleicht könnte ich ja im Frühjahr etwas Neues bekommen? Meine Garderobe ist eher für den Winter gedacht." Ich wollte auch nicht nach zu viel fragen. Wenn mein Onkel mich auch nicht mehr haben wollte, dann musste ich wohl den erstbesten Mann heiraten, der mich nehmen würde, damit ich ein Dach über dem Kopf hatte. 

Ich hatte die kritische Betrachtung des weißen Zeugs aufgegeben, da es sich nicht in etwas Leckeres verwandelt hatte. "Ich glaube dem Käse fehlt noch etwas...wie Kräuter oder so."
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund: Ihr Ehemann Tib. Furius Saturninus
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10-09-2022, 10:57 AM,
Beitrag #20
RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
<<<<<  Mit Bran im Schlepptau trat ich ein. „Entschuldigt meinen übereilten Weggang, ich wollte Bran nur mit der Küche und deinen Vorlieben vertraut machen“. Lächelnd etwas gezwungen kam dies in Richtung Menecrates. Nun wählte ich meinen Platz so, dass ich nicht ständig Lucretia Serena im Blickfeld hatte. 
"Übrigends unseren vorübergehenden Hühnerstall hat der Sklave fertiggestellt und die Hühner haben schon Einzug gehalten." Zufrieden steckte ich mir eine Weintraube in den Mund. Ich hatte es geschafft den Anschluß an dem vorherigen Gesprächsstand zu finden.
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