Forum

[Alun]

Nach der Schicksalhaften Begegnung

<<<

Ich rannte, als hinge mein Leben davon ab.

In der gewissen Weise stimmte das ja auch, denn wenn einer der beiden Kerle, die mich verfolgt hatten, mich erwischten und mich stellten, dann war alles vorbei! Mein erster Gedanke war, zu Alans Stall zu rennen. Dort konnte ich mich verstecken und auch waschen, denn meine Kleidung war voller Blut. Ich ekelte mich davor und wollte meine Sachen so schnell wie möglich nicht mehr an meinem Körper haben. Die Klamotten würde ich verbrennen müssen, denn ich fürchtete, den Geruch des Blutes und ebenso die Flecken nie wieder herauszubekommen. Doch zunächst musste ich erst einmal die beiden Männer abschütteln, bevor ich den Stall erreichte! Natürlich war ich nicht den direkten Weg dorthin gerannt, sondern hatte mehrer Umwege in Kauf genommen, bis ich endlich meine Verfolger abschütteln konnte. Nun, als ich fast schon bei Alans Stall war, sah ich mich noch einmal um. Glücklicherweise folgte mir nun niemand mehr. 

Ich öffnete die Tür einen Spalt und huschte hinein. Dann bleib ich erst einmal stehen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Ich fühlte mich hellwach und voll aufgedreht und brauchte einen Moment, um wieder zur Ruhe zu kommen.

Als ich wieder etwas Atem geschöpft hatte, begann ich mir die Kleider vom Leib zu reißen und suchte mir einen Eimer mit Wasser, um mich zu waschen. Kam es mir nur so vor, oder wollte sich  das Blut nur sehr schwer von meiner Haut lösen? Ich schruppte mit den Fingern, bis meine Haut schmerzte. Dann erst hörte ich damit auf. Schließlich kletterte ich die Leiter zum Dachboden hoch. Ich rechnete nicht damit, dass Louarn hier war. Wir hatten uns schon eine Weile nicht mehr gesehen, seit er nach Dunduvans Tod bei mir in der Wohnung aufgetaucht war. Dennoch rief ich leise in die Dunkelheit seinen Namen. "Louarn? Bist du da?"

[Louarn]

Es war schon mitten in der Nacht, als ich von unten Geräusche hörte. Die Pferde waren nervös und unruhig, und ich hörte heftigen Atem und… Plätschern? Das sprach dafür, dass es was größeres als eine Ratte war. Verdammt. Ich stand auf und nahm meine Axt in die Hand, um mich nach unten zu begeben und nachzusehen. Wir brauchten keine Pferdediebe im Stall, und auch streunende Hunde waren für die Pferde alles andere als ungefährlich. Wenn die Biester hungrig genug waren, griffen die alles an auf der Suche nach Futter.
Ich hatte mich also gerade zu der Leiter vorsichtig geschlichen, als Alun auch schon seinen Kopf in den Heuboden steckte und mir einen ziemlichen Schreck einjagte. “Alun! Scheiße, ich dachte, du bist ein Landstreicher! Ich hätte dich beinahe erschlagen“, sagte ich und wedelte mit der Axt, die er hier oben im Dunkeln aber höchstwahrscheinlich nicht sehen konnte.
“Steig wieder runter“ forderte ich ihn auf und kam ihm nach. Unten machte ich vorsichtig eine Laterne an, damit wir etwas Licht hatten, und beruhigte erstmal die Pferde, die nervös stampften. Erst einen Moment später erkannte ich, warum: Hier lag eine blutige Tunika herum und sie rochen das Blut.
“Bist du verletzt?“ fragte ich Alun und schaute besorgt. Er war etwas bleich, was kein gutes Zeichen war, aber schien mir sonst unverletzt zu sein.

[Alun]

Hier oben war es tatsächlich so dunkel, dass man kaum die Hand vor Augen sah. Erst als ich Louarns vertraute Stimme vernahm, konnte ich sicher sein, dass er hier war. Dass er mir aber gerade so nah war, hatte mich auch überrascht. Beinahe hätte ich den Halt an der Leiter verloren und wäre abgestürzt. Doch zum Glück fing ich mich gerade noch so. "Ich hab ihn gefunden, Louarn! Und er ist tot!" quoll es aus mir heraus, weil ich gerade an nichts anderes denken konnte.
Ich brauchte einen Moment, bis Louarns Aufforderung, hinunter zu steigen, bei mir angekommen war. Zu sehr war ich immer noch in den Geschehnissen des Abends gefangen. Vorsichtig stieg ich wieder nach unten. Der Schein des Mondes erhellte etwas die Stallgasse. Doch Louarn zündete dennoch eine Laterne an, so dass ich sein Gesicht in deren Schein erblicken konnte. Unten auf dem Boden lagen noch meine vom Blut durchtränkte Tunika und Hose. So war es nicht verwunderlich, dass er sofort besorgt fragte, ob ich verletzt war. Aber ich schüttelte nur den Kopf. "Höchstens ein paar Kratzer." entgegnete ich dann und winkte ab. "Das Blut ist von ihm. Als ich ihm die Kehle durchgeschnitten habe, hat er geblutet, wie ein Schwein." erzählte ich weiter. "Ich wollte ihm noch den Kopf abschneiden, so wie es unser Bruder mit Erwan gemacht hat. Aber dann kamen Leute und ich musste weg." Wenn ich nicht gestört worden wäre, hätte Accius‘ Martyrium noch unendlich lange andauern können. So aber hatte alles ein jähes Ende gefunden. Ich sah meinen Bruder eine Weile an und hoffte, er hatte verstanden, was ich gesagt hatte. Aber nein, er kannte noch lange nicht alles, was an diesem Abend vorgefallen war. Da war das Mädchen, das ich mir mit Accius geteilt hatte und da war die Gewissheit, dass er nicht nur mein Erzeuger gewesen war, sondern auch Prisca Bruder gewesen war! Wie ungeheuerlich diese Erkenntnis gewesen war. Allein nur der Gedanke daran, führte Dazu, dass mir wieder übel wurde. Schnell wandte ich mich ab, um mich noch ein weiteres Mal zu übergeben. Glücklicherweise war da ein Kübel griffbereit gewesen, so dass der alte Alan mich morgen früh nicht noch mehr verfluchen würde, als er es eh schon tun würde, wenn er meine blutigen Klamotten finden würde.

[Louarn]

Erst, als das Licht an war, bemerkte ich, dass Alun nackt war. Und er hatte die Stalltür offen gelassen. Ich schloss die Tür, während er wirr auf mich einredete, und ich verstand kein Wort. Oder naja, ein paar Worte schon. Er hatte irgendwen getötet und wär dabei beinahe erwischt worden. Das verstand ich. Aber der Rest war wirres durcheinander, das keinen Sinn ergab.
“Alun, Alun! Stopp! Ich versteh kein Wort“ bremste ich ihn und nahm erstmal meinem Braunen die Pferdedecke ab, um sie Alun um die Schulter zu legen. Klar war das Ding jetzt nicht unbedingt weich, aber besser als gar nichts. Der konnte ja nicht hier nackt rumstehen. Und seine blutbesudelten Klamotten verteilen. Also hob ich die erstmal auf, während Alun… naja, er fing an zu kotzen. Mitten in den Futtereimer. Alan würde ihn umbringen. Ganz sicher. Und wahrscheinlich langsam. Ich raufte mir kurz mit der freien Hand mein Haar und klopfte ihm dann beruhigend auf die Schulter.

“Ganz ehrlich, Alan wird dich wahrscheinlich dafür umbringen, dass du seinen Futtereimer grade ruinierst und mit blutigen Klamotten herkommst. Aber komm erst mal runter und erzähl mir, was passiert ist, während wir dann die Sauerei hier wegmachen.“
Ich hoffte, dass Alan heute einen tiefen Schlaf hatte, und überlegte schon, wie wir das alles hinbiegen konnten. Ich konnte Alun nicht mit meinen Sachen einkleiden, ich hatte nicht so viel Zeug, das wintertauglich war, und ein dünnes Leinenhemd würde ihm wohl wenig nützen. Aber warum war er überhaupt hier hergekommen und nicht in seine Wohnung? “Du hast aber nicht Nysa umgebracht, oder?“ fragte ich verwirrt nach, weil das dann Sinn geben würde, warum er hierher und nicht zu sich ging.

[Alun]

Die Kälte hatte mir nichts anhaben können, denn dafür war ich noch viel zu aufgewühlt. Erst nachdem mir wieder schlecht geworden war und ich mich übergeben hatte, zitterte ich nun vor Kälte am ganzen Körper. Ich war froh um die Pferdedecke, die mir Louarn über die Schulter gelegt hatte. Er legte mir nun beruhigend seine Hand auf die Schulter und half mir, endlich wieder zu mir selbst zu kommen. Mist, ich hatte in Alans Futtereimer gekotzt! Ich sah schon, um morgen keinen Ärger mit dem Alten zubekommen, würde ich später noch meine Sauerei wegmachen müssen.

Louarn hatte wirklich nichts von alle dem verstanden, was ich ihm sagen wollte! Er fragte mich doch allen Ernstes, ob ich Nysa umgebracht hatte. "Nysa? Hä? Wieso sollte ich Nysa umbringen? Nein Mann, ich habe endlich den Kerl gefunden, der meiner Mutter das angetan hat! Heute Abend, in der neuen Taberna! Das Schwein hat damit auch noch geprahlt, dass er ihr seine Initialen in die Haut eingeritzt hat! Als er zu seinem Gaul wollte, um zurück in die Castra zu reiten, hab ich mir ihn geschnappt. Ich hab ihm mit einem Stein eins übergezogen und dann gefesselt und geknebelt. Dann hab ich ihm gesagt, wer ich bin. Aber das hat ihn wenig beeindruckt. Dabei hatte ich ihm die Gelegenheit gegeben, sich dazu zu äußern. Aber der Scheißkerl hat nur um Hilfe geschrien. Dann hab ich ihm auch was in seine Haut eingeritzt. Schön langsam. Buchstabe für Buchstabe! Das lateinische Wort für Vergewaltiger, damit jeder lesen kann, was für ein Schwein er ist. Nein, war. In Zukunft wird er niemandem etwas mehr zuleide tun! Eigentlich wollte ich ihn noch viel länger quälen, aber dann kamen Leute. Also schnitt ich ihm schnell noch die Kehle durch und rannte davon. Zwei von denen sind mir nachgerannt, aber nach einer Weile konnte ich sie abschütteln." 

Leider war das nur ein Teil der Geschichte. Den anderen, der weitaus schlimmer und grausamer war, hatte ich noch gar nicht erzählt. "Aber weißt du, was am schlimmsten ist?" fragte ich meinen Bruder. Er würde nie darauf kommen, wie grausam die Götter sein konnten!

[Louarn]

Gut, er hatte Nysa nicht umgebracht. Ich war schonmal ein klein wenig erleichtert. Jetzt mussten wir nur noch was zum Anziehen für ihn finden und die Sauerei hier beseitigen, damit auch er am Leben blieb. Klang das nach einem Plan? Ich hatte zumindest keinen besseren.
Ich hörte also zu und runzelte ein wenig die Stirn. Ich meine, wie groß war die Chance, dass einer von uns wirklich auf seinen Erzeuger traf? Verschwindend gering. Dass Alun ihn unbedingt in einer Taverne einfach so getroffen haben wollte, war da schon fast ein Wunder. Ich verkniff mir aber die Frage, ob er sicher war, dass es der richtige Mann war, denn ich wollte ihm seine Rache nicht nehmen. Auch wenn er nicht gerade glücklich schien, Rache genommen zu haben. Da er meinte, irgendwas wäre noch schlimmer – wobei ich erstmal nichts schlimmes daran sehen konnte, Rache geübt zu haben – machte ich mir dann doch ein wenig Sorgen.
“Hat dich jemand erkannt?“ fragte ich also das nahelegendste. Er hatte den Mann immerhin in einer Taberna getroffen, also waren da auch sicher andere Leute, die ihn beschrieben konnten. Selbst, wenn Alun ihn erst außerhalb geschnappt hatte, war er vielleicht mit ihm gesehen worden oder sonst wie aufgefallen, und das war sicher nicht gut. Zumindest konnte ich mir vorstellen, dass das das schlimmste daran sein könnte.

[Alun]

Louarn fragte mich, ob mich jemand erkannt hätte. Wenn es ja bloß das gewesen wäre! Nein, es war viel schlimmer, tiefgehender, verkommener.
Ich schüttelte den Kopf und suchte nach Worten, wie ich es ihm erklären konnte. Aber mir fiel nichts ein, wie es die Sache einfacher oder entschuldbarer machen konnte. "Nein, ich glaube nicht. Ich hatte ja auch andere Klamotten an. Bevor ich mir das Schwein vorgenommen habe, habe ich meine Sachen geholt, die ich hier im Stall versteckt habe. Mein Römerzeugs ist hier drin." Ich deutete auf den Sack, der neben der Leiter gelandet war. Zu dem Zeitpunkt war er wahrscheinlich noch nicht hier gewesen. Inzwischen waren ja auch gut zwei oder vielleicht auch drei Stunden vergangen. Außerdem konnte ich in der Wohnung ja auch schlecht meine keltische Kleidung aufbewahren, ohne dass Nysa unangenehme Fragen stellen würde.

"Ich war heute Abend noch mit einigen Kollegen von der Provinzialverwaltung in der Taberna auf einen Wein. Die anderen waren schon gegangen und ich wollte eigentlich auch gleich aufstehen, als dieser Soldat sich an meinen Tisch gesetzt hat. Ich entschied mich, zu bleiben, weil ich dachte, vielleicht ein paar Neuigkeiten zu erfahren. Na ja, wir kamen ins Gespräch und er sagte, sein Name sei Marcus Accius Florus." Als ich meinem Bruder den Namen des Dreckschweins gesagt hatte, sah ich ihn eindringlich an und wartete ungeduldig, bis bei ihm endlich der Dupondius fiel. "Verstehst du? Marcus Accius Florus! Na, klingelt’s bei dir?" fragte ich ungeduldig.

[Louarn]

Ich musste mit Alun wirklich ein verdammt ernstes Wörtchen darüber reden, was er wo einfach bunkern konnte und was nicht. Alan war kein Widerstandskämpfer. Er war einfach nur ein netter, alter Mann mit einem Pferdestall. Er war kein heimlicher Unterstützer der Druiden, der für uns freudig sein Leben geben würde, sondern einfach nur ein Kerl, der die letzten Jahre seines Lebens möglichst ohne größere Probleme erleben wollte. Ja, ich wusste, dass ich das durch meine Anwesenheit auch gefährdete, aber ich arbeitete für ihn, ich bezahlte seine Dienste. Alun kam einfach her, fragte um keinerlei Erlaubnis und entschloss sich einfach, den alten Mann in seine privaten Geschichten reinzuziehen, und zwar mehrfach! Würde ich ihn nicht decken, der alte Mann hätte ihn sicher schon mehrfach mit der Mistgabel aufgespießt. Und ich könnte es ihm nicht einmal verübeln.
Ich raufte mir also nochmal die Haare und versuchte wirklich, das jetzt erstmal zurückzustellen. Grade war kein guter Zeitpunkt, um das auszudiskutieren. Erstmal musste ich meinen Bruder wirklich retten. Umbringen konnte ich ihn später.

“Dann zieh dir doch erst mal was an“, meinte ich und suchte den Sack, den er beschrieben hatte. Ich hatte mich schon gefragt, ob Alan darin ein paar neue Pferdedecken bunkerte oder warum der hier war. Aber war wohl eine römische Tunika. Ich griff also den Sack und zog dieses für mich nach wie vor ein bisschen lächerliche Kleidungsstück raus und reichte es Alun, damit der sich endlich anzog.
Er fing also an zu erzählen und ich verstand immer noch nicht, was los war. Auch am Ende nicht. “Öhm, ja. Em Ah Eff halt. Aber so jemanden hast du doch gesucht?“ meinte ich also höchst verwirrt und verstand nicht, warum Alun sich gerade aufführte wie von Elfen geküsst.

[Alun]

"Was?" fragte ich irritiert. Warum musste er jetzt unbedingt auf den Klamotten herumreiten? Ich konnte mir genauso gut auch später noch eine Tunika überziehen! Aber nein, er holte meinen Sack und fischte meine Tunika heraus. Die Tunika, die ich morgen wieder zur Arbeit anziehen musste! Meine Auswahl an Kleidungsstücken war leider immer noch recht begrenzt. Vielleicht sollte ich mir demnächst mal ein paar neue Sachen zulegen.

Ich zog schließlich die Tunika an und wusste jetzt schon, dass deswegen noch ein blöder Spruch von Louarn nicht lange ausbleiben würde. Aber das war ich ja schon von meinem Bruder gewohnt. Außerdem gab es gerade viel Wichtigeres zu besprechen! Aber Louarn verstand nicht, worauf ich hinaus wollte. Lag es einfach nur daran, dass er so seine Schwierigkeiten mit römischen Namen hatte oder kannte er schlicht und ergreifend Priscas vollen Namen nicht? Ich war mir nun gar nicht mehr so sicher, ob ich ihm ihren vollen Namen genannt hatte.
"Ja, richtig! MAF – Marcus Accius Florus. Den habe ich gesucht, seitdem ich denken konnte. Aber weiß du denn nicht, wer auch den Namen Accius, oder besser gesagt Accia trägt? Nein?" Ich schnappte tief nach Luft, bevor ich ihm die Auflösung meiner Frage präsentierte. "Prisca heißt so! Accia Prisca! Der Dreckskerl war ihr Bruder! Verstehst du jetzt, was noch schlimmer ist?" fragte ich ihn schweren Herzens. Ganz gleich, was er nun antwortete, es gab keine Entschuldigung dafür. Das zumindest hätte Cathbad dazu gesagt. Denn mein großer Fehler hatte bereits an dem Punkt begonnen, an dem ich mit Prisca eine Beziehung begonnen hatte!

[Louarn]

Endlich zog er sich was an, auch wenn es dieses römische Ding war, und ich musste mir schonmal keine Sorgen mehr machen, dass er mir hier erfror – oder dass Alan doch noch aufwachte und ich ihm erklären musste, was ich mit einem nackten, kotzenden Kerl in seinem Stall machte. Blieben also noch so ungefähr 20 Punkte auf der Liste der Dinge, um die ich mir Sorgen machen sollte.

Alun redete also weiter und kam jetzt zu dem Punkt, der schlimm für ihn war. Erst brauchte ich einen Augenblick, dann dämmerte es mir doch und ich fasste alles in einem einfachen “Oh“ zusammen. Das hieß, Alun hatte seine Tante gevögelt. Das… ich wusste nichtmal, wie ich das finden sollte. Da Alun das Mädchen liebte, war das wohl verdammt ungünstig. Ich meine, es war nicht so, als käme das nicht auch bei uns hin und wieder mal vor, aber auch wir Kelten versuchten, allzu enge verwandtschaftliche Ehen zu umgehen. Die daraus resultierenden Kinder waren sonst häufig krank oder im Kopf nicht richtig, manche sogar regelrecht missgestaltet. Und grade in kleineren Dörfern, wo quasi jeder mit jedem verwandt war, konnte das zum Problem werden, weshalb dann häufig die Frauen aus anderen Dörfern geholt wurden.
Ich atmete durch und versuchte, irgendwas tröstliches zu finden. “Wie sicher ist es denn, dass das ihr Bruder ist? Ich meine, bei den Römern trägt doch immer gleich eine ganze Sippe einen Namen. Vielleicht ist es ja eher ihr Vetter oder ihr Onkel?“ Was dann zwar immer noch ungünstig wäre, aber nicht mehr ganz so schlimm. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie es gut fände, dass Alun ihren Verwandten getötet hatte. Ganz zu schweigen davon, was Alun wohl dachte, sich in eine Verwandte seines schlimmsten Feindes verliebt zu haben. Jap, das war in der Tat wohl schlimm.