Forum

[Marcus Nautius Philus]

Philus las sich die Worte von Saturninus durch, nickte bei einigen, machte "Mmmmh" bei anderen. Saturninus hatte die Angewohnheit, allzu freundschaftlich mit anderen Politikern zu sein, was auf Parties und im persönlichen Umgang sicher charmant war. In einem Bericht jedoch, der den - wie Philus annahm - eher nüchternen und professionellen Legaten erreichen sollte...?
"Ich schätze, besser können wir es nicht machen", sagte er mit einem Schulterzucken. "Wenn du erlaubst, streiche ich den Absatz mit der Göttin Fama und drücke die Worte dort etwas sachlicher aus. Und deine Rückfrage, was ein solches Feuer entfachen kann, würde ich gern abändern und stattdessen schreiben, dass wir die Ursachen untersuchen, sodass der Legat nicht beim Lesen dieses Briefs den Eindruck erhält, dass wir uns bis zu seinem Einschreiten in unserer Unwissenheit suhlen. Findet das deine Zustimmung?"

[Tiberius Furius Saturninus]

Saturninus nickte, nahm dem Schreiber die Wachstafel fort und drückte sie Philus in die Hand:
"Gehe mit Scriba Provincialis Philus und ändere ab was er dir diktiert. Danach kommst du wieder wegen meiner Unterschrift", sagte er dabei zu dem Sklaven und ein wenig lachte er:
"In Unwissenheit suhlen - ich hatte nicht gedacht, dass das so offensichtlich ist. Genau das tun wir doch! Wir haben hier niemanden, der so gelehrt ist, um zu erklären, was eigentlich geschah. Nicht einmal beim Militär gibt es dafür einen Experten. Und die Bergleute, die sich durchaus damit auskennen, Felsen mit kochendem Wasser zu sprengen, sagen übereinstimmend, dass sie so ein Phänomen noch nie zuvor gesehen haben. 
Ich danke dir, Philus, für deinen Rat. Wenn du fertig bist, dann möchte ich dir auch einen Rat geben: Betone nicht allzu sehr, dass du mein Freund bist. Halte dich besser an Salvius Falco. Falls Petilius Rufus mich absägen möchte, ist es nicht nötig, dass du mit mir fällst"
Saturninus war ungewöhnlich düsterer Stimmung.

[Marcus Nautius Philus]

Philus schüttelte den Kopf.
"Es gibt derzeit keinen geeigneteren und das weiß Petillius auch. Wenn wir ihm glaubhaft machen können, dass dieser... Anschlag tatsächlich so stattgefunden hat, wird er dir glauben und erfahren, dass nicht du es warst, der die Lage fehleingeschätzt hast. Ich werde gleich nach Zeugen schicken und deren Namen und Berichte aufnehmen. Er wird sich diese nie und nimmer alle durchlesen, daher müssen wir ihn mit schierer Masse beeindrucken.
Und wir? Wir müssen einfach nachforschen! Lass nach Gelehrten schicken, wenn wir keine haben. Lass Männer die Ruinen der Mine durchsuchen. Balventius soll uns aus Rom einen Bericht schicken. Vielleicht ist ihm etwas Ungewöhnliches aufgefallen. Lass uns die Sache untersuchen als würde nicht des Legaten Damoklesschwert über deinem Haupt hängen. Was, wenn dieser Zauber das nächste Mal auf dem Marktplatz explodiert? Oder im Rathaus? Es geht hier um mehr als den guten Willen des Legaten."

[Tiberius Furius Saturninus]

Die Horrorvision, dass der nächste Anschlag nicht dem Bergwerk sondern Iscalis selbst gelten konnte, war nicht von der Hand zu weisen. Saturninus nickte:
"Wir werden uns gegenüber dem Statthalter angreifbar machen. Aber das ist wohl notwendig", er klopfte dem Jüngeren auf die Schulter:
"Du bist mir ein guter Freund, Nautius Philus.- Das Militär hat versucht, in das verschüttete Bergwerk einzudringen, doch das gelingt nicht. Es ist ein großer Grabhügel für alle, die nicht rechtzeitig geflohen sind. Weißt du, was mir auch merkwürdig erscheint? 
Nur Minensklaven sind anscheinend entkommen. Einige sind wohl zurück in ihre Stammesgebiete geflohen, andere jedoch machen mit Morden und Rauben die Gegend unsicher. Die Legion kümmert sich. Aber von den Wachen und den römischen Angestellten kam kein einziger davon, bis auf einen Bergmann, der gerade in einer Pause war. Ihn magst du noch einmal befragen. Er heißt Rasinianus Borvo.
Den Gelehrten müsste Petilius selbst uns aus Londinium herschicken"

"Wie lange wirst du brauchen, bis du den Brief und die Berichte fertig hast, Philus?"

[Marcus Nautius Philus]

"Für den Brief gib mir ein paar Minuten. Die Berichte gehe ich gleich danach durch und kümmere mich um Rasinianus' Befragung. Rechne mit allem heute Nachmittag. Und mach dir keine Sorgen, mein Freund. Der Statthalter wird wissen, wer ehrliche Verantwortung übernimmt und wer ihm in den Arsch kriecht. Und mit der Beweislast wird er zugeben müssen, beim ersten Mal untertrieben zu haben, was die Gefahrenlage angeht.
Nun, wie auch immer. Ich werde mich sogleich um alles kümmern. Bis später dann. Und dann sprechen wir wieder über erfreulichere Themen. Ich habe ein Lagerhaus, das mein Bruder gekauft hatte, als möglichen Sitz für die Rennpartei ausmachen können. Wenn wir die Grundstücke nebenan noch kaufen, gibt es für Pferd und Fahrer genügend Platz, sobald wir alles ausgebaut haben."

[Tiberius Furius Saturninus]

"Gut, ich erwarte deine Nachricht, Philus, auch wenn ich in Bezug auf Petilius Rufus weniger optimistisch bin als du", sagte Saturninus erfreut: "Das Lagerhaus deines Bruders - wo befindet es sich? In der Nähe des Marsfeldes?" mit einer echten Trainingsbahn könnte Frowin unter realistischen Bedingungen trainieren. 
Saturninus bekam ein wenig bessere Laune, als seine Gedanken zu den Wagenrennen flogen. Edle Pferde, schnelle Wagen, mutige Fahrer, das waren die schönen Dinge im Leben eines Mannes. Und kompliziert oder launisch waren sie auch nicht.

[Marcus Nautius Philus]

"Das Lagerhaus ist am Stadtrand und ich wäre dafür, die große Wiese gleich nebenan noch dazu zu kaufen. Es ist nicht in der Nachbarschaft des Marsfelds, doch man erreicht es ohne größere Umwege und ohne durch die Stadt zu müssen. Ich finde die Lage großartig. Deinem Fahrer wird es gefallen und wir können genügend Räume einrichten, um noch mehr zu beherbergen und Mensch und Tier angemessen unterzubringen. Ich wäre bereit, den Umbau vornehmen zu lassen, sofern dir die Lage zusagt, damit wir das Vereinshaus angemessen präsentieren können."

[Tiberius Furius Saturninus]

"Wenn du Zeit hast, könntest du mir das Terrain zu einer Besichtigung zeigen. Und vielleicht herausfinden, wer der Eigentümer der Wiese ist", erwiderte Saturninus, der sich vom Elan des Jüngeren anstecken ließ:
"Aber erst die Pflicht, dann das Vergnügen" So war es. Auch wenn die Aussicht auf Vergnügen die Pflicht besser ertragen ließ.

[Marcus Nautius Philus]

"Erst die Pflicht", wiederholte Philus beipflichtend und machte sich von dannen, um den Brief von Saturninus noch einmal zu überarbeiten. Er zog sich in eine Schreibstube zurück und überflog die diktierten Worte noch einmal. Saturninus hatte einen guten Umgang mit Worten, doch er hatte nicht das Gefühl, dass man Petilius Rufus mit derlei blumiger Ausdrucksweise beeindrucken konnte. Philus entschied sich, wie angekündigt, für einen sachlicheren Ansatz:

Vertraulich!
Furius Saturninus Princeps Officii in Iscalis grüßt den edlen Statthalter Petilius Rufus und die seinen mit der Hoffnung, dieser möge wohlauf sein.
Dies ist mein persönlicher Ergänzungsbericht zu dem Bericht der Legio II Augusta und des Bergwerkpächters der Minen I, II und III, Herius Marcius Galeo:

Der offizielle Bericht spricht von einem Bergrutsch, bei dem ein Feuer ausbrach und die Zufahrtsstraße nach Iscalis verschüttet worden ist. Leider sind Minensklaven entkommen, die nun als marodierende Banden die Gegend unsicher machen. Ein Teil konnte eingefangen und ihrer wohlverdienten Strafe zugeführt werden (siehe Militärberichte). Weitere entflohene Sklaven stellen derzeit eine Gefahr für die Zivilbevölkerung dar, jedoch wurden Maßnahmen ergriffen, die Truppen der örtlichen Castra diese eliminieren zu lassen. Die Fortschritte verlaufen vielversprechend und wir rechnen mit einer merklichen Besserung der Lage in den nächsten Wochen.

Vierundachzig freie Arbeiter und Wachen, darunter zehn römische Bürger (Aufzählung folgt), werden noch vermisst, sind aber unter den gegebenen Umständen als nicht mehr am Leben abzuschreiben.

Gerüchte, dass es sich um Hexerei oder gar Umtriebe keltischer Zauberpriester, der sogenannten Druiden, handelt, wurden durch strenge Sicherheitsmaßen und Androhung von Strafen im Keim erstickt. Keine Hexerei ist so stark, als dass sie den göttlichen Genius unseres verehrten Kaisers Caesar Vespasian Augustus zu überwinden vermag, dennoch vermögen selbst Gerüchte über diese vermeintliche Macht der Keltenhexerei auch standhafte und logische Männer irrezuführen, weshalb wir dem entgegenarbeiten.

Doch auch ich stellte bei meiner eigenen Ortsbegehung und der Befragung der Sklaven, denen wir habhaft wurden, Ungereimtheiten der Ereignisfolgen fest. So scheint das Feuer zuerst da gewesen sein und dann erst der Bergrutsch. Dieser Darstellung entsprechen bis jetzt nicht weniger als fünfunddreißig Zeugenaussagen Überlebender diverser Profession und Ränge. Eine Aufstellung dieser Berichte hänge ich diesem Schreiben an. Unsere Ermittlungen richten sich auf die Ursache dieses Phänomens und der Ergreifung der Täter, dennoch wäre Unterstützung kundiger Experten wünschenswert, so du uns diese zu gewähren wünschst.

Ich bin davon überzeugt, dass du aus all den Berichten die richtigen Schüsse ziehst und lege daher vertrauensvoll die Sicherheit der Provinz Britannia in deine Hände o Petilius Rufus.

gezeichnet Tiberius Furius Saturninus


Das war nicht schlecht, dachte Philus zufrieden. Die überflüssige Dichterei war soweit entfernt, ohne den Brief magerer aussehen zu lassen. Sie wirkten nicht völlig ahnungslos und konnten doch kenntlich machen, dass sie Unterstützung benötigten. Damit würde Saturninus sicher zufrieden sein.
Kaum dass er den Brief fertiggestellt hatte - die Zeugenberichte waren durch die übrigen Mitarbeiter gesammelt und verfasst worden -, wandte er sich wieder an Saturninus, einige Stunden nach dem letzten Treffen.
"Ich bin fertig", verkündete er. "Wenn du es gestattest, kann er mit sämtlichen Anlagen abgeschickt werden."

[Tiberius Furius Saturninus]

Saturninus las den Brief zwei, dreimal. Die mythologischen Bezüge fehlten nun völlig, und bis auf die Erwähnung des Genius des Kaisers auch die überirdischen. Das Philus sehr gut schreiben konnte, hatte er schon bei dessen Zeitungsartikel bemerkt:

"Ach, ein wenig vermisse ich das Dichterische schon. Was seid ihr jungen Leute prosaisch! Doch dein Brief in deinem Stil wird dem LAPP willkommener sein. Wenn der edle Petilius Rufus im Charakter nur ein wenig dem Kaiser ähnelt, zumindest. Unser gnädiger Vespasian Augustus pflegt sich über all zu Blumiges nämlich lustig zu machen", der Kaiser war für seinen nüchternen Stil bekannt; allzu prätentiöse Männer, die sozusagen beim Reden den kleinen Finger abspreitzten, lachte er glatt aus:
"Wirklich sehr gut, Nautius Philus. Dieser von dir verfasste Brief geht mit kleineren Ergänzungen über die Höhe des Verlustes für unsere Wirtschaft heute noch raus", Saturninus nickte dem jungen Mann zu:
"Ich habe noch eine Bitte an dich. Da ich mich wegen einer Verwandtenangelegenheit mit meiner Frau einige wenige Tage nach Dumnonia begeben müsste, bräuchte ich hier einen Stellvertreter. Ich habe an Dich gedacht. Einen neuen Titel könnte ich dir dafür nicht geben, wohl aber ein eigenes Büro und eigene Schreiber. Was hälst du davon?"

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Sim off: Wegen des Gebäudes für die blaue Circuspartei, zur Besichtigung immer gerne   

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