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Weniger romantisch als gedacht - der Nachwuchs kommt
01-07-2024, 06:08 PM,
Beitrag #11
RE: Weniger romantisch als gedacht - der Nachwuchs kommt
Er versuchte, einzulenken und gab das schreiende Bündel an die Hebammen weiter. Ich wusste, ich sollte auch deeskalieren. Ich wollte es auch. Wirklich. Aber grade fühlte ich mich einfach nur überfordert und eingesperrt und war so verdammt müde und hatte Schmerzen, dass mir einfach alles zu viel war. Warum musste ich mich immer um die fragilen Egos der Männer kümmern? Warum kümmerte sich nie einer von ihnen mal um meine Probleme?
“Dann hilf mir auch, unser Kind zu beschützen und mach mir nicht noch mehr Angst, indem du mir verbieten willst, Geld zu verdienen!“ klagte ich und ließ den Kopf nach hinten gegen die Wand sinken. Ich war so unendlich müde und erschöpft und der Kampf hier gerade, das war zu viel.

Die Hebamme sah das scheinbar ähnlich, denn sie murmelte irgendwas davon, dass sie wegen sowas keine Männer bei der Geburt dabeihaben wollte, während der Zwerg in ihren Armen auch vor Erschöpfung vom Weinen wohl wegpennte. In jedem Fall kam sie zu mir und ruckte an mir herum. “Du musst dich jetzt ausruhen! Diese Aufregung ist nicht gut für dich! Und musst liegen und schlafen. Du bist im Wochenbett, nicht im Minutenbett!“ schimpfte sie zwar mit mir, warf dabei Owain aber immer wieder böse Blicke zu.
Ich ließ mich von ihr herum bugsieren, bis ich schließlich dich wieder lag, und ließ mich wie ein Kind zudecken. Sie schob sogar die Decke so unter mich, dass diese nicht rutschte – und ich mich kaum bewegen konnte. Aber grade war mir alles recht. Ich wollte nur meine Ruhe.

Als sie fertig damit war, mich einzupacken, und den Wurm neben mir parkte und noch davon redete, dass ich ihn anlegen sollte, sobald er wieder wach war, und dass sie morgen auch wiederkommen würde, gleich nach Sonnenaufgang, und noch einigen warnenden Worten mehr, dass ich bloß nicht aufstehen sollte, wenn es nicht absolut notwendig wäre, fühlte ich mich zu müde, um zu diskutieren.
“Ich will nicht streiten, Owain. Und ich will nicht, dass meine Mutter das Kind in die Finger bekommt. Wenn das Kind überlebt, soll es eine echte Wahl haben und die Möglichkeit auf ein ehrbares Leben. Aber versuche nie wieder, mir zu verbieten, Geld zu verdienen.“ Es war halb eine Bitte, halb eine Forderung. Owain wusste, was ich war, ich hatte es ihm immer offen gesagt. Und ich würde mir von ihm deshalb keine Scham einreden lassen.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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01-10-2024, 07:06 PM,
Beitrag #12
RE: Weniger romantisch als gedacht - der Nachwuchs kommt
Sie griff nicht nach meiner Hand, sondern sank zurück. Sie meinte, ich solle ihr helfen, unser Kind zu beschützen und ihr keine Angst mehr machen, indem ich ihr untersagte, ihrer Arbeit als Hetäre nachzugehen. Ich gab keine Antwort darauf, denn ich wollte keinen handfesten Streit provozieren, da ich wusste, wie schlecht es ihr gerade ging und dass sie Ruhe benötigte.
Dann mischte sich eine Hebamme ein, die zwar Aglaia tadelte, aber im Grunde mir sagen wollte, dass ich meine Frau jetzt in Ruhe lassen sollte. Ihre Blicke sprachen Bände und vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht war ich hier fehl am Platz, da meine Einstellung nicht mit der meiner Frau übereinstimmte. Wir waren in unserem Denken zu unterschiedlich. Es war naiv von mir zu glauben, dass wir tatsächlich eins werden könnten. Stattdessen drifteten wir immer weiter auseinander.
Die Hebamme deckte Aglaia zu und legte das Kind an ihre Seite. Ich sah schon, dass für mich hier heute Nacht kein Platz sein würde. Schließlich nickte ich, da ich es akzeptieren musste. Bevor ich jedoch ging, wandte sich Aglaia noch einmal mit eindringlichen Worten an mich. Die Vorstellung, dass unsere kleine Tochter es vielleicht nicht schaffen würde, war furchtbar, doch die Möglichkeit war allgegenwärtig. Ihr letzter Satz traf mich, denn er klang wie eine Warnung. Was würde sie tun, wenn ich wieder davon anfing, sie anzuflehen, sich nicht mehr zu verkaufen? Würde sie mich davonjagen?
"Ich gehe dann mal, damit ihr beide Ruhe finden könnt! Erhol dich gut!" Meine Enttäuschung war offensichtlich, denn genau so fühlte ich mich auch: enttäuscht und hilflos. Dann verließ ich ihr Zimmer und das Haus. Obwohl es bereits dunkel war, ritt ich noch nach Cheddar und übernachtete in der Schmiede.
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