Forum

[Marcus Nautius Philus]

"Oh nein, er ist Grieche und zeigt mir den Umgang mit dem Schwert, aber auch mit den Fäusten. Seitdem tun mir ganz schön die Arme weh. Der Mann ist ein alter Schinder."
Schmunzelnd setzte sich Philus an das Verfassen der Urkunde für Iunia Fabata, die er schließlich fertig machte und seinem Anleiter aushändigte.
"In die Thermen? Ich war noch nie dort. Ich würde gern mit dir gemeinsam hingehen. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass ein tüchtiger Mann wie du sich dem Müßiggang widmet. Wie läuft es denn mit der lieblichen neuen Frau Furia?

Einige Zeit verging, als er Saturninus wieder durch die Räumlichkeiten brüllen hörte. Diesmal klang er aufgebracht und natürlich reagierte Philus sofort. Scheinbar gab es einen Notfall: Der Statthalter kündigte sich an, was natürlich eine große Sache war.
"Ich lasse sofort allen eine Information zukommen", sagte er sogleich und machte sich an die Arbeit.

[Tiberius Furius Saturninus]

"Erst die Zeit des Müßigganges unterscheidet den Menschen vom Tier, Nautius Philus. Wegen meiner lieblichen Frau möchte ich ja in Form bleiben", antwortete Saturninus: "Wie wäre es gleich nach Dienstschluss? Wir baden und danach würde ich mich freuen, wenn mir dein neuer Grieche auch ein paar Kniffe zeigt", er nahm die Urkunde entgegen, deren beschriebenes Privileg in Rom durchgewunken worden war; vielleicht auch, weil man bei echt römischen Bürgern im hohen Norden nicht so genau in punkto Infamität nachgeprüft hatte. Als Beruf war bei Octavius "Bierbrauer" eingetragen gewesen. Saturninus war durchaus einverstanden. An Plebs konnte man eh nicht so hohe Maßstäbe anlegen wie an seinesgleichen. Und alles, was das Zusammenleben Iscalis förderte, fand er unterstützenswert:
"Wenn der neue Statthalter nach Iscalis kommt, ist das eine große Ehre. Bis dahin muss alles picobello sein. Wie gut, dass sich unsere Verwaltung durch deine Tatkraft verstärken konnte. Gut, also dann treffen wir uns in der neunten Stunde vor dem Tor und dann ab in die Thermen. Wenn du möchtest, schicke einen der Verwaltungssklaven zu dir nach Hause, um deinen Griechen herzuholen"

[Astérios]

Wie es sich für einen Leibwächter gehörte, hatte Astérios seinen kýrios zu seiner Arbeitsstätte in der Provinzialverwaltung der Provinz Iscalis begleitet. Dabei hatte der Korinther höchst aufmerksame Blicke nach links und rechts geworfen, um seinen Herrn bestmöglich vor etwaigen Angriffen beschützen zu können. Natürlich trug der Sklave keinerlei Waffen bei sich, denn dies war ihm verboten. Nachdem sein Herr hinter einer der großen Türen verschwunden war, hatte Astérios dem Blonden noch einen Moment nachgeblickt. Dann war die Türe ins Schloss gefallen und hatte den Sklaven regelrecht ausgesperrt. Worüber Astérios kaum merklich mit den Schultern gezuckt hatte. Hier würde er also auf seinen Herrn warten, während dieser hinter verschlossener Türe seiner Arbeit nachging. Ob seinem Herrn die ihm übertragenen Aufgaben Spaß machten? Vielleicht sollte er ihn darauf ansprechen, sobald sie wieder zu Hause waren. Zu Hause. Bei diesem Gedanken spürte Astérios wie sich seine Lippen zu einem kaum merklichen Lächeln verzogen. Ja, das Heim seines kýrios bezeichnete der Aschblonde mittlerweile als sein zu Hause. Neugierig ließ der Korinther seinen Blick durch den Flur gleiten und beobachtete die vorüberhastenden Verwaltungssklaven, sowie Angestellte dieser Verwaltung. Wieso hatten diese es denn so eilig? Konnte man diese Aufgaben nicht in aller Ruhe erledigen? Musste man dazu durch die Gänge hasten? Abermals schmunzelte Astérios vor sich hin, welches im nächsten Moment auch schon erlosch, als sich einer der Verwaltungssklaven auf ihn zubewegte. Dieser deutete auf die Türe und Astérios runzelte fragend die Stirn.

“Dein Dominus wünscht dich zu sprechen. In seinen Büroräumen.“

Mit diesen Worten verschwand der Verwaltungssklave und Astérios blickte diesem noch einen Moment verwirrt nach. Dann jedoch besann sich der Sklave und trat auf die Türe zu, durch die sein Herr vor geraumer Zeit verschwunden war. Nachdem Astérios tief durchgeatmet hatte, pochte der Korinther gegen das Holz der Türe und wartete geduldig darauf das man ihm öffnen würde.

[Marcus Nautius Philus]

Philus blickte auf, als sein arg verloren dreinschauender Leibwächter in sein Büro gestiefelt kam und ein wenig abgehetzt aussah. Er lächelte milde.
"Auch verirrt? Ich hab eben zweimal dieselbe falsche Abzweigung genommen. Ich hoffe, es war nicht allzu langweilig."
Er hatte schon gut zu tun gehabt, doch die Verwaltungstätigkeit erinnerte ihn schon sehr an das, was er zu Hause ständig machte, wenngleich die Situation dort merklich besser geworden war. Mittlerweile konnte man sogar die Klinen benutzen, da dort keine Unterlagen mehr verstreut lagen.
"Der Leiter der Zivilverwaltung, mein Freund und Lehrer Furius Saturninus, hat uns beide in die Thermen eingeladen. Er schien interessiert an dem zu sein, was du mir beibringst und will sich von deinen Qualitäten als Lehrer überzeugen. Wir gehen also gleich mit ihm gemeinsam dorthin. Du warst auch noch nie in den Thermen, oder?"
Für so etwas hatte Philus noch keine Zeit gehabt und Astérios hielt sich sogar in seiner freien Zeit ständig in seiner Nähe auf. Er musste den Blonden wirklich mal belohnen.
"Wir kehren also heute etwas später nach Hause zurück, aber ich bin sicher, wir werden uns schon amüsieren. Ich auf jeden Fall, wenn du Saturninus genauso ins Schwitzen bringst, wie mich. Wollen wir?"
Er war eben mit der Arbeit fertig und legte alles für den nächsten Arbeitstag zurecht, ehe er sich zum Gehen wandte. Immerhin sollte er Saturninus ja am Tor treffen.

[Astérios]

Das sein kýrios sich bereits zweimal verirrt hatte, ließ Astérios milde schmunzeln, als er sich seinem Herrn gegenüber sah. War sein kýrios etwa ein kleiner Tollpatsch, der sich gerne verirrte? So sah der Blonde eigentlich überhaupt nicht aus. Aber wer war Astérios schon um sich überhaupt ein Urteil darüber bilden zu können?

“Oh nein kýrios. Es war nicht langweilig. Ich habe mich prächtig amüsiert.“

Bei diesen Worten intensivierte sich das Schmunzeln auf den Lippen des Sklaven. Während er sich dabei ertappte wie er seinen Blick von links nach rechts gleiten ließ, um seine Umgebung genauestens im Blick zu behalten. Schließlich ließ sein Herr die Bombe platzen und Astérios Augen weiteten sich augenblicklich. Der Leiter der Zivilverwaltung war also der Freund seines Herrn und eben besagter Freund hatte seinen kýrios und ihn selbst höchstpersönlich in die Thermen eingeladen. Doch nicht um fröhlich zu plantschen und sich zu amüsieren. Der Leiter der Zivilverwaltung wollte sich persönlich von seinen Fertigkeiten und Kenntnissen überzeugen. Bei diesen Worten spürte Astérios wie sein Herz für einen kurzen Augenblick hastiger in seiner Brust pochte.

“Nein kýrios. Ich war noch nie in den Thermen.“

Wann denn auch? Schließlich hielt er sich doch beinahe tagtäglich in der Nähe seines Herrn auf.

“Ich bin gespannt was mich erwarten wird.“

Etwas angespannt wirkte die Stimme des Korinthers, als er seinen Herrn dabei beobachtete, wie dieser seine wichtigen Utensilien für den nächsten Arbeitstag bereit legte. Schließlich wandte sich sein Herr zum gehen und Astérios schloss sich dem blonden Römer an.

[Marcus Nautius Philus]

An diesem Tag gab es für Philus eine Überraschung. Der Neuling hatte sich endlich ein wenig in die Amtsgeschäfte eingefunden und erwies sich als zuverlässiger Sekretär, auch wenn er im Grunde noch nichts anderes als ein Botenjunge für die übrigen Verwaltungsangestellten war.
DOch heute erreichte sie die Meldung, dass der LAPP persönlich bald die Stadt besuchen würde und das bedeutete... Nun, im Grunde bedeutete es offenbar eine Krise. Die werten Kollegen wurden aufgescheucht wie die Hühner und überschlugen sich mit Befehlen für die Sklaven, Plänen für die Organisation und das Unterhaltungsprogramm und natürlich mit Vorwürfen, denn das hätte man schließlich längst vorhersehen müssen.
Philus fand das Ganze ja eher amüsant, denn ihn traf noch keine direkte Verantwortung. Ein wenig Schadenfreude konnte er sich auch nicht verkneifen. Die Älteren waren teils noch ein wenig herrisch, zweifelsohne weil sie dem Patriziersohn neideten, dass er nun einmal von Natur aus besser war als sie. Jetzt kassierten sie gewissermaßen die Quittung. Auch wenn er nicht wissen wollte, was Saturninus wohl von der neuen Entwicklung hielt. Wenn der eintraf, würde hier sicher erstmal gebrüllt. Philus, der sich heute den Zorn von niemandem auferlegen wollte, tat einfach weiter seine Pflichten, schließlich trug er hier keine Entscheidungsgewalt.

[Tiberius Furius Saturninus]

Saturninus rauschte in das Officium  - Mitarbeiterversammlung. Er erwartete, dass die Provinzschreiber, Notare und ein Vertreter der Quästur anwesend waren. Während sich ein paar Staatssklaven um das leibliche Wohl kümmerten, ergriff er das Wort:
" Meine Herren" - der einzige weibliche Scriba war nicht anwesend: 

" Ed ist nun so weit, dass in der nächsten Woche schon der edle Statthalter mit seinem Gefolge eintreffen wird. Ich nehme an, dass er eine der Villen auf dem Castragelände beziehen wird, aber es ist möglich, dass auch welche seiner Leute die hiesige Dienstwohnung beziehen. Das überlasse ich den Händen von Valentinus" 

Valentinus erhielt einen zustimmenden Blick. Der Jüngling verlor nie seine Liebenswürdigkeit:

" Ich muss nicht betonen, wie wichtig dieser Besuch für Iscalis, aber auch für alle hier Anwesenden ist. Ich gehe davon aus, dass alle Referate mustergültig geführt werden, und dass sich die Bestechlichkeit ... im Rahmen hält" 

Solange alles im Rahmen war, wirkte ein wenig Korruption eher wie Schmieröl als als Bremse. Ein wenig ging immer etwas. Dann  wäre es absolut nicht notwendig, dass Köpfe rollten. Saturninus selbst war nicht bestechlich, zumindest nicht mit Geld:

" Außerdem werden wir hier einem Empfang geben, bei dem die Honoratioren, ihre Gemahlinnen und alle sonst von Rang und Namen anwesend sein sollen. Dazu brauchen wir noch einiges an Unterhaltungspersonal - Petilius ist gewiss anspruchsvoll, und er soll nicht glauben, dass wir hier in Iscalis in der tiefsten Provinz leben.

Außer dem obligatorischen Empfang und dem Gerichtstag - oder besser zweien, die der Statthalter nach seinem Gusto anberaumen wird, sollte auch ein allgemeines Unterhaltungsprogramm geboten werden. 
Da erwarte ich Vorschläge von eurer Seite. 
-  Werter Nautius Philus,. du bist doch ein junger Patrizier und kamst erst kürzlich aus Rom: Welcher Zeitvertreib ist gerade aktuell?"

[Marcus Nautius Philus]

Philus, der sich die ganze Zeit milde lächelnd zurückgehalten hatte, schreckte ein wenig auf.
"Oh, in Rom? Das übliche: Brot und Spiele. Wagenrennen sind immer noch hoch im Kurs, das wäre also die Gelegenheit, mit unserem aufstrebenden Circus den LAPP zu beeindrucken, nicht? Ein paar Gladiatoren für ein paar Kämpfe sind schnell eingekauft und um den Geist der Zusammenarbeit zu demonstrieren, wie wärs mit was Volkstümlichem aus der Gegend? Dann fühlen sich die Kelten auch beteiligt?
Und ähm... Vielleicht wäre es eine Idee, die Damen von Haus des Roten Mondes zu fragen, ob sie für den Empfang ein paar erfahrene Gesellschafterinnen stellen mögen? Ich meine für die Veranstaltung nach dem Teil für die Öffentlichkeit."

[Tiberius Furius Saturninus]

"Da hat sich nicht so viel geändert seit meiner eigenen Jugendzeit", sagte Saturninus erfreut: "Wagenrennen sind immer populär, auch bei den Kelten. Mein Wagenlenker Frowin wird sich freuen, mal wieder auf einer richtigen Rennbahn zu sein. 
Gladiatoren...das wird schwieriger, als man meint:  Petilius will bestimmt, wenn schon, einen richtig guten Kampf sehen.  In Rom hatte er die besten Gladiatoren der Welt zur Verfügung. Wir haben hier in Iscalis  leider keinen Ludus, keine Gladiatorenschule. 
Wir hätten nur Barbaren, die sich in Stücke hacken, zu bieten. Das kommt zwar beim Volk auch gut an, doch der LAPP könnte sich langweilen, wenn das stundenlang geht", 
er lächelte Philus zu:
" Packen wir sie ins Vorprogramm. Wenn du die Gladiatoren aussuchen könntest, Provinzschreiber Nautiius Philus, wäre ich dir sehr verbunden. Lass dir in der Quästur den entsprechenden Betrag ausweisen.
Etwas echt Keltisches - das ist eine sehr gute Idee.  Es sollte Lokalkolorit haben, doch auch innovativ sein. Als ich Rom verließ, waren mythologische Stücke mit echten, zu Tode Verurteilten und Spezialeffekten sehr modern. Ich erinnere mich noch gut an Ikarus, der tatsächlich mit Wachsflügeln abstürzte.
Vielleicht gibt es auch keltische Geschichten, die sich für solch eine Darbietung eignen. Natürlich müsste ein geschulter Erzähler die Geschichte zuvor erzählen, damit alle Zuschauer im Bilde sind, was sie erwartet" 
Der nächste Vorschlag brachte Saturninus zum Grinsen. Dieser Philus! Tat so,als könne er kein Wässerchen trüben , dabei schien er das Haus des Roten Mondes in und auswendig zu kennen.
 Auch hier nickte der Princeps Officii zustimmend. Schöne und manierliche Hetären durften auf keinem Empfang fehlen.

[Tiberius Furius Saturninus]

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Vorzimmer der Schreibstube

Valentinus hatte gewartet, bis Tarutius Corvus seine Dokumente herausgesucht und sie das Gepäck zur Aufbewahrung abgegeben hatte, bevor er sie in das Vorzimmer führte. Die Bemerkung der Wachposten hatte er nur mit einem freundlichen Lächeln quittiert. Nysa sah nicht wie eine mordlustige keltische Rebellin aus. 
Im Vorzimmer stand sein Stehpult in der Ecke und es gab noch einen Hocker. Aber eigentlich war der Raum nicht dazu gedacht, sich hinzusetzen. 
" Ich bin einer der Sekretäre hier, man nennt mich Valentinus. Soweit ich mitbekommen habe, ging es um eine Bewerbung. Und du hast ein Empfehlungsschreiben?", fragte er: 
"Darf ich es einmal sehen, bitte?"