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Normale Version: Cubiculum | Das Reich des Narcissus
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Passend zu jemandem, der sich den Namen eines der schönsten Männer im griechischen Mythos gibt, ist das Zimmer alles andere als schäbig eingerichtet. Dominant ist natürlich die weite Bettstatt, in der man sich verlieren möchte und die von roten Vorhängen eingerahmt ist. Ein kleines Fenster über Kopfhöhe lässt frische Luft herein, ohne Einblick zu ermöglichen.
Um das Bett herum, das in einer runden Mulde, zwei Treppenstufen abwärts ruht, befinden sich auch eine kleine Sitzecke mit Polstern, bequemen Stühlen und einem Tischchen, gleich daneben noch ein verziertes und nicht zu großes Kohlebecken.
Es gibt einen Schreibtisch in der gegenüberliegenden Ecke, weit weg vom Bequemen, wo stets ein paar Unterlagen bereitliegen (sensible Dokumente werden natürlich stets sorgfältig vor neugierigen Besuchern weggeschlossen), die nicht selten auch interessante politische oder gesellschaftliche Details beinhalten. Meist finden sich hier jedoch auch prosaische oder poetische Werke, denn als Kurtisan will man schließlich nicht nur gut aussehen, sondern auch gebildet wirken.
"Und hier sind wir, verehrter Herr Furius", sagte Narcissus und ließ den Besuch ein. "Ich hab mir erlaubt, meine Privaträume aufzutun, um die Uhrzeit sind die Geschäftsräume oftmals gut besucht und... laut." Er hatte zwar wenig Lust, den vorwitzigen Politiker in seine Privaträume zu lassen, wo sich teils noch Schreiben sensiblerer Natur befanden, gleichzeitig jedoch wollte er Aglaias Liebling nicht verschmähen, sonst gab es noch Ärger.
"Wein? Ich nehme an, wir können es uns auch nett machen", sagte er und streifte seine Sandalen ab. Die Tunika folgte als nächstes. Den Lendenschurz ließ er noch, wo er war, aber man konnte den Kunden ja schonmal anheizen. "Setz dich doch, wo immer du magst."
"Die Einrichtung deines Reichs zeigt Geschmack, Narcissus", lobte Saturninus:
"Wein für uns beide wäre nicht schlecht"  Er warf sich aufs Bett, das unter seinem Gewicht nachgab und wippte. Da er schon an der Tür in Hausschuhe geschlüpft war, konnte er sie abstreifen. Er legte sich hin und stützte seinen Ellenbogen auf, als läge er auf einer Kline zu Tisch. Er konnte den Blick nicht von Narcissus wenden:
"Zieh dich aus und lass dich ansehen!", sagte er bestimmend und nach einer kleinen Weile etwas sanfter: "Bitte"
Narcissus nahm das Kompliment mit einem bescheidenen Kopfnicken an. Währenddessen schüttete er den Wein in einen verzierten Becher, ehe er sich umwandte. Der ehrenwerte Saturninus hatte es sich bereits bequem gemacht, ganz als sei dies sein eigenes Reich statt jenes des Gastgebers. Doch Narcissus beschwerte sich nicht. Dafür war es schließlich da. Und wer bezahlte, bestimmte auch.
Und das tat der Gast auch, wenngleich er schnell relativierte. Narcissus jedoch bekam eine leichte Gänsehaut davon.
"Schön, wenn du es verlangst, dann muss ich es wohl tun", antwortete er verschmitzt und kam näher. Mit langsamen Bewegungen schien es fast als sei er ein Tänzer und seine Berührung war sanft, als er Saturninus' Hand in die seine nahm und den Becher hineinlegte. Er ging sicher, so wenig Platz wie möglich zwischen ihnen zu haben, als er seine Daumen zwischen Haut und Stoff legte und langsam auch diesen hinunterzog. Er hatte noch nie Gründe gehabt, sich zu schämen und als der Lendenschurz achtlos zu Boden fiel, setzte sich der Kurtisan gleich neben seinen Gast.
"Ich hoffe, ich entspreche deinen Vorstellungen", sagte er mit einem Lächeln.
"Mehr als das", erwiderte Saturninus: "Bitte drehe dich einmal um dich selbst. Wie sich das Kerzenlicht auf deinen Flanken bricht....", er hielt nun nicht an sich und fuhr Narcissus mit einer Hand über seinen glatten Hintern:
"Exquisit", murmelte er: " In der Disziplin Zartheit trägt Aglaia vermutlich den Sieg davon, doch in der Disziplin Formvollendung müsste ich tatsächlich euch beide nebeneinander sehen, um ein unparteiischer Schiedsrichter zu sein. Sage einmal, Narcissus, bist du schon einmal einem Künstler Modell gestanden? Ich hätte da einen Einfall für eine kleine Bronzestatue. Ein guter Bekannter von mir wird sich bald verloben, und das wäre ein gutes Geschenk für ihn, da er der männlichen Schönheit mehr als nur nicht abgeneigt ist", 
er lächelte nun und streichelte Narcissus weiter: "Solche Schönheit verdient es, hofiert und nicht behandelt zu werden, wie ein Sklave. Welches Geschenk würdest du dir von mir wünschen?"
Hetären bekamen kostspielige Geschenke. So war es üblich. Saturninus wollte Narcissus, der ihm so schön und gleichzeitig frech und etwas zynisch erschien, gerne seiner Sammlung erotischer Abenteuer einverleiben. Doch er war durchaus auch bereit, dem Jüngling Vergnügen zu schenken. Er fand es am schönsten, wenn beide sich an der Liebe erfreuten.
Nun hörte Saturninus den Kurtisan doch lachen, von Schmeichelei und Amüsement geprägt, als er sich nach dessen Bewunderung seiner Rückseite wieder auf dem Rücken räkelte.
"Ich weiß nicht, ob ich sonst schon einmal so süße Komplimente bekomme. Du hast ja wirklich eine silberne Zunge, schöner Furius."
Sanft legte Narcissus eine Hand an die Wange seines Gasts und zeichnete dessen Züge nach.
"Mich hat noch nie einer gemeißelt. Wenn du jemanden kennst, so will ich deinem Freund die Freude doch machen. Du kannst ihm dann ja sagen, wo er das Modell seines neuen kleinen Schatzes finden kann."
Furius Saturninus wusste eindeutig, zu umgarnen und zu sagen,w as man hören wollte. Narcissus musste zugeben, dass er wirklich verdammt charmant war, trotz der eindeutigen Arroganz, die er ausstrahlte.
"Geschenk? Dabei hast du dich dch noch gar nicht davon überzeugt, was ich so alles kann. Aber sprich nur weiter so wunderbare Komplimente, das ist ein guter Anfang. Bei allem anderen darfst du mich überraschen."
Der nackte Jüngling richtete sich auf und wagte es erneut, dem Furier einen Kuss zu geben, diesmal von Zartheit und Verlangen geprägt, statt einer höhnische Herausforderung. Auch wenn ihm wirklich nicht klar war, warum Furius dachte, er würde wie ein Sklave behandelt.
"Ein Geschenk, welches erst einmal deine Schönheit honoriert", sagte Saturninus: " Einem Sklaven befiehlt man: Tu dies, oder tu das. Wahre Schönheit aber verschenkt sich aus freien Stücken, und so wie die Götter Opfergaben verdienen, verdient auch sie Gaben - Geschenke eben.Wegen der Bronzestatue lasse ich nach dir schicken. Ich müsste Aglaia fragen, ob ihr Owain sich auf eine solche Arbeit verstände. Die Kelten sind nicht gerade berühmt für ihre Plastiken" Seiner Ansicht nach fabrizierten die Einheimischen zwar barbarisch- schöne, ineinander verschlungene Muster und Verzierungen, doch ihre Abbildungen von Menschen und Göttern waren grauslich. Diesmal kam ein fast sanfter, begehrenswerter Kuss von Narcissus. Saturninus zog ihn zu sich hinunter, so dass er in seinen Armen zu liegen kam. Er küsste das goldene Haar in dessen Nacken:
"Woher kommst du eigentlich?", fragte er: "Bist du auch Grieche? Ich frage mich, was für ein wunderbares Land das ist, was solche Jünglinge hervorbringt? Ja, zeige mir, was du kannst. Ich will dich dabei ansehen" Nicht nur sein Körper, auch seine Augen schwelgten in dem Genuss, den Narcissus ihm bot.
"Wirklich? Anbetung für etwas, für das man nichts getan hat?", fragte Narcissus amüsiert. "Nun, ich habe nichts dagegen, im Gegenteil.
"Ein Vorschlag: Wieso schenkst du mir nicht etwas, das ich bei der Anfertigung der Statue tragen soll? Dann kann sie in deinem Namen ein Auge darauf haben, ob dein Freund etwas ausheckt."
Die Situation wurde verspielter und Narcissus war endlich der Überzeugung, dass der heikle Teil überstanden war. Wenn er Aglaias Kumpel vergrätzt hätte, hätte sie ihn mit Sack und Pack vor die Tür gesetzt. Außerdem konnte man sich über jeden patrizischen Kunden freuen, der nicht alt, fett und/oder äußerst schlecht behangen war, schlechte Manieren hatte oder stank.
"Oh, wer weiß, ob da ein paar Griechen im Stammbaum sind, aber ich stamme auch aus Rom. Du hattest nicht so Unrecht mit der Subura. Aber manche von uns wollen eben was Besseres und nun sind wir hier", erläuterte er und räkelte sich ein wenig auf den Laken. "Bist du nicht auch aus Rom?"
"Du solltest dabei gar nichts tragen", sagte Saturninus sowohl amüsiert als auch berührt durch die Schönheit des jungen Mannes: "Tja, warum man Opfergaben bekommt, auch wenn man nichts tut, das ist eine gute Frage, die ich an manchen Gott gerne richten würde. Vielleicht ist die Antwort, dass wir Sterblichen nicht immer gleich merken, was die Götter schaffen", die Idee, dass die Statue des Jünglings Cato im Auge behalten sollte, gefiel ihm:
"Mein Freund bräuchte in der Tat jemanden, der ihn im Auge behält. Schade, dass Augen aus Edelsteinen nicht sehen können", bemerkte er: "Nun gut, ich würde dir als Gage tausend Sesterzen bezahlen. Für diesen Preis bekommst du schon einen guten Sklaven"
Er nahm an, dass das ein fairer Preis war. Männliche Kurtisanen verdienten allerdings besser als weibliche, auch aus dem Grund, weil ihr Verfallsdatum früher kam als das einer jungen Frau, die auch als erfahrene Hetäre noch ihr Auskommen finden konnte. Jugend verflog allzu schnell:
"Ich bin auch aus Rom, ja. Wir Furier stammen jedoch ursprünglich aus Tusculum, das nach der Legende von Telegonos, dem Sohn des berühmten Odysseus und der Zauberin Circe gegründet wurde. So gesehen, haben wir auch ein wenig griechisches Blut", und dann lachte Saturninus auf:
"Ich muss dir was gestehen: Ich habe keine Ahnung von der Subura. Keine zehn Pferde bringen mich da rein. Ich habe keine Lust, mir wegen billigem Wein und billigen Huren den Schädel einschlagen zu lassen. Da ziehe ich kultiviertes Vergnügen, wie ich es in diesem Haus finde, vor. Komm bitte, anbetungswürdiger Narcissus, lege dich zu mir und ... ich möchte gerne alles lernen, was du mir auf dem Lager beibringen kannst"
Ihm fiel etwas ein, was ihn interessierte, denn wenn es so wäre, hätte er auf keinen Fall gerne einmal beide zusammen im Bett gehabt: 
"Du bist aber kein Bruder von Aglaia, oder? Ich meine, es könnte theoretisch ja sein"
Er hatte auch eher an Schmuck als an Kleidung gedacht, denn sonst viel ihm nichts ein, was Patrizier gern verschenkten. Doch statt darauf herumzureiten, hörte er amüsiert zu, wie Furius weitersprach und seine Statue beschrieb.
„Augen aus Edelsteinen?“, wiederholte er mit einem Lächeln, während er seinen Kopf aufstützte. Er fühlte sich vollkommen wohl, auch nackt. In seinem Zimmer gab es wirklich keinen Grund, sich zu verstecken. „Welche Edelsteine sollten meine Augen deiner Meinung nach darstellen?“
Als Furius dann weitersprach, machte er ganz schön große Augen.
„Tausend Sesterzen? Im Ernst?“ Um nackt herumzuliegen und sich abbilden zu lassen? „Abgemacht. Sowas von abgemacht!“, freute er sich, fiel dem Patrizier um den Hals und gab ihm einen Kuss, wie dieser hoffentlich noch nie geküsst worden war. Er brachte so viel Feuer in seine Berührung, wie er konnte. Erst dann ließ er schwer atmend von seinem Gast ab. Wenn er Grieche war, dann konnte er ihm das ja mal beweisen.
„Oh, die Subura sollte man mal gesehen haben. Dort herrschen eigene Gesetze. Und die Leute dort haben ein Feuer, das glaubst du nicht. Aber… ich zeige es dir gern.“
Narcissus‘ Hände zogen an dem Stoff, der seinen Gast immer noch so ungebührlich verhüllte.
„Was sagst du? Eine Nacht nur wir beide? Wie hört sich das für dich an?“
Eine Gelegenheit, ihm sofort zu antworten, bekam der Furier erst einmal nicht, denn erneut versiegelten Narcissus‘ Lippen die seinen.
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