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Das Haus der Morran
03-27-2023, 05:45 PM,
Beitrag #11
RE: Das Haus der Morran
Dierna, die Priesterin, war so zartfühlend, Stella nicht beunruhigen zu wollen. Das wollte ich natürlich auch nicht. Hatten die Götter dieses Landes wirklich etwas Unheilvolles für uns beschlossen, so wollte ich es für mich behalten:
"Ich danke Dir, Weise Frau. Ich werde da sein", sprach ich. Ihr sorgenvoller Blick war mir nicht entgangen, und ich konnte ihr ihn nicht verdenken. Es lag mir fern, diese Gemeinschaft der Priesterinnen  in Gefahr zu bringen. Sie sollten in Frieden leben, dürfen. Und wir sollten in Frieden unserer Wege gehen >>>>
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03-31-2023, 01:13 PM,
Beitrag #12
RE: Das Haus der Morran
Nachdem alles andere, was ich noch erledigen wollte oder sollte, erledigt hatte, kam ich dann endlich dazu, zu Dierna und ihrem Kind zu sehen. Meine Sachen waren verstaut in einer Hütte mit sowas-wie-einem-Dach, die Pferde standen ebenfalls trocken und waren abgezäumt und versorgt, und mir tat von allem anderen ein wenig die Schulter weh, aber das würde ich in hundert Jahren nicht zugeben.
Schließlich kam ich also zu der Hütte, aus der bisweilen das Quängeln eines Babys gedrungen war, und klopfte an. “Prynhawn da*. Mein Name ist Louarn. Darf ich eintreten?“ meldete ich mich durch die geschlossene Tür schon, damit die frische Mutter Zeit hatte, sich darauf einzustellen, dass da ein Mann vor ihrer Tür stand, was hier ja wahrscheinlich nicht allzu oft passierte, und ich hatte ja keine Ahnung, welche Erfahrungen und Ängste die Frau aus Eire hierher geführt hatten, da war ich lieber etwas vorauseilender.

*Cymraeg: Guten Nachmittag
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Falke
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04-01-2023, 08:17 AM,
Beitrag #13
RE: Das Haus der Morran
Ich hatte das Nickerchen genossen, das ich mit Úna gemeinsam gehalten hatte - aber wie immer währte es natürlich nicht lange genug. Ich hätte bestimmt noch ein Stündchen mehr schlafen können. Schnell hatte ich Úna gestillt und dann den Stofflappen gewechselt, der als Windel diente. Das Feuer im Herd war nur noch Glut und nachdem Úna endlich wieder ruhig, satt und gewickelt war, konnte ich mich um die Wärme in der Hütte kümmern. Bevor ich aber noch wirklich etwas unternehmen konnte, klopfte es schon an der Tür. 

Es war bestimmt nur einer der Druidenschüler von Cathbad, von denen mir Caradoc erzählt hatte. "Komm nur herein!" rief ich, während ich kleine Zweige und Stücke eines Holzscheits in die Glut legte und sie mit Pusten anfachte. Nachdem die Glut wieder zur Flamme geworden war, konnte ich auch erneut einen richtigen Scheit auflegen, damit es schnell wohlig warm wurde. Es war bereits später Nachmittag und abends wurde es immer noch bitterlich kalt und ich wollte nicht, dass Úna krank wurde. Außerdem brauchte ich auch ordentliches Feuer zum Kochen.
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04-01-2023, 11:55 AM,
Beitrag #14
RE: Das Haus der Morran
Ich öffnete möglichst leise die Tür und trat in das halbdunkel der Hütte ein. Hier drin war es warm wie in einem Backofen, fand ich. Aber gut, ich hatte die letzte Zeit durchgängig entweder draußen oder einem unbeheizten Stall verbracht, da war ich einfach irgendwie andere Temperaturen gewohnt. Trotzdem kam in mir kurz der Wunsch auf, meine Tunika wieder auszuziehen, aber ich wusste, das würde nur kurz so sein, dann hätte ich mich an die Wärme gewöhnt.
“Haia, Dierna“, grüßte ich sie leise. Ich hörte grade kein Baby weinen, und sollte sich das gleich ändern, wollte ich nicht als Schuldiger dastehen. Ich sah mich kurz um. Allzu groß war die Hütte – wie alle Hütten – ja nicht. Eine Feuerstelle, eine Schlafstatt, bisschen Platz dazwischen. Mehr brauchte man ja eigentlich auch nicht. Es fühlte sich richtig an. Gut. Daheim.
“Ich bin einer von Cathbads Schülern. Gilda sagte mir, dass bislang noch niemand da war, um dem Kind einen Segen zu geben. Und ich dachte mir...“
Ich drehte mich zu dem eingewickelten Bündel um, das gerade ganz friedlich auf dem Bett lag. Ich vergaß immer wieder, wie winzig Babys doch waren. Es war kaum zu glauben, dass daraus mal große Menschen erwachsen würden. Ganz vorsichtig und leise trat ich näher. “Darf ich sie auf den Arm nehmen?“ fragte ich. Manche Mütter hatten da was dagegen, warum auch immer.
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Falke
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04-04-2023, 09:31 AM,
Beitrag #15
RE: Das Haus der Morran
Wie erwartet war es einer der Druidenschüler Cathbads und auch wenn der junge Mann seinen Namen nicht genannt hatte, so wusste ich doch sofort, wer er war. Caradoc hatte mir auf unserer Reise von Tor Uisneach zur Quelle hierher letzten Herbst von ihnen berichtet und sie sehr ausgiebig beschrieben. "Hallo" erwiderte ich freundlich und setzte dann fort: "Du musst Louarn sein. Caradoc hat mir von Cathbads Druidenschülern erzählt." Ich wusste, dass die Römer sowohl Deirdre als auch Caradoc verschleppt hatten, aber was aus ihnen geworden war, wusste ich nicht. 

Ich wandte mich wieder dem Feuer zu und stocherte in der Glut herum und nach kurzem Hantieren fing der neu aufgelegte Scheit auch endlich Feuer und ich war zufrieden mit meinen Bemühungen. Erst jetzt richtete ich mich zu voller Größe auf und strich mein Kleid glatt und wandte mich Louarn zu. Deirdre und ich waren beide hochgewachsen für Frauen. "Ein Segen ist immer willkommen und natürlich kannst du sie halten. Ihr Name ist Úna - Lämmchen in meiner Sprache..." Der Stolz schwang in meinen Worten mit und ich war fest der Überzeugung, dass Úna selbst eines Tages den Dienst an der Göttin antreten würde.
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04-04-2023, 10:22 AM,
Beitrag #16
RE: Das Haus der Morran
“Ja, richtig“, sagte ich freundlich, als sie meinte, ich müsse Louarn sein. Eigentlich hatte ich das ja auch grade draußen vor der Tür gesagt, als ich angeklopft hatte. Bei ihr klang es aber so, als hätte sie es jetzt erraten. Das war wohl so eines der Dinge bei Frauen, die ich nicht verstand, und ich war klug genug, es nicht zu thematisieren oder nachzufragen.
Sie schaute mich an und ich musterte sie unauffällig. Sie war groß für eine Frau, und wohl so in meinem Alter, schätzte ich. Aber ich war mir sicher, dass ich sie noch nie gesehen hatte – was sehr gut war. Mein Leben war schon kompliziert genug, es musste nicht noch komplizierter werden, indem ich auf alte Liebschaften traf. Erst recht nicht, wo Niamh nur zwei Hütten weiter war. Sie redete von Caradoc und kurz huschte ein Schatten über mein Gesicht. “Ich hoffe, er hat nicht zu viel erzählt“, meinte ich bittersüß und traurig lächelnd. Ich vermisste den alten Mann. Sehr sogar. Er hatte immer die richtigen Worte für jede Situation gehabt.

Ich wandte mich lieber dem Kind zu, dass da lag, die Arme wie niedergefällt neben dem Kopf liegend. So klein, wie sie noch war, konnte sie die noch nicht halten, wenn sie schlief. Überhaupt war alles an ihr so winzig und zart und zerbrechlich. Mein Gesichtsausdruck wurde weicher, und ich beugte mich ganz vorsichtig zu ihr. “Úna...“, flüsterte ich sanft mit tiefer Stimme und schob ganz vorsichtig meine Hand unter ihren Körper, so dass ihr Kopf schließlich in meiner Hand ruhte. “Úna….“ ich flüsterte ihren Namen, fast singend, immer wieder, während ich sie ganz vorsichtig auf den Arm nahm und schließlich hoch hob, um sie vorsichtig zu halten. Bei Dana, sie war süß und winzig. Wunderschön. Keine Ahnung, wie lange ich da stand, sie im Arm leicht haltend, sanft wiegend, ihren Namen wie ein Gebet leise singend, und sie einfach nur anschaute.
Genau das war der Grund, warum ich an Beltane nur am Rand saß und zum Feuer schaute. Oh, einige Mädchen forderten mich immer auf, mit ihnen durch das Feuer zu springen, forderten mich auf zu einer kleinen Jagd, von der ich genau wusste, wie sie enden würde. Von der ich wusste, was erwartet wurde, was von den Göttern gewollt wurde. Eine Vereinigung ohne Zurückhaltung, ohne Vorsicht. Ohne Rückzug. Sich ganz im Rausch verlieren. Und ja, daraus entstanden mitunter Kinder, so wie Úna hier. Und ich wusste, ganz fest, dass wenn so ein Kind von mir existieren würde, dass ich es lieben würde. Dass ich sein Vater sein wollen würde. Mehr als alles andere. Mehr als meine Pflicht und mehr als meine Brüder. Und genau das durfte nicht sein. Es hatte sich nie richtig angefühlt, mit einem Mädchen zu gehen. Es hatte sich nie richtig angefühlt, mit einem durch das Feuer zu springen und alles zu vergessen. Und deshalb saß ich dann am Rand und schüttelte immer bedauernd den Kopf.

Aber jetzt hielt ich dieses kleine Mädchen im Arm und war einfach schockverliebt in diesen Anblick, in das Gefühl dieses zerbrechlichen Lebens in meinen Armen, das meinen Schutz brauchte – und kriegen würde – und in jedes kleine Zucken der Gesichtsmuskeln, wenn ich ihren Namen sang. Wahrscheinlich hätte ich Stunden dastehen und sie ansehen und lächeln können, ohne müde zu werden. Sogar meine Schulter tat überhaupt nicht mehr weh.
Es war, als würde die Hütte verschwimmen, als wäre ich gar nicht mehr dort, sondern ganz wo anders. In einem lichten Wald, der nur den Frühling kannte, mit hellem Laub und bunten Blüten, gerade so außerhalb meines Blickes, der auf dieses Kind gerichtet war. Fast, als könnte ich das Lachen von Danas Volk hören. Fast.

“Ich will dir verleih’n
Haar wie gold’ner Sonnenschein,
Lippen die wie Fuchsschuh* glüh’n
wo du auch gehst soll der Frühling erblüh’n“

Bei anderen Druiden war ein Segen ein sehr feierlicher Akt, der mit weittragender Stimme vorgetragen wurde, eine Prophezeiung der Zukunft, ganz öffentlich und erschütternd, begleitet von geheimen Handbewegungen, die das Gefüge der Welt verwoben. Aber das hier bei mir war anders. Ich merkte es nicht mal, dass ich die Worte, die ich sprach, leise sang. Es war sanft, intim, ein ruhiger Tanz, bei dem ich nicht einmal wusste, ob die goldenen Fäden des Lebens wirklich verwoben wurden oder ich mir das nur einbildete.
“Dann wünsch ich dir Gesang
Melodien dein Leben lang
Die Nachtigall sing dir ihr Lied
All deine Tage sei’n froh und vergnügt….“

Ich streichelte mit der freien Hand am Rand ihres kleinen Gesichtes lang. Ich könnte schwören, sie lächelte ganz leicht, und ich lächelte einfach zurück.
“Der letzte Wunsch: Sei dir treu
Dein Herz sei immer stark und frei,
Niemals fehle dir der Mut,
Das zu tun, was du glaubst richtig und gut...“

Gut, der letzte Reim war nicht mein bester gewesen, aber das war mir egal. Schönheit, eine gute Singstimme und Mut, ich fand meinen Segen passend und richtig. Es fühlte sich richtig an.

Als ich den Kopf schließlich wieder hob, verblasste das Gefühl des Waldes um mich herum und ich sah die Mutter wieder an mit einem schiefen Grinsen. “Sie ist wirklich sehr süß“, sagte ich und eigentlich sollte ich sie wohl wieder hinlegen, aber es fühlte sich gerade so schön an, sie im Arm zu halten und mit ihr durch die Gegend zu laufen, also tat ich einfach so, als wüsste ich nicht, dass ich sie wieder hergeben sollte.


Sim-Off: *Der rote Fingerhut (Digitalis Purpurea) hieß im Britannia ursprünglich „Fox glove“, weil die Kelten glaubten, der gestaltwandelnde Fuchs sei deshalb so lautlos, weil er die Blüten dieser Pflanze als Schuhe über seine Pfoten ziehen würde.
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Falke
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04-05-2023, 06:01 PM,
Beitrag #17
RE: Das Haus der Morran
Wäre Louarn kein Druidenschüler, dann hätte ich ihn nicht in meiner Hütte geduldet und mir wäre nicht wohl bei dem Gedanken, dass so ein großer Kerl mein Kind mit sich herumtrug. Aber als Lou die kleine Úna auf den Arm nahm, war es fast wie eine magische Transformation, die über den jungen Mann hereinbrach. Alles kantige und harte wich aus seinen Zügen und er hatte eine sehr schöne Stimme, mit der er den Namen des kleinen Kindes sang. Ich war fasziniert von dem Barden, der unter der rauen äußeren Schale schlummerte. Ich setzte mich entspannt auf das Bett und lauschte dem gesungenen Segen.

Ein Frühlingssegen für ein Frühlingskind war so passend und ich musste mir ein Tränchen aus den Augen wischen, die das wunderschöne Lied in mir erzeugt hatten. Es war wie ein Spaziergang durch den Wald, wenn das goldene Sonnenlicht durch die Zweige der Bäume fiel. Als der Moment vorüberzog, war es als würde ein Zauber von uns genommen und wir wurden wieder zurück in die Realität geholt. Ich hatte es nicht eilig, Úna wieder an mich zu drücken und Lou schien sie noch ein wenig halten zu wollen. "Du hast eine sehr schöne Singstimme. Ich wusste nicht, dass Cathbad auch Barden ausbildet" sprach ich, als die Stille sich zwischen uns ausdehnte.
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04-05-2023, 07:06 PM,
Beitrag #18
RE: Das Haus der Morran
Ich lächelte kurz, ehe sie Cathbad erwähnte. Sein Name reichte, um mein Lächeln reumütig werden zu lassen und die Magie, die ich eben noch verspürt hatte, verfliegen zu lassen. Úna gab einen kleinen laut von sich, und ich bewegte mich langsam weiter durch den Raum, damit wenigstens sie in ihrem Traum bleiben konnte, wenn schon nicht ich. “Tut er nicht. Er hält Musik für nutzlos“, meinte ich leise und bemüht, keine Bitterkeit in meiner Stimme erkennen zu lassen. Aber ja, Cathbad hatte nicht viel Sinn dafür. Musik war nicht dafür geeignet, Römer zu töten, sie vergiftete niemanden und sprengte nichts in die Luft und allgemein konnte man damit niemanden ausspionieren. Wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob er eine generelle Abneigung gegen Musik hatte, oder sie nur deshalb ablehnte, weil ich es war, der sie liebte, und er von allem, was ich tat, grundsätzlich erst einmal enttäuscht war.
“Aber Caradoc, er… er liebte Musik“, erzählte ich weiter, und mein Lächeln war wieder da, wenn auch traurig. “Für einen richtigen Filid reichte sein Wissen nicht, aber was er wusste, hat er mir beigebracht und mich machen lassen. Egal, ob Cathbad auch schimpfte.“ Verdammt, ich vermisste den alten Mann. Mehr, als ich mir selbst eingestehen wollte.
Ich räusperte mich kurz, um meine Gedanken von diesem düsteren Ort wegzuführen, da jetzt ganz sicher nicht die passende Zeit war, um ihn zu trauern, und erst recht nicht, einer quasi Fremden meine Trauer zu zeigen. Wieder schaute ich auf die kleine Úna, die so gar nichts wusste von der Welt, in die sie geboren worden war, und die Schrecken, die die Römer in diese gebracht hatten. Leben und Tod lagen so dicht beieinander, und nie wurde mir das mehr bewusst als jetzt mit dem Kind auf dem Arm.
“Und du? Gilda hat nicht genau gesagt, was euch zwei hier hergebracht hat. Wolltest du nur die Geburt abwarten, oder bleibst du?“ Ja, ich lenkte ein wenig ab, vor allen Dingen mich selber. Und schindete etwas Zeit, damit ich Úna auf dem Arm behalten konnte. Aber hey, ich tat ja nichts böses oder schlimmes. Das war ein verschmerzbarer Charakterfehler.
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Falke
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04-11-2023, 10:53 AM,
Beitrag #19
RE: Das Haus der Morran
Ich lächelte traurig bei der Aussage, dass Musik nutzlos war, aber das klang nach dem Cathbad, von dem mir die anderen Priesterinnen erzählt hatten. Ich selbst hatte den alten Druiden nie getroffen, da er sich selten mit Nicht-Druiden abgab. Meine Eltern hatten es ähnlich gesehen und Deirdre immer dafür gescholten, so viel zu singen. Als ich mit sieben Jahren zu den Priesterinnen nach Tor Uisneach gekommen war, hatte man Deirdre auch geschickt, da sie unseren Eltern die Ohren voll gesungen hatte.

"Caradoc hat meine Zwillingsschwester Deirdre in traditionellen Gesängen zusammen mit den jungen Druidenschülern in Tor Uisneach unterrichtet. Wenn du auch in Tor Uisneach warst, dann hast du sie bestimmt schon einmal gesehen. Unter anderen Umständen wäre sie eine großartige Bardin geworden, aber jetzt weiß ich nicht einmal wo sie ist. Meine Eltern haben sie an die Römer verkauft um mich zu schützen." Ich hatte schon als junges Mädchen Talent für die Gabe des zweiten Gesichts gezeigt - Deirdre aber nicht. "Mir war als hätte ich ihren Gesang an Samhain gehört...aber durch den Kräutertrunk kann man nicht immer allen Geräuschen und Bildern vertrauen." 

Kurz waren wir beide in traurige Gedanken versunken an Deirdre und Caradoc und eine Vergangenheit, die so viel einfacher und klarer erschien und nicht so zersplittert wie jetzt. Und dann fiel mein Blick wieder auf Úna und die Zukunft erschien nicht mehr so düster. "Eigentlich hätte ich mit Caradoc schon nach Samhain zurückkehren sollen, falls die Straßen es zuließen. Unseren Wagen haben wir in der Nähe versteckt. Aber nunja...ich bleibe wohl erst einmal hier, bis mich jemand aus Tor Uisneach abholt schätze ich. Schön langsam sollten sie mich vermissen, da es bereits Frühling ist und es auf Beltane zugeht."
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04-11-2023, 12:02 PM,
Beitrag #20
RE: Das Haus der Morran
“Ich war nicht oft dort“, sagte ich, als sie meinte, ich müsste ihre Schwester vielleicht kennen. Wenn sie Zwillinge waren, nahm ich an, dass beide gleich aussahen, was dann wohl dazu führen würde, dass ich die beiden ohnehin nicht auseinanderhalten hätte können. So oder so aber hatte Cathbad ja auch nicht zu viel davon gehalten, uns mit anderen Schülern zusammen zu lassen, erst recht nicht solchen aus Eire, die von den Römern wenig wussten, sondern hatte uns lieber selbst viel unterrichtet. Nicht, dass wir am Ende noch Freunde finden würden, oder uns gar verliebten. Nicht, dass wir einfach nur wie normale Jungen leben würden. Nein, sowas waren immer eher Besuche und zeitweilige Episoden, wenn er nicht so viel Zeit hatte und uns hier und dort einmal parken musste, oder wenn er wollte, dass wir etwas bestimmtes von jemandem lernten, der es besser konnte.
Und zumindest bei mir wäre dann wohl klar gewesen, dass ich wohl ein Filid geworden wäre, und nicht jemand, der wusste, wie man jede Waffe auf dieser verdammten Insel schwang. Vielleicht war ich ein klein wenig neidisch auf diese Dierdre, dass sie das hatte lernen dürfen, aber nur so lange, bis Dierna sagte, ihre Eltern hätten sie verkauft. “Und wie bei allen Kobolden und Feen sollte es dich schützen, deine Schwester den Römern zu verkaufen?“ fragte ich etwas barsch und verständnislos, was sich natürlich gleich rächte, da Úna anfing, zu meckern und kurz davor war, zu heulen.
“Oh“, machte ich erschrocken und lief langsam wippend und mit viel “Sch-Sch“, weiter herum, meinen Ärger im Zaum haltend. Kleine Kinder waren für Stimmungen sehr empfänglich, und ich wollte sie nicht wecken wegen Dingen, die ich sowieso nicht ändern konnte.
“Vielleicht hab ich Zeit für eine Reise. Falls niemand kommt bis dahin, meine ich“, bot ich an, ehe ich groß darüber nachdenken konnte. Ich hasste es zwar, mit dem Schiff zu fahren, und war schon ewig nicht mehr in Eire gewesen, aber Dierna konnte mit dem Kind wohl kaum allein reisen. Allerdings wusste ich nicht, was Dunduvan vorhatte und wie viel Zeit das brauchen würde, und dann war noch diese unausgesprochene Sache mit Raven. Und ob ich Niamh allein lassen konnte hier, war ich mir auch nicht sicher. Aber andererseits, wenn ich in Eire wäre, könnte ich dort diesem Diarmait einen Besuch abstatten und Niamh damit ermöglichen, wieder in die Heimat zurückzukehren. Wenn der Kerl keinen Kopf mehr hatte, konnte er ihr wohl kaum gefährlich werden.
“Ich weiß nur nicht, wann. Das muss ich noch klären. Aber dann, falls du willst...“
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Falke
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