Forum

[Kiki]

Egino machte sich nichts daraus, dass der Patrizier sich seinen Namen nicht merken konnte. Schließlich war er ja auch nicht wegen ihm hier, und das war auch Egino ganz recht. Der hegte jetzt nicht solche Gefühle für die männliche Kundschaft.

“Ich sage ihr dann bescheid, dass sie dich im Atrium begrüßen kommt“, meinte er also nur freundlich und machte sich auf zu Kiki.

[Flavianus Pytheas]

Pytheas gab einen Brief an der Haustür ab. Er tat es persönlich, als er auf dem Nachhauseweg war:

Flavianus Pytheas Medicus an die werte Kiki, Gruß zuvor. Ich hoffe sehr, dass du mir mein Betragen während des Gladiatorenkampfes verziehen hast, wenn nicht, ersuche ich jetzt schon um deine Verzeihung. Du kannst nichts dafür, wenn sich Männer aufführen wie ungewaschenes Vieh. Es war aber auch, dass ich um deine Sicherheit fürchtete - nachdem ich herausgefunden hatte, dass dein Begleiter und du nicht zu denen gehören, die sich am Anblick von Blut erfreuen.  Um ehrlich zu sein, ich war nicht allerbester Laune an diesem Tag. Ich bin nicht gerne Gladiatorenmedicus, obwohl das gut bezahlt wird. Aber die Provinzialverwaltung hatte mich dazu aufgefordert, und ich wollte nicht ablehnen. Dennoch erscheint es mir eine Verschwendung menschlichen Lebens, Wunden zu flicken und Glieder zu amputieren und den Tod festzustellen.  Nachdem du fort warst, ist auch das geschehen, was ich befürchtete: Einer der Kelten, der Bärenmann nämlich, wurde mit den Füßen zuerst hereingetragen. Und dazu drei Sklaven, die er förmlich zerrissen hatte. Man sagte mir, ein Bogenschütze des Statthalters hätte den Mann erlegt, um einer Dame der Gesellschaft einen Gefallen zu tun, die nicht länger zuschauen wollte. Drei Sklaven haben überlebt und wurden ihren Herren zurückgegeben. Das tat mir Leid, denn sie waren ja für die Spiele gestiftet worden, was zeigte, dass ihre Besitzer nicht viel Wert auf sie gelegt hatten. Aber so ist es mit den hohen Herren: Gedankenlosigkeit ist oft schlimmer als Bosheit. Ja, reine Bosheit ist sogar selten, würde ich sagen. Aus Gedankenlosigkeit wächst oft mehr Unheil. Ich hoffe also, dass du mir mein Betragen nicht übel nimmst. Du warst der einzige Lichtblick, das einzig Schöne an jenem Tag, und ich hatte mich aufrichtig  gefreut, dich zu sehen. Mein Herz wurde schwer, als du fort warst. Es war auch nicht meine Absicht, den Castorius zu kränken. Dazu bedeutet er mir zu wenig. Ich hoffe, dass aus dieser Gedankenlosigkeit weder dir noch mir Unheil erwächst. Verzeih also bitte! Vale bene Pytheas

[Tiberius Furius Saturninus]

Wie in seinem Brief angekündigt, besuchte Saturninus bald darauf die Hetäre Kiki. Er kam direkt aus den Thermen, dort hatte er sich jedes überflüssige Körperhaar entfernen lassen; sein Haar lag glänzend und ordentlich, seine Haut war weich, seine Zähne mit Marmorstaub geputzt und er duftete nach Myrrhe. Er hatte sich für Kiki so fein gemacht, wie er es auch von seiner Geliebten erwartete, und er freute sich, sie wieder zu sehen. Unterwegs hatte er sogar Scaevus nach dem Namen des Türstehers gefragt. 
Und er hatte ein Geschenk für Kiki dabei, eine Kleinigkeit nur, doch er hatte es mit gewisser Zuneigung besorgt: Es war eine goldene Lunula, ganz ähnlich der, die er für Aglaias Tochter gekauft hatte, nur für eine erwachsene Frau gedacht und daher nicht so zierlich wie für ein kleines Mädchen. Kiki war  kein römisches Mädchen gewesen, und vermutlich hatte ihr nie jemand ein Mondamulett um den Hals gehängt, als sie ihren Namen bekommen hatte. 

"Salve Egino, alles in Ordnung bei dir und deiner Herrschaft?", sagte Saturninus bester Laune: " Ich hoffe, meine schönste Kiki harrt meiner, da ich den ganzen Weg zu ihr zu Fuß gelaufen bin" Das war er wirklich, die erste Frühlingssonne war zu verlockend gewesen.

[Tiberius Furius Saturninus]

Wie in seinem Brief angekündigt, besuchte Saturninus bald darauf die Hetäre Kiki. Er kam direkt aus den Thermen, dort hatte er sich jedes überflüssige Körperhaar entfernen lassen; sein Haar lag glänzend und ordentlich, seine Haut war weich, seine Zähne mit Marmorstaub geputzt und er duftete nach Myrrhe. Er hatte sich für Kiki so fein gemacht, wie er es auch von seiner Geliebten erwartete, und er freute sich, sie wieder zu sehen. Unterwegs hatte er sogar Scaevus nach dem Namen des Türstehers gefragt. 
Und er hatte ein Geschenk für Kiki dabei, eine Kleinigkeit nur, doch er hatte es mit gewisser Zuneigung besorgt: Es war eine goldene Lunula, ganz ähnlich der, die er für Aglaias Tochter gekauft hatte, nur für eine erwachsene Frau gedacht und daher nicht so zierlich wie für ein kleines Mädchen. Kiki war  kein römisches Mädchen gewesen, und vermutlich hatte ihr nie jemand ein Mondamulett um den Hals gehängt, als sie ihren Namen bekommen hatte. 

"Salve Egino, alles in Ordnung bei dir und deiner Herrschaft?", sagte Saturninus bester Laune: " Ich hoffe, meine schönste Kiki harrt meiner, da ich den ganzen Weg zu ihr zu Fuß gelaufen bin" Das war er wirklich, die erste Frühlingssonne war zu verlockend gewesen.

[Kiki]

Egino war etwas erstaunt, als Furius Saturninus ihn tatsächlich korrekt begrüßte - vor allen Dingen, da kein Mensch ihn Egino nannte, sondern alle stattdessen Egon sagten. Da war das fast schon ein wenig unheimlich und Egino fragte sich, wie diese Information an den Patrizier letzten Endes gelangt war. Aber er beschwerte sich auch nicht.

"Oh ja, Furius Saturninus. Sie erwartet dich schon gewiss ganz ungeduldig in ihrem Zimmer."
Egino ließ den gast ein und übte sich in einer seiner Kernkompetenzen: Etwas Zeit schinden, damit die besuchte Dame Zeit für ihre Vorbereitungen hatte. "Wenn dein Sklaven dir mit den Schuhen geholfen hat, begleite ich dich gerne zu ihr."

[Tiberius Furius Saturninus]

Saturninus ließ sich von Scaevus die Schuhe ausziehen und schlüpfte in bequeme Haussandalen, dann gab er Egino ein kleines Trinkgeld von einem Denar, bevor er dem Sklaven in Kikis Zimmer folgte >>>