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Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag
12-16-2023, 07:15 PM,
Beitrag #7
RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag
Saturninus hatte zu Ceridwen kein Wort mehr gesagt. Sie war Teil seiner Clientela, und sie würde es mitbüßen müssen, dass ihre Nichte seinen Vorgesetzten brüskiert hatte, anstatt eine brave kleine Barbarin zu sein.  Wenn es überhaupt wahr war, das mit der Nichte. Wenn nicht alles ein Sumpf von Lügen war, ganz ähnlich dem, der um den Iscafluss lag und aus dessen Miasmen das Sumpffieber kroch. Wie bestrafen, das überlegte der Princeps Officii noch. 
Doch nun war nicht die Zeit, die Dorfälteste zur Verantwortung zu ziehen, sondern das Spektakel musste weiter gehen.


Wie der Legat Augusti wohl auch, machte sich Saturninus nicht viel aus den Hinrichtungen. Dennoch waren sie sozusagen greifbare Gerechtigkeit, und wenn das Volk zufrieden war, würde der Statthalter auch zufrieden sein.


Unter aufbrandendem Jubel begnadigte Petilius Rufus den Bären wie einen Gladiatoren für den nächsten Kampf. 


Dann trat der Sprecher, ein Schauspieler,  in die Runde und verkündete mit tragender Stimme:


" Es erfolgt die Hinrichtung der Räuberbande des Brutus nach gerechtem Urteil. Denn sie hat nicht nur euch brave Bürger zwischen Iscalis und Lindinis aufgelauert, sondern steht in Verdacht, hier nach Iscalis eingedrungen zu sein, um das Haus eines verdienten Tuchhändlers zu plündern und in Brand zu setzen. Erhebt eure Stimmen und zeigt der Welt, was solche Missetäter verdient haben!"


Die Zuschauer schrien "Tod!" oder zeigten die Geste des Halsabschneidens, einige warfen auch Gegenstände, was aber von den Wachen unterbunden wurde, weil die Verletzungsgefahr für Unbeteiligte zu groß war. Ihre Empörung war echt. Brandstifter konnten nicht auf Gnade hoffen. Das kleine Einsprengsel "in Verdacht" überhörte man:

 " Zu Ehren des allergnädigsten edlen Statthalter Petilius Rufus extra für das Volk von Iscalis: Ein nie dagewesenes Spektakel, das alles, was Lindinis aufzubieten vermag, gewiss in den Schatten stellt:"

...der Sprecher machte eine kleine Pause, um den Iscalern die Gelegenheit zu geben, sich hochleben zu lassen, die Nachbarstadt jedoch auszubuhen:


" Taucht mit mir ein in die geheimnisvolle grausame Welt des fernen Hibernia: Exklusiv nur hier und heute: DER FLUCH DES CELTCHAR .......In der Rolle der Königin sehen wir übrigens die grausame Giftmörderin Genucia, überführt und verurteilt des Mordes an ihrem jugendlichen Stiefsohn...."


Ungläubiges Aufstöhnen wegen der Tat,  und der ehemalige Ehemann der Genucia, Vater des unglücklichen Jungen, erhob sich und rief: " Was Königin! Den Tod haste verdient, du Hexe! " und die Menge jubelte ihm zu wie einem siegreichen Gladiator.

Der Sprecher wartete mit seiner Erzählung, bis wieder etwas Ruhe eingekehrt war:

"Einst lebte in Ulad ein König namens Celtchar. Er war groß und grausam und schwang einen Speer, dessen Gier nach Blut so groß war, dass er in Gift getaucht werden musste, um ihn zu bändigen"

Celtchar wurde von Räuberhauptmann Brutus höchstpersönlich verkörpert. Er überragte seine eigenen Leute um einen Kopf, und wie um seine Fähigkeiten zu beweisen, brachte man zwei seiner gefesselten Bandenmitglieder vor ihn, die er beide mit seinem Speer erstach. 

"Eines Tages weilte seine Gemahlin Findmór zu Gast bei Blaí Briugu, einem reichen Großbauern, der für sie in seiner Halle ein Festmahl veranstaltet hatte. Die Königin übernachtete in seinem Haus. Da sie ohne männliche Begleitung dort weilte, nahm er sie in der Nacht mit Gewalt und schändete sie.

Als der König dies hörte, wurde er furchtbar wütend und beschloss seine Königin zu rächen. Mit seinen Männern begab er sich in Blaí Briugus Haus und erschlägt ihn in seinem Zorn und nahm seinen Kopf als Trophäe mit. Doch damit nicht genug auch all seine Diener und jene die ihm verpflichtet waren, ließ er von seinen Männern töten"

 Giftmörderin Genucia, die gekonnt als keltische Königin geschminkt war, musste das Schicksal der Findmor erleiden, und "Celtchar", der sich nun anscheinend warm gespielt hatte, durchbohrte nicht nur den bösen Blai Briugu, sondern sie im Eifer des Gefechtes gleich mit. 

So nahm die Geschichte ihren Lauf:

"...Als Entschädigung für diesen Mord musste er sein Königreich Ulaid dreimal von einer Heimsuchung erlösen. Die erste dieser Aufgaben war es, Conganchnes, einem Krieger, der plündernd durchs Land zog, zu töten. Doch das war keine leichte Aufgabe, denn die Haut des Plünderers war so hart, dass kein Speer und kein Schwert sie durchstoßen konnte.

Doch Celtchar war gewitzt und dachte sich eine List aus. Er gab Conganchnes seine Tochter Niamh zur Frau, um sein Vertrauen zu gewinnen und lud ihn und seine Männer jeden Tag zu einem Festmahl ein. Als Niamh eines Nachts bei ihrem Ehemann lag, fragte sie ihn, ob er wirklich unbesiegbar sein. Ihr Mann war ganz vernarrt in sie und verriet ihr schließlich sein Geheimnis. Er entgegnete ihr, man müsse ihm glühende Spieße in die Fußsohlen stecken und in die Schienbeine stoßen.

Niamh eilte am nächsten Morgen zu ihrem Vater und erzählte ihm, was ihr Mann ihr verraten hatte. Danach legte sie einen Schlafzauber über Conganchnes und die Krieger ihres Vaters schlichen sich an ihn heran, während er schlief. Die glühenden Spieße wurden ihm in die Fußsohlen und direkt ins Mark der Schienbeine gerammt, und Conganchnes starb. Celtchar nahm sich auch diesen Kopf, um ihn seinem Volk zu präsentieren.

Über das Grab des Conganchnes erhob sich bald ein Steinhaufen, denn jeder, der daran vorüber ging, legte einen Stein dazu, aus Freude, dass der Tyrann endlich tot war.

Die zweite Aufgabe, die Celtchar zu erfüllen hatte, galt einem bösen tollwütigen Hund namens Luch Donn, der des Nachts Menschen und Tiere anfiel und sie tötete. Ihn sollte er erlegen. Celtchar fand einen Erlenstamm, höhlte ihn aus, damit sein Arm hindurchpasste und kochte ihn in Honig, Fett und Kräutern, bis er zäh und geschmeidig war. Er näherte sich dem Hund mit dem Baumstamm über dem Arm und als der Hund hineinbiss, blieben seine Zähne stecken, so dass Celtchar sein Herz durch die Kehle herausziehen und ihn töten konnte.

Die dritte Bedrohung war Dóelchú, Celtchars eigener Hund. Ein Jahr nach Conganchnes Tod fand der König drei Hundewelpen an dessen Grab, die er mit sich nahm. Einen der Welpen schenkte er Mac Dathó, einem reichen Mann aus Leinster, den zweiten gab er dem Schmied Culann und den dritten, Dóelchú behielt er für sich. Der Welpe wuchs und wurde zu einem ausgewachsenen Hund. Doch je älter er wurde, umso bösartiger wurde er. Eines Tages lief er davon und wurde zu einer Bedrohung für die Rinder und Schafe von Ulaid. 

Celtchar fand seinen Hund und rief nach ihm und er kam zu ihm und leckte ihm die Füße. Widerwillig tötete er ihn mit seinem Speer"

Als Celtchars Tochter Niamh eingeführt wurde - gespielt von der Furiersklavin Sarapion, deren Tod nicht vorgesehen war - zuckte Saturninus leicht mit den Achseln. Er hatte versäumt, dem Mädchen rasch einen anderen Namen zu geben. Hoffentlich würde Petilius Rufus darin keine Anspielung sehen. Er kannte die hiesige Niamh allerdings als "Nivis", aber Ceridwen hatte sie Niamh genannt. 

Die glühenden Spieße in den Fußsohlen, die Enthauptungen und fünf große britannische Wolfshunde folgten. Am Ende verschwand die Sklavin in den Kulissen. Brutus blieb alleine zwischen den Toten zurück. Der Verurteilte war sich ziemlich sicher, dass ihm nichts weiter geschehen würde. Sein Arm war für ein paar Augenblicke in Honig, Fett und Kräutern gesotten worden, und er hatte geheult wie ein Hund. Er war verletzt, doch als Einziger noch am Leben. 

Hier hatte Saturninus die Geschichte etwas  abändern lassen:

"Niamh kam und gab ihrem Vater zur Erfrischung einen Becher mit süßem Wein. Der trank ihn aus." Das tat Sarapion, die am ganzen Körper zitterte und zurück kam.  Brutus - Celtchar, der nun ganz übermütig war, fasste ihr ans Kinn, während er durstig trank. Dann aber begann er zu zittern und zu krampfen. Der Wein war mit Laburnum versetzt gewesen.

"Aber ein Tropfen des Giftes vom Speer war an seinen Mund geraten, und so ereilte am Ende König Celtchar sein Fluch!"

Sklaven räumten die bewegungslosen Körper fort - auch darunter diejenigen, die noch nicht ganz tot waren - , und sie rechten den Sand, um die Gladiatorenkämpfe vorzubereiten, wieder glatt. 

Saturninus lehnte sich zurück. Er hoffte, dass der Legat Augusti seinen Einsatz zu würdigen wusste. Hatte er nicht der Claudia Sabina verraten, dass er Theaterstücke leiden mochte?

Das Volk von Iscalis applaudierte nun und schwenkte Tücher, das Theaterstück war als Vorspiel für "richtige Kämpfe" anscheinend gut angekommen.
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Honoratior von Iscalis
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RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - von Tiberius Furius Saturninus - 12-16-2023, 07:15 PM

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