06-28-2023, 10:08 PM,
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Louarn
Schlechter Druide, guter Krieger
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Beiträge: 484
Themen: 11
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RE: Behandlungszimmer (Iatreion)
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Bevor Flavianus Pü den nächsten Patienten hereinholen konnte, war ich auch schon kurz durch die Tür geschlüpft und bemühte mich redlich darum, gelassen und ruhig zu wirken, auch wenn in mir alles so sehr in Aufruhr war, dass ich schon befürchtete, jederzeit könnte aus meinem inneren ein Sturm herausbrechen wie in den alten Geschichten der Elfen.
"Entschuldige, Flavianus Pü. Am Eingang steht eine Sklavin des Tuchhändlers Erwan, die dich um einen Hausbesuch bitten möchte. Eine Sklavin ist krank geworden und hat wohl über Nacht hohes Fieber bekommen." Und wahrscheinlich fragte sich der Medicus gerade, warum ich ihm das erzählte und nicht besagte Sklavin von Erwan.
"Entschuldige, wenn ich damit hier so reinplatze, aber ich glaube, ich kenne das Mädchen. Es... äh, ist eine Freundin meines kleinen Bruders." Das war technisch gesehen nicht einmal gelogen. "Also von früher. Als wir Kinder waren." Das war gelogen. Aber plausibel. "Deshalb darf ich nicht in ihre Nähe, aber du verstehst sicher, dass ich mir Sorgen mache. Vielleicht irre ich mich auch. Aber... wenn du hingehst, könntest du sie nach ihrem Namen fragen? Und sollte sie Niamh heißen, könntest du ihr unter vier Augen ausrichten, dass mein Bruder Dunduvan noch immer an sie denkt?" Das sollte ungefährlich sein, Erwan würde hoffentlich nicht alarmiert werden, mein Name bliebe erst einmal außen vor, aber Niamh würde hoffentlich dennoch wissen, dass wir in der Nähe waren und sie holen kommen würden. Verdammt, ich wollte am liebsten gleich mit, aber sogar ich wusste, dass das eine schlechte Idee wäre und nichts bringen würde.
Falke
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06-29-2023, 02:44 PM,
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RE: Behandlungszimmer (Iatreion)
"Fieber sagst du? Ich sehe mir die Patientin auf jeden Fall an", sagte Pytheas rasch. Die Zeit des Sumpffiebers war seitdem der Wasserspiegel des Iscaflusses wieder gesunken war, eigentlich vorüber. Wenn es jetzt noch einmal aufflackern würde, wäre das ganz und gar nicht gut. Dieser verwünschte Sumpf mit, wie hatte Louarn sie genannt, den Kleinen Leuten! Kleine Leute hin- oder her, dieser Sumpf war offenbar für die meisten Todesfälle unter den jungen Menschen in dieser Stadt verantwortlich:
"Bei den nächsten Patienten müssen nur Verbände gewechselt werden, das kann Wicho selbstständig tun. Ich sage ihm Bescheid" Louarn schien sich wirklich Sorgen zu machen.
Pytheas glaubte zwar nicht, dass Louarn ihm die ganze Wahrheit sagte, warum er es sich mit dem Herren der Sklavin verdorben hatte. Aber das ging ihn nichts an. Hier war eine junge Sklavin, die medizinische Hilfe brauchte. Wenigstens hörte er so ein wenig über Louarns Familie:
"Dun- duwan", wiederholte er: "So heißt dein Bruder. Und Niamh - deine Kindheitsfreundin. Aus deinem Dorf, nehme ich also an? Aber ihr Dominus muss das nicht wissen, richtig? Die Dienerin des Tuchhändlers soll mich in dessen Haus führen"
Seine Theca war wie immer bereits gepackt: " Bitte wache du weiterhin an der Haustür, Louarn. Und wenn jemand unbedingt zu mir möchte, sage ihm, dass ich in ein, zwei Stunden wiederkomme" >>>
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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11-26-2023, 03:29 PM,
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Alun
Falke; aka Lucius Tarutius Corvus
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Beiträge: 291
Themen: 6
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RE: Behandlungszimmer (Iatreion)
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Bei genauerem Hinsehen bemerkte ich, wie erschöpft Louarn aussah. Ich hatte keine Ahnung, wo er den Rest der vergangenen Nacht verbracht hatte, aber ich vermutete, dass der Ort noch unbequemer war als Alans Stall. Auf meine Frage reagierte er mit einer Gegenfrage, die ich mir selbst auch schon gestellt hatte. Verctissa war überzeugt, dass der Statthalter sie unabhängig von Stand und Herkunft anhören würde. "Glaube mir, der Mutter des toten Jungen wird Gerechtigkeit widerfahren!", versicherte ich Louarn. Denn wenn die Römer nicht handeln würden, würde ich selbst oder die Falken als Gruppe dafür sorgen.
Louarn verließ seinen Posten an der Tür, ohne ein Wort zu erwidern. Doch ich verstand seine Absicht, als er sagte, er wolle zu Peigi in die Küche gehen.
Ich hingegen folgte dem Medicus, der mich in seinen Behandlungsraum eingeladen hatte. Nach dem Gespräch mit Flavianus Pytheas würde ich versuchen, erneut mit Louarn zu sprechen.
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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11-27-2023, 02:50 PM,
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RE: Behandlungszimmer (Iatreion)
"Salve Flavianus Medicus! Mein Name ist Lucius Turatius Corvus. Ich bin im Auftrag der Provinzialverwaltung hier. Uns liegt die Aussage einer Frau vor, die uns berichtet hat, dass ihr Sohn vor der Tür deiner Praxisräume im Thorianum von einem Angehörigen der Legion niedergestochen und getötet wurde. Kannst du mir dazu etwas sagen? Hast du den Toten gesehen oder kannst du genauere Angaben zu dem Täter machen, denn er kam allem Anschein nach aus deiner Praxis?", hatte der junge Römer sich vorgestellt.
Pytheas wusste jedoch nichts von dem Toten. Er war nach dem Angriff von Tribun Ovidius ohne Bewusstsein gewesen, und von Heiler Pally operiert worden. Dieser taugte nicht als Zeuge, im Gegenteil, seine Hilfe würde ihm schlecht bekommen, wenn er wirklich etwas Illegales - vielleicht ein Druidenarzt? - wäre. Der Medicus würde über Heiler Pally schweigen wie ein Grab.
Und Louarn war genauso wenig ein römischer Bürger. Das war zwar Pytheas auch nicht, aber er hätte sich zumindest auf seinen Patron berufen können:
Pytheas runzelte seine Stirn:
" In welchem Zusammenhang beschäftigt sich denn die Zivilverwaltung mit einem Todesfall, der mit dem Militär zu tun hat?", fragte er:
"Ich steckte mitten in einem... chirurgischen Eingriff und habe von dieser Angelegenheit nichts mitbekommen. Ich wurde auch später nicht konsultiert, um den Tod festzustellen, Bürger Tarutius Corvus"
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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12-04-2023, 07:29 PM,
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Alun
Falke; aka Lucius Tarutius Corvus
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Beiträge: 291
Themen: 6
Registriert seit: Apr 2023
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RE: Behandlungszimmer (Iatreion)
Der Medicus antwortete zunächst mit einer Gegenfrage. Seine Frage war zwar durchaus berechtigt, denn die Provinzialverwaltung mischte sich nicht in militärische Dinge ein. in diese aber schon!
"Die Mutter des toten Jungen möchte den Fall dem Statthalter vorbringen, um Gerechtigkeit zu fordern. Leider ist sie keine Römerin, dennoch hat mein Vorgesetzter mich hergeschickt, um deine Aussage aufzunehmen."entgegnete ich ihm. Was er dann aber sagte, machte mich etwas stutzig. Er behauptete, in einem chirurgischen Eingriff gesteckt zu haben und hätte deshalb nichts von dem, was vor seiner Haustür passiert war, mitbekommen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nichts. Was verbarg der Medicus? Ob Louarn darüber etwas wusste? Verdammt, warum hatten wir uns darüber letzte Nacht nicht unterhalten, statt zu steiten!
"Aber dann musst du doch den Soldaten gesehen haben, der aus deiner Tür herausgekommen ist! Er muss bei dir gewesen sein, oder nicht? Kanntest du den Mann? Weshalb war er bei dir?" Ich glaubte ihm auch nicht, dass er auch später nichts mitbekommen hatte. "Und was ist mit den Leuten, die draußen standen und Zeugen von dieser schändlichen Tat wurden? Haben sie nichts erzählt, als sie zu dir kamen?" Ich wusste von Verctissa, dass sie und Totia den toten Jungen nach Hause gebracht hatten, nachdem er gestorben war.
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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12-07-2023, 03:07 PM,
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RE: Behandlungszimmer (Iatreion)
Der junge Bürger hatte ein offenes,ehrliches Gesicht und schien aufrichtig bemüht, Gerechtigkeit zu schaffen.
" Wenn ein Angehöriger der Legion ein Verbrechen verübt, so wird der Statthalter ihn erst einmal in Schutz nehmen. Man wird keinen Aufstand riskieren, wenn es um das Leben eines Nichtbürgers geht. Aber dies weißt Du besser als ich", sprach der Medicus.
Princeps Furius Saturninus war nie damit aufgefallen, dass er sich offen gegen Repression gestellt hätte. Wenn er es hier doch unternahm, dann war etwas Privates zu vermuten. Das musste kein Fehler sein, Tribun Ovidius wäre nicht der Erste, dem eine private Fehde zum Verhängnis wurde. Die Frage war, was der Statthalter entscheiden würde.
Wenn Petilius Rufus den Fall tatsächlich annahm, so würde Ovidius davon erfahren. Dieser Mann würde sich rächen. Und das nicht nur an ihm, sondern auch an Louarn und Peigi,und auch an seinem lieben Atreus, falls er von dessen Existenz wissen sollte. Der Offizier würde einfach warten, bis der edle Petilius Rufus schon lange wieder nach Londinium abgereist war. Groß passieren würde ihm nichts, selbst wenn er schuldig sein sollte. Der Junge war nur ein Peregrinus, der Tribun dagegen ein römischer Ritter. Pytheas machte sich da kaum Illusionen:
"Ich kann keine Aussage darüber treffen, was genau geschehen ist. Das halte bitte für den Princeps Officii fest", er atmete tief aus:
"Ich könnte dir aber eine Liste der Soldaten aushändigen, die in den letzten drei Monaten bei mir waren. Ohne Diagnose versteht sich. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen, wenn dir die Frau eine Personenbeschreibung gegeben hat. Es ist allerdings kein Delikt, mich zu konsultieren, und daher ist das keine Zeugenaussage"
Pyheas kritzelte auf eine Tabula:
Servius Albius Maior
Quintus Flavius Icotascus
Titus Ovidius Decula
Lar Manilius Camillus |
und reichte sie dem Römer:
"Bitte behandle die Liste vertraulich, Bürger Tarutius Corvus"
Dabei nahm Pytheas sich vor, unter vier Augen mit dem Statthalter zu sprechen. Er würde ihn ja auf dem Empfang begegnen.
Es war ganz und gar nicht so, dass er Tarutius Corvus nicht vertraute. Doch wer wusste schon, wie viele Männer in der Provinzialverwaltung mitlasen und welche davon sich dem Tribun verpflichtet fühlten? Ovidius Decula war großzügig darin, Beute zu verteilen.
Pytheas schaute den jungen Dolmetscher mit seinen grauen Sperberaugen an:
"Ich bedaure sehr, nicht hilfreicher zu sein. Lebe wohl, Bürger Tarutius Corvus", er erhob sich:
"Wenn ich dir einen Rat geben darf: Vertraue nur wenigen! Der Tod eines Kelten ist den Meisten herzlich egal"
Dagegen hatte Pytheas dieses Volk in seiner Zeit in Iscalis schätzen gelernt. Der treue Wicho, die fürsorgliche Peigi, der mutige Louarn, der ihm das Leben gerettet hatte, der liebe gute Atreus, den er zunächst für einen Römer gehalten hatte und Heiler Pally, der völlig uneigennützig für ihn da gewesen war, das waren die Kelten, denen er begegnet war. Sie waren Menschen voller Tapferkeit und mit einer noblen Art. Pytheas diente dem Kaiser, und doch begannen in ihm Zweifel zu wachsen, dass man die Britannier richtig behandelte, so wie man sie behandelte.
Der Zweifel war noch vage. Er konnte ihn mit niemandem teilen.
Leider auch nicht mit Bürger Tarutius Corvus, den ja die Zivilverwaltung geschickt hatte.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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12-08-2023, 04:50 PM,
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Alun
Falke; aka Lucius Tarutius Corvus
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Registriert seit: Apr 2023
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RE: Behandlungszimmer (Iatreion)
Ich nickte bekümmert und stimmte dem Medicus zu. Genau aus diesem Grund würde man die Mutter des toten Jungen vor den Kopf stoßen. Im schlimmsten Fall könnte sie am Ende selbst noch zum Opfer dieses Tribuns werden. Doch ich war entschlossen, das zu verhindern! Dieser Dreckskerl würde niemandem mehr Schaden zufügen! Aber das wusste Flavianus Pytheas natürlich nicht. Für ihn war ich nur ein überambitionierter Schreiberling. Der Grieche fürchtete natürlich auch den Zorn des Tribuns, wenn Verctissas Fall vor dem LAPP verhandelt würde. Daher überraschte es mich nicht, dass er dicht machte und keine Aussage machen wollte. Wieder nickte ich, diesmal noch enttäuschter. "Es muss doch irgendeinen Weg geben, diesem Schurken das Handwerk zu legen!"
Doch der Medicus wollte mich nicht einfach so gehen lassen. Er begann auf einer Tabula eine Liste zu kritzeln über Soldaten, die in den letzten drei Monaten bei ihm in Behandlung waren. Dann gab er sie mir und bat darum, sie vertraulich zu behandeln. Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimte in mir auf. Ich schaute flüchtig darauf und las den Namen jenes Tribuns, der für so viel Leid und Unmut in Iscalis verantwortlich war. "Ja, selbstverständlich! Ich danke dir, Flavianus Pytheas!" sagte ich und verbarg die Tabula unter meiner Kleidung. "Vale bene!", sagte ich noch und erhob mich. Bevor ich den Raum verließ, gab der Grieche mir noch den Rat mit, nur wenigen zu vertrauen, denn der Tod eines Kelten interessierte niemanden. "Ja, ich weiß!" antwortete ich und nickte. Dann ging ich hinaus. Bevor ich jedoch das Haus verließ, wollte ich noch nach Louarn schauen. Ich hoffte, er war noch nicht gegangen.
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Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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