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"Fridilas Bibliothek"
05-01-2024, 05:36 PM,
Beitrag #11
RE: "Fridilas Bibliothek" Alte Heimat, neue Heimat
(04-23-2024, 02:53 PM)Gabinia Clara schrieb: Gerwina nickte zufrieden, als Sonnwin sagte, dass Eisu hier in der Villa bleibt, da sein Heim fast drei Tagesreisen entfern ist. 
"Gut, ich werde mich darum kümmern," sie schaute ihren Gast an, "Wir haben ein schönes und sehr bequemes Gästezimmer, ich werde dich später dorthin begleiten, werter Eisu...". Die Sonne war bereits untergegangen und die ersten Sterne funkelten wie Edelsteine am Firmament. Eisu Ap Comux sagte dann, er würde sich freuen, wenn die Geschwister ihn besuchen kommen, man könnte sogar in den Bergbächen im Sommer baden. Das hörte Gerwina gern, denn sie konnte sehr gut schwimmen und blickte ihren Bruder an. "Es wäre schön, wenn wir kommen könnten, nicht wahr, Bruder?", fragte sie, denn es lag an ihm die Einladung anzunehmen, oder sie abzulehnen.

"Vom See Gweder habe ich noch nichts gehört, aber ich werde den See Gweder, wenn ich da bin, danach fragen...". Gerwina nickte und blickte den Kelten an, "Aber in unserer Heimat gibt es auch eine Quelle, die Heilige Quelle der Frija, die wir verehren und die hier Brigid heißt, darin habe ich auch schon vieles erblickt, was natürlich ein Geheimnis ist, edler Fürst Eisu Ap Comux!" lächelte Gabinia verschmitzt und sang feierlich ihr Lied:


"Frija ist die sprudelnde Quelle,
Immer erneuernd und doch gleich,
Die ständig fließt und nie versiegt.
Sprudelnd ergießt sie sich ins Leben,
Lässt Blumen sprießen und Freude keimen,
Aus ihrem Brunnen zu schöpfen erquickt uns.
Leicht wie ein Blatt treiben wir auf ihrem Wasser,
An allen Hindernissen des Lebens vorbei,
Ihr kostbares Nass stillt unseren Durst.
Sie umfängt uns mit ihrer Gunst,
Das Raunen des Wassers singt uns in den Schlaf,
Frijas Wasser trägt uns im Leben." *


*Michael Schütz


[Bild: Wagenlenker-rund-1.png]

Eisu ap Comux war müde, aber er konnte noch nicht schlafen. Wenn er ehrlich war, dachte er an meergrüne Augen und goldenes Haar. Er erhob sich.

Vor der Tür hockte der junge Spiros.
[Bild: Spirus.png]

"Salve mein Junge", sagte Eisu freundlich. Der Sklave spritzte auf "Dominus? Ist etwas nicht in Ordnung mit dem Zimmer? Brauchst du mehr Decken oder Kissen oder soll ich die Öllampe nachfüllen?"
"Oh nein, es ist alles zu meiner Zufriedenheit. Aber auf dem Weg in mein Zimmer habe ich gesehen, dass ihr hier im Haus eine Bibliothek habt. Meinst du, ich könnte dort ein wenig lesen?"
"Ich führe dich hin, Herr"
Spiros nahm sein Laternchen und ging voran. Er öffnete die Tür zur Bibliothek, die Herr Gabinius Secundus für Domina Stella eingerichtet hatte. Durch das große Fenster drang zwar silberner Mondenschein, aber zum Lesen war es zu dunkel. Der Junge holte noch einen Kerzenständer und zündete drei Kerzen an.

"Weißt du, wie die Bibliothek geordnet ist?"
Spiros schüttelte den Kopf: "Nein, ich weiß es nicht. Aber Domina Clara erteilt mir hier immer Unterricht, und ich glaube, sie haben sehr, sehr viele Bücher hier"
"Domina Clara? So, so" , da war er, ihr Name. Die Gabinia unterrichtete also ihre kleinen Diener:
" Deine Domina hat mir so ein schönes Lied vorgesungen. Von einer Göttin, die sie Fri - ja nennt. Es muss ein Name aus ihrer Heimat sein. Meinst du, dass es hier vielleicht ein Buch über die Chatten gibt?"
"Welche Katzen?", fragte Spiros, der anstatt Chatti Catti hörte. Aber er wusste es wirklich nicht.
"Ist schon gut. Ich werde etwas zu lesen finden. Geh du besser schlafen, Junge, ich brauche in der Nacht keine Bedienung... wie heißt du?"
"Spirus, Herr"
"Ich finde den Weg zurück, Spirus. Gute Nacht" Spiros gehorchte, verabschiedete sich und verschwand. Aber anstatt ein Buch zu suchen, stellte sich Eisu ans Fenster und schaute erst einmal in die herrliche Nacht hinaus. Die Apfelblüten draußen schimmerten, die Luft roch nach frischem Wasser.
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05-04-2024, 04:21 PM,
Beitrag #12
RE: "Fridilas Bibliothek"
Nach dem Gartenfest, als die Gäste abgereist waren, wurde das Gästezimmer für den Kelten Eisu Ap Comux fertiggemacht. Das Bett wurde frisch bezogen und auch frische Blumen hat Gerwina aus ihrem Garten selbst in eine kleine, hübsche Vase gestellt.

Danach verabschiedete sie sich von ihm und ging in ihr Cubiculum, um sich für die Nacht vorzubereiten. Sie hat sich gewaschen und zog ihr Hauskleid aus weicher, naturfarbenen Wolle an, das leicht und locker über Ihren Körper fiel. Dann hat sie ihre langen Haare zu einem Zopf geflochten, der nun über ihre linke Schulter lag. Und immer wieder musste Gerwina an den anmutigen Kelten denken, der sie verzaubert hatte. Die junge Frau schaute aus dem Fenster in die Nacht, eine kühle Brise streifte ihr Gesicht und sie seufzte leicht. An Schlaf konnte sie nicht mehr denken und so begab sie sich in die Bibliothek, um die Bücher zurückzubringen. Sie hat die beiden Lektüren studiert und wusste nun genug über die Bienenzucht Bescheid und wollte das nächste Buch anschauen.

Wie groß ihre Überraschung war, als sie Eisu in der Bibliothek vorfand, der am Fenster stand und hinausblickte. Sie zögerte einen Moment und überlegte, ob sie nicht gleich den Rückzug antreten sollte, denn es war nicht sittlich, sich nachts mit einem fast unbekannten Mann in einem Raum zu befinden. Und wenn ihr Bruder das erfahren würde, wird er sie sofort zu ihren Eltern nach Portus Itius schicken. "Ach, was soll's", dachte Gerwina und zuckte mit den Schultern, denn der Kelte war ihr Gast und sie blieb.

"Kannst du auch ohne eine Lektüre nicht einschlafen, edler Eisu Ap Comux?"
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund (Pater Familias): Aulus Gabinius Secundus [Sonnmar] (NSC)
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05-06-2024, 03:36 PM,
Beitrag #13
RE: "Fridilas Bibliothek"
[Bild: Wagenlenker-rund-1.png]

Eisu ap Comux errrötete ein wenig, als er die sanfte Stimme, die schon die ganze Zeit in seinem Gedächtnis war, an sein Ohr klang. Aber Gabinia Clara war die unverheiratete Schwester seines neuen Freundes. Er wollte sie keinesfalls in Verlegenheit bringen:

"Entschuldige bitte, dass ich hier in deine Bibliothek einfach eingedrungen bin. Ich werde sofort gehen oder warten, bis du deine Dienerinnen hergerufen hast, edle Herrin Clara", sprach er. Ein wenig lächelte er.
Er kannte die römische Sitte gut: Nur die Matrona, die verheiratete Dame, war frei, die Junfgrau wurde streng bewacht. Ihr gegenüber standen die ganz alten Bräuche der Kelten, die mittlerweile aber auch schon die Vorstellungen der Römer angenommen hatten.

Eisu Ap Comux trat aber tatsächlich vor die Tür. So sehr achtete er das Haus, in dem er Gast war.
Während er wartete, dass Gabinia Clara ihre Frauen rief, beantwortete er ihre Frage:

"Ich wollte gerne etwas über dein Volk und seine Götter nachlesen, edle Clara, die Chatten. Denn ich selbst bin noch nie aus Britannien weggewesen und weiß nichts über die einzelnen Völker Germaniens. Ich weiß, dass viele von ihnen für Rom kämpfen, andere jedoch wollen sich nicht unterwerfen. Und ich weiß, dass ein römischer Ritter germanischen Blutes namens Arminus zu den Zeiten des ersten  göttlichen Augustus drei ganze Legionen besiegt hat. Und du, konntest du denn nicht schlafen?", wieder lächelte er so freundlich.
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05-10-2024, 12:10 PM,
Beitrag #14
RE: "Fridilas Bibliothek"
Der Kelte schien etwas überrascht zu sein, Gerwina hier allein und ohne ihre Frauen zu begegnen, er entschuldigte sich und errötete sogar ein wenig, er schien wirklich auf die Sitten zu achten. Eisu war in der Tat ein edler Mann! Die junge Frau lächelte ihn aber sanftmütig an, "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, wenn ich gewusst hätte, dass du, werter Eisu, auch in die Bibliothek kommst, hätte ich meine Magd mitgenommen". Und er war sogar im Begriff, die Bibliothek zu verlassen, erklärte ihr aber kurz, warum er hierhergekommen war und zwar um mehr über das Volk der Chatten zu erfahren. Dabei wollte er noch wissen, ob sie auch nicht schlafen konnte und lächelte Gerwina freundlich an.

"Nun, edler Eisu Ap Comux, du kannst natürlich gehen, oder auf mich warten, bis ich eine Anstandsdame finde, es steht dir frei zu entscheiden ..." Gabinia verließ die Bibliothek und ging Sylvana holen, denn sie hatte als Kindermädchen ein kleines Zimmer im Haupthaus. Die Sklavin wollte gerade zu Bett gehen, als Gerwina ihr kurz erzählte, dass sie eine Begleitperson brauchte und bat sie mit ihr in die Bibliothek zu kommen. Sylvana nickte, zog ihren Umhang an und folgte ihrer Herrin ohne viele Fragen zu stellen.

Nach einer Weile betraten beide Frauen den Raum, der keltische Fürst war noch da, Gerwina seufzte erleichtert und stellte ihm die schon etwas ältere, aber durchaus vorzeigbare Italienerin vor, "Das ist Sylvana, sie ist Kindermädchen von meinem Neffen und ansonsten als Hüterin der Moral sehr geeignet, edler Fürst!", sagte Gabinia mit einem verschmitzten Lächeln...


[Bild: Sylvana1-1.png]



"Ich grüße dich, Herr Eisu Ap Comux", Sylvana machte eine Verbeugung,  "noch so ein Verehrer..."   dachte sie und fragte höflich: "Möchtet ihr etwas trinken?"

Gerwina setzte sich auf einen Korbsessel und zeigte dem Kelten auf den anderen, "Es freut mich, dass du geblieben bist, Herr Eisu, nimm bitte Platz, und ja, ich konnte nicht einschlafen und wollte mir ein Buch holen", sie schaute ihn an, "Und leider muss ich sagen, dass wir hier außer Gaius Iulius Caesars "De bello Gallico", keine Literatur über Germanien haben. Aber mein Bruder kennt viele Geschichten und Lieder, auch über Varusschlacht, er könnte dir vielleicht mehr erzählen!", Gerwina dachte kurz nach und fügte hinzu, "Ich kann nur erwähnen, dass unser Volk, die Chatten nach Wildkatzen benannt ist, die in unseren traumhaft schönen Wäldern leben und unsere Frija ist die Göttin des Frühlings, der Liebe und der Fruchtbarkeit und sie reist in ihrem von Waldkatzen gezogenen Streitwagen durch den Himmel über die Erde...". Gabinia machte eine Pause und blickte ihn dann geheimnisvoll an, "Erzähle mir mehr über den See Gweder, werter Eisu Ap Comux".
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund (Pater Familias): Aulus Gabinius Secundus [Sonnmar] (NSC)
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05-11-2024, 03:55 PM,
Beitrag #15
RE: "Fridilas Bibliothek"
Frau Clara holte eine Bedienstete als Anstandsdame und so betrat Eisu ap Comux die Bibliothek wieder.
"Danke, ich möchte nichts", sagte er zu der freundlichen Sylvana und nahm dann gegenüber von Gabinia Clara im zweiten Korbsessel, den sie ihm anbot, Platz:
"Ich habe den Gallischen Krieg des göttlichen Iulius Caesar mit Gewinn gelesen, verehrte Gabina Clara. Ich bin römisch erzogen worden, denn unsere Familie hat schon seit der Zeit des göttlichen Kaiser Claudius Roms Bürgerrecht, und wir Dobunni waren immer Freunde und Verbündete Roms" Das sagte er, weil er dachte, dass diese Information für eine junge Römerin wichtig war:
"Dennoch hätte mich interessiert, wie es ist, wenn die Geschichte nicht nur aus römischer Sicht erzählt wird", mit etwas geneigtem Kopf hörte er zu, wie die Gabinia über die Chatten und die Göttin Frija sprach. Dabei lächelte er und seine blauen Augen wurden ganz sanft:
" Wie schön du zu erzählen weißt, edle Herrin. Jetzt bin ich froh, dass ich mein Wissen nicht aus Büchern nehmen muss, sondern von den Lippen einer fay hören darf. Ich weiß nicht, ob es in Germanien auch solche Wesen gibt. Die Fay sind keine Götter, denn Götter leben nicht in Feenhügeln. Aber als ich dich das erste Mal im Sonnenlicht sah, dachte ich, dass du eine Frau vom Schönen Volk bist. Und jetzt im Mondenschein denke ich es noch mehr",
sie fragte ihn nach dem See, und Eisu ap Comux antwortete:
" Der See Gweder ist einfach nur ein hübscher blauer See in den Bergen nahe meines Guts. Er ist fast kreisrund und seine Oberfläche ist so glatt wie ein Spiegel. Es heißt, wenn man lange genug hineinsieht, verrät er einem Schicksal, Sehnsucht und Bestimmung. Ich würde gerne einmal mit dir da hingehen und ihn dir zeigen - und mit deinem ehrenwerten Bruder und seiner Gemahlin natürlich auch"
Nun glitt ein breites Lächeln über das Gesicht des keltischen Fürsten:
" Nicht viele wagen es, in den See Gweder zu blicken. Sie fürchten sich. Würdest du es denn wagen, edle Gabinia Clara?"
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05-14-2024, 02:17 PM,
Beitrag #16
RE: "Fridilas Bibliothek"
Der keltische Fürst schien zufrieden zu sein, als er Sylvana erblickte und blieb in der Bibliothek, wollte aber nichts trinken und setzte sich auf den Korbsessel gegenüber Gabinia. Dann sagte er, er hätte "De bello Gallico" gelesen, da er römisch erzogen wurde und seine Familia Roms Bürgerrecht hatte. Gerwina nickte und sah dann ihn an,
"Unser Vater diente in der Britannischen Marine und hat vom Kaiser das römische Bürgerrecht für sich und uns bekommen und ein Stück Land, dieses Land, das ich sehr liebgewonnen habe, ... aber als echte Römerin fühle ich mich nicht und ...", sie machte eine kleine Pause und fügte hinzu, "Ich heiße eigentlich Gerwina, das ist mein germanischer Name."

Mit Interesse verfolgte dann der Kelte Gerwinas Erzählung über die Chatten und die liebliche Frija und lächelte die junge Frau dabei sanft an. Für einen Augenblick verlor sich Gerwina in seinen blauen Augen und senkte die Lider...  Eisu Ap Comux fuhr aber fort und sagte, er fand es schön und freute sich darüber, dass er nun sein Wissen nicht aus Büchern nahm, aber von einer Fay hören durfte, denn als er sie das erste Mal im Sonnenlicht sah, dachte er, die wäre eine Frau vom Schönen Volk und jetzt im Mondenschein denk er es noch mehr. Gerwina errötete leicht, sie war innerlich sehr bewegt, das alles von dem Mann, der sie inzwischen mehr und mehr in seinen Bann zog, zu hören, "Das ist ein sehr schönes Kompliment, edler Eisu, Danke dir".

Inzwischen hat sie sich etwas von ihrer Gefühlsbewegung erholt und lächelte nun ihren Gast fröhlich an, "In unseren Sagen heißt das Schöne Volk Alben, die Lichtgestalten, wir nennen sie Elfen und manchmal zeigen sie sich den Menschen, wenn sie einmal im Jahr ihre unterirdischen, prächtigen Paläste verlassen, um Sommersonnenwende zu feiern, so erzählten unsere Skalden:

Durch den Wald im Mondenscheine
sah ich jüngst die Elfen reiten;
ihre Hörner hört ich klingen,
ihre Glöckchen hört ich läuten.
Ihre weissen Rösslein trugen
güldenes Hirschgeweih und flogen
rasch dahin wie wilde Schwäne."*

Sang Gerwina leise und schaute dann Eisu Ap Comux an, "Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir den See Gweder zeigst,
Herr Eisu, und nein, ich fürchte mich nicht, ich habe keine Angst, in den See hineinzuschauen, vielleicht wird mir die Herrin des Sees meine Bestimmung zeigen!"
  

Gabinia schenkte dem keltischen Fürsten ein amüsantes Lächeln, "Hast du auch schon in den See geschaut, edler Eisu?"


*Heinrich Heine
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund (Pater Familias): Aulus Gabinius Secundus [Sonnmar] (NSC)
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