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Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
01-29-2024, 08:35 PM,
Beitrag #111
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Narcissus ahnte so ein wenig, was im Kopf seiner Freundin vor sich ging. Zufrieden bemerkte er Aglaias Zahnräder hinter ihrer Fassade rattern. Bei jemand anderem hätte er bei dieser Mimik das Heranreifen eines wundervoll bösen Plans vermutet. Er war gespannt auf die Dinge, die da kommen mochten.
Erneut übrigens offenbarte Aglaia, wie gut sie ihn kannte, denn sie hatte seinen Abgang genau vorausgesehen. Tatsächlich war er in eben jenem Moment aufgesprungen, um, wie sie es so schön ausgedrückt hatte, die Flucht anzutreten.
"Eine Amme, kommt sofort!", grinste er schelmisch und missgönnte sich auch eine kleine Verbeugung nicht. "Ich gehe gleich raus, da werde ich mich sofort umhören, versprochen."
Er beschloss, diese Mission möglichst schnell anzugehen. Wenn Aglaia hier noch zur Kindsmörderin wurde, war keinem geholfen.
"Halte aus. Wir sehen uns später."
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02-04-2024, 12:42 PM,
Beitrag #112
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
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Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch gestärkt, kehrte ich ins Haus des roten Mondes zurück. Wie jeden Abend wusch ich mir erst den Schmutz des Tages ab und kleidete mich nach dem Bad in eine Untertunika. Ich hoffte sehr, meine beiden Lieben würden noch nicht schlafen. Bewaffnet mit der hölzernen Wiege für unsere Tochter, die ich aus Cheddar mitgebracht hatte, klopfte ich erst an Aglaias Tür, bevor ich eintrat.
In ihrem Zimmer erwartete mich ein Dämmerlicht, das von einer Öllampe ausging. Vorsichtig setzte ich mich an den Rand ihres Bettes und ließ meine Hand sanft über ihr Haar gleiten. Sie schlief wohl schon. Ich wollte sie nicht wecken, denn ich wusste ja, wie sehr sie nun ihren Schlaf brauchte. Unser Kind lag friedlich schlafend neben ihr. Ich konnte mich gar nicht an diesem wundervollen Anblick sattsehen. Ihr süßes Mündchen, die kleine Nase und das ruhige und gleichmäßige Atmen waren einfach entzückend. Eigentlich hatte ich wieder gehen wollen, um mir einen anderen Platz zum Schlafen zu suchen, aber ich konnte mich einfach nicht trennen.
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02-10-2024, 03:03 PM,
Beitrag #113
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Der Tag hatte aus Windelwechseln, Stillen und Tränen bestanden. Vielen Tränen. Ich wusste nicht mal, warum ich weinte, zumindest nicht immer. Manchmal weinte ich, weil das alles so ungerecht war und so ausweglos schien. Manchmal, weil ich diesen Mist hier alleine machen musste und auch noch selber schuld daran war. Manchmal, weil ich nicht wollte, dass meine Mutter auch nur in die Nähe dieses Kindes kam. Dann, weil Owain ihr einen so schrecklichen Namen geben wollte. Dann, weil das Stillen ganz schön weh tat. Und schließlich einfach so.

In jedem Fall konnte ich ncihts magisches daran finden und war mir sehr sicher, dass ich das nicht nochmal wollte. Ich hoffte nur, dass Narcissus schnell eine Amme auftrieb, ansonsten würde ich entgegen jeglicher Anordnung der Hebamme und aller Gebräuche selber in die Stadt gehen und eine Amme holen. Das hatte sowas von oberste Priorität!

Irgendwann zwischen all diesen Gedanken und dem Heulen war ich dann wohl eingeschlafen. Ich wachte auf jeden Fall auf und fühlte die Anwesenheit einer weiteren Person, was mich ziemlich unrühmlich zusammenzucken ließ, während ich mich erschrocken herumdrehte. Im ersten Augenblick und noch halb im Schlaf sah ich nur blondes Haar und erschreckte mich halb zu Tode, da ich aus irgend einem unerfindlichen Grund eine Sekunde angenommen hatte, der Tribun aus Cheddar wäre hier eingedrungen. Erst, als ich mich hochrappelte mit einem halben Herzinfarkt, erkannte ich im Flackerlicht, dass es Owain war, und atmete zittrig aus. Dieses Wochenbett machte mich echt noch fertig. Und apropos, so wie es sich anfühlte, hatte ich erneut sämtliche Binden durchgeblutet. Es hätte einem echt mal jemand sagen können, dass man für neun Monate ohne Blutung damit bestraft wurde, dass alles dort gesparte Blut nach der Geburt auf einmal rauszuwollen schien.
“Oh, Owain“, sagte ich etwas perplex und stand auf, um die Sauerei zu beseitigen und mich frisch auszupolstern, so gut das eben ging. “Wie spät ist es?“ fragte ich und ja, wahrscheinlich vermied ich ein wenig den Elefanten im Raum, der nach seinem letzten Abgang hier unsichtbar herumstand.
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02-11-2024, 12:07 PM,
Beitrag #114
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Im dämmrigen Licht der flackernden Öllampe zuckte sie plötzlich, wie von einem unsichtbaren Blitz getroffen, zusammen und erwachte aus ihrem Schlaf. Als sie sich zu mir umdrehte, weiteten sich ihre Augen vor Schreck, was mich dazu veranlasste, mich mit einer ruckartigen Bewegung zu erheben. In diesem Moment fragte ich mich, wieso sie vor mir Angst haben sollte, da ich ihr noch nie ein Haar gekrümmt hatte und es auch jetzt nicht tun würde. Ihre Angst war fast greifbar, ich konnte sie an ihrem zittrigen Atem hören. Doch dann schien sie mich endlich zu erkennen.
Aglaia, stand auf. Sie sah bedrückt aus, und es schien, als hätte sie immer noch stark geblutet. Auch wenn ich wusste, dass das normal war, bereitete es mir dennoch ein schlechtes Gewissen, weil ich mir die Schuld dafür gab.  Sie lief an mir vorbei und machte sich frisch.
"Es ist schon Abend", antwortete ich ihr mit sanfter Stimme, als sie mich fragte, wie spät es sei. Ich trat auf sie zu, nahm sie zärtlich in den Arm und küsste sie liebevoll. Nach unserem letzten katastrophalen Zusammentreffen wollte ich die Eskalationsspirale nicht noch weiter vorantreiben, sondern hoffte auf Frieden mit ihr. Ich wollte, dass wir beide wieder eins wurden, dass unsere Tochter das Band war, das uns miteinander verband. Ich hoffte nur, dass sie das auch noch wollte. Doch ich klammerte mich an die Worte, die Narcissus mir in der Taberna gesagt hatte.

"Wie geht es dir und Del… unserer Tochter heute?" wollte ich wissen. "Ich habe für unsere Tochter etwas aus Cheddar mitgebracht. Eine Wiege. Ich hoffe, sie gefällt dir." Mit diesen Worten deutete ich auf das kunstvoll geschnitzte hölzerne Teil, das ich neben mir abgestellt hatte. Es war ein Zeichen meiner Hoffnung auf eine friedliche  und gemeinsame Zukunft für uns sein.
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02-11-2024, 04:39 PM,
Beitrag #115
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Er kam zu mir und küsste mich sanft. So ganz wollte das nicht zu dem passen, wie er das letzte Mal gegangen war, und auch wenn der Kuss sehr schön war, machte es mich ein wenig misstrauisch. Er löste sich leicht von mir und vermied es, diesen seltsamen, unaussprechlichen Namen, den er sich in den Kopf gesetzt hatte, zu nennen und sagte was von einem Geschenk. Ganz eindeutig wollte er sich entschuldigen.
Einen Moment lang überlegte ich mir, zickig und bockig zu sein, aber eigentlich wollte ich das ja nicht. Ich wollte mich nicht mit ihm streiten. Ich wollte, dass das hier funktionierte, dass wir funktionierten. Ich wollte, dass es das Risiko wert gewesen war. Also schluckte ich meinen verletzten Stolz runter.
“Die Wiege ist hübsch“, sagte ich also versöhnlich und begab mich wieder zum Bett zu dem schlafenden Knirps, da ich mich ja ausruhen sollte. “Sie schläft die meiste Zeit. Das ist gut, wenn sie wach ist, weint sie meistens, und ich hab keine Ahnung, was sie dann will oder braucht. Das Stillen ist ziemlich unangenehm und tut weh und ich hab das Gefühl, dass die Dinger hier bald platzen. Ich hab Narcissus schon gebeten, nach einer Amme zu suchen, und wenn er nicht bald mit einer kommt, such ich selber eine.“ Das war wohl eine ziemlich treffende Zusammenfassung des letzten Tages.

Ich atmete noch einmal tief durch und beschloss dann die Flucht nach vorne. “Ich weiß, dass du Angst hast, Owain. Aber ich habe auch Angst. Große sogar. Und ich kann nicht meine Freiheit aufgeben. Ich will, dass das hier funktioniert und dass unsere Familie sicher ist. Aber ich kann das einfach nicht, wenn ich dafür meine Freiheit aufgeben soll. Meine Mutter hat mich so lange unterdrückt und ihrem Willen unterworfen. Es hat so lange gedauert, bis ich wirklich frei davon und meine eigene Herrin war. Ich kann das nicht aufgeben. Auch nicht für dich oder sie.“
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02-13-2024, 05:49 PM,
Beitrag #116
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich genoss die kurze Umarmung und den Kuss, den ich ihr gab. Sie wehrte sich nicht, sondern ließ es geschehen. Nach unserem Streit am Abend zuvor war der Tag unglaublich schwer gewesen, alles schien aus den Fugen geraten zu sein. Ich hatte mich sogar mit dem Gedanken getragen, fort zu gehen. Obwohl sich an der Situation noch nichts geändert hatte, waren dieser Kuss und diese Umarmung ein Schritt in die richtige Richtung - aufeinander zu, statt voneinander weg.
Auch die Wiege, die ich für Delith anfertigen ließ, gefiel ihr. "Gruffudd, der Schreiner, hat sie gemacht. Ich hatte sie schon vor einigen Wochen bestellt. Zum Glück ist sie rechtzeitig fertig geworden", sagte ich, als sie sich wieder ins Bett legte. Dann begann sie von ihrem Tag mit Delith zu sprechen. Die Kleine hielt sie ganz schön auf Trab. Sie sprach auch davon, dass sie unbedingt eine Amme brauchte, die ihr Narcissus besorgen sollte. Zwar verstand ich noch immer nicht, warum das notwendig sein sollte, schließlich ging es Aglaia soweit gut. Aber gut, römische Frauen waren eben in dieser Hinsicht anders als keltische. Im Großen und Ganzen klang es nicht so, als sei sie in ihrer neuen Rolle als Mutter überglücklich. Es klang eher wie ein notwendiges Übel, das sie nun ausbaden musste.

Dann aber, als hätte sie all ihre verfügbare Kraft gebündelt, begann sie plötzlich Klartext zu sprechen. Sie sprach davon, wie wichtig ihr ihre Freiheit war und dass sie diese weder für das Kind noch für mich aufgeben wollte. Sie wollte, dass wir als Familie funktionierten. Das wollte ich doch auch! Sie und das Kind waren für mich die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich hatte mich dafür entschieden, nicht in der Vergangenheit zu leben und meiner verschleppten Frau nachzutrauern. Ich hatte mich für sie entschieden!

"Ja, ich habe Angst", gab ich dann zu. "Dass dich einer dieser Männer mir wegnehmen könnte. Ich habe vor dem Furier auf Knien gebettelt, damit er in Zukunft seine Finger von dir lässt, und er hat mich dafür verspottet. Glaub mir, ich hätte noch viel mehr dafür getan, damit er mir sein Wort gibt. Aber das tat er nicht." Ich hatte mich selbst meiner Würde beraubt und schaffte es nicht einmal jetzt, meiner Frau ins Gesicht zu schauen. "Ich möchte dir nicht deine Freiheit nehmen, denn ich weiß selbst, wie es sich anfühlt, in Unfreiheit leben zu müssen. Aber vielleicht können wir zu einem Kompromiss finden, mit dem es uns beiden gut geht, denn du und unser Kind, ihr seid das Wichtigste für mich! Und ich will, dass wir zu einer Familie zusammenwachsen."
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02-16-2024, 04:24 PM,
Beitrag #117
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich schaffte es nur gerade so eben, nicht die Augen zu verdrehen, als er sagte, er hätte Angst, dass mich ein anderer Mann ihm wegnehmen könnte. Zunächst einmal war ich keine Puppe, die man sich nahm und  die einem dann gehörte. Ich gehörte ihm genausowenig wie jedem anderen Mann. Und zum anderen war es so lächerlich, weil ich ihm schon dutzende Male gesagt hatte, dass ich für die anderen Männer nicht so empfand, wie ich für ihn empfand. Ich leistete ihnen Gesellschaft, hörte ihnen zu, lachte über ihre Witze, ging mit ihnen essen, und ja, manchmal hatte ich auch mit ihnen Sex. Nicht immer und nicht mit jedem, aber manchmal. Aber ich war doch nicht in sie verliebt!
Aber ich beherrschte mich, denn cih wollte keinen streit, sondern hörte zu und nickte nur beiläufig. “Narcissus hat mir sowas schon erzählt“, sagte ich ihm, auch wenn Narcissus den Teil mit dem hinknien und betteln ausgelassen hatte. “Und du kannst mir glauben, dass er bei mir grade wirklich nicht hoch im Kurs steht für sein Verhalten. Aber du auch nicht!“ Denn ja, es stand Owain nicht zu, sowas zu tun. “Du kannst nicht einfach meine Kunden vergraulen oder sie anbetteln, dass sie mich fallen lassen. Das geht nicht! Du solltest mit meinen Kunden eigentlich gar keinen Kontakt haben. Deshalb hast du ja auch deine Schmiede in Cheddar. Ja, ich weiß, Furius Saturninus ist da auch schuld daran, weil er das immer wieder forciert hat,und ich hätte euch beide da viel früher deswegen maßregeln sollen, weil dieser Kleinkrieg zwischen euch wirklich langsam bescheuerte Ausmaße annimmt. Aber er sollte dich in Ruhe lassen, du aber auch ihn.“
So, jetzt war es mal gesagt. Und ja, ich fand es affig, wie die beiden sich benahmen. Ich kannte ja eifersüchtige Männer, war ja nicht so, als wär das nie vorgekommen, aber in diesem Fall war es wirklich nur noch nervig für mich. Als wäre ich ein Preis, den sie erringen könnten, indem sie den anderen ausstachen, und als hätte ich dabei überhaupt gar nichts mitzureden.
Ich verschränkte die Arme einmal vor der Brust und atmete tief durch, nachdem ich nun meine Standpauke wegen dieses dummen Männerverhaltens losgeworden war.
“Wie sollte ein Kompromiss da denn aussehen?“ fragte ich vorsichtig nach, da er bislang ja nur verlangt hatte, dass ich mit meiner Arbeit aufhören sollte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wo da ein Kompromiss möglich sein sollte.
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02-28-2024, 07:20 PM,
Beitrag #118
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Meine Mundwinkel begannen freudig zu zucken, als Aglaia mir sagte, Narcissus hätte ihr auch schon einiges berichtet und dass der Furier bei ihr gerade nicht besonders hoch im Kurs stünde. Ich war mir schon siegesgewiss, so dass sich meine Laune um ein vielfaches verbessern wollte. Doch dann fügte sie noch hinzu, dass es mit mir das Gleiche sei. Dann folgte noch eine Standpauke, weil ich mich in ihr Geschäft eingemischt hätte und ihr die Kunden vergraulen würde und dass unser Kleinkrieg beendet werden müsste. Nun ja, ich hätte argumentieren können, dass ich nicht damit angefangen hatte, sondern dass daran nur die Arroganz des Furiers ausschlaggebend gewesen war. Doch das ließ ich besser, denn ich wollte nicht mit ihr streiten. Auch sie sah so aus, als ob sie diese ganze Sache nur furchtbar nervig fand. Ich schnaufte nur einmal hörbar durch und nickte dann ein wenig bedrückt. Ja, sie hatte ja irgendwie Recht, aber… Nein, nichts aber!

Schließlich fragte sie mich, wie ich mir einen Kompromiss vorstellten könnte, mit dem wir beide besser leben konnten. "Na ja, ich verstehe ja schon, dass du deine Freiheit nicht aufgeben willst und dass dir deine Arbeit wichtig ist. Und ja, vielleicht lerne ich auch irgendwann, damit klar zu kommen, dass du mir anderen Kerlen ins Bett gehst. Genauso wie du nun lernen musst, Mutter zu sein. Ich meine, es ist eine große Verantwortung, wenn man nun ein Kind hat und dieses Kind behütet und geliebt aufwachsen soll. Daher wollte ich dir vorschlagen, dass du vielleicht einen Tag in der Woche nur Zeit mit mir und unserer Tochter verbringst. Ich würde an diesem Tag auch die Schmiede Schiede sein lassen, so dass wir diesen einen Tag nur für uns haben. Du und ich und Delith, äh ich meine unsere Tochter." Einen Moment lang ließ ich meine Worte wirken. "Was sagst du dazu?" fragte ich vorsichtig, da ich mir nicht sicher war, wie sie meinen Vorschlag annehmen würde.
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02-29-2024, 08:16 PM,
Beitrag #119
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich musste mich beherrschen, nicht die Augen zu verdrehen, als er meinte, er würde damit klar kommen müssen, dass ich mit anderen Kerlen ins Bett ging. Ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht verstanden hätte, dass ich keine kleine Prostituierte war, deren Geschäft darin bestand, mit Männern zu schlafen, sondern eine Hetäre, deren Aufgabe es war, sie zu erfreuen, und dass das nicht unbedingt bedeutete, auch Sex mit ihnen zu haben. Klar, am Anfang, als ich hier Fuß fassen musste, hatte ich häufiger mit Männern geschlafen, um sie auf mich aufmerksam zu machen und an mich zu binden. Aber inzwischen war ich bekannt genug, dass das so gar nicht mehr so oft nötig war. Jetzt ging es viel mehr darum, dass ich an ihrer Seite war, dort lachte, über ihre Witze lachte, sie lobte, mit ihnen über Philosophie diskutierte, Brettspiele spielte… in Rom war ich meistens mit ihnen zu Circusspielen und Theateraufführungen gegangen. Es ging nicht um Sex. Den konnten sie billiger bei einer Lupa haben, mit weniger Aufwand und genau nach ihren Wünschen. Es ging um Gesellschaft. Aber das Owain erklären zu wollen, wäre wahrscheinlich zu kompliziert.

Ich hörte mir also seinen Vorschlag einfach in Ruhe an und seufzte nur ganz leicht am Ende. “Sie braucht einen richtigen Namen. In einem Jahr wird sie eine richtige, römische Bürgerin sein, Owain. Und wir auch. Sie kann dann keinen Namen haben, der wie Delicata klingt.“ Da er vermutlich nicht wusste, was das war, erklärte ich ihm: “Ich bin eine Delicata. Das ist eine Wort für eine Geliebte. Ich kann mein Kind nicht so nennen.“ Das würde er hoffentlich verstehen, warum das ein Problem war.

Dann fuhr ich mir nochmal durch die Haare und atmete einmal tief durch. “Aber einen Tag in der Woche für uns klingt gut. Hier gibt es ja leider nicht so viel, was man dann machen könnte, es gibt ja keine Theater oder Gärten oder so. Aber einfach ein wenig Zeit für uns klingt gut.“
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03-03-2024, 12:02 AM,
Beitrag #120
RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Ich nahm erneut tief Luft, als meine Frau erneut Bedenken bezüglich des Namens unserer Tochter äußerte. Ja, ja, mit einem Namen, der für sie so fremd klang, konnte sie nichts anfangen. Ihr resigniertes Seufzen verriet deutlich ihre Ablehnung gegenüber dem Namen Delith. Für mich war es ein hübscher keltischer Name, dem man einem hübschen kleinen Mädchen geben konnte, doch als sie mir ihre Bedenken erklärte, konnte ich nachvollziehen, warum er vielleicht doch nicht passend war. "Gut, ich verstehe es. Aber könnten wir ihr nicht zwei Namen geben, einen römischen und einen britannischen? Sie ist schließlich ein Kind dieser beiden Welten, und wenn sie alt genug ist, kann sie selbst entscheiden, in welcher Welt sie leben möchte – sofern es bis dahin noch unsere Welt gibt!"

In dem Moment, als ich ihr diesen Vorschlag unterbreitete, der ja eigentlich von Narcissus gekommen war, strich sie sich nachdenklich durch ihr Haar und atmete tief aus. Die Sorge nagte an mir, dass auch dieser Vorschlag nicht ihren Vorstellungen entsprechen würde. Doch dann überraschte sie mich, indem sie sagte, dass ihr die Idee eines für uns beide reservierten Tages in der Woche zusagte. Trotz einiger Zugeständnisse meinerseits freute mich sehr darüber. "Es gibt genug Möglichkeiten, was wir ohne Theater und Gärten tun könnten," erwiderte ich ihr lächelnd und küsste sie liebevoll. Ich hoffte sehr, dass damit all unsere Irritationen ausgeräumt waren.
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