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Mietstall des Alan - Louarn - 02-15-2023
RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-17-2023 >>> Niamh irrte noch eine Weile umher. Schließlich traute sie sich, einen einheimischen Passanten nach dem Weg zu fragen. Mit dessen Wegbeschreibung näherte sie sich schließlich der Taverne. Das Schild mit dem weißen Pferd fiel ihr sofort ins Auge, so dass sie beruhigt feststellen konnte, dass sie hier richtig sein musste. Direkt neben der Taverne befand sich der Stall des Alan, genauso, wie es Louarn ihr im Laden gesagt hatte. Sie schaute sich um, ob sie jemanden fand, den sie nach Louarn fragen konnte. Jedoch konnte sie niemand finden. Daher klopfte sie an der Tür und wartete. RE: Mietstall des Alan - Louarn - 02-17-2023 Nachdem ich das Geschäft des Tuchhändlers Erwan verlassen hatte, war ich geladen. Mehr als geladen. Am liebsten wollte ich jemanden verprügeln, vorzugsweise Erwan selbst. Ich hätte am besten im Laden bleiben sollen und genau das tun. Aber mit dem Römer als Zeugen wäre das wahrscheinlich schlecht ausgegangen, und Niamh hatte auch so ängstlich geschaut… Verdammt, ich hoffte nur, dass alles gut gehen würde und sie nicht am Ende noch Angst vor mir hatte, oder dass dieser Erwan Mab weiß was antun würde. Dann würde ich ihn nämlich wirklich noch umbringen müssen, und dann wäre Cathbad wohl erstmal richtig sauer auf mich. Oder ich ziemlich tot. Wobei das zweitere das erstere nicht ausschloss. Ich war also erst einmal herumgelaufen, um diese wütende Energie loszuwerden, was nur mäßig geholfen hatte. Danach war ich zu Alan gegangen und hatte ohne zu fragen den kompletten Stall ausgemistet. Alan hatte sich schon Sorgen gemacht, ob mit mir alles in Ordnung ist, aber außer einer kurzen Frage seinerseits und einem grummelnden Grunzen meinerseits als Antwort, gab es darüber dann keine weitere Konversation. Ich wollte einfach nur Energie loswerden, bevor ich etwas unheimlich blödes tun würde. Und es half, zumindest ein bisschen. Irgendwann kurz vor Sonnenuntergang war ich fertig, und Alan lud mich zum Essen ein. Es war nichts besonderes, nur irgendein bräunlicher Eintopf und etwas Brot, aber ich würde mich sicher nicht beschweren, wenn er das wenige, was er hatte, mit mir teilte. Überhaupt mochte ich den alten Kerl irgendwie. Vor allen Dingen, da er mich nicht mit Fragen löcherte, sondern einfach machen ließ. Und ich glaubte, er mochte mich auch, weil ich wiederum nicht so viel mit ihm redete, sondern einfach machte. Wir saßen also grade vor Alans kleiner Wohnung direkt hier am Stall, als es klopfte. “Wer will denn so spät noch was?“ brummelte Alan und machte sich daran, aufzustehen, als ich ihm bedeutete, sitzen zu bleiben. “Ich geh schon“, sagte ich und stand wesentlich geschmeidiger auf, als er. Und wie üblich ließ er mich machen, auch wenn es sein Stall war. Aber inzwischen kannte ich es ja auch: Jedes Pferd war hier willkommen, solange der Besitzer dafür zahlte. Ich lief also durch die kurze Stallgasse, streichelte abwesend im Vorbeigehen die ein oder andere Pferdenase, und öffnete das für die Nacht schon geschlossene Tor ein wenig. “Wer klopft so spät?“ fragte ich noch durch die halb geöffnete Tür freundlich und verharrte dann mitten in der Bewegung, als ich sah, wer da so spät geklopft hatte. Einen Moment blieb ich wie erstarrt und schaute auf Niamh, die in den abgetragenen Sachen ganz anders aussah. Aber es war eindeutig sie, diese spitze Nase erkannte ich sofort wieder. “Niamh? Komm rein“, sagte ich und fasste sie ganz sanft am Arm, um sie in den Stall zu lassen, während ich mich noch kurz über ihren Kopf hinweg umschaute, ob ihr jemand folgte. Aber es war ruhig hier draußen, die meisten Menschen jetzt schon zuhause und am Essen. Ich schloss hinter ihr die Tür wieder und schaute sie noch einmal an. Geistesabwesend streichelte meine Hand an ihrem Arm über eben jenen, als müsse er sichergehen, dass sie echt war und an einem Stück. “Alles in Ordnung? Nach dem heute im Laden habe ich mir Sorgen gemacht. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es wirklich so dringend ist, dass du noch heute kommst. Wenn ich das gewusst hätte, ich wäre nicht ohne dich gegangen.“ Ich schaute sie am, um abzuschätzen, ob bei ihr alles in Ordnung war. Wenn dieser Erwan ihr wegen unserer Begegnung im Laden ein Leid angetan hatte, war er ein toter Mann. RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-17-2023 Während sie wartete, kuschelte sie sich noch dichter in ihren Umhang, um der Kälte und der Feuchtigkeit des feinen Nieselregens zu trotzen, der eingesetzt hatte. Sie hoffte nur, dass jemand sie einlassen würde, denn es dämmerte bereits und sie wollte auf keinen Fall mehr zu Erwan zurück. Doch endlich öffnete sich die Tür wenigstens einen Spalt breit und eine Stimme, die ihr bekannt vorkam, fragte, wer so spät noch klopfte. Er war es, allen Göttern sei Dank! Sie war in Sicherheit. "Ich bin es, Niamh!" antwortete sie fröstelnd und erschöpft und sah zu Louarn auf. Er starrte sie ungläubig an, denn in diesem Aufzug hatte er sie zuvor noch nicht gesehen. Dann bat er sie herein und fasste sie sanft am Arm, um sie hinein zu lassen. Einen Moment betrachtete er sie, scheinbar um sicher zu gehen, dass man ihr kein Leid angetan hatte. "Ja, alles in Ordnung. Mir geht es gut" , beruhigte sie ihn. Ihre Augen sahen so traurig aus, obwohl sie doch nun bei ihm war. Doch alles, was an diesem Tag geschehen war, hatte sie sehr mitgenommen. Zumal sie nun wieder vor dem Nichts stand. Sie war eine Fremde, die nicht wusste, was der nächste Tag ihr bringen würde. Denn sie ahnte auch, dass sie nicht ewig hier bei Louarn verstecken konnte. Alleine schon, um ihn nicht noch mehr in Schweirigkeiten zu bringen. So wie sie den Tuchhändler nun kennengelernt hatte, würde der sich sicherlich nicht so einfach mit Niamhs Verschwinden abgeben. "Ich wollte dort keine Minute länger mehr bleiben. Deshalb habe ich mich weggeschlichen, bevor er mich einsperren oder sonst was antun konnte." Schließlich machte sie einen Schritt auf Louarn zu und drückte sich an ihn, um ihn zu umarmen. "Ich bin dir so unendlich dankbar, dass du mir hilfst. Und mach dir keine Sorgen, ich brauche nicht viel." Sie erinnerte sich wieder an seine Worte, dass er ihr nichts bieten könne. Aber das wollte sie auch nicht. Zur Not konnte sie die Nacht im Stall bei den Pferden verbringen. Und morgen? Das würde sie morgen sehen! RE: Mietstall des Alan - Louarn - 02-17-2023 Sie umarmte mich, und automatisch schloss ich sie fester in die Arme. Sie zitterte richtig, und ich war mir nicht sicher, ob das nur war, weil es draußen zu regnen angefangen hatte und echt elend kalt war, oder ob sie sich grade davon abhielt, loszuheulen. Und ich war sehr dankbar, dass sie nicht weinte. Weinen war einfach unfair. Solange sie nicht weinte, konnte ich noch was machen, aber bei Weinen gingen meine Künste über Rücken-Streicheln und Na-Na-Sagen dann irgendwie nicht hinaus. “Es ist in Ordnung, Niamh. Mach dir keine Sorgen. Ich beschütze dich“, sagte ich beruhigend und zog sie dicht an mich, damit sie meine Nähe fühlen konnte. Was so insgesamt betrachtet vielleicht nicht ganz so clever war, denn sie war ein hübsches, junges Mädchen und ich ein gesunder, junger Mann, der schon lange kein hübsches, junges Mädchen mehr im Arm gehalten hatte und dessen Körper da eine eigene Vorstellung von angemessenem Verhalten hatte. Aber ich war mir dann doch so sicher, dass ich die Situation nicht ausnutzen würde. So schäbig war ich ja dann wirklich doch nicht. Und dass Niamh grade ganz durcheinander war, konnte ich auch völlig ohne Druidenkünste sehen. “Du bist ja ganz durchnässt. Komm, wir hängen jetzt erstmal dieses nasse Ding hier auf und dann stell ich dir Alan vor. Wir essen gerade. Du hast sicher Hunger.“ Ja, es stand mir nicht wirklich zu, sie einzuladen, aber das war mir grade herzlich egal. Alan würde schon nichts sagen, und ich würde ihr einfach meine Portion abgeben. Dann konnte er nicht meckern. Und dann würden wir weitersehen. Nur eines war klar, dass Niamh ganz sicher nicht zurück gehen würde, wenn sie offensichtlich so verzweifelt war, dass sie ihr schönes Leben aufgab und stattdessen so wie jetzt lieber herumlief. Ich half ihr aus dem Umhang und rubbelte ihr erstmal über Arme und Rücken, damit das Blut ein wenig zu zirkulieren anfing und sie wärmte. Hier im Stall war es jetzt nicht ganz kalt, aber sicher auch nicht so warm wie in einem beheizten Haus, denn aus sehr offensichtlichen Gründen war hier natürlich kein Feuer entzündet worden, was Wärme bringen würde. Ich war da abgehärtet, aber Mädchen, nun, Mädchen waren eben seltenst Krieger. Ich ließ keine Widerrede zu und führte sie zu Alan zu dem überdachten Stückchen vor seinem Haus. Der alte Kelte zog fragend die Stirn kraus, als ich Niamh hinführte und auf dem Hocker, den ich davor bevölkert hatte, platzierte. “Alan, das hier ist Niamh. Sie...“ Ich schaute kurz zu ihr und mein Gehirn ratterte die verschiedenen möglichen Antwortoptionen durch, wie ich sie bezeichnen sollte. Was gar nicht so einfach war, weil wir kannten uns ja erst zwei tage, außerdem war sie gerade durcheinander und hilfsbedürftig und ich wollte jetzt weder sie verschrecken, noch sie in Verruf bringen. "Sie gehört zu mir“, schloss ich einfach, denn das stimmte im Moment zweifelsfrei. Alan schaute kurz von ihr zu mir und wieder zurück. “Ich hol mal noch eine Schüssel...“, brummelte er einfach, und ich war sehr froh, dass er nicht weiter nachbohrte. Auch wenn sein Blick an mich deutlich sagte, dass er nicht wünschte, in irgendwelche Schwierigkeiten reingezogen zu werden. Ich nutzte den Moment, um mir ein kleines Fässchen eben schnell dazuzuholen und mich neben Niamh so zu setzen und ihr meine Schüssel zuzuschieben. “Iss ruhig, es schmeckt ganz gut“, ermutigte ich sie und besah sie noch immer fürsorglich und vorsichtig. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was alles dazu geführt hatte, dass sie jetzt so hier neben mir saß. “Mach dir keine Gedanken. Heute Nacht bleibst du erstmal hier bei mir im Heuboden, und morgen schau ich, dass ich für dich eine richtige Bleibe finde, in Ordnung? Ich versprech dir, dass dir niemand weh tun wird.“ RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-17-2023 Louarn erwiderte ihre Umarmung und zog sie noch näher an sich heran. Niamh spürte seine wohlige Körperwärme, die ihrem ausgekühlten Körper gut tat. Auch sein Versprechen, sie beschützen zu wollen, nahm ihr zumindest für den Moment die Angst vor ihrer Zukunft. Nein, sie weinte nicht, sie zitterte nur, als ihr ein Schauer über den Rücken lief. So nah war sie seit Monaten keinem Mann mehr gekommen. Suileabháin, dem sie versprochen gewesen war und den sie schon gekannt hatte seit sie denken konnte, hatte sie manchmal in seine Arme genommen und geküsst. Am kommenden Beltainefest wollte sie sich ihm schenken. Das hatte sie ihm fest versprochen. Doch dazu würde es nicht mehr kommen. Über ihre Gefühle für Louarn war sie sich nicht genau im Klaren. Sicher, er hatte ihr auf Anhieb gefallen und er war auch sehr nett. Vielleicht hatte sie sich sogar bei ihrem ersten Zusammentreffen ein wenig in ihn verliebt, weil er so war, wie er war. Nun war er auch noch derjenige, der ihr Beschützer sein wollte. In seiner Gegenwart hatte sie sich bisher immer wohl gefühlt, als ob sie ihn schon ewig kennen würde. Dabei waren es nur wenige Tage gewesen, die sie sich kannten. Doch die hatten ausgereicht, sich ihm voll und ganz anzuvertrauen. Ganz gewiss war er nicht von der Sorte Mann, der ihre missliche Lage ausnützen würde, um mehr von ihr zu wollen. Dann löste er sich von ihr, um ihr ihren Umhang abzunehmen, der vom einsetzenden Regen nass geworden war. Darunter wurde nun ihre wollene Tunika sichtbar und ihr rotes geflochtenes Haar. Dann rubbelte er sie an Armen und Rücken, damit ihr wieder warm wurde. Als er das Essen erwähnte, wollte sie erst verneinend den Kopf schütteln. Schließlich wollte sie nicht noch mehr zur Last fallen, als sie es jetzt schon tat. Andererseits hatte sie seit dem Morgen nichts mehr gesessen, weil ihr später zum einen der Appetit vergangen war und zum anderen zu sehr aufgebracht gewesen war, um auch nur ans Essen zu denken. Doch dann war ihr Magenknurren nicht mehr zu überhören. "Na gut, ein wenig Hunger hätte ich schon," gab sie zu und natürlich wollte sie dem Eigentümer des Mietstalls danken, dass sie über die Nacht hier bleiben konnte. Niamh folgte Louarn, der sie zu Alan führte. Der ältere Mann schaute sie mit seinen gutmütigen Augen an, nachdem Louarn ihm erklärt hatte, sie gehöre zu ihm. Das allein war ihm Erklärung genug. Der Alte ging, um eine weitere Schüssel zu holen und Niamh setzte sich. Louarn schob seine Schüssel zu ihr und sie begann ein paar Bissen des Eintopfes zu probieren. "Mhh, das schmeckt gut! Erinnert mich an zu Hause!" Sie aß noch etwas mehr. Doch sie wollte ihm nicht alles wegessen. Sie sah zu ihm hinüber und lächelte dankbar, dass sie die Nacht bei ihm verbringen konnte, dass er für sie ein Versteck finden wollte und ihr versicherte, dass niemand ihr ein Leid zufügen würde. "Du bist so gut zu mir, Louarn" antwortete sie schließlich und legte ihre Hand auf die seine. RE: Mietstall des Alan - Louarn - 02-18-2023 Mein Blick fiel auf ihre Hand, die meine berührte. Ihre Hand war sehr viel feiner und weicher als meine, und auch kleiner. Verdammt, die Nacht heute könnte etwas länger werden, als von mir geplant, und der Vorsatz, die Situation nicht auszunutzen, etwas schwerer als erhofft. Ich grinste leicht schief. “Ach, das ist doch gar nichts. Wenn dich heute Nacht das Heu piekst und ich schnarche, wirst du das sicher anders sehen“, meinte ich. Auch wenn ich nicht schnarchte. Aber irgendwas musste ich ja sagen, um etwas Spannung aus der Situation zu nehmen, und ein bisschen Humor konnte da nicht schaden. Bevor ich mich weiter in Gedanken ergehen konnte, wie wir heute Nacht schlafen würden, kam Alan mit einer weiteren Schale von dem Eintopf wieder heraus und stellte sie vor uns beide auf den Tisch. Ich nahm sie, auch wenn es wahrscheinlich irgendwie cleverer gewesen wäre, Niamh die frische Schale anzubieten statt meiner alten, aber egal. Jetzt war es, wie es war, und ich aß dann auch ein wenig, während Alan mehr uns beide beobachtete als aß. Es herrschte eine Weile gefräßiges Schweigen, ehe Alan aufstand und seine Schüssel mitnahm. “Stellt die Schüsseln dann sauber wieder hin“, gab er noch als letzte Anweisung und sah mich noch einmal etwas fragend an. Ich wusste, was er mir sagen wollte. Dass sein Stall jetzt nicht unbedingt der geeignete Ort zur Familiengründung war. Aber er sagte es nicht, und ich war froh, das jetzt nicht ausdiskutieren zu müssen. Ich wusste sowieso nicht, wie ich das erklären sollte, denn mit Niamh ein Lager zu teilen, ohne Familiengründungsabsicht, das ließ sie sicher nicht in einem guten Licht erscheinen. Mich auch nicht, aber sie eben auch nicht. Alan ging in seine Wohnung und ich wartete noch ein wenig, bis ich mir einigermaßen sicher war, dass er zu Bett gegangen war. “Möchtest du noch was?“ fragte ich Niamh und deutete auf meine Schüssel. Da ich ja schon was gegessen hatte, bevor sie gekommen war, war ihre Portion jetzt nicht so riesig gewesen. Aber ich würde natürlich auch den Rest von mir noch teilen. Überhaupt hatte ihr Magen vorhin mehr wie ein hungriger Wolf geklungen als wie ein Mädchen, so dass sie vielleicht noch ein paar Happen vertragen konnte. “Ich will dich nicht bedrängen, und wir kennen uns ja auch erst sehr kurz. Das ist mir bewusst. Aber wie kam es, dass du bei Erwan gelandet bist?“ Vielleicht ging mich ihre Lebensgeschichte nichts an. Und ich selber war ja jetzt auch nicht ein Ausbund an Information, wenn es um mein Leben ging. Konnte ich nicht sein. Aber angesichts dessen, dass ich mir wahrscheinlich eine Menge Ärger einhandelte, indem ich sie bei mir schlafen ließ, wollte ich dann doch wenigstens wissen, warum. RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-18-2023 Niamh musste grinsen. An das Pieksen von Stroh oder an Schnarchgeräusche war sie durchaus gewöhnt. Alle, die im Haus ihres Vaters gelebt hatten, schliefen unter einem gemeinsamen Dach. Auch wenn sie in ihrem Bett zu Hause in Éire auf mehreren weichen Fellen geschlafen hatte, so hatte sie es doch als Kind geliebt, mit Gwen, ihren Geschwistern oder ihren Freunden im Sommer hin und wieder im Stroh zu schlafen. Das war inzwischen so unendlich weit weg. Damals, als alles noch gut gewesen war. Der alte Alan kehrte mit einer weiteren Schüssel, gefüllt mit Eintopf zu ihnen zurück und stellte sie vor ihnen auf dem Tisch ab. Dann setzte er sich wieder und schien sie schweigend zu beobachten, während er sich hin und wieder einen Löffel Eintopf in den Mund schob. Wahrscheinlich dachte er sich seinen Teil. Als er zu Ende gegessen hatte, erhob er sich, um sich zurückzuziehen. "Ich kann die Schüsseln später noch sauber machen," erklärte Niamh, die nun auch noch ein wenig aß. Ihr machte es nichts aus, dass sich Louarn die volle Schüssel genommen hatte uns sie nun aus seiner alten aß. Spätestens seit ihrer Flucht war sie mit allem sehr genügsam geworden und für alles dankbar, was man ihr gab oder mit ihr teilte. Aber auch schon vorher, hatte sie sich aufgrund ihrer Herkunft für nichts besseres gehalten. Sie schüttelte leicht den Kopf und lächelte, als Louarn sie fragte, ob sie noch mehr wollte. "Nein danke, ich bin so satt." Auch wenn der eintopf sehr lecker geschmeckt hatte, vermied sie es abends vor dem Schlafengehen nicht mehr so viel zu essen. Bei Loarns nächster Frage, wich ihr Lächeln langsam aus ihrem Gesicht. Nun, da sie in Sicherheit war, konnte sie ihm endlich die Wahrheit sagen. Er hatte, wie sie nun fand, auch ein Recht darauf. Denn ja, bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ihn angeflunkert, was ihre Herkunft betraf. "Ich hab dir nicht die ganze Wahrheit erzählt, bei unserem ersten Treffen. Es stimmt, ich musste meine Heimat verlassen, sonst wäre ich jetzt ganz bestimmt genauso tot, wie alle aus meiner Familie." Sie blickte ihm einen Moment forschend in seine Augen und seufzte leise, bevor sie weiter sprach. "Mein Vater war ein angesehener Mann und ein tapferer Krieger unseres Stammes und ein treuer Gefolgsmann unseres rís. Wir gehörten zum Adel. Doch ein gewisser Diarmait, ein anderer Gefolgsmann des Königs, begehrte gegen ihn auf und ließ ihn eines Nachts töten. Alle, die sich nicht auf seine Seite begeben wollten, ließ er ebenfalls gefangennehmen und töten. Mein Vater war auch dabei, denn er wollte seinen Treueschwur nicht brechen. Alle aus seiner Sippe fanden danach den Tod. Mit der Hilfe des Dieners meines Vaters, gelang es mir und Gwen, meiner Dienerin, die Flucht. Wir schlugen uns bis zur Küste nach Laírge durch und hofften dort, uns auf das Schiff eines Händlers zu gelangen, mit dem wir herher fliehen wollten. Nun oomt Erwan ins Spiel, denn er war damit einverstanden, uns mitzunehem. Doch am nächsten Morgen, als wir zum Hafen wollten, lauerten uns Diarmaits Männer auf. Gwen gab sich für mich aus und wurde von ihnen getötet. Ich konnte zu Erwan auf sei Schiff fliehen. Nachdem wir das Meer überquert hatten, bot er mir an, bei ihm zu bleiben. Ich willigte ein. Unterwegs hat er mir dann von seiner Frau und ihrem gemeinsamen Kind erzählt. Beide sind vor etlichen Jahren in Gallien an einem schlimmen Fieber gestorben. Als er mir sagte, ich sei für ihn wie seine eigene Tochter, hätte ich hellhörig werden sollen. Aber ich dachte nie im Leben, dass er über mich bestimmen wollte und mich für seine Zwecke an den meistbietenden verheiraten wollte. So, nun weißt du alles. Und ich habe dich anfangs angeschwindelt, weil ich Angst hatte, du könntest vielleicht einer von Diarmaits Männern sein. Aber das bist du la nicht." Ein kleines wehmütiges Lächeln erschien wieder auf ihren Lippen. Denn nun, da sie ihre Geschichte erzählt hatte, war ihr wieder bewusst geworden, wie hilflos sie im Grunde war. Denn noch immer war sie hier eine Fremde. "Ich könnte mir vorstellen, dass Erwan nach mir suchen wird" fügte sie dann noch an. So wie sie ihn inzwischen kennengelernt hatte, würde der Tuchhändler sie nicht so einfach gehen lassen. RE: Mietstall des Alan - Louarn - 02-18-2023 Ich konnte die Veränderung in ihrer ganzen Gestalt sehen, als ich sie nach ihrer Geschichte fragte. Ich schob die Schüsseln leise beiseite und beobachtete, wie das Licht, das sie zwar schwach, aber doch immer umgeben hatte, dunkler wurde, wie bei einer Kerze, die drohte, jeden Moment auszugehen. Ich Schultern hingen an ihr herab und ihr Blick wurde leer, als wäre sie gar nicht mehr hier, sondern ganz weit weg. Ich unterbrach sie kein einziges Mal, während sie erzählte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich auch nur laut atmete, während ich ruhig zuhörte, was sie erzählte. Erst, als sie geendet hatte, rührte ich mich wieder und schob ganz sanft mit meinen Fingern eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht zurück, die sich aus dem Zopf gelöst hatte. Und auch, als die Strähne an Ort und Stelle war, ließ ich meine Fingerspitzen da an ihrem Gesicht und suchte ganz sanft den Blickkontakt mit ihr. Sie hatte wirklich verdammt grüne Augen grade im Moment. So viel heller als meine. So viel keltischer als meine. “Soll er nach dir ruhig suchen. Ich werde ihm sagen, dass du bei mir bist und unter meinem Schutz stehst. Wenn er es versuchen will, kann er mich gerne herausfordern. Aber er wird dich nicht bekommen und dich auch zu nichts zwingen. Das verspreche ich dir.“ Das wäre nicht der erste Kampf, den ich bestritt. Ich wollte nicht angeben, aber darin war ich wirklich gut. Und ich wusste das. Das war keine Überheblichkeit, aber durchaus ein berechtigtes Selbstvertrauen. Und ich glaubte nicht daran, dass Erwan mutig genug war, Niamh durch das Recht durch Zweikampf zurückzufordern. Er war Händler, kein Kämpfer, und seine ganze Gestalt hatte zwar vor Überheblichkeit nur so gestrotzt, aber nicht vor wirklicher Kraft. Ich lächelte ihr noch einmal ermutigend zu und unterdrückte den Impuls, sie jetzt zu küssen. Ich wusste, wie man Mädchen rumkriegen konnte, und das wäre jetzt die perfekte Gelegenheit gewesen, sich einen Kuss oder mehr zu stehlen. Aber ich hatte mir wirklich, wirklich vorgenommen, die Situation nicht auszunutzen. Nicht bei dem Mist, den sie auch ganz ohne mein Zutun durchgemacht hatte. Ich räusperte mich also und nahm meine Hand wieder zu mir und stand eben schnell auf, um den Wassereimer zu holen und die leergefutterten Schüsseln schnell abzuwaschen. “Und dieser Diarmait hat ihn Nachts im Schlaf wie ein Feigling töten lassen?“ Das war an und für sich schon niederträchtig und feige genug, und kein Mann mit auch nur ein wenig Ehre sollte so einem Feigling folgen. “Er hat ihn nicht selber herausgefordert? Und versteckt sich hinter seinen Männern? Und tötet sogar Frauen und Kinder?“ Ja, ich sollte vielleicht die Klappe halten, damit ich sie nicht noch mehr daran erinnerte und an ihre Familie. Aber so etwas machte mich wütend. Reichte nicht, was die Römer unserem Volk antaten? Mussten solche Männer dann auch noch kommen und den Rest, der von unserem einst stolzen Volk übrig war, auch noch massakrieren? “Der Kerl ist ein Feigling, der kein Recht darauf hat, sich Herrscher von irgendwas zu nennen. Dass eure Druiden das zulassen?! So ein Mann kann keine Königswürde erlangen.“ Ich war ein schlechter Druide, aber so jemand konnte nicht ein geeigneter, vorhergesehener Herrscher sein. Sicher nicht. “Ich glaube nicht, dass er irgendwen hier herschicken könnte. Woher sollte er wissen, dass du noch lebst?“ Das war jetzt vielleicht weniger feinfühlig, als es sein sollte. Ich legte die Schüsseln, die ich grob gesäubert hatte, beiseite und sah Niamh an. “Aber wenn er kommt, beschütze ich dich auch vor ihm, in Ordnung? Du musst keine Angst mehr haben.“ RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-18-2023 Es war ihr nicht leicht gefallen, das alles zu erzählen, ohne dabei in Tränen auszubrechen. Nichts würde je wieder so sein, wie sie es gekannt hatte, wie sie es geliebt hatte. Alle, die sie von Kinderbeinen auf kannte, waren entweder tot oder unerreichbar. Nie wieder würde sie an den Platz zurückkehren können, an dem sie geboren worden war. Sie war dazu verdammt, hier in der Fremde zu leben. Einem Land, das einst gar nicht so viel anders gewesen war, wie Éire. Doch die Rómhánaigh verbreiteten sich wie ein schlimmes Geschwür und zerstörten alles, was einmal gut gewesen war. Sie wollte nicht so wie sie werden. Auch wenn sie im Luxus lebten und in warmen großen Häusern lebten, in denen man im warmen Wasser baden konnten. Das alles hatte seinen Preis. Erwan und seine Vorfahren in Gallien hatten diesen Preis schon lange gezahlt. Sie hatten das verloren was im Leben am wichtigsten war. Ihre Identität und ihre Kultur. In diesem dunklen Moment war Louarn bei ihr. Er hatte sie kein einziges Mal unterbrochen und gebannt zugehört. Nun tröstete er sie mit sanften Berührungen, als er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich und ihr dabei so tief in die Augen schaute. Auch sie blickte in seine braunen Augen und am liebsten wäre sie ihn nun noch näher gekommen. Ein Kuss hätte sie sich gewünscht oder dass er sie in den Arm nahm. Doch stattdessen kam die Wut über das Gehörte aus ihm heraus. Ja, sie war sich sicher, dass er sie mit all seiner Kraft verteidigen würde und dass er auch keinen Kampf scheuen würde. Er wollte ihr Zuversicht geben, damit sie sich nicht fürchtete. Doch sie vermutete, dass Erwan nicht die alten Wege beschreiten würde, so wie es bei ihren Völkern üblich war. Erwan lebte wie ein Römer und er dachte auch so wie ein Römer. Also würde er auch das tun, was ein Römer tat, wenn es Schwierigkeiten gab. Doch das behielt sie für sich. Er lächelte, aber sie merkte, dass es auch etwas gab, wovor er sich zu fürchten schien. Es war die Nähe zu ihr, die er aus irgendeinem Grund nicht zulassen wollte. Er zwang sich selbst, diese Distanz zwischen ihnen einzuhalten, auch wenn es ihm schwer fiel. Er zog seine Hand zurück und räusperte sich. Dann machte er schnell den Abwasch der beiden Schüsseln, um anschließend dann abzulenken, indem er über Diarmaits Verrat Fragen stellte. "Ja, das hat er. Denn er besitzt keine Ehre. Er hat alles geschickt eingefädelt, indem er Lügen verbreitete und all jene, mit seinen falschen Geschichten einlullte, die das Schlimmste verhindern hätten können. Er machte selbst nicht vor unserem heiligen Mann halt. Diarmait ist ein Meister der Intrige und der Einflussnahme. Doch eines Tages wird auch ihm das zum Verhängnis!" Genau das wünschte sich Niamh für den Mörder ihres Vaters. Auch wenn er ihr versicherte, dass seine Männer nicht bis hierher kommen würden, wollte sie von all dem nichts mehr hören und schon gar nicht mehr darüber sprechen. "Komm, bitte lass uns jetzt schlafen gehen. Ich möchte nicht mehr darüber nachdenken müssen. Es ist schlimm genug, nicht zu wissen, was der morgige Tag bringen wird." Niamh erhob sich und hoffte, dass auch er es tun würde und sie zum Heuboden bringen würde, wie sie die Nacht verbringen wollten. |