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Normale Version: "Fridilas Bibliothek"
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[Bild: biblio.jpg]

Stella hatte unter all den Truhen mit ihrer Habe  zur großen Freude meiner Schwester Clara auch eine Truhe voller Schriftrollenhüllen mit Schriftrollen darin mitgebracht. Gemeinsam mit Durs und Spiros entrümpelten wir ein Zimmer, unter dem ein Arm der Hypocaustenanlage durchging, denn Kohlebecken wären für den Papyrus zu feuergefährlich gewesen. Dann stellten wir  Regale für die Bücher auf. Nun hatten wir in unserem Heim eine Hausbibliothek.

Bildnachweis: Lawrence Alma-Tadema, Public domain, via Wikimedia Commons

Mein geliebter Mann hat bereits, zu meiner Freude, in einem Zimmer unsere Hausbibliothek eingerichtet. Es war ein mittelgroßer Raum mit einem großen Fenster, das offenstand und die reine, spätherbstliche Luft füllte das Zimmer. Ein großer Tisch und zwei Sessel standen da und an der Wand warteten Regale auf meine Bücher. Friudel hat an alles gedacht, es war warm in diesem gemütlichen Raum und ich fühlte mich sofort wohl hier. Ich habe mit Hilfe von Spiros meine alle Schriftrollen aus der Truhe geholt und auf dem großen Tisch ausgebreitet und schaute Spiros an:"Spiros, mein Junge, nimm einen feuchten Lappen und reinige die Regale, ich werde in der Zwischenzeit die Rollen sortieren und dann werden wir die in die Regale unterbringen".


Spiros war tief beeindruckt über so viele Schriftrollehüllen und es würde ihn natürlich sehr interessieren, welche Schätze sich in den Behältern befanden. "Ich hole gleich einen Eimer mit Wasser und einen Lappen und mache die Regale sauber, Domina Stella", und nun war er weg und bald wieder zurück und hat angefangen seine Arbeit zu machen.....

Ich setzte mich währenddessen auf den Sessel und habe eine Rolle aus einer Hülle geholt, es war die romantische und tragische Geschichte von Aeneas und Dido, die ich sehr gut kannte und seufzte leicht.
>>> Ich trat in die Bibliothek ein, und Leon, der Furiersklave, folgte mir.  Fridila las in ihrem Sessel,  und der junge Spiros, ein weiterer furischer Sklave, der gerade bei uns auf Besuch weilte, wusch die noch unbestückten Regale ab. Bevor Spiros einen Schreck bekam, dass er wieder nach Hause musste - ich wusste, wie sehr er das Leben auf dem Land liebte - sagte ich: " Leon ist den weiten Weg gekommen, um uns etwas auszurichten, liebe Stella! Spiros, holst du bitte für ihn etwas zu trinken und gehst zu Fenia und fragst sie höflich, ob noch  etwas vom Apfelkuchen da ist. Und Leon, nimm dir den Hocker und setze dich"
Ich hätte Leon nie ohne Essen und Trinken gelassen, auch wenn er nur ein Knecht war. Ebenso hieß ich ihn hinsetzen, denn er war den weiten Weg von Iscalis zu Fuß gekommen.

Ich stellte mich neben Fridila und schaute kurz auf ihre Schriftrolle: "Aeneas und Dido", las ich und legte ihr meine Hand auf die Schulter. Das war eine tragische Liebesgeschichte, und auch wenn Aeneas den Willen der Götter befolgen musste, hätte ich nie meine Fridila verlassen, so wie er es mit Königin Dido getan hatte:
"Nun, Leon, wir hören, was du uns auszurichten hast", sprach ich freundlich.
[Bild: Leon-1.png]

"Domina Stella", Leon verbeugte sich nun auch höflich in Richtung der Furierin: "Sei gegrüßt. Mein Herr hat mir aufgetragen, deinem Gatten und dir auszurichten, dass das Dokument fertiggestellt ist. Wenn es euch Recht ist, so möchte er sich mit euch zur dritten Stunde vor dem Rathaus treffen. Wenn nicht, so nennt einen anderen Termin"
Den angebotenen Hocker nahm er gerne, auch wenn es ihn verlegen machte, in Gegenwart der Herrschaften zu sitzen. Er war weit gelaufen. Aber da der Herr des Hauses ihm den Platz angeboten hatte, dachte er, dass das so in Ordnung wäre.
Während Spiros die Regale sauber machte, vertiefte ich mich in die dramatische Lektüre. Gedankenversunken dachte ich an diese Zeilen, mein Liebster würde mich niemals verlassen, und auf einmal war Friudel hier, im Raum, und ihm folgte der furische Sklave Leon. Sonnwin sagte, Leon ist zu uns gekommen, um uns etwas mitzuteilen und bat dann Spiros für ihn etwas zu Trinken zu holen und auch bei Fenia nach einem Stück Apfelkuchen zu fragen. Und, so wie ich verstanden habe, ging Leon die ganze Strecke zu uns zu Fuß und Sonnwin hat ihm einen Platz angeboten, was ich auch richtig fand und blickte meinen Friudel an, der neben mir stand und auf die Schriftrolle schaute. Er kannte auch diese Geschichte und legte seine Hand auf meine Schulter, die ich sanft drückte. Wir verstanden uns ohne Worte...

"Grüße dich Leon, nun erzähle uns, was dich zu uns führt". Der Sklave beugte sich, grüßte mich auch und sagte, er ist im Auftrag von meinem Cousin gekommen, um uns mitzuteilen, dass das Dokument fertiggestellt ist und er möchte sich mit uns zur dritten Stunde vor dem Rathaus treffen.

 "Danke dir für diese gute Nachricht, Leon, zur dritten Stunde ist gut, aber an welchem Tag sollen wir uns da mit deinem Herr treffen, denn heute ist es bereits zu spät?" Ich schaute den jungen Mann fragend an, sah dann zu meinem Friudel auf und strahlte ihn an: "Es geht bestimmt um die Eheurkunde und um unseren Sohn, lieber Publius, ich freue mich so!"
[Bild: Leon-1.png]  

Leon hatte etwas zu Trinken und zu Essen erhalten und konnte die müden Füße etwas ausruhen: "Domina Stella, übermorgen hat der Herr gesagt", beendete er seine Ausführungen. Um was es ging, wusste er nicht, er wollte nur so schnell wie möglich und noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Iscalis zurück.
"Übermorgen finde ich gut, sehr passend und wenn Herr Gabinius damit auch einverstanden ist, dann kannst du Dominus Furius ausrichten, dass wir übermorgen zur dritten Stunde kommen werden!", sagte ich und sah dann meinen Friudel  mit einem Lächeln abwartend an.
"Der Herr Gabinius ist sogar sehr einverstanden", erwiderte ich lächelnd und drückte leicht die Schultern meiner Frau:
"Doch nun iss und trink in Ruhe, Leon. Ich werde Durs sagen, dass er anspannen soll und dich nach Hause fahren"
Ich hatte den Weg schon zu Fuß gemacht. Viele Menschen gingen zu Fuß, einen Ochsenkarren oder gar ein Pferd besaßen nur die Wohlhabenden. Aber einen Sklaven an einem einzigen Tag hin- und herzuschicken, wobei es jetzt früh dunkel wurde und man nie wusste, ob sich nicht Gesindel herumtrieb, das war nicht die Art, wie ich meine eigenen Unfreien behandelt hätte.

Leon aß und trank also und danach fuhr Durs ihn bis zur Stadtgrenze von Iscalis, von wo es für ihn einfacher war, zu laufen.

Ich aber hatte nun Zeit, die Bibliothek zu bewundern: "Wie schön es hier ist, Stella. Man glaubt gar nicht mehr, auf einem Bauernhof zu sein. Du hast aber auch eine große Hilfe. Hoffentlich will dein Cousin ihn nicht gleich wieder haben", ich lachte Spiros, der ein kleiner netter Bursche war, zu:
"Meinst du, Sylvana kann mir helfen, meine Toga zu glätten? Sie lag schon sehr lange in meiner Truhe"
 Seit unserer Flucht in die Sabrinamarschen war ich nicht mehr im römischen Ehrengewand aufgetreten, daher war der schwere weiße Wollstoff zerdrückt worden. 
Ich nahm mein Haar, und machte einen Knoten im Nacken.  Ich würde es nur binden, nicht abschneiden, denn langes Haar war unter den Chatten das Zeichen eines freien Mannes. Außerdem gefiel es meiner Frau so.
Mein Friudel sah als Herr Gabinius einfach hinreißend aus und ich lächelte ihn amüsiert an, "Dann werden wir uns mit meinem Cousin zur gegebenen Zeit vor dem Rathaus treffen!", sagte ich zu Leon, der etwas gegessen und getrunken hat. Danach fuhr Durs ihn nach Iscalis, das hat Sonnwin so veranlasst.

Mein Friudel fand die Bibliothek schön und ich nickte begeistert, "Es freut mich sehr, dass wir nun die Heimbibliothek haben, mein Liebster, das Einzige, was ich in den Marschen vermisst habe, waren meine Bücher".  Hier herrschte diese einzigartige Atmosphäre, die man nur in einer Bibliothek erleben kann. "Aber, wir haben noch mit Spiros viel vor!", ich lächelte den Jungen fröhlich an. 

"Sylvana wird das natürlich machen, sie kümmert ja auch immer um meine Kleider und, wenn sie deine Toga in Ordnung bringt, werde ich dir helfen, die anzulegen, mein Gemahl!, der inzwischen seine schönen Haare zum Knoten machte, ich seufzte innerlich, aber ich wusste auch, dass er sein goldenes Haar, das ich so liebte, niemals abschneiden wird.
Draußen regnete es und es gab nicht viel zu tun, uns so begab sich Gerwina in die Bibliothek. Der Kater Primus schlief gemütlich auf einem Sessel und der furische Sklave Spiros saß am Tisch und kritzelte etwas fleißig auf das Wachstäfelchen. 

"Spiros, zeig mir, was du da schreibst", wollte sie wissen.

"Ich mache Hausaufgaben, Domina Clara, muss das Alphabet lernen, bin schon bei dem Buchstaben "Mmm...". Der Junge sah sie an und grinste breit.

"Nun, dann möchte ich nicht stören, wenn du dann fertig bist, geh in die Küche, Fenia wartet schon auf dich mit leckerem Honigkuchen". Kaum hat Gerwina das ausgesprochen, sprang Spiros von seinem Stuhl auf, "Ich bin schön fertig!" und lief weg, der Kater Primus hinterher, er mochte wohl auch Honigkuchen, dachte Gerwina und lachte vergnügt. Dann schaute sie sich um und nahm die Schriftrolle, die auf dem Tisch lag, setzte sich dann auf eine Kline und überblickte kurz die Lektüre, es war "Aeneas und Dido", eine tragische Liebesgeschichte, die Gerwina schon mal gelesen hatte und nun las sie es noch mal, obwohl sie eigentlich ein Buch über die Landwirtschaft suchen wollte...