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Die Hütte von Boduognatus
02-06-2023, 09:33 PM,
Beitrag #31
RE: Die Hütte von Boduognatus
Calum hatte gehen wollen und doch irgendwie geahnt, dass sie ihn nicht gehen lassen würden. Und so war es auch. Louarn in seiner unendlich bewundernswerten grenzenlosen Treue, hielt ihn und sprach ihm zu, wie es ein großer Bruder eben so tat. Doch leider war dieses Verhalten absolut fehl am Platze, denn in Calum herrschte augenblicklich eine kalte Leere, wie eine Nacht ohne Morgen. Und Louarns Wärme fühlte sich wie eine Geste an, die er nicht verdiente. Er hatte das Gefühl, der Boden war ihm weggezogen worden. Alte Gewissheiten waren nicht mehr da. Mit Ravens Ankunft wusste Calum schlicht nicht mehr, wozu er überhaupt gut war.
Und was fing man mit einem überflüssigen Werkzeug an?
Louarn wirkte betroffen, aber auch deplatziert hoffnungsvoll nach dieser Offenbarung. Wohingegen Deimos sich in Illusionen flüchtete.
„Ich glaube nicht, dass Caradoc uns verraten hat. Was hätte er davon gehabt?“, sagte er. „Die Römer gingen ein Risiko ein, ihn einzuweihen, wo sie doch sowieso die Feierlichkeiten angreifen wollten. Und selbst wenn, er hätte ihnen mehr und bessere Beute liefern können als unser kleines Samhain-Fest. Es waren ja nicht einmal alle Falken anwesend. Es macht keinen Sinn, Deimos. Caradoc hat uns nicht verraten. Er hat mir diese Worte im Angesicht seines Todes verraten, das wäre doch dumm. Er hätte sich auch im Bruchteil einer Minute eine passende Interpretation für die Prophezeiung ausdenken müssen. Sieh es ein, derjenige, der Recht hat, ist Caradoc.“
Wie Deimos noch an Cathbad glauben konnte… Aber ihn hatte es ja auch nicht getroffen. Ihm hatte man nicht alles weggenommen, was ihn ausgemacht hatte, um ihn durch ein Mädchen zu ersetzen.
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Falke
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02-06-2023, 10:18 PM,
Beitrag #32
RE: Die Hütte von Boduognatus
“Jetzt wartet doch mal“, sagte ich, als doch wie vorhersehbar das Chaos ausbrach. Dunduvan flippte erst aus. Gut, es war ruhig für seine Verhältnisse, aber trotzdem konnte ich aus jedem einzelnen Wort Enttäuschung raushören und einen allgegenwärtigen trotz. Und natürlich reagierte Calum darauf hin trotzig und verbittert. Wann bei Dagdas dickem Hintern war ich zum Vernünftigen und Erwachsenen unserer Runde geworden?
“Ich denke nicht, dass Caradoc absichtlich eine falsche Deutung abgegeben hat. Aber vielleicht hat er sich schlicht geirrt oder einige Dinge falsch verstanden. Und ich sehe jetzt auch nichts an den Worten, das aussagt, dass alles sinnlos ist. Nur, dass es nicht so schnell geht, wie wir vielleicht dachten und mehr von uns abverlangen wird, als wir befürchteten.“ Das war jetzt hauptsächlich, um irgendwie beide Brüder zu beruhigen. Ich persönlich fühlte mich grade alles andere als ruhig. Aber wie ich schon einmal festgestellt hatte, Caradocs Prophezeiungen hatten ihre Schwächen. Ich war sicher vieles, aber kein großer Druide, obwohl er mir das vorhergesagt hatte.

Ich ließ jetzt ganz von Calum ab und wendete mich Dunduvan zu. Ich verstand ja, dass er enttäuscht war. Er war Cathbad so ähnlich. Von uns Brüdern war er ihm wohl immer am nächsten gewesen, hatte am ehesten seine Worte aufgesaugt und an das geglaubt, was er von uns wollte. Natürlich war es für ihn da ein besonderer Stich, zu hören, dass Cathbad sich irrte. Für mich hingegen war es fast sowas wie eine kleine Genugtuung, dass nicht nur immer ich der war, der Fehler machte. Aber das sagte ich Dunduvan jetzt natürlich nicht.Wie meistens stellte ich das, was ich wollte und brauchte, hinten an. Für meine Brüder. Und meine Schwester. Denk nicht darüber nach.
Ich sah Dunduvan einen Moment an und ignorierte den Schmerz, den seine Worte bei mir auch hinterließen. “Du weißt, dass ich dir – jedem von euch! - nie geholfen habe, weil es meine Pflicht war. Ich liebe dich, Bruder, und daran ändert auch keine Prophezeiung was.“ Dann aber runzelte ich die Stirn, weil mir erst jetzt auffiel, was er noch gesagt hatte. “Und was ist mit der Mine geplant?“ Davon hörte ich jetzt grade zum ersten Mal.
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Falke
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02-08-2023, 10:50 AM,
Beitrag #33
RE: Die Hütte von Boduognatus
Cartivel schaute von einem zum anderen.
Zunächst aber musste er etwas klar stellen:
"Kein Druide paktiert mit den Römern - aus welchen Gründen auch immer, Druidenschüler Dunduvan", dröhnte sein Bass:
"Es gibt einige wenige, die in den Priesterdienst der Römer getreten sind. Doch diese haben die Bruderschaft verlassen. Caradoc hat nicht zu ihnen gehört.
Du wirst diese Beschuldigung also sühnen müssen. Ich erlege dir auf: Zehn Sonnenaufgänge sollst du stumm bleiben, damit du lernst, deine Zunge in Zaum zu halten. Jeder Druide muss lernen, seine Gefühle zu beherrschen. Am zehnten Morgen brichst du zu den Heiligen Quellen auf und lässt dir von den Priesterinnen einen Becher Wasser geben. Dann ist diese Strafe aufgehoben"
Seine großen Hände vollführten eine seltsam verschnörkelte Bewegung durch die Luft. Wer die Gabe hatte zu sehen, sah , wie er die Silberfäden, die alles Lebendige auf der Welt verbanden, ergriff und einen davon löste, der zur Erde fiel wie eine lose Spinnenwebe und verschwand; gewöhnliche Menschen aber sahen nur eine rätselhafte Geste.
Er wandte sich an Louarn:
"Auch ich würde gerne erfahren,  wie es Dir auf deiner Mission ergangen ist", sprach er: "Wie entschieden sich bdie Stämme des Nordens?", 
er senkte die Stimme, und sie wurde sanfter, als er dann Calum ansprach:

"Gut gemacht, Druidenschüler Calum. Du hast Caradocs Worte behalten, obwohl es bestimmt nicht einfach war, sich während eines Angriffs der römischen Soldaten auf Gesprochenes zu konzentrieren. Ich muss mich mit den Anderen beraten, welche künftige Vorgehensweise wir aus der Deutung der Prophezeiungen für das hiesige Jahr ziehen. So hört doch:

Saat und Ernte werden ihren Gang gehen.
Doch was Gewissheit war, wird keine mehr sein.
Die Fremden werden Dinge geschehen lassen,
die unser Leben ein für allemal verändern.
Die Welt wandelt sich.

Noch einmal sammeln sich die Falken
im Namen unserer alten Götter.
Ihr Kampf wird viel Leid verursachen.
Er wird über der Erde und unter der Erde geführt.
Doch gibt es Hoffnung.

Ein Kind wird geboren von zweierlei Blut.
Aber dieses ist kein Kind der Gewalt.
In Liebe gezeugt, in Liebe geboren,
wird es wachsen.

Und Cathbad irrte:
Es braucht noch viele Sommer und Winter,
bis das Reich der Römer
sein Ende findet."

Er selbst hatte seine eigenen Gedanken. Ja, die Welt war im Wandel. Die Herren vom Tiber hatten viel Neues nach Albion gebracht. Die Alte Welt der Stämme, der Hütten, der Sommerfeldzüge und der Opfer - man wusste doch, dass man den Göttern für ihre Güte etwas Kostbares geben musste - verblasste langsam und wurde von der Zeit verschlungen. Wie lange würde man noch Samhain feiern? We lange würde die Göttin noch herrschen? Die Neuankömmlinge verhielten sich, als hätte sie keine Mutter geboren. Sie unterwarfen die Frauen durch das, was sie Recht nannten. Wussten sie denn nicht, dass das Recht starr  wie kalter Marmor, die Sitte jedoch flexibel wie weiches Wasser war? Wie konnte man Gesetze in Stein meißeln, die dann immer und für jeden galten? War nicht jeder Fall anders? War nicht jeder Mensch anders? 
Es war nicht so, dass die Druiden keine Kenntnisse von der Welt draußen hatten. Die hatten sie sehr wohl; ihre geheime Schrift war ein verschlüsseltes griechisches Alphabet, und ihre Kontakte reichten lange schon zu anderen Weisen weit im Osten. 
Aber die Römer waren anders. Sie passten ihre Umgebung viel mehr, als es je ein Volk getan hatte, ihrem Willen an, als wäre die ganze Welt ein einziger Lehmklumpen und sie die Töpfer, die sie formten und in ihren Öfen zu Töpferware brannten.
Die Prophezeiung verhieß noch einmal Leid. Durch den Kampf der Falken. WENN sie kämpfen würden.
Und das Kind aus zweierlei Blut. Es musste gar nicht ein einziges Kind sein; es konnte auch für eine ganze Generation von Kindern stehen. Wenn das Ganze einen Sinn ergeben sollte, doch so, dass Kelten und Römer ein Volk werden sollten, da das Römische Reich noch länger bestehen würde. Doch die Deutung war schwierig.

Cartivel hätte sich gewünscht, in einer Zeit zu leben, in der die Welt nicht im Wandel wäre. Aber das konnte sich selbst ein Druide nicht aussuchen. Es blieb nur, dass Beste aus dem zu machen, was das eigene Schicksal bereit hielt:

" Raven und Calum, ihr lebt wie Römer unter Römern, nicht? Und Louarn, was ist das nächste, was Du zu tun vorhast? Wenn euch Cathbad keine Anweisungen gegeben hat, so würde ich euch alle bitten, in Iscalis dort zu bleiben, wo ihr gerade seid. Bleibt unauffällig und haltet euch bedeckt. Ich jedoch reise zurück zu der Bruderschaft. Ich muss mich dringend mit den anderen beraten. Sobald wir einen Entschluss gefasst haben, werden wir euch das wissen lassen. "

Er ahnte schon, dass der Entschluss nicht leicht fallen würde. Cathbad und den Brüdern, die darauf drängten, die Besatzer loszuwerden, würde die Prophezeiung nicht schmecken. Es kam darauf an, welche Seite der Druiden sich durchsetzen würde. Es ging nicht darum, Caradocs Worte anzuzweifeln. Aber sie waren mehrdeutig. Nur eines war eindeutig gewesen: Cathbad hatte sich darin geirrt, dass das Imperium Romanum kurz vor seinem Ende stand.

Dann blickte er noch einmal zu dem großen rothaarigen Louarn, und der zierlichen, anmutigen Raven.

"Und euch beiden möchte ich einen Rat geben", sagte er: "Kein Befehl, nein, nur der Rat eines Mannes, der es gut mit euch meint. Geht euch die nächste Zeit einfach aus dem Weg. Facht das Feuer nicht weiter an, lasst es aus Mangel an Brennstoff ausgehen"
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02-09-2023, 10:35 PM,
Beitrag #34
RE: Die Hütte von Boduognatus
Na großartig! Bevor Dunduvan antworten konnte, belegte Cartivel ihn auch schon mit einem Geis, zu schweigen. “Ich hätte wirklich gerne gewusst, was mit der Mine geplant ist“ brummelte ich leise und kleinlaut. Hätte ich wirklich gewusst. Aber das Urteil war gefallen und durfte nicht angezweifelt werden. Wie ich sowas hasste. Das bisschen Zeit hätte Cartivel schon noch verstreichen lassen können. Aber wer war ich, einen Druiden zu kritisieren? Nein, deshalb tat ich das auch nicht und schmollte nur ganz leise, weil ich jetzt wohl zehn Tage warten musste, ehe mich irgendwer mal aufklärte.

Bevor Cartivel aber noch anfing, auch mich mit Zaubern zu belegen, beantwortete ich lieber seine fragen, auch wenn es da nicht so viel gab, was ich erzählen konnte. Nun, der Norden ist, wie er immer war: uneins. Sie sind sich eigentlich nur alle einig darin, dass es ein großer Fehler war, sich Boudicca damals anzuschließen, weshalb jeder jetzt lieber sein eigenes Süppchen kocht. Manche nehmen auch viel zu gerne das Gold aus Rom, um schweigend über alles hinwegzusehen, was die Römer hier so tun. Wirklich dafür ausgesprochen, Krieg gegen sie zu führen, hat sich niemand, wobei alle ihr Land erbittert verteidigen wollen, sollte Rom zu ihnen kommen. Aber in den Süden marschieren, um sie hier zu vertreiben, fernab der eigenen Höfe und Dörfer? Nein, das wollen sie nicht wirklich. Ich glaube, sie haben uns hier aufgegeben.“ Ich zuckte mit den Schultern und wusste doch auch nicht, was ich dazu sagen sollte. Es war nicht wirklich so, als ob ich etwas falsch gemacht hätte. Außer diese Kleinigkeit mit der Nichte des Anführers der Votadini, an der ich mich vollkommen unschuldig fühlte. Sie war zu mir gekommen und hatte sich zu mir ins Heu gelegt, nicht anders herum, und ich hatte ihr auch gesagt, dass ich nur auf der Durchreise war. Viel mehr konnte ein Mann ja auch nicht tun. Ich hätte sie ja schlecht wegschubsen können.

Er bestimmte dann auch gleich, dass wir in Iscalis bleiben sollten, aber ich hätte ohnehin nicht gewusst, wo ich sonst hingehen hätte sollen. Hier waren meine Brüder – also zwei von ihnen – und ich wollte noch unbedingt mit Raven reden und sie kennenlernen und herausfinden, wie es sein konnte, dass ich eine Schwester hatte. Und… keine Ahnung, ich wollte wissen, was der Traum zu bedeuten hatte, den ich gehabt hatte. Und ob er überhaupt etwas bedeutete.
“Ich hab grade gar nichts vor. Ich werde meinen Brüdern helfen, wenn ich kann. Und ansonsten such ich mir eine Beschäftigung.“ Wie ich es immer tat. Starken Händen mangelte es nie an aufgaben, hatte Caradoc früher oft gesagt. Verdammt, ich vermisste ihn. Ich hoffte, er würde als Vogel zurückkehren, dann könnte ich mich wenigstens mit ihm unterhalten. Naja, irgendwie zumindest.

Als Cartivel dann aber nochmal meinte, mir und Raven irgendwelche Ratschläge geben zu müssen, schaute ich schnell beiseite, weil ich sonst am Ende auch noch einen Zauber abbekommen hätte von ihm. Nein, es gefiel mir ganz und gar nicht, was er da unterstellte. Es war nur ein Kuss gewesen! Mehr nicht! Es war ja nicht so, als ob wir uns wie frisch Vermählte die ganze Zeit anstarren und abschlecken würden. Als ob ich mich nach dem Geschmack ihrer Lippen verzehrte, nach den kleinen Geräuschen, die sie dabei von sich gegeben hatte und dem samtenen Gefühl ihrer Haut, der Süße ihres Atems und dem Gefühl ihres kleinen und doch so starken Körpers in meinen Armen, wie sie gegen mich lehnte und ihre Hände in meinen Nacken gelegt hatte… Ich fühlte die Berührung immer noch. Verdammt, ich würde mit ihr reden müssen. Aber ohne, dass uns alle Augen folgten. Ich hoffte nur, dass sie gleich auch reden wollen würde, dann könnten wir vielleicht ein Stück hinausreiten oder so, damit wir allein wären. Nur sie und ich….
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02-10-2023, 06:11 PM,
Beitrag #35
RE: Die Hütte von Boduognatus
Dunduvan hatte gerade Louarn antworten wollen, der von den Plänen, den Zugang zu den Minen zu zerstören, weil er damals beim Treffen in der Falkenhöhle nicht dabei gewesen war, nichts wusste.
Leider hatte Cartivel ihm seine Worte nicht durchgehen lassen. Er war schneller mit dem geis gewesen als er selbst reagieren konnte. Die Verzauberung saß, und konnte nicht mehr abgewehrt werden. Wenigstens sollte sie nur zehn Tage dauern, dann durfte er sich wieder davon reinigen.
Doch allein schon zwei Tage würde seine Wanderung zu den Heiligen Quellen dauern und zwei ganze Tage wieder zurück. 
Der rotbärtige Cartivel hatte in Dunduvans Augen weder Autorität durch Weisheit noch durch Alter, und schon gar nicht stand er höher als Cathbad.  Dunduvan hatte als guter Schüler nur seinen Meister verteidigen wollen.
Er senkte den Kopf und kochte innerlich vor Wut. Das Blut schoss ihm in den Kopf und rötete seine Haut bis zum Halsansatz seiner Tunika. 
Aufgebracht zog er aus seinem Bündel eine Tabula, denn auch wenn er stumm war wie ein Fisch, konnte er schreiben. Er schrieb Latein, das war prägnanter und schob die Tafel dann rasch Louarn hin. Mit solchem zornigen Schwung, dass sie drohte, vom Tisch zu fallen.-
Cartivel würdigte er keines Blickes.

Ich war vor Monaten in Gallien. 
 Ein paar Getreue schmuggelten Griechisches Feuer.
Es ist in der Falkenhöhle versteckt.
Weder Stein noch Holz widersteht seiner Kraft.
Der Plan ist ein Anschlag auf das Bergwerk.
Dann versiegen die Quellen von Silber und Blei.
Zunächst muss jedoch das Gerücht aufkommen,
dass die Götter von Albion den Römern zürnen.



Er nahm eine zweite Tabula, und sein Griffel bohrte sich in den Wachs:

Die Gerüchte zu verbreiten ist unsere nächste Aufgabe.
Es war geplant, nur den Eingang zu sprengen.
 Ich möchte jedoch den Isca- Fluss in den Stollen zu leiten.
Ich habe Hilfe im Bergwerk selbst.
Auch dort gibt es noch wahre Kelten.

Wenn die Mine unter Wasser steht, 
ist sie für die Römer auf Jahre wertlos.


Dunduvan zögerte er, dann schrieb er:



 Fanal für den Aufstand aller Kelten,
die noch treu sind.
Zeichen des Zornes unserer Götter.


Dunduvan reichte nun seinen Griffel mit der abgeflachten Seite weiter. Louarn musste den Text lesen und sofort ausradieren. Jeder einzelne Satz war schon genug für fünf Kreuze, eines für jeden der Anwesenden hier, sollten die Römer von diesen Plänen je etwas mitbekommen.
Und vermutlich würden nicht nur die Falken und der Druide sterben. 
Auch Cheddar würde sicherlich ganz und gar niedergebrannt, alle Einwohner versklavt und Salz auf den Boden gestreut werden, zum Zeichen dafür, dass hier nie wieder etwas wachsen durfte.
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Falke
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02-10-2023, 06:56 PM,
Beitrag #36
RE: Die Hütte von Boduognatus
Ruhig hörte sie die Weissagung der Druiden zu, sie selbst war ein Teil davon. Als die Jungfrau hatte auch ihr die große Mutter eine Stimme gegeben.

Es lag nicht in der Macht der Priesterinnen ihre Stimmen zu deuten, sondern in der Hand der Druiden. Niemals würde sie bezweifeln was gedeutet wurde und sie keucht fast schon auf als sie Dunduvans Worte hörte.
Wie konnte er nur, ihr wurde schwindlig und sie wollte schon aufspringen. Sicher, nichts war so einfach wie er…oder sie alle… sich gewünscht hatten, doch einfach war nicht immer der richtige Weg.
Wer sagte den das alles verloren sein, alles umsonst.
Der Wille der Götter war oft nicht so deutlich wie der Mensch es sich wünschte, genauso hatten sie Zeit…unendliche Zeit.
Sie setze an um ihm das zu sagen, doch da wiess ihn Cartival schon zurecht und legt ihm eine Strafe auf.
10 Tage schweigen, wenn man ihr das Auferlegen würde, würde sie platzen. In der Zeit ihrer Ausbildung gab es ein Jahr in dem sie ein Schweigegelübte ablegen musste, es war das schwerste was sie je machen musste.

Doch dann wendete sich Cartival auch an den Rest, sie sollten stillhalten und abwarten. Sie sah in die Gesichter ihrer Brüder und erkannte das keiner von ihnen das wirklich verstand…vielleicht noch Calum doch der zweifelte selbst. Vielleicht sollte sie versuchen mit ihm mal zu reden.

Der letzte Satz an sie und Lau ließ sie erstmal schlucken. „Es gibt kein Feuer, Vater. Ich bin eine Jungfrau der Göttin und werde mich ihr weihen.“ Platze es fast schon patzig aus ihr heraus.
Es war nichts passiert, es war an den Saturnalien gewesen, vielleicht hatte sie zu viel Met getrunken…es war noch nicht mal ein halber Becher gewesen…und außerdem war er ihr Bruder und überhaupt nicht ihr Typ, das würde sich niemals wiederholen und überhaupt…Lou würde bestimmt bald ein anders Mädchen treffen.
Warum zog sich bei dem letzten Gedanken jetzt ihr Magen zusammen? War etwas schlechtes im Essen gewesen? Sie sah in die leere Schale vor sich und schob mit dem Löffel etwas letztes Gemüse hin und her.
Energisch legte sie den Löffel auf die Seite.
„Es wird alle so sein wie ihr es wünscht, Vater. Ich werde zu meiner Tante zurückkehren und mich still verhalten.“
Mit einem Auge sah sie nur auf die Tafeln, die Dunduvan Lou reichte, sie kannte den Plan ja schon, und nickte nur Dunduvan zu.
Auch wenn sie seinen Vorwurf nicht für richtig ansah, so konnte sie ihn auch verstehen. Für sie bedeutete die Weissagung nicht das alles verloren sei, nur das es nicht so einfach wie gedacht war.
Namen haben Macht.
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02-10-2023, 07:06 PM,
Beitrag #37
RE: Die Hütte von Boduognatus
Wie Römer unter Römern. Calum verkrampfte sich, als er die Anweisung hörte. Der zornige Klumpen in seiner Brust wog schwer und schmerzhaft.
„Schön“, sagte er abweisend und mied die Blicke des Druiden ebenso wie Deimos, welchen dieser eben stummgeschlagen hatte. „Zurück in die Gosse also, warum nicht, während die Prinzessin wieder in ihren Marmortempel darf.“
Außer Louarn wusste hier noch niemand, dass er beim Schmied untergekommen war. Doch er wollte seine Wut über diese ungleiche Behandlung nicht mehr verbergen. Er konnte es nicht. Stattdessen blickte er seitlich auf die Tafel, welche Louarn zugeschoben worden war und auf welcher Deimos seinen Plan verzeichnete. Er hatte all das ohne ihn auf die Beine gestellt. Vielleicht, weil er gewusst hatte, dass er ihm widersprochen hätte?
„Der Kampf der Falken bringt nur Leid“, rezitierte er die Stelle aus der Prophezeiung. „Du würdest unsere Leute opfern, sie jämmerlich ertrinken lassen, nur um die Römer noch mehr zu reizen? Das kann nicht dein Ernst sein.“
Calum wusste selbst nicht, wann er angefangen hatte, den Kampf in Zweifel zu ziehen. Vielleicht während seiner Zeit in Iscalis. Oder aber erst kürzlich, mit Eintreffen der verhassten Raven. Er wusste nur, dass er außen vor war. Zwischen all den Kriegern und Weisen, wer brauchte da schon einen wie ihn?
„Nun, ich… bin dabei wohl nicht hilfreich“, sagte Calum und fühlte sich merkwürdig besiegt. Entrückt. Es war merkwürdig. Louarn konnte ihm noch so oft beispringen. Es… zählte irgendwie nicht mehr.
„Hört zu, ich… Ich breche sofort auf. Ich kann hier sowieso nichts tun und die Worte Caradocs habe ich euch nun ausgerichtet.“
Calum wandte sich zum Gehen. Er hatte es eilig, von ihnen allen wegzukommen. Bevor ihm Cartivel noch in die Parade fuhr, öffnete er die Tür und schlüpfte hinaus.
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Falke
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02-10-2023, 07:14 PM,
Beitrag #38
RE: Die Hütte von Boduognatus
Raven widersprach Cartivel heftiger, als ich es getan hatte. Und irgendwie versetzte mir dieser kleine Satz einen ungeheuren Stich. Sie würde sich der Göttin weihen. Sie war Priesterin. Sie würde immer Priesterin bleiben. Egal, was zwischen uns gewesen sein mochte, es durfte sich nie wiederholen. Ich wusste das. Und trotzdem tat es weh, von ihr zu hören, dass sie nichts empfunden hatte, als wir uns geküsst hatten und es sich ganz sicher nie wiederholen würde.

Dunduvan fing an, etwas wie wild auf Tafeln zu kritzeln und mir dann rüberzuschieben. Das konnte ja heiter werden! Die erste schlitterte auch gleich mit solcher Wucht zu mir rüber, dass ich sie grade noch so auffangen konnte. Ich traute mich fast nicht, darauf zu schauen, und irgendwie hoffte ich, dass nur wenig draufstehen würde, aber nein, natürlich schrieb Dunduvan sehr viel. Und klein. Und im halbdunkel einer Hütte schwer lesbar.
Ich schaute darauf und versuchte, es zu entziffern. Ich war im Lesen jetzt nicht unbedingt der beste. Oh, ich hatte es gelernt, weil alles andere für Cathbad nicht in Frage gekommen wäre, und es hatte sehr viel Zeit und einige Stockschläge gebraucht, bis ich es soweit konnte, dass es eben keine weiteren Stockschläge deshalb gab. Das hieß aber nicht, dass ich es so gut konnte wie Dunduvan. Nein, ich brauchte Zeit zum Lesen, so dass Dunduvan schon mit dem Schreiben der zweiten tafel fertig war, ehe ich leise vor mich hinmurmelnd mit der ersten fertig war.
Musste er so schwierige Wörter benutzen? Ge-Tre-ue...ich versuchte es nochmal. Achja, das war ein eu… Gut, okay, er wollte das Bergwerk angreifen. In Ordnung. Und irgendwas war in der Falkenhöhle versteckt. Die Sache mit den Gerüchten verstand ich schon nicht mehr, warum das wichtig war, aber das hatte sicherlich Gründe.
Ich legte die erste Tafel hin und nahm die zweite. Noch mehr Informationen, die ich mühevoll entziffern musste. Moment, was? Er wollte den Fluss in die Mine leiten? Wie bei allen Göttern sollte DAS denn gehen? Sollten wir eine Meile weit einen Graben ausheben? Nur wir vier? Äh, fünf, wobei ich nicht wollte, dass Raven so schwer schuften musste. Das wäre falsch.
Ich schaute fragend auf. “Und was ist mit den Sklaven da? Die ertrinken dann doch alle?“ Dunduvan war schlauer als ich, weshalb ich glaubte, dass er schon wissen würde, wie er das anstellen wollte mit dem Fluss. Aber ob er sich auch um die größtenteils Kelten Gedanken machte, die da vielfach gezwungen wurden, dort zu arbeiten, da war ich mir nicht so sicher.
Und auch Calum äußerte sich fast gleich in genau diesem Moment, wenn auch sehr viel mehr Bitterkeit in seinen Worten mitschwang.

Die dritte Tafel hinterließ bei mir schließlich nur noch Fragezeichen. Ich verstand gar nichts, was damit gemeint war, und dementsprechend guckte ich wohl auch, als ich Dunduvan die Tafeln wieder zurückgab. Irgendwie fühlte ich mich dümmer als zuvor. Aber ich musste auch nicht unbedingt alles verstehen, was mein Bruder sich ausdachte.

Calum aber war gerade erst so richtig in Fahrt und verabschiedete sich. “Calum!“ rief ich ihm noch hinterher, aber zu spät, er war weg. Und ich seufzte einmal tief. Ich wünschte mir wirklich, ich könnte ihm helfen, aber ich wusste wirklich nicht, was ich da tun sollte. Ich hatte ja wirklich jetzt alles versucht, aber vielleicht war die Situation gerade zu viel gewesen. Ich sollte ihn in Iscalis noch einmal aufsuchen und mit ihm reden. “Ich red mit ihm“ sagte ich in Dunduvans Richtung. Der durfte ja grade nicht, und ich war mir auch nicht sicher, ob das was bringen würde. Irgendwie hinterließ das grade einen sehr fahlen Geschmack.
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Falke
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02-17-2023, 11:21 AM,
Beitrag #39
RE: Die Hütte von Boduognatus
Cartivels Worte lösten bei jedem jungen Falken etwas anderes aus.
Damit dass Dunduvan vor Wut schier platzen würde, hatte Cartivel gerechnet. Er beachtete ihn nicht weiter. Ein Druidenschüler musste lernen, seine Gefühle zu kontrollieren und einfach auch einmal abzuwarten. Die Werke der Götter waren groß, und sie hatten den längeren Atem. Dunduvan würde zehn Tage schweigen und dann bei den Priesterinnen aus der Heiligen Quelle trinken. Bis dahin hatte er sich hoffentlich besonnen.
Raven jedoch antwortete ihm mit großer Entschiedenheit, dass sie eine Jungfrau der Göttin sei. In ihren großen dunklen Augen lag Aufrichtigkeit. Ach Kind, ich glaube dir alles, was Du dir selbst glaubst, dachte Cartivel. 

Er sagte aber mit einem kleinen Neigen des Kopfes nur: "Priesterin". 
In diesem einzigen Wort lag seine Hochachtung vor dem Willen der Weißen Göttin. Eines ihrer Gesichter war die Jungfrau. Nicht als Schauspiel oder Symbol: SIE war es zuweilen selbst.

 Der junge Calum, der vielleicht Feinfühligste der jungen Männer, wirkte auf den Druiden wie das Gegenteil des Dunduvan Deimos, der wie gesagt  ständig dreinblickte, als wolle er die Welt  zu Asche verbrennen und dann die Asche noch weiter hassen. Was er nach außen trug, schwelte jedoch bei Calum im Verborgenen. So wollte er nun aufbrechen, und seine Verzweiflung stand beinahe fassbar im Raum. Cartivel wollte ihn bitten, dass er sich hinsetzen möge, da war er ihm aber  schon entwischt. 

Der Druide schüttelte bedauernd den Kopf. Die Falken waren eine Familie. Wie in einer richtigen Familie kam es manchmal dazu, dass ein Bruder den anderen übertreffen wollte. Es kam zu Geschwisterzank und Streit, aber das Band der Liebe sollte sie vereinen. 

Einen Moment lang fürchtete er, dass er gerade Zeuge des Zerfalls des Bundes der Falken geworden war. Dann sah er ein anderes Bild vor seinem inneren Auge:

 Die junge Falkin stand als ruhender Pol in der Mitte. Dunduvan und Calum strebten je zu einer Seite hin. Louarn jedoch hielt sie zusammen. Er war derjenige, der einen Kreis aus Licht um sie alle webte.*

" Lebt also wohl, ihr Falken", sprach Cartivel. Die meisten Vorräte ließ er für Boduognatus zurück. Er hatte die bittere Armut des alten Kriegers wohl bemerkt.

Sein Blick fiel nochmals auf Louarn. Der kämpfte mit den Wachstafeln, die Dunduvan wie besessen füllte. Als Calum jedoch hinaus lief, war es der große Rotschopf, der ihm nachgehen wollte. Ja, so war Louarn, er hatte sich nicht getäuscht. 

Als er aus der Hütte hinaus ging, war sein Herz schwer und erleichtert zugleich. 



* Cartivels  inneres Bild von den Falken:

[Bild: Cartivels-Vision-klein.jpg]





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02-17-2023, 04:57 PM,
Beitrag #40
RE: Die Hütte von Boduognatus
Calum war es, der den Einwand einwarf: „Du würdest unsere Leute opfern, sie jämmerlich ertrinken lassen, nur um die Römer noch mehr zu reizen? Das kann nicht dein Ernst sein.“

Dunduvan  runzelte die Stirn. Meinte Calum denn, die Römer würden sich mit guten Worten aus dem Land jagen lassen? Mussten nicht vielleicht Opfer gebracht werden?, hätte er am liebsten geantwortet - aber das konnte er nicht.
Wäre er selbst ein Minensklave gewesen; mit Freude wäre er gestorben, um Rom zu schaden. Doch das war eine Entscheidung, die man immer nur für sich selbst treffen konnte, niemals für andere. Ein römischer General mochte seine Truppen auch gegen ihren Willen in eine Schlacht schicken können. Als Druckmittel hatte er fürchterliche Strafen zur Hand. Die Falken hatten keine Druckmittel, sie waren frei wie ... Falken eben. Das man ihnen half - Boduognatus, Tristram, Erin, Bonni und viele andere, das beruhte auf Freiwilligkeit.

Louarn gab Dunduvan  inzwischen seine Wachstafeln zurück. Etwas irritiert schaute Louarn drein. So viele Gaben er auch mitbekommen hatte, das Lesen gehörte nicht wirklich dazu.

Dunduvan schabte das, was er zuletzt geschrieben hatte  mit dem umgekehrten Griffel fort und schrieb dann:

WIR SPRECHEN, WENN ICH WIEDER REDEN KANN


Das hielt er so hoch, dass es auch Raven noch lesen konnte; sie und Louarn bekamen ein schiefes Grinsen, und er nickte ihnen kurz zu. Er ging nicht fort wie sie, denn er wusste nicht, wohin er hätte gehen können. Boduognatus elende Hütte war das einzige Zuhause, welches er gerade hatte.

Später dachte Dunduvan Deimos noch: Was man von anderen erwartet, muss man selbst bereit sein, zu tragen. 

Das Griechische Feuer entzündete sich eben nicht wie von Zauberhand von alleine. Es war keine Magie, es war Wissenschaft. Es musste an der richtigen Stelle angebracht und mit Wasser aktiviert werden, bis seine Flamme den Fels so weit erhitzte, dass er zerbarst.  Das musste jemand tun, der sich damit auskannte. Und bereit war, dabei draufzugehen.
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Falke
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