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Falkenhöhle
10-10-2022, 11:56 AM,
Beitrag #21
RE: Falkenhöhle
Raven hatte freundlich gesprochen und lächelte sogar, doch Dunduvan brachte es nicht fertig, das Lächeln zu erwidern. Er hatte sich in sich zurückgezogen wie ein Krebs in eine Muschelschale.

Cathbad sprach nun mit Calum, und wie immer brachte er es fertig, alle ins Boot zu holen, ihnen klar zu machen, wie wichtig jeder einzelne für die Sache war:

"Die Minenarbeiter haben freie Tage. An einem hohen Feiertag hätten auch alle frei", antwortete Dunduvan:

"Wer niemals eine  freie Stunde hat, das sind natürlich die Minensklaven. Für den Bergwerksbetreiber lohnt es sich nur, wenn der Betrieb Tag und Nacht läuft, und der zuständige Römer lässt sie im Akkord sterben", seine Augen verdunkelten sich, als er daran dachte, was vielen seines Volkes - dem Volk der Muttter, denn das vermaledeite Blut des Römers hatte nichts mit ihm zu schaffen -  dort in der Dunkelheit angetan wurde. 

Auch die Britannier hatten früher Silber gefördert, das Blei brauchten sie nicht. Aber wer jetzt als Sklave hinunter musste, sah das Sonnenlicht nie wieder, und viele lebten auch nicht länger als Wochen oder wenn sie stark gewesen waren, Monate. Es waren Hunderte, die sich in den Berg gruben. Ja, einige waren verurteilte Verbrecher: Mörder, Brandstifter, Räuber, doch nicht alle von ihnen:

" Ich will auch nicht, dass die Minensklaven zu Schaden kommen. Aber vielleicht würden sie einen schnellen Tod vorziehen. 
Dennoch hast Du Recht. Zunächst dachte ich daran, ein Loch in einen Stollen zu sprengen, um Wasser der Isca- Quelle eindringen und die Mine absaufen zu lassen. Aber jetzt denke ich, dass es vielleicht besser wäre, nur den Eingang zu verschütten. Man würde ihn wieder freiräumen, und die Eingeschlossenen könnten gerettet werden. Die Produktion käme aber zum Erliegen, und der Knall wäre bis nach Iscalis zu hören. 

Es müsste zwei Explosionen geben: Eine, die die Aufmerksamkeit der Wachen abzieht und dann die tatsächliche"
,
Er nickte zu den Ausführungen seines Lehrers:

"Römer sind in der Tat abergläubisch wie alte Weiber. Die Götter sprechen nicht mehr mit ihnen, daher stürzen sie sich auf Astrologie und Vorzeichen und irgendwelche Heiligen Hühner, die Körner aufpicken. 

Wie wäre es, wenn ich mich zu der Priesterin der Quelle begebe und eine Prophezeiung in Bezug auf die Grabung erbitte?"

Natürlich wusste er nicht, was die Priesterin ihm zu sagen hatte. Aber das konnte man so zurecht legen, wie man es bräuchte. Er stieß Calum an:
"Du wärst der Richtige, später die Weissagung unters Volk zu bringen"

Vielleicht wäre das eine bessere Aufgabe für den eher sanften Falken, dem es jedoch so leicht fiel, Kontakte zu knüpfen. Er hatte etwas Harmloses und Freundliches an sich, was ihm Türen und Herzen öffnete. Dunduvan besaß diese Gabe nicht. Die dunkle Flamme in ihm erlosch niemals ganz.

Zwischenzeitlich verabschiedete sich Raven, die ihr neues Leben unter dem Namen einer jungen Römerin aufnehmen würde. Die Taberna war ein Anziehungspunkt für Soldaten und allerhand Volk, bestimmt würde sie viel von dem erfahren, was so gesprochen wurde. Dunduvan hatte vor, sie auch dort aufzusuchen. Der Sache Willen würde er seine Abneigung überwinden, den scharfen Schmerz, den er fühlte, wenn er sie ansah, zurückdrängen.

Nun schaute zu Cathbad:
"O mein Lehrer", sprach er mit einer Kopfbewegung zum Ausgang,  als das Mädchen gegangen war: 
"Ich bitte Dich, mir eine Frage zu gestatten: Warum ist diese Raven am Leben geblieben?"
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
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10-11-2022, 02:32 PM,
Beitrag #22
RE: Falkenhöhle
Cathbad hörte den Aussagen Dunduvans zu. 
Was er sagte Hand und Fuß und er hatte sich sogar Gedanken gemacht, wie man Menschenleben schützen konnte.Tote waren nie gut, ganz besonders nicht unschuldige.
Cathbad dachte über das gesagte nach. 

„Zwei Explosionen, ja das ist sinnvoll aber auch das Risiko bei der zweiten entdeckt zu werden größer. 
Den Fuß in den Stollen leiten erfordert zu viel Vorarbeit und auch ihn wieder zurückzuleiten, das Wasser wird für den Fischfang und auch zum Bewässern gebraucht. Nein, das sollten wir nur als aller letzte Möglichkeit in Betracht ziehen. 
Ich denke ein Erdrutsch oder großer Steinschlag ist das Beste. Deine Idee, das man dann die Verschütteten auch besser retten kann ist gut. Ich denke so machen wir es.“

Er wendete sich Calum zu 

„Erkunde bitte ob über dem Eingang genügend Geröll oder sogar große Steinbrocken liegen, ob man ungesehen dort drankommt.
Auch verbreite, wenn du kannst, unter den Arbeitern das Gerücht, das der Berg grollt, das es schon kleinere Abbrüche gegeben hat. So wird jeder glauben es ist von den Göttern gewollt. 
Wir sollten warten, bis der erste Regen durch ist, dann ist das Erdreich weich und alles rutscht besser.“

Zu Dunduvan wieder 

„Eine Prophezeiung sollte man nie leichtsinnig erfragen. Keine Priesterin wird dir eine nur so zum Gefallen machen. Beschwöre nicht den Unwillen der Göttin hervor, indem du versuchst sie zu missbrauchen.

Seine Stimme war jetzt eindringlich und fast schon hallte es durch die Höhle.

„Deine Frage“ sagte er jetzt wieder im normalen Ton
„solltest du dir selbst beantworten können. Es war eine Entscheidung der Göttin.“

Cathbat war sich nicht sicher, ob es wirklich so war, doch es konnte und vor allem durfte nicht anders sein. Irgendetwas hatte ihn damals veranlasst das Mädchen an sich zu nehmen, etwas von *ist tot* zu murmeln und sie unter seinem weiten Umhang zu verstecken. Es musste eine Eingebung der Göttin gewesen sein, alles andere wäre Verrat an IHR gewesen.

„Raven ist ein gutes Mädchen, sie wird euch helfen und unterstützen. Dazu kommt das sie eine Priesterschülerin ist. Wenn ich mal nicht da bin, wird sie wissen, wie sie mich erreichen kann. Hab Geduld und vertraue der Göttin junger Deimos. 
Wer weiß was die Zukunft für euch noch bereit hält.
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10-13-2022, 03:01 PM,
Beitrag #23
RE: Falkenhöhle
In Dunduvan stieg Stolz auf, da sein Lehrer Cathbad seinen Plan gut hieß. Feuer und Geröll, das erschien ihm die rechte Art, den Eindringlingen Einhalt zu gebieten. Der richtige Tag musste noch gefunden werden.

Aber da wurde er eindringlich getadelt, und er senkte den Kopf. Nicht auf den Meister war er zornig, sondern auf sich selbst: So zu denken wie er gerade gedacht hatte, das war der Fluch des römischen Blutes. Soviel er sich anstrengte, er bekam es nicht los. 
Und da war noch mehr: Ein heimliches Gefallen an den Wunderwerken der römischen Technik, Bewunderung für römische Brücken und Aquädukte und Straßen und dieses Pyr Automatón. Wie konnten Menschen nur so viel erschaffen? Kein Wunder, dass sich die römischen Kaiser selbst zu Göttern machten, und ihre Götter zu Mitteln der Politik.

Aber die Große Göttin gehorchte niemandem. Die Priesterinnen, die ihr dienten, waren rein in ihrem Geist.

"Verzeihung", sagte Dunduvan: " Niemals sollte man eine Prophezeiung erfragen, und zu wissen glauben, was hören will. Das war ... dumm von mir"
Dumm sagte er, doch er meinte: Römisch.

Die Göttin hatte Dunduvans Schwester, für sich gewollt und Raven verschont. 
Dunduvan musste das akzeptieren. Wenn nur der Schmerz nicht gewesen wäre, der sich in seinen Geist bohrte:

"Ich kann nichts Schlechtes über Raven sagen", sagte er schließlich: "Ich habe sie heute das erste Mal gesehen. 
Ich werde künftig versuchen, es sein zu lassen, ihr Schicksal zu loben, und das der Mädchen zu bedauern, die gestorben ist.
 Ihr Schicksal ist noch nicht zu Ende, nicht wahr? 
Wer weiß, wer am Ende mehr zu bedauern ist: Raven oder die Mädchen, die als Kinder gestorben sind? 
Über allem der Wille der Göttin"

Er lächelte voll tiefer Traurigkeit: "Ich werde die Priesterin  fragen, welches der beste Tag für unser Vorhaben ist. Gehabe Dich wohl o Druide. Bis zum nächsten Mal"

Die Falken flogen aus, jeder seiner Bestimmung entgegen. Cathbad jedoch musste verborgen bleiben. Allein schon deshalb weil er Druide war, konnten die Römer ihn töten. Dunduvan wusste nicht, was er tun würde, sollte Cathbad jemals etwas geschehen. Er war sein Vater. Er war nicht wie ein Vater, sondern der einzige Vater, den er kannte.
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Falke
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10-13-2022, 10:47 PM,
Beitrag #24
RE: Falkenhöhle
Calum schwieg, als ihm Deimos vorschlug, die falsche Prophezeiung ihren Leuten zu unterbreiten. Etwas, das er nicht konnte. Immerhin war Gilda für ihn wie eine schützende Kraft und eine gütige Anhängerin der Göttin, die als ihre Priesterin auch Respekt verdiente. Doch Cathbad fand hierzu schon deutliche Worte, wenngleich seine Worte Raven betreffend alles andere als deutlich waren. Calum war immer noch verbittert, wenn er darüber nachdachte, was der Druide dem Mädchen ermöglicht hatte und immer noch ermöglichte.
Natürlich lenkte Deimos ein, schließlich hatte ihr Vater und Lehrer immer Recht in solchen Belangen. Doch Calum fragte sich, ob sein Bruder es so leicht wegsteckte. Deimos war mit Abstand der mutigste von ihnen, aber manchmal fragte sich Calum, ob es nicht schwer war, stets Stärke zeigen zu müssen.
"Ich kann die Priesterin fragen", bot er an. "Ich wollte ohnehin die Quelle der Göttin aufsuchen, um ihr ein Opfer darzubringen. Mit der Priesterin kann ich in deinem Namen sprechen, bevor ich nach Iscalis zurückkehrte. Dann kannst du dich ganz auf die Vorbereitung konzentrieren. Ich lasse dir die Antwort über die üblichen Wege zukommen. Nun, ich... Ich denke, das ist dann alles, was wir zu besprechen haben. Ich wollte schon längst aufbrechen. Wir sehen uns bald wieder."
In Wahrheit ertrug Calum die Nähe der anderen im Augenblick einfach nicht.

>>> Das Heim der Priesterin
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Falke
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10-17-2022, 01:05 PM,
Beitrag #25
RE: Falkenhöhle
"Ich danke Dir für dein Angebot, Calum", erwiderte Dunduvan: "Doch habe ich auch eine persönliche Frage an die Göttin, die kein anderer außer ich selbst stellen kann. Wir sehen uns spätestens zu Samhain an der Heiligen Quelle wieder. "
Er sah dem Jungen nach, der ging, so wie zuvor Raven schon:
Samhain werden alle Kelten begehen, jedoch die Römer nicht, ging es ihm durch den Kopf: Wenn die Priesterin mir diesen Tag bezeichnet, ist das DER Tag.
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Falke
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12-09-2022, 10:28 PM,
Beitrag #26
RE: Falkenhöhle
>>>  Dunduvan war nach fast einem Tagesmarsch zur Falkenhöhle gekommen. Er ließ einige Warnungen und Notizen da, die Eingeweihte erkennen würden, ein Kreuz hoch in der Baumkrone und das mit Harz geschriebene  griechische Wort apotropaion, das bedeutete unheilabwehrend und dem hellen Stamm einer Hängebirke ritzte er zwei lidlose Augen.

Die Falkenhöhle selbst war gut verschlossen, und nicht leicht zu finden. Nachdem Dunduvan geprüft hatte, dass alles in Ordnung war, begab er sich nach >>> Cheddar.
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Falke
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01-01-2023, 02:48 PM,
Beitrag #27
RE: Falkenhöhle
Zu reisen war echt kein Spaß.


Einige Monate war ich nun weg gewesen, weil Cathbad mich nach Norden und Osten geschickt hatte. Ich war bei den Catuvellauni gewesen, dann weiter nördlich zu den Coritani, den Parisi und den Brigantes. Und schließlich noch weiter zu den Votadini, die mich beinahe getötet hätten wegen einer lächerlichen Geschichte mit der Nichte oder sowas vom Anführer. Sogar bei den Selgovern war ich. Überall, wo Cathbad wissen wollte, wie die Lage war, ob sie sich einer weiteren Rebellion anschließen würden, ob sie den Ruf der Druiden noch hörten, ob sie bereit waren, zu kämpfen. Oder zumindest dazu, ihren Landsleuten nicht in den Rücken zu fallen. Ewig war ich unterwegs gewesen, hatte Gespräche mit angehört, vorsichtig scheinbar betrunken das ein oder andere über die Römer gesagt, die Stimmung getestet, bisweilen auch direkt mit dem ein oder anderen geredet, sogar mit einigen Fürsten, grade im Norden. Aber das Gesamtbild war wohl eher ernüchternd. Nachdem Boudicca so grandios gescheitert war vor über zehn Jahren, waren vor allen Dingen diejenigen, die das Sagen hatten, kaum bereit, für ihre eigene Heimat zu kämpfen. Und das einfache Volk? Naja, das wollte schon immer dasselbe haben: Genug Regen für eine gute Ernte, genug Sonne, damit sie wuchs, genug Wild im Wald zum Jagen und genug Zeit, um die Kinder großzuziehen.
Kurz gesagt, es war frustrierend, und ich hatte noch keine Ahnung, wie ich Cathbad das alles sagen sollte, ohne dass er enttäuscht von mir war. Er war sowieso schon so oft enttäuscht von mir. Dunduvan war ein cleverer Planer, Calum ein geschickter Dieb, der sich überall einschleusen konnte. Meine anderen Brüder hatten alle ihre Talente. Und ich? Ich war ein Fehler, den die Göttin gemacht hatte. Ich war nicht unauffällig genug, um mich einzuschleusen, nicht klug genug für die komplizierten Pläne, nicht charismatisch genug, um die Massen zu bewegen, nicht geschickt genug für Gifte und Tränke, nicht gesegnet genug für das zweite Gesicht, nicht konzentriert genug, um mir alles zu merken, was ich wissen sollte. Ich war wahrscheinlich der schlechteste Druide aller Zeiten. Zumindest fühlte ich mich so.
Was auch daran liegen mochte, dass ich gerade klatschnass war, denn vor etwa einer Meile hatte es heftig zu Regnen begonnen, als ich mich den Bergen vor Iscalis genähert hatte, und hungrig, da ich heute noch nichts gegessen hatte, da meine Vorräte schon vor drei Tagen aufgebraucht gewesen waren. Gestern hatte ich noch ein Eichhörnchen mit dem Bogen erwischt, aber das war bei weitem nicht genug für so einen großen Kerl wie mich. Vielleicht war ich einfach ein bisschen hangry – hungrig und wütend, weil ich hungrig war.


Auch mein Pferd war nass und ich sollte es dringend irgendwo unterstellen, ehe die Nacht kam. Aber ich war schon fast zuhause. Oder naja, wie man eben eine Höhle so nennen mochte, die nachts kalt und feucht wurde, und das kurz vor Wintersonnenwende. Meinem Pferd würde es sicher auch nicht gefallen. Aber gut, da musste er durch. Genauso wie ich.
Als ich schließlich in den Wald um die Höhle ritt, merkte ich schon, dass irgendwas falsch war. Ich gab ein Pfeifen von mir, das hohe Trillern eines Waldvogels, um den anderen anzuzeigen, dass ich kam, aber es kam von nirgends eine Antwort. Ich versuchte es nach einer Weile nochmal, aber wieder nichts. Ab da begann ich mich nach den Zeichen umzusehen.


Es dauerte ein wenig, bis ich die Zeichen gefunden hatte, die meine Brüder hinterlassen hatten. Irgendwas war passiert. Apotropaion. Ich durchforstete mein Gehirn nach der Bedeutung, nachdem ich das Wort nach einigem Suchen entdeckt hatte. Gefahr? Nein, Unheil. Und noch irgendwas. Gegen Unheil? Verdammt, ich war scheiße in sowas. Ich entdeckte noch geschnitzte Augen, ein Kreuz und ein paar andere Dinge. Irgendwas schlimmes war passiert, aber einige Brüder mussten es überlebt haben, sonst gäbe es keine Zeichen. Nach etwas Rätselraten kam ich darauf, dass eins der Zeichen zum Dorf Cheddar wies, ein anderes nach Iscalis.
Die Sonne war kurz vor dem Untergehen, mir war kalt, ich hatte Hunger. Iscalis war näher. Ich beschloss, erst dort nachzusehen, was ich aufschnappen konnte und ob ich jemanden fand, und am nächsten Tag, hoffentlich trocken und satt, Richtung Cheddar zu reiten, um dort nach meinen Brüdern und Cathbad zu suchen.
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Falke
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01-06-2023, 04:30 PM,
Beitrag #28
RE: Falkenhöhle
Es war ein ruhiger, sternenklarer Vollmondabend. Raven war noch bei Licht an der Höhle angekommen. Dort legte sie ihren Umhang ab und entzündete ein kleines Feuer für etwas Licht und Wärme.
Sie setzte sie sich auf den Boden, zog ihre Beine an und schlang ihre Arme darum.

Die Saturnalien waren vorbei und in der Stadt war wieder der Alltag eingezogen.
Sie hatte Fabata gesagt das sie bei einer Freundin übernachten würde, heute würde sie es nicht mehr zurück in die Stadt schaffen. Das war im Dunklen viel zu gefährlich.
Sie war hergekommen, um nachzudenken, es war so viel passiert in den letzten Monaten. Langsam hatte sie sich eingewöhnt in ihrer neuen Familie und Umgebung, hatte guten Kontakt zu den Gästen und auch fragte sich niemand mehr, werden das Mädchen war, dass da durch die Stadt strich.
Die Vorkommnisse an der heiligen Quelle hatte sie aber noch nicht ganz verarbeitet, auch ihre plötzliche Rolle als jungfräuliche Göttin nicht. Sie war doch keine echte Priesterin? Sie war auch keine reine Keltin? Würde die Göttin sie nicht Strafen für diese Anmaßung?
Es war ja nicht so dass sie sich darum gerissen hätte aber wenn sie ehrlich war hatte sie so etwas sich immer gewünscht.
Sieben Jahre war sie nun Schülerin, ihre anderen Schwestern waren schon lange geweihte Priesterinnen, nur bei ihr hatte man immer gesagt, es sei noch nicht so weit und jetzt plötzlich diese Aufgabe.
Sie konnte sich kaum an das Erinnern was geschehen war nur noch an die heftigen Kopfschmerzen.
Noch hatte niemand etwas gesagt über das Orakel, war es überhaupt gedeutet worden? Caradoc war tot, wer wusste jetzt etwas? Warum war noch nichts durchgedrungen?
Was sollte sie nun tu, sollte sie zu Brigid? Das waren wieder zwei Tage hin und zurück.
Sie wusste nicht, wie lange sie so da in der Höhle gesessen hatte und vor sich hingebrütet. Doch irgendwann begannen die Flammen vor ihr zu tanzen, es sah fast schon so aus als ob kleine Fairies darin tanzten. Raven hatte ihren Geist befreit und schwebte fast über dem Ganzen.
„Bei der gütigen Göttin, trag mich über die Wolken und über das Land. Lass mich den finden den ich suche.“ Betete sie leise vor sich hin, vor ihrem inneren Auge begannen die Flammen sich zu einem Nebel zu verbinden „Cathbad wir brauchen deinen Rat.“ Kurz nachdem sie diesen Ruf in die Ferne schickte, schüttelte sie etwas verwirrt den Kopf und holt keuchend tief Luft, als ob sie die ganze Zeit die Luft angehalten hätte.
Jetzt lag es nur noch daran, ob dieser Ruf auch bei dem Druiden ankam und er reagierte.
Am nächsten Morgen machte sie sich wieder auf den Weg zurück nach Iscalis. Ob Cathbart sie gehört hatte wusste sie nicht, hoffte es aber.
Namen haben Macht.
[Bild: 1_22_10_22_8_54_26.png]Falke
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06-03-2023, 12:50 PM,
Beitrag #29
RE: Falkenhöhle
Während Dunduvan und die anderen Richtung Cheddar reiten wollten, machten Cinead und ich einen Schlenker in Richtung der Höhle, die Dunduvan als Versteck genannt hatte. Verdammt, es war lange her, seit ich das letzte Mal hier war. Zwei Jahre oder drei? Zeit war so ein fließendes Konstrukt, dass ich manchmal den Überblick darüber verlor, wann Dinge geschahen. In jedem Fall war es lange her. Ich hatte nicht unbedingt Heimweh nach dem feuchten Stein und dem harten Boden, eigentlich war mir so etwas wie ein Vermissen nach einem bestimmten Ort vollkommen fremd. Außerdem schlief ich gerne bequem, was die Höhle definitiv nicht war.
Und doch freute ich mich wie ein kleines Kind und trieb uns etwas schneller als nötig in die Richtung der Höhle. Der Ort interessierte mich nicht, die Erinnerungen auch nicht, aber das, was darin auf mich wartete, das trieb mich mit kindlicher Freude voran, und ich sprang fast schon vom Pferd, als wir angekommen waren, und ließ es einfach stehen, ohne mich näher darum zu kümmern, als ich den inzwischen größeren Busch beiseite schob und mich in die Höhle begab.

Und es war einfach wun-der-schön. Sorgsam abgedeckt mit gefettetem Leder, damit keine Feuchtigkeit herankam, lagerten runde Tongefäße, sorgfältig mit Wachs verschlossen. Ich atmete tief ein, um alles in mich aufzunehmen. Sie verströmten einen feinen Geruch jenseits der Erde, des Leders, des Wachses. Ein Hauch von Schwefel, der durch die Poren sickerte, etwas öliges, schweres, beißendes. Naphtha. Es hatte diesen beißenden Geruch von schlecht gebranntem Alkohol in sich. Aber da war noch mehr.
Meine Hände zitterten, als ich vorsichtig einen der Krüge berührte und fast schon ehrfurchtsvoll anhob und an mich nahm. “Sei gegrüßt, du wunderschöner Zauber. Weihst du mich in dein Geheimnis ein, dann verrate ich dir vielleicht auch das meine“, flüsterte ich ihm zu und sprach über meine schulter, wo ich meinen Bruder vermutete. “Hast du schon einmal etwas so schönes gesehen?“ fragte ich begeistert und stand auf, meine Augen nur auf den Krug fixiert. “Das ist noch aufregender als der römische Soldat, den wir halb abgehäutet in den Baum gehangen haben, weißt du noch?“ Ja, das war auch wunderschön gewesen. Viel zu lange her. Aber nein, daran wollte ich jetzt nicht denken.
Das hier, das war ein Geschenk! Sollte ich jemals Zweifel gehabt haben – was ich nie hatte – ob es richtig war, den ein oder anderen Menschen den Göttern darzubringen, sie wären jetzt verflogen. Nein, das hier war der Dank der Götter für das Mädchen mit der Zahnlücke, da war ich mir sicher, und ich nahm es voll und ganz an.
“Komm, suchen wir uns einen geeigneten Ort in der Nähe, wo ich es ausführlich testen kann“, meinte ich begeistert und konnte es kaum erwarten, all die Geheimnisse dieses Wunderwerkes zu erkunden. Aber ich wusste, wie launisch die Kräfte der Welt manchmal waren, und ich wollte nicht alles in die Luft jagen, wenn es so sein sollte.
Ich trat nach draußen, den Krug immer noch wie ein göttliches Symbol haltend, als ich auf einmal loslachte. “Feuer und Wasser, Cinead! Verstehst du? Feuer, geboren aus Wasser!“ Ich lachte so befreit, dass mein Geist sich mit allem verband. Hiervon hatten die Götter gesprochen, als sie sagten, die Welt würde Enden in Feuer und Wasser! Und ich war ihr Werkzeug und durfte es verstehen lernen! Dieses Geschenk hier war größer, als ich zuerst verstanden hatte, und ich fühlte mich gerade frei und eins mit der Seele allen Seins.
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Falke
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06-14-2023, 06:41 PM,
Beitrag #30
RE: Falkenhöhle
In sicherer Entfernung zu dem Versteck, das wir hauptsächlich nutzten, fing ich mit der Arbeit an. Die Höhle war nicht so groß wie die andere, und es war eine ziemliche Arbeit gewesen, eine zu finden, die nicht vor sich hintropfte, sondern trocken war. Angesichts dessen, was ich hier untersuchte, wäre tropfendes Wasser vielleicht wenig hilfreich.

Aber ich hatte mich eingerichtet, als ich den perfekten Platz gefunden hatte, und fing mit der Arbeit an. Und ja, ich hatte mir eine widerspenstige Geliebte ausgesucht, die sich zierte, ihre Hüllen vor mir fallen zu lassen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich einfach nur vor dem Krug saß und ihn anstarrte, einen Anhaltspuntk suchte, wie ich anfangen konnte, und sie mir einfach nichts erzählte. Darin war eindeutig schwefel und das schmierige, schwarze Öl der erde. Aber sonst? Was entzündete die Substanz?
Ich hatte schon herausgefunden, dass zu wenig davon nicht brannte. Man brauchte eine gewisse Menge und nicht zu viel Wasser, damit sich Flammen bildeten wie von Zauberhand. War es zu wenig, tat sich einfach gar nichts, egal wie viel Wasser man nahm. Diese Erkenntnis führte dazu, dass ich Dunduvan noch einen zweiten Krug abnehmen musste aus dem Vorrat, damit ich experimentieren konnte. Und doch kam ich dem Geheimnis lange nicht näher.

Cinead war irgendwo in der Nähe. Keine Ahnung, was er machte. Manchmal redete er wohl mit mir, aber ich hörte nicht wirklich zu. Immer wieder fand ich Teller mit Essen in meiner Nähe, was wohl hieß, dass ein weiterer Tag vergangen war. Ich wusste es nicht. Vermutlich schlief ich zu wenig. Aber wie sollte ich schlafen, wenn sich das Pyr Automaton so erfolgreich meinem Griff entzog?

Aber einige Dinge fand ich heraus. Es war nicht giftig in kleinen Mengen, schmeckte aber so, dass man davon brechen musste. Das vereitelte alle Pläne, damit vielleicht Spinnen zu füttern, um eine lebendige, explodierende, krabbelnde Armee zu erschaffen. Sehr schade. Es war ziemlich stabil, es explodierte nicht einfach so, auch wenn man es schüttelte. Oh, und die Flammen leuchteten weißlich.

Das war es schließlich auch, was mich dann auf die richtige Fährte brachte. Oh, ich war so ein verdammter Idiot gewesen! Es war so offensichtlich gewesen! Dass ich nicht drüher darauf gekommen war, ärgerte mich wirklich, aber es musste Löschkalk sein, den sie verwendeten. Nachdem ich Cinead losgeschickt hatte, etwas von dem weißen Stein, der im norden Erius vorkam, zu besorgen – mir egal, ob er dafür bis nach Eriu reisen musste – war ich in Hochstimmung und fing an, weiter zu experimentieren.

Wie konnte man die Sprengkraft von dem allem verbessern? Im Moment hatte es noch zu wenig wumms. Also, was wollte ich noch hineinmischen, um zu sehen, ob es die Kraft verstärkte?
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Falke
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