Willkommen im Forum, Bitte Anmelden oder Registrieren

Triclinium | Cena für die neuen Hausherren
04-02-2025, 09:06 PM,
Beitrag #11
RE: Triclinium | Cena für die neuen Hausherren
Götter, was war nur hier los? Mann und Frau schienen sich auch nicht riechen zu können. Oder zeigte Leander durch diese stechenden Blicke seine innige und nie endende Zuneigung? Nun war die Dame wirklich bildhübsch, doch konnte Calum sich, anders als sein Onkel, gerade noch zurückhalten. Musste einem das Verhalten peinlich sein? Er kannte ja alle Römer als maßlos und widerlich, insofern schockte ihn Montanus' Verhalten nicht ansatzweise so sehr wie Nike.
Er entschloss sich, die Sache zu ignorieren. Je weniger er die Finger in diese Büchse der Pandora steckte, desto besser.
"Respektabel aussehen kann ich", sagte Calum gewieft. Eitel wie Fintan war er zwar nicht, aber er fand sich doch durchaus adrett und anziehen konnte er sich auch noch. "Gut, dann gehe ich und werde den Termin möglich machen", sagte er. Die verstaubten alten Knochen bestechen würde schon nicht so schwer sein. Es war nichts, was er nicht bereits hundertmal gemacht hatte.
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
Zitieren
 
04-05-2025, 06:56 AM,
Beitrag #12
RE: Triclinium | Cena für die neuen Hausherren
Die Männer unterhielten sich. Es ging um irgendeinen langweiligen Kram, irgendetwas mit Dokumenten – ich hatte keine Ahnung. Und auch kein Interesse. Doch mein Erscheinen ließ den Dicken, Plautius Montanus, aus dem Gespräch abdriften. Sein Blick blieb an mir haften – unverhohlen und schwer –, und ich konnte ihn unmöglich übersehen. Dennoch ließ ich mir nichts anmerken. Statt mich aus der Ruhe bringen zu lassen, hielt ich seinem Blick mit höflicher Gelassenheit stand.
Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, kühl genug, um Distanz zu wahren, doch freundlich genug, um keine offene Zurückweisung darzustellen.

"Mein Name ist Norbana Orestilla", sagte ich ruhig, als ich mich zu Leander gelegt hatte. Ich ließ mich nicht von Montanus’ überschwänglicher Art anstecken.

Ein Sklave reichte mir einen Becher mit stark verdünntem Wein. Ich nahm einen kleinen Schluck – eine beiläufige Geste, als wäre die Angelegenheit damit bereits abgeschlossen. Doch seine unverhohlene Bewunderung blieb spürbar, und als ich den Becher absetzte, erwartete ich beinahe schon die nächste schmeichelhafte Bemerkung. Sollte sie kommen, würde ich sie mit derselben ruhigen Höflichkeit abtun, mit der ich auch seine erste Frage beantwortet hatte.
Doch bevor Montanus erneut den Mund öffnen konnte, durchschnitt eine andere Stimme die Luft.

"Setz dich besser auf diesen Korbstuhl, bevor du dir erneut den Nacken verspannst", wies Leander mich an. Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Dass er mich nicht mit Zärtlichkeit überschütten würde, war mir klar. Aber diese öffentliche Kühle war schärfer, als ich erwartet hatte.
Ich hielt inne. Mein Gesicht blieb unbewegt, doch in meinem Innersten zog sich etwas zusammen.
Ja, er war wütend auf mich. Das spürte ich jetzt deutlich. Und so ließ er es mich wissen: Er wollte mich nicht an seiner Seite haben, nicht als seine Frau, nicht einmal als Teil dieser Runde.

Das tat weh.

Meine Finger schlossen sich fester um den Becher. Ich zwang mich zu einem Lächeln, elegant und beherrscht, und setzte mich mit anmutiger Selbstverständlichkeit auf den Korbstuhl. Dann strich ich den Saum meiner Tunika glatt, als wäre es von Anfang an so geplant gewesen.
Leander sprach weiter, als wäre ich Luft. Als wäre ich bloß ein hübsches Dekorstück, das zufällig anwesend war. Ich hätte mich gedemütigt fühlen können. Vielleicht hätte ich es auch, wenn ich nicht längst gewusst hätte, dass mein Mann mich für eine Lügnerin hielt.
Aber ich war nun eine römische Matrona. Und eine Matrona ließ sich ihre Gefühle nicht anmerken.
Ich hob das Kinn, ließ den Blick über die Männer schweifen, als berührte mich ihr Gespräch ebenso wenig wie sie sich von meiner Anwesenheit gestört fühlten. Wenn Leander glaubte, er könne mich mit Missachtung bestrafen, dann würde er sich bald wundern.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
Zitieren
 
04-05-2025, 01:34 PM,
Beitrag #13
RE: Triclinium | Cena für die neuen Hausherren
"Norbana Orestila" wiederholte er den Namen von Leanders Frau langsam und genüsslich, als er ihr zuprostete, nachdem sie sich gesetzt hatte. "Ein schöner Name für ein ebenso schönes Wesen, wenn ich das so sagen darf. Ich hoffe, dir gefällt es hier in der Villa, meine Liebe?" Es war eine halbe Frage, da er am liebsten weiterhin mehr mit Orestila geplaudert hatte, die von ihrem Gatten nicht sehr gut behandelt wurde wie Montanus fand. Da ich nichts über die Art der Ehe der beiden wusste, könnte es ja auch sein, dass ihre Eltern das arrangiert hatten gegen deren Willen, da sie nicht verliebt aussahen. Meine eigene Mutter hatte auch mehrfach versucht mich an den Mann - oder besser gesagt die Frau - zu bringen ohne Erfolg.

Mit ein wenig Wehmut wandte der dickliche Ritter sich von Leanders Gattin ab um das Gespräch erneut zu verfolgen. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja diese legalen Angelegenheiten, damit das endlich erledigt war. "Ich habe in der Tat noch nicht um einen Termin angefragt. Wenn du das erledigen könntest, Caelinus, wäre mir das lieb." Dabei fiel mir allerdings ein, dass Caelinus bisher nur ein paar einfache Gewänder hatte. "Ich werde auch Nike losschicken, damit sie einen Schneider organisiert und Stoffe, damit du ordentlich eingekleidet wirst. Unser Paradiesvogel Melestratus ist übrigens ebenso geschickt beim Ankleiden wie beim Zupfen der Lyra. Ein wahres Multitalent und so geschickt mit den Fingern!" plapperte Montanus vor sich hin.

Die Gerüchteküche durch diese Adoption brummte ohnehin schon in der Oberschicht Londiniums und sobald sie final war, würden dem armen Leander wahrscheinlich die Mütter mit ihren heiratsfähigen Töchtern die Bude einrennen. Potentiell schwerreiche Junggesellen, die weder hässlich, dumm noch alt waren, waren immer eine begehrte Mangelware. "Um die Accessoires kannst du dich dann ja selbst kümmern, Caelinus." Sobald der junge Plautier dann ordentlich eingekleidet und ausstaffiert war, würde er bestimmt so manches Herz brechen, denn gut aussehen tat er ja.
[Bild: 15_30_07_23_12_47_47.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
Honoratior von Iscalis
Zitieren
 
04-05-2025, 07:22 PM,
Beitrag #14
RE: Triclinium | Cena für die neuen Hausherren
“Wir sind erst seit einer Stunde überhaupt hier, Montanus. Es gab noch kaum Gelegenheit, die Villa wirklich in Augenschein zu nehmen. Und danke noch einmal für dieses überaus großzügige Geschenk.“ Auch wenn Montanus beinahe der Sabber aus dem Mund lief, wie er Orestilla ansah, war Leander nicht eifersüchtig oder undankbar für die Villa.

Der baldige Caelinus würde sich also um den Termin kümmern, und dann würde alles hoffentlich reibungslos funktionieren. Da Montanus seine Sklavin erwähnte, sah Leander eine gute Gelegenheit, den Fall Hector anzusprechen. “Wo du deine Sklavin gerade erwähnst, Montanus: Mein Sklave Hector begleitet mich schon heute. Vielleicht erinnerst du dich an den Nubier? Er hätte gerne deine Erlaubnis, sich mit Nike zu treffen. Natürlich, sofern sie damit auch einverstanden ist.“ Der Besitzer einer Sklavin musste bei so etwas natürlich immer gefragt werden, da ja auch das Risiko bestand, dass eine Sklavin so schwanger wurde, und nicht alle Menschen wollten gerne ihren Besitz durch Nachwuchs in der Sklavenschaft vermehren oder hatten schon konkrete, andere Pläne für ihre Sklavinnen. Und manche wollten sie auch schlicht für sich selbst und fürchteten gerade Untreue durch Beziehungen außer Haus.

Montanus wollte Nike auch einkaufen schicken, und hätte Orestilla sich nicht so unfassbar benommen und sein vertrauen verspielt, hätte Leander vielleicht die Gelegenheit genutzt. So aber tat er das tunlichst nicht und nahm lieber das Gespräch wieder auf. “Hast du denn schon Pläne, was du mit deinem Stand als baldiger Sohn eines Ritters anfangen willst, Caelinus? Sofern du gleich einen Termin für die Volksversammlung nächste Woche bekommst, stehen dir danach ja dann verschiedene Möglichkeiten offen. Dein Vater könnte auch versuchen, für dich selbst den Ritterring zu kaufen. Wenngleich Titus eher ein Mann der Tat ist und Leistung bevorzugt, ist das nicht ausgeschlossen und du könntest in Rom durchaus auch Karriere machen.“
Zitieren
 
04-06-2025, 07:02 PM,
Beitrag #15
RE: Triclinium | Cena für die neuen Hausherren
Gute Güte, was war in diesem Raum nur los? Die beiden Eheleute wirkten eisiger als der hohe Norden, während seinem Onkel wohl die Hitze zu sehr in die Lenden schoss. Es schien beinahe als sei es mit dem Verstand in seiner Familie nicht weit her. Dennoch sah auch Calum es geboten, der holden Frau seines neuen Cousins ein paar freundliche Worte zu schenken.
"Mich freut es ebenso, dich kennenzulernen", sagte er also mit einem Lächeln und war dabei weitaus dezenter als sein Onkel. Er wusste schon durchaus auch die weibliche Schönheit zu schätzen, doch auch nicht so sehr, dass er die Dame hier gleich vor den Augen seines Verwandten bespringen wollte.
Er war doch froh, dass ihn Leander von dem Schauspiel ablenkte. Vielleicht hatte er sich geirrt in ihm. Er schien jedenfalls der einzige hier, der vernünftige Gespräche zu führen imstande war.
Nun war die Sache mit seinen Plänen natürlich eine Sache, die nicht jeder wissen musste - sofern er sich nicht doch dazu entschloss, mit Pytheas in eine entfernte Provinz zu gehen. Dennoch galt es natürlich, Rollen zu erfüllen, so viel war ihm klar.
"Nun, zunächst einmal sollte ich genug lernen, niemanden in Schwierigkeiten oder Verlegenheit zu bringen", sagte er daher und rief noch einmal allen Anwesenden dezent in Erinnerung, dass er nicht in ihren Kreisen groß geworden war. "Ich wollte nicht Teil dieser Familie werden, um möglichst schnell Reichtum und Macht anzuhäufen. Im Übrigen sehe ich es ebenso wie der Kaiser. Ich bin entschlossen, mich nützlich zu machen und beweisen, dass ich das, was ich bekomme, nicht geschenkt haben will."
[Bild: 1_22_10_22_8_56_52.png]
Falke
[Bild: 3_15_08_22_9_38_19.png]
Zitieren
 
04-15-2025, 09:45 AM,
Beitrag #16
RE: Triclinium | Cena für die neuen Hausherren
Der dickliche Ritter winkte bei der Danksagung nur ab. Die Villa hatte fast zehn Jahre vollkommen leer gestanden und nur seine Mutter und einige weit entfernte Verwandte hatten sie quasi als Raststation hier und da genutzt. Es würde dem zugigen Kasten gut tun mit Leben gefüllt zu werden, denn zum Vergammeln war er eigentlich zu schade. "Kein Dank ist notwendig, Leander." Montanus musste sich beherrschen um nicht immer mal wieder in Richtung von Orestila zu stieren.

"Hector? Ach noch so ein Nubier...als hätte ich nicht genug eigene Nubier." Mit einem Schnaufen drehte der Dicke sich zu seiner Leibdienerin um, die nur schmunzelte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, was den Dicken laut zum Lachen brachte und seine Bäckchen gleich vor Anstrengung durch das Lachen rot färbte. "Na wenn das so ist, will ich meiner Nike und deinem Hector bestimmt nicht im Weg stehen. Von mir aus können sie sich so oft sehen, wie sie wollen in ihrer Freizeit." Das Wort Freizeit betonte der Ritter allerdings mit einem vielsagenden Blick in Richtung Nikes, damit sie nicht ihre Pflichten vernachlässigte beim Anblick des wohlgeratenen Ianitors. 

Die Vorspeisen wurden damit weggeräumt und der erste der Hauptgänge - gebratene Täubchen mit knuspriger Kruste und gefüllt mit Kräutern wie Minze und Salbei sowie klein geschnittenem Wurzelgemüse wurden aufgetragen. Momentan vom Essen abgelenkt, wartete Montanus bis Nike ihm das Essen auf dem Teller zerteilt und vorgelegt hatte, ehe er überraschend manierlich und geziert davon aß und sich dann die Hände und den Mund abwischte, als er fertig war. Herrlich! Das Ganze noch mit leckerem Honigwein hinunterspülen und was wollte man mehr vom Leben. 

"Hast du denn eine Idee, wie und wo du dich nützlich machen möchtest, Caelinus?" fragte ich an meinen baldigen Adoptivsohn gerichtet. "Dein leiblicher Vater war in der Armee. Das wäre keine abwegige Karriere für unseren Zweig der Plautier. Mein Onkel Aulus Plautius war ein einflussreicher General unter Kaiser Claudius und auch mein Bruder hätte es weit gebracht, wenn er nicht verstorben wäre." Nicht dass Ursus ein angenehmer Zeitgenosse gewesen war, aber man konnte sich Verwandtschaft ja auch nur selten aussuchen. "Oder zieht es dich mehr zu intellektuellen Angelegenheiten hin?" Leanders Familienzweig war bekannt für seine Gelehrten und Geld öffnete da viele Türen, da es entsprechende Ausbildungen ermöglichte.
[Bild: 15_30_07_23_12_47_47.png]
[Bild: 3_15_08_22_9_36_30.png]
Honoratior von Iscalis
Zitieren
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste