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Wohnbereich der Wirtsfamilie
09-03-2022, 07:35 PM,
Beitrag #11
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
Ich lächelte und nickte nur, da ich ihm diese Unterredung ja versprochen hatte. "Lass mich überlegen...es muss so etwa 5 Monate nun her sein, dass das Fieber angefangen hat. Wir hatten einen sehr nassen Frühling und die Isca trat fast über die Ufer, weil es so viel geregnet hat. Einige der Fischteiche im Umland haben sich neue Ufer gegraben, wie mir mein Mann erzählt hat. Bis auf den vielen Regen gab es eigentlich nichts Besonderes und das Fieber fing auch erst an, nachdem es aufgehört hatte zu regnen." Ich runzelte kurz die Stirn, als mir noch etwas einfiel. "Es gab auch ungewöhnlich viele Frösche. Ich musste sie mit dem Besen aus meinem Schankraum vertreiben, weil sie überall waren. Das Gequake der Tiere war nervtötend - vor allem abends."

Ich nippte an meinem Wasserbecher und bedeutete auch dem Medicus, dass er sich gerne einen der Becher nehmen konnte und sich bei dem Wasserkrug bedienen konnte. "Als erstes wurde meine Schwägerin krank, wenn ich mich noch recht erinnere. Sie hatte einen Stand am Markt und hat dort immer aus dem Brunnen getrunken. Vielleicht war ja etwas in dem Wasser?"

Ich lehnte mich einen Moment zurück. "Es ging alles sehr schnell...mittags war sie auf eine Schale puls vorbeigekommen und hatte über Unwohlsein und starke Kopfschmerzen geklagt und am nächsten Vormittag fanden wir sie bereits tot vor. Das Bettzeug war regelrecht durchtränkt gewesen. Kurz darauf sind Esus und Baldrus auch krank geworden, aber sie waren tagelang ans Bett gefesselt. Beide haben im Fieberwahn fantasiert und wollten weder trinken noch essen. Es war, als könnten sie nichts mehr schlucken oder als ob ihnen dies Schmerzen bereitete."

Ich schloss kurz die Augen und kämpfte mit den Tränen. Ich hatte meine Schwägerin nicht sonderlich gemocht, aber der Verlust von Esus und Baldrus hatte mich härter getroffen, als erwartet. Wir hatten sie erworben als sie kaum mehr als Kinder waren, kurz nach der Eröffnung des Weißen Pferdes vor über 8 Jahren. "So gut wie jeder wurde in den folgenden Wochen krank. Auch mein Mann, die Kinder und ich erkrankten, aber wir erholten uns alle nach einigen Tagen ohne Fieber."
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09-03-2022, 10:31 PM,
Beitrag #12
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
Wieder fiel Pytheas auf, wie strukturiert die Römerin antwortete, und er machte sich rasch Notizen, während sie noch sprach.

Bericht der Bürgerin Iuventia Fabata, Wirtin der Taberna "Zum Weißen Pferd" über das Frühlingsfieber diesen Jahres
Beginn vor fünf Monaten , nasser Frühling, Isca trat über die Ufer
Beobachtung: Froschplage
Erste Erkrankte: Die Schwägerin der Bürgerin, 
Symptome: Rasche Erkrankung, Kopfschmerzen und Unwohlsein, starkes Schwitzen,rascher Verfall, Exitus
Berichtende gibt an, sie hätte immer aus dem Brunnen des Marktes getrunken
Weitere an der Seuche Verstorbene: Die beiden jungen Sklaven der Taberna. Hier allerdings lange Agonie, Widerwillen gegen Speise und Trank, Schluckprobleme, Phrenie 
Auch weitere Krankheitsfälle in der Familie, allerdings Rekonvalezenz nach einigen Tagen

Er ließ den Griffel sinken, als Iuventia Fabata Tränen in die Augen traten:
"Wie alt sind Esus und Baldrius geworden?", fragte er freundlich, denn er merkte, dass ihr die Beiden Jugendlichen, obgleich nur Sklaven, etwas bedeutet hatten:
"Ich danke Dir noch einmal dafür, dass Du Dir Zeit für meine Fragen nimmst. Ich hoffe sehr, dass wir im nächsten Jahr Jungen, wie es die beiden waren,vor dem Tod bewahren können."

Er schaute noch einmal auf das Geschriebene:
"Du äußerst den Verdacht, dass deine Schwägerin vom Brunnenwasser auf dem Markt krank geworden ist", sagte er:
"Mittlerweile wird der Brunnen aber genutzt, ohne dass Menschen erkranken. Ich habe gesehen, dass die Sklavenhändler ihre ...Ware dort auch mit Wasser versorgen.
Sage einmal, ist dir in dieser Zeit vielleicht etwas im Wasser aufgefallen? Oder am Isca- Fluss selbst?"
Er erinnerte sich sogleich  an Berichte, die er in Alexandria eingesehen hatte, und die die Nilseuche zur Zeit des Pharaos Ramses des Zweiten betrafen. In jener Zeit  hatte sich das Wasser des Flusses rot wie Blut verfärbt, was den Auftakt zu einer ganzen Kette von Unglücken gegeben hatte. Danach fragte er jetzt:

"Haben der Fluss oder die Fischteiche zu irgendeiner Zeit ihre Färbung  geändert? Und sind auch die Fische verendet?"
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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09-03-2022, 11:12 PM,
Beitrag #13
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
Ich hatte mich schnell wieder gefasst, auch wenn ich immer noch sehr traurig war. Die Schwangerschaft machte mich darüber hinaus extra sensibel. "Die beiden waren Brüder aus Gallien und sie sind 15 und 16 geworden. Sie sind sehr früh Teil unserer familia geworden." Ein trauriges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus bei der Bemerkung des Medicus. Es wäre so schön, wenn es keine Krankheiten geben würde, aber leider waren sie Teil des Lebens.

"Die meisten der Standbesitzer auf dem Markt tranken aus diesem Brunnen. Es war nur so eine Idee, aber konkret könnte ich nicht sagen, ob etwas mit dem Wasser nicht in Ordnung war. Zumindest unser eigener Brunnen hatte klares und sauberes Wasser. Das Wasser der Isca allerdings war tiefbraun, sehr schlammig und reißend - aber auch das war nichts Ungewöhnliches bei viel Regen."

Ich grübelte ein wenig um mich an den Zustand des Wassers zu erinnern. "Mein Mann hatte mir erzählt, dass das Wasser in den Fischtümpeln sehr brackig war und dass es Schwarme von Ungeziefer dort gab. Von toten Fischen oder einer merkwürdigen Färbung hatte er allerdings nichts erwähnt."
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09-05-2022, 06:10 PM,
Beitrag #14
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
"Mein Helfer und ich werden Proben von überall aus dem Wasser her nehmen", erwiderte Pytheas:  " Ich bin davon überzeugt, dass wir Krankheiten besser bekämpfen könnten, wenn wir ihre grundlegende Ursache kennen würden. Und es gibt eine Ursache - wissenschaftliche Ursachen meine ich. Ich zumindest halte Krankheiten nicht für eine Strafe der Götter", 

er wusste nicht, wie Iuventia Fabata zu den Göttern stand. Er opferte ihnen, aber er glaubte mit drei Ausnahmen nicht an ihre Existenz: Nur Thanatos, der Tod oder wie er auf Latein hieß und eine Frau war: Mors existierte; die Moiren oder Parzen, die den Lebensfaden abschnitten und vielleicht noch Tyche oder Fatum, das unpersönliche Schicksal. 

Diesen begegnete er als Medicus immerzu:

"Es gab einen Grund, der die Frösche dazu brachte, das Wasser zu fliehen, obgleich du von vielen Insekten sprichst, was bedeutet, dass genug Nahrung war. Der Grund hierfür ist vielleicht auch der Grund für das Fieber.
Desweiteren würde ich gerne mit jener Heilerin sprechen, die du erwähnt hast und die so abgeschieden wohnt. Vielleicht hat sie auch was beobachtet.
Ich danke Dir für deine Zeit, Iuventia Fabata Deine Auskünfte sind wertvoll für meine Arbeit."

Der Grieche erhob sich. Nun da das Sachliche erledigt war, wurde er wieder zurückhaltend. Er hatte bisher mit keinem Römer Freundschaft geschlossen und schon gar nicht mit einer Frau. Er war ein kaiserlicher Freigelassener mit einer Karriere vor sich, aber niemals würde er von Römern als ihresgleichen anerkannt werden:
"Konntest du dir denn Molke besorgen?" fragte er dennoch. Das war sein Versuch, ein alltägliches Gespräch zu führen.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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09-10-2022, 01:54 AM,
Beitrag #15
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
Ich nippte ein wenig gedankenverloren an meinem Wasser. Proben? Nunja, es war Wasser. Was sollte man darin schon großartig sehen? Aber ich behielt diese Gedanken für mich. "Von so etwas verstehe ich nur wenig, aber du hast bestimmt Recht, Meister Medicus." antwortete ich diplomatisch. 

"Ich weiß leider auch nicht so genau, wo das Kräuterweib wohnt. Ich weiß nur, dass es irgendwo ein gutes Stück außerhalb von Iscalis ist. Sie kommt nur selten in die Stadt zum Handeln und ab und an verkauft sie der alten Neria Urbica Kräuter. Du könntest die alte Hebamme besuchen und sie befragen. Bis zu deiner Ankuft war die alte Hebamme die einzige Heilerin weit und breit. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück bei der Untersuchung, Flavianus." 

Ich erhob mich auch ein wenig umständlich und nickte noch bei seiner Nachfrage. "Ich hatte sie heute zu Mittag und warm schmeckt sie scheußlich." sagte ich noch schmunzelnd.
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10-11-2022, 12:09 PM,
Beitrag #16
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
>>> Helenas Ankunft 

       Im Wohnraum der Familie angekommen schaute sie sich erstmal um. Es war ein schöner, gemütlicher Raum, hier würde sie sich bestimmt wohlfühlen. Helena stellte die Schale und das Bier auf dem Tisch ab und streifte sich die Umhängetasche ab. Dann legte sie auch ihren schweren Mantel über eine Bank. Sie trug noch ihr wollenes Kleid mit den grünen Borten, es war das Beste, was sie besaß. Außer das blaue Kleid der Priesterinnen, doch das hatte sie in einem extra Beutel in der Höhle gelassen. Auch die zarte Kette mit dem Mondstein war in dem Beutel. Nichts sollte hier verraten, wer sie in Wirklichkeit war.
Helena setze sich an den Tisch und löffelte ihre Suppe. Sie hatte gesehen das Fabata hoch schwanger war, sie würde bald das Kind bekommen. Es durfte nur noch ein paar Tage sein, vielleicht eine Woche aber länger sicher nicht.
Helena hatte bei den Priesterinnen alles darüber gelernt, viele der Priesterinnen arbeiteten als Hebammen oder Heilerinnen. Jede Novizin lernte alles darüber, Helena war aber dafür nicht geschaffen. Wenn es Not am Mann war, konnte sie helfen aber sie hoffe das eine fähige Hebamme sich um die Geburt ihrer „Tante“ kümmern würde.
Die Geräusche von unten waren deutlich zu hören aber nicht zu laut und auch sonst war das Haus recht ruhig. Hatte Ihre Tante nicht noch zwei weitere Kinder? Wo waren die und wo war ihr Mann. Hätte er nicht in der Taverne sein müssen, schließlich würde seine Frau bald das Kind bekommen. Helena schüttelte ihren Kopf, die Römer die spinnen.
Namen haben Macht.
[Bild: 1_22_10_22_8_54_26.png]Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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10-11-2022, 09:15 PM,
Beitrag #17
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
Ich hatte bestimmt eine gute Stunde oder zwei mit Salvius Falco gehandelt und gefeilscht, ehe ich mich in den Wohnbereich hoch begab. Es war mittlerweile Nachmittag und ich konnte sehen, dass Helena ihre Portion schon lange aufgegessen hatte. Die Mädchen spielten gerade mit ihren Puppen und ich ging zum Schrank in der Ecke und holte ein paar Honigkuchen von Paullina heraus, die in ein Tuch eingeschlagen war. Ich gab jedem der Mädchen ein kleines Stück und breitete das Tüchlein mit dem verbleibenden Stück vor Helena aus und bedeutete ihr, zuzugreifen. 

Danach ließ ich mich auf eines der beiden breiten Sofas nieder und streckte mich ein wenig aus. Mein Rücken brachte mich um und es gab einfach keine angenehme Position mehr mit dem dicken Bauch. "Ich hoffe, du bist nicht böse, wenn ich mich ausstrecke. Aber nun erzähl, Helena. Was verschlägt dich hierher?" Ich rieb mir mit dem rechten Arm ein wenig den unteren Rücken in der Hoffnung, dass der pochende Schmerz abebben würde.
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10-15-2022, 01:58 PM,
Beitrag #18
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
(10-11-2022, 09:15 PM)Iuventia Fabata schrieb: Ich hatte bestimmt eine gute Stunde oder zwei mit Salvius Falco gehandelt und gefeilscht, ehe ich mich in den Wohnbereich hoch begab. Es war mittlerweile Nachmittag und ich konnte sehen, dass Helena ihre Portion schon lange aufgegessen hatte. Die Mädchen spielten gerade mit ihren Puppen und ich ging zum Schrank in der Ecke und holte ein paar Honigkuchen von Paullina heraus, die in ein Tuch eingeschlagen war. Ich gab jedem der Mädchen ein kleines Stück und breitete das Tüchlein mit dem verbleibenden Stück vor Helena aus und bedeutete ihr, zuzugreifen. 

Danach ließ ich mich auf eines der beiden breiten Sofas nieder und streckte mich ein wenig aus. Mein Rücken brachte mich um und es gab einfach keine angenehme Position mehr mit dem dicken Bauch. "Ich hoffe, du bist nicht böse, wenn ich mich ausstrecke. Aber nun erzähl, Helena. Was verschlägt dich hierher?" Ich rieb mir mit dem rechten Arm ein wenig den unteren Rücken in der Hoffnung, dass der pochende Schmerz abebben würde.

Die zwei Mädchen waren nach einer Weile aufgetaucht und sie nur neugierig angesehen, aber nichts gesagt. Raven war darüber nicht unglücklich, es würde sich so genügend Gelegenheiten ergeben sich mit den beiden zu beschäftigen. Sie war kurz eingenickt und schreckte hoch als Fabata die Schranktür öffnete.
Die Honigkuchen rochen sehr gut und Raven nahm sich ein kleines Stück davon.
"Danke sehr...hmmm... die sind aber lecker." sie leckte sich ein paar Krümel aus dem Mundwinkel "Natürlich bin ich dir nicht bösem wann soll es den soweit sein?" fragte sie mit echter Interesse, dann seufzte sie etwas "Ich weiss nicht, Vater meinte es würde mir bestimmt gut gehen wenn ich mal was andres sehe. Er dachte hier wäre ich gut aufgehoben."
Namen haben Macht.
[Bild: 1_22_10_22_8_54_26.png]Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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10-15-2022, 02:35 PM,
Beitrag #19
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
Ich naschte auch noch ein kleinen Bissen von dem Küchlein mit einem verschmitzten Lächeln. "Die Kuchen sind aus Paullinas Bäckerei...sie ist ebenfalls eine Iuventia. Du findest die Bäckerei zwei Straßen weiter und in Zukunft würde ich dich gerne damit betrauen, das tägliche Brot zusammen mit meinen Töchtern zu holen." 

Kurz hielt ich inne dank eines weiteren Tritts in meine Eingeweide. "Es sollte jeden Tag nun so weit sehen. Ich kann es gar nicht erwarten, dass dieses Kind das Licht der Welt erblickt. Mein Rücken bringt mich schon um." erwiderte ich ehrlich. Einem Mann gegenüber wäre ich kaum so offen gewesen, aber sie war eine junge Frau und eine Verwandte. Da machte es wenig Sinn, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. 

"Aber das ist jetzt gerade nicht so wichtig. Du solltest dich ausruhen und morgen zeige ich dir dann alles. Du bist bestimmt erschöpft von der Reise. Ich zeige dir gleich das Zimmer der Mädchen, in dem du schlafen kannst. Dort hast du zumindest dein eigenes Bett, da die Mädchen meist zusammen in einem schlafen." Mit einem lauten Uff erhob ich mich wieder, um Helena den Rest der Zimmer zu zeigen.
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10-20-2022, 11:24 PM,
Beitrag #20
RE: Wohnbereich der Wirtsfamilie
Mit Hilfe des Medicus schleppten Samira und ich uns zur taberna. Ich wies meine ältere Tochter Antonina an, dass sie uns etwas Puls von unten holte und ließ mich dann auf die Couch fallen. "Setz dich ruhig oder leg dich hin, Samira." Ich deutete auf die zweite Couch auf der anderen Seite des Tisches. Kurz darauf kam auch Antonina mit zwei Schalen zurück, die sichtlich von Kinderhand befüllt waren und am Rand klebrig, wo bekleckert wurde. 

Nunja, das Kind war ja auch erst sieben Jahre alt. Ich strich ihr lächelnd durchs Haar und das Kind kehrte zu seinen Spielsachen zurück. "Kann ich dir auch etwas anbieten, Meister Pytheas?" fragte ich ein wenig beschämt. Er war mein Gast und durch die Anstrengung hatte ich vergessen auch etwas für ihn aufzutragen.
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