Die Kutsche fuhr in einem angenehmen Tempo die römische Straße entlang. Zu beiden Seiten des Weges standen einzelne Bäume und Gerwina betrachtete die herbstliche Farbenpracht, die in den Sonnenstrahlen golden leuchtete. Das Wetter war herrlich, keine Wolke am Himmel und Gerwina freute sich über diese Reise und fühlte sich wohl. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, wo der keltische Fürst auf sie wartete, das hat er ihr geschrieben und seine betörenden Worte kannte sie bereits auswendig. Aber waren diese Worte auch aufrichtig? Dabei dachte sie daran, was ihr Bruder über
die Gepflogenheiten der Kelten erzählt hatte und das bereitete ihr immer noch Unbehagen. Sie zuckte mit den Schultern und ließ diese unangenehmen Gedanken mit dem Wind, der gerade etwas frischer wurde, fortwehen. Die junge Frau schloss die Augen und lauschte dem Gesang der Vögel zu und versuchte ihre Botschaft zu erraten.
Sie dachte lieber an ihre Unterhaltung in der Bibliothek, sie wollten sich besser kennenlernen und das hatte Gerwina auch vor. Und vor allem an seine blauen Augen, die ihr manchmal den Schlaf raubten und summte ihr Lied:
"Mit deinen blauen Augen
Sahst du mich lieblich an,
Da wird mir so träumend zu Sinne,
Daß ich nicht sprechen kann.
An deine blauen Augen
Gedenk ich allerwärts; -
Ein Meer von blauen Gedanken
Ergießt sich über mein Herz."*
*Heinrich Heine.
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