03-30-2023, 10:10 PM,
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RE: Die Eingangstür zur Casa Balventia
Es war ganz sicher keine befriedigende Antwort für Varro, die sein Bruder ihm da auftischte. Im Gegenteil, sie machte ihn nur noch wütender. Nun war er also sein Problem! War das ihres Vaters Ernst!?
"Vater war schon immer zu nachsichtig mit dir", sagte er. "Statt dich so lange gewähren zu lassen, hätte er dich längst einschreiben sollen... Nun, jetzt bist du da, also wollen wir das Beste daraus machen. Dein Zimmer ist hergerichtet worden." Eine Kammer gleich neben den Latrinen nämlich, in deren Wänden man ein stetiges nerviges Tropfen vernehmen konnte. "Deine... Sklaven können in den entsprechenden Quartieren nächtigen, wenn sie... keine anderen Verpflichtungen haben.
Du wirst dir deinen Lebensunterhalt hier verdienen müssen, denn zweifelsohne hat Vater dich nicht hergeschickt, damit du dich hier amüsierst. Wir sind hier weit weg von jeder Vergnügungsmeile Roms und jeder muss seinen Teil leisten. Ebenso werden deine Begleiter hier ihren Teil leisten müssen. Das Mädchen kann in der Küche aushelfen und dein..." Er schnaubte verächtlich, "Ganymed wird, wenn er nicht sehr überzeugend ist, einige Pflichten in und ums Haus erledigen dürfen."
Er betonte das "sehr überzeugend", denn aus vielerlei Gründen fiel ihm ein, dass er eine vertraulichere Situation mit dem Sklaven herbeiführen wollte. Und er sollte direkt merken, dass Scapula ihn gekauft hatte, er selbst jedoch der Herr im Hause war.
"Was dich betrifft, du wirst eine Anstellung in meiner Minenverwaltung antreten, sofern du deine Bildung nicht in eine ansehnlichere Arbeit investieren willst."
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04-08-2023, 06:14 AM,
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RE: Die Eingangstür zur Casa Balventia
Ja ,ja, ja! Fing das wieder an! Vater war viel zu nachsichtig mit dir! Was konnte ich dafür, dass ich der Jüngste war? Bei denen versuchte man eben nicht mehr so hart zu sein, wie man es bei den älteren Kindern gewesen war. Oder ich ging sogar so weit zu behaupten, dass man versuchte, Fehler zu vermeiden, die man bei den Älteren gemacht hatte. Zugegeben, ich hatte Vaters Gutmütigkeit schamlos ausgenutzt, wo es nur ging. Bis zu jenem Punkt, an dem er erkennen musste, dass dies in eine Sackgasse geführt hatte. Aber zum Glück gab es ja Varro, der es nun richten musste! Das tat er dann auch! Und zwar genauso, wie ich es von ihm kannte. Noch hörte sich alles gut an. Ein Zimmer sei für mich gerichtet worden und auch für Asarea und Ganymed war Platz geschaffen worden, was allerdings nicht notwendig gewesen war, da die Beiden für gewöhnlich bei mir schliefen. Dann folgte aber der nicht so erfreuliche Teil, denn Varro ließ mich ganz unumwunden wissen, dass ich von nun an meinen Lebensunterhalt selbst verdienen sollte. Das Gleiche sollte auch für meine beiden Hübschen gelten, wobei ich mir Asarea nur schwerlich in der Küche vorstellen konnte. Genauso wenig wie Ganymed für den Garten oder als Hausfee taugte. Doch Moment, wie hatte er sich gerade ausgedrückt, mein verehrter Herr Bruder? Wenn er nicht sehr überzeugend ist… Das gab mir zu denken! Ich traute meinem Bruder vieles zu. Auch dass er Ganymed zu seinem Werkzeug machen würde, obwohl er ihn noch nie hatte leiden können.
"Ach mein lieber Bruder, vielen Dank, dass du dich in so aufopfernder Weise um mich kümmerst. Natürlich können meine beiden Sklaven ihren Beitrag hier im Hause leisten, sofern sie dazu in der Lage sind. Meine süße Asarea ist zwar im Umgang mit Küchenutensilien nicht so vertraut. Doch besitzt sie weitaus ansprechendere Fähigkeiten, von denen du dich gerne überzeugen kannst. Und ohne Frage wirst du auch auf mich zählen können! Selbstverständlich werde ich dich in der Verwaltung deiner Minen unterstützen, wie ich nur kann. Zumindest fürs Erste, " entgegnete ich ihm lächelnd zum bösen Spiel. Das wäre doch gelacht, wenn es mir nicht gelang, ihn erst einmal etwas einzulullen, indem ich ihm alles versprach, was er hören wollte. Was daraus letztlich resultierte, stand auf einem anderen Blatt geschrieben.
"Aber zuerst werde ich mich in meine Unterkunft zurückziehen und mich etwas frisch machen. Sehen wir uns danach noch zu einem kleinen Umtrunk? Wir haben uns sicher viel zu erzählen!" Das war natürlich maßlos übertrieben, denn ich legte nicht besonders viel Wert auf die Gesellschaft meines Bruders. Andererseits war das aber Teil meines Plans und der Austausch von Neuigkeiten und Nettigkeiten hatte noch nie geschadet.
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07-05-2023, 09:26 AM,
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RE: Die Eingangstür zur Casa Balventia - Geschäfte
Ich hatte meine Vexillation aus gutem Grund verwöhnt: Freiwein auf meine Kosten, Geldgeschenke und Belobigungen. Alles nur im kleinen Rahmen natürlich. Nicht so dass es außergewöhnlich oder verdächtig wirkte. Doch dadurch hatte ich sie auf mich eingeschworen. Wenn sie jetzt durch die Straßen zogen, hörte ich sie singen:
Wir sind Ovidius Mannen,
und werden euch fangen.
Wir gehören zu seiner Vexillation,
schaffen Ordnung in unserer Region.
Wir machen euch zu Untertanen
und kennen dabei kein Erbarmen....
Dennoch wurde es auf die Dauer kostspielig, achtzig Mann bei Laune zu halten. Daher musste ich neue Geldquellen erschließen wie Ritter Balventius neue Silberadern erschloss. Apropos Silber: Ich hoffte, mit diesem Mann ins Geschäft zu kommen.
Die Minenpächter, die ich im Osten kennen gelernt hatte, waren meine skrupellosen Standesgenossen, die das letzte Quentchen Leben aus ihren Sklaven herauspressten, um sich zu bereichern. Ich hoffte, dass der hiesige Minenbaron vom gleichen Schlag war. Ein Rückgrat unserer Wirtschaft. Ein notwendiges Übel. Mit hohem Verschleiß an Arbeitern, die er ständig ersetzen musste.
Ich hatte nur zwei Legionäre dabei. Beides verschwiegene Männer: Largennius und Vivius. Vivius war es, der an die Haustür der Balventier klopfte.
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07-09-2023, 08:29 PM,
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Madoc
entlaufener Sklave
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Registriert seit: Jan 2023
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RE: Die Eingangstür zur Casa Balventia
Carthus, der nubische Ianitor der Casa Balventia, war für römische Verhältnisse ein Riese. Schwarz wie Ebenholz, war er eine optische Besonderheit und stach aus den vielen einheimischen Unfreien deutlich heraus.
Als es an der Tür klopfte, waltete er seines Amtes und öffnete die Tür. Was er da sah, beunruhigte ihn zwar, da in der ganzen Stadt die Geschichten von marodierenden Legionären die Runde machte, doch blieb er vorerst gelassen, bis die Legionäre und der Tribun sich erklärten.
"Salvete, Domini! was kann ich für euch tun?" fragte er so freundlich, wie möglich. Er hatte schließlich keine Lust auf eine blutige Nase.
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07-13-2023, 06:38 PM,
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RE: Die Eingangstür zur Casa Balventia
"Militärtribun Ovidius", stellte ich mich vor: "Melde mich deinem Dominus, dem Ritter Balventius, Ianitor. Angelegenheit: Geschäftlich"
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07-20-2023, 06:19 PM,
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Madoc
entlaufener Sklave
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Beiträge: 94
Themen: 4
Registriert seit: Jan 2023
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RE: Die Eingangstür zur Casa Balventia
"Natürlich, Dominus!", antwortete Carthus untertänigst. Allerdings war es nicht seine Aufgabe, den Tribun durchs Haus zu führen. Dafür gab es andere Sklaven. Zum Beispiel den silurischen Nichtsnutz, der die meiste Zeit nur in der Casa herumlungerte. Wie es der Zufall wollte, hielt er sich im vorderen Teil des Hauses auf und geriet so in Carthus´ Blickwinkel. "Silurius, komm her!" rief er.
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Der Jüngere der Balventier hatte offensichtlich einen Narren an mir gefressen. Er bestand darauf, dass ich ihn an den Tagen, an denen er nicht in der Mine arbeitete, bei seinen Ausflügen in die Stadt begleitete. Heute war wieder ein solcher Tag. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu fügen.
Ich war schon auf dem Weg zur Besenkammer, in der Balventius Scapula hauste, als mich plötzlich der Türsteher zu sich rief. Im Prinzip war alles besser, als mit dem Balventier durch die Stadt zu ziehen. Daher begab ich mich zur Eingangstür. Leider sah ich erst dort, mit welch 'edlem' Besuch wir es hier zu tun hatten. Ein aufgeblasener Lackaffe und zwei seiner untergebenen Hornochsen!
"Bring Tribun Ovidius und seine Begleiter zu unserem Dominus! Es geht um eine geschäftliche Angelegenheit." befahl mir Carthus. Ich warf den drei einen finsteren Blick zu. "Bitte folgt mir!" sagte ich schließlich und ging voraus. Für gewöhnlich saß Baleventius Varro um diese Zeit im Tablinum.
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