Forum
Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Druckversion

+- Forum (https://adlerchronik.de)
+-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8)
+---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9)
+----- Forum: Marsfeld (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=47)
+----- Thema: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag (/showthread.php?tid=608)

Seiten: 1 2 3 4 5 6


Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Tiberius Furius Saturninus - 12-10-2023

[Bild: Gladiatoren2.jpg]



Der Aufenthalt des Statthalters Petilius Rufus war eine Zeit vieler Aktivitäten. Für die Edlen, Reichen und Schönen war ein rauschendes Fest gegeben worden.
Aber auch das Volk von Iscalis kam nicht zu kurz. Aus dem Forenbrunnen sprudelte Wein anstatt Wasser. An allen Ecken und Enden gab es freie Verköstigung.

Auf dem Marsfeld hatte ein Wagenrennen stattgefunden, bei dem der Germane Oskar von den Roten zum Sieger gekürt worden war.
Später am Nachmittag hatte die Provinzialverwaltung mit Furius Saturninus als Ausrichter im provisorisch errichtetenn Amphitheater Gladiatorenkämpfe, Tierhatzen und öffentliche Hinrichtungen organisiert.
All das hatte außer Unterhaltung eine tiefere Bedeutung. Die Tierhatzen zeigten, dass selbst das wilde Getier und die Wälder den Römern unterlegen waren. Bei den Gladiatoren wollte man gute Kämpfe und Tapferkeit sehen, und die Hinrichtungen waren der greifbare Beweis für die Staatsmacht und die Gerechtigkeit, der sich jeder gesetzestreue Bürger sicher sein konnte.

Wirklich gut ausgebildete Gladiatoren waren in Iscalis schwierig aufzutreiben, aber es gab zwei Römer, die in Lindinis eine damnatio ad ludum gladiatorium, eine Verurteilung vor Gericht  zur Gladiatorenschule und somit eine solide Ausbildung erhalten hatten. Auf Grund des Preisgeldes hatten sich auch keltische Freiwillige gemeldet. Einige Honoratioren hatten große, kräftige Sklaven geschickt, die jedoch den verurteilten Kriminellen unterlegen sein würden.

Zuvor würden die gewöhnlichen Hinrichtungen durch Enthauptungen stattfinden. Dann eine Tierhatz mit einem unglücklichen britannischen Bären und nach den Kämpfen Mann gegen Mann die Hinrichtungen, die auf einer keltischen Legende basierten . Die hierzu Verurteilten hatten vieles auf dem Kerbholz, waren Mörder, Totschläger und Straßenräuber und standen dazu im Verdacht auf Brandstiftung im Falle des Tuchhändlers Erwan. Die einzig weibliche Verurteilte hatte ihren unschuldigen Stiefsohn mit Gift getötet, um ihrem eigenen Sohn ein Erbe zu sichern. Die Mitspielenden waren also eine Bande unangenehmer Kreaturen und durften keineswegs auf Mitleid von Seiten des Publikums hoffen. 

Trompetenstöße ertönten, um das Volk herbei zu rufen, und das Spektakel nahm seinen Lauf....


RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Didia Corona - 12-12-2023

Zum Wagenrennen war Corona nicht gekommen, das war etwas was sie nicht wirklich interessierte. 
Pferde waren etwas was ihr eher Angst machte, solange sie nicht vor einer Kutsche oder Wagen gespannt waren und ihre Arbeit taten. 
Die Wagenlenker waren da schon etwas anderes, stattliche junge Männer die ihr Leben riskierten doch das gleiche galt auch für Gladiatoren.

Corona war mit solchen Veranstaltungen aufgewachsen, als Römerin sowieso und in Athen hatte sie auch, als sie alt genug war, diese Veranstaltungen oft besucht.
Corona liebte die Kämpfe Mann gegen Mann oder gegen Tier, es tat ihr immer leid wenn eines der Tiere dabei umkam aber so war nun mal das Leben, einer gewann und einer verlor.

Zu Ehren des Stadthalters sollte es also einen Kampf geben und Corona war schon ganz aufgeregt.
Ihr Herz klopfte und sie hatte sich die Stola über den Kopf gezogen um sich vor der Sonne zu schützen. 
Dies war nur eine kleine Arena, aus Holz und nicht wie in Rom oder Athen aus Stein und Platz für tausende Menschen. Doch auch hier gab es einen erhöhten Bereich der den Frauen vorbehalten war und sie erreichte ihren Platz in den oben Reihen zusammen mit Serafina.
Der Blick hinunter auf den Kampfplatz war hervorragend und die Masse war noch von dem Wagenrennen erregt.
Corona fühlte sich lebendig hier in der erregten Atmosphäre, es war wie vor ihrer Ehe. Sie hatte ihren Mann nicht geliebt, ganz im Gegenteil und doch fehlte ihr etwas. Sie konnte nicht genau benennen was es war, ganz sicher nicht die Erniedrigung und die Gewalt die sie in ihrer Ehe erlebt hatte.
Heute wollte sie darüber nicht nachdenken, heute war ein schöner Tag und bald würden die Kämpfe beginnen. Nur das zähle jetzt und hier.
„Serafina, geh und besorg mir etwas kühles zu trinken und auch etwas zum knappern. So wie es aussieht wird es noch etwas dauern bis die Kämpfe anfangen, der Statthalter ist noch nicht da.“


RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Lucius Petilius Rufus - 12-13-2023

Lucius Petilius Rufus kehrte zurück.

Sein Gesichtsausdruck verhieß dem Betrachter keine Freude oder Entspannung, er hatte einen harten Zug um die Mundwinkel und blickte abschätzig. Dass er nicht einmal eine viertel Stunde weg geblieben war, war wohl ein weiteres Indiz dafür, dass der Besuch der Stallungen nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen war.

“Deine Nichtehat uns verlassen. Du solltest auch gehen“, meinte er nur kurz angebunden in Richtung Ceridwen und verwies sie damit sehr eindeutig aus der Loge. Aber jetzt hatte er wirklich keine Absicht, sein Missfallen zu unterdrücken und zu den Personen seines Missfallens besonders herzlich zu sein. Vorhin hatte sie ja ohnehin gehen wollen, dann konnte sie es gleich tun.
Rufus setzte sich wieder auf seinen Platz und schaute in Richtung des Sandes. “Ich hoffe, das Nachmittagsprogramm ist besser, Furius“, meinte er kurz angebunden zu dem Verantwortlichen dieses Tages und ließ sich von einem Sklaven einen Becher verdünnten Wein anreichen.


RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Tiberius Furius Saturninus - 12-14-2023

Saturninus behielt seine stoische Miene bei, obwohl er zornig war. Er dachte sich wohl, dass das Stelldichein in den Stallungen nicht so verlaufen war, wie er gehofft hatte. Petilius Rufus war viel zu schnell wiedergekehrt. Es war auch nicht der richtige Moment, die Angelegenheit dieses Dermot von Hibernia zu erwähnen, denn der Statthalter war entschieden schlechter Laune. 

Saturninus Vorzeigeprojekt, sein Patronat über Cheddar, in das er nebenbei bemerkt, einen großen Teil seines eigenen Vermögens investiert hatte, war durch die dumme Laune eines kleinen Frauenzimmers - einer sogenannten "Fürstentochter" - in Misskredit geraten und er selbst offensichtlich in Ungnade gefallen. 

Denn der Statthalter warf nun Saturninus Klientin hinaus. Daraus schloss Saturninus, dass die Missgestimmtheit mit Niamhs Verhalten zu tun hatte. Der Fuirius warf Ceridwen einen finsteren Blick zu. Das Benehmen ihrer Nichte würde Konsequenzen für ganz Cheddar haben.

Petilius Rufus war gerade ungerecht mit ihm, denn die Organisation des Wagenrennens selber war gut gewesen. Wagenrennen konnte der Furier:

"Ich hoffe, dass das Programm dein Gefallen findet, edler Statthalter Petilius Rufus", sprach Saturninus. Einen Moment lang wünschte er sich in die alten Zeiten der frühen Republik zurück, in denen die Gens Furia Konsule und Heerführer gestellt und die Gens Petilia niemand gekannt hatte. Aber es brachte nichts, einer Vergangenheit nachzutrauern, die eben genau dies war: vergangen.

Saturninus gab Anweisung, nun doch den alten Zeitplan einzuhalten, da der Statthalter anwesend war,  und die Hinrichtungen an den Anfang zu setzen. Das er angespannt war, bemerkte man daran, dass auch er sich eine Schale Wein bringen ließ - in einem weit geringeren Mischungsverhältnis als üblich.

Wieder standen die Bürger auf, als Saturninus sie erneut begrüßte:
"Zu Ehren unseres Legatus Augusti, des edlen Lucius Petilius Rufus, der unsere Stadt Iscalis beehrt, beginnen nun die Spiele des heutigen Tages!"

Es gab einige Hinrichtungen gewöhnlicher Missetäter, die meisten Straßenräuber. Der einheimische Henker hatte eine gewisse Zielgenauigkeit mit der Axt, und er wurde von erbosten Zuschauern, die die Straßenräuberei fürchteten, angefeuert.

Dann wurde ein britannischer Bär losgelassen,der sich aber eher verhielt wie ein verdutzter Mensch und sich hinsetzte und die verwirrende Szenerie betrachtete. Das sorgte für Gelächter,und als er einen der Räuber erwischte, noch mehr. Der Bär hatte entschieden mehr Sympathien auf seiner Seite als sein menschliches Opfer, und viele der Iscaler verlangten vom Statthalter seine Begnadigung.


RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Ceridwen - 12-14-2023

Ich hoffte nur, dass dieses Drama bald ein Ende finden würde! Nachdem das Wagenrennen beendet und der Sieger geehrt und mit seinem Preis ausgezeichnet worden war, standen nun noch die Hinrichtungen und Gladiatorenkämpfe an. Auf dieses blutige Schauspiel hatte ich überhaupt keine Lust! Selbst dann nicht, obwohl ich dem Furier die Vorlage für seine Hinrichtungen nach einer keltischen Legende geliefert hatte.

Bisher war es bei dem heutigen Spektakel für den Furier alles andere als rund gelaufen. Insbesondere nicht, als der Statthalter nach kurzer Zeit mit versteinerter Miene zurückkehrte – ohne Niamh, wohlgemerkt! Gutes Kind, dachte ich mir still. Endlich hatte sie auf mich gehört!
'Deine Nichte hat uns verlassen', meinte er nur knapp. Und ich sollte jetzt auch gehen. Besseres hätte ich mir nicht wünschen können! So erhob ich mich würdevoll von meinem Stuhl, nickte dem Statthalter, Salvius, Furius und dessen Frau zu. "Ich wünsche den Herrschaften noch einen angenehmen Tag!" Dann verließ ich die Loge und die Arena, noch rechtzeitig, bevor es losging.


RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Lucius Petilius Rufus - 12-15-2023

Lucius Petilius Rufus saß.

Nachdem die Keltin sich glücklicherweise rasch verabschiedet hatte, begannen nun auch die Hinrichtungen, die erwartungsgemäß das Publikum erheiterten aber nicht wirklich den Statthalter. Als Legat einer Legion hatte er schon mehr als genug Tod und Blut gesehen, dass er den Reiz von dessen Anblick wohl verloren hatte. Aber die Menge schien zufrieden zu sein.
Der Bär war reichlich unmotiviert, sich auf die verurteilten zu stürzen wie vorgesehen, was ein wenig für Unterhaltung sorgte, aber schließlich tat er doch, was sein Instinkt war und riss einen der Verurteilten. Als er schließlich als letztes in der Arena stand, rief das Publikum nach Gnade für ihn, dass er nicht von einem geübten Jäger nun selbst zur Strecke gebracht werden sollte.
“Er hat gekämpft wie ein Gladiator, also soll er wie einer an einem anderen Tag zurückkehren, um erneut zu kämpfen“, entschied Rufus daher und wartete, dass der Bär zurück in seinen Käfig getrieben wurde, so dass man ihn zu anderer Gelegenheit erneut einsetzen konnte. Wilde Tiere waren teuer und irgendwo würden sicherlich bald wieder Spiele stattfinden, die einen Bären brauchen konnten. Sein Besitzer würde sicher erfreut über die Verdienstmöglichkeit sein.


RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Tiberius Furius Saturninus - 12-16-2023

Saturninus hatte zu Ceridwen kein Wort mehr gesagt. Sie war Teil seiner Clientela, und sie würde es mitbüßen müssen, dass ihre Nichte seinen Vorgesetzten brüskiert hatte, anstatt eine brave kleine Barbarin zu sein.  Wenn es überhaupt wahr war, das mit der Nichte. Wenn nicht alles ein Sumpf von Lügen war, ganz ähnlich dem, der um den Iscafluss lag und aus dessen Miasmen das Sumpffieber kroch. Wie bestrafen, das überlegte der Princeps Officii noch. 
Doch nun war nicht die Zeit, die Dorfälteste zur Verantwortung zu ziehen, sondern das Spektakel musste weiter gehen.


Wie der Legat Augusti wohl auch, machte sich Saturninus nicht viel aus den Hinrichtungen. Dennoch waren sie sozusagen greifbare Gerechtigkeit, und wenn das Volk zufrieden war, würde der Statthalter auch zufrieden sein.


Unter aufbrandendem Jubel begnadigte Petilius Rufus den Bären wie einen Gladiatoren für den nächsten Kampf. 


Dann trat der Sprecher, ein Schauspieler,  in die Runde und verkündete mit tragender Stimme:


" Es erfolgt die Hinrichtung der Räuberbande des Brutus nach gerechtem Urteil. Denn sie hat nicht nur euch brave Bürger zwischen Iscalis und Lindinis aufgelauert, sondern steht in Verdacht, hier nach Iscalis eingedrungen zu sein, um das Haus eines verdienten Tuchhändlers zu plündern und in Brand zu setzen. Erhebt eure Stimmen und zeigt der Welt, was solche Missetäter verdient haben!"


Die Zuschauer schrien "Tod!" oder zeigten die Geste des Halsabschneidens, einige warfen auch Gegenstände, was aber von den Wachen unterbunden wurde, weil die Verletzungsgefahr für Unbeteiligte zu groß war. Ihre Empörung war echt. Brandstifter konnten nicht auf Gnade hoffen. Das kleine Einsprengsel "in Verdacht" überhörte man:

 " Zu Ehren des allergnädigsten edlen Statthalter Petilius Rufus extra für das Volk von Iscalis: Ein nie dagewesenes Spektakel, das alles, was Lindinis aufzubieten vermag, gewiss in den Schatten stellt:"

...der Sprecher machte eine kleine Pause, um den Iscalern die Gelegenheit zu geben, sich hochleben zu lassen, die Nachbarstadt jedoch auszubuhen:


" Taucht mit mir ein in die geheimnisvolle grausame Welt des fernen Hibernia: Exklusiv nur hier und heute: DER FLUCH DES CELTCHAR .......In der Rolle der Königin sehen wir übrigens die grausame Giftmörderin Genucia, überführt und verurteilt des Mordes an ihrem jugendlichen Stiefsohn...."


Ungläubiges Aufstöhnen wegen der Tat,  und der ehemalige Ehemann der Genucia, Vater des unglücklichen Jungen, erhob sich und rief: " Was Königin! Den Tod haste verdient, du Hexe! " und die Menge jubelte ihm zu wie einem siegreichen Gladiator.

Der Sprecher wartete mit seiner Erzählung, bis wieder etwas Ruhe eingekehrt war:

"Einst lebte in Ulad ein König namens Celtchar. Er war groß und grausam und schwang einen Speer, dessen Gier nach Blut so groß war, dass er in Gift getaucht werden musste, um ihn zu bändigen"

Celtchar wurde von Räuberhauptmann Brutus höchstpersönlich verkörpert. Er überragte seine eigenen Leute um einen Kopf, und wie um seine Fähigkeiten zu beweisen, brachte man zwei seiner gefesselten Bandenmitglieder vor ihn, die er beide mit seinem Speer erstach. 

"Eines Tages weilte seine Gemahlin Findmór zu Gast bei Blaí Briugu, einem reichen Großbauern, der für sie in seiner Halle ein Festmahl veranstaltet hatte. Die Königin übernachtete in seinem Haus. Da sie ohne männliche Begleitung dort weilte, nahm er sie in der Nacht mit Gewalt und schändete sie.

Als der König dies hörte, wurde er furchtbar wütend und beschloss seine Königin zu rächen. Mit seinen Männern begab er sich in Blaí Briugus Haus und erschlägt ihn in seinem Zorn und nahm seinen Kopf als Trophäe mit. Doch damit nicht genug auch all seine Diener und jene die ihm verpflichtet waren, ließ er von seinen Männern töten"

 Giftmörderin Genucia, die gekonnt als keltische Königin geschminkt war, musste das Schicksal der Findmor erleiden, und "Celtchar", der sich nun anscheinend warm gespielt hatte, durchbohrte nicht nur den bösen Blai Briugu, sondern sie im Eifer des Gefechtes gleich mit. 

So nahm die Geschichte ihren Lauf:

"...Als Entschädigung für diesen Mord musste er sein Königreich Ulaid dreimal von einer Heimsuchung erlösen. Die erste dieser Aufgaben war es, Conganchnes, einem Krieger, der plündernd durchs Land zog, zu töten. Doch das war keine leichte Aufgabe, denn die Haut des Plünderers war so hart, dass kein Speer und kein Schwert sie durchstoßen konnte.

Doch Celtchar war gewitzt und dachte sich eine List aus. Er gab Conganchnes seine Tochter Niamh zur Frau, um sein Vertrauen zu gewinnen und lud ihn und seine Männer jeden Tag zu einem Festmahl ein. Als Niamh eines Nachts bei ihrem Ehemann lag, fragte sie ihn, ob er wirklich unbesiegbar sein. Ihr Mann war ganz vernarrt in sie und verriet ihr schließlich sein Geheimnis. Er entgegnete ihr, man müsse ihm glühende Spieße in die Fußsohlen stecken und in die Schienbeine stoßen.

Niamh eilte am nächsten Morgen zu ihrem Vater und erzählte ihm, was ihr Mann ihr verraten hatte. Danach legte sie einen Schlafzauber über Conganchnes und die Krieger ihres Vaters schlichen sich an ihn heran, während er schlief. Die glühenden Spieße wurden ihm in die Fußsohlen und direkt ins Mark der Schienbeine gerammt, und Conganchnes starb. Celtchar nahm sich auch diesen Kopf, um ihn seinem Volk zu präsentieren.

Über das Grab des Conganchnes erhob sich bald ein Steinhaufen, denn jeder, der daran vorüber ging, legte einen Stein dazu, aus Freude, dass der Tyrann endlich tot war.

Die zweite Aufgabe, die Celtchar zu erfüllen hatte, galt einem bösen tollwütigen Hund namens Luch Donn, der des Nachts Menschen und Tiere anfiel und sie tötete. Ihn sollte er erlegen. Celtchar fand einen Erlenstamm, höhlte ihn aus, damit sein Arm hindurchpasste und kochte ihn in Honig, Fett und Kräutern, bis er zäh und geschmeidig war. Er näherte sich dem Hund mit dem Baumstamm über dem Arm und als der Hund hineinbiss, blieben seine Zähne stecken, so dass Celtchar sein Herz durch die Kehle herausziehen und ihn töten konnte.

Die dritte Bedrohung war Dóelchú, Celtchars eigener Hund. Ein Jahr nach Conganchnes Tod fand der König drei Hundewelpen an dessen Grab, die er mit sich nahm. Einen der Welpen schenkte er Mac Dathó, einem reichen Mann aus Leinster, den zweiten gab er dem Schmied Culann und den dritten, Dóelchú behielt er für sich. Der Welpe wuchs und wurde zu einem ausgewachsenen Hund. Doch je älter er wurde, umso bösartiger wurde er. Eines Tages lief er davon und wurde zu einer Bedrohung für die Rinder und Schafe von Ulaid. 

Celtchar fand seinen Hund und rief nach ihm und er kam zu ihm und leckte ihm die Füße. Widerwillig tötete er ihn mit seinem Speer"

Als Celtchars Tochter Niamh eingeführt wurde - gespielt von der Furiersklavin Sarapion, deren Tod nicht vorgesehen war - zuckte Saturninus leicht mit den Achseln. Er hatte versäumt, dem Mädchen rasch einen anderen Namen zu geben. Hoffentlich würde Petilius Rufus darin keine Anspielung sehen. Er kannte die hiesige Niamh allerdings als "Nivis", aber Ceridwen hatte sie Niamh genannt. 

Die glühenden Spieße in den Fußsohlen, die Enthauptungen und fünf große britannische Wolfshunde folgten. Am Ende verschwand die Sklavin in den Kulissen. Brutus blieb alleine zwischen den Toten zurück. Der Verurteilte war sich ziemlich sicher, dass ihm nichts weiter geschehen würde. Sein Arm war für ein paar Augenblicke in Honig, Fett und Kräutern gesotten worden, und er hatte geheult wie ein Hund. Er war verletzt, doch als Einziger noch am Leben. 

Hier hatte Saturninus die Geschichte etwas  abändern lassen:

"Niamh kam und gab ihrem Vater zur Erfrischung einen Becher mit süßem Wein. Der trank ihn aus." Das tat Sarapion, die am ganzen Körper zitterte und zurück kam.  Brutus - Celtchar, der nun ganz übermütig war, fasste ihr ans Kinn, während er durstig trank. Dann aber begann er zu zittern und zu krampfen. Der Wein war mit Laburnum versetzt gewesen.

"Aber ein Tropfen des Giftes vom Speer war an seinen Mund geraten, und so ereilte am Ende König Celtchar sein Fluch!"

Sklaven räumten die bewegungslosen Körper fort - auch darunter diejenigen, die noch nicht ganz tot waren - , und sie rechten den Sand, um die Gladiatorenkämpfe vorzubereiten, wieder glatt. 

Saturninus lehnte sich zurück. Er hoffte, dass der Legat Augusti seinen Einsatz zu würdigen wusste. Hatte er nicht der Claudia Sabina verraten, dass er Theaterstücke leiden mochte?

Das Volk von Iscalis applaudierte nun und schwenkte Tücher, das Theaterstück war als Vorspiel für "richtige Kämpfe" anscheinend gut angekommen.


RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Marcus Nautius Philus - 12-16-2023

Es war für Philus eine große Sache gewesen, dieses Großereignis organisieren zu dürfen und er hatte sich größte Mühe bei der Organisation gegeben. Nachdem das Wagenrennen schon nicht nach Saturninus‘ Vorstellungen gelaufen war, wurde diese Sache sogar umso wichtiger. Philus hatte zunächst mit den Behörden gesprochen, um mögliche Gladiatoren ausfindig zu machen. Dann waren da natürlich wackere Kelten, die sich einen Namen machen und Geld gewinnen wollten. Und natürlich gab es Sklaven. Diese armen Kerle hatten keine Chance und Philus fühlte sich schlecht dabei, sie hier abschlachten zu lassen, aber so funktionierten solche Sachen nun einmal. Manchmal wollten die Leute einfach nur einen Krieger durch Männer fegen sehen wie einen Bauern mit seiner Sense durch das Getreide.
Die Aufstellung sah nunmehr so aus, dass es zwei römische Gefangene gab, zu Gladiatoren ausgebildet, sechs keltische Krieger und so viele Sklaven wie eben nötig war, um den Blutdurst der Leute zu befriedigen. Ein jeder hatte zuvor vor ihm aufführen müssen, was er konnte und Philus glaubte, dass die Aufstellung alle zufriedenstellen würde. Natürlich hoffte er, dass die Gladiatoren hier den Sieg davontragen würden, um die Überlegenheit der römischen Ausbildung über die keltische zu demonstrieren. ‚Selbst ihre Gefangenen kämpfen besser als unsere Krieger‘ sollte es heißen. Oh, das würde Saturninus gefallen. Und dem Legaten sicherlich auch.

Ein jeder der Männer gab von der Masse einiges mehr her als sein Astérios, den er natürlich aus den Kämpfen heraushielt. Die Römer waren muskulöse Schränke, die als erste überhaupt die Ehre hatten, in Iscalis für Ruhm und Ehre zu streiten.
Die Kelten machten allesamt einen einschüchternden Eindruck. Lediglich einer von ihnen gab sich weniger wild, trug er doch römische Kleidung und war rasiert. Vier waren bärtig, ungepflegt und hatten Kriegsbemalung aufgetragen, um ihre Feinde einzuschüchtern. Und der letzte wirkte dem ähnlich, was die Kelten als „Berserker“ bezeichneten. Einen Mann mit der Seele eines Bären, der selbst mit abgeschlagenem Kopf noch weiterkämpfen sollte, so ungezähmt sei er. Nun, dachte Philus unangenehm berührt bei dem Anblick, für eine gute Show würde er schon sorgen.
Bei den Sklaven war man weniger sorgsam vorgegangen als bei den Gladiatoren. Die meisten hatte man notdürftig im Stile der Retiarier ausgestattet, wobei ein besonders großer die Ehre hatte, schwer gepanzert in den Kampf zu ziehen. Einer der Römer war nämlich ebenfalls Retiarius (wenn auch qualitativ weitaus besser ausgestattet als die Sklaven). Beim Kampf der beiden, den natürlich Philus organisiert hatte, würde es so aussehen wie in den Geschichten: Der vermeintlich unterlegene Held gegen das Monster; ein Kampf, den natürlich der Held gewinnen würde. Nichtsdestotrotz würde es ein geradezu poetisches Spektakel geben. Er bezweifelte nicht, dass der gutaussehende Mann dadurch rasch zum Publikumsliebling werden würde. Hey, man musste Legenden früh schaffen, so würde die Geburtsstunde der Spiele in Iscalis stets mit guten Geschichten im Gedächtnis der Leute verankert sein.
Der Bärenmann der Kelten würde zunächst gleich dreien der Sklaven gegenübertreten, wie ein Bär bei der Hatz. Philus zweifelte nicht daran, dass er die armen Kerle niedermachen und vermutlich auch schauerlichste Art schänden würde (sofern sie nicht durch des Legaten guten Willen errettet würden), doch immerhin war er danach vielleicht müde genug, die folgenden Kämpfe gegen seine richtigen Gegner nicht mehr derart zweifellos zu dominieren. Eigentlich, dachte Philus, wäre es gut, wenn diese Bestie vor den Augen aller ihr Ende finden würde, als Sinnbild dafür, dass die Zivilisation immer gewann. Zur Not musste man ihm Kämpfer um Kämpfer entgegenschicken, bis einer gewann.
Technisch gesehen war es absolut möglich, dass Kämpfer hier überlebten. Doch es gab hier Männer, die würden, da war er sich fast sicher, sterben müssen. Der Tod des Wilden war gewissermaßen vorprogrammiert und vermutlich auch jener des gerüsteten Sklaven. Bei den übrigen kam es an, wie gut sie sich anstellten.

Um Saturninus all dies mitzuteilen, war nicht besonders viel Zeit gewesen, deshalb hoffte er, sein Freund und Mentor war mit der Aufstellung zufrieden, die sich nun in den Kampfplatz begab, um sich ein erstes und letztes Mal beschauen zu lassen.
Ja, dachte Philus im Licht, das sah ganz und gar nicht schlecht aus. Er hoffte einfach das beste für die beiden Römer.
„Ich hoffe, es findet Gefallen“, flüsterte er Saturninus zu, konnte aber nicht verhindern, dass sein Gesicht vor Stolz etwas glühte.
Er hatte als ersten Kampf den „guten“ Kelten und einen seiner wilderen Cousins vorgemerkt. Glücklicherweise war Geld immer noch überall gern gesehen. Für ein paar Asse würde der gute Mann ein paar vorteilhafte Worte rufen, um sich für den Kampf anzukündigen, sobald der Legat die erste Runde eröffnete.
„Der Gepflegte heißt Bowen“, zischte er Saturninus zu, damit dieser es ankündigen konnte. „Der mit dem Bart ist Ferghus. Betone, dass Bowen für die Ehre von Iscalis streitet. Er wird entsprechend antworten.“


RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Didia Corona - 12-17-2023

Bevor das wirklich interessante begann gab es zuerst die obligatorischen Hinrichtungen. 
Corona nahm das als gegeben hin und achtete kaum auf den Ablauf, erst als der Bär in die Arena kam war sie wieder interessiert.

Sie musste herzhaft lachen als der sich einfach hinsetze und so tat als ob ihn das ganze nichts anging. Er machte sich sogar etwas klein, senkte dem Kopf.
Die Menschen um sie johlten und feuerten den Bären an und als er endlich einen der Gefangen dann doch packte, sah es fast so aus als ob er sich etwas zum Schmusen holen würde.
Erneut lachten und johle die Masse und forderte die Begnadigung des Tieres.

„Lass ihn frei, er ist unser Held, wir wollen ihn wieder sehen!“ 

rief auch Corona und steckte ihren Daumen in die Höhe in Richtung der Loge.
Da sie es sich leisten konnte war ihr Platz nicht allzu weit entfernt der Loge des Ausrichters und so sah Corona zu den anwesenden Honoratioren. 
Auf dem Empfang hatte sie einige schon gesehen und auch getroffen, doch den neuen Stadthalter hatte sie wohl verpasst.
Er war ein attraktiver Mann, soweit sie das von ihrem Platz aus beurteilen konnte und sie spendete ihm Beifall als er dem Wunsch der Masse nachgab.
Sie war sehr damit zufrieden, das der Bär das ganze überlebt hatte. 
Das arme Tier hatte wirklich alles gegeben, warum sollte er deswegen auch noch sterben.

Nun ging es weiter im Programm
Eine Hinrichtung die in einer Geschichte verpackt war.
Es war ein echt gelungenes Spektakel, ein Schauspiel gepaart mit fast einem echtem Kampf. Corona sah gebannt zu, so etwas hatte sie noch nie gesehen.

Die Masse ging regelrecht mit und bejubelte jede einzelne Handlung, auch Corona war begeistert. Das war mal eine Hinrichtung die wirklich sehenswert war.
Nachdem die Arena wieder geräumt und gesäubert war sollte endlich das richtige Spiel beginnen.
Corona war gespannt auf die Gladiatoren, einige echte römische andere wiederum freie Kelten und nun kam es ganz darauf an wer wie gut sich schlagen würde. 
Corona war sicher das die ausgebildeten römischen sicher einige gute Kämpfe zeigen würden aber sie hatte auch oft gesehen das freie Männer, besonders wenn sie zuvor Krieger waren, sehr gut mithalten konnten.
Bei einem Buchmacher hatte sie ein paar kleine Wetten pariert und jetzt wartete sie auf den Beginn der Spiele.


RE: Zu Ehren des Statthalters - Tod am Nachmittag - Claudia Sabina - 12-18-2023

Ich konnte ja kein Blut sehen. Damit meinte ich nicht, dass ich gegen das Töten war, sondern dass ich eine rein körperliche Reaktion erlitt. Mir wurde schlecht, und ich war - es war so unrömisch, und ich schämte mich dafür - einmal während eines Tieropfers beinahe ohnmächtig geworden, als einige Blutstropfen den Saum meines Gewandes benetzten.
Ich kämpfte sehr gegen diese Schwäche an. Am liebsten hätte ich mich nach oben zu den einfachen Frauen gesetzt, doch ich bestand darauf, auf den Ehrenplätzen der Tribuni Platz zu nehmen.
In meiner Nähe saß Didia Corona. Der Bär war eindrucksvoll, und als er nach dem Gefangenen grapschte und dann alle seine Begnadigung - die des Bären, nicht des Gefangenen verstand sich, denn da gab es nichts mehr zu begnadigen - verlangten, applaudierte sie mit den anderen.
Ich tat es ihr nach und winkte mit einem weißen Tuch, und Petilius Rufus begnadete den Bären. Dann folgten Hinrichtungen, und danach nochmals Hinrichtungen, die jedoch in eine keltische Geschichte verpackt wurden. Diesmal war es fast wie ein Theaterstück, und ich konnte mir einreden, dass die glühenden Spieße in den Fusssohlen des bösen Conganches nur eine Art sehr raffinierter Special Effects waren. Am Ende waren alle Verurteilten ihrem gerechten Urteil zugeführt, und es gab eine kleine Pause, während die Sklaven die Arena für die eigentlichen Kämpfe richteten.

Nachdem ich ein paar Mal durchgeatmet hatte, begrüßte ich Didia Corona:
" Salve liebe Corona, welch schöner Auftakt bisher", sagte ich und hoffte, dass ich nicht allzu blass um die Nase war:
"Aber es geht doch nichts über einen richtigen Kampf Mann gegen Mann, nicht wahr?"

Die Gladiatoren waren, da Iscalis keinen Ludus hatte, von einem von Saturninus Leuten, dem jungen Patrizier Nautius Philus zusammen gestellt worden. Ich kannte Philus vom Sehen, doch er hatte mich nie weiter beachtet. Er wäre, da er noch so jung war, auch kaum zum Heiraten in Frage gekommen. 

Es würde zwei Gladiatoren geben, die sich Hector und Achilleus nannten. Sie waren zwei Totschläger, die zur Gladiatorenschule verurteilt worden waren, aber sie waren Römer und hatten eine Ausbildung, weshalb die meisten Römer auf die Beiden wetteten. 
Ich hatte mitbekommen, dass Saturninus ihnen sogar die Prämie verdoppeln wollte, wenn sie möglichst viele Zweikämpfe gewännen. 
Die Kämpfe mussten nicht mit dem Tod enden. Es lag an Petilius Rufus, wie viele er begnadigen würde. Die Chancen stiegen, wenn ein Mann tapfer kämpfte.
Auf Grund des Preisgeldes hatte es auch freiwillige keltische Krieger in die Arena gezogen.  Einer von ihnen wirkte wie ein Bürger, er trug römische Kleidung und war rasiert.  Vielleicht hatte er bei irgendwem Schulden. Die anderen vier trugen  wilde Bärte und hatten ihre Leiber nach barbarischer Sitte blau angemalt.  Es würde einen viel besseren Eindruck machen, wenn die römischen Gladiatoren diese vier besiegten als umgekehrt. Ein keltischer Sieg wäre demoralisierend für unsere Soldaten. Davon waren viele unter den Zuschauern. 

Die Sklaven waren für die Spiele gestiftet worden, und ich dachte nicht, dass sie viel Chancen hatten ( es sei denn, sie gewannen irgendwie die Gunst der Zuschauer und dann des Statthalters) Man hatte sie in Kampfausrüstung gesteckt, doch das machte sie auch nicht zu Kriegern. Na egal, heute Abend würden sie es so oder so überstanden haben, sagte ich mir.

Ich faltete vor Aufregung mein weißes Tuch, das vor mir auf meinem Schoss lag, kleiner und kleiner und versuchte, tief und ruhig zu atmen.