Forum

[Bonni]

Auf dem Forum in der Nähe des Sklavenmarktes, erstarrte für einen Augenblick das Leben. Die meisten Menschen blieben stehen und verstummten eine wunderbare melodiöse Stimme erklang. Bonni, die dies auch hörte erkannte die Sprache, sie hatte sie schon einige Male gehört und sie liebte den Klang.
Sie war nicht die Einzige die sich der Stimme näherte und fazieniert stehen blieb. Es war als ob Lied und Melodie in einer traurigen Weise locken würde, Wehmut kam in ihr auf. Schon wieder hatte sich die Römer eine aus den freien Völkern genommen und versuchten sie umzuerziehen. Der Hass der sie von innen auffraß versuchte auszubrechen. Schnell drehte Bonni sich ab und ging auf Abstand.

[Furiana Deirdre]

Meinen Namen wollte er also nicht wissen...was hatte ich auch erwartet? Römer wollten immer alles nur besitzen und hatten kein Interesse für die Menschen, denen diese Länder und Körper gehören. Als mich der Sklavenhändler auch noch so wirsch anpackte und meine Schulter entblößte, zuckte ich zusammen und nestelte sofort wieder an der Spange herum, um das Kleidungsstück wieder in Form zu bringen. Ich wollte mich nicht wie eine Hure begaffen lassen. Ich hatte einige der anderen Sklavinnen gesehen, die für Amüsierbetriebe gekauft wurden. Kaum bekleidet und mit toten Augen. So würde ich nicht enden, hatte ich mir geschworen. 

Singen sollte ich also? Ich stimmte die alte gälische Weise von Prinzessin Morag an, die von einem bösen Feenzauberer verhext wurde und ihr Leben als Zugvogel verbringen musste, auf ewig von ihren Lieben und ihrer Heimat getrennt. Nur im Traum konnte sie die grünen Hügel, tiefen Wälder und die klaren Flüsse ihrer Heimat sehen. Mein eigenes Heimweh schwang in dem Lied mit und auch mir rann stumm eine Träne die Wange herab bei der langen Ballade. Sollten die Römer doch an ihrer Gier ersticken. Mein Herz würden sie nie besitzen.

[Tiberius Furius Saturninus]

Was Deirdre sang, klang auf seine barbarische Art schön und wild. Wider Willen lauschte Saturninus aufmerksam, dann sah er, dass der jungen Frau eine Träne über die Wange lief. Er verstand weder die Sprache, noch den Inhalt des Liedes, doch er hoffte, dass er es eines Tages übersetzt bekommen würde. Doch würde das nur geschehen, wenn die Sängerin sein wurde.

Der Furius nickte: "Wirklich eine angenehme Stimme, Brigantia" Er hatte für sich beschlossen, die Sklavin Deirdre nach ihrem Volksstamm zu benennen, da er keine Lust hatte, sich den fremden Namen zu merken. Er bemerkte, wie schnell sie ihr Gewand wieder in Ordnung brachte. Deirdre war kein willenloses Geschöpf, das sich begaffen lassen wollte:

"Lass die Frau sich wieder anziehen, Sklavenhändler. Wenn ich Fleisch ansehen möchte, gehe ich zum Laden eines Schlachters am Viehmarkt. 
Achthundert Sesterze gebe ich für sie, und das ist mein letztes Wort."

Er schaute sich um, ob noch jemand für die Keltin bieten würde.

[Sklavenhändler]

Sollten diese geizigen Iscaler sich doch mit Hundert- Sesterzen- Schnepfen begnügen, anstatt mit ausgewählten Schönheiten, die für den guten Geschmack des Hausherren sprachen, dachte Mallius Mango, der sich einen höheren Gewinn erhofft hatte.
Aber immerhin war der Bieter offensichtlich ein Patrizier, und der Sklavenhändler dachte daran, eine kleine Tafel an seinem Stand anzubringen " Der Sklavenhändler der gehobenen Gesellschaft", denn Tage zuvor hatte auch der Verwalter der Claudier bei ihm eingekauft:
"Nun gut, edler Spross des Romulus, achthundert Sesterzen für das Schmuckstück aus Hibernia, weil Du es bist", sprach er und hob die Hand, damit der Käufer einschlagen konnte: "Wen darf ich als glücklichen Käufer aufnotieren?", er winkte seinem Schreiber:
"Die feine Tunika lass ich dem Mädchen als kleines Werbegeschenk" , er tätschelte mit seinen Fingern Deirdres Wange:
"Mach mir keine Schande, Süße"

[Furiana Deirdre]

Die Männer schienen um mich zu feilschen. Ich verstand nicht viel Latein, aber ich hatte die Münzeinheiten von den Händlern aufgeschnappt, die öfters mit meinem Clan gehandelt hatten, auch wenn mir die Zahlen nicht so geläufig waren. Es machte auch keinen Unterschied für mich, ob ich teuer oder billig war oder was diese schmierigen Römer da genau über mich laberten.

instinktiv versuchte ich dem Gegrabsche und Getätschel des Sklavenhändlers auszuweichen, aber er war schneller als gedacht und tätschelte mir die Wange. Die Abscheu vor seiner Berührung musste über mein ganzes Gesicht geschrieben stehen. Nachdem er endlich seine ekligen Finger aus meinem Gesicht entfernt hatte, wich ich direkt einen großen Schritt zurück, damit er mich nicht wieder so leicht überrumpeln würde.

[Bonni]

Während Bonni eine Träne über ihre Wange lief, beobachtete sie aus ihrem versteckten winkel das weitere geschehen. Bald wischte diese in einer wütenden Bewegung weg, knirschte mit den Zähnen und bat leise: „Cassivellaunus komm wieder und hilf mir und den meinen.“ Ihr Blick fiel auf einen angefaulten Apfel, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, ergriff sie ihn und warf ihn in Richtung Sklavenhändler.

[Tiberius Furius Saturninus]

"Ich nehme die Sklavin gleich mit mir. Ich bin Tiberius Furius Saturninus, und mein Hausvorsteher Apollinaris wird dir den Kaufpreis von achthundert Sesterzen bezahlen, wenn Du zu mir nach Hause kommst.", sagte Saturninus zu Mallius Mango, denn so hohe Summen in bar trug er nicht bei sich:
"Das Kaufdokument kannst du mir dort geben", immerhin wurde eine Steuer auf einen Sklavenkauf fällig. 
Er beschloss, die Sklavin zu manzipieren, das hieß, nach dem alten Recht der römischen Bürger zu erwerbe. Zu diesem Zweck waren Zeugen unter seinen Klienten schnell gefunden. Saturninus fasste den Arm der jungen Frau:
"Ich erkläre, dass diese Sklavin nach dem Recht der Quiriten mir gehört und sie soll von mir gekauft sein durch dieses Kupferstück und diese kupferne Waage.“
Selbstverständlich hatte der Sklavenhändler eine solche Waage, an die mit einer Münze geschlagen wurde, dabei gehabt: Bing!
Saturninus ließ Deirdre wieder los. Nun war sie sein.

Der Sklavenhändler tatschte dann noch einmal der Sklavin ins Gesicht, was dem Furius absolut nicht gefiel: Schließlich gehörte sie ihm nicht mehr.
Aber bevor er noch etwas sagen konnte, flog ein angefaulter Apfel an seinem Ohr vorbei, und er zog den Kopf ein. Sofort war er alarmiert, und da er gerade neben seinem Neuerwerb stand, griff er nach Deirdres Schulter und schob die junge Frau hinter sich, um sie zu beschützen.

[Sklavenhändler]

Mallius Mango hatte nicht so viel Glück: Der faulige Apfel traf ihn zwar nicht an der Stirn, aber am linken Ohr, zerplatzte und eine eklige Masse lief ihm über den Kragen.
Die Umstehenden, zur Schadenfreude neigend, lachten. Sklavenhändler waren, obgleich man ihre Dienste brauchte, bei den meisten Menschen unbeliebt.
Vor Wut lief Mallius Mango rot an und deutete auf die junge Keltin in der Menge, die den Apfel als Wurfgeschoss entfremdet hatte:
"Das war ein körperlicher Angriff auf meine Person! Ich bin römischer Bürger! Stadtwaaaaache!", rief er eine römische Patrouille zu Hilfe.

[Furiana Deirdre]

Die Männer waren noch mit ihrem Palaver beschäftigt, als ich Bonni in der Menge entdeckte. Sie hatte meinem Lied gelauscht und ihr Haar war so feuerrot wie meines. Es war eine sehr alte Weise gewesen, die eine der ersten Fabeln war, die junge Barden und Druidenschüler in meiner Heimat Eriu lernten. Viele der jungen Männer fanden ihren Weg zurück in dieses Land und noch viel weiter nördlich, wo die kleinen Menschen wohnten.

Der Zauber des Liedes hatte Bonni wohl zum Handeln bewegt, auch wenn der Rest des Platzes nicht so verzaubert war. Ich hatte den Zorn in Bonnis Augen gesehen und bevor ich noch selbst reagieren konnte, schob mich der Römer bereits beiseite, damit ich nicht getroffen werden konnte. Auch wenn das Eingreifen des Römers nicht nötig war, da ich ohnehin nicht das Ziel des fauligen Obstes war, so fand ich es doch merkwürdig.

Der Sklavenhändler allerdings brüllte los und rief rot an, wie ein von einer Wespe gestochenes Schwein. Es fehlte nur noch, dass er sich im Schlamm auf dem Boden wälzte.

[Legionär]

Einer der Legionäre von der Stadtwache die ihren Kontrollgang machten, wurde losgeschickt, als das Geschrei vom Sklavenmarkt ertönte. Der Patrouillenführer erkannte die Stimme sofort. Natürlich war es Mallius Mango der Sklavenhändler, der ständig etwas zu jammern hatte.
Der Legionär schaute sich um. Alles war in Ordnung nur das sich einige der Leute gerade amüsierten „Wer und warum hat einer geschrien?“ Herausfordernd schaute er dabei Mallius an. „Du mal wieder?“