Forum

[Publius Gabinius Secundus]

Jemand hatte an die Eingangstür geklopft. Da ich gerade in der Nähe war, ging ich hin und öffnete die kleine Tür, die in das Tor eingelassen war:
"Ja?"
Zuerst stand ich auf dem Schlauch. Der Besucher war ein graziler Junge, der eindeutig einer wesentlich südlicheren Erde als der britannischen entstammte. Er war mit einer Kutsche gekommen. Hinter ihm stieg eine junge Frau aus, die gleich zwei winzige Babies trug. Sie war ganz außer Atem; dennoch versuchte sie eine Verbeugung. Ich winkte ab, bevor ihr noch eines wegrutschte, dass sie sich nicht zu verbeugen brauchte.

Dann dämmerte es mir wieder, wer der junge Sklave war, denn er hatte damals seine Herrin begleitet und dass das demzufolge das Kind von Claudia Sabina sein musste. Aber waren es gleich zwei?

"Salve. Ich nehme an, dass dich die edle Claudia Sabina herschickt", begann ich: "Sind es denn Zwillinge geworden?",
ich winkte Rango, damit er schnell Riona, die Kinderfrau oder Sylvana, meiner Frau Leibsklavin, herholte, damit sie weiterhalfen.
Mittlerweile stand auch eine schwere Truhe auf dem Boden. Das war eine Aufgabe für Elfried und Sionn, sie ins Innere des Hofes zu schleppen.

[Nefertem]

Für einen kurzen Augenblick malte sich Nefertem die schrecklichsten Szenen aus. Was war wenn ihnen hier nicht geöffnet werden würde? Wie sollte er denn dann weiter verfahren? Mit dem Neugeborenen, mit der Milchamme und deren Kind? Regelrechte Horrorszenarien geisterten dem Dunkelhaarigen durch den Kopf. Die im nächsten Moment in winzig kleine Teile zersprangen, als sich eine kleine Türe im Tor öffnete und Nefertem ein männliches Gesicht erblicken konnte. Nein, dies war nicht der Junge, den er bereits kennen lernen durfte. Dieser Mann hier war Nefertem fremd. Und so schluckte der Dunkelhaarige vernehmlich. Als er hinter sich Geräusche vernahm, wie die Milchamme aus dem inneren der Kutsche kletterte und sich im nächsten Moment zu verneigen begann. Auch Nefertem blickte in Nikos Richtung und erstarrte, als eines der Kinder bedrohlich in Schieflage geriet. Doch die Milchamme schien alles unter Kontrolle zu haben und keines der Kinder fiel zu Boden oder quäkte erschrocken. So atmete der Sklave tief durch und heftete seinen Blick auf die kleine Türöffnung im Haupttor.

“Salve Dominus. Claudia Sabina schickt mich. Nein, es sind keine Zwillinge geworden.“ Erklärte Nefertem und winkte Niko mit einer kaum wahrnehmbaren Handbewegung näher an das Tor. “Gestatten, Marcus Iulius Cato Minor. Der Sohn meiner ..Domina. Claudia Sabina wünscht, dass ihr Sohn in deinem Haus aufgezogen wird.“ Erklärte Nefertem mit ruhiger Stimme und schielte aus dem Augenwinkel in Richtung des blonden Mannes. Hatte ihn seine Frau über die neuen Vorkommnisse informiert? Wusste er darüber Bescheid? Und in wie weit wusste er Bescheid? Denn dass er hierüber Bescheid wusste, war sonnenklar. Denn sonst hätte er wohl nicht gewusst, dass Nefertem von der edlen Claudia Sabina geschickt worden war. Die schwere Truhe mit den Kindersachen stand mittlerweile neben der Kutsche und Nefertem trat auf den Kutscher zu, um diesem seine Entlohnung auszuzahlen. “Bitte nehme mich gleich wieder mit nach Iscalis.“ Flüsterte der Dunkelhaarige und der Kutscher nickte, während er das Ledersäckchen mit den Münzen sicher unter seiner Jacke verstaute.

Nach diesem kurzen Wortwechsel trat Nefertem abermals an die Porta und somit auch zu der Milchamme, ihrem eigenen Kind und dem frisch geborenen Sohn der Claudia Sabina.

[Fenia]

ich winkte Rango, damit er schnell Riona, die Kinderfrau oder Sylvana, meiner Frau Leibsklavin, herholte, damit sie weiterhalfen.
Mittlerweile stand auch eine schwere Truhe auf dem Boden. Das war eine Aufgabe für Elfried und Sionn, sie ins Innere des Hofes zu schleppen.

Fenia erblickte Rango, der etwas in Eile war. Sie fragte ihn, wohin er denn läuft. Rango blieb stehen und sagte, Herr Gabinius schickte ihn nach Riona oder Sylvana suchen.

"Sylvana und Riona sind mit Kindern zur Quelle gegangen, heute ist ein schöner Tag und sie wollte dort ein Picknick machen." Fenia sah den jungen Knecht fragend an, "Was ist denn passiert, Rango?"

"Es kamen Besucher in einer Kutschte und Sylvana oder Riona sollten helfen", sagte Rango und zeigte auf das Tor.

"Dann gehen wir zum Tor und sehen, wie wir den Besuchen helfen könnten!"

Als sie am Eingangstor ankamen, erkannte Fenia nun, wer die Gäste waren, Stella hat ihr darüber vor kurzem erzählt.
"Herr Gabinius, Sylvana und Riona sind mit Kindern zur Quelle spazieren gegangen, könnte ich womöglich behilflich sein?"

[Publius Gabinius Secundus]

"Huhu Fenia, gut, dass du kommst", sagte ich halb überfordert, halb aber mit einem Lachen, denn die gute Fenia hatte mich noch nie in Stich gelassen, wenn ich sie benötigte. Wie mit Zauberhand war sie zur Stelle und löste alle Probleme; besonders diejenigen, die mit Müttern und deren Nachwuchs zu tun hatten:
"Schau einmal, dieser junge Herr hier hat uns Iulius Cato Minor, dessen Amme und ihr kleines Kind mitgebracht. Wo bringen wir sie unter?"
Ich nahm an, dass die Amme mit den beiden Kleinen zusammen bleiben würde. Sie war eine noch junge, etwas eingeschüchterte Sklavin. Doch sie hatte gelernt; sie verbeugte sich jetzt nicht, sondern neigte nur den Kopf, als Fenia sprach:
"Und wie heißt du, Amme von Cato Minor?" 
Ich schaute Nefertem fragend an, als keine Antwort kam: "Spricht sie kein Latein?"

[Nefertem]

Bei der wahrlichen Entourage die nun urplötzlich an das Tor trat, blickte Nefertem dann doch etwas überrascht. Auch wenn er seine Gesichtszüge im nächsten Moment bereits unter Kontrolle hatte und seinen Blick gen Boden senkte. Wie es sich für einen erzogenen Sklaven gehörte. Jedoch war es die Stimme einer älteren Frau die erklang und Nefertem schielte aus dem Augenwinkel empor. Wer war diese Frau? Sie gehörte offensichtlich diesem Hausstand an. Doch wer war Nefertem dass er sich hierüber weitere Gedanken machen sollte. Er hatte einen Auftrag zu erledigen, nämlich den kleinen Sohn seiner Noch-Domina an eben diesen Ort zu geleiten. “Sie heißt Niko und ist die Milchamme des kleinen Dominus.“ Antwortete Nefertem anstelle der jungen Frau, die wahrlich verschüchtert dreinblickte und kein Wort über ihre Lippen dringen ließ. “Sie versteht ein bisschen Latein. Aber sprechen habe ich sie diese Sprache noch nie gehört.“ Antwortete der Dunkelhaarige ehrlich und blickte zwischen Niko und dem blonden Römer hin- und her. Natürlich unauffällig und unter keinen Umständen allzu starrend. “Niko wird sich um den kleinen Dominus kümmern. Genauso wie sie sich um ihr eigenes Töchterlein kümmern wird.“ Fügte Nefertem an seine zuvor gesprochenen Worte an.

Hinter ihm wurde der Kutscher allmählich unruhig und sogar das zottelige Pony stieß ein Schnauben aus. Ein Geräusch, bei welchem Nefertem einen kurzen Blick über seine Schulter warf. Tonlos seine Lippenbewegung, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde und sich der Kutscher über eine fürstliche Bezahlung freuen durfte.

[Publius Gabinius Secundus]

Ich schaute diese Niko etwas zweifelnd an; uns blieb aber auch nichts erspart. Stella wird sich mit ihr in Griechisch verständigen können, dachte ich. Dass sie ihr Kind dabei hatte, schien mir normal; ich fand es herzlos, Mütter von ihren kleinen Kindern zu trennen, was wir bei unseren eigenen Mägden nie getan hätten, und ich wusste, dass meine Frau genauso dachte.

"Bitte Fenia, bringe du Niko und die beiden Kleinen irgendwo unter, wo sie es bequem und sonnig haben", bat ich sie:
" Du weißt am besten, was eine Mutter alles benötigt. Lass sie dann ausruhen, gib Niko etwas zu essen, und danach führe sie bitte allesamt zu Stella und mir ins Officium"

 Niko war so schüchtern, ich hoffte, dass sie bei der Hausherrin etwas auftauen würde.
Ich lächelte dem jungen Nefertem zu: " Ich danke dir fürs Herbringen. Sage deiner Herrin noch einmal, dass es uns eine Freude und Ehre zugleich ist, ihren Sohn aufzunehmen. Und sie selbst ist uns jederzeit willkommen, wenn sie einmal wieder in Iscalis ist"
Ich wusste ja schon, dass die Claudia nach Londinium verheiratet wurde.

Da der Kutscher immer noch wartete, nahm ich an, dass Nefertem mit ihm zurückfahren würde:
"Gute Heimreise", wünschte ich noch.

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[Fenia]

Fenia hat die Situation rasch erkannt. Herr Gabinius schien völlig überfordert zu sein, der claudische Sklave konnte auch keine Hilfe sein und die Amme, eine dunkle Gestalt, stand wie angewurzelt da und hielt auf jedem Arm ein Kind. Wenigstens haben Sionn und der alte Elfried die schweren Truhen ins Innere des Hofes getragen.

"Gut, Herr Gabinius, ich werde mich um die Sklavin und die Kinder kümmern und sie zuerst ins große Gästezimmer gebracht, das für sie bereits eingerichtet wurde, dann werden wir weiter sehen..."

Fenia näherte sich der Sklavin und zeigte ihr mit einer Geste, dass sie ihr folgen sollte: "Komm, Mädchen, es wird alles gut", die Amme nickte, also hat sie verstanden, was die Keltin sagte und ging langsam hinter Fenia her.


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