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Cubiculum | Das Reich des Narcissus
08-07-2023, 03:14 PM,
Beitrag #11
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
Narcissus schien offensichtlich gerne Modell zu stehen. Und ja, seine Anmut und Schönheit verdienten Unsterblichkeit, auch wenn sie beide, Saturninus und Narcissus, schon längst zu Staub zerfallen waren. Aber Saturninus wollte nicht an Staub denken, sondern eher daran, den Jüngling zu küssen und mit seinen Lippen die harten Muskeln und den Leib des anderen zu erkunden:
" Saphire. Deine Augen verdienen zwei funkelndblaue Saphire. Ich denke jedoch, es werden eher gleich zwei Statuen werden", keuchte er: "Eine dachte ich für Tribun Iulius Cato zu seiner Eheschließung, aber warum soll er die ganze Freude alleine genießen? Ich will auch eine! Ein Guss aus Bronze, so kühl und glatt wie deine Haut",
Narcissus versprach ihm gerade ungeahnte Höhenflüge. Es war schön, jung zu sein, zu leben und zu lieben!
"Mit dir würde ich selbst in die Subura gehen", schwärmte Saturninus: "Aber erst einmal kommst du Morgen früh zu mir in die Villa Furia! Mein Sklave Scaevus wird von dir die Zeichnungen anfertigen, die nötig sind. Abbildungen in jeder Pose. Ich werde auch da sein und zusehen!" Die Vorfreude zeichnete sich deutlich ab, da Saturninus nun seine Tunika auszog. Scaevus jedoch, der ausschließlich auf Männer stand, würde vermutlich glatt die Zeichenkohle aus der Hand fallen, wenn er Narcissus ansichtig wurde.
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
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Honoratior von Iscalis
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08-09-2023, 11:44 PM,
Beitrag #12
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
"Saphire gleich? Du mein Liebster lässt dich ja wahrlich nicht lumpen." Wenn Narcissus eines konnte, dann so sprechen, dass es sich nicht nach Arschkriecherei anhörte. Sicher, er konnte flirten. Doch seine oftmals unflätige und offene Ausdrucksweise wirkte ehrlich - und war dies auch oft genug. Seiner Stimme schwang stets eine Art von Witz mit, ganz wie ein leiser freundschaftlicher Spott oder ein unanständiger Scherz, durchzogen von einer gewissen Lebensfreude, die er für sein Gegenüber spürbar machen wollte. Das Ruchlose und doch Sinnliche.
Er baute engen Körperkontakt auf. Ihre Worte flüsterten sie fast, da ihre Gesichter einander so nah waren. Saturninus' Schwärmerei hörte sich fast an wie ein LIebesschwur, doch Narcissus erkannte es als die Art patrizischer Männer, wahre Schönheit zu bewundern und zu umwerben. Sie sehnten sich nach der Illusion, die einzigen zu sein, die diese Schönheit berühren durften und Narcissus mochte diese Illusion auf. Sex machte Spaß und umso mehr, wenn man dabei die liebevolle Zweisamkeit spürte - wenn uch nur für eine kurze Zeit.
"Und ich würde mit dir überall hingehen, wo du willst", seufzte er leise, bevor er kichern musste, denn der Furier plante schon den nächsten Tag - dabei galt es doch erst einmal, die Nacht zu genießen.
"Schnell und großzügig. Also schön, mein Herr. Du bist der Boss. Und weil du so großzügig bist, sollst du alles bekommen, was du verdienst, edler Furius.
Nicht ahnend, dass er morgen schon einen armen Sklaven verrückt machen würde, nahm er Saturninus den Stoff seiner Kleidung aus der Hand und warf diesen mit unschuldiger Miene achtlos in die entfernteste Ecke des Zimmers, bevor er sich an diesen bewundernswert athletischen Leib schmiegte. Kunden die so ansehnlich waren, waren leider nicht so häufig wie er gern hätte und die, die es waren, waren entweder komisch oder unhöflich. Oh, bei Cato mochte er dessen herrische Art, denn er verstand es, ihn anzumachen. Andere waren schlichtweg grob und flegelhaft und dachten, sie konnten mit ihm machen was sie wollten.
Doch Saturninus, ach je. Den würde er heute Nacht lange nicht gehen lassen.
Er schlang seine Arme um den Hals seines neuen Kunden und küsste diesen leidenschaftlich, während er sich mit ihm in die Laken fallen ließ.
[Bild: 1_26_01_24_4_36_43.jpeg]
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08-13-2023, 04:36 PM,
Beitrag #13
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
Narcissus hatte gehalten, was seine Anmut versprochen hatte und Saturninus eine unvergessliche Nacht beschert. Er war in der Tat ein Wunder, so wie wenn eine Rose auf einem Misthaufen heranwächst, eine brisante Mischung aus göttlicher Schönheit und Vulgarität aus der Gosse. Aber da war auch Verstand, und Saturninus sagte einmal zu ihm: "Würde man dich in Rom in eine Toga stecken, so würden die höchsten Kreise deine Gesellschaft suchen" Vespasian, so wie er ihn einschätzte, weniger, aber die Prinzen Titus und Domitian umgaben sich gerne mit schönen Menschen -  besonders der Ältere von Beiden,Titus. 
Nun musste sich Saturninus losreißen und nach Hause zurück, aber es blieb die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen:
"Lebe wohl, mein goldener Narcissus", verabschiedete er sich: "Oder nicht Lebe wohl, ich hoffe doch, dass du Morgen zum Modellstehen kommst*" Und nicht nur zum Modellstehen....
Saturninus lachte, als er sein Gewand suchte und es zusammengeknüllt unter einem Stuhl fand . Es sah aus, als hätte er es in seinen Hintern gesteckt, was er definitiv nicht hatte. Er ließ sich seinen Mantel holen und zog sie über die Tunika.  Dann nahm sich noch einen Kuss von seinem Schönen, und dann war diese Nacht leider wirklich zu Ende.


* Komme wann immer Du möchtest, zur Villa Furia  Heart

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Honoratior von Iscalis
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03-18-2024, 06:37 PM,
Beitrag #14
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
Nachdem die Situation mit Owain so richtig aus dem Ruder gelaufen war und auch mit Saturninus alles andere als so gelaufen war, wie ich mir das vorgestellt hatte, stand mein Entschluss, was ich tun sollte, im Grunde fest. Ich würde nach Londinium gehen und mir dort den reichsten Witwer suchen, dessen ich habhaft werden konnte. Dann würde ich ihn um meine Finger wickeln, bis er mich heiratete und meine Tochter adoptierte, und dann würde ich nur noch warten müssen, bis ich ihn beerbte, und alles wäre gut. Mein Kind hätte einen guten, römischen Namen und alle Möglichkeiten, die damit verbunden waren, und nach diesem ganzen Debakel hier in Iscalis wollte ich einen wirklichen Neuanfang. Ohne meine Mutter, ohne Owain, ohne Furius Saturninus. Ich wollte endlich frei sein. Und der Preis dafür war in meinen Augen eher gering.

Wen ich allerdings nicht einfach hinter mir lassen wollte, war Narcissus. In all den Jahren war er immer für mich da gewesen, in meinen scheinendsten und meinen dunkelsten Momenten, und ich liebte ihn, auf meine Weise. Nicht auf diese verrückte, zerstörerische Art, wie ich Owain geliebt hatte, aber tiefgründiger und beständiger. Und ich wollte ihn nicht einfach so verlassen. Von allen Menschen täte es mir am meisten weh, ihn zu verletzen.
Weshalb ich jetzt auch hier stand. Das Kind war bei der Amme, und ich hier. Ich klopfte bei ihm an die Tür, weil ich mir ziemlich sicher war, dass er gerade in seinem Zimmer war, und steckte vorsichtig den Kopf rein. “Narcissus? Bist du da? Hast du einen Moment für mich?“
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03-18-2024, 08:53 PM,
Beitrag #15
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
Es dauerte eine Weile und von innen war ein langgezogenes Stöhnen zu hören. Die Tür öffnete sich langsam.
Narcissus hatte sich eine Decke um die Hüfte gezogen und blinzelte gegen das Licht.
"Ach... T'schuldige. Verschlafen? War'n langer Abend", sagte er mit einem Gähnen. "Aber für dich habe ich doch immer Zeit, meine Liebe. Komm rein."
Er stapfte wieder hinein, griff sich seine Kleidung und schlüpfte hinein, um Aglaia nicht gegenüberzusitzen wie ein Heckenpenner. Er streckte sich und fühlte sich nun schon viel wacher.
"Was kann ich für dich tun? Entspricht die Amme nicht deinen Erwartungen? Ich könnte nach einer anderen suchen?"
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03-19-2024, 03:05 PM,
Beitrag #16
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
Narcissus quälte sich aus dem Bett und behielt erstmal die Decke um, ehe er sich anzog. Ich beobachtete das Schauspiel leicht amüsiert und lehnte mich locker gegen die Wand dabei. “Also wegen mir hättest du auch nackt bleiben können“ neckte ich ihn ein wenig, um der Situation den ernst von Anfang an vielleicht ein wenig zu nehmen. Aber mal im ernst, wir beide hatten wahrscheinlich einander schon öfter nackt und in weit verfänglicheren Posen gesehen, als ich zählen konnte. Da musste er sich für mich gerade echt nicht schick machen.

Aber ewig rumflaxen konnte ich auch nicht. Und das Gespräch würde nicht angenehmer, wenn ich es vor mir herschob. Also fasste ich mir ein Herz und fing an. “Zwischen Owain und mir ist es vorbei. Ich würde vielleicht nicht soweit gehen, zu sagen, dass Mutter recht hatte, aber… naja, es war eine Kinderei, und jetzt ist es vorbei. Deshalb wollte ich mit dir reden. Zum einen, damit du es nicht als letzter erfährst, und zum anderen, weil ich...“ Ich atmete langgezogen aus und löste mich von der Wand, um zu seinem Bett zu schlendern und mich dort auf die Kante zu setzen. “Ich hab hier keine Zukunft mehr, Narcissus. Und es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dich überhaupt hier her geschleppt habe. Du hattest in Rom kein schlechtes Leben, und nur, weil mein Leben ein einziges Chaos ist, wurdest du da herausgerissen. Und wenn ich gehe, dann hab ich das Gefühl, als würde ich dich hier allein lassen mit meinem Scheiß, und das ist nicht gerecht, und das weiß ich. Aber ich muss hier weg gehen, damit mein Kind die Chance auf eine Zukunft hat. Und ich verstehe, wenn du deshalb stinksauer auf mich bist. Die Götter wissen, wenn es umgekehrt wäre, wäre ich stinkwütend.“
So, jetzt war es raus. Und ich hoffte, dass seine Reaktion deshalb nicht zu schlimm werden würde.
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03-19-2024, 10:18 PM,
Beitrag #17
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
"Na, du bist jetzt eine anständige Frau. Da will ich dich doch nicht in Versuchung führen", neckte Narcissus zurück, nicht ahnen, welcher olympische Blitz ihn gleich erschlagen würde.
Denn Aglaia hatte einiges, ja wirklich einiges zu erzählen. Fassungslos hörte er zuerst zu, wie sie ihm erklärte, dass mit Owain Schluss war, dass die Sache eh keine Chance gehabt hatte und dass... dass sie gehen würde.
"Du... Du willst", sagte er und fand doch keine Worte. "Aber... Aber das..."
Nein, er musste sich setzen. Für diese Neuigkeit war er eindeutig zu nüchtern. Atemlos ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte seine Freundin an als habe die ihm gerade den Weltuntergang prophezeit. Mehrmals setzte er an, um etwas zu sagen. Doch es wollte nicht so recht klappen. Er war sauer. War er sauer?
Er wusste es nicht. Verzweifelt. Das schon eher. Und noch viele andere Dinge.
"Wegen... Wegen Owain? A-Aber was heißt du hast keine Zukunft? Nur wegen ihm? Oder Saturninus? Hier gibts haufenweise Männer und... und... Wirst du deine Tochter etwa von ihm wegbringen?"
Er wusste nicht, warum er ausgerechnet das zuerst sagte. Denn es quälten ihn da noch ganz andere Ängste. Er lief weiß an.
"Du... Du kannst mich doch nicht allein lassen", sagte er und musste an sich halten, nicht laut loszuheulen. Seine Stimme klang jetzt schon erstickt. "Mit... Mit deiner Mutter und dem Alten, was... Was soll ich hier ohne dich? Nimm... Nimm mich mit!", sagte er, auch wenn sein Herz einen schmerzhaften Sprung machte - Das Wort "Neuanfang" war ziemlich eindeutig.
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03-21-2024, 08:38 PM,
Beitrag #18
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
Natürlich reagierte Narcissus geschockt. Und es tat mir ja auch leid. Wirklich leid. Angenehm war es trotzdem nicht, erst recht nicht, als seine erste wirkliche frage quasi war, ob ich meine Tochter von Owain wegbringen wollte. Aber ich hatte mich für dieses Gespräch gewappnet, also nickte ich. “Mir bleibt keine andere Wahl. Er hat klar gemacht, dass er sie zur Keltin erziehen würde. Du und ich, wir kennen Rom. Wir wissen, welche Mittel und Möglichkeiten Rom hat, und wir wissen, dass die Aufstände hier zu nichts führen können. Ich kann nicht zulassen, dass er seine Tochter zu etwas erzieht, das ihr nur Nachteile bringt, nur weil er zu stur und stolz ist, das zu tun, was das beste für sie ist“, stellte ich ganz sachlich klar, auch wenn diese Erkenntnis weh tat. Ich hatte gedacht, dass er inzwischen das römische Leben wirklich hätte akzeptieren können. Dass er sich sogar freuen könnte, wenn seiner Tochter so viele Möglichkeiten offen standen. Auch wenn wir dafür ein wenig getrickst hatten, aber das war niemandem aufgefallen, also war es auch nicht wichtig. Aber ich hatte mich schmerzlich geirrt, und es gab keinen Weg, wie ich ein Leben unter wilden Barbaren, die mich und mein Kind allesamt massakrieren wollten, akzeptieren könnte, oder das auch nur im mindesten unterstützen könnte.

Und dann platzte es aus Narcissus heraus. Ich konnte es an seiner Stimme hören, wie verzweifelt er war, und verdammt, das tat mir weh. Ich wollte ihm doch nicht weh tun! In all den Jahren hatte ich das nie gewollt, da wollte ich jetzt nicht damit anfangen, und ich wischte mir auch Tränen aus den Augenwinkeln. Und dann umarmte ich ihn einfach fest, da wir ja sowieso nebeneinander saßen, und konnte ein paar Tränen nicht ganz unterdrücken. Aber ich war sehr stolz auf mich, dass ich sie leise verlor und nicht heulte.
“Ich kann das nicht von dir verlangen, Narcissus. Du bist schon einmal mit mir gekommen und hast alles zurückgelassen. Du weißt, dass ich dich liebe und du immer einen Platz bei mir haben wirst, wenn du das willst. Aber ich weiß nicht, ob du verstehst, was ich vorhabe.“
Ich löste mich ein wenig von ihm und küsste ihn sanft auf die Stirn. “Ich werde nicht mehr als Hetäre arbeiten, wenn alles gut läuft. Ich hab vor, mich durchzuschwindeln. Ich such mir einen reichen Kerl, der dumm genug ist, mich zu heiraten, weil er nichts von meiner Vergangenheit weiß und den ich um den Verstand vögle, dass ihn eine Mitgift nicht großartig schert. Verstehst du, Narcissus? Ich kann nicht von dir verlangen, hier alles zurück zu lassen, nur um dann mein guter Freund zu sein, den ich sehr gerne und mit Freude zu mir zu Besuch einlade, dessen Beruf mein Mann aber hoffentlich nie erfahren wird.“ Und ja, das war auch für mich verdammt hart. Aber ich wollte, dass mein Kind eine Zukunft hatte. Eine echte Zukunft mit echten Möglichkeiten. Nicht das, wozu meine Mutter mich gezwungen hatte. Nciht das, was Owain sich vorstellte. Sondern die Chance auf ein echtes Leben in Wohlstand, mit Einfluss, einem angesehenen Ehemann, Macht sogar. Was ich dafür von meinem Leben opfern musste, erschien mir als kleiner Preis.
Hätte ich Owain weiter vertrauen können, meine Pläne wären kleiner gewesen. Sehr viel kleiner. Aber nachdem er mir so das Herz gebrochen hatte, sah ich keinen Grund, warum ich mit weniger zufrieden sein sollte, wenn ich ohnehin so oder so würde leiden müssen.
“Ich würde dir aber meine Anteile hier anbieten, dass du in unser beider Namen hier wirtschaften und agieren kannst. Wenn du willst, heißt das. Du wärst gänzlich unabhängig von meiner Mutter und allem und dein ganz eigener Herr.“ Denn das war ich ihm auf jeden Fall schuldig. Wenn er sich dazu entscheiden würde, hier zu bleiben, sollte er ein formidables Leben führen können, ohne irgendjemandem Rechenschaft zu schulden. Erst recht nicht meiner Mutter.
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03-24-2024, 08:12 PM,
Beitrag #19
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
Narcissus war niedergeschlagen. All dies war für ihn eine Hiobsbotschaft, denn Aglaia war das einzig Gute in seinem Leben gewesen. Der dunkle Dunst seiner Vergangenheit war nichts als ein Abgrund, den zu vergessen er suchte. Erst Aglaia hatte ihm dies ermöglicht.
"Aber... Aber das ist doch alles nicht sicher! Reicher Ehemann? Aglaia, meinst du das ernst?", fragte er unter Tränen, denn sie hatte ihn mit dieser Neuigkeit sehr geschockt.
Sollte dieser Plan je wahr werden, dann stimmte es wohl. Seine Bekanntschaft würde sie behindern. Sie, die für ihre Tochter alles aufgeben wollte. Sie wollte ihm sogar ihre Anteile überlassen. Er hatte sich nie beklagt, denn er hatte gut verdient und es zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Hier bot sie ihm nachhaltige Sicherheit. Eine Geste, die er zu schätzen wusste und die ihn doch nur wenig zu trösten vermochte.
"Nur vorübergehend", sagte er leise. "Falls du doch jemals zurückkommst, dann wird das Haus auf dich warten. Ich... Ich weiß nicht, was ich sagen soll..."
Er hatte sich trotz der knautschigen Natur des kleinen Würmchens irgendwie vorgestellt, sowas wie der lässige Onkel zu sein, der ihr später einmal heimlich Süßigkeiten kaufte, wenn Mama Nein gesagt hatte. Nun würde er es wie seine Mutter wohl nicht wiedersehen.
Narcissus sackte etwas in sich zusammen. Das machte ihn alles so müde. Es war ein naiver Wunschtraum, einen Mann zu finden, der sie und das Kind lieben würde, sie heiraten und glücklich machen würde. Was hatte Owain nur angestellt, dass er es so versaut hatte?
"Aber du... du bist meine beste Freundin", schluchzte er. "Was mach ich ohne dich?"
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03-25-2024, 06:31 PM,
Beitrag #20
RE: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
Meinte ich das ernst? Ich atmete einmal tief durch. “Es ist die beste Chance, die ich habe, um unabhängig zu bleiben. Hier würden meine Mutter und Saturninus nur beständig weiter druck auf mich ausüben und mir meine Arbeit unmöglich machen. Owain würde versuchen, Einfluss auf unsere Tochter zu nehmen und sie zur Wilden zu machen. Ich muss hier weg, Narcissus. Ich wünschte, es wäre alles anders, aber ich kann nicht hier bleiben“, sagte ich, und auch meine Stimme war belegt. Es war ja nicht so, als ob ich von ihm weg wollte. Als ob ich mir das alles mit Owain nicht anders gewünscht hätte. Aber die Dinge waren eben, wie sie waren. Und ich hatte nicht die Energie, gegen zwei Männer und für meine Tochter zu kämpfen.

Aber Narcissus willigte ein, meine Anteile zu übernehmen, auch wenn er meinte, es sei nur vorübergehend. Wir wussten es beide eigentlich besser. Trotzdem war ich irgendwie gerührt davon. Ich rückte etwas näher zu ihm und legte meinen Kopf an seine Schulter, wie ich es unzählige Male getan hatte, wenn wir beide gegenseitig den Trost des anderen brauchten. “Du bist auch mein bester Freund“, sagte ich, und hoffte, dass man die Tränen in meiner Stimme nicht hörte, zumindest nicht zu sehr. Ich wollte das alles hier nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon war.
Ich wischte mir also die Tränen aus den Augen, blickte auf und gab Narcissus einen sanften Kuss, wie ich es auch sonst schon unzählige Male getan hatte. Nicht unbedingt einen brüderlichen Kuss auf die Wange, sondern einen richtigen, aber sanften. Und wieder einmal stellte ich fest, wie viel einfacher die Welt wäre, wenn ich mich in ihn so verknallt hätte wie in Owain. Aber ihn liebte ich anders.
“Du wirst auf Feiern gehen, und tanzen, und alle bezaubern, und einen riesigen Batzen Geld verdienen. Du wirst dir irgendwen suchen, der dich gut aushält und mit Geschenken überhäuft, und du wirst Spaß an deiner Freiheit haben. Genau das wirst du tun. Weil du dir deine Freiheit und deinen Wohlstand verdient hast“, antwortete ich also auf die Frage, was er tun sollte. Denn ja, ich wünschte Narcissus ein schönes leben, in dem er keine Kompromisse eingehen musste und sich nicht irgendeinem Kerl unterordnen musste. Er hatte es mehr als verdient.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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