Nachdem ein neuer Honoratior, diesmal ein Excenturio, aufgenommen worden war, gab es noch einen letzten Tagesordnungspunkt:
" Bald steht das IX. Regierungsjubiläum unseres allergnädigsten und besten Caesar Augustus Vespasianus an. Außer den vorgeschriebenen Opfern und den 'freiwilligen`Geschenken nach Rom, sollten wir auch die Bevölkerung von Iscalis an dieser Freude teilnehmen lassen. Ich schlage also Wagenrennen, Theater, Gladiatorenspiele und kostenlose Speisung und Getränke vor!"
Dem widersprach der Quästor sofort: "Die freiwilligen Geschenke sind dieses Jahr größer ausgefallen als im letzten. Daher kommt uns das Standesgeld des verehrten Sabinius auch gerade Recht. Aber ich plädiere dringend dafür, alle Punkte zu streichen. Sollen die Bürger sich doch zuhause freuen!"
Gemurmel entstand.
"Das können wir nicht machen! Die anderen Städte werden auf uns herabschauen! Und der Kaiser, was wird er sagen, wenn er von dieser Sparsamkeit erfährt?"
Uns Recht geben, dachte der Quästor. Laut sagte er: "Nun gut: Der letzte Punkt ließe sich mit ein wenig finanziellem Aufwand realisieren. Vergeben wir einen Auftrag an einen Wirt, der ehrlich ist! Wir wollen schließlich nicht, dass die Hälfte der Bevölkerung hernach mit einer Lebensmittelvergiftung im Bett liegt!"
Beim Gedanken an einen ehrlichen Wirt kam Gelächter auf. Wirte hatten einen schlechten Ruf. Dieser Ruf war teilweise auch berechtigt.
"Keine Ausschreibung?"
"Nein, keine Ausschreibung. Wir vergeben den Auftrag. Sonst gewinnt nur die schmierigste Spelunke, weil sie den niedrigsten Preis nennt!"
" Ich schlage die Taberna von Octavius vor. Er ist ein römischer Bürger, und es ist ein Ort, an dem auch Frauen hingehen können, da die Wirtin auf Ordnung hält"
"Das tänzelnde Pony?"
"Nein, das Weiße Pferd. Zentral gelegen, und sie verstehen etwas vom Kochen. Sie sollen Zelte aufbauen und draußen Wein, Wasser und ein schlichtes Mittagessen anbieten. Ein wenig Musik.
Wir leihen ihnen die städtischen Sklaven aus. Dann ist das schnell aufgebaut"
"Wer ist dafür?"
Alle hoben die Hand.
"Gut, einen Boten zum Weißen Pferd"
Der Bürgermeister diktierte dem Stadtschreiber, der die Sitzung protokolierte:
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DER STADTRAT VON ISCALIS
Werter Bürger Octavius Commodus
In diesen Tagen jährt sich das Regierungsjubiläum
unseres verehrten und gnädigen Caesar Augustus Vespasianus.
Wir, der Stadtrat von Iscalis,
haben beschlossen und freuen uns,
den Großauftrag der
- Bürgerspeisung am 1. Juli -
an deinen Geschäftsbetrieb zu vergeben.
- Anzahl der Gäste: etwa M
- Erbetene Getränke: Cervisia und
Wein ( einfache bis höchstens
mittlere Qualität)
- Mittagessen: bodenständig
- Ort: In der Straße vor der Taberna
Für den Aufbau des Standes und zur
Unterstützung am Feiertag schicken wir
die Stadtsklaven.
Aufwandsentschädigung: Eintausend ( M) Sesterzen
Mit kaisertreuen Grüßen
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Nachtrag: Als gute Patrioten sagten die Wirtsleute
rückwendend zu, die Speisung auf die Beine zu stellen.