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[Marcus Nautius Philus]

Philus musste lachen, denn ein Lob hörte er von Astérios selten. Jedoch machte es sein Sklave ihm nicht sehr leicht, denn das Gezappel wurde nun wirklich anstrengend.
Schließlich gelang es dem Griechen, seine Beine mit den eigenen einzuknicken und Philus ging zu Boden. Lachend klopfte er sich den Sand ab und stand wieder auf.
"Na gut, ich werde dich wohl nie besiegen. Aber ich werde besser, oder? Das Training zahlt sich langsam aus."
Er bildete sich ein, auch um die Oberarme etwas zugelegt zu haben. Er fand, die Anschaffung hatte sich gelohnt. Überhaupt gestaltete sich die letzte Zeit sehr angenehm. Er hatte endlich einen Überblick über alle Geschäfte seines Bruders, hatte seine Arbeit und das Haus wurde endlich von einer Anzahl Diener bewohnt, die es in Stand hielten.
"Na schön, Saturninus. Hast du es gesehen oder brauchst du noch eine Wiederholung?"

[Tiberius Furius Saturninus]

"Ich habs gesehen, doch verstanden habe ich es nicht", gab Saturninus zu: "Ist auch nicht ganz mein Sport. Sag mal, Philus, magst du Wagenrennen und schlägt dein Herz vielleicht für eine der Circusparteien?"  Wagenrennen waren eher ein Vergnügen des Ritterstandes, und Saturninus hatte dafür unstandesgemäß eine Schwäche. Er schaute zu Asteríos hin:
"Diese Übungen, um das Gleichgewicht zu halten, wären nämlich auch genau richtig für einen Wagenlenker. Balance gehört sozusagen zu ihrer Grundausbildung. Sie lenken ihre Pferde durch Gewichtsverlagerung", er machte es vor:
"Ich frage mich, ob dieses Training die Leistungen da noch weiter verbessern könnte. Das nächste Mal bringe ich den Frowin mit"
Frowin war der junge Wagenlenker des Furius. Er war meist auf dem Landgut bei seinen Pferden zu finden, obwohl er sich frei bewegen durfte. Er nahm seine Aufgabe ernst, hatte Pferdeverstand, und Saturninus zweifelte nicht an seinem großen Talent. Aber es hatte noch keinen berauschenden Sieg gegeben. Vielleicht fehlte noch das Quäntchen Glück, das ihm Überlegenheit über seine Konkurrenten verschaffen könnte:
"Kennst du dich mit Wagenrennen aus, Asteríos?", fragte er.

[Astérios]

Das Lachen seines kýrios verwirrte den Korinther für einen kurzen Augenblick. Denn meistens war der Blondschopf ein in sich gekehrter Charakter, wenn er mit gerunzelter Stirn über den Büchern saß und versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen. Zumindest hatte Astérios diesen Eindruck, wann immer er seinen Herrn dabei beobachtete und die verschiedenen Pergamentrollen und unzähligen Notizen auf dem Schreibtisch liegen sah. Doch schließlich wandte Astérios genau den gleichen Griff an, den er schon bei dem dunkelhaarigen Furier angewandt hatte und brachte seinen Herrn aus dem Gleichgewicht, so dass der Nautius zu straucheln begann und schließlich zu Boden ging.

“Das Training zahlt sich wirklich aus kýrios. Du wirst immer besser.“

Antwortete Astérios auf die Worte seines Herrn und hielt diesem seine Hand entgegen, so dass er sich daran zurück auf die Füße ziehen konnte. Diese Hilfe nahm sein Herr jedoch nicht in Anspruch und stemmte sich alleine auf die Füße. Als sein Herr schließlich den Furier ansprach, ob dieser noch eine Wiederholung benötigte, wich Astérios etwas in den Hintergrund zurück und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Wachsam und auf alle Eventualitäten vorbereitet. Seine Ohren hatte der Aschblonde dennoch gespitzt und vernahm die Worte des älteren Römers.

“Tut mir Leid Herr, mit Wagenrennen kenne ich mich leider nicht aus. Aber du könntest Recht haben, was das mit dem Gleichgewicht betrifft.“

Dann verstummte der Grieche auch schon. Schließlich stand es ihm nicht zu, den Ehrenmännern Tips und Hinweise zu geben.

[Marcus Nautius Philus]

Philus bemerkte die Verwirrung seines Sklaven nicht, sondern nickte diesem dankbar für das Lob zu.
"Liegt an meinem guten Lehrer", sagte er verschmitzt und klopfte dem Griechen auf die Schulter, bevor er sich an Saturninus wandte, der zugab, hiervon nicht die Spur einer Ahnung zu haben. Natürlich machte es ihn ein wenig stolz, ihm da etwas voraus zu haben.
"Wagenrennen, aber natürlich! In Rom sind die immer noch der Renner. Die Grünen und die Weißen hatten eine starke Saison, als ich weg bin, aber meine Familie war immer für die Blauen, ausnahmslos. Meinen Großonkel haben sie enterbt, weil er auch nur Anstalten gemacht hat, einem anderen Fahrer zuzujubeln."
Er schmunzelte bei dem Gedanken. Natürlich hatten sie ihm verziehen, aber er hatte viel zu Kreuze kriechen müssen, wie er gehört hatte.
"Ich würde mich geehrt fühlen, wenn Frowin mit Astérios trainiert! Er ist ein großartiger Fahrer, ich habe ihn gesehen. Hörst du Astérios? Du trainierst bald die großen Talente."

[Tiberius Furius Saturninus]

"Die Blauen?", über Saturninus Gesicht glitt ein Lächeln, und begeistert klopfte er Philus auf die Schulter: "Auch ich bin ein Anhänger der Veneta, und du wirst mich an Renntagen immer in einer blauen Tunika sehen - es sei denn, ich muss repräsentieren. Da wir jetzt schon zwei Veneti am Ort sind - wie fändest du es, wenn wie eine Zweigstelle der Blauen hier in Iscalis gründen? Dann hätte Plautius Montanus nicht als einziger das Recht, sich Rennstallpräsident zu nennen"
Er schaute wohlgefällig auf den Sklaven: "Wenn Frowin seine Leistung noch steigern kann, werden sie uns die Tür einrennen und Spione schicken, um hinter das Geheimnis des Erfolges zu kommen. Wir werden uns sehr vergnügen. Also was sagt ihr zu einer Gründung? Die ersten Pferde und einen Wagenlenker würde ich stellen, aber weitere müssten dazu gekauft werden, um dem Dicken Konkurrenz zu machen"
Astérios wäre Trainer, und bei Philus wäre er sogar bereit, ihm den Präsidentenstuhl zu überlassen. Hauptsache, es gäbe eine gescheite Circuspartei in Iscalis! Eine Satzung würden sie brauchen. Und Wahlen! Auch Salvius Falco, dessen Herz für die Roten schlug, würde staunen.

[Astérios]

Dem griechischen Sklaven war es tatsächlich etwas peinlich, dass er so offensichtlich gelobt wurde. Dabei hatte Astérios doch nicht wirklich weltbewegendes geleistet. Sein Dominus war einfach ein kluges Köpfchen. Jene Gedanken behielt der Aschblonde jedoch für sich und ließ seinen Blick aus dem Augenwinkel aufmerksam von links nach rechts gleiten. Wachsam konnte man nie genug sein, würde Astérios antworten, sollte man ihn auf seine wachsame Musterung ansprechen.

“Dein Lob ehrt mich kýrios.“

Murmelte der Korinther mit leicht roten Wangen. Am liebsten hätte er zusätzlich seinen Blick verschämt abgewendet. Diese Regung widersagte er sich. Stattdessen atmete der Sklave tief durch und lauschte schweigend dem Gespräch zwischen seinem Herrn und dem Dunkelhaarigen.

“Wenn du möchtest das ich deinem Wagenlenker etwas beibringe, dann fühle ich mich geehrt Dominus.“

Sein kýrios schien von dieser Idee vollkommen angetan zu sein, wie man seinen Worten entnehmen konnte. Astérios würde alsbald die großen Talente der Wagenrennen trainieren. Zumindest entnahm er dies den Worten der beiden römischen Ehrenmänner.

[Marcus Nautius Philus]

Philus lachte, als ihm Saturninus auf die Schulter klopfte. Der Mann, der ihm Freund und Mentor zugleich war, zeigte eine ungewohnte Leichtigkeit, fast kindlich. Die Begeisterung, die er für den Rennsport hatte, war ja schon fast unangemessen – auf eine gute Weise.
Und dann kam der Vorschlag, doch mal eben eine Zweigstelle der Veneti zu gründen. Philus war begeistert.
„Meinst du, wir können das tun?“, fragte er erfreut. „Ist das denn möglich, so zu zweit? Nun, zu viert schätze ich, mit Astérios als Trainer und Frowin als erstem Fahrer. Hm… Es hätte Vorteile, einer der ersten Vereine zu sein. So hätten wir einen Fuß in der Tür und wären an allen Entwicklungen maßgeblich beteiligt. Hah, und wenn die anderen nachziehen, können wir ihnen die kleineren Stallungen zuweisen. Irgendwo am Stadtrand, gleich neben den Gerbereien“, scherzte er. Bitterböser Humor war unter den Vereinen quasi Tradition. Immerhin hatte er nicht angeboten, Plautius‘ Fahrer zu entführen oder sowas. War alles schon vorgekommen.
„Was das für ein Spektakel wäre. Und die Familie würde sich vor Freude überschlagen“, schmunzelte Philus, der Astérios gegen den Arm boxte. „Jetzt entspann dich schon etwas. Deine Beobachterei macht mich schon ganz nervös. Hier laufen keine Mörder rum, nur übergewichtige alte Kerle. Ähm, Anwesende ausgenommen.“ Beinahe wäre ihm ein ‚du bist ja nicht alt, Saturninus‘ rausgerutscht, doch er unterließ es mit einem verschmitzten Lächeln.

[Tiberius Furius Saturninus]

"Dann ist es abgemacht. Wir gründen die Blauen. Wir haben einen Trainer und einen Fahrer. Und ihr beide könntet auch mal auf meinem Gutshof vorbeischauen, welcher Sklavenjunge noch ein vielversprechendes Talent ist", sagte Saturninus erfreut. Wagenrennen war an für sich mehr ein Ritterding, doch er konnte sich ganz unstandesgemäß dafür begeistern und hatte in Philus nun einen Verbündeten.
Die Jungen auf dem Gutshof wuchsen quasi mit Pferden und im Freien auf, sie waren zäh und gelenkig. Jeder von ihnen würde gerne ein Auriga werden. Die Profisportkarriere versprach Ruhm und die Freiheit. Sie war allerdings nicht ungefährlich; Wagenrennen forderten immer mal wieder Todesopfer. Saturninus versuchte, mit gutem Training und neuster Technik bei den Rennwagen Unglücken vorzubeugen:
" Ich hoffe, dass Salvius Falco sich für die Roten stark macht. Wettrennen machen erst Spaß, wenn auch eine tüchtige Konkurrenz da ist. Sonst ist der Sieg zu schnell errungen. Sag einmal, Philus, wie stehst du zu Sportwetten?"

[Marcus Salvius Falco]

Wie an jedem Tag, den er in der Stadt verbrachte, war Falco auch heute wieder in den Termen. Ihm war heute nicht wirklich nach Sport, eher nach Entspannung darum ging er zuerst eine Runde ins Bad.
Zuerst das heiße Wasser und dann lag er eine weile in dem Warmwasserbecken. Hier hatte er ein paar Kunden und Nachbarn getroffen und sich mit ihnen ausgetauscht doch jetzt würde er sich, nach dem er sich abgekühlt hatte, eine schöne Massage gönnen.
Auf dem Weg dorthin kam er dann doch am Sportplatz vorbei und wen sah er da so komplett mit dem Staub des Bodens bedeckt?
„Gut paniert ist halb gewonnen, oder wie soll ich das jetzt interpretieren mein Freund“ kam er lachend auf Saturninus und seine Begleiter zu.
Er streckte ihm den Arm zur Begrüßung entgegen „ Dich habe ich hier ja schon ewig nicht mehr gesehen, was mich natürlich auch wiederum nicht wundert. Ich hörte du hast viel in der Familie zu tun“

[Marcus Nautius Philus]

Sportwetten? Nun, er hatte mit seinen Freunden im Rom stets gewettet, doch nur um minimale Geldbeträge.
Nun, vielleicht kam er ja auf den Geschmack. Möglich wärs. Ach, es war aufregend. Er fand Saturninus' Fahrer großartig. Leider hatte er bisher nicht viel Glück gehabt in den Rennen. Aber mit einem hervorragenden Trainer würde das schon funktionieren. Auch wenn er Astérios ungern ziehen ließ, immerhin war er ihm Wächter, Mentor und Vertrauter zugleich. Und das, obwohl er so verstockt war... nun ja, Opfer wollten gebracht werden.

Philus konnte nicht umhin, ein wenig schadenfroh zu grinsen ob der Bemerkung des Neuankömmlings, obwohl Astérios ihn ebenso zu Boden gebracht hatte wie Saturninus. Aber es war eben auch Stolz auf seinen Sklaven, der ihn in gute Stimmung brachte.
Er ging auf den Mann zu und hob ebenso den Arm.
"Salve, ich freue mich, dich kennenzulernen. Du bist der Händler Salvius, nicht wahr? Wir hatten noch nicht persönlich das Vergnügen. Dies dort ist mein Sklave Astérios."