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Arbeitszimmer des LAPP
08-09-2023, 04:17 PM,
Beitrag #1
Arbeitszimmer des LAPP
Im privaten Bereich des Statthalterpalastes hat sich der Statthalter  hier einen Arbeitsraum mit Vorzimmer geschaffen. Mehrere Schreiber unterstützen den LAPP bei seiner Arbeit, aber der Raum bietet auch die Möglichkeit eines Gespräches in geschütztem Rahmen unter vier Augen.
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08-12-2023, 02:18 PM,
Beitrag #2
RE: Arbeitszimmer des LAPP
Lucius Petilius Rufus lief in seinem Arbeitszimmer auf und ab.

In der Hand hatte er einen kleinen Ball aus Leder, den er immer wieder mal mit der Hand drückte oder hochwarf und einhändig wieder fing. Er hatte schon früher festgestellt, dass dieses doch sehr einfache Hilfsmittel sehr beruhigend wirkte und die Gedanken fokussierte. Deshalb hatte er immer einen Lederball dabei und nutzte ihn im privaten Rahmen, wenn er nachdachte.
Um ihn herum waren ein halbes dutzend Schreiber, die sich durch die vielen Schreiben für ihn wühlten und diese für ihn ordneten. “Die Reiseplanung steht?“ fragte er einmal erneut, da er nicht mehr Zeit als nötig zu verschwenden gedachte. Vor Wochen hatte er schon befohlen, alles für seine Rundreise zu organisieren, aber wie immer verwandelte die Bürokratie eine einfache Aufgabe in einen unbezwingbaren Koloss.
“Ja, Statthalter. In einer Woche können wir aufbrechen, wir müssen nur noch ein paar kleinere Details zur Unterbringung klären.“
Rufus seufzte. Es gab immer noch ein paar Details, die die Beamten erst klären wollten. In einer Woche würde er abreisen, ob die Beamten wollten oder nicht. “Und die Route?“ fragte er und warf einmal erneut seinen Ball.
“Nun, du wolltest ja gerne erst den Westen besichtigen. Also haben wir die Route erst südlich nach Noviomagus geplant, dann westwärts nach Clausetum, dann nach Cavella, dann die Straße entlang bis Dunovaria und Isca Dumnoniorum. Dann die Weststraße hinauf durch Lindninis und Corinium nach Glevum und schließlich Venonis. Da kreuzt sich die Straße nach Letocetum und Viroconium. Dann weiter nördlich nach Mamucium, wo die XX Valeria Victrix ihr Hauptlager momentan hat. Dann weiter nach Eboracum, wo auch die IX Hispania gerade sein sollte. Und von da dann wieder südlich nach Lindum, Durobrivae und einen kurzen Abstecher nach Camulodunum. In vier Monaten sollten wir wieder hier sein.“
Vier Monate durchs regnerische Britannia. Rufus war froh, dass seine Frau hier bleiben würde in der Behaglichkeit des Statthalterpalastes. Bequem wäre anders.
“Du erwähntest die neunte und die zwanzigste. Was ist mit der zweiten?“ fragte Rufus, da er gerne alle Legionen unter seinem Kommando einmal besichtigen und inspizieren wollte.
“Oh, die ist grade bei einer winzigen Stadt in der Nähe von Lindinis. Wir haben da nur einen ganz kurzen Stopp eingeplant. Aber da fällt mir ein….“ Der Schreiber tauschte sich kurz mit seinen Kollegen aus und kam schließlich mit einem Schreiben herbei. “… ein Tribunus angusticlavus namens Titus Ovidius Decula bittet dich um die Unterzeichnung zweier Todesurteile.“
Er hielt dem Stadthalter das Schreiben entgegen, falls er selbst lesen wollte, und Rufus nahm sie auch und las selbst. Dabei runzelte er vermehrt die Stirn. “Und warum schreibt mir deshalb ein mickriger, ritterlicher Tribun und nicht der Legat?“ “Die zweite hat keinen Legaten im Moment, Statthalter. Nur einen Tribunus laticlavus. Iulius… irgendwas.“
Hach, Iulius. Rufus’ Cousin hielt große Stücke auf einen gewissen Iulius Agricola. Aber wenn in der Legio II der Dienstweg so missachtet wurde, musste er diesem Iulius wohl auch einmal ins Gewissen reden bezüglich Führung. Auch wenn es natürlich viel verlangt war von einem jungen senatorischen Tribun, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Aber wenigstens die Ritter sollte man unter Kontrolle halten! “Den Deserteur sollen sie hinrichten mittels fustuarium. Bezüglich des Wachvergehens möchte ich bitte einen ausführlichen Bericht, was passiert ist. Mehr, als nur drei dahingekritzelte Zeilen. Dann entscheide ich. Und plant zwei Tage bei der Legio II ein. Ein wenig anschauliche Disziplin kann dort scheinbar gerade nicht schaden.“ Damit übergab er das Schreiben wieder dem Schreiber und setzte seine Wanderung durch das Zimmer fort, um sich die weiteren Reisepläne anzuhören und abzunicken.
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02-24-2024, 06:44 PM,
Beitrag #3
RE: Arbeitszimmer des LAPP
Lucius Petilius Rufus arbeitete.

Nach einigen Tagen, in denen sich der Statthalter von den Strapazen der Reise erholt hatte und sich ausgiebig von seiner Frau und den Sklavinnen und Sklaven des Hauses nach allen regeln der Kunst hatte verwöhnen lassen, war es wieder an der Zeit, etwas produktives zu tun, solange die Eindrücke seiner reise noch einigermaßen frisch waren.
Und so hatte er sich am heutigen Morgen mit seinem Lederball bewaffnet und lief nun zwischen einem Heer von Schreibern umher, denen er verschiedene Briefe zu schreiben aufgab. So eine Provinz verwaltete sich schließlich nicht von allein.
“Ich brauche einen detaillierteren Bericht über die Bewegungen im Norden. Schreib Legat  Caius Caristanius Fronto von der IX Hispania, dass ich ihm in den nächsten zwei Monaten noch Männer zuzuteilen gedenke und ich erwarte, dass er sie auch rege einsetzt. Der Kaiser wünscht, sein Reich nach Norden auszuweiten, und ich wünsche, seinem Willen zu entsprechen. Die bereits besprochenen Vorbereitungen mögen weiter vorangetrieben werden. Die Valeria Victrix ist momentan noch im Westen gebunden, wird sich aber je nach Entwicklung anschließen. Ich halte ihn darüber auf dem Laufenden.

Dann schreib Fabius Priscus von der XX Valeria Victrix, dass ich von ihm erwarte, die Lage im Osten zu klären. Wenn er die Lage in den nächsten vier Monaten nicht beruhigen und die Ordovicer zur Ruhe bewegen kann, soll er diese verdammte Insel einnehmen, von der er so besessen war. Ich würde eine möglichst verlustarme Vorgehensweise bevorzugen. Wenn die Lage soweit stabil ist, soll er mir der Hälfte seiner Truppen nach Westen marschieren und sich mit Caristanius Fronto zusammenschließen. Vorheriger Bericht erwünscht.“


Das war der einfache Teil, jetzt kam der schwierigere.

“Dann Brief an den Kaiser. Die übliche Lobhudelei vorneweg, Übersicht Steuereinnahmen, Übersendung Geschenke, et cetera perge perge.

Ein Kurzüberblick über meine Reise, nicht zu ausschweifend. Vespasian mag es kurz.
Und dann schließlich“
Rufus erhob seine stimme ein wenig, um anzuzeigen, dass er das folgende diktierte:  “Zum Zustand unserer Legionen ist zu sagen, dass die XX und die IX hervorragende Arbeit für das Imperium leisten. Für den Winter waren beide Legionen in ihrem Lager, um Ausrüstung zu pflegen und Kräfte aufzustocken, aber im Frühjahr soll gemäß deinem Wunsch, mein Kaiser, die Erweiterung deines Reiches nach Norden und die Sicherung der nördlichen Gebiete weiter vorangetrieben werden. Entsprechende Maßnahmen wurden vorbereitend getroffen.
Zum Zustand der Legio II aber muss ich berichten, dass die Legion in einem desaströsen Zustand ist. Ich benötige dringend einen erfahrenen Legaten, der die Kontrolle dort übernimmt. Ich selbst habe erste Ordnungsmaßnahmen bereits durchgesetzt und für Beschäftigung der Legionäre gesorgt, aber bislang begegneten sie mir als disziplinlos, an der Grenze zur Desertion und absolut ungeeignet. Anstatt den Frieden zu sichern, tyrannisieren sie bereits befriedete Gemeinden. Es bildeten sich von der Kommandostruktur abweichende Parallelstrukturen, die ich unterbunden habe, und rechtsfreie Räume bis hin zum Personenkult einzelner Mitglieder. Die Schande, die der Legio seit dem Aufstand der Iscener anhaftet, scheint noch immer in der Legion verhaftet zu sein.

Ich bitte daher um dein Einverständnis einiger Veränderungen. Vor allen Dingen erachte ich es als absolut obligatorisch, den Tribun Ovidius Decula zu versetzen. Ich möchte ihn zur IX Hispania unter Caristianus Fronto verlegen, wo er im kommenden Feldzug entweder seine eigene Disziplin finden möge, oder eben sterben wird. Der Ehrgeiz des Mannes ist gefährlich und ich rate dir, ihn im Auge zu behalten und gegebenenfalls eigene Maßnahmen zu ergreifen und bei weiteren Posten für diesen Mann mit besonderer Sorgfalt vorzugehen.“


Rufus warf einmal seinen Ball und fing ihn wieder auf, jetzt etwas entspannter. “Achja, und fügt noch an, dass auch die Stadt Iscalis ziemlich disziplinlos erschien und ich darüber nachdenke, ihr die gewährten Marktrechte zu entziehen.“
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03-22-2024, 07:53 PM,
Beitrag #4
RE: Arbeitszimmer des LAPP
Lucius Petilius Rufus arbeitete.

Das tat er die meisten Tage, seit er im Amt war, und selbst wenn er nicht arbeitete, arbeitete er dennoch. Der Posten eines Statthalters hatte eigentlich keine wirklich ruhigen Momente. Selbst auf der Latrine kamen noch Leute, um Gefallen zu erbitten oder die Freilassung ihres Sklaven zu Bestätigen oder all sowas.
Aber heute arbeitete Rufus wieder in seinen Arbeitsräumen, umgeben von diversen Schreibern, die seine Anweisungen weitergaben oder ihm vom großen Stapel noch offener Anliegen die wichtigsten vorlegten. Manchmal fragte sich Rufus hierbei durchaus, wer wessen Chef war, aber gut.
“Es kam gerade eine Antwort vom Kaiser“ kam ein aufgeregter Schreiber herein, weshalb alle anderen Anliegen natürlich sofort hinten angestellt wurden. Die Städte konnten warten, der Imperator Caesar Augustus nicht.
Rufus nahm den Brief höchstselbst in die Hand und überflog die Zeilen. An seiner Miene ließ sich nicht ablesen, was er über das, was der Kaiser ihm schrieb, dachte. Nur einmal hoben sich ganz kurz kaum sichtbar seine Mundwinkel an, ansonsten blieb seine Mimik ausdruckslos.
“Unser geliebter Kaiser befürwortet den Vorstoß im Norden. Schreibt Fabius Priscus von der XX Valeria Victrix, dass er diese Druideninsel einnehmen kann, wenn er es für nötig erachtet, und dann zu Caristanius Fronto schnellsmöglich aufschließen soll. Dann informiert Caristanius Fronto von der IX Hispania über die Verstärkung und dass er Vorkehrungen für seinen Feldzug gegen die Briganten treffen soll. Und informiert ihn über den Zuwachs eines Tribunus angusticlavus, mit dem eindringlichen Wunsch, diesen möglichst häufig und möglichst herausfordernd an der Front einzusetzen. Er wird schon verstehen, was ich meine.“
Und jetzt lächelte Rufus einmal doch ein wenig. “Und dann leitet den Befehl des Kaisers an die Legio II weiter, dass Tribun Ovidius Decula mit sofortiger Wirkung nach Norden versetzt wird. Er soll noch eine gemischte Centurie samt Centurio mit nach norden nehmen zur Unterstützung, der Rest der Befehle für die Zweite bleiben in Kraft.“
Rufus warf einmal seinen Lederball und fing ihn fröhlich wieder auf, gerade sichtlich gut gelaunt. Naja, ungefähr fünf Minuten, bis der Schreiberling eine weitere Nachricht brachte.
“Wo wir gerade bei Iscalis sind. Die Provinzialverwaltung schreibt von einem Erdrutsch bei der Mine und bittet um Entsendung einiger kundiger Experten, um die Stelle zu untersuchen. Außerdem haben sie jetzt Probleme mit den entlaufenen Sklaven. Auch mögliche Hexerei wird erwähnt.“
Da war sie hin, die gute Laune. “Kann man diese Idioten nicht einmal fünf Monate lang allein lassen?“ schimpfte er und nahm sich den Bericht kurz vom Schreiber, um selber zu lesen, wie schlimm es war. Mehrfach atmete er dabei tief durch.

“Schickt der Legio II den Befehl, dass sie drei Centurien und die Reiterei abstellen soll, das Gebiet von entlaufenen Sklaven und Räubern zu säubern. Aber die Zivilbevölkerung soll nicht wieder drangsaliert werden! Wenn ich wieder Klageschriften keltischer Dörfer kriege, die nichts mit den Räubern zu tun haben, rollen Köpfe. Macht ihnen das eindrücklich klar! Und dann… wen haben wir hier? Lucius Volumnius! Schickt ihn zusammen mit einer entsprechenden Eskorte nach Iscalis. Als Haruspex sollte er der Aufgabe gewachsen sein. Und schickt noch zwei Contubernien der hiesigen Vigilen mit, nach Wahl des Praefectus hier. Und wenn das das Problem nicht regelt, schwöre ich bei unserer rachsüchtigen Proserpina, die Stadt einebnen zu lassen. Nein, das letzte schreibt ihr ihm nicht!“ Bevor die übereifrigen Schreiber hier zu schnell kritzelten, erwähnte Rufus es lieber.
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04-17-2024, 04:53 PM,
Beitrag #5
RE: Arbeitszimmer des LAPP
Lucius Petilius Rufus hatte einen neuen Lederball.

Der letzte war wahrscheinlich dem kleinen Hund seiner Ehefrau zum Opfer gefallen, was Rufus hinreichend bedauerte. Der Ball hatte sich so schön in seine Hand eingepasst. Den neuen musste er erst noch formen. Allerdings gab es hierfür mannigfaltige Gelegenheit.

Heute wurde ihm ein wenig der Post, die alt Privatpost abgelegt worden war, vorgelegt, da es ein ansonsten eher ruhiger Tag war. Als LAPP erreichten ihn ständig irgendwelche Bittschriften privater Natur, und all jene gelangten erst einmal auf einen großen Stapel, aus dem bei Zeiten immer wieder einzelne Briefe herausgezogen wurden. Der überwiegende Großteil aber landete ungelesen in der Wiederverarbeitung.
Aber heute gab es wieder fünf glückliche Gewinner dieser Lotterie, deren Briefe ihm angetragen wurden. Darunter auch das Schreiben aus Iscalis, war vor etwas mehr als einer Woche angekommen war. “Ein Furius Saturninus aus Iscalis schreibt dir… oh. Ähm, er hat wohl eine neue Sklavin, die du kennst, weil sie wohl unhöflich zu dir war.“
“Ich erinnere mich nicht an irgendwelche unhöflichen Sklaven. Er soll mit ihr verfahren, wie er es für angemessen hält, ich bestehe nicht auf einer Kreuzigung“, tat Rufus die Sache schnell ab. Wenn jetzt schon Leute ihn wegen ihrer Sklaven fragten, dann war diese Provinz wirklich verloren.
“Oh, nein, er will wissen, ob er sie dir schenken soll, oder ob Rom sie haben will. Sie ist wohl aus Hibernia und er meint, man könnte mit ihr eine politische Ehe vielleicht arrangieren oder sowas.“
Rufus schnaubte und schüttelte den Kopf. “Ist sie eine Königin ihres Volkes?“
Der Sekretär las noch einmal genauer und schüttelte den Kopf. “Nein, die Tochter irgendeines Vasallen.“
Rufus knetete leicht seinen neuen Ball. “Schreib ihm, dass weder Rom noch ich Interesse an schlecht ausgebildeten Sklavinnen haben. Nächster Brief.“

Und so ging es weiter. Am Ende gab es, wie schon fast zu erwarten war, fünf Absagen an die persönlichen Bitten, denn Rufus mischte sich nur äußerst selten in die Dinge ein, die seiner Meinung nach die Leute gefälligst alleine regeln sollten und war auch Bestechungen gegenüber reichlich unempfänglich. Abgesehen davon hatte er von seiner Rundreise genug davon erhalten.
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