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Falkenhöhle
06-21-2023, 10:38 AM,
Beitrag #31
RE: Falkenhöhle
Wie lange war Cinead nicht mehr da? Ich wusste es nicht. Ich hatte mein Zeitgefühl verloren.

Naja, fast. Ich wusste mit tiefer Gewissheit, dass heute die Sommersonnenwende war. Litha, wie es die meisten nannten, das Lichtfest. Oder auch Alban Heriun, wie es in Eriu teilweise genannt wurde. Ich fühlte es bis tief in meine Knochen mit einer tiefen Gewissheit, die keiner Überprüfung bedurfte.

Dann musste die Arbeit heute einmal ruhen. Ich deckte meine bisherigen Versuche sorgfältig ab und stolperte über einen Teller mit verschimmelten Essensressen und deutlichen Nagespuren. Wann war der denn hergekommen? Ich nahm ihn mit nach draußen und warf das Essen ins nächste Gebüsch, wo es verrotten sollte und stellte den Teller einfach irgendwo auf den Boden.

War die Sonne schon immer so hell gewesen? Meine Augen tränten und brannten, und wahrscheinlich sah ich auch entsprechend aus. Nein, so war es nicht richtig. Ich suchte mir den nächsten Bach und wusch mich gründlich, rasierte mit einem scharfen Messer auch wieder die Seiten meines Kopfes und brachte meinen Bart in Ordnung. Das hatte ich wohl zu lange nicht mehr gemacht. Wie lange war Cinead unterwegs? Ich wusste es nicht.
Fertig gewaschen behielt ich mein Hemd in der Hand und ging nur in meiner Hose wieder zurück. Die Sonne war knapp vor ihrem Höchststand. Ich erspähte sie durch die blätter der Bäume, und ihre Lichter verbreiteten feine Muster. Ich lächelte. Ja, die Götter redeten heute.
Um ein wenig nachzuhelfen, sie zu verstehen, machte ich ein kleines Feuer und verbrannte ein paar getrocknete Pilze, deren Rauch ich tief einatmete. Es dauerte dann auch nicht lange, bis meine Augen sich weiteten und ich zu sehen anfing.
Diese Welt war nur ein Schleier über der Wirklichkeit. Die Dinge kompliziert miteinander verwoben. Alles hatte sein Geheimnis, und ich war dabei, ein großes zu erkunden. Feuer und Wasser, die Kräfte, die die Welt zu Fall bringen würden, wenn alles endete, und ich würde sie beide erkennen, sie beide zu meinen Geliebten machen. Es fehlte nur so wenig, aber ich wusste, dass es geschehen würde.
Ich fing an zu tanzen und in einer Sprache zu singen, die ich weder kannte noch verstand. Aber das war egal, die Götter kannten sie. Die Lichter tanzten vor meinen Augen, und bildeten sich zu einer Gestalt. Ich sah wieder das rothaarige Mädchen mit der Zahnlücke, wie sie getanzt hatte. Wie sie im Wald gewesen war, nackt. Dem Typen bei ihr hatte ich wenig Beachtung geschenkt, das war sehr schnell gegangen. Aber sie… ihre Augen, dieser Ausdruck voller Unglauben… Immer sahen sie mich dann so an, als könnten sie nicht glauben, welches Geschenk ich ihnen gerade machte. Mein Herz schlug schneller und auch andere Körperpartien regten sich, während ich in Trance mich weiter bewegte. So viel Spannung, so viele Bilder. Ich fuhr mir mit der scharfen Klinge einmal über die Brust. Ein feines Rinnsal aus Blut floss über meine Haut und über die Tätowierungen an meinem Bauch und ich lachte, denn ich konnte lesen, was sie schrieben. Oh, die Götter waren so freigiebig!
Ich sah in die Bäume, wo heute der Eichenkönig fallen würde und die Herrschaft des Stechpalmenkönigs beginnen würde, bis sie sich an der Wintersonnenwende wieder abwechseln würden, gefangen im ewigen Kreislauf von auferstehen und fallen, auferstehen und fallen. Nach heute würden die Nächte länger werden und die Sonne und der Mond wieder näher zueinander kommen, wie die zwei Liebenden, die sie waren. Alles war vorherbestimmt, und ich war das Werkzeug.

Als mein Blick wieder die Fähigkeit verlor, zu sehen, war bereits der Sternenhimmel klar über mir. So. Viele. Sterne. Und das helle Band, das den Himmel umspannte. Ich lag irgendwo im hohen Gras und schaute nach oben. Ich hob eine Hand, als könnte ich die Sterne greifen, und sah, dass sie blutverschmiert war. Meines? Das von jemand anderem? Keine Ahnung. Ich setzte mich langsam auf und atmete die Nachtluft ein. Und wusste, was ich zu tun hatte.
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Falke
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06-27-2023, 04:18 PM,
Beitrag #32
RE: Falkenhöhle
Ich führte meinen Braunen am Zügel durch den Wald, da dieser schon bepackt genug war mit dem ganzen Zeug, das Ciaran haben wollte. Durch die hohe Last war die Reise langsamer als geplant verlaufen und das Wetter hatte sein Übriges dazu getan. Ein lahmender oder zu Schanden gerittener Gaul würde mir gerade noch fehlen zu meinem Glück und dann konnte ich den ganzen Scheiß selber wie ein dummer Esel schleppen. Nein, das kam gar nicht in Frage. Da ging ich lieber zu Fuß und ließ das Pferd schleppen.

Ich war gute sechs Wochen unterwegs gewesen und das konnte man meinen Klamotten ansehen und auch von Weitem riechen. Ich freute mich schon darauf, mich in den Bach zu werfen. Aber zuerst wollte ich noch bei der Höhle vorbei latschen und das Pferd abladen, damit das auch gleich mit ins Wasser konnte. Wenn ich nicht wüsste, dass mein Pferd braun war, dann würde ich es für matschfarben halten. Als wir der Höhle schon recht nahe waren und der Abend einsetzte, ahmte ich den Ruf eines Waldkauzes nach um eventuell anwesende Falken zu warnen, dass ich mich näherte - falls sie es noch nicht gerochen hatten. Ich war schon müde genug und musste mich nicht auch noch aus Versehen erschießen oder erschlagen lassen.
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06-27-2023, 04:34 PM,
Beitrag #33
RE: Falkenhöhle
BUMM!

Es war nicht so, als ob ich nicht irgendwie damit gerechnet hatte. Aber das Ausmaß überraschte mich dann doch. Seit Litha hatte ich… keine Ahnung, welcher Tag war heute? In jedem Fall hatte meine göttliche Erkenntnis dazu geführt, dass ich jetzt wusste, was ich zu tun hatte, und ich hatte mit Feuereifer daran gearbeitet, das alles in die Realität umzusetzen. Und das war gar nicht einfach, denn wie immer fehlten mir die nötigen Mittel. Oh, was gäbe ich für eine eigene, richtige Stätte, die all die vielen, kleinen Dinge bereit hielt, mit denen ich experimentieren wollte, ohne dass ich sie mir erst mühsam im wahrsten Sinne des Wortes von der Wand kratzen musste. Ja, wirklich! Ich hatte dieses verhärtete, salzartige, säurehaltige grünweiße Pulver von einer der Wände in der Höhle gekratzt, nachdem ich erst einmal Ewigkeiten gebraucht hatte, das richtige zu finden. Denn viele Dinge sahen gleich aus, waren es aber nicht.
Aber das, plus Magnetstein – auch Magnesium genannt – fein gemahlen, und noch die letzten reste von Schwefel aus meinen eigenen Vorräten, und voilà! Ich hatte keine Ahnung, was ich da erschaffen hatte, aber es war eine gute und gleichzeitig schlechte Idee, das alles zusammen mit dem Pyr Automaton zu vermischen und, nunja, anzuzünden.

Die gute INachricht war: Das war es, was ich gesucht hatte. Eindeutig. Es verfünffachte, achwas, verzehnfachte die Sprengkraft von dem Zeug! Heiße, weiße Flammen schossen wie ein Kugelblitz aus dem kleinen Häufchen der Paste und entwickelten einen so lauten Knall, dass alles im Raum wackelte.
Die schlechte Nachricht war: Ich war noch in der Höhle gewesen, als das passierte. Und das wiederum führte dazu, dass ich mehrere Schritt rückwärts durch die Luft flog, durch einen Busch am Eingangsbereich, hinaus ins abendliche Dämmerlicht, während ich nur Blitze vor meinen Augen tanzen sah und Blut in meinem Mund schmeckte.
Es brauchte eine ganze Weile, bis das Klingeln in meinen Ohren leiser wurde und einem beständigen Rauschen wich. Scheiße, ich hörte grade nichts. Und ich hatte mir die Rippen geprellt. Das tat verdammt weh. Achja, meine Kleidung roch leicht angekokelt und ich war mir nicht sicher, ob ich noch Augenbrauen besaß. Meine Zähne taten weh und ich schmeckte überall Blut. Wahrscheinlich blutete mein komplettes Zahnfleisch.
Ich lag auf dem Rücken am Boden und lachte. Ich hörte mich zwar selber so gut wie gar nicht, aber ich lachte. Ich hatte es geschafft!
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06-27-2023, 04:46 PM,
Beitrag #34
RE: Falkenhöhle
Ich trottete in einem angenehmen Rhythmus vor mich hin, hatte meinen Waldkauzruf abgesetzt ohne Antwort zu erhalten und rechnete daher damit, dass die Höhle leer sein würde, als plötzlich ein ohrenbetäubender Knall aus der Höhle kam und mein Bruder wie eine Puppe aus dieser heraus flog und mir fast vor die Füße fiel. Im ersten Moment glotzte ich nur ungläubig auf meinen Zwilling, ehe ich mich hinhockte und ihm an die Wange stubste. Doch prompt schlug der Schwerenöter die Augen auf - minus Augenbrauen - und lachte wie ein Verrückter. Ob er wohl wieder irgendwelche Pilze gefressen hatte, die einem die Kacke orange färbten und fliegende Rindviecher sehen ließen?

Ich hockte also neben dem Kopf meines Bruders und klopfte ihm gegen die Murmel. "Ciaran...Ciaran du Dödel...hör auf zu lachen wie ein Irrer" sagte ich ein, zwei Mal ohne viel Reaktion zuerst. Ich hatte mal von Caradoc von Einsiedlern in Höhlen gehört, die ihre eigene Pisse tranken und wahnsinnig wurden. Hoffentlich war Ciaran nicht zum Pisseinsiedler geworden. Ich zuckte mit den Schultern, da die meisten der Verletzungen und Verbrennungen nur oberflächlich waren und lud dann das Pferd ab und ging zum nahen Bach. Die beiden Säcke mit Löschkalk und Knochenasche lehnte ich an die Wand der Höhle und daneben legte ich meine Satteltaschen und das Sattelzeug, ehe ich mich auf zum Wasser machte.
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06-27-2023, 06:48 PM,
Beitrag #35
RE: Falkenhöhle
Cinead trat mir in den Blick, was mich noch mehr lachen ließ. Hatte er gesehen, was ich geschafft hatte? Hatte er diesen unglaublichen Durchbruch gesehen? Ich wollte ihn fragen, konnte aber nicht aufhören, vor Freude zu lachen, und außerdem hatte er grade Spaß daran, an meinen Kopf zu klopfen.
Er sagte irgendwas, aber ich hörte es nicht. Es war irgendwie, als wäre mein Kopf unter Wasser.
Cinead stand auf und stiefelte los, und ich lag noch einen Moment da und schaute in den herrlich blauen Himmel hinauf. Das Leben war schön. Ich konnte geradezu die verschlungenen Muster der Fäden sehen, die alles verbanden, und mit einem lauten KABUMM hatte ich sie gesprengt! Oh, das Gefühl war besser als Sex.

Ich stand dannn aber doch auf und merkte, dass mir ein klein bisschen schwindelig war. Trotzdem sah ich mich um und sah nach den Säcken, die Cinead mitgebracht hatte. Oh, der beißende Geruch von Löschkalk war unverkennbar und großartig. Und Knochenasche! Oh, fast genauso gut. Schwefel wär mir noch lieber gewesen. Aber den fanden wir auch hier. Und dann… oh, ich konnte es kaum erwarten, auszuprobieren, was ich damit basteln konnte.
Ich lief etwas torkelnd zum Fluss und ließ mich neben Cinead fallen, der sich gerade daran machte, seinen stinkenden Kadaver in die Fluten zu werfen und damit wahrscheinlich tausend Tiere, die das Wasser danach tranken, zu vergiften. “Ich hör nichts“, verkündete ich in einer mir unbekannten Lautstärke und fasste nach meinen Ohren. Da war ein wenig Blut. Das in meinem Mund war weniger geworden. Ich nahm etwas Wasser oberhalb von Cinead und wusch mir damit das Gesicht. “Hast du es gesehen?“ fragte ich trotzdem und strahlte meinen Bruder an. Oh, ich hoffte, er verstand, welch großer Durchbruch das war!
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06-28-2023, 12:44 AM,
Beitrag #36
RE: Falkenhöhle
Schon auf dem kurzen Weg zum Bach hatte ich meine Klamotten von mir gestrampelt, da es so ein lauer und angenehmer Sommerabend war. Der Bach war trotzdem eiskalt, da das Wasser schnellfließend aber kaum tiefer als hüfthoch war. Ich hatte bereits angefangen mich abzuschrubben, als Ciaran auch hinterhertorkelte. Der Typ ging schwankend wie ein Seemann, der Monate auf See gewesen war. Was hatte der Kerl nur angestellt? Alarmiert musterte ich ihn genauer, als er wie ein Irrer in meine Richtung schrie, dass er nichts hören konnte und sich ein wenig Blut aus den Ohren wischte. 

Ich ging auf meinen Bruder zu und nahm seinen Kopf in meine Hände und ließ ihn meinem Finger folgen. Im Zweifel würden wir uns auch ohne Worte verstehen, wenn er es geschafft hatte, sich taub zu sprengen, aber für unsere Mission war das ein wenig hinderlich. Es sei denn, Ciaran wollte lieber hier in der Einöde leben und wie ein Bär rohen Fisch aus dem Bach fressen und irre in seiner Höhle lachen. Mein Gesichtsausdruck war schroff und am liebsten hätte ich meinem Zwilling alles Mögliche an den Kopf geworfen, aber Ciaran kannte mich gut genug um zu wissen, dass der Ärger nur meine Sorge überspielte. 

Nachdem ich den Rest des Drecks abgespült hatte, umarmte ich meinen Bruder trotzdem, auch wenn er mich auf die Palme trieb. Ich gab es nicht gern zu, aber Ciaran war das einzige Geschöpf auf der Erde, dessen Verlust mich hart treffen würde. Ich mochte die anderen Falken, aber wenn sie im Dienste der Mission fielen, dann war es bedauerlich aber halt so. Hoffentlich würde Ciarans Gehör zurückkehren. "Ich muss noch das Pferd und die Klamotten waschen" schrie ich ihm schon fast ins Ohr in der Hoffnung, dass er ein wenig davon verstehen würde. "Danach schaue ich mir an, was du mir zeigen willst!"
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06-29-2023, 10:33 AM,
Beitrag #37
RE: Falkenhöhle
Natürlich machte Cinead wieder sehr viel Aufhebens um mich. Er griff nach meinem Kopf und fuhr mit einem Finger vor meinen Augen entlang, damit ich dem mit den Augen folgen sollte. Als Antwort dazu zeigte ich ihm auch einen Finger, der ziemlich deutlich ausdrückte, was ich davon hielt, und schaute ihn spottend an. Mir ging es gut, ich hörte nur gerade nicht wirklich viel. Aber das würde schon wieder kommen. Der Knall war nur verdammt laut gewesen und hatte meine Ohren zum Bluten gebracht und mein Gleichgewicht ein wenig gestört. Aber ich hatte keine Gehirnerschütterung, soweit ich das sagen konnte, mir war nicht schlecht und ich war, soweit ich das beurteilen konnte, nicht wirklich ohnmächtig gewesen. Nur ein wenig angekokelt.
Cinead packte seinen sehnigen Körper nochmal in die Fluten und wusch den restlichen Gestank ab, ehe er mich umarmte. Ich wollte erst cool sein, aber dann umarmte ich ihn doch. Ich hatte ihn vermisst in den einsamen Stunden des Nachdenkens, wenn ich nicht im Bann des Feuers war. Das war jetzt nicht so häufig gewesen, wie es die meisten Menschen als normal ansahen, aber oft genug. Cinead war immerhin der einzige Mensch, der mich wenigstens ein bisschen verstand. Und der einzige, den ich nie töten würde.
Cinead schrie ziemlich laut, und ich hörte ganz dumpf sogar ein bisschen was davon. Ein gutes Zeichen, denn das hieß, dass die Trommelfelle nur gerissen und nicht zerfetzt worden waren. Das würde in ein paar Tagen wieder geheilt sein. “Du weißt, dass ich Lippenlesen kann?“ meinte ich wahrscheinlich viel zu laut, um ihm zu sagen, dass er nicht unbedingt wegen mir brüllen musste.
Wo war eigentlich mein Pferd hin? Ich hatte keine Ahnung. Aber ich würde mir auch ein neues besorgen, wenn ich eins brauchte. Wahrscheinlich war meines wieder zu den Priesterinnen gelaufen oder so. Ich hatte es ein paar Tage nicht gesehen.
“Zu Litha hatte ich die Erkenntnis, Bruder. Es ist wunderschön! Ich beherrsche das Feuer!“ Ja, ich freute mich immer noch, obwohl ich mir Dreck von dem Lederwams abklopfte, das ich trug.“Wenn Dunduvan den Fluss noch immer in die Mine leiten will, ich spreng ihm den halben Berg, wenn er will. Wir brauchen nur Schwefel und Naphta, und ich zerleg ihm alles.
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Falke
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07-05-2023, 03:49 PM,
Beitrag #38
RE: Falkenhöhle
Als Ciaran mir den Finger zeigte, kehrte auch mein verschmitztes Lächeln wieder zurück. Mein Bruder schien Probleme mit dem Gleichgewicht und dem Gehör zu haben, aber zumindest keine stärkeren inneren Verletzungen oder einer Gehirnerschütterung oder sowas, denn sonst würde er keine Faxen machen. "Du solltest dich auch waschen, Bruderherz...du riechst wie der Arsch eines Dämons" gab ich trocken zurück, was er mir von meinen Lippen ablesen konnte und wandte mich dann zuerst dem Pferd und dann meinen Klamotten zu. Was immer er da explodieren hat lassen - es roch scheußlich.

Nachdem das erledigt war, ließ ich mich ins Gras am Ufer fallen und an der Luft trocknen. Die Klamotten hatte ich an Ästen aufgehängt und mein Brauner knabberte gemütlich einige Meter entfernt das saftige Gras. Ich kramte in meinem Futterbeutel herum und fand noch zwei saftige Äpfel und ein Stück Hartkäse, von dem ich die Hälfte meinem Bruder anbot. "Morgen gehe ich jagen...ich hab Lust auf Hase oder hast du was da?" fragte ich Ciaran. "Was den Fluss und den Berg angeht...da können wir morgen noch drüber nachdenken. Jetzt will ich erstmal was mampfen." Damit schob ich mir einen der Äpfel in den Mund und kaute genüsslich.
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07-06-2023, 05:12 PM,
Beitrag #39
RE: Falkenhöhle
“Will ich wissen, woher du weißt, wie ein Dämonenarsch riecht?“ fragte ich zurück, zog mich dabei aber aus und stieg in das kalte Wasser. Wahrscheinlich hatte ich es wirklich nötig. Vor lauter Erkenntnis über das Feuer hatte ich so ein paar grundlegende Dinge seit Litha wieder vergessen. Wie essen. Oder schlafen. Oder mich waschen. Ja gut, ab und zu hatte ich geschlafen.
Ich wusch mich gründlich und setzte mich dann nackt neben meinen Bruder, der mir ein Stück Käse reichte. Ich nahm es und mein Magen rebellierte schier schon allein bei dem Geruch. Offenbar hatte er Hunger. Manchmal hasste ich es, an Fleisch gebunden zu sein. Ohne so lästige Dinge wie Essen und Kacken hätte man sehr viel mehr Zeit für die wirklich spaßigen Dinge des Lebens. “Ich weiß nicht mal, welcher Tag heute ist, Bruder. Aber fang ruhig Hasen. Oder Eichhörnchen, wär auch was feines. Jetzt im Sommer gibt es Jungtiere.“ Die waren mager, aber nicht so zäh. Und einfacher zu fangen.
Ich schüttelte mir Wasser aus den Ohren. So langsam kam ein bisschen zurück, auch wenn es sich wie ein beständiges Gurgeln anhörte.
“Ich bin froh, dass du wieder da bist“, sagte ich, nachdem ich den Käse aufgegessen hatte und auf den Bachlauf starrte. Cinead würde wissen, wie ich es meinte. Er war der einzige Mensch, den ich wirklich vermissen würde, wenn er nicht mehr da wäre, und der einzige, neben dem ich ruhig dasitzen und den Fluss anschauen konnte, ohne Unruhe zu fühlen.
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Falke
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08-07-2023, 04:45 PM,
Beitrag #40
RE: Falkenhöhle
Nachdem ich Niamh in Cheddar abgesetzt hatte, hatte ich mich gemütlich auf den Weg zur Höhle gemacht. Ich genoss die Einsamkeit der Wildnis nach dem Treiben, Lärm und dem Feuer in der Stadt. Hier war alles einfach und unkompliziert und vor allem ruhig. 

Nachdem ich den Braunen getränkt hatte, lag ich am Abend am Flussufer und mampfte einen der Äpfel aus meiner Satteltasche und schlief dann unruhig in der Höhle. Ich hatte merkwürdige Träume von Sternen, aus denen ich beim ersten Sonnenlicht wieder erwachte. Ciaran war noch nicht hier, aber er würde wahrscheinlich noch eine Weile brauchen. 

Ich streckte mich kurz und sah nach dem Braunen, ehe ich meinen Jagdbogen holte und auf die Suche nach etwas Essbarem ging. Nach etwa zwei Stunden hatte ich einige Beeren, Pilze und zwei fette Hasen, von denen es hier im Sommer nur so wimmelte. Ich zog die Tiere gekonnt ab ohne das Fell zu beschädigen und machte ein Feuer am Flussufer, über dem ich sie auf Holzspießen braten ließ. 

Ich döste im Sonnenschein am Flussufer, während die Hasen gar wurden und der Braune einige Meter entfernt graste. Es war ein herrlich entspannender Tag!
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