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Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
06-03-2023, 02:53 PM,
Beitrag #31
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Das Maultier hatte ich im Mietstall abgeben und war den Rest des Weges gelaufen. Ich hatte mir dabei Zeit gelassen, denn ich musste nachdenken. Ein paar Römer, die um diese Zeit noch auf der Straße waren, liefen plötzlich ein paar Schritte scheller, als sie mich sahen und verschwanden dann um eine Ecke.
Was für ein Tag lag da hinter mir! Wenn ich gehofft hatte, hier ein ruhiges Leben führen zu können, war ich heute eines Besseren belehrt worden. Alles hatte mich wieder eingeholt! Die plündernden Soldaten, der Ruf nach Vergeltung und womöglich wuch der Verlust einer Liebe. Denn ich machte mir fast in die Hosen, wenn ich daran dachte, gleich Aglaia wieder gegenüber zu stehen. Sie hatte so viel mitmachen müssen, nur wegen mir! Wahrscheinlich hasste sie mich jetzt, weil ich es nicht verhindert hatte, dass dieser Dreckskerl geschändet hatte.
Das Haus des Roten Mondes war tatsächlich geschlossen. die Türen und Fenster waren verriegelt. Ich hatte meine Mühe, bis man mich endlich hineinließ. Egon, dem Ianitor sagte ich, er solle ein Schild hinaushängen, das mögliche Besucher vor dem Ausbruch von Sumpffieber warnte. Danach ging ich mich waschen. Auch hier hatte ich die Ruhe weg. Doch irgendwann war ich dann doch damit fertig geworden. 
In einer frischen Tunika war ich zu Aglaias Zimmer gelaufen und hatte vorsichtig angeklopft. Ich trat ein und blieb abwartend in der Mitte des Raumes stehen. "Ich bin´s! Ich bin wieder da!" sagte ich leise.
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06-03-2023, 05:44 PM,
Beitrag #32
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich hatte es noch nicht einmal geschafft, mich anzuziehen.

Bis Owain zurück kam, hatte ich auf dem Bett gelegen, geweint und war immer wieder eingenickt, nur um am Ende wieder hochzuschrecken, mich zusammen zu kauern und wieder etwas zu weinen. Zwischendurch war Kiki einmal hereingekommen mit einem Teller mit etwas zu essen, aber ich wollte nichts. Ich konnte nicht einmal den Gedanken an Essen gerade ertragen. Also stand der Teller noch auf dem Tischchen, wo sie ihn abgestellt hatte. Aber sie hatte mich dazu überredet, noch einen Becher Wein zu trinken, der dann auch dazu geführt hatte, dass ich etwas länger am Stück geschlafen hatte.

Ich wachte erst auf, als ich ein Klopfen hörte, und schrak davon mit klopfendem Herzen zusammen. Es brauchte einen Moment, bis ich wieder wusste, wo ich war, und ich hatte mir meine Decke bis zum Kinn wie ein Kind hochgezogen, während das große Handtuch, das ich getragen hatte, sich irgendwo um meine Beine geknotet hatte. Ich brauchte einen Moment, um Owain wirklich zu erkennen, und dann nickte ich erst nur, weil ich nicht sprechen konnte. Meine Kehle war vom Weinen heiser, und ich wusste auch gar nicht, was ich sagen sollte.
Wahrscheinlich sah ich gerade furchtbar aus. Nein, ganz sicher sah ich gerade furchtbar aus. Meine Augen waren vom vielen Weinen geschwollen, meine Haut vom Schreck bleich und mein Haar war wirr und unfrisiert. Ganz sicher sah ich erschreckend aus und nicht einmal ansatzweise so verführerisch wie sonst. Das schmerzliche Gefühl kam zurück bei der Erkenntnis, dass Owain mich nie wieder so ansehen würde wie zuvor. Er sah mich auch jetzt kaum an, und bei Furius Saturninus hatte er sich nicht einmal zu mir umgedreht beim Abschied. Bei diesem Wissen wollte ich am liebsten gleich wieder heulen, aber ich riss mich zusammen und schaute ihn eine ziemliche Weile einfach nur an, in der niemand ein Wort sagte.
“Geht es dir gut?“ fragte ich schließlich, als ich meine stimme wiedergefunden hatte, auch wenn sie rau und kratzig in meinen Ohren klang. Wir hatten nicht wirklich darüber gesprochen, was die Soldaten mit ihm gemacht hatten. Überhaupt hatten wir fast gar nichts miteinander gesprochen. Und natürlich wusste ich, dass es ihm nicht gut ging. Aber ich wollte dennoch hören, dass er soweit in Ordnung war, wenn auch sonst nichts mehr in Ordnung war. Und mir fiel sonst nichts besseres ein, was ich sagen könnte.
Oh, ich wollte ganz viel sagen. Dass er zu mir kommen sollte. Dass er mich in den Arm nehmen sollte. Dass ich immer noch angst hatte. Angst davor, dass er mich nicht mehr wollte, mindestens ebenso wie Angst davor, dass der Tribun zurückkommen würde. Dass ich nicht allein sein wollte. Dass ich überlegte, nach Londinium zu gehen, weil ich mich nicht mehr sicher fühlte. Ob er mitkommen würde. All sowas. Aber ich traute mich nichts davon. Ich wollte nicht, dass er sich gezwungen fühlte. Ich hatte ihn nie wie einen Sklaven behandelt. Ich wollte nicht, dass er sich wegen mir wie einer fühlte. Und vor allen Dingen wollte ich, dass er das wollte, dass er bei mir sein wollte und es nicht nur tat, weil ich es von ihm verlangte. Aber ich fürchtete, dass er es nur täte, wenn ich es verlangte. Also sagte ich nichts und saß nur da mit meiner Decke und meinen Kissen.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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06-03-2023, 10:24 PM,
Beitrag #33
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Sie hatte sich wie ein verängstigtes Kind unter ihrer Decke verkrochen und rührte sich nicht. Sie musste etwas geschlafen haben. Auf einem Tischchen stand ein Teller mit unangerührtem Essen und einem ausgetrunken Becher, in dem wahrscheinlich Wein gewesen war. Sie sagte nichts, sondern nickte nur nach einer Weile. Ich stand da wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hatte und knetete meine Finger, weil ich nicht wusste, was ich zu meiner Entschuldigung sagen oder tun sollte.

Vom vielen Weinen waren ihre Augen ganz rot und geschwollen und ihre Stimme klang kratzig und rau, als sie mich fragte, ob es mir gut ginge. Ich musste gar nicht erst fragen, ob es ihr gut ging, denn es war offensichtlich, dass es ihr überhaupt nicht gut ging. Sie so sehen zu müssen, riss mich noch weiter hinunter in meinen Schmerz.

Ich machte noch paar Schritte auf ihr Bett zu und ging dann davor auf die Knie, so dass ich ihr direkt in ihre verheulten Augen schauen konnte. "Aglaia, es mir so leid tun! So furchtbar leid!  Ich dir nicht können helfen, wenn…" begann ich zu schluchzen und schlug mir die Hände vors Gesicht, denn ich brach es nicht übers Herz, weiter zu sprechen. Warum hatte ich sie nur gebeten, mit mir Beltane zu feiern?! Wäre ich doch nur allein dort gewesen, dann hätten diese Dreckskerle nur mich drangsaliert. Es war alles nur meine Schuld! 
Wenn sie mich jetzt nicht mehr haben wollte und mich fort schickte, konnte ich das gut verstehen. Vielleicht war es doch das Beste! Was konnte ich ihr schon bieten? Gar nichts! Ich war ein Nichts gegenüber diesem aufgeblasenen Römer, der sich sofort auf sein Pferd geschwungen hatte, um sich darum zu kümmern, was passiert war. Es war ein großer Fehler, dass wir uns begegnet waren. Was hätte ich dafür gegeben, die Zeit umkehren zu können!
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06-04-2023, 01:05 PM,
Beitrag #34
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Er kniete sich vor mich und weinte. Ich hatte mit einigem gerechnet, aber nicht damit. Ich war es, der Gewalt angetan worden war, und  er kniete vor mir und brach deshalb zusammen. Vielleicht hatte ich heute schon zu viel geweint, war schon zu lange schwach gewesen, so dass ich darüber nicht weiter verzweifeln konnte. Vielleicht waren es auch einfach die vielen, langen Jahre, in denen ich die Männer kennen gelernt hatte, ihre guten und ihre schlechten Seiten. In der Welt da draußen mussten sie sein, wer sie vorgaben, zu sein. Bei mir mussten sie das nicht. Und so gab es Männer, die da draußen liebevoll und sanft waren, die mir mehr blaue Flecke verpasst hatten, als diejenigen, die draußen stark und energisch waren und mich dann dafür bezahlt hatten, einfach in meinen Armen ruhig zu schlafen, ohne mich auch nur anzufassen. Ich hatte gelernt, das zu sein, was ein Mann brauchte. Das, was er wollte und begehrte. Ich hatte nur irgendwie gehofft, dass es bei Owain doch anders wäre.

Ich schaute ihn einen Moment an, dann rutschte ich näher zu ihm und berührte seine Wange. Ich kannte das. Ich konnte das. Ich war nicht wichtig. “Du hättest nichts machen können. Er hätte dich getötet“, sagte ich leise mit dieser so kratzigen Stimme und streichelte ihm leicht über das zottelige Haar. “Er hat es nicht zuende gebracht. Ich hab gedacht, er tötet mich deshalb. Er hat gesagt, dass er mich tötet. Aber er hat es nicht“, hörte ich mich selbst sagen und wieder zog ich meine Knie dicht an mich und die Decke um mich, weil mir kalt war.  Ich fragte mich, ob mir je wieder warm werden würde, aber ich bezweifelte es. Nicht, solange dieser Kerl in der Nähe war.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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06-04-2023, 05:00 PM,
Beitrag #35
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Alles kam wieder hoch. Das, was ich auf dem Weg nach Iscalis und im Haus dieses Römers hatte verbergen wollen und auch das, was ich in Cheddar anfangs gefühlt hatte. Doch Cheddar hatte mich verwirrt. Die Gwrach hatte mich verwirrt. Nun war ich wieder bei Aglaia und alles, was ich zustande brachte, war herumzujammern.

Ihre Hand berührte meine Wange und dann mein Haar und ihre kratzige Stimme, versuchte mir die Schuld zu nehmen und wollte mich  trösten. Für einen kleinen Augenblick war das sogar der Fall. Doch ihre Worte waren keine Absolution! Nicht einmal, als sie sagte, er habe es nicht zu Ende gebracht. Sie hatte Todesängste ausstehen müssen und diese Angst bleib weiter bestehen, solange dieser Tribun lebte!  
Daraus folgte nur eine Konsequenz: Ich musste den Kerl töten! Es ging kein Weg daran vorbei! Der Tribun musste sterben und zwar bald! Ich hatte keine Angst vor dem Tod. Alles würde besser sein, als es im Leben jemals gewesen war! In Cheddar würde ich Mistreiter finden, denn mir war klar, den Tribun würde ich nicht alleine töten können. Nur ein gut durchdachter Plan würde von Erfolg gekrönt sein! Morgen in der Frühe würde ich aufbrechen, um das tun, was ich tun musste.
Heute Nacht aber würde ich noch ein letztes Mal bei Aglaia  bleiben, wenn sie das wollte. Vn da an, würde es in der Hand der Götter liegen.

Ich erhob mich wieder und setzte mich auf den Rand ihres Bettes. Aglaia hatte sich wieder in ihrer Decke zusammengerollt, als ob sie fror. Ich legte meine Tunika ab und legte mich neben sie. Wenn sie es ertrug. mich bei sich zu haben, konnte mein Körper sie wärmen. Wenn nicht, dann würde ich mir einen anderen Schlafplatz suchen. Meine rechte Hand versucht zu ihr vorzudringen. "Sag du, ob ich soll bleiben." flüsterte ich ihr zu. Ich hatte ihre Hand erreicht und wollte sie ergreifen, um sie dann zu mir zu ziehen. Sie sollte entscheiden, ob und wie sie mich wollte.
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06-04-2023, 07:12 PM,
Beitrag #36
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Er stand wieder auf und ich hörte Stoff rascheln. Er hatte sich ausgezogen und setzte sich zu mir auf das Bett. Es konnte nicht mehr als früher Nachmittag sein, ganz sicher keine Zeit, um schon zu schlafen, auch wenn ich den ganzen Tag quasi nichts anderes getan hatte. Und deshalb verwirrte mich diese Tat noch so viel mehr. Er fragte, ob er bleiben sollte. Ganz vorsichtig bewegte seine Hand sich in meine Richtung.
Ich merkte, dass ich zitterte. Nicht, weil ich Angst vor ihm oder seiner Berührung hatte, sondern weil ich mich vor dieser Situation hier gefürchtet hatte. Ich hatte es mir vielleicht selbst nicht eingestanden und es war so viel anderes, objektiv viel schrecklicheres passiert als das hier jetzt. Aber ich merkte, wie jetzt gerade mich meine Angst überrollte. Nicht die Angst vor seiner Berührung. Nicht die Angst vor diesem Tribun. Nicht die Angst vor dem, was geschehen war. Sondern die Angst vor dem Fehlen seiner Berührung. Die Angst, dass er den Tribun sah, wenn er mich berührte. Die Angst vor dem, was vielleicht nie mehr geschehen würde.

Ich nickte, unfähig zu sprechen, und sah zu, wie seine Hand ganz sanft nach mir griff und mich in seine Arme zog. Ich ließ mich von ihm mitziehen, bis ich in seinen Armen lag, den Kopf an seiner Schulter, mein Körper an seinem, und als wäre doch noch einmal ein Damm gebrochen, fing ich auf einmal einfach an zu schluchzen und zu weinen und mich dabei an ihm festzuhalten, wie ich es den ganzen Tag seit diesen schrecklichen Stunden hatte tun wollen und wovor ich solche Angst hatte, dass es nicht mehr geschehen würde, und wovor ich Angst hatte, dass er mich danach nie mehr so sehen würde wie früher. Aber ich war stark genug für einen Tag gewesen. Ich hatte ihn beschützt. Ich hatte meine Familie beschützt. Ich hatte den mächtigsten Mann, den ich kannte, um Schutz ersucht und war nicht zusammengebrochen. Ich war für Owain stark gewesen und hatte ihm verziehen. Jetzt durfte ich loslassen. Und ich ließ los. Ich ließ wirklich los, klammerte mich an ihn und weinte einfach und ließ es hinaus. Alles, was heute passiert war. Und auch alles, was davor passiert war. Jedes einzelne Mal, wenn ein Mann mir weh getan hatte. Jeden Stoß, den ich nicht gewollt hatte, jeden Kuss, zu dem ich mich hatte zwingen müssen, jeden Biss, jeden Hieb, jedes falsche Lächeln, alles. So lange, bis nichts von der Hetäre Aglaia übrig blieb und nur noch ich in seinen Armen lag und mich an ihn drückte, als wolle ich ihn nie mehr loslassen. Ich wollte ihn nie mehr loslassen.
“Bleib bei mir. Ich liebe dich“, flüsterte ich, als alles andere abgefallen war und nur ich übrig geblieben war und ich nicht einmal mehr die Kraft hatte, Angst vor seiner Antwort darauf zu haben.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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06-04-2023, 11:16 PM,
Beitrag #37
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich spürte, wie sie zitterte und wollte meine Hand schon wieder zurückziehen. Sie sollte nicht auch noch vor mir Angst haben. Sie hatte heute wirklich genug durchgemacht! Auch das würde ich noch ertragen. Ich tröstete mich damit, dass es mir das morgen leichter machen würde, zu gehen. Doch dann nickte sie schweigend und mir kam mir in den Sinn, dass sie etwas anderes fürchtete und dass sie mich nun brauchte.

Nein, ich ließ vorerst meine Hand an Ort und Stelle und drang sogar noch weiter vor zu ihr und zog sie zu mir, so dass sie in meinen Armen lag und mein Körper ihr die nötige Wärme spenden konnte. Sie sollte noch einmal in meinen Armen liegen können, falls es die Götter wollten und dies das letzte Mal war. Nun fing sie an zu schluchzen und zu weinen und klammerte sich an mir fest, als habe sie bereits eine Vorahnung was kommen mochte. Doch bis morgen wollte ich ihr das Gefühl geben, dass nun alles wieder gut war. So wie es gestern, vor so unendlich langer Zeit gewesen war. Dass ich bei ihr bliebe, so wie ich es ihr versprochen hatte. Ich streichelte sanft ihr Haar. "Rwy'n gyda chi, fy annwyl. Am byth" flüsterte ich ihr zu. Ja, ich war bei ihr. Für immer. Auch wenn ich morgen gehen würde und vielleicht nie wieder zurückkommen würde. Selbst dann, wenn ich sterben sollte, wäre ich immer bei ihr, bis zu meinem letzten Atemzug und darüber hinaus! Das war es dann auch, was sie mir zuflüsterte. Doch da war noch mehr! So viel mehr, dass es mir den Atem stockte. Diese drei kleinen Worte waren ihr soeben zum ersten Mal über die Lippen gekommen. Die Götter konnten so grausam sein! 
"Ich liebe dich auch für immer!", erwiderte ich ihr und küsste sie. Nun hielt ich sie noch fester in meinen Armen, damit ich sie nicht wieder verlor. Lass uns zusammen verschwinden, hätte ich nun sagen können! In meine Heimat, zum Y Mynydd Du, dem schwarzen Berg. Nur, diese Heimat gab es nicht mehr! Und selbst, wenn sie nicht von den Römern zerstört worden wäre, wäre das nicht ihre Welt gewesen. Ich konnte sie nicht aus ihrer Welt herausreißen, nur weil ich mit ihr in Freiheit leben wollte. Oder weil ich wollte, dass sie nur meine Frau war und kein anderer Mann sie berühren durfte. Ich durfte sie auch nicht dazu zwingen, dass sie mein Kind trägt, indem ich die Götter darum bat. Sie hatte mich auch nie zu etwas gezwungen, obwohl sie es gekonnt hätte.
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06-05-2023, 03:07 PM,
Beitrag #38
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Küssen tat weh. Diese verdammte Lippe würde die nächsten Tage noch schmerzen. Ich hoffte nur, dass sie nicht eitern würde, bis sie verheilt war, aber schmerzen würde sie mich. Und sie schmerzte mich auch jetzt. Dieser Moment, der unbeschwert und glücklich sein sollte, war mir geraubt worden, zusammen mit sehr viel anderem. Und doch beschwerte ich mich nicht, sondern kuschelte meinen Körper nur ganz eng an den von Owain, ließ mich von seinen Armen schützen und von seinen Berührungen wieder zusammenfügen, bis ich nicht mehr ganz zerbrochen war, wenngleich noch nicht wieder ganz.
Er liebte mich. Er sagte es, er zeigte es mir, und noch viel mehr, was ich nicht verstand. Aber das war auch nicht wichtig. Ich wollte gar nicht wissen, was er mir gesagt hatte. Ich wollte das hier. Und ich hatte mir endlich eingestanden, was ich fühlte, und es fühlte sich richtig an. Ich kannte die Liebe nicht, nicht so, aber es fühlte sich richtig an.
“Begehrst du mich noch?“, fragte ich irgendwann, als mein Herz im Takt mit seinem schlug und seine Wärme die Kälte in mir zurückgedrängt hatte. Auch vor dieser Antwort hatte ich Angst, und doch war ich gerade zu leicht, zu leer, um Angst zu haben. Ich wollte nicht, dass der Tribun uns das genommen hätte. Ich wollte mich nicht leer und tot fühlen. Am liebsten wollte ich einfach nur mit ihm weggehen, nach Londinium vielleicht, und all das hier vergessen. Wir könnten ein gutes Leben dort haben. Ich würde Mutter veranlassen, mir meinen teil auszuzahlen. Ja, sie würde ein paar Schulden deshalb haben, aber nicht lange. Und wir könnten uns in Londinium ein Haus kaufen. Eine Schmiede, vielleicht. Er würde arbeiten, und ich… ich… der Gedanke erschreckte mich. Ich hatte mein ganzes Leben entweder als Hetäre gearbeitet, oder mich darauf vorbereitet. Ich kannte nichts anderes. Ich wusste nicht, ob mir das Leben als Frau eines Schmiedes reichen würde. Aber wen es so war, wie jetzt, und ich in seinen Armen und in Sicherheit war, dann überlegte ich, es doch zu versuchen.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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06-05-2023, 09:33 PM,
Beitrag #39
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Wie sie da so friedlich in meinen Armen lag, gab mir für eine Weile wieder das Gefühl, dass sich vielleicht doch noch alles zum Guten wenden konnte. Wir hatten uns wieder, sie liebte mich und ich liebte sie und ich war dazu bereit, ihr alles zu geben, was sie von mir wollte. So lange wir hier beieinander waren, konnte uns nichts passieren. Doch ich hatte etwas Grundlegendes bei dieser Überlegungn übersehen! Denn da draußen  war nichts mehr gut! Dort tobte ein Krieg, der jeden Moment drohte, zu eskalieren. Es bedurfte nur ein kleiner Funke und alles ging in Flammen auf. Nur dieser Ort hier war eine Insel des Friedens in einem Meer voller Hass. Solange wir uns hier aufhielten, konnte uns nichts passieren. Wir würden aber nicht ewig hier bleiben können, denn irgendwann würde uns alles wieder einholen, alles vor dem wir uns hier zu schützen versucht hatten.

"Ja, ich will dich!", antwortete ich flüsternd auf ihre Frage. Ich wollte sie noch einmal kosten und mich noch einmal in ihr verlieren. Sie hatte mir so viel gegeben, als ich geglaubt hatte, alles im Leben verloren zu haben. Sie hatte mir bewiesen, dass ein anderes Leben möglich war, in dem wir beide bestehen konnten. Nur das, was von außen auf herein brach, hatte die Macht, uns unsere Grenzen aufzuzeigen. Und diese Grenzen, so hatten wir schmerzlich erkennen müssen, waren kaum überwindbar.

Vorsichtig löste ich mich von ihr und legte sie sanft neben mir ab.  Dann richtete ich mich etwas auf, damit ich ihren weichen Körper streicheln  und ihn mit meinen Küssen übersäen konnte. Meine Hand ging weiter auf Wanderschaft und meine Zunge folgte ihr kurz darauf, um ihre süßesten Regionen erkunden zu können.  Ich hatte solche Angst, sie würde es nie wieder zulassen, dass ich sie so berührten durfte. Daher gab ich besonders gut acht, ihr nicht weh zu tun und ihr auch nur das zu geben, was sie auch wirklich wollte. So war es dann auch, als ich  vorsichtig ihre Schenkel auseinander schob, um sie dort, zu kosten.  Immer wieder sah ich zu ihr nach oben, um zu sehen, ob es so gut war, was ich tat.
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06-06-2023, 08:06 PM,
Beitrag #40
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Als er sagte, dass er mich noch wollte, hätte ich beinahe wieder geweint. Vielleicht weinte ich sogar wirklich ein bisschen, aber er fing mich auf, legte uns hin und fing an, mich zu streicheln und zu küssen und zu liebkosen. Ich hätte nicht sagen können, wie dankbar ich ihm in diesem Moment war, denn er war sanft und aufmerksam und vorsichtig. Und dass er mich nach all dem noch auf diese Weise liebkosen wollte, dort auf diese intime Art berühren wollte, bedeutete mir wahrscheinlich mehr, als ihm bewusst war.

Und er war sanft und liebevoll und überließ mir die Führung, als ich ihn dazu aufforderte. Ich brauchte die Kontrolle für den Moment, und das Gefühl, dass das hier noch funktionierte, dass der Tribun das nicht zerstört hatte. Ich blieb dicht bei ihm, küsste ihn immer wieder vorsichtig mit meiner zerschundenen Lippe, und ab und zu weinte ich auch ein bisschen. Höhepunkt hatte ich keinen, aber das war mir im Moment auch absolut nicht wichtig. Das hier ging nicht um Lustgewinn, das hier war etwas anderes, viel intimeres. Und es war Heilung. Es setzte mich wieder zusammen, bis aus den Scherben wieder ein uns, ein ganzes geworden war, bis ich ihm die Kontrolle zurückgeben konnte und ihn auch bat, sie zu nehmen. Bis ich mich in seinen Armen sicher und beschützt fühlte. Bis ich schließlich seinen Samen in mir fühlte und ihm über dieses struppige, so wundervolle Gesicht streichelte, während wir noch ganz dicht beieinander lagen.
“Ich bin dein“, flüsterte ich ihm leise zu. “Nur dein. Ich liebe dich.“
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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