02-03-2024, 05:26 PM,
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Furiana Betua
Matrone des Waisenhauses in Cheddar
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Themen: 2
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
Ich fand, dass der junge Frowin anscheinend sehr empathisch war und auch mitdachte. "Bei Sonnenaufgang ist noch früh genug, da wir auch den Honig für die Medizin brauchen. So stark ist das Fieber aktuell nicht, aber ich bin gerne vorbereitet, falls die anderen Kinder auch krank werden."
Zu mehr kam ich aber auch nicht, da das Kindergeschrei auch gleich wieder los ging. Wir brauchten wirklich mehr Personal. "Ich muss wieder rein. Denkt mir bitte noch an die Ziegenmilch für die Kleine!" sagte ich noch ermahnend, ehe ich mich umwandte um rauszufinden, welches der Kinder nun wieder wie am Spieß schrie. Zumindest klang es nicht nach Schmerzen, sondern eher nach Zanken.
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02-05-2024, 12:08 AM,
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Frowin
Forenmitglied
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Beiträge: 247
Themen: 3
Registriert seit: Oct 2022
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
"In Ordnung. Dann begebe ich mich ins Bett, damit ich morgen früh los kann", sagte Frowin mit einem Nicken. Die Jungs hatten ihn schon öfter eingeladen, den Abend mit ihnen zu verbringen, doch bislang hatte er sich immer sehr früh zurückgezogen, wenn es möglich gewesen war. Er schämte sich zu sehr, um die Gesellschaft anderer zu suchen, auch weil er fürchtete, die beiden würden fragen, was geschehen war.
So suchte er seine Schlafstätte auf, die ihm zurechtgemacht worden war, und legte sich nieder, um am nächsten Morgen schnell ins Dorf und zügig alles beschaffen zu können.
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02-16-2024, 10:26 AM,
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum" - Lieber Frowin!
An einem anderen Tag.....
Es war eine zeitlang nach dem Gespräch mit Falco und Philus in den Thermen. Alle drei hatten festgestellt, dass sie etwas für den Wagenrennsport übrig hatten , auch wenn Falco leider ein Roter war. Sie hatten beschlossen, ihre Wagenlenker zukünftig häufiger gemeinsam zu trainieren.
Eine besondere Rolle sollte Astérios, der junge Leibwächter von Philus, mit seinen neuartigen Methoden spielen. Er sollte die künftigen Wagenlenker, was das Verlagern und Beherrschen des Körpergleichgewichts anging, ausbilden.
Schon dabei war Saturninus sein eigener Wagenlenker, sein in Ungnade gefallener Sklave Frowin wieder eingefallen. Auch mit Narcissus hatte er über ihn geredet. Er hatte ihn wegen eines verlorenen Rennens zu Hilfsarbeiten in Serenas Waisenhaus degradiert, aber so langsam kam er zu dem Schluss, dass er zu hart gewesen war. Frowin hatte es vermutlich das Herz gebrochen. Er hatte die Pferde und die Wagen und allgemein seinen Beruf sehr geliebt.
Und er selbst, Saturninus? Er hatte es sich nicht so recht eingestehen wollen, aber er vermisste seinen fröhlichen Gallier. Der Rotschopf war einer seiner Lieblinge gewesen, hart im Training, aber dabei immer liebenswürdig und, wie Saturninus sich schon überzeugt hatte, außerordentlich standfest im Bett.
Jetzt war er daran, Frowin zurückzuholen. Er hatte dienstfrei, und so waren er und sein Sklave Urbicus* nach Cheddar geritten. Urbicus war zwar nicht so stark wie Seasnán oder Leon, dafür aber war er der bessere Reiter, und auch er konnte mit einem Kampfstock umgehen. Beide waren sie in einfache wollene Kapuzenmäntel gekleidet und führten nur ein paar Münzen in einem Beutel mit sich. Saturninus hatte seinen Mantel allerdings mit einer besonders schön gearbeiteten Fibel geschlossen:
Dazu hatte er, da sie nun außerhalb der Stadt waren, den Gladius seines Vaters dabei, sicher war sicher. Er beherrschte den Schwertkampf so gut, wie ein patrizischer junger Mann, der allerdings schon etliche Zeit aus der Übung war, eben auf dem Marsfeld dazu ausgebildet worden war.
Das Sereneum hatte gewaltige Fortschritte gemacht. Aus der Bruchbude war mit Hilfe von Fabricius und seinen Leuten ein ansehnliches Haus geworden.
Überall wuselten Kinder. Manche saßen aber auch teilnahmelos in den Ecken, das waren die Waisen, die das Minenunglück erst kürzlich hinterlassen hatte. Diese hier besaßen keine Verwandten, die sie hätten aufnehmen sollen. Es würde eine Weile dauern, bis sie wieder lachen konnten.
Saturninus dachte mit Rührung an Serena. Die Kinder wären Straßenkinder oder von irgend jemandem versklavt worden, wären sie nicht in Betuas Obhut gelandet. Er wollte noch mit ihr reden und sie fragen, ob sie noch etwas brauchen konnte.
Er schaute sich um, ob er jemanden Erwachsenen sah und nahm die Kapuze ab: "Salvete! Ich bin es, Furius"
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Sim off: * Urbicus
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02-17-2024, 02:07 AM,
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Frowin
Forenmitglied
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Beiträge: 247
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Registriert seit: Oct 2022
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
Obgleich sich Frowin nach all der Zeit nicht besser fühlte und noch immer von Scham und Trauer gebeutelt war, gab es im Waisenhaus im Augenblick nicht die Zeit, Trübsal zu blasen. Es gab immer etwas zu tun am Haus und stets etwas zu erledigen. Wenn Frowin keine Aufträge für Furiana Betua ausführte oder mit ihren Söhnen Dinge ausbesserte, reparierte oder beschaffte, dann waren da die Kleinen, die Aufmerksamkeit und Zuwendung benötigten.
Frowin war nicht ungeschickt im Umgang mit Kindern. In seinem früheren Leben hatte es auch jüngere Sklavenkinder gegeben, mit denen er sich beschäftigt hatte. Die Rolle des großen Bruders hatte er schon damals ausgefüllt, wenngleich sie nicht blutsverwandt gewesen waren. Natürlich hatte er damals und auch heute noch diverse andere Rollen ausgefüllt. Jetzt gerade war er ein Zyklop, der die Kinder jagte, um sie zu fressen. Einer der Jungs hatte noch nicht recht raus ob er Achilles oder Odysseus war oder nicht lieber doch weglaufen wollte wie die anderen. Lachend und kreischend vor Freude liefen sie durch den Garten wie die Hühner, während der böse Frowinklop ihnen hinterherstapfte und brüllte:
"Ich krieeeg euch!"
Natürlich dauerte das Spiel nicht ewig und selbst dem sportlichen Frowin waren die Querelen der Kinder irgendwann zu viel. Er merkte inzwischen, dass er nicht mehr so mühelos mithielt wie vor seinem Trainingsende. Eine weitere Erinnerung daran, was für immer vorbei war. Die Zeit mit den Kleinen hielt ihn auf Trab und lenkte ihn von trüben Gedanken ab. Nun, wo er sie allein spielen ließ (sie wägten gerade ab, ob Mädchen auch gegen eine Gorgone kämpften konnten oder nicht), suchte sich der Rothaarige wieder die Einsamkeit. Und das war in den letzten Tagen eindeutig leichter als gedacht. Seit dem Unglück im Bergwerk wimmelte es hier vor Kindern.
Dazu sollte es jedoch ohnehin nicht kommen, denn in eben diesem Moment hörte er den Ruf des Dominus, der sich ankündigte. Wie vom Blitz getroffen, straffte Frowin seine Haltung. Er erschrak wirklich bis ins Mark. Ihre letzte Begegnung war alles andere als gut verlaufen und weckte noch jetzt Furcht in dem Jungen.
"S-Sei gegrüßt, Dominus", stammelte er wie vom Donner gerührt, als er erblickt wurde. Wie gern wollte er sich in ein Erdloch verkriechen!
Frowin hatte sich verändert, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Er war noch dünner geworden und seine schon leicht eingefallenen Wangen warfen ebensolche Schatten wie seine Augen. Die Haltung Frowins war nicht aufrecht wie früher und wirkte wie die eines Mannes, der fürchtete, gleich geschlagen zu werden.
"Du... willst sicher Betua sprechen. Ich... Ich hole sie schnell", sagte er nervös und hoffend, dem Zorn des Besuchers heute zu entgehen.
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02-17-2024, 06:18 PM,
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
"Frowin!", rief Saturninus erfreut darüber aus, dass ihm das Objekt seiner Begierde gleich über den Weg lief. Frowin spielte mit den Kindern irgendein Fangenspiel.
Als er nun Frowin rief, kam ein kleiner Junge an und sagte: "Nein, das ist kein Frowin, sondern ein Zyklop" und ein Mädchen streckte dem Furius die Hand hin:
"Spielst du auch mit?"
"Äh...nein, gewiss nicht", erwiderte Saturninus: "Ich würde vorschlagen, dass ihr alleine und ganz woanders weiter spielt, während ich mich mit eurem Zyklopen unterhalte"
Die Kinder verdrehten die Augen. Das war so typisch Erwachsene, immer nur reden: "Der will nicht!", hörte Saturninus die Kinder sagen, während sie sich trollten: "Ja, der ist nicht so nett wie Frowin"
Bin ich vermutlich nicht, dachte Saturninus: "Nein, ich wollte in erster Linie zu dir, Frowin. Ich möchte etwas mit dir bereden"
Saturninus gehörte nicht zu den Männern, die den Befindlichkeiten von Menschen, die standesmäßig unter ihm standen, allzu viel Aufmerksamkeit schenkte. Er sorgte für sie, wenn er ihnen verpflichtet war, aber ihre Psyche interessierte ihn weniger.
Bei Frowin sah aber selbst ein Saturninus, dass der Junge nicht gut aussah. Er hatte ein ganz spitzes Kinn und war blass:
"Können wir uns setzen", er schaute Frowin prüfend an:
"Gibt Betua dir genug zu essen? Sie darf dir Befehle geben, doch hat sie nicht die Erlaubnis, dich zu schlagen oder dir Nahrung vorzuenthalten"
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02-17-2024, 11:29 PM,
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Frowin
Forenmitglied
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Beiträge: 247
Themen: 3
Registriert seit: Oct 2022
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
Frowin hatte nicht damit gerechnet, seinen Dominus wiederzusehen. Er hatte doch angenommen, dessen Gunst endgültig verloren zu haben, Versager der er war. Doch war er nun hier und befahl ihm nicht, ihm aus den Augen zu gehen, sondern eröffnete, dass er das Gespräch mit ihm suchte. Ausgerechnet. Frowin freute sich darauf überhaupt nicht, denn er fürchtete, nun doch verkauft zu werden, wo er sich gerade hier eingewöhnt hatte. Seit dem Abschied hatte ihn eine Furcht seinen Dominus betreffend überkommen.
Zittrig führte er Saturninus in eine Art Arbeitszimmer. Normalerweise hätte er Betuas Räume nicht für persönliche Gespräche genutzt - immerhin stand ihm dies nicht zu -, doch er dachte sich, dass der Herr über dieses Haus dies wohl erwarten würde. Er bot Saturninus einen der Stühle an, die nicht so bequem wie die bequemen in der Villa Furia waren. Er wartete, bis sich sein Herr gesetzt hatte, bevor er dasselbe tat.
Frowin war jede Farbe aus dem Gesicht gewichen und er wagte es kaum, zu atmen. Die letzten Minuten des Rennens und das enttäuschende Ergebnis rasten vor seinem inneren Auge vorbei.
Auf des Furiers Nachfrage holte er Luft.
"Furiana Betua ist eine gute Herrin", erklärte er. "Sie ist gut zu den Kindern und... und auch zu mir... I-Ich habe nur nicht... so einen Hunger."
Seit ihrem Gespräch, bei dem ihm die Degradierung angedroht worden war und bei dem sein Dominus ihn mit dem Kuchen auf die Probe gestellt hatte, war Frowins Leben geradezu asketisch geworden. Er hatte Angst, dass ihn sein Dominus noch für fett halten würde oder ihm Maßlosigkeit vorwarf.
Nervös flackerte sein Blick zu dem Leibwächter hinüber, den sein Herr mitgebracht hatte. Er hatte nie Angst vor Seasnán oder Leon gehabt. Mit ersterem hatte er sich sehr gut verstanden, da auch er ein Fan von Wagenrennen war.
Doch diesen hier kannte er noch nicht und in Anbetracht der Umstände machte ihn dessen Nähe beinahe ebenso nervös wie sein Dominus.
Er holte tief Luft und wappnete sich für das, was nun kommen würde.
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02-19-2024, 12:57 PM,
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
"Dann iss jetzt etwas!", befahl Saturninus, der sich Sorgen machte und holte aus seiner Tasche ein in Wachstuch eingeschlagenes Bündel. Darin waren Apfelkuchen aus der Villa Furia. Äpfel gab es auf dem Landgut, und Seang machte in der großen Metallpfanne wagenradgroße Kuchen:
"Hier für dich, Frowin. Den Rest kannst du mit den Kindern teilen. Und sage nicht nein - du schädigst das Eigentum deines Herren, solltest du krank werden oder verhungern, und das wollen wir beide nicht"
Er hatte streng gesprochen, aber nun kam der schwerste Schritt. Nicht um Verzeihung bitten, das hätte der Furius gegenüber einem Sklaven niemals getan. Aber zu sagen, dass man nachgedacht und es sich anders überlegt hatte, das wollte er nun.
Er bemerkte, dass Frowin Urbicus scheu musterte:
"Das ist nur Urbicus", erklärte er: "Er ist mein neuer zweiter Leibwächter. Ich habe ihn mir kürzlich aus Rom schicken lassen.
So aber nun zu dir. Ich dachte damit, dass ich dir im Falle des Sieges die Freiheit verspreche, doch im Falle der Niederlage eine Degradierung, würde dich das beflügeln, Frowin"
Das war die Art, wie er, Saturninus, von seinem Vater erzogen worden war: Gewann er, winkte Lob, verlor er, wurde er beschämt und bestraft:
"Ich habe nicht daran gedacht, dass wir Menschen nicht alle gleich sind. So habe ich dir vielleicht, um im Bild zu bleiben, die Flügel gestutzt, bevor du noch fliegen konntest.
Ich hoffe sehr, dass ich sie dir nicht gebrochen habe. Denn das hatte ich niemals gewollt. Und ich will und kann das jetzt wieder ändern, zumindest hoffe ich es: Komm zurück in dein altes Amt als mein Wagenlenker! ",
er schluckte und richtete einen dunklen Blick auf den jungen Sklaven:
"Was sagst du zu meinem Vorschlag? Sprich bitte offen - offener als es zwischen Herr und Diener üblich ist. Ich verspreche dir, dass ich dich nicht zwingen werde, wenn du lieber hier im Waisenhaus bleiben möchtest"
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02-19-2024, 10:07 PM,
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Frowin
Forenmitglied
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Beiträge: 247
Themen: 3
Registriert seit: Oct 2022
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
Frowin betrachtete entgeistert, wie sein Herr die Apfelkuchen auspackte. Mehr denn je dachte er an jenen Abend zurück und fragte sich, ob auch dies hier eine Prüfung war. Es musste so sein. Zittrig nahm er das Bündel entgegen und senkte den Blick.
"D-Danke, Dominus", sagte er. "Du... Du bist zu gütig."
Es stimmte schon, dass er darüber nicht zu entscheiden hatte. Und sein Herr hatte ihm einen Befehl gegeben. Wenn er kaputt ging, ging das Eigentum seines Dominus kaputt. Das verstand er. Langsam und zurückhaltend hob er den verführerisch duftenden Teig an die Lippen und biss ein winziges Stück ab.
"Das ist gut", murmelte er, während ihm der Furier seinen Leibwächter vorstellte, ehe er zum eigentlichen Anliegen kam. Frowin hatte für Urbicus ein freundliches wenn auch eingeschüchtertes Nicken übrig, ehe er wie gebannt den Worten seines Herrn zuhörte, den er darin gar nicht wiedererkannte. Wenn er an jenen Abend zurückdachte, konnten sie sich kaum mehr voneinander unterscheiden. Sein Herr war heute so liebenswürdig, dass er dem Frieden kaum traute. Er entschuldigte sich praktisch sogar und wollte ihn zurück in sein Amt setzen.
Frowins Augen wurden vor Rührung feucht. Er mochte es hier inzwischen, aber sein Herz hing immer noch an seinen geliebten Pferden Marinel und Malachit. Dem Hof, dem Training und dem Fahrtwind. Der Respekt und die Liebe seines Dominus waren ihm sicher gewesen und die Herzen so vieler Leute. Es war schön gewesen. Allerdings...
"Aber... Aber was, wenn ich wieder versage?", fragte er leise und kleinlaut. "Was, wenn ich nicht gewinnen kann? Weil ich ein schlechter Fahrer bin? Was, wenn ich dich wieder enttäusche?"
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02-21-2024, 02:43 PM,
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
Saturninus sah zufrieden zu, wie Frowin etwas aß, und er nahm sich auch ein Stück. Seit langem waren sie nicht mehr so beieinander gesessen und hatten etwas gemampft. Es war fast wie früher auf dem Gutshof.
Saturninus bemerkte, dass Frowins Augen feucht wurden. Er interpretierte es so, als dass der Junge vielleicht nicht weg wollte vom Sereneum. Die Kinder liebten ihn, und vielleicht war er zufrieden mit seiner jetzigen Existenz:
"Du hast noch Zeit, deine Entscheidung zu überdenken, Frowin", wiederholte er daher : "Noch ist das Trainingsgelände zu mitgenommen vom Winter, als das die Wagenräder nicht einsinken würden"
Aber dann stellte Frowin doch eine Frage:
"Aber... Aber was, wenn ich wieder versage?", fragte er leise und kleinlaut. "Was, wenn ich nicht gewinnen kann? Weil ich ein schlechter Fahrer bin? Was, wenn ich dich wieder enttäusche?"
Saturninus dachte über diese Frage nach. Sogar eine ganze Weile, während er seinen Apfelkuchen aß. Dann erst antwortete er:
" Wenn ich dich für einen schlechten Fahrer halten würde, hätte ich dich schon längst weiter verkauft. Und ich hätte dir meine schönen Pferde nie anvertraut. Vertraue mir bitte, dass du Talent hast.
Ob du scheitern kannst, Frowin? Freilich kannst du! Wir sind Menschen und keine Götter, ach was, selbst sie scheitern!
Es kann dich aus der Kurve tragen, dich zerfetzen, du kannst mit einem anderen Wagen zusammenstoßen, du kannst verlieren, weil es auf dieser großen weiten Welt einen gibt, der einfach besser ist oder das Glück an diesem Tag auf seiner Seite hat.
Dieses Risiko trägst du, Frowin. Nein, falsch, wir beide tragen es zusammen",
er legte seine Hand auf Frowins Schulter:
"Aber was wäre denn die Alternative? Dein Talent verkümmern zu lassen? Nein, das darf nicht sein. Wir streben, wir geben unser Bestes und wenn Victoria und Fortuna uns geneigt sind, gewinnen wir. Wenn nicht, verlieren wir.
Ich werde nicht enttäuscht sein, Frowin. Ich weiß doch, dass du dein Bestes gibst",
der Furius hob eine Hand und streichelte sachte Frowins Wange.
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02-22-2024, 11:24 PM,
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Frowin
Forenmitglied
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RE: Das Waisenhaus "Sereneum"
Was sein Herr ihm sagte, rührte Frowin und zeigte ihm, dass der Dominus wirklich noch Vertrauen in ihn setzte. Er hatte geglaubt, er hätte ihn abgeschrieben. Sah ihn nur noch als Last, als Versager. Es war ein schreckliches Gefühl gewesen, von zu Hause verkauft zu werden in der Annahme, es zu etwas zu bringen, nur um zu versagen und weggeworfen zu werden.
Doch die Hand des Dominus auf seiner Schulter schien zu sagen, dass seine Niederlagen verziehen waren. Sie stützte ihn und war stark. Frowins Herz machte einen Hüpfer. Er hatte sich diese Gnade nicht mehr vorzustellen gewagt. Nun nannte er ihn sogar talentiert.
Talentiert. Wie zuvor.
Frowin wusste nicht, ob er die Ansprüche seines Herrn je erfüllen konnte. Wie lang würde seine Geduld reichen?
Im Augenblick war es nicht wichtig. Saturninus' Hand auf seiner Wange ließ ihn lächeln und sich sacht anlehnen. Ein wenig rot wurde er.
"Danke, Dominus. Ich will so gern wieder den Wagen für dich fahren. Und die Pferde wiedersehen. Und für dich gewinnen. Und... Und all das. Ich bin sehr gern hier. Aber zum Fahren wurde ich geboren."
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