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[Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
07-16-2023, 10:15 PM,
Beitrag #21
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
“Mein Vater hat insgesamt fünf Mal geheiratet. Keine seiner Ehefrauen wurde sehr alt“, meinte Prisca bedrückt. Aber nach den Gesetzen des ehrwürdigen Augustus war es so, dass man immer wieder heiraten musste. Und Frauen starben häufiger jung, wenn eine Geburt schief lief. Und auch sonst war die Welt immer wieder doch erschreckend tödlich.
Natürlich fragte Sabina auch nach Priscas Bruder, und wie immer versteifte sie sich ein wenig bei dem Thema. Sie durfte nichts falsches über ihn sagen. Gerade auch nicht zu Sabina, wenn die Iulius Cato heiraten würde, der ja der Vorgesetzte ihres Bruders war. Das wäre doch sehr gefährlich gewesen, dass Sabina etwas falsches sagte und ihr Bruder das dann mitbekäme.
“Ich kenne ihn kaum. Er ist sehr viel älter als ich, musst du wissen. Schon fast vierzig. Er stammt aus der ersten Ehe meines Vaters.“ Ja, Prisca war sehr stolz auf ihre sehr bedachte und diplomatische Antwort auf diese knifflige und unschöne Frage.
“Er meinte, er wolle keinem Fremden meinen Teil des Erbes anvertrauen, und mich mittellos zurücklassen konnte er auch nicht.“ Oh, Prisca wusste, dass er es getan hätte, wenn er das gekonnt hätte. Aber Carisia Primas Vater hätte gewusst, wie hoch ihr Erbe war, und hätte auf dessen Herausgabe bestanden. Also hatte ihr Bruder sie mitnehmen müssen, wenn er ihr Erbe mitnehmen wollte.
“Und nein, er hat sogar die Verlobung gelöst, die mein Vater noch geschlossen hatte für mich. Er fand den Bräutigam nicht passend. Er war der Sohn eines Händlers für Olivenöl, weißt du? Mein Bruder fand das zu wenig, auch wenn die Familie mit meinem Vater befreundet war.“ Prisca seufzte noch einmal leise. Ja, sie wäre gern in Londinium geblieben und hätte dort geheiratet, und nicht hier in Iscalis Sabinius Merula, der so distanziert und kalt war. Nicht wirklich böse, das konnte sie nicht sagen, aber so streng und hart, dass sie keine Verbindung zu ihm fand.
“Vermisst du Alexandria?“ fragte Prisca dann, da Sabina hin und wieder davon erzählte. Prisca vermisste Londinium definitiv. Nicht wegen der Stadt, aber wegen den vielen Leuten, die sie dort gekannt hatte.[/b]
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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07-19-2023, 01:42 PM,
Beitrag #22
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
Ich zog die Nase kraus: " Fünf Frauen? Dein Vater hat sie ja regelrecht verschlissen. Doch Geschwister, die so weit auseinander liegen an Jahren, können oft nichts miteinander anfangen. Dein Bruder hat es bestimmt gut gemeint, Dich lieber einem wohlhabenderen Mann zu geben. Ein Excenturio hat gewiss eine gute Abfindung und ein Stück Veteranenland bekommen", auch ich war ja eine Soldatentochter, wenn man so wollte. Mein Vater war meist im Feld gewesen, schon weil er vermutlich meine Mutter Cloelia nicht aushielt. Ich hoffte auch, dass Sabinius Merula nett zu Prisca war. Ich hatte ihn nur einmal kurz auf ihrer Hochzeit gesehen. Er war ja operiert worden, und die Heilung war langwierig:
"Das klingt jedoch, als ob Dir Londinium besser gefallen hätte als Iscalis. Ist es denn besser? Es ist doch auch nur Britannien", ich zuckte die Schultern:
"Jetzt ist es gerade angenehm warm, aber schon in zwei Monaten wird es wieder nur regnen. Ich habe mein ganzes Leben lang nie so viel Regen erlebt wie im letzten Jahr. Und dann gibt es diese Feuchtigkeit in der Luft, als würde man direkt neben einem Springbrunnen stehen, und es ist ständig irgendwie klamm und feucht. Und meine Haare kringeln sich und pieksen wie dolle im Nacken. Wie hält man das nur aus? Alexandria, ja, ich vermisse das Licht und die Schönheit und all die großartigen Tempel und Gebäude und unser Meer. Hier ist das Meer so grau und so wild", zumindest war es das bei meiner Überfahrt von Port Itius gewesen:
"Und ich vermisse es, Griechisch zu plaudern und über alle Leute zu abzulästern. Ich musste mir das hier in Iscalis sehr abgewöhnen, weißt du. Es war ja nur Spaß, und ich wollte hierzulande niemanden kränken oder gar für ungezogen gehalten werden. Ich bin meinem Vormund sehr dankbar, dass er mich zu sich geholt hat", ich hatte ziemlich viel geredet am Stück. Jetzt musste ich mal wieder Luft holen:
"Mein Großonkel ist sehr freundlich und gütig mit mir. Denn glaube mir, bei meiner Mutter Cloelia und ihrem zweiten Mann Haterius wolltest auch du keinesfalls leben! Auch wenn es noch so schön in Alexandria war"
Ich wurde rot, denn ich erinnerte mich an eine gewisse Geschichte, die sich zwei Sklavinnen erzählt hatten, die dachten, dass ich kein Aegyptisch verstände. Es ging um mich, meine Mutter und deren Ehemann. Aber auch wenn die Ereignisse weit in der Vergangenheit lagen, waren sie in meinen Augen der Gipfel der Verworfenheit.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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07-19-2023, 06:53 PM,
Beitrag #23
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
“In seiner göttlichen Weisheit hat der vergöttlichte Augustus entschieden, dass Männer und Frauen nach einem Jahr der Trauer wieder heiraten müssen“, wandte Prisca auf Sabinas Einwurf ein, dass ihr Vater oft verheiratet gewesen war. Wenn er es sich hätte aussuchen können, hätte er wahrscheinlich seltener geheiratet, nahm Prisca an. Auch wenn ihr Vater immer sehr gutmütig und liebevoll zu jedem in seinem Haus war, natürlich auch seinen Frauen. Und ganz gewiss war er fürsorglicher als ihr Bruder. “Ja, Sabinius Merula ist sehr wohlhabend“, stimmte Prisca etwas tonlos und resignierend zu. Sicher war er wohlhabender als ihr ursprünglicher Verlobter. Trotzdem konnte Prisca einfach keine Liebe in sich für ihren Mann finden, und sie versuchte es wirklich. Aber sie fühlte es einfach nicht. Nicht so, wie sie es bei dem Kuss von Balventius Scapula gefühlt hatte. Und erst recht nicht so wie in dem Augenblick, als Tarutius Corvus sie am Hausaltar in seine Arme geschlossen hatte, um sie zu trösten. Sie wünschte sich ja, sie könnte das auch für ihren Mann fühlen, aber ihr Herz wollte einfach nicht. So sehr sie auch zu Venus Verticordia betete.
Sabina erzählte von Alexandria und verglich es mit Britannia. Sie mochte wohl keinen Regen. Prisca lächelte. “Ich finde Regen wunderschön. Die Geräusche, wenn die dicken Tropfen auf das Dach fallen, oder wie die Blätter der Bäume dann rascheln. Und wenn man die Hand aus dem Fenster streckt, dann streicheln sie einem die Haut...“ Prisca lächelte leicht verträumt. Ja, sie mochte den Regen gerne, wenn dann alles so frisch und klar roch, nach nassem Stein und feuchter Erde, und wenn hinterher das Gras sich wieder aufrichtete und alles blühte. Das fand sie wunderschön. Auch wenn es in Londinium jetzt nicht so viele Bäume und so viel Gras außerhalb des Gartens gab. “Aber das muss man wohl mögen“, meinte sie mit einem leichten Achselzucken. Sehr damenhaft war ihre Vorliebe für Regen ja nicht unbedingt. “Ich kann mir gar nicht vorstellen, an einem Ort zu sein, wo jeden Tag die Sonne scheint.“
Dass Sabina sich mit dem neuen Mann ihrer Mutter nicht verstand, fand Prisca sehr interessant. Trotzdem traute sie sich nicht ganz, ähnliches über ihren Bruder zu erzählen. Ein Bruder war etwas anderes als ein Stiefvater, und es war weit weniger gesellschaftlich akzeptiert, schlecht über einen Blutsverwandten zu reden. “Aber wenn du gerne griechisch reden willst, können wir doch griechisch reden?“ meinte Prisca stattdessen. “Meines ist jetzt nicht ganz so gut, wie es eigentlich sein sollte. Aber so grundsätzlich kann ich es ja auch. Also, wenn du gerne griechisch sprechen willst, können wir das beim Weben ja gerne machen. Solange ich nicht die Einzelteile des Webrahmens auf griechisch nennen soll, sollte das ja gehen.“
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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07-24-2023, 04:10 PM,
Beitrag #24
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
"Wenn man heutzutage Univira auf seinen Grabstein schreiben lassen möchte, muss man schon sehr jung sterben", seufzte ich.
Univira war die ehrenvolle Bezeichnung für eine Bürgerin, die nur einmal verheiratet gewesen war. Sie war so ehrenvoll, dass sie auch auf den Grabstein geschrieben wurde. Doch wegen der Ehegesetze, die Prisca gerade erwähnte, musste man für Univira vermutlich gleich im ersten Kindbett dahingerafft werden. Soviel wert war mir diese Ehre auch wieder nicht.

Das mit dem Regen fand ich dagegen sehr poetisch: "Geräusche, wenn die dicken Tropfen auf das Dach fallen, oder wie die Blätter der Bäume dann rascheln? Und wenn man die Hand aus dem Fenster streckt, dann streicheln sie einem die Haut...? Das probiere ich beim nächsten Regen glatt einmal aus. Das klingt schön, Prisca", ich würde nass werden und meine eingedrehten Locken würden wie Schnittlauch herabhängen:
"Oder ich schicke Agamedes. Er soll mir eine genaue Beschreibung geben. Hmm...Agamedes erkältet sich vielleicht. Dann lieber Bran. So ist das kleine Wiesel wenigstens einmal nützlich. In Alexandria kann es im Winter übrigens ziemlich kühl und klamm werden. Der Winter fängt an, wenn die Schwalben zurückkommen. Es regnet auch, doch nicht so wie hier, wo man sich tagelang so fühlt, als würde man an Bord eines Schiffes sein und die Gischt ins Gesicht geblasen bekommen.
Oh, ich finde es schön, Griechisch mit dir zu plaudern", ich wechselte schon, wobei ich aber Alexandriner Dialekt sprach, denn das war die erste Sprache meines Lebens gewesen. Ich hatte nämlich eigentlich keine Mutter, sondern eine Ammensprache. Cloelia hatte sich niemals für ihre kleinen Kinder interessiert. Da mich Anaxarete jedoch nach Strich und Faden verwöhnt hatte, hatte ich daran nur angenehme Erinnerungen:
"Und zu weben natürlich. Wir können auch gleich mit der Theorie anfangen", ich senkte die Stimme:
"Als Iulius Cato um meine Hand anhielt, tat ich nur so, als ob ich am Webstuhl weben würde. Ich denke jedoch, dass er meinen Schwindel bemerkt hat. Er fand das aber eher lustig. Sag mal, dein Sabinius, kannst du mit dem wenigstens ab und zu so ein bisschen scherzen? Was du sagst, klingt so fürchterlich ernst und verbissen. Ist er denn niemals heiter?"
Ich schaute Prisca besorgt an. Ja, es war richtig, in der Öffentlichkeit würdig und ernst zu erscheinen. Doch in seinen eigenen vier Wänden, das würde ich nicht aushalten.
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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07-24-2023, 09:37 PM,
Beitrag #25
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
“Das kann man nicht beschreiben. Das muss man fühlen“, meinte Prisca nur lächelnd, als Sabina meinte, sie wolle ihren Sklaven in den regen schicken. Sie selbst hatte es hundert Mal gemacht und hätte nicht einmal annähernd beschreiben können, wie sich Regen auf der Haut wirklich anfühlte. Miriam hatte sie ebenso hundert Mal aus dem Regen wieder rausgezogen und wusste es trotzdem nicht. Vielleicht gab es ja Menschen, die das gar nicht fühlen konnten und einfach nur nass wurden. Prisca wusste es nicht, aber sie fühlte definitiv etwas im Regen.
Prisca versuchte, alles zu verstehen, was Sabina dann so auf griechisch sagte, aber sie sprach ziemlich schnell und Prisca musste sich anstrengen, zuzuhören, da Sabina ein paar Worte anders aussprach, als sie es gewohnt war. Aber sie wusste jetzt nicht, wie sie der Freundin sagen sollte, dass sie langsamer und deutlicher sprechen musste, damit es nicht doof ankam. Also versuchte sie, sich alles irgendwie aus dem Kontext zusammen zu reimen und schaute wohl eine ziemlich lange Zeit Sabina an, ehe sie merkte, dass das letzte eine Frage nach ihrem Mann war.
“Oh!“ machte Prisca und überlegte, wie sie das auf griechisch sagen sollte. Sie selbst sprach ein akzentuiertes Attisch, dem man anhörte, dass sie die Sprache gelernt und nicht mit der Muttermilch aufgesogen hatte, wie man es in vornehmen Familien so machte mit den griechischen Ammen. Aber Miriam war keine Griechin, sondern Hebräerin, die selber die Sprache nur gelernt hatte. Deshalb war Priscas Griechisch ebenfalls mitunter etwas blumig und holprig.
“Ich habe ihn noch nie lachen gesehen. Er ist sehr ernst, auch zu seinen Sklaven und zuhause. Und wegen der…. Ähm… Operation am Bein ist er auch gerade sehr… ernst.“ Griechisch war schwierig, fand Prisca, aber langsam kam sie rein. Sie musste nur anfangen, auf griechisch zu denken und aufhören, zu übersetzen. Das war aber nicht so einfach. “Eigentlich weiß ich fast nichts über meinen Ehemann. Ich weiß nicht, ob er irgend etwas lustig findet. Er ist nicht laut oder grob, aber sehr ernst und sehr… militärisch. Mein Papa war da ganz anders und hat, wenn niemand zusah, auch schon mal einfach vor sich hingesungen oder mit Carisia Prima und mir Spiele gespielt oder kleine Geschenke verteilt oder einen Witz erzählt. Aber Sabinius Merula… Ich weiß es nicht. Ich bemühe mich wirklich, ihn zu lieben, wie eine Ehefrau das sollte, aber es ist wirklich schwer, etwas zu finden, was ich lieben kann, verstehst du?“ Ja, das war wirklich nicht gerade einfach. “Manchmal glaube ich, dass Amor mich mit einem Pfeil aus Blei bestraft hat“, sagte Prisca und seufzte leicht. Jemand, der von einem Pfeil aus Blei getroffen wurde, der konnte nicht lieben. Und sie bemühte sich wirklich bei ihrem Mann, aber schaffte es einfach nicht.
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Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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07-29-2023, 09:51 PM,
Beitrag #26
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
Ich glaubte, dass ich wieder einmal egoistisch gewesen war. Ich dachte nur daran, wie man sich amüsieren konnte. Aber meine Freundin hatte wirkliche Probleme. Ich sagte: "BItte entschuldige Prisca, dass ich von Humor und so etwas Oberflächlichem wie Gelächter angefangen habe. Ich habe gar nicht daran gedacht, welche schlimmen Schmerzen dein Ehemann leiden muss. Vielleicht ist er deshalb mürrisch geworden. Ich wünsche dir so sehr, dass der Medicus Sabinius Merulas Bein wieder ganz gesund machen wird. Und dann wird dein Mann  auch lachen. Und wenn ihr beide erst einmal Kinder habt, dann wirst du auch etwas finden, was du lieben kannst", und um Prisca zu trösten, vertraute ich ihr nun etwas an, was nicht einmal Serena wusste:
"Weißt du damals, als der Kaiser Nero gestorben ist, da war ich kaum fünf Jahre alt. Und da wurde mein Stiefvater ... Nein, es war nicht so, dass er sich zu kleinen Mädchen hingezogen fühlte, ganz und gar nicht. So etwas Frevelhaftes will ich nicht sagen. Aber er wurde vom Ehrgeiz gepackt und plante, meiner Mutter den Scheidungsbrief zu schicken und sich dann mit mir zu verloben, um seinen Anspruch zu legitimieren. Schließlich war ich weitläufig mit dem verstorbenen Caesar Augustus verwandt. Kannst du dir das vorstellen? Und kannst du dir vorstellen, dass meine Mutter trotzdem bei ihm blieb und ihn liebte und ehrte? Als ob Haterius etwas an sich hätte, was man liebhaben könnte!", ich schaute grimmig drein, denn ich hatte alles später über Sklavinnen erfahren, die wie immer dachten, dass ich kein Aegyptisch verstände:
"Ich hoffe nicht, dass dein Sabinius so schlimm ist wie mein Stiefvater!"
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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08-03-2023, 07:21 PM,
Beitrag #27
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
Prisca schüttelte den Kopf. Nein, sie war Sabina nicht böse, dass sie sich über ihre Ehe erkundigt hatte. Das gehörte ja schließlich auch dazu, und sie selbst würde Serena wohl ähnliche Fragen stellen, wenn sie sich das nächste Mal sahen, oder später auch Sabina, wenn sie dann einmal verheiratet wäre.
“Ich glaube nicht, dass das nur an seinem schmerzenden Bein liegt. Ich hoffe, dass er etwas fröhlicher wird, wenn alles verheilt ist und er wieder laufen kann. Aber… Ich hoffe einfach, dass ich schnell schwanger werde und ein Kind bekomme, damit ich an etwas anderes denken kann.“ Ihre Kinder würde Prisca sicher lieben. Aber bei ihrem Mann war sie da einfach nicht sicher, ob sich das noch irgendwann einstellen würde.
Sie seufzte und hörte dann Sabina bei ihrer Geschichte zu, wo sie sich schließlich schockiert die Hand vor den offenen Mund schlug. “Er wollte sich mit dir verloben, obwohl du erst fünf warst? Aber das darf man doch erst mit elf!“ Das wusste immerhin jeder. Man durfte Mädchen mit frühestens zwölf Jahren verheiraten, und eine Verlobung durfte nicht länger als ein Jahr andauern, also ging das frühestens mit elf. Wie ihr Stiefvater also auch nur auf diese Idee kommen konnte, dass das funktioniert hätte… Für Prisca war das schlicht unbegreiflich und schockierend. “Deine Mutter muss ihn wirklich sehr lieben, wenn sie ihm DAS verziehen hat.“
Prisca konnte sich das nicht vorstellen. Wenn Merula wüsste, dass Nysa seine Schwester ist, und sie dennoch in sein Bett holen würde, konnte sie das sicher nicht verzeihen. Aber er wusste es nicht, und sie musste noch eine Möglichkeit finden, es zu unterbinden, ohne dass er es erfahren würde. Nur zur Not wollte sie Nysas Geheimnis offenbaren.
“Nein, zumindest nicht absichtlich. Er hat kein so kalkulierendes Gemüt. Denke ich zumindest. Es ist nicht so, als ob er dumm wäre oder keinen Ehrgeiz hätte, aber… es ist eben in normalen Maßen, wie es wohl bei jedem Mann vorhanden ist. Und ich hoffe ja, dass er dann auch etwas aktiver wird, wenn sein Bein verheilt ist.“
Prisca spielte noch ein wenig mit ihrer Hand im Wasser, nicht wirklich bewusst, aber sie mochte einfach das Gefühl von Wasser auf ihrer Haut. Als sie es merkte, nahm sie die Hand raus und schüttelte sie kurz unauffällig trocken, ehe sie sie in den Schoß legte, um nicht weiter in Versuchung zu geraten.
“Und dein verlobter, wie ist der? Ich habe Iulius bisher nur aus der Ferne gesehen. Kennst du ihn schon etwas?“
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Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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08-06-2023, 06:49 PM,
Beitrag #28
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
"Du wirst bestimmt eine gute Mutter, und deine Kinder werden sehr an Dir hängen und dich immer lieben", sagte ich. Ich meinte das aus tiefstem Herzen aufrichtig. Prisca war vielleicht keine berauschende Schönheit, aber sie hatte eine so liebe Art. Wäre ich ein Mann, hätte ich viel lieber eine Prisca als eine Cloelia im Haus gehabt:
"Haterius ist sogar hin zu Iulius Alexander, das war der Statthalter, und hat ihm gesagt, was er tun will. Er meinte, der göttliche Augustus hätte seine Tochter doch auch schon als Kleinkind  verlobt. Stelle dir diesen Vergleich vor! Mein Stiefvater war größenwahnsinnig. Iulius Alexander hat es aber gut mit ihm gemeint: Geh du nach Hause, sagte er, und vergiss das Ganze, wenn dir dein Leben und dass deiner Söhne lieb ist. Wenig später hat sich Iulius Alexander samt der Provinz Aegyptus auf Vespasians Seite gestellt. Da wars aus mit Größenwahn!", ich blies eine Haarsträhne aus meinen Gesicht:
"Meine Mutter hat Haterius zurückgenommen. Doch dreimal darfst du raten, auf wen sie dann wütend war? Ich gebe dir einen Hinweis: Nicht auf ihren Haterius. Sie ist mindestens genauso vom Ehrgeiz zerfressen wie er. Deshalb war ich sehr froh, als ich von Beiden weg war. Aber erzähle die Geschichte bitte nicht weiter. Ich schäme mich sehr. Nur manchmal muss sie raus, sonst platze ich", 
Prisca plätscherte mit ihrer Hand im Wasser. Ich konnte nicht widerstehen und machte es ihr nach. Sie fragte nach Iulius, und ich errötete:
"Oh, er wirkt sehr streng und viele fürchten ihn. Er ist jedoch unter vier Augen ganz anders als in der Öffentlichkeit. Mit mir ist er höflich und liebevoll. Nur einmal wurde er richtig sauer und hat mich stehen lassen. Weißt du weshalb? Ich habe mit einer Frau namens Aglaia gesprochen. Sie ist eine ... nun Gesellschafterin für Männer.... ich bin mir jedoch sicher, dass da auch Merula sauer geworden wäre"
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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08-07-2023, 07:33 PM,
Beitrag #29
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
Ob Prisca wirklich eine gute Mutter wäre, wusste sie nicht. So wirklich konnte sie sich auch noch gar nicht vorstellen, für ein Kind zu sorgen. Aber natürlich war es die Aufgabe einer Ehefrau, einer Frau ganz allgemein, Kinder zu gebären und aufzuziehen. Also musste sie wohl. Alternative gab es keine.
Sie hörte weiter Sabina zu und schaute zunehmend entsetzter. “Aber du warst doch erst fünf! Was bitte kann denn eine fünfjährige tun, das sie dir zum Vorwurf machen konnte?“ Prisca verstand das wirklich nicht. Die fünfjährige Sabina, die noch nicht einmal lesen konnte, hatte wohl kaum ihren Stiefvater verführt! Das war absolut absurd!
“Nein, nein, ich verrate nichts, ich verspreche es“, sagte Prisca auch gleich, als Sabina sie um Stillschweigen bat. So ein ganz klein bisschen durch die Geschichte bestärkt traute sich Prisca dann doch, einen kleinen Einblick in ihr Leben zu geben, als Sabina von ihrem Iulius erzählte und dass der wütend war, weil sie mit einer Gesellschafterin für Männer geredet hatte. Prisca hatte nur eine vage Vorstellung, was sie meinen könnte. “Ich glaube nicht, dass Merula dann wütend gewesen wäre“, meinte sie etwas unangenehm berührt und rutschte ein wenig auf ihrem Platz, um sich bequemer hinzusetzen. “Er… er hat mir zur Hochzeit eine Sklavin geschenkt, weißt du? Nicht irgendeine, sondern… also...“ Wie sollte sie das nur sagen? Sie konnte Nysas Geheimnis nicht an Sabina verraten. Am Ende wusste es sonst die Therme, wenn ihr etwas herausrutschte! Aber soviel konnte sie sagen: “Das war die Sklavin, die… seine Bedürfnisse vor der Ehe befriedigt hat. Du weißt schon...“ Nein, Prisca würde es nicht aussprechen. Sabina würde hoffentlich verstehen. Zumal sie davon ja eben noch gesprochen hatten. “Sie war auch in der Hochzeitsnacht da und… hat mir Vorschläge gemacht, wie ich… also was ich machen soll, damit...“ Sie räusperte sich unbehaglich. “Ich glaube, deshalb hat Merula sie mir auch geschenkt. Damit sie mir beibringt, wie… er befriedigt wird.“ Und wenn man das so sah, dann hätte er sicher auch keine Einwände gehabt, wenn sie sich mit jemandem unterhalten hätte, der das professionell machte.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund (Tutor): Marcus Accius Florus, Centurio Legio II Augusta (NSC)
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08-14-2023, 02:37 PM,
Beitrag #30
RE: [Nymphäum] Eingefasste Quelle im Garten
"Es war mein Name, Prisca", seufzte ich: " Seit ich auf der Welt bin, machte mich mein Name für fehlgeleiteten Ehrgeiz interessant. Auch deshalb bin ich glücklich, bald Iulius Cato zu heiraten. Er braucht die Claudier nicht, um nach oben zu kommen.  Die Iulier sind ein genauso ehrwürdiges patrizisches Geschlecht wie ... nun fast. Sie sind es fast." So viel Ehrlichkeit musste sein. Natürlich war ich stolz auf meine Vorfahren. Besonders auf meine Ur-ur-Großtante um sieben Ecken, die Kaiserin Livia Augusta.
Aber was mir nun Prisca anvertraute, eröffnete mir einen neuen Aspekt der Ehe. Heute lernte ich wirklich viel Neues: 
"Ich weiß nicht, ob Cato eine Bettsklavin hat. Ich müsste ihn danach fragen. Dein Mann vertraut dir aber sehr, wenn er dir diese Sklavin zum Geschenk macht. Meine Mutter mochte die Mädchen nicht leiden, die Haterius dienten. Sie hat sie gepiesackt, mit sooo langen Haarnadeln, aus purer Eifersucht", ich zeigte Prisca die Länge mit den Händen:
"Da hat die Sklavin Glück mit Dir. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du sie schlecht behandelst, nur weil sie ihre Dienstpflicht erfüllt. Du siehst, meine Mutter und mein Stiefvater sind beide wie die Pest!... Äh, du meinst, die Sklavin war in der Hochzeitsnacht dabei? Und hat dir Anweisungen gegeben?" 
Jetzt staunte ich doch: 
"Das ist aber ungeschickt von ihr. Ich meine, sie hätte dir genauso gut zuvor Vorschläge machen können, was wichtig ist und nicht während dessen. Schließlich bist du die Domina des Hauses. Was hast du getan, Prisca? Sie rausgeworfen?"
Da ging es ums Prinzip. Ich gedachte ja, in meiner Ehe viel zu sagen zu haben . Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass mich Iulius Cato je schlecht behandeln könnte. Er tat doch immer alles, um mich zu erfreuen...
[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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