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Eichenhain östlich von Cheddar
09-04-2023, 11:54 PM,
Beitrag #21
RE: Eichenhain östlich von Cheddar
Louarn setzte sich auf und zupfte ein paar Grashalme aus seinem und Niamhs Haar. Der Name der Alten, bei der Niamh Unterschlupf gefunden hatte, schien ihn zu beschäftigen. Schließlich fragte er sie, ob sie Ceridwen inzwischen näher kannte. Die junge Frau nickte, denn sie war nun schon einen Monat bei ihr. Anfangs war sie Alte etwas wortkarg gewesen, doch nach einigen Tagen, als es Niamh wieder besser gegangen war, war auch sie aufgetaut und genoss es auch, dass sie jemanden zum Reden hatte. Bis spät in die Nacht saßen sie abends am Feuer und unterhielten sich. "Ja, ich glaube schon," meinte Niamh. "Anfangs fand ich sie etwas wunderlich, doch inzwischen kommen wir gut miteinander zurecht. Sie erzählt mir oft von ihrer Zeit auf Mona." Langsam dämmerte es Niamh, weshalb er fragte. Seine Mutter war einer der geschändeten Priesterinnen gewesen. Es war nur ganz verständlich, dass Louarn nun jeden erdenklichen Strohhalm ergriff, der sich ihm bot, um etwas über seine Mutter zu erfahren.

Dass manche der Dorfbewohner sie hin und wieder auch als Gwrach bezeichnet hatten, hatte sie gehört. Das lag wohl daran, dass nur wenige von ihrer Vergangenheit wussten und dadurch ein Nährboden für allerlei Gerüchte geschaffen worden war. Jeder im Dorf wusste, dass sie sich mit Kräutern und Zaubertränken auskannte. Besonders die Frauen kamen zu ihr, wenn sie Rat oder Hilfe bedurften. "Ja, ich weiß", antwortete sie ihm und sah ihm kurz zu, was er mit den Blumen und Grashalmen anstellte, die er gepflückt hatte. "Aber weißt du, ich glaube nicht dass sie sie fürchten. Wahrscheinlich sagen sie das aus Ehrerbietung, weil sie all ihr Wissen hat und man sich an sie wenden kann, wenn man in Schwierigkeiten ist." Ob die Alte dann immer half, stand auf einem anderen Blatt. 
Schon wollte sie ihm sagen, dass er sich vor ihr nicht zu fürchten brauchte. Aber dann kam ein Schwall von unzähligen Worten aus seinem Mund, weil er die eine allentscheidende Frage formulieren wollte und es ihm doch so schwer fiel. Als er schließlich tief durchatmete und sie sah, wie schwer es ihm fiel, darüber zu sprechen, obwohl er danach brannte, etwas über sich und seine Mutter zu erfahren. Niamh legte ihre Hand auf seine und küsste ihn sanft. "Fürchte dich nicht vor ihr. Sie wird dich bestimmt nicht abweisen." Davon war sie überzeugt, denn sie hatte erlebt, wie sie manchmal aufblühte, wenn sie sich an die Zeit von damals erinnerte, bevor die Römer alles zerstört hatten.

Dann brachte er doch noch den Mut auf, diese eine Frage, die so unendlich wichtig für ihn war, zu stellen. In der Zwischenzeit hatte er aus den Blumen und Gräsern einen hübschen sommerlichen Kranz gebunden, den er ihr nun schenkte. "Oh, der ist wunderschön! Möchtest du ihn mir aufsetzen?" rief sie lächelnd und schaute ihn einen Moment ganz verliebt an. "Ich werde mit dir gehen, wenn du sie frägst... also wenn du das möchtest. Am besten jetzt gleich," sagte sie dann und küsste ihn noch einmal sanft auf seine Lippen.
[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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09-05-2023, 06:42 PM,
Beitrag #22
RE: Eichenhain östlich von Cheddar
Ich wusste, Niamh meinte es gut, weil sie mir Mut zusprach, aber gerade dadurch fühlte ich mich unzulänglich und schwach. Cathbad wäre vermutlich mehr als angeekelt von meiner Unsicherheit. Beinahe sah ich sein Gesicht vor mir, den abschätzigen Blick, das abfällige Schnauben, die Enttäuschung, die aus jeder Pore triefte. Ich verscheuchte das Bild und sagte mir wieder einmal, dass er keine Macht über mich und mein Leben hatte.

Nein, das hier, das war mein Leben. Es war dumm und gefährlich, was cih tat, aber es war mein Leben. Und noch nie hatte ich ein Mädchen gehabt, das wusste, wer und was ich war, und das dennoch bei mir sein wollte und sagte, dass es mich liebte. Vielleicht war ich zu dumm, es zu verstehen, aber ich fühlte zumindest, dass es richtig war.

Niamh bat mich, ihr den Kranz aufzusetzen. Ich setzte ihn also vorsichtig auf ihr verwuscheltes Haar und betrachtete sie dann einen langen Augenblick lang. Der helle Blumenkranz saß auf ihrem Haupt wie ein Brautkranz. Es fehlte nur das Kleid in den Farben ihrer Ahnen, und ein Schwert, das ich ihr überreichen könnte. Ich dachte wieder an das Band, das ich versucht hatte, wegzuwerfen, das aber zu mir zurück gekommen war. Es war irgendwo an meinem Gürtel in dem Kleiderberg neben uns.
Aber so nackt wie jetzt, mit den vereinzelten Hummeln, die um uns schwirrten und sich auch für die Blumen in ihrem Haar interessierten, sah sie einfach aus, wie aus einem meiner Träume. Nicht die gruseligen, sondern die von der Lichtung mit der rothaarigen Frau oder den Elfen. “du bist wunderschön“, sagte ich andächtig, ehe ich mich von dem Anblick losriss und mich nach meinen Kleidern streckte, bevor noch gänzlich idiotische Gedanken die Chance bekämen, an die Oberfläche zu gelangen.
“Ja, vielleicht wäre das ganz gut, wenn du dabei bist“, stimmte ich zu und zog mir mein Hemd über den Kopf. Meine Haare waren auch ein Durcheinander. Ich öffnete eben das Band, das mein Haar zusammenhielt, und kämmte es schnell mit den Fingern, ehe ich es wieder grob zusammenband. Das musste so reichen, für besseres hatte ich grade nicht das passende Werkzeug dabei. Also, eine Bürste. Aber aus irgendeinem Grund wollte ich ordentlich aussehen.
Ich brachte also meine Kleidung in Odnung und küsste auch Niamh noch einmal. Eigentlich wollte ich es kurz halten, aber irgendwie zog ich sie doch wieder an mich und küsste sie dann tief und innig, ehe ich mich von ihr lösen konnte. “Du verdienst eindeutig jemand besseren. Aber ich werde mich bemühen, deiner würdig zu sein“, sagte ich noch einmal und reichte ihr dann meine Hand, um mit ihr Hand in Hand zurück ins Dorf zu gehen. Wenn ich ihr sonst schon nichts bieten konnte, wollte ich wenigstens für diesen einen Tag, dass alle sahen, dass sie zu mir gehörte und unter meinem Schutz stand.
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
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09-05-2023, 09:59 PM,
Beitrag #23
RE: Eichenhain östlich von Cheddar
Ganz vorsichtig setzte er ihr den Kranz auf ihr Haar, das inzwischen nicht mehr ganz so ordentlich aussah, da sich einige Strähnen aus ihrer Frisur gelöst hatten. Doch das spielte keine große Rolle, denn der Kranz auf ihrem Haupt unterstrich nur ihr hübsches Aussehen. Louarn sah sie mit einem berührten Blick an und meinte dann, sie sei wunderschön. Niamh errötete leicht. Wenn sie Louarn gefiel, dann war es gleich, wie sie aussah.  Schließlich löste er seinen Blick und griff nach seinen Kleidern.

Nun, da er sich auch wieder sein Hemd überstreifte, zog auch sie wieder ihr Kleid an und verschloss es mit den bronzenen Fibeln. zum Schluss band sie noch den selbstgewebten Gürtel um ihre Taille, damit er ihr Kleid zusammenhielt. Gerne hätte sie nun ihr Spiegelbild gesehen um festzzustellen, wie der Kranz zu ihrem Kleid passte. In Louarns Augen war sie sicher vollkommen. Das genügte ihr.

Während die beiden sich weiter anzogen, schien Louarn wieder über ihr Angebot nachzudenken. Dass sie dabei war, wenn er mit Ceridwen sprach, schien ihm zuzusagen. Auch wenn sich Niamh nicht ganz sicher war, aber vielleicht konnte ihre Anwesenheit etwas beider Alten bewirken. Louarn wollte wohl einen guten Eindruck auf sie machen, denn es war ihm wichtig, dass seine Kleidung und auch sein Haar ordentlich aussahen.
Noch einmal küsste er sie. Doch dieser eine kleine Kuss war ihm nicht genug, denn er zog sie an sich und küsste sie noch einmal innig und leidenschaftlich. sie schloss ihre Augen und legte ihre Arme um ihn. Sie war so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Denn endlich war er bei ihr. Sie hielt ihn in ihren Armen und sie würde ihn nicht mehr freiwillig hergeben. Als er sich dann von ihr löste, versprach er ihr, sich ihrer würdig zu erweisen. "Ich möchte keinen Anderen, nicht um alles in der Welt! Ich will nur dich!" Sie nahm seine Hand und lief mit ihm zurück ins Dorf. Alle sollten es sehen! Er gehörte zu ihr und sie zu ihm!

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[Bild: 3_15_08_22_9_39_13.png]
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