04-05-2025, 08:16 PM,
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Ciaran
Zwillingsfalke
  
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RE: Niamhs Hütte
Ich warf dem Vögelchen einen kritischen Seitenblick zu. “Das ist kein Traum. Träume werden von den Göttern geschickt, ob wir wollen oder nicht. Wir haben keinen Einfluss darauf, was wir träumen, was wir sehen, weder auf das Gute, noch auf das schreckliche. Sie versuchen, mit uns zu sprechen, auch wenn die meisten Menschen zu dumm sind, es zu verstehen. Das was du tust, ist dir etwas zu wünschen. Das ist etwas vollkommen anderes als ein Traum.“
Aber so waren auch die meisten Menschen, insbesondere die zerbrechlichen, kleinen Vögelchen: Sie dachten, dass ihre Wünsche das waren, was die Götter auch für sie wollten, auch wenn den Göttern die Wünsche der Menschen vollkommen egal waren. Aber die meisten nahmen sich selbst so ungemein wichtig und dachten, dass ihre Wünsche, sofern sie nur oft genug wiederholt wurden, deshalb zur Wirklichkeit werden mussten und sie ignorierten all das Wissen, das ihnen eigentlich direkt vor die Nase gesetzt wurde, was aber halt nicht zu ihren Wünschen passte.
“Und deine Wünsche auf meinem Bett werden den großen Idioten nicht schneller herbringen. Außer, ich irre mich, und diese Wünsche gelten mir. Für den Fall können sich die Kinder auch eine Weile selbst beschäftigen, falls du darauf hinaus willst?“
Ich hatte nichts dagegen, einer Frau bei der Befriedigung ihrer Triebe zu helfen. Es war entspannend und recht angenehm und für mich keine große Sache. Manche Kerle verloren darüber ihren verstand, für mich war es eher ein netter Zeitvertreib nebenbei.
Falke
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04-08-2025, 01:44 PM,
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Catia
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RE: Niamhs Hütte
"Manchmal träume ich Nachts von dem, was ich mir wünsche", gestand Catia aber eher leise und nun schaute sie Pally etwas verwirrt an. Er hatte so gesprochen, als kenne er sich mit den Göttern gut aus. Daher wollte sie ihm nicht widersprechen, obwohl er doch eigentlich nur ein Eigenbrödler war, der alleine in einer verwahrlosten Hütte wohnte. Allerdings hatte ihn Boduognatus einen weisen Mann genannt:
"Haben die Götter schon mit dir gesprochen?", fragte sie nachdenklich und zupfte an ihrem Haarband.
Pally schlug ihr dann vor, mit ihr zu schlafen. Catia nahm es als freundliches Angebot, da der ganze Mann eben merkwürdig war und sich nicht an Konventionen zu halten schien. Aber da er Pallys Bruder war, lachte sie ihn weder aus, noch wurde sie böse, sondern sie erwiderte: "Nein, danke, meine Wünsche gelten dir nicht. Ich sehne mich nach Louarn. Doch gerade habe ich nur nach einem Fell Ausschau gehalten, welches er mir mitgebracht hatte"
Ihren Unmut erregte etwas ganz anderes:
"Weshalb nennst du Louarn immer einen großen Idioten? Er ist so gut und auch klug. Es mag mir nicht gefallen, wenn du so von ihm sprichst, Pally", wandte sie ganz ernsthaft ein und runzelte sogar ihre Stirn. Wenn Louarns Bruder mit ihr auskommen wollte, und Catia ging davon aus, dass er das wollte, dann sollte er unterlassen, für Louarn solche Bezeichnungen zu verwenden.
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04-09-2025, 01:11 PM,
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Ciaran
Zwillingsfalke
  
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RE: Niamhs Hütte
Ob die Götter mit mir gesprochen haben? Ich kicherte ein wenig, von der frage höchst amüsiert. Dann sah ich sie mit schiefgelegtem Kopf an. “Die Götter sprechen mit allen Menschen, pausenlos. Die meisten weigern sich nur beharrlich, zuzuhören, weil sie die Wahrheit gar nicht wissen wollen.“
Sie spielte mit dem vermaledeiten Zauber an ihrem Haar, und ich konnte sehen, wie ihre Finger dabei stetig am Gewebe der Welt zupften, wenn sie darüberfuhr. Es schüttelte mich leicht, als cih mich davon abwandte. Fürchterliches Ding.
Und natürlich wollte sie nur Sex mit dem großen Idioten, von dem sie nicht wollte, dass ich ihn so nannte. Das hatte sie mir schon einmal gesagt. Ich seufzte leicht, denn für mich war die Sache so schrecklich offensichtlich. “Louarn mag vieles sein: Groß, stark, gutaussehend für die einfacheren Gemüter, aber klug ist er eindeutig nicht. Oder wie nennst du einen Mann, der immer wieder dasselbe tut, dabei aber denkt, dass dieses Mal dann alles anders sein würde als die fünfzig Versuche davor?“ Und MICH nannten sie wahnsinnig! Dabei war nicht ich es, der stur und stumpfsinnig immer auf der Stelle blieb und sich nicht fortentwickelte.
“Aber du bist auch wie die meisten Menschen und willst nur die Dinge sehen, die du sehen willst, und nicht die Wahrheit. Und du willst ihn als Mann sehen, zu dem du aufblicken und den du respektieren kannst, weil du dir sonst eingestehen müsstest, eine schlechte Wahl getroffen zu haben, so unbedeutend sie auch sein mag. Deshalb magst du es nicht, wenn ich die Wahrheit ausspreche.“
Ronan kam zu mir, um mich fest zu umarmen und auf meinen Schoß zu krabbeln, damit er besser an den Gurt mit meinen Messern drankam, den er mit seinen Fingern genau inspizierte. Und natürlich ließ ich ihn, sprach leise mit ihm, welch gute Werkzeuge Messer waren und dass ich ihm beibringen würde, sie richtig einzusetzen, sobald er bereit dafür wäre.
Falke
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04-10-2025, 01:55 PM,
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Catia
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RE: Niamhs Hütte
Oh, Pally warf Catia eine Menge Sachen an den Kopf. Vieles worüber sie in Ruhe nachdenken musste, aber einiges war ganz und gar falsch, das spürte Catia ganz genau, obwohl sie nicht hätte sagen können, an was sie das festmachte:
"Ich sehe die Wahrheit, Pally, ich sehe sie sehr gut. Wenn Louarn kommt, dann klopft mein Herz und die Freude in mir ist so groß, dass ich fast platze. Und wenn ich einschlafe, dann denke ich an ihn. Und wenn ich aufwache, dann ist der Gedanke an ihn, als würde die Sonne scheinen, auch wenn es regnet. Es ist mir gleich, was für eine Wahl er ist und was er in der Vergangenheit getan hat. Er ist gut, Pally, so wie er ist"
Unwillkürlich griff sie nach Ruari. Es reichte schon, dass einer der Zwillinge mit Pallys Messern spielte. Pally flüsterte leise mit Ronan.
Catia hätte fast noch dazu gesagt, dass Pally nur so war, weil er niemanden lieb hatte und vielleicht gar nicht wusste, wie das ging. Jetzt war sie froh, dass sie es nicht gesagt hatte. Denn es stimmte nicht. Pally schien seine Kinder sehr gerne zu haben, er bewies mit ihnen große Geduld und schimpfte nie.
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04-10-2025, 04:10 PM,
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Ciaran
Zwillingsfalke
  
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RE: Niamhs Hütte
Sie war drollig, wie sie sich aufregte, nur weil ich sie nicht mit gnädigen Lügen bedachte. Nur, dass sie Ruari festhielt, gefiel mir weniger. “Lass doch Ruari los. Er kann nichts für deinen Ärger“, sagte ich mit prüfendem Blick auf ihre Hand, die mir da ganz und gar nicht gefiel. Sie hatte kein Recht, meine Kinder zurückzuhalten. Niemand hatte dieses Recht. Wahrscheinlich wurde es bald Zeit, sie zu mir zu nehmen, damit sie lernen konnten, ihr wahres Potential zu entfalten.
“Und du hörst, was du hören willst, weil du verliebt bist. Ich habe dich nicht für deine Wahl kritisiert, auch wenn du gar nicht weißt, was du gewählt hast.“ Wieder legte ich den Kopf schief. Nein, sie war ein unwissendes Vögelchen. Sie wusste nichts von Louarns Vergangenheit, und noch weniger von seiner Zukunft. Sonst würde sie nicht so leichtfertige Dinge sagen.
Ich wandte mich wieder Ronan zu, der eines der Messer nun herausgezogen hatte und mit seinen Fingern befühlte. Ich erklärte ihm, wie er es halten musste, damit er sich nicht schnitt. “Du bist lustig, kleines Vögelchen, weil du das glaubst, was du sagst. Aber bist du dir sicher, dass seine Vergangenheit keine Rolle für dich spielt? Die Frauen, die er verlassen hat, die Herzen, die er gebrochen hat? Die Menschen, die er getötet hat? Spielen keine Rolle? Vielleicht ist er ein Mörder. Vielleicht hat er den Göttern jemanden geopfert, den du liebtest. Oder vielleicht wird er das noch. Vielleicht ist er mit den Druiden im Bunde. Oder mit den Römern, die sie jagen und lebendig verbrennen. Vielleicht hat er dunkle Gaben. Oder vielleicht ist er völlig talentlos. Und das ist dir alles gleich?“ Menschen waren immer schnell mit ihren Versprechungen, aber kaum ein Versprechen war wirklich ehrlich.
Falke
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04-12-2025, 11:48 AM,
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Catia
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RE: Niamhs Hütte
Ruari war an Catia gewöhnt, da sie oft mit den Zwillingen kuschelte; daher hatte er einigermaßen still abgewartet. Doch kaum spürte er ihre Hand nicht mehr, sauste er wie ein kleiner Blitz zu seinem Vater. Wenn Ronan so etwas Interessantes wie Messer ansehen durfte, wollte das auch:
"Ich habe Ruari nicht aus Ärger festgehalten", sagte Catia: "Sondern weil ich dachte, dass du einen von ihnen besser im Auge behalten kannst als alle beide, wenn sie mit gefährlichen Dingen hantieren. Entschuldige, das war nicht böse gemeint"
Sie musste die Zwillinge oft von ihrendetwas abhalten, und das wurde schwieriger, je größer sie wurden. Sie waren enorm findig und schnell. Männer waren da vermutlich nicht so fürsorglich oder besorgt wie Frauen; und ja, bis Herr Owain eingezogen war, war ihr Haushalt ein reiner Frauenhaushalt gewesen. Aber natürlich bekamen alle Jungen irgendwann ein Messer zum Schnitzen und für die Arbeit. Und Pally erklärte nun Ronan, wie er es halten musste, und Ruari hörte ganz konzentriert bei der Lektion ihres Vaters zu. Es war eigentlich ein schönes Bild, fand Catia.
Dann sprach aber Pally weiter über Louarn und malte seine Vergangenheit aus.
Er fragte sie, Catia, ob ihr wirklich alles gleich sei; auch wenn Louarn viele Herzen gebrochen, ein Mörder wäre, ein Druide oder ein Römer oder mit dunklen Gaben gesegnet oder ohne irgendeinen Segen.
Catia wurde es etwas unheimlich zumute, als wolle sich eine Last über ihre Seele schieben, die sie da gar nicht haben wollte. Sie schaute Pally jetzt nicht an, sondern hielt ihr Haarband fest, und dann nach einer Minute antwortete sie leise:
"Die Vergangenheit von Louarn ist mir verborgen", sie hatte freilich die Narben an Louarns Körper gesehen, sie berührt, sogar geküsst. Er hatte ihr gesagt, dass er ein Krieger war und deshalb keine Familie haben wollte. Pally, sein Bruder, wusste vermutlich mehr über Louarns Vergangenheit, doch wenn Louarn ihr nichts erzählte, wollte Catia auch nicht einen anderen ausfragen.
"Und die Zukunft ist noch ungewiss. Wir haben das, was wir gerade haben" Sie sagte nicht "nur", es war kein "nur":
"Aber Pally, hat denn jemand mehr ? Keiner kann doch in der Vergangenheit oder in der Zukunft leben? Nur jetzt", Catia lächelte ein wenig traurig. Ihre Erkenntnis entsprang nicht einer Philosophie, sondern nur ihrer Erfahrung:
"Über meine Mutter gibt es ein Lied, weißt du. Nicht, um sie zu loben, nein, es war, um sie zu verspotten.
...Regat, Regat, warte auf mich,
eines Tages hole ich dich,
kehre froh zu Dir zurück,
dann reicht es für ein großes Glück.....
Es ist nie eingetroffen, dass er zurück gekommen ist zu ihr. Sie hat sich so sehr gesehnt, dass sie daran gestorben ist. Ich will nicht enden wie sie, nein", Catia schüttelte heftig den Kopf.
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04-13-2025, 07:19 PM,
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Ciaran
Zwillingsfalke
  
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Registriert seit: Apr 2023
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RE: Niamhs Hütte
Ruari kam zu mir und hörte genau zu, wie ich Ronan die Messer erklärte. Er war etwas zurückhaltender, während Ronan die Dinge gerne in die Hand nahm. Ich war mir nicht sicher, welche Eigenschaft eher auf einen guten Anführer hinwies. Es war einfach nicht leicht, herauszufinden, wer von beiden zum großen Anführer geboren war. Ich würde also beide unterrichten müssen und hoffen, dass der richtige sich merkte, was ich ihm sagte.
Das Vögelchen entschuldigte sich, was mich aber ehrlicherweise gar nicht interessierte. Wieso hatten die Menschen überhaupt ein Bedürfnis danach? Ich wollte, dass sie Ruari losließ, sie hatte ihn losgelassen. Wozu noch diese völlig überflüssige Feststellung einer Schuld und deren Entsühnung? Menschen waren einfach furchtbar kompliziert und unlogisch. Kein Tier hätte sich dazu herabgelassen, noch mehr nach meiner Zuneigung zu wimmern, nachdem es einen Befehl schon befolgt hatte. Naja, vielleicht der ein oder andere Hund, weshalb ich diese Tiere auch mit gemischten Gefühlen betrachtete.
Was sie sagte, über Louarn und sich zu denken, war lustig. Ich ließ die Jungs wieder spielen, nachdem ihnen meine Messer zu langweilig wurden und herumliegende Körbe und Stöckchen, die man zu Türmchen bauen konnte, interessanter zu sein schienen, und drehte meinen Kopf leicht ihr zu. Ich legte ihn schief, um sie mir genau anzusehen.
“Meiner Erfahrung nach ist den wenigsten Menschen die Vergangenheit wirklich unwichtig. Und wenn man sie zu sehr vergisst, kommt sie aus dem Dunkel hervor, um einen in den Hintern zu beißen. Ich glaube dir, dass du wirklich denkst, was du sagst, sei wahr. Aber ich glaube nicht, dass es der Wahrheit entspricht. Und du wünscht dir auch einige Dinge so sehr, dass du dafür bereit bist, die Wahrheit zu übersehen.“
Wahrscheinlich würde sie jetzt wieder wütend, weil Menschen auf die Wahrheit meistens so reagierten. Ich drehte mich also wieder weg von ihr und widmete mich meinen Söhnen und ihrem Spiel. Louarns Vögelchen war mir nicht wichtig, ich musste sie nicht belehren, und dieser verdammte Zauber hinderte mich auch daran, ihr die letzte, große Wahrheit vor Augen zu führen, wie ich es bei dutzenden anderen, zerbrechlichen, kleinen, blinden Vögelchen schon getan hatte.
Falke
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04-15-2025, 12:41 PM,
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Catia
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RE: Niamhs Hütte
Catia wurde es ein wenig unheimlich zu Mute. Vielleicht war Pally nur ein seltsamer Kauz, doch vielleicht gehörte er auch den Göttern oder den Fay an, so wie das seltsame Menschen zuweilen taten, und sie erlaubten ihm, den Schleier, hinter dem das lag, was noch kommen wollte, mehr zu lüften als gewöhnliche Leute das vermochten. Sie saß eine Weile da, ihre Arme um ihre Knie gelegt und schwieg, während sie den Zwillingen zuschaute, die aus den herumliegenden Stöckchen und Körben ein Bauwerk errichteten, so groß, dass sie selbst hineinrobben konnten.
"Pally, willst du mich etwa vor Louarn warnen?", fragte sie schließlich.
Dann hielt sie nach dem Sonnenstand Ausschau, in dem sie durch die Ritzen der Hütte sah. Würde das Licht trüber werden, würde sie die Jungen nehmen und wieder zurück zu Deirdre gehen.
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