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[Claudia Sabina]

"Von Tribun Iulius?", wie mein Herz klopfte. Was hatte er mir zu sagen? 
"Moment, ich komme", die Unhöflichkeit von Linos, der mit mir einfach durch die Tür sprach,  ignorierte ich. Wäre er mein Sklave gewesen, hätte ich ihn bestrafen können, aber das war er nicht. Er war der Freigelassene meines Onkels. Und ich war es ohnehin nicht gewohnt, Sklaven zu bestrafen. Meine Diener vergötterten mich nämlich und lasen mir jeden Wunsch von den Augen ab. Nur von Agamedes und Anaxarete ließ ich mich kritisieren, weil ich sie eher wie eine Art Onkel und Tante behandelte. Agamedes war mein Lehrer, und Anaxarete war meine Amme. 
Dann rief ich nach Anaxarete. Moment hatte ich gesagt, aber das war untertrieben. Ich war zwar nur eine Haustochter und putzte mich nicht so auf wie eine erwachsene Frau, aber ohne Übergewand und offenem Haar würde ich nicht einmal einem fremden Sklaven unter die Augen treten.
Erst als Anaxarete mich hergerichtet hatte,  war ich so weit, mich in das Atrium zu begeben >>>

[Claudianus Linos]

>>>>   Heftig klopfte ich an die Türe. Das kam davon wenn man eine sklavin herausputzte und mit einem Knaben losschickte. "Claudia Sabina! Bitte wenn du da bist, es eilt!" Mir war ganz elend so war der kleine Bran doch inzwischen so etwas wie mein kleiner Bruder geworden. Das Payriblatt zitterte in meiner Hand.

[Claudia Sabina]

Erst wollte er nicht mehr mit mir sprechen, und jetzt hämmerte er wie von Furien gejagt an meine Tür. Verstehe einer die Männer!
"Komm herein, Linos, es ist offen", sagte ich. Ich war nämlich nicht nachtragend. ICH nicht. 
Ich setzte mich aufrecht hin und legte die Hände sittsam in meinen Schoss. Und harrte der Dinge.

[Claudianus Linos]

Natürlich war ich noch immer nicht gut auf sie zu sprechen, deshalb fiel ich auch gleich mit der Tür ins Haus. „Nun ist es geschehen, Soldaten haben Bran gefangen genommen. Nathaira kam eben völlig aufgelöst alleine zurück. Nach einer ganzen Weile hat sie mir dies aufgemalt.“ Damit reichte ich Sabina den Papyri mit dem Gemälde. Jetzt sollte sie mir auch helfen einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. Wer würde einem Freigelassenem schon Anhören und Claudius Menecrates würde bestimmt auch nicht in der Kaserne vorstellig werden, schließlich war ich für die Sklaven verantwortlich. Das nur weil ich doch nicht auf meinem inneren Impuls bestanden und Sabina nachgegeben hatte. Ich hatte den Beiden  erlaubt das Geschenk zu überbringen

[Claudianus Linos]

Noch bevor Sabina etwas sagen konnte hämmerte es an der Eingangstüre. Zuerst wollte ich nicht reagieren, dann fiel mir ein, Bran war nicht da und Christina scheinbar auch nicht. Also kam kurz von mir. "Bitte entschuldige da hämmert es am Eingang, vielleicht sollte ich schnell nachsehen. Es kann ja sein, dass wir Nachricht wegen Bran erhalten“. Schnell ging ich los, mein gefühl sagte mir, das Klopfen hört sich nach Militär an, So drischt sonst keine auf eine Türe ein.

[Claudianus Linos]

Zurück zu Sabina kam voller Genugtuung von mir: „Genau wie ich es mir dachte, es waren Legionäre. Sie wollten wissen ob Bran aus diesem Hause sei. Doch was verrückt war, einer fragte nach, ob er geistig dabei wäre, denn er hat wohl etwas von Mistkäfern gefaselt und dass es seine Schuld wäre. Verstehst du das?“

[Claudia Sabina]

"Ach, du Schande, der arme, liebe dumme Bran!", sagte ich ehrlich erschüttert: "Was kann er nur angestellt haben, dass die Soldaten ihn mitgenommen haben? Der Junge tut doch keiner Fliege was zu Leide" 
Der junge Sklave war aber leider meines Dafürhaltens nicht der Hellste. Sein Gerede über Mistkäfer konnte ich mir  gar nicht erklären. Doch wer wusste schon, was in einem Keltenhirn vorging? Ich straffte die Schultern:
"Ich habe jetzt keine Zeit, dem Onkel zu schreiben!" Mein Vormund war für ein paar Tage  verreist:
"Bran wird vor Angst halbtot sein! Nachher landet er noch im Bergwerk! Linos, miete einen Pferdewagen. Wir haben es eilig. Und nimm ein paar kräftige Sklaven mit"
Nathaira gehörte Linos, sonst hätte ich gesagt, dass sie mitkommen sollte. Sie schien sich gut mit Bran zu verstehen. Sie war ja selbst noch ein halbes Kind:
"Ich begebe mich zur Castra und spreche mit meinem zukünftigen Verlobten. Einfach Bran zu konfiszieren, das geht ja gar nicht!"

[Claudianus Linos]

Diesem Auftrag kam ich doch sehr gerne nach. Nicht nur weil Bran an allen Ecken und Enden fehlte, nein ich mochte den Burschen gerne. Schhon öfter hatte ich gedacht, ich wäre so etwas wie der große Bruder oder Cousin für ihn. "Das werde ich sofort erledigen. In einer Stunde steht die Kutsche vor der Türe." Bestimmt würde es schneller gehen, doch Frauen, das wusste ich aus Erfahrung, brauchten immer etwas Zeit, ehe sie in der Öffentlichkeit auftraten.

[Claudia Sabina]

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Der erste Brief an Prisca bezog sich auf einen weit weniger unheimlichen Anlass:

Sabina grüßt ihre Freundin Prisca  und wünscht, dass sich alle Deiner Familie bester Gesundheit erfreuen  beziehungsweise sich  auf dem Weg der Besserung befinden. Marcus Iulius Cato und ich laden Dich, deinen Gatten Sabinius Merula und Deine Schwieger- mutter Naevia Calida und Dein ganzes Haus hiermit herzlich zu unserer  Hochzeitsfeier am neunten Juli ein. Ich würde ich mich sehr freuen und es wäre  mir eine Ehre, wenn du dabei meine Pronuba  sein könntest. Bestimmt bringst Du als liebenswürdige und treue Matrona,  die in erster Ehe vermählt ist, auch meiner Ehe den Segen der Götter. Ich bedanke mich, umarme und küsse  Dich.  Sabina PS: Im anderen Päckchen ist etwas  für dich. Bitte öffne  es nur, wenn du alleine bist . Die Entscheidung über alles liegt bei Dir.

Wenn ich etwas wirklich wollte, konnte ich durchaus konzentriert arbeiten. Ich hatte das Wachs von einer Tabula gekratzt und den Rahmen mit Brans Hilfe mit Zinn ausgegossen. 
Zufrieden sah ich zu, wie das Zinn aushärtete und dann kratzte ich meine Beschwörungsformeln hinein. Ich rief die unterirdische Hekate und dann aegyptische Götter wie Isis, Sachmet, Anubis und Osiris an, die zumindest für uns Römer sehr gewöhnungsbedürftig waren. Ich meine: Anubis hat einen Schakal- und Sachmet einen Löwenkopf. Die wirklich furchtbaren Götter ließ ich jedoch aus. Ich wollte der Schwiegermutter nichts Böses. 

Ich war sehr zufrieden mit meinem Werk. Bran wollte ich es nicht anvertrauen, der war schon über die Skarabäen, die er beharrlich als Mistkäfer bezeichnete, erschrocken. Also ließ ich eine Sänfte richten und zog selbst los. >>>

[Claudia Sabina]

Außerdem verfasste ich noch einen weiteren Brief an meine Cousine Serena, die ich seit dem Brand in Iscalis nicht wieder gesehen hatte: 

Liebe Serena,  ich hoffe es geht Dir gut, denn dann geht es mir auch gut  und das Eheleben bekommt  Dir kolossal. Und ich hoffe, Furius ist nett zu  Dir und dankt jede Minute seines Daseins den Göttern,  dass Du, meine liebe Cousine, ihn geheiratet hast.  Nun werde ich am neunten Juli auch in  den Stand der Ehe treten und da habe ich eine große  Bitte an Dich: Meine Mutter ist nicht hier, sondern in Alexandria, so dass ich keine Brautmutter habe, die mich herrichtet  und aus deren Armen ich dann von Cato gerissen  werden kann. Da Du nicht nur meine nächste  sondern auch meine liebste Verwandte bist,  bitte ich Dich darum, auf meiner Hochzeit diesen Teil  zu übernehmen. Iulius Cato und ich laden Dich, deinen Gatten und alle Mitglieder  eures Hauses am 9. Juli zu unserer Hochzeit ein. Du müsstest nur schon einen Tag früher kommen, um  mir die Haare  zu richten. Ich werde Cato darum bitten,  mir eine Lanze, mit der schon einmal ein Feind getötet  wurde, auszuleihen. In Alexandria haben die Mädchen sich ihre  Lanzen gegenseitig ausgeliehen, aber hier in Britannien  müsste es Dutzende davon geben. Es umarmt und es küsst Dich Deine Cousine Claudia Sabina

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