Willkommen im Forum, Bitte Anmelden oder Registrieren

Convivium publicum zu Saturnalia
01-05-2025, 05:56 PM,
Beitrag #11
RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Mit einem leuchten in den Augen zog Cassia Nicander einfach hinter sich her. Der Ältere musste ihr wohl oder übel folgen, wollte er nicht stolpern. Bei Bran angekommen ließ Cassia die Hand ihres einstigen Dominus sogleich los und suchte den Blick des ungefähr Gleichaltrigen. Ihre Wangen waren noch immer zart gerötet und ihre Augen leuchteten weiterhin in diesem sanften Schimmer.

“Bran? Das ist Nicander.“

Stellte Cassia den Älteren ihrem Freund vor. Während sie auf Bran zutrat und ihm sachte in die Seite stubbste. Er sollte lieb und nett sein. Sie wollte doch, dass sich Bran und Nicander verstanden. Als Bran dann erklärte, dass er nicht mehr tanzen wollte, sondern lieber woanders hingehen wollte, blickte Cassia sehr verdutzt drein. Wie bitte?

“Du ..magst nicht mehr tanzen? Oh…“

Murmelte die junge Sklavin mit leiser Stimme und versuchte sich einen Reim auf Brans merkwürdiges Verhalten zu machen. Konnte dies etwa mit dem Erscheinen Nicanders zu tun haben? Aber wieso?

“Was ist los mit dir Bran? Wieso bist du auf einmal so ..komisch.“

Ja, k o m i s c h war das richtige Wort, mit dem sie das Verhalten Brans beschreiben konnte.

“Dann lass uns woanders hingehen Bran.“

Schmunzelte die junge Sklavin und griff im selben Moment nach den Händen des ungefähr gleichaltrigen Sklaven. Nicander warf Cassia einen raschen Blick aus dem Augenwinkel entgegen. Er würde es doch verstehen, oder?
Zitieren
 
01-07-2025, 10:56 AM,
Beitrag #12
RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Cassia führte mich zu dem schlaksigen Jungen, den sie Bran nannte. Er war, weiß, sommersprossig und rotblond wie er war,  offensichtlich ein Gewächs dieser Erde. Aber seine Haltung verriet mir, dass er mir nicht gewogen war. Oh nein, grüngesichtige Eifersucht hatte seine Krallen in ihn geschlagen. Er war offensichtlich Cassias neuer Freund, und er hielt mich für eine aus den Tiefen des Tartaros aufgetauchte Konkurrenz.
"Salve Bran!", sagte ich freundlich ungeachtet seines düsteren Blicks und dass er möglichst schnell von mir wegstreben wollte. Cassia wollte übrigens mit ihm gemeinsam streben. Sie mochte ihn. Also mochte ich seine Bedenken zerstreuen:
"Verzeihe mir, dass ich Cassia so überschwenglich begrüßt habe, Bran. Doch wir wurden gemeinsam verkauft und das verbindet uns. Sie ist für mich wie eine jüngere Schwester, die ich nie hatte, und ich habe sie lange nicht mehr gesehen und mir Sorgen gemacht. 
Wo hast du gesteckt, Cassia? - das wollt ich gerne erfahren.
Ich plante aber keineswegs,  euren Tanz zu unterbrechen. So gehe ich gleich,  und ihr bleibt hier!"
Wie gesagt, ich wünschte den beiden kleinen Turteltäubchen nur das Beste.
"Domina Orestilla denkt gewiss noch an dich, Cassia. Sie ist jedoch nicht hier. Ich wollte ihr nur rasch ein Geschenk kaufen und dann wieder heimwärts", jetzt zwinkerte ich Cassia zu:
"Mal sehen, ob sie mich in ihr Gewand kleidet und im Gegenzug meine Tunika anzieht. Wenn schon Tausch der Rollen, dann richtig, nicht wahr?"
[Bild: 1_26_01_24_4_43_25.jpeg]
[Bild: 3_15_08_22_9_43_44.png]
"Scheinsklave" Numerius Norbanus Paullus
Zitieren
 
01-07-2025, 11:56 PM,
Beitrag #13
RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Die Stadt war ein einziges Fest. Überall erstrahlten Lichter, die Straßen waren erfüllt von Gelächter und Musik. Der Duft von Gewürzwein und gerösteten Nüssen hing in der Luft, und das bunte Treiben der Saturnalien ließ die gewohnte Ordnung der Welt für einen Moment vergessen. Ich zog meinen Mantel fester um mich, während ich die Straßen entlangschlenderte und nach Nicander Ausschau hielt.
 
Ich sehnte mich danach, einen Teil dieses Festes mit ihm zu teilen. Es war die einzige Zeit im Jahr, in der wir alle für einen Moment die Rolle wechseln konnten. Sklaven und Herren, die an diesem Tag die Masken der Gesellschaft ablegten, um sich in ein Theater der Freiheit zu verwandeln.
Ich ging an einem Stand vorbei, wo vergoldete Nüsse und kleine Statuen angeboten wurden. Vielleicht war Nicander hier auch vorbei gekommen. Ich betrachtete die Waren, doch er war nicht zu finden. Ich zog weiter, suchte die Gesichter der Menschen ab, die in den Straßen tanzten und lachten.
Wieder blieb ich blieb stehen, als mein Blick auf eine Gruppe junger Frauen fiel, die den „Tanz der Jungfrauen“ aufführten. Ihre Füße flogen leicht über das Pflaster, und ich konnte nicht anders, als ihnen einen Moment lang zuzusehen. Die Freude in ihren Bewegungen war ansteckend, doch ich hatte einen anderen Blick auf die Menge. Ich suchte nach Nicander.
Und dann sah ich ihn. Am Rand der Tanzenden stand er, die Augen auf den Tanz gerichtet, in den Händen eine kleine Statue. "Nicander!" rief ich, und lief auf ihn zu.
"Da bist du ja! Ich habe dich gesucht", rief ich, als er sich zu mir umdrehte. " … denn ich wollte den Tag mit dir teilen." 
Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, und ich spürte eine unbändige Vorfreude auf die Stunden, die wir miteinander verbringen würden. Kein Moment lang zögerte ich daran zu glauben, dass  er sich nicht auch danach sehnte. Erst als ich näher trat, bemerkte ich, dass er nicht allein war. Bei ihm standen ein Junge und ein Mädchen.


Und dann sah ich es – es war kein unbekanntes Mädchen. Es war Cassia! Die dunklen Locken, das zarte Gesicht – sie hatte sich kaum verändert. Mein Herz setzte einen Moment lang aus. "Cassia?", flüsterte ich, mehr zu mir selbst als zu ihr.
Ich trat sofort auf sie zu und wollte sie in meine Arme ziehen. "Cassia, es ist so schön, dich wiederzusehen! Geht es dir gut?"

[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
Zitieren
 
Gestern, 03:42 PM,
Beitrag #14
RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Ja, Schwester, das kann ich mir schon denken, erst Schwester, und dann dort ein Küsschen und hier und dann mehr, das kenne ich doch,  wollte ich dem Nicanderling höhnisch entgegen rufen. Aber da tauchte noch eine junge Frau auf, eine Römerin. Sie war, weil ja Saturnalia waren, nicht vornehm angezogen, aber sie hatte Nicander gesucht. Und der Nicanderling sah ziemlich  von ihr hingerissen aus. Mir kam es sehr recht, wenn die die Freundin von Nicander wäre. Dann würde ihn Cassia nicht mehr wollen.
Doch erstaunte es mich, dass sie gleich nach Cassia fragte. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war bestimmt die Domina, der wo Cassia früher gehört hatte.
Also konnte sie leider nicht die Freundin vom Nicanderling sein. Mist! Doch sie konnte ja nix dafür. Sie sah nett aus. 
Ich stellte mich neben Cassia und lächelte die Römerin freundlich an:
"Io Saturnalia!" , wünschte ich der fremden jungen Frau. Hoffentlich belaberte sie Cassia nicht zu lange.
Zitieren
 
Gestern, 06:21 PM,
Beitrag #15
RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen lauschte Cassia den Worten ihres einstigen Dominus. Wie sich Nicander Bran zu erklären begann, dass er in ihr eine jüngere Schwester sah und das er sich um sie Sorgen gemacht hatte. Bei diesen Worten spürte Cassia wie ihr die Röte in die Wangen stieg und sie sich verlegen auf ihre Unterlippe biss.


“Wo ich gesteckt habe? Ich.. ähm.. befinde mich die meiste Zeit an der Seite meiner jungen Domina. Ich bin sozusagen Furia Saturninas Kindermädchen und Spielgefährtin. Und weiche ihr kaum von der Seite.“

Erklärte Cassia auf die fragenden Worte des Schauspielers und blickte noch immer zu Nicander empor. Oh wie hatte sie ihn vermisst. Doch nicht so wie man eine liebende Person vermisst. Nein, dieses sehnen hatte einen gänzlich anderen Ursprung.

“Nein Nicander. Du darfst noch nicht gehen. Wir können doch zu dritt tanzen. Oh bitte.“

Sprudelte es nun mit einem leuchten in den Augen über Cassias Lippen, als sie zwischen den beiden Männern hin- und her blickte. Wobei Nicander als vollwertiger Mann galt und Bran? Sein Gesicht hatte noch die kindliche Unschuld, die Cassia so lieb gewonnen hatte. Zart lächelte die zimthaarige Cassia den blonden Bran an und spürte wie sie nur noch stärker errötete. Wie doof aber auch. Schon wollte Cassia Bran und Nicander zum Tanz auffordern, da erschien ..Norbana Orestilla. Sie stürzte regelrecht auf Nicander zu, als hätte sie sich mit dem Schauspieler hier verabredet. Oh? Grinsend linste Cassia auch schon zwischen der jungen Römerin und Nicander hin- und her. Norbana Orestilla wollte also den Tag mit Nicander verbringen? Was hatte Cassia denn noch alles verpasst, seitdem sie als Sklavin in der furischen Villa Dienst tat?

Doch noch bevor sich Cassia weitere Gedanken darüber machen konnte, war es die Stimme ihrer einstigen Domina die mit einem zarten flüstern erklang. Norbana Orestilla erinnerte sich also noch an sie?

“Domina. Norbana Orestilla.“

Quietschte Cassia regelrecht und hüpfte der jungen Römerin beinahe in die Arme. Schluchzend barg sie ihr Gesicht an der jungen Römerin, ungeachtet der Tatsache, dass ihre Tränen den Stoff ihrer Kleidung durchweichen würden. Als Norbana Orestilla dann jedoch wissen wollte, ob es ihr gut ging, löste sich Cassia etwas widerstrebend von ihr und wischte sich schniefend über ihre Augen. In diesem Moment stellte sich Bran an ihre Seite und Cassias Finger verschränkten sich unauffällig mit denen des jungen Sklaven. Wie sollte sie auf die Frage der jungen Römerin reagieren? Sie durfte nichts schlechtes über ihren Dominus sagen. Denn abermals bestraft werden wollte sie nicht.

“Dominus Furius Saturninus ist ein viel beschäftigter Mann. Er ist.. ich sehe ihn kaum.“
Zitieren
 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 7 Gast/Gäste