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Einsamkeit am Fluss
08-07-2023, 10:48 PM,
Beitrag #11
RE: Einsamkeit am Fluss
Ich nickte, als er fragte, ob ich geflohen sei. Keine Ahnung, warum ich das Gefühl hatte, ihm vertrauen zu können. Er stellte zwar viele Fragen, aber ich glaubte nicht, dass er nicht zu denen gehörte, die geflohenen Sklaven nachjagten, um sie gegen Geld wieder ihrem Besitzer zurückzubringen. Hoffentlich lag ich da nicht falsch! "Ja, schon um die Mittagszeit. Ich habe mich den halben Tag in einem Stall versteckt. Erst als es dunkel war, habe ich mich nach draußen gewagt. Ich nehme an, mein Verschwinden ist schon vor Stunden bemerkt worden, " entgegnete ich und schaute ihn an. Im Mondschein konnte ich leider nicht jede seiner Regungen erkennen. Aber an seiner Stimme glaubte ich zu erkennen, das er kein falsches Spiel spielte. "Du wirst mich doch nicht verraten, oder?" Nein, das würde er nicht, denn er gestand mir, dass wir sozusagen vom gleichen Stamm waren. Seine Mutter war auch Silurerin gewesen und er war auch erst seit einigen Monaten hier. Aber vielleicht kannte er sich so gut aus, dass er wusste, wo es ein gutes Versteck gab.

Was er sagte, machte Sinn. Wenn es stimmte, was ich gehört hatte, wimmelte es inzwischen in unserem Stammesgebiet nur so von Römern. An allen möglichen Orten stampften sie ihre Lager aus dem Boden, um das letzte Aufbäumen der Krieger niederzuschlagen. Es war wirklich ein Jammer! Wenn alle so waren, wie der elende Tribun, der den Balventier wegen seines niederträchtigen Geschäftes aufgesucht hatte, dann würden sie uns alle zu Sklaven machen. Dann würden sie uns mit ihren Füßen im Staub zertreten.
"Du hast sicher Recht mit dem, was du sagst. In meiner Heimat werden sie mich als erstes suchen. Mir machte es nichts aus, ob ich es bequem habe, Bevor sie mich gefangen genommen und zum Sklaven gemacht haben, lebte ich schon einmal mehrere Jahre im Untergrund. Draußen in der Wildnis."  Ich wusste davon, was in Cheddar passiert war. Auch das Frauen vergewaltigt worden war. Wie ich gehört hatte, ging das wohl alles auf die Kappe dieses Tribun Ovidius. "Ich habe davon gehört! Und ich weiß auch, was sie als nächstes planen. Jemand muss die umliegenden Dörfer warnen. Ganz gleich, ob es Silurer sind oder nicht. Denn die Legion plant Strafexpeditionen, auch wenn es niemanden gibt, der bestraft werden müsste. Die wahre Grund ist, sie wollen unzählige junge Männer in die Sklaverei verkaufen, um sie als billige Arbeitskräfte in die Minen schicken zu können."
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08-08-2023, 12:57 PM,
Beitrag #12
RE: Einsamkeit am Fluss
Mittags geflohen und bis jetzt versteckt? Was hätte er wohl gemacht, wenn wir nicht Erwans Laden abgefackelt hätten? “Da hattest du ja echt Glück, dass heute alle beschäftigt sind“, meinte ich, ohne zu verraten, dass ich damit etwas zu tun hatte. Ich war nicht stolz darauf, was wir getan hatten, und letzten Endes war ohnehin nicht das Ergebnis dabei herausgekommen, das ich eigentlich erhofft hatte. Niamh wollte mich nicht mehr sehen, und ich fühlte mich einfach nur müde.
Er fragte, ob ich ihn verraten würde. “Was? Nein. Wenn ich könnte, würde ich der ganzen Mine dabei helfen, abzuhauen, und die Legionen mit einem kräftigen Arschtritt zurück übers Meer kicken“, meinte ich ehrlich, wenn auch übertrieben. An und für sich hatte ich gegen die normalen Römer nichts. Die waren Menschen wie wir anderen auch, die zwar etwas seltsame Ansichten hatten und sich seltsam kleideten, aber die meisten waren schon irgendwie in Ordnung. Aber die Legionäre, die Eroberer, die, die sich für bessere Menschen hielten, das waren die, gegen die ich zu kämpfen geboren worden war. Auch wenn mir das Schicksal nicht immer gefiel.

Ich schaute mir meinen neuen, silurischen freund an, als er meinte, er habe schon einmal jahrelang im Untergrund gelebt, und fragte mich sofort, wie alt er war. Älter als ich, das stand fest. Ich war schon am überlegen, ihm unsere Höhle erstmal anzubieten. Die war vielleicht nicht bequem, aber geschützt und trocken. Ich wusste nur nicht, was die anderen davon halten würden.
Aber dann sagte er etwas, was mich mit einem Mal hellwach werden ließ. Ich starrte ihn kurz an und war mir nicht sicher, ob ich mich nicht verhört hatte. Aber nein. “Woher weißt du das? Was weißt du?“ fragte ich eindringlich, während sich mein Kopf drehte und ich mich schon fragte, wem ich davon erzählen musste und was wir tun sollten. Denn das, was er sagte, das durfte nicht geschehen.
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Falke
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08-08-2023, 11:17 PM,
Beitrag #13
RE: Einsamkeit am Fluss
"Ja, das Feuer war die Gelegenheit“ Aber auch ohne Feuer hätte ich erst in der Nacht die Stadt verlassen." gab ich zurück. Aber ja, vielleicht hatten die Götter ihre Hand im Spiel. Vielleicht würde ich ja dieses Mal etwa mehr Glück haben. Der Fremde, der sich mir als Landsmann präsentiert hatte, versicherte mir, er würde mich nicht verraten, denn offensichtlich mochte er auch keine Römer. Das wollte ich ihm einfach einmal glauben. Vielmehr wollte er allen Minensklaven bei der Flucht helfen. Glaubte er etwa, ich sei Minensklave gewesen?
"Ich war kein Minensklave. Gut, eine Woche war ich dort. Dann hatte ich Glück und der Minenbesitzer holte mich in sein Haus. Aber aus den Minen kommst du nicht einfach so heraus. Sie sind dort den ganzen Tag angekettet. Selbst nachts. Es gibt so gut wie keine Möglichkeit zur Flucht. Außerdem werden die Minen und die Baracken, in denen die Arbeiter hausen, Tag und Nacht bewacht." Diejenigen, die in die Minen geschickt wurden, verreckten für gewöhnlich auch dort nach wenigen Monaten. Ich war wohl einer der wenigen, der ihnen entrinnen konnte.

Der Fremde spitzte die Ohren, als ich von den Plänen der Legion erzählte. Er wurde geradezu hellhörig! Da wunderte mich nicht, denn schließlich waren das keine Informationen, die so nebenbei auf der Straße aufschnappte.
"Ich habe sie aus dem Mund eines gewissen Tribun Ovidius Decula gehört. Er besuchte den Balventier in seinem Haus und machte ihm ein Angebot. Hundert Sesterzen pro Mann. Er sprach davon, unzählige Sklaven durch die Strafexpeditionen  zu bekommen, die er in naher Zukunft durchführen wollte."
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08-09-2023, 07:50 PM,
Beitrag #14
RE: Einsamkeit am Fluss
Er war in der Mine gewesen und wusste, wie es dort aussah? Das würde sicherlich Dunduvan interessieren, wenn der immer noch vorhatte, das blöde Ding zu fluten. Aber erstmal mussten wir wissen, wie wir die Sklaven befreien könnten, denn die sollte unser Anschlag ja nicht treffen. Jetzt, wo Ciaran aber bewiesen hatte, dass er dieses Feuer-Dingens wirklich gebändigt hatte, würde Dunduvan ganz sicher weitermachen wollen. Ich überlegte schon, wie ich meinen neuen Freund davon überzeugen könnte, mit ihm zu reden und uns alles zu verraten, als er das mit der Strafexpedition gesagt hatte und das andere alles erstmal unwichtig wurde.
Ich konnte nicht mehr so friedlich dasitzen und kam mit einer schnellen Bewegung auf die Knie, um – wie hieß der Kerl eigentlich? - am Arm zu greifen und eindringlich anzusehen.“Was hat er gesagt? Ich muss es ganz genau wissen. Hat er gesagt, wohin sie gehen wollen? Wie viele Männer?“ Wenn er so viele Gefangene nehmen wollte, würde die ganze Legion wohl ausrücken müssen. Aber warum? Es war hier so friedlich, dass Dunduvan schon nervös wurde. Wir hatten noch nichts getan, außer das mit Erwan, und davon konnte dieser Tribun Ovidius ja bis vorhin nichts gewusst haben. Also wollte er ganz bewusst Unschuldige in die Sklaverei verkaufen. Und das durften wir auf keinen Fall zulassen.
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Falke
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08-11-2023, 03:15 PM,
Beitrag #15
RE: Einsamkeit am Fluss
Ich hatte ja mit allem gerechnet, doch als ich ihm von den Strafexpeditionen der Legion erzählte, hielt ihn nichts mehr! Er schwang sich regelrecht auf seine Knie und bedrängte mich, indem er nach meinem Arm griff. Ich dachte schon, ich wäre ihm auf den Leim gegangen, weil er in Wirklichkeit ein römischer Spion war und er mich nun überwältigen wollte, weil ich mich als geflüchteter Sklave zu erkennen gegeben hatte. Aber stattdessen wollte er nur ganz genau wissen, was der Tribun gesagt hatte.

"Er sagte nichts genaues, nur dass seine Männer sehr bald zuschlagen würden. Im keltischen Hinterland, was immer er damit meinte. Er faselte etwas von Militärgeheimnis. Aber er war sich sicher, eine große Zahl an Männern.  versklaven zu können. Auch über die Gründe verlor er kein Wort. Aber mal ehrlich, brauchen die Römer immer einen Grund, wenn sie uns drangsalieren wollen?" Diese Schweine fanden immer einen Grund, womit sie sich  und ihr Tun rechtfertigen konnten. Widerwärtiges Pack!

"Aber warum willst du das alles so genau wissen? Und wie heißt du eigentlich? Kämpfst du etwa auch gegen die Römer? Kann ich mich dir anschließen? Ich habe noch ein paar Rechnungen mit ihnen offen!" Oh ja, ich war voller Hass und wollte Rache! Für alles, woran sie die Schuld trugen.
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08-12-2023, 10:40 AM,
Beitrag #16
RE: Einsamkeit am Fluss
“Sonst nichts?“, drängte ich den Mann, sich noch einmal ganz genau zu erinnern, ehe ich aufstand und nach meinen Pferd pfiff. Der Braune hörte nicht immer, wenn ich ihn rief, aber heute hatte er Gnade und antwortete zumindest mit einem wiehern, damit ich ihn gleich fand. Dunduvan und die anderen sollten das erfahren. Ich war schon fast auf dem Weg, als mir einfiel, dass ich keine Ahnung hatte, wo alle waren. Alun war wahrscheinlich bei seinem Mädchen, Calum schmollte und stellte hoffentlich nichts blödes an, Cinead brachte Niamh sonst wohin, Ciaran… das wussten die Götter allein und Dunduvan passte dabei hoffentlich auf ihn auf. Und durch die Nacht auf gut Glück zur Falkenhöhle zu reiten grenzte auch dezent an Selbstmord, im Wald würde ich nichts mehr sehen und mein Pferd sich nur was brechen. Es gab Gründe, nur tagsüber einen Wald zu betreten. Ich fluchte leise.
Der Fremde unterdessen wurde auch munterer und fragte mich, ob ich gegen die Römer kämpfte und ob er sich anschließen könnte. Eine gefährliche Frage, für uns beide. Die Römer schickten zu uns immer wieder Spione, die sich einschleichen sollten, so wie wir uns ja auch bei ihnen einschlichen. Blind zu vertrauen war häufig tödlich. Aber ich vertraute… wie hieß er eigentlich? Mich fragte er dasselbe.
“Ich heiße Louarn. Und du?“ fragte ich ihn und ging zu meinem Pferd, um aufzusitzen. Dann streckte ich ihm die Hand entgegen, um ihm anzudeuten, dass ich ihm auf das Pferd helfen wollte, damit er mit mir mitreiten würde. “Wir müssen das ein paar Leuten erzählen. Aber nicht heute Nacht. Ich bringe dich nach Cheddar zu einem Mann namens Boduognatus. Er wurde im letzten Krieg von den Römern fast getötet und steht auf unserer Seite. Du kannst ihm vertrauen.“
Ja, mir war klar, dass ich einige Fragen nicht so wirklich beantwortete. Aber meine Taten sprachen wohl genug für sich, ohne dass ich irgendwas verriet. Der Kerl war clever genug gewesen, den Römern zu entkommen, er würde auch clever genug sein, das zu verstehen.
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Falke
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08-14-2023, 01:42 PM,
Beitrag #17
RE: Einsamkeit am Fluss
Der Fremde drängte mich, noch mehr zu berichten. Aber es gab nichts mehr zu berichten. "Nein, leider nicht! Ich habe mir jedes einzelne Wort dieser Mistkröte gemerkt." Jede einzelne seiner Bemerkungen, mit denen er mich versucht hatte, zu demütigen. Ich hoffte, die Götter würden mir die Gelegenheit geben, dass der Kerl mir noch einmal über den Weg lief. Dann würde sein letztes Stündlein schlagen!

Der Fremde hatte nicht auf meine Frage geantwortet, doch sein Handeln sagte mir, dass er zumindest etwas gegen die Römer und deren Pläne unternehmen wollte. Er pfiff nach seinem Pferd, das sich mit einem Wiehern bemerkbar machte. Offenbar wollte er die Informationen, die ich ihm gegeben hatte, sofort weitergeben. Vielleicht konnte so etwas gegen das Vorhaben der Römer getan werden. Wenn er oder derjenige, dem er die Informationen geben wollte, noch Unterstützung brauchte, konnte er auf mich zählen.

Seinen Namen aber verriet er mir und fragte dann gleich darauf nach meinem. "Ich heiße Madoc," sagte ich Louarn. Er stieg auf sein Pferd und bot mir seine Hand, um auch mir aufzuhelfen. Nach Cheddar wollte er reiten. Zu einem gewissen Boduognatus, der in der Schlacht gegen die Römer fast getötet worden wäre, wie er mir sagte. Louarn versicherte mir auch, ich könne ihm vertrauen. Morgen dann, wollte er die Informationen dann an ein paar andere Leute weitergeben. "Gut! Dann nichts wie hin nach Cheddar," sagte ich und war froh, dass ich fürs Erste einen Unterschlupf hatte.
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