Forum

[Tiberius Furius Saturninus]

Saturninus lächelte in sich hinein; die meisten Römer konnte man mit Pferden begeistern. Obwohl sie unter den Völkern nicht den Ruf hatten, die besten Reiter zu sein, hatten sie eine Vorliebe für die schönen, edlen Tiere, und der junge Excenturio vor ihm machte da keine Ausnahme:
"Wenn du noch einen Augenblick Zeit hast, macht einer der Notare die Urkunde fertig", sagte er, denn er redete  gerne über Pferde:
"Einen Becher Posca oder Wein solange? Also du kennst ja bestimmt die britannischen Pferde: Robust, kräftiger Körperbau, mit ihrem Mehlmaul und ihrem Aalstrich auf dem Rücken. Sie sind von sanftmütigem Charakter und ganz schön schlau, wenn du mich fragst.*  Wegen des Temperaments und des inneren Feuers habe ich aus Nisaia einen Perser besorgt und ihn eingekreuzt. Bisher habe ich einen prächtigen jungen Hengst namens Mandan. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Kreuzung mit dem hiesigen Klima wohlfühlt. Auch in Persien kann es kalt sein, aber das Klima ist viel trockener, hat man mir gesagt", er machte eine Pause:
"Also ich freue mich über dein Interesse. Komme gerne vorbei"

Mittlerweile hatte der Notarius die Urkunde ausgestellt:

Grundstücksurkunde Im Namen  des allergnädigsten Caesar Vespasianus Augustus im  glorreichen achten Jahr seiner Regierung wird  wegen ehrenvoller Entlassung aus dem Militärdienst an Untenstehenden folgendes Land  vergeben: Lage: Provincia Britannia An der Straße von Iscalis nach Dubris Meile V Parzelle: Lfd. Nr. LXIV Größe:I Centurium(50ha) und IV Heredia(2ha) Eigentümer: Marcus Sabinius Merula

Saturninus überflog sie, ob alles seine Richtigkeit hatte, dann überreichte er diese und auch die Tabula mit der Beschreibung Merula:
"Ich gratuliere zum Grundstück", sagte er.:
Auch der Kopist war mit seiner Kopie der Militärentlassungsurkunde fertig geworden und brachte das Original mit einer respektvollen Verbeugung zu dem Excenbturio hin, zurück. 
Damit waren die bürokratischen Vorgänge erst einmal abgeschlossen. 

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Ich beschreibe die britannischen Pferde etwa wie Exmoor- Ponys

Honoratior von Iscalis

[Marcus Nautius Philus]

Es war noch früh am Morgen, als Philus sich auf den Weg gemacht hatte. Natürlich in der Begleitung seines neuen Leibwächters, wobei er diesen irgendwo im Atrium geparkt hatte. Er wusste nicht, ob Sklaven bei solchen Anlässen dabei zu sein hatten und er wollte sich vor Astérios nicht mit seiner Unwissenheit blamieren. Höflich klopfte er an. Er war zwar ohne Termin vorgelassen worden, doch man wollte schließlich Etikette zeigen.
"Ich grüße dich, Princeps Officii Furius", sagte er und trag zaghaft ein. "Hier bin ich, wie bestellt."

[Tiberius Furius Saturninus]

Es war am letzten Abend spät geworden und Saturninus hatte eine Ganzkörperabreibung mit eisgekühltem Wasser und einem Naturschwamm und eine kräftige Massage gebraucht, um wieder fit zu werden.
Jetzt aber war er hergestellt und guter Laune: 
"Salve Philus", sagte er: "Nicht so förmlich, junger Freund. Du kannst mich Saturninus nennen, wir sind ja unter uns"  Den Schreibsklaven rechnete er nicht mit:
"Du warst interessiert daran, die Stelle eines Provinzschreibers einzunehmen?" Sie hatten besprochen, dass dieser Posten zwar unter dem Stand von Nautius lag, aber doch dazu dienen konnte, Verwaltungserfahrungen zu sammeln, so lange er in Iscalis weilte :
"Du hättest noch eine Kollegin: Decimia Messalina, die Tochter des hiesigen Praefectus Castrorum* - ein fesches Ritterstöchterlein", 
plauderte Saturninus und fasste Nautius etwas schärfer ins Auge, da er ihn natürlich nicht unter Druck setzen wollte. Vielleicht hatte er, der Jüngere, zum Älteren einfach nur höflich sein wollen.
"Dein Interesse für die Stelle ist noch vorhanden?", fragte er.

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*Es gibt mehrere Provinzschreiber pro Provinz

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[Marcus Nautius Philus]

Philus nickte verlegen. Er war es nicht gewöhnt, mit bedeutenden Männern zu sprechen und so lag es ihm noch nicht, Saturninus bei seinem Namen zu nennen.
"Nun, interessiert. Du hast sie mir angeboten", lachte er, doch nickte er sacht. "Und es ist sicher eine gute Idee, Erfahrungen zu sammeln. Nach wie vor muss ich viel lernen und das auch möglichst schnell. Da wird mir eine solche Stelle nur helfen. Daher will ich es gern versuchen."
Er hob jedoch erstaunt eine Augenbraue, als er von seiner Kollegin erfuhr. "Eine Frau, ja? Wie interessant. Das hört man ja nicht oft, wo ich herkomme. Aber umso lustiger wirds sicher. Sie muss ja einiges im Kopf haben, wenn sie die Stelle hier bekommen hat. Oh je, damit wollte ich mich jetzt nicht selbst loben... An meiner Konversation arbeite ich noch."

[Tiberius Furius Saturninus]

Saturninus zog eine Augenbraue hoch: "Es hätte ja sein können, dass du deine Meinung geändert hast" Aber die Festigkeit des jungen Patriziers gefiel ihm. Er wich nicht von seinem Plan ab , und er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.
Saturninus nickte zustimmend, als sich Philus ein wenig über einen weiblichen Provinzialschreiber erstaunt zeigte: " Im Osten sind weibliche Angestellte noch häufiger. Vermutlich weil sie schon immer die Schreiberschulen besuchen durften.  Und Decimia ist äußerst tüchtig, ja. Dennoch denke ich, dass ihr Vater sie bald vermählt, und dann ist es vorbei mit der Berufstätigkeit" , er war aufgestanden und legte Philus eine Hand auf die Schulter:
"Mein werter Philus, nun ein wenig zur Einführung. Wenn ein Bürger ein Anliegen hat, das in unseren Bereich fällt und ich bin nicht befugt, es zu entscheiden, so geht es nach Londinium zum Statthalter. Wenn dieser auch keine Entscheidung fällt, so schickt er es in die Kaiserliche Kanzlei nach Rom. Dort laufen die Fäden des Imperiums zusammen. Du kannst dir vorstellen, wieviel Post da täglich eintrudelt. Das heißt, dass eine Entscheidung aus Rom Wochen oder sogar Monate dauert - wenn es um nichts ganz Wichtiges geht. Iscalis hat ohnehin die Ehre, diese Außenstelle der Provinzialverwaltung zu beherbergen. In anderen Orten müssen die Bürger bis nach Londinium reisen, wenn sie etwas vom Statthalter wollen. Solange er nicht hier ist, bin ich der Chef der hiesigen Zivilverwaltung.
Auch die Steuern werden hier eingezogen. Deshalb wird dieses Gebäude von der Legion bewacht. Der größte Batzen kommt vom Silberbergwerk. Das heißt, wenn ein Balventius Varro kommt, dann behandle ihn bitte  zuvorkommend. Und auch alle Honoratioren von Iscalis, die sind empfindlich wie rohe Eier. Bei den Militärs versteht es sich von selbst, sie sind Roms Schild und Schwert - und damit auch unseres.
Wenn du dir also nicht sicher bist bei einer Entscheidung, schaust du entweder nach wie es deine Vorgänger gemacht haben oder du fragst nach. Ansonsten bist du durchaus selbstständig , was kleinere Anliegen betrifft"
Seine Hand glitt über den doch überschaubaren Stapel der heutigen Post, und er zog einen beschriebenen Papyrus heraus:
" Das hier kam heute aus Rom. Der Kaiser hat der römischen Bürgerin Iuventia Fabata das Dreikinderrecht verliehen. Das ist ein Anlass zur Freude" Man musste am ersten Tag ja nicht gleich ein Todesurteil ausstellen lassen:
"Wie wäre es, wenn du heute die Urkunde schreibst? Im Namen des Kaisers wurde... etcetera..etcetera , Datum und dieser Stempel darauf."



" Dann kommst Du zu mir und ich zeige dir den Verwaltungstrakt des Palasts"

[Marcus Nautius Philus]

Philus nahm das Schreiben entgegen. Es hatte schon etwas, inmitten all dieser wichtigen Schreiben zu sein. Da fühlte man sich selbst ein wenig wichtig. Interessiert musterte er jenes, zu welchem er die Urkunde schreiben sollte.
„Aber gern. Iuventia… gut für sie! Arbeitet sie nicht in der Taberna? Nun, das mache ich doch gern.“
Mit diesen Worten setzte er sich an einen Arbeitsplatz und begann, das Schreiben aufzusetzen.
„Ich habe dir noch gar nicht für den Abend neulich gedankt. Auch, wenn er dann doch recht schnell zu Ende war. Haben die Damen noch etwas gesagt? Ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr blamiert. Die arme Kiki hätte sicher eine bessere Gesellschaft verdient.“

[Tiberius Furius Saturninus]

"Dann willkommen an Bord. Blamiert? Aber nein, das ist gar nicht möglich. Aglaia und Kiki sind professionelle Hetären. Sie wurden für diesen Abend engagiert", sagte Saturninus. Ihm fiel ein, wie er selbst in seiner Jugend zitternd vor Aufregung vor der Tür einer Athener Hetäre gestanden hatte. Das war schon ein Weilchen her: "Zu ihrem Geschäft gehört die Verschwiegenheit. Sie werden weder lästern noch prahlen. Aber ein wenig beneide ich dich schon um diese Sorgen, die man nur in seiner Jugend hat: Mögen die Mädchen dies? Mögen sie jenes?"
Saturninus nickte Philus zu. Mal sehen, wie der Jüngling sich schlug. Bevor er ging, sagte er: "Die Verwaltungssklaven und Boten stehen dir natürlich zur Verfügung. Das du ein neuer Provinzschreiber bist, wurde auch schon veröffentlicht. Dann Bis später!", 
er fasste ihn ins Auge:
"Hast du schon  Pläne für den Feierabend?"

[Marcus Nautius Philus]

"Ähehe...", machte Philus verlegen, der das Schreiben vor sich ausbreitete und versuchte, die Verlegenheit zu überspielen. Er wollte lieber nicht zu viel an jenen Abend denken. Da bot es sich an, mit der Arbeit zu beginnen und die Urkunde für die gute Iuventia auszustellen.
Doch Saturninus hatte noch eine letzte Frage, während der der Jüngling wieder aufsah.
"Pläne? Nun, nein. Nicht direkt. Ich kenne hier noch nicht viele Leute. Die meiste Zeit daheim vebrringe ich mit Ordnung schaffen, obwohl ich mich seit neuestem von meinem neuen Leibwächter trainieren lasse."

[Tiberius Furius Saturninus]

"Ein neuer Leibwächter? Ist es ein Kelte? Das klingt interessant. In welchen Kampfarten trainiert er dich?", Saturninus klopfte sich auf seinen Bauch, der wenn überhaupt, nur in Ansätzen vorhanden war:
"Ich müsste auch mal dringend wieder was tun. Es gibt zwei Feinde eines gestählten Leibes, werter Philus: Einer ist die Ehe und der andere eine Tätigkeit in der Verwaltung. Ich bin mit beidem geschlagen. Wie wäre es, wenn wir Nachmittags einmal alle in den Thermen trainieren gingen? Dort gibt es einen großen Sportplatz"

[Tiberius Furius Saturninus]

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Es grüßt der Legatus Augustus  pro Praetore Lucius Petilius Rufus! Auf Befehl des Imperator Caesar Flavius Vespasianus  Augustus habe ich zu den Kalenden des Monats Iulius  die Amtsgewalt in der Provinz Britannia übernommen.  Ich erwarte von allen Städten der Provinz einen Bericht  über ihren momentanen Zustand, insbesondere hinsichtlich  Einwohnerzahl und Steueraufkommen und im besonderen  Maße darüber hinaus bezüglich Problemen und Risiken,  die das Wachstum und den Frieden dieser Provinz  gefährden könnten. Ich plane, im August meine Reise durch die Provinz  anzutreten und in den einzelnen Städten dann Recht  entsprechend meines Ranges zu sprechen. Über den genauen  Zeitplan, wann ich diese Stadt besuchen werde, werdet ihr  durch Meldereiter informiert werden. Ich erwarte  entsprechende Vorbereitungen. Vale. gez. Marcus Murrius Censorius, Schreiber des LAPP

Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Statthalter abberufen wurde. Aber Saturninus hatte nicht in diesem Moment damit gerechnet. Er hatte sich schon ein wenig in der Tatsache gesonnt, dass er mit Claudius gut konnte. Nun war der weg, und Petilius da. Das politische Rom war nicht so groß, als dass man Senatoren nicht zumindest vom Hörensagen kannte. Der Mann hatte zudem gediegene militärische Erfahrung aus Germanien. Außerdem hatte er in die kaiserliche Familie hineingeheiratet, was nicht bedeutete, dass er DESHALB auf diesem Posten war, sondern dass der Kaiser sich seiner Fähigkeiten versichern wollte.
Saturninus las das Schreiben: "Probleme", murmelte er: "Es gibt hier keine großen Probleme. Iscalis prosperiert. Petilius wird sich langweilen" Sein Vorgänger war nicht einmal nach Iscalis gekommen, weil eben das Städtchen so ruhig war:
"In zwei Tagen findet das Regierungsjubiläumsfest statt. Da hätte er sehen können, wie sich Römer und Einheimische gemeinsam versammeln, um den Caesar Augustus zu ehren. Und meine Rede hätte er hören können. Nun gut, einen aktuellen Bericht bekommt er. Und seine Wohnung muss hergerichtet werden. Das hier ist Britannien. Bestimmt regnet es durchs Dach"

Er suchte seinen Scriba Provincialis: "Nautius Philus! Bitte sofort eine Vollversammlung ansetzen; unser neuer Statthalter wünscht Informationen, und die werden wir ihm so schnell wie möglich zukommen lassen! Auch das Rathaus soll informiert werden"

Dann dachte Saturninus an die Vorkommnisse der letzten Zeit, und er war sich nicht mehr so sicher, ob es wirklich keine Probleme gab. Alles hatte damit angefangen, dass ein Legionär einen Druiden erschlagen hatte, so kam es ihm im Nachhinein vor. Ob dessen Mitdruiden daraufhin einen Fluch ausgesprochen hatten? Saturninus schauderte es; trotz der sommerlichen Wärme.