Forum

[Nero Traulius Axianus]

Typisch Frischlinge kaum etwas geleiste und schon schnattern sie wie die Gänse dachte der Optio und ging in Richtung Dexter und Rufus. „Na Mädels, darf es eine Liege sein dazu ein Saft? Da ihr beiden Hübschen euch so gerne unterhaltet werde ich euch Gelegenheit dazu geben.“ Am ersten Tag wollte er nicht gleich den Optiostab zum Einsatz bringen, doch einen anhaltenden Denkzettel brauchten sie. Sie mussten lernen, Diziplin einzuhalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Kaum ausgesprochen hatte er einen Lederriemen in der Hand. Spielerich zog er ihn straff, so als ob er prüfe, wie stark er wäre. „Asinius, Lutatius vortreten“, brüllte er plötzlich los. Da sie nun vor ihm standen, ging es weiter. „Gerade stehen, Haltung einnehmen“, damit bückte er sich und band ihre innen zugewandte Beine zusammen. „Das was jetzt für euch kommt nenne ich Dreibeinlaufen. Das dürft ihr jetzt üben. Das schweißt zusammen", kam es noch hämich von ihm. „Sonst noch wer?“ Suchend drehte er sich zu den vier übrigen. „Nein? Dachte ich mir. Ihr dürft zu Brunnen gehen und etwas trinken, anschließen kommt ihr zurück. So Mädels und ich werde euch jetzt auf euren Runden begleiten und los.“

[Lucius Asinius Rufus]

Lucius grinste bis hinter beide Ohren, es sah komisch aus, wie Dexter hinsegelte:

"Die Holzschwerter liegen da hinten auf einem Stapel. Ich denke nicht dass das Feuerholz ist.  Hoffen wir mal, dass sich die Barbaren mehr bewegen und nicht so stur sind als wie unser Terpolius"

Tiro Asinius wollte natürlich nicht, dass sich der Dexter ernsthaft wehgetan hatte, er war nicht boshaft. Er wollte ihm sogar gerade die Hand hinstrecken zum Aufhelfen, da kam der Anschnauzer vom Chefe, der seine Augen echt überall hatte.

Lucius fuhr zusammen und sah aus wie ein gescholtener Knabe, er konnte nicht verhindern, knallrote Ohren zu bekommen, als alle anderen Rekruten zu ihnen hin starrten. Optio Traulius hatte ihr Geplänkel gehört und gedachte wohl, ein Exempel zu statuieren. 

Das war Lucius schon peinlich genug. Doch zu allem Überfluss wurde er auch noch mit einem Bein an Dexters Bein festgeschnürt, als wären sie eine Art Rollbraten. Und Mädels wurden sie genannt, als seien sie ...Mädchen. 

Auch das was sie jetzt tun sollten, Dreibeinlaufen, war ein altes Kinderspiel, das Lucius bestimmt 10 Jahre nicht mehr gespielt hatte. Aber Befehl war Befehl, und so meckerte er nicht, sondern flüsterte Dexter zu:

"Wir müssen uns nur einigen, wann wir losgehen und mit welchem Bein. Links rechts macht keinen Sinn, weil ja dein rechtes mein linkes ist und umgekehrt" Er klopfte auf die zusammengeschnürten Beine: "Das hier ist I  und II ist das jeweils freie. Eins - vorwärts- zwei- das andere. Wir fangen mit Eins an. Alles klar?" Er verdrehte die Augen: "Blödes Spiel, entschuldigung, dass ich dich in diese Lage gebracht habe"

[Aulus Lutatius Dexter]

Da konnte ich ja nur noch da stehen und die Augen verdrehen. Nicht genug, dass der Torfkopp von Terpolius sich nicht bewegte, ich sah da plötzlich ein paar Füße neben mir auftauchen, die mir nicht so wirklich gefielen. Aber nicht genug damit dass der dem die Füße gehörten, der Optio jetzt die macht besaß und so kindisch aneinander zu binden. Heiße Ratschläge gab es dazu noch von Rufus. Was redete der da für einen Blödsinn von, dein Bein ist mein Bein. Dazu kam noch die Drohung von dem Alten, er würde uns begleiten. Nein das hier gefiel mir gerade überhaupt nicht. Ich hörte den guten Ratschlägen meines Kameraden nicht zu und schnaubte: „Red nicht, komm einfach“, machte den ersten Schritt und hatte das Gefühl, als wenn ein Gewicht an mir hinge. Wütend zerrte ich, mit dem Erfolg, es ging nicht weiter, ich wurde in meinem Schwung abgebremst, geriet ins Straucheln und zerrte den armen Rufus mit, dem Boden entgegen.

[Lucius Asinius Rufus]

Da Dexter nicht verstand, was Lucius wollte, sagte der nur: "Wir müssen uns halt absprechen. Wenn wir beide rumzappeln wie an der Leine gefangene Fische, kommen wir keinen Schritt weiter", weiter kam er nicht, denn der Kamerad hatte ihn im Bemühen, vorwärts zu kommen, mitgerissen und wieder kugelten sie am Boden. 

Lucius fand das nicht lustig. Er wusste, die anderen würden feixen, und so schob er den Unterkiefer vor. So ein großer, starker Kerl wie er, der sich nicht auf den Beinen halten konnte:

"Jetzt gleichzeitig, Dexter. ich sag Eins und dann bewegen wir das gefesselte Bein!"
Sie mussten erstmal wieder hoch kommen, und dazu mussten sie sich gegenseitig hochziehen. Lucius streckte dem langen Dexter seine Hand hin:

"Los nimm schon" Wackelig kamen sie auf die Beine: "Und wir fangen GEMEINSAM mit den gefesselten Beinen an. Auf mein Kommando: EINs!"

[Aulus Lutatius Dexter]

Was ist denn plötzlich mit dem los? Mault mich an, kommandiert mich herum. „Seit wann hast du denn hier das sagen?“ Ich konnte nicht anders ich musste es loswerden. Ob es an meiner blöden Lage und das im wörtlichen Sinne war oder weil ich noch nie mit einem Kommandoton gut umgehen konnte wusste ich selber nicht. Aber, es musste einfach raus. Sollte ich jetzt seine Hand nehmen oder meinem inneren Verlangen nachgeben und ihn zu mir runter ziehen. Wenn da nicht dieser Optio gewesen wäre hätte ich zweiteres gewählt, so jedoch ergriff ich mit verbissener Mine die dargebotene Hand. Durch zusammengebissenen Zähne brachte ich mühsam heraus. „Also gut ganz wie du sagst.“ Und wirklich ich konnte nur noch staunen, der Streber hatte recht, es funktionierte auf seiner Art. Zu blöde, würde der jetzt hier der Tonangeber?
Wir hatten schon ein kleines Stück zurückgelegt, als ich plötzlich stehen blieb, ich hatte einfach keine Lust mehr mich hier zum Affen zu machen.

[Lucius Asinius Rufus]

Lucius war nicht so, dass er sich durchsetzen wollte, ganz und gar nicht, und als Dexter ihn fragte, ob er nun das Sagen hatte, meinte er:
"Nee, war nur ein Vorschlag, Alter. Sonst hängen wir hierum bis zu den Griechischen Kalenden*" , doch Dexter lenkte ein und mit .....Eins... Zwei... marschierten sie wie zwei zusammengebundene Hinkel mehr recht als schlecht übers Gelände. Plötzlich blieb der Lange stehen. Es war ihm anzumerken, dass er keinen Bock mehr hatte. Lucius verstand das gut. Er selbst hatte auch keinen mehr. Aber Befehl war Befehl, oder?
Er würde die Schnauze halten, sollte das Kamerad Lutatius dem Optio Traulius erklären, dass ihm grad die Lust abhanden gekommen war.

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* Sim off: Der griechische Kalender kannte keine Kalenden = erster Tag im Monat. Römische Entsprechung des Sankt Nimmerleinstag

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[Nero Traulius Axianus]

Gemächlich schritt der Optio neben den beiden Rekruten her und ließ sie einfach gewähren. Es war einzig ihre Sache wie sie die Aufgabe lösten. Für ihn war aber sicher, wenn die beiden so weiter machten, konnten sie froh sein, wenn sie eine Runde schafften, ehe die anderen zurückkamen.
Dies hier war als Warnschuss für alle gedacht. Sie sollten so mitbekommen, auf der Nase ließ er sich nicht rumtanzen, Diziplin war das oberste Gebot beim Dienst in der Legio.
Und richtig dreiviertel der Runde war geschafft als die ersten eintrudelten. „Nun mal fix, noch nicht mal eine Runde und die anderen sind schon zurück“. Damit ging er zu dem Ausgangspunkt und erwartete alle seine Schützlinge.

[Aulus Lutatius Dexter]

Irgendwie hatten wir es dann bald auch geschafft, unseren Dreibeinlauf. Das allein, wie ich mir eingestehen musste, nur mit der Hilfe von Rufus. Das würde ich aber nicht einfach so zugeben, schließlich war ich es gewohnt , mich alleine und ohne Hilfe durchzuschlagen. Und nun kam hier, so ein verwöhntes Muttersöhnchen und wollte mir sagen wo es lang ging. Nicht mit mir, na gut dieses Mal, doch zur Gewohnheit durfte das keineswegs werden. So kam es das wir uns dann doch in die Reihe unserer Kameraden eingliederte und das, nachdem ich einfach so und natürlich ohne Befehl und Erlaubnis unsere Beine von dem lästigen Lederriemen befreit hatte. Diesen noch in der Hand haltend schaute ich wie alle anderen starr geradeaus und wartete auf die nächste Ansage des Optio.

[Nero Traulius Axianus]

 Optio Taulinus schaute in aller Ruhe die Linie entlang und nahm jeden einzelnen seiner Rekruten ins Visier, räusperte sich und begann.
„Nun solltet ihr euch auch vorstellen. Ich vermute untereinander habt ihr es schon gemacht, doch ich kann die Namen auf meiner Liste keinem zuordnen. Zuerst aber: „Haltung und Ruhe“, erklang es laut.

Ohne abzuwarten ob sein Befehl ausgeführt wurde las er die Namen vor und wartet auf die jeweilige Reaktion.

Lucius Asinius Rufus
Aulus Lutatius Dexte
Numerius Terpolius Caepio
Volusus Tillius Marcellinus
Titus Sabidius Stilo
Potitus Ninnius Laevu

Abermals begann Traulius: „Nun gebe ich euch einiges mit, dass ihr zum Teil nicht nur für eure Ausbildung behalten solltet sondern über eure ganze Militärzeit, falls ihr sie überhaupt durchhaltet. Viele sind schon bei der Grundausbildung gescheitert. Denkt nicht weil ihr das eben so einigermaßen geschafft habt, wäre ich beeindruckt. Außerdem weiß ich nicht ob ihr mit irgend welchen Triks bis zum Fahneneid gekommen seid, doch dies wird sich schon noch zeigen. Meine Augen werden ständig bei euch sein, selbst wenn ihr schlaft. Das ist einfach meine Aufgabe und die nehme ich ernst.

Merkt nun auf. Gibt euch ein älterer oder ranghöherer Soldat einen Befehl führt ihr diesen aus. Egal wie der lautet, ihr habt zu gehorchen.

Wenn ihr einen Vorgesetzten trefft, dann salutiert ihr und grüßt! Grüßen funktioniert folgendermaßen, ihr schlagt euch mit der rechten

Faust auf die linke Brust, streckt sie nach vorn und führt den Arm so schnell es geht zur Seite zurück. Dazu sagt ihr laut und deutlich

'Salve, ...Rang, ….Name!'. Den Rang werdet ihr sehr schnell erkennen, den Namen lasst ihr einfach weg, wenn ihr den Offizier nicht kennt!

Ihr werdet während der Ausbildungszeit keinen Ausgang bekommen, ihr sollt euch schließlich an das Soldatenleben gewöhnen. Ihr bleibt also innerhalb der Castra.

Ihr seid Anfänger, also haltet die Augen offen und lernt, indem ihr euren Kameraden dabei zuschaut, wie sie ihre Sachen machen! Wenn euch etwas unklar ist, dann fragt! Vor einer Frage solltet ihr aber besser nochmal nachdenken.

Zum Schluss noch eine kleiner Rat in eurem Contubernium ist meist der jüngste für das Kochen zuständig, strengt euch an, sonst gibt es übelsten Ärger mit den Kameraden.“

Der Optio machte einen Schritt nach vorne und stieß mit seinem Optiostab Dexter recht unsanft gegen seine Schulter. „Haltung du bist doch kein Sack.

Und nun grüßt ihr mich, Asinius vortreten anfangen.“

[Lucius Asinius Rufus]

Lucius stand stramm wie eine Kerze. Er wollte gerne sein wie der Optio, das war doch ein richtiger Kerl. Nicht so wie die Militärtribunen, die eher solche Schreibtischhengste waren. Das er ihm gemeinsam mit Dexter gleich als geschwätzig aufgefallen war, ging ihm nach. Er wollte gerne beweisen, dass er gut war. 

Da sein Name aufgerufen wurde, trat er einen Schritt vor, nahm Haltung an und schlug sich mit der rechten Faust auf die linke Brust. Dann hob er sie ab und führte den Arm zur Seite: "Salve Optio Traulius", sagte er klar und deutlich. Danach trat er in die Reihe zurück.