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Normale Version: Wohnbereich der Wirtsfamilie
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Über eine Treppe im hinteren Bereich des Erdgeschosses erschließt sich der Zugang zum Obergeschoss, das aus recht geräumigen Zimmern besteht. Rechts von der Treppe liegen die beiden gegenüberliegenden Gästezimmer und zur linken Seite der Treppe befindet sich der Wohnbereich der Wirtsfamilie. Der Wohnbereich besteht aus drei kleineren Zimmern, die als Schlafkammern für die Familie und etwaige Sklaven dienen sowie einem geräumigen und multifunktionalen Zimmer, welches als Spielzimmer, Arbeitszimmer, Büro und Esszimmer dient. 

Das Schlafzimmer von Iuventia Fabata und ihrem Mann hat ein großes Doppelbett aus britannischer Esche sowie zwei Kleidertruhen, einem kleinen Tisch mit Waschschüssel sowie einem halbhohen Schränkchen mit offenen Regalbrettern. In dem Schränkchen befinden sich zwei kleine Holzschatullen, in denen sich die Kleinodien der Iuventia Fabata befinden sowie einige Schriftrollen und ein kleiner Spiegel. 

Die beiden anderen Schlafkammern verfügen über eine ähnliche Einrichtung wie die Gästezimmer. Ein Zimmer wird derzeit von Fabatas beiden Töchtern bewohnt, die aber meist zusammen in einem Bett schlafen, da sie noch sehr klein sind. In der anderen Schlafkammer stehen zwei Stockbetten, die theoretisch bis zu vier Kindern oder Sklaven Platz bieten. 

Das Wohnzimmer im Obergeschoss hat ein großes Fenster zur Straßenseite, das viel Sonnenlicht hereinlässt. Direkt vor dem Fenster steht ein  kleinerer Tisch, an dem Fabata oft Briefe an ihre Geschwister verfasst oder ihr Mann das ein oder andere Spielzeug für die Kinder schnitzt. Im Zentrum des Raums sind zwei gepolsterte Bänke, die man fast mit Liegen verwechseln könnte, um einen großen Tisch angeordnet. Dort isst die Familie zusammen und wenn es nicht Essenszeit ist, so nutzt Fabata diesen großen Tisch für das Nähen von Kleidern, Falten der Wäsche oder andere Arbeiten, die mehr Platz brauchen. In einer Ecke gibt es auch einen kleinen, offenen Ofen, auf dem man Kleinigkeiten zubereiten kann und für Wärme im Winter.
Am Abend kam Lucius noch einmal vorbei und klopfte. Er hatte drei Honigkuchenpferde für seine kleinen Cousinen dabei.

Etwas verlegen fingerte er das Tuch hervor, in das sie eingeschlagen waren:
"Salvete alle miteinander. Ich durfte die nehmen, weil sie in der Mitte auseinander gebrochen sind, und Mutter sie nicht mehr verkaufen kann - Du kennst ja meine Mutter"

 Iuventia Paullina, Fabatas Cousine, war etwas geizig sparsam. Dafür hatten sie eine Bäckerei aufgebaut, die ordentlich Gewinn abwarf. Aber Lucius hatte gleich zwei ältere Brüder; daher würde aus ihm kein Bäcker werden:

"Doch sie schmecken genauso gut wie die Ganzgebliebenen", lachte er. 

So wie gerade heute Abend  sollte es immer sein: Fabata ruhig am Webstuhl oder bei einer Handarbeit. 
Lucius hätte auch ihre zwei Töchter und das Kleine in ihrem Bauch adoptiert, wenn SIE NUR gewollt hätte, und vor allen Dingen hätte er dafür gesorgt, dass sie nicht so viel arbeiten musste:

"Tja", er wurde wieder ernst: "Ich wollte nur noch Vale sagen. Morgen muss ich beim Hahnenschrei los. Aber wenn ich dir noch mit was helfen kann, dann sag es ruhig"

Lucius hatte vor zwei Jahren die Männertoga angelegt und natürlich hatte er bereits Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, doch in Iuventia Fabatas Gegenwart dachte er nie an diese Art Erfahrung. 

In Bezug auf Fabata dachte er nur daran, wie er Abends nach getanem Tageswerk bei ihr sitzen und vielleicht ihre Hand halten könnte, wenn das Leben nicht wäre, was es nun einmal war.
Ich hatte meine schweren Beine auf einem Hocker hochgelegt, während ich an einer Tunika für meine Älteste Antonina nähte. Das Kind war in einem Alter, wo man kaum mit dem Nähen von Kleidern hinterher kam. Antonina war nun sieben Jahre alt und sie spielte mit einem kleinen Holzpferd in einer Ecke ruhig vor sich hin. Es war bereits zu spät abends, als dass noch genug Energie für mehr Toben übrig wäre. Ihre jüngere Schwester Camilla, gerade einmal drei Jahre alt, schlief bereits auf der angrenzenden Bank. Das Kind lag auf dem Bauch, alle Arme und Beine von sich gestreckt. Selbst wenn ich physisch in der Lage wäre ohne den dicken Bauch so zu schlafen - ich würde mich wahrscheinlich am nächsten Tag nicht mehr rühren können. 

Mein Mann war unten im Schankraum und übernahm das Abendgeschäft, damit ich die Kinder zu Bett bringen konnte und mich noch hier oben um alles kümmern konnte. Ein wenig puls dampfte noch in einem kleinen Kessel auf unserem privaten Herd in der Ecke. Daneben Nüsse und Honig in kleinen Schüsseln zum Verfeinern des Breis. So mochten meine Töchter und ich die puls am liebsten. Als Rufus heraufkam, schaute Antonina kurz zu ihm auf und entdeckte die mitgebrachte Süßigkeit und stürzte sich direkt drauf. Auch wenn Rufus technisch gesehen nicht ihr Onkel war, so titulierte sie ihn immer auf diese Weise. 

Bevor ich noch etwas sagen konnte, saß eine zufrieden mampfende Antonina neben der schlafenden Camilla auf der Bank und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Komm her Rufus und setz dich bitte noch ein wenig zu mir. Ich habe auch noch ein Geschenk für dich." Ich legte die Näharbeit beiseite und wuchtete mich ein wenig ungelenk auf in eine aufrecht sitzende Position. Dann ergriff ich das kleine in Leinen eingewickelte und verschnürte Päckchen und überreichte es dem jungen Mann. Es enthielt zwei dunkelbraune Lederarmbänder, die mit viel Geduld bestickt wurden. Das Motiv war natürlich ein stilisiertes weißes Pferd, das Symbol der gens Iuventia. Auch wenn Rufus technisch gesehen nicht Teil meiner gens war, so würde es ihn doch hoffentlich an zu Hause erinnern, egal wo es ihn hin verschlug.
Lucius mochte Kinder gerne und war gutmütig, so dass er ein paar Grimassen schnitt und auf seine Nase schielte, um Antonina zum Lachen zu bringen, als aber die älteste von Fabatas Mädchen zu sehr kreischte, legte er den Finger auf den Mund und deutete auf die schlafende Camilla:
"Schau, deine Schwester schläft. Wenn du auch brav und leise schlafen gehst, nehme ich dich einmal noch Huckepack"
so etwas tat Lucius, er spielte manchmal selbst noch gerne und nahm die Kinder auf den Rücken und rannte wie ein Irrer im Kreis umher.
Dann aber setzte er sich zu Fabata, die ihm ein Geschenk überreichte, das in Leinen eingeschlagen war. So nahe bei ihr, fiel der Schein des Öllichtes auf ihr Gesicht. Lucius schaute zu ihr hin, um sich Fabata einzuprägen. Er würde sie nie vergessen, nie von ihr lassen, und sich niemals in eine Andere verlieben.
Er packte das Geschenk aus und strich andächtig über die Lederarmbänder. Die weißen Pferde hatte SIE gestickt. Lucius stieg ein Kloß in den Hals, den er runterschluckte. Er kämpfte so mit sich, dass er nur:
"Danke" murmelte. So würde Fabata nicht wissen, wie sehr er das Geschenk schätzte. Lucius würde diese Armbänder solange er lebte, nicht mehr ablegen. Er zog sie an.:
"Wenn es einen Kriegszug gibt, hoffe ich, dass ich ein oder zwei Sklaven erbeute. Die schenke ich dir dann", sagte er. Fast wünschte er sich, dass es schon so weit wäre.
Ich lächelte nur gutmütig, als er die Armbänder direkt anzog. Ich half ihm beim Anlegen mit dem Festknoten der Lederriemen, mit denen die Armbänder zusammengehalten wurden. Ein gutes Geschenk für einen jungen Mann fand ich - nicht zu weibisch. 

"Komm lieber gesund zurück und behalten deine Beute für dich selbst." Erwiderte ich leise lachend, bevor ich ernst fortfuhr. "Für welchen Zweig des Militärs wirst du dich melden?" Optionen gab es da ja einige. Mit einem Seitenblick sah ich zu Antonina, die noch den Mund voll mit Kuchen hatte, aber schon arg damit kämpfte die Augen überhaupt noch offen zu halten.
Lucius freute sich, als Fabata ihm half, die Lederarmbänder anzulegen: "Erst muss ich mal sehen, ob sie mich nehmen. Und dann werde ich Tiro. Und nach der Ausbildung ein Fußlatscher, ein Miles. Vielleicht steige ich mal auf und werde ein Optio oder ein Hornbläser, wenn ich die Puste habe", sagte er : "Mal sehen, wo man mich brauchen kann", er spannte ein wenig die Muskeln an, uim Fabata zu zeigen, wie stark er war, das Getreidesäckeschleppen in der väterlichen Bäckerei war ein gutes Training gewesen:
 "Ich komme gesund zurück, versprochen. Sobald ich das erste Mal Ausgang habe, lass ich mich sehen. Dann ist das Kleine ...", er schaute scheu auf Fabatas Bauch: "Schon da. Und Antonina ist vielleicht schon verlobt", seiner kleinen Cousine fielen gerade die Äuglein zu:
"Vale bene Fabata. Grüß...", er zögerte: "Deinen Mann. Ich war hier immer glücklich und froh, und das werde ich Dir nicht vergessen"
Er stand rasch auf, wieder war er rot geworden. Etwas linkisch streifte er ganz schnell mit seinen Lippen Fabatas Stirn, und dann ging er so schnell er konnte.
Was er hatte, musste ihm für sein ganzes Leben reichen. Was er hatte, reichte ihm für sein ganzes Leben.
Beide Kinder und ich waren schon eingeschlafen, als mein Mann hoch kam und mich sanft weckte und dann die Mädchen in ihr Zimmer hinübertrug. Es war bereits tief in der Nacht und er hatte die taberna geschlossen, nachdem die letzten Trunkenbolde ausgewrungen und vor die Tür gesetzt wurden. 

Ich würde Rufus vermissen und hatte unsere Plauderei genossen. Ich hoffte, dass er gesund wieder nach Hause kommen würde, aber das Leben als Soldat war leider oft mit Verwundungen und Tod verbunden. Ein wenig konnte ich ihn verstehen, da er keine Chance hatte den Betrieb zu erben und sowieso immer übersehen wurde. Paullina hatte zu viele Erben und ich hatte keinen. Hoffentlich war das Kind in meinem Bauch der Erbe, den sich mein Mann so ersehnte. 

Ich legte die Näharbeit beiseite und beschloss, diese morgen fortzusetzen. Jetzt musste ich erst einmal schlafen. Viel Ruhe war mir allerdings nicht gegönnt, denn der Morgen kam wie immer viel zu früh. Ich hörte die Mädchen schon zanken, bevor ich noch richtig die Aufen offen hatte. 

Nachdem ich die Mädchen gefüttert und in den Hof zum Spielen gescheucht hatte, konnte ich mich wieder der Näharbeit widmen. Was hatte ich da nur angestellt? Ein Saum war total schief und ich musste diesen nun wieder auftrennen und erneut vernähen.
Medicus Pytheas hatte nicht vergessen, dass Iuventia Fabata ihm versprochen hatte, ihm genauere Auskunft über die Seuche zu geben, die ihre Diener und eine Verwandte dahin gerafft hatte. 
Mit drei aneinandergebundenen Wachstafeln unter dem Arm ging er über den Flur von seinem Zimmer bis zum Privatbereich der Wirtsfamilie und klopfte hörbar an die Tür.
Ich war gerade beim zweiten Versuch mit dem widerspenstigen Saum, aber auch dieses Nal wollte es nicht so recht gelingen. Es ist, was es ist, dachte ich frustriert. Das Kind wird es ohnehin nicht merken, wenn der Saum ein wenig schief war. 

Ich war gerade dabei mein Nähzeug zu verstauen, als es an der Tür klopfte. Die Tür war ohnehin nur angelehnt und schwang durch das Klopfen nach innen, da meine Kinder hier wie Wirbelwinde durchfegten und das Konzept von geschlossenen Türen und Privatsphäre noch recht unbekannt war. 

"Ah, Meister Medicus...tritt ein und nimm Platz bitte." Ich deutete auf das Sofa neben mir, während ich mich in eine halbwegs normale sitzende Position bugsierte.
"Ich danke dir für deine Zeit, werte Iuventia Fabata", sagte Pytheas  und nahm auf dem angebotenen Sofa Platz. Dann zögerte er ein wenig. Er selbst sprach über medizinische Fakten mit großer Sachlichkeit, aber ab und an hingen da auch menschliche Schicksale daran. 
Er wusste, dass traurige Erinnerungen Menschen aufwühlten. Nicht weil Iuventia jetzt gerade schwanger war - nach der Lehre sämtlicher Gelehrter war sie in dieser Zeit psychisch äußerst stabil,  weil ihr Uterus nicht im Körper herumwandern konnte. Frauen, die ihrer natürlichen Bestimmung nachkamen, neigten nicht zur Hysterie:
"Bitte beschreibe mir, wer in deinem Haushalt zuerst krank geworden ist. Dann welche Anzeichen er zeigte. Und falls du dich erinnerst: In welchem Monat war es? Gab es etwas Besonderes mit dem Wetter, viel Regen oder Hitze? Wurde etwas Besonderes gegessen?"
Flavianus Pytheas zückte den Griffel und schaute Iuventia Fabata an mit seinem grauen, kühlen Sperberblick.
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