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[Tiberius Furius Saturninus]

"Dann sehen wir uns also bald auf dem Landgut zum Training wieder", sprach Saturninus erfreut. Seine dunklen Augen glänzten, denn auch er liebte seine Pferde und den Wagen. Fast beneidete er Frowin darum, dass er Rennen fahren durfte. 
Er erhob sich nun, denn er hatte noch zu tun: "Grüße Betua von mir, was immer sie braucht, soll sie auf meine Rechnung schreiben lassen. Vale bene", 
er sah schon einige Kinderköpfe durchs Gebüsch lugen. Sie vermissten ihren Spielkameraden. Der Anblick war so ulkig, dass Saturninus jetzt doch lachen musste:
" Soll ich euch euren Zyklopen zurückschicken? Aber Vorsicht, anstatt Steine zum Werfen hat er heute ausnahmsweise Apfelkuchen dabei!", rief er laut.
Die Kinder jubelten.

[Frowin]

"Danke, Dominus", nuschelte Frowin, der immer noch nervös, doch auch erleichtert war. Wie ein Stein, der vom Herzen abfiel. Obwohl er die Kinder liebte und Betua und ihre Söhne sehr mochte, war dies seine Berufung. Aber er wollte sich hier oft blicken lassen, damit ihn die Kinder nicht vergaßen.
"Oh, aber bevor du gehst, Dominus, habe ich eine Nachricht von der alten Ceridwen aus Cheddar", sagte er. "Sie sagt, es tut ihr leid, was am Tag des Rennens passiert ist und dass sie als deine Klientin um deine Vergebung bittet. Außerdem freut sie sich über deinen erneuten Besuch in ihrer Hütte. Sie sagte mir allerdings nicht, was beim Rennen passiert ist. Ich denke, es war etwas zwischen euch, doch wollte ich die Nachricht an dich überbringen zum Dank für ihre Heilkräuter, da einige unserer Kinder erkrankt sind."

[Tiberius Furius Saturninus]

"Aha, es tut ihr also leid", bemerkte Saturninus, der insgeheim über Ceridwens Diskretion froh war. Fehlte nur noch, dass sich die Keltinnen damit gebrüstet hätten, dem Statthalter von ganz Britannien einen Korb gegeben zu haben:
"Gut, danke für diese Nachricht, Frowin. Wir sehen uns" Sein erster Zorn auf das Keltendorf war ohnehin verraucht. Er dachte nicht mehr daran, ganz Cheddar aus seiner clientela hinaus zu werfen. Aber ein bisschen länger schmoren lassen schadete nicht. Gut gar waren Klienten besser händelbar.
Während er Frowin seinen kleinen Trabanten überließ, brachen er und Urbicus auf >>>

[Furiana Betua]

Eine Woche war seit dem letzten Besuch von Furius Saturninus vergangen und es war der Tag der wöchentlichen Verpflegung. Meine Söhne warteten schon im Hof vor dem Haupteingang des Sereneums auf Furianus Gadrianus und seinen Wagen, während ich die Kinder hütete. Die Kinder gediehen prächtig und ich hatte mittlerweile Zugang zu den älteren Mädchen gefunden, denen ich das Spinnen in meiner Freizeit beibrachte. 

Der Ochsenkarren überquerte die Brücke über die Isca und mir fiel auf, dass Gadrianus dieses Mal nicht einen seiner Söhne sondern einen anderen jungen Burschen dabei hatte, der rothaarig war. Samo und Damos begrüßten den Vilicus des Landguts und plauderten gut gelaunt mit ihm, während sie den Ochsenkarren entluden und die Amphoren und Holzkisten mit frischem Obst und Gemüse vorsichtig zum Vorratsschuppen brachten. 

Nachdem das erledigt war, ging Gadrianus auf mich zu. "Ah, Betua. Schön, dich zu sehen. Ich bringe eine Nachricht von unserem Patron. Ich soll dir den jungen Bran hier bringen und Frowin dafür mitnehmen zum Landgut. Ist er da?" Ich schaute mich fragend um und rief einmal laut über den Hof nach Frowin, der bestimmt wieder im Stall steckte. Dort verbrachte er die meiste Zeit.

[Frowin]

Frowin, der gerade eben noch die Pferde versorgt hatte, kam aus dem Stall, sobald er die Rufe von Betua vernommen hatte. Er sah besser aus. Nicht nur, weil er seit der Weisung des Dominus wieder mehr aß, sondern auch weil die Aussicht auf die Rückkehr zum Rennstall ihn beflügelte. Er war immer noch nervös. Doch neue Zuversicht erfüllte ihn und das machte sich in seinem ganzen Gebahren bemerkbar. Samo und Damos war er seitdem ein weit besserer Freund, viel eher zu Scherzen aufgelegt und half aus, wo er konnte.
"Hier bin ich! Gadrianus, schön dich zu sehen! Und ist das... Bran?" Erfreut musterte er den Knaben, der vom Wagen stieg und schüttelte ihm - nach Gadrianus natürlich, energisch die Hand. "Wie geht es dir? Bist du gewachsen?"

[Bran]

Ich hatte gedacht, dass ich bis zum Sereneum zu Fuß gehen sollte. Ein wenig grauste es mich, denn im Wäldchen sollte eine Räuberbande ihr Unwesen treiben.
Aber dann entschieden die Herrschaften, dass der furische Villicus mich mit dem Wagen abholen sollte. Auch wenn es nur ein Ochsenkarren und kein Pferdewagen war, machte es Spaß, durch die Gegend zu gondeln. Mein Bündel hatte ich auf den Knien. Villicus Gadrianus hatte selber Kinder und redete mit mir. Nach einer Weile war ich nicht mehr schüchtern und gab Antwort. 
Gadrianus erzählte mir so ein bisschen über meinen neuen Arbeitsplatz:
" Das Sereneum wurde von Matrona Furia Serena gegründet, der Cousine deiner Herrin. Es ist ein Waisenhaus, in dem Kinder leben, die gar keine Familie mehr haben oder bei denen die Verwandten sie nicht aufnehmen. Dort sollen sie zu tüchtigen Menschen erzogen werden. 
Du kannst dir vorstellen, dass immer viel zu tun ist. Die Chefin des Hauses ist Furiana Betua. Stelle dich nur gut mit ihr und mache keinen Unsinn. Dann wird sie dich auch gut behandeln"
"Ich habe nicht vor, Unsinn zu machen, Herr Gadrianus", sagte ich schnell. Das hatte ich tatsächlich nie. Doch ich hatte ein Talent dafür, in Schwierigkeiten zu stolpern.
Der Wagen polterte über den Iscafluss. Ich war entzückt vom Rauschen des Wassers. Hier konnte man bestimmt fischen. Und Borkenschiffchen schwimmen lassen. Hach ein fauler träger Sommernachmittag. doch daran sollte ich nicht denken. Ich war zum Arbeiten gekommen. 
Eine ältere würdig aussehende Frau trat vor die Tür. Von weiter her waren Stimmen und Lachen zu hören . Gadrianus sagte: "Ah, Betua. Schön, dich zu sehen. Ich bringe eine Nachricht von unserem Patron. Ich soll dir den jungen Bran hier bringen und Frowin dafür mitnehmen zum Landgut. Ist er da?"

Frowin war hier. Ich konnte es kaum glauben. Den Wagenlenker hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen. Ich freute mich dolle, als er mir die Hand schüttelte. Und er meinte, ich sei gewachsen. Da wurde ich gleich noch zwei Fingerbreit größer:
"Mensch, Frowin, gehst das Training wieder los?", fragte ich begeistert. Doch dann machte ich ein ernstes Gesicht, glättete mit Spucke meinen Schopf und verbeugte mich vor Furiana Gadriana:
"Ich bin der Bran und soll hier dienen, Domina"

Claudianus Linos, der Claudier- Hausverwalter,  hatte immer gesagt, dass ein guter Sklave mitdenkt:
"Soll ich gleich Samo und Damos mit dem Ausladen helfen?"

[Frowin]

Frowin freute sich sehr, Bran wiederzusehen, doch war er verwirrt, warum er hierher geschickt worden war. Schließlich gehörte er doch nicht Dominus Furius... oder doch?
Kurz hielt er sich zurück und lächelte dem Jüngeren aufmunternd zu.
"Hat dich der Dominus gekauft? Hier wird es dir gut gehen, wirst sehen. Es war sehr schön hier." Das stimmte, wenngleich er die Zeit wegen seiner Trauer kaum hatte genießen können. Doch nun nickte er verlegen und doch stolz. "Der Dominus sagt, er will mich zurück als Fahrer. Ich freue mich so, die Pferde wiederzusehen, auch wenn ich die Kinder und die Jungs vermissen werde. Ich komme so oft ich kann und schaue vorbei."
An Betua gewandt, sagte er:
"Bran ist ein echt helles Köpfchen. Ich bin sicher, ihr werdet ihn gern haben."

[Bran]

"Meine Domina hat mich verliehen. Sie und die Herrin Furia Serena sind doch Cousinen", erklärte ich Frowin: "Ich soll Domina Furiana Betua bei allem zur Hand gehen, für was sie mich brauchen tut"
Frowin war nett wie immer und versprach mir ein gutes Leben. Er selbst würde wieder ein tolles haben, als Wagenlenker und mit dem Beifall der Leute. Ich bekam ganz glänzende Augen, als er mir davon erzählte:
"Oh, hoffentlich darf ich....", ich verstummte. Das kam bestimmt nicht gut, gleich am ersten Arbeitstag von Urlaub zu reden. In Iscalis selbst hatten fast alle Sklaven zu den Wagenrennen gehen dürfen. Aber im Sereneum hing dies von Furiana Betua ab. 
Ich streckte Frowin die Hand hin: "Ich wünsch dir sowas von einem Haufen Glück", sagte ich: " Und den Segen von Victoria und Epona und Fortuna" Das waren römische Götter. ich kannte sie nicht genau, doch ich hatte die Römer von ihnen reden hören. 
Und Frowin wurde noch netter. Er nannte mich nämlich vor meiner neuen Meisterin ein helles Köpfchen.
Ich behgann vor lauter Verlegenheit und Freude über dieses Lob zu schielen.